Make or Buy

Stelle Dir einmal vor, Du bist Unternehmer*in und gründest ein T-Shirt Label. Eine zentrale Frage schon bei Unternehmensgründung ist, ob Du die T-Shirts selbst produzierst oder dafür mit einem externen Hersteller zusammenarbeitest, der diesen Arbeitsschritt für Dich übernimmt. Dabei musst Du nicht nur hinterfragen, wie viel Expertise Du in diesem Bereich hast, sondern auch, welche Ressourcen Dir dazu zur Verfügung stehen und ob Du es Dir überhaupt leisten kannst. Dieses Dilemma wird in der Betriebswirtschaftslehre als Make or Buy Entscheidung bezeichnet.

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    In dieser Erklärung lernst Du, was die Make or Buy Analyse ist und welche Vor- und Nachteile beide Seiten mit sich bringen. Außerdem erfährst Du, wie die Make or Buy Entscheidung rechnerisch gefällt werden kann, welche Formeln dazu benötigt werden und wie die Entscheidungsmatrix dabei Abhilfe schaffen kann.

    Make or Buy Analyse

    Was hat es genau mit der Make or Buy Analyse oder Entscheidung zu tun? Zunächst lernst Du einige grundlegende Begriffe dieses Phänomens kennen.

    Make or Buy Definition

    Die Make or Buy Entscheidung beschreibt in der Betriebswirtschaft die Überlegungen eines Unternehmens, ob es ein Produkt selbst fertigen (make) oder einkaufen (buy) soll. Dabei spielen insbesondere finanzielle, organisatorische, technische und durch Ressourcen bedingte Faktoren eine Rolle.

    Das Unternehmen muss dabei also zwischen Fremdbezug oder Eigenfertigung wählen. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen Wort make, was in diesem Fall herstellen oder fertigen bedeutet und buy, was sich auf den Einkauf bezieht.

    Der Begriff selbst gehört innerhalb des Unternehmens zur Beschaffungsplanung und gehört damit zum Supply-Chain-Management. Wie ein Unternehmen diese Entscheidung zu treffen hat, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, die Dir später näher erklärt werden.

    Um den Begriff besser einordnen zu können, kannst Du Dir noch einmal die Artikel zu Beschaffungsplanung und zum Supply-Chain-Management durchlesen.

    Als Gründer*in des T-Shirt Labels musst Du die Entscheidung treffen, ob Du die T-Shirts für Dein Unternehmen selbst produzieren (make) oder fremdfertigen und beschaffen (buy) wirst. Du kennst Dich mit der Fertigung von T-Shirts leider wenig aus und hast weder das Personal noch Materialien und Ausstattung zur Produktion. Zudem ist Dein Budget aktuell beschränkt. Aus diesem Grund entscheidest Du dich, die T-Shirts von einem externen Hersteller fertigen zu lassen und einzukaufen.

    Make or Buy Vor- und Nachteile

    Wie soll sich ein Unternehmen also entscheiden? Beide Formen bringen ihre Vor- und Nachteile mit sich, welche für das Unternehmen und seine Umstände individuell abgewägt werden sollten. Hier findest Du ein paar Vor- und Nachteile der Eigenfertigung (make) und des Fremdbezugs, also des Einkaufs von Waren (buy):

    Vorteile der EigenfertigungNachteile der Eigenfertigung

    Kostenreduktion durch kürzere Transportwege, geringeren logistischen Aufwand und weniger eingesetzte Ressourcen

    Fehlendes Fachwissen, welches sich zuerst angeeignet werden muss

    Unabhängigkeit und Schutz vor Imageschäden, die durch externe verursacht werden können

    Große Anfangsinvestitionen in Materialien, Produktionsmaschinen etc.

    Wettbewerbsvorteil

    besser mit anderen Unternehmensprozessen koordinierbar

    Möglichkeit zum Lernen

    Schutz von Betriebsgeheimnissen

    Größere Flexibilität bei Koordination und Planung

    Besonders die Unabhängigkeit von externen Dienstleistern und der dadurch erlangte Schutz vor möglichen Imageschäden ist meist der Hauptgrund, weshalb sich Unternehmen für Eigenfertigung entscheiden. Die ist allerdings nur dann machbar, wenn die relativ hohen anfänglichen Investitionen gestemmt werden.

    Vorteile der FremdfertigungNachteile der Fremdfertigung
    Geringere Fixkosten durch weniger Energie-, Lager- und WartungskostenOffenlegung von Betriebsgeheimnissen
    SteuervorteileGefahr des Abwerbens von Mitarbeitern
    Fokus auf Kerngeschäft und -kompetenzenStarke Abhängigkeit von Lieferanten
    Auslagerung von Risiken an LieferantenGesteigerter Koordinationsaufwand und weniger Flexibilität

    Bei der Fremdfertigung ist insbesondere die Kostenreduktion der attraktivste Vorteil für Unternehmen: Fixkosten können somit im Laufe der Zeit in variable Kosten umgewandelt werden, da diese Kostenstellen nun nicht mehr von Dauer sind. Jedoch entsteht dadurch eine hohe Abhängigkeit vom Lieferanten und dessen Schwierigkeiten, etwa bei der Lieferung. Diese übertragen sich genauso auf das Produkt beziehende Unternehmen.

    Durch ein genaues Betrachten beider Seiten kann ein Unternehmen für seine individuelle Situation abwägen, welche Variante auf lange Sicht profitabler ist.

    Make or Buy Dienstleistung

    Auch wenn im Kontext von Make or Buy überwiegend von Produkten und Gütern die Rede ist, kann das Prinzip genauso auf Dienstleistungen angewendet werden. Hier können ebenso einzelne Teile der Dienstleistungen an externe Partner ausgelagert werden, etwa wenn dieser mehr Expertise in einem Gebiet hat.

    Ein anschauliches Beispiel für Make or Buy im Dienstleistungssektor sind Reiseveranstalter. Stelle Dir einmal einen großen deutschen Reiseveranstalter vor, welcher Pauschalreisen in eine Vielzahl von Ländern verkauft. Da es einen großen logistischen und finanziellen Aufwand bedeuten würde, an jedem einzelnen dieser Reiseziele Mitarbeiter des Unternehmens zu positionieren, welche einzelne Dienstleistungen der Reise, wie Hoteltransfers, übernimmt, wird dies überwiegend an externe Partner ausgelagert. Dies hat vor allem den Grund, dass sich lokale Dienstleister in der Region besser auskennen und somit die Gäste einfacher von A nach B transportieren und darüber hinaus beraten können.

    Make or Buy Entscheidung

    Du hast nun die grundlegenden Fakten zu Make or Buy gelernt - doch wie treffen Unternehmen solche Entscheidungen genau? In der Realität ist diese Entscheidung weitaus komplexer. Neben den genannten Vor- und Nachteilen gibt es auch einen strategischen und mathematischen Ansatz, um für das Unternehmen die beste Wahl zu treffen. Du lernst jetzt die Make or Buy Rechnung mitsamt ihrer Formel und Entscheidungsmatrix kennen.

    Make or Buy Rechnung

    Natürlich kann die Make or Buy Entscheidung auch rechnerisch getroffen werden. Dafür werden die Gesamtkosten beider Varianten verglichen: Zunächst werden hierfür die Kosten für die Eigenfertigung berechnet und diese dann den Kosten gegenübergestellt, die entstehen würden, wenn dasselbe Produkt von einem externen Partner produziert werden würde. Hierbei ist ein Vergleich der Stückkosten oder der Gesamtmenge möglich. Letztlich entscheidet sich das Unternehmen für die Variante, die günstiger ausfällt.

    Die Kosten für den Fremdbezug werden in der Regel vom Lieferanten berechnet und dem beziehenden Unternehmen in Form eines Kostenvoranschlages mitgeteilt. Somit muss das Unternehmen diesen Betrag mit den selbst errechneten Eigenfertigungskosten vergleichen.

    Insgesamt sind die folgenden Komponenten zur Berechnung notwendig:

    • variable Kosten

    • Fixkosten

    • Kalkulatorische Kosten, bestehend aus

      • kalkulatorische Abschreibungen

      • kalkulatorische Zinsen

    Auffrischung gefällig? Du kannst Dir die Erklärungen zu den variablen Kosten, Fixkosten und den kalkulatorischen Kosten hier noch einmal durchlesen.

    Für dein T-Shirt Label vergleichst Du nun einmal die Kosten für die Fremd- und Eigenfertigung:

    Dein bevorzugter externer Produzent hat Dir einen Kostenvoranschlag in Höhe von 9.000 € für 1000 T-Shirts zukommen lassen, in dem er bereits alle Kosten einkalkuliert hat.

    Um Deine Eigenfertigungskosten zu errechnen, liegen Dir folgende Werte vor:

    Fixkosten: 8.000 €

    Variable Kosten: 3.000 €

    Die kalkulatorischen Kosten müssen von Dir im nächsten Schritt ermittelt werden.

    Make or Buy Formel

    Um die Eigenfertigung zu berechnen, ist es zunächst wichtig, die Anschaffungskosten, etwa von Maschinen, Fertigungsanlagen oder Material zu kennen. Diese errechnen sich durch:

    Anschaffungskosten = Anschaffungspreis - Rabatte und Skonti + Anschaffungsnebenkosten

    Die Anschaffungsnebenkosten bezeichnen dabei alle zusätzlichen Kosten, die aufzuwenden sind, damit die angeschafften Güter betriebsbereit sind.

    Für die kalkulatorischen Kosten gelten darauf basierend die folgenden Formeln:

    \begin{align} \begin{array}{c}\small\text{Kalkulatorische Abschreibung}=\,\small\dfrac{\text{Wiederbeschaffungswert}}{\text{Stückzahl während der Nutzungsdauer}}\cdot \text{Stückzahl in der entsprechenden Periode}\\ \\ \small\text{Kalkulatorische Zinsen}=\,\small \text{Wiederbeschaffungskosten} \cdot \text{Zinssatz in %}\end{array}\end{align}

    Für die Berechnung der Eigenfertigungskosten werden nun all diese Kosten addiert:

    Eigenfertigung= variable Kosten + Fixkosten + kalkulatorische Abschreibungen + kalkulatorische Zinsen

    Diese Formel beschreibt die Gesamtkosten für die Eigenfertigung. Um die Eigenfertigungskosten pro Stück zu erhalten, muss dieser Betrag durch die Stückzahl der produzierten Güter oder Dienstleistungen dividiert werden.

    Zur Ermittlung Deiner kalkulatorischen Kosten und den Gesamtkosten für die Eigenfertigung gehst Du nun folgendermaßen vor:

    Nach einem Rabatt von 10 % hast Du die benötigten Fertigungsanlagen für 7.200 € gekauft, die Anschaffungsnebenkosten belaufen sich dabei auf 400 €.

    Die Anschaffungskosten betragen also

    8.000 € - 10 % +700 € = 7.600 €

    Die kalkulatorische Abschreibung kann nun für die Stückzahl 1.000 berechnet werden:

    (7.600 €/ 100.000) x 1.000 = 76 €

    Die kalkulatorischen Zinsen betragen dabei mit dem festgelegten Zinssatz

    7.600 € x 5 % = 380 €

    Die Eigenfertigung kostet das Unternehmen also insgesamt

    3.000 € + 8.000 € + 76 € + 380 € = 11.456 €

    Die Eigenfertigung ist somit im Vergleich zur Fremdfertigung 2.456 € teurer, sodass es aus Kostensicht für dein Label günstiger wäre, die T-Shirts vom externen Partner fertigen zu lassen.

    Make or Buy Entscheidungsmatrix

    Ein Unternehmen hat also zusammengefasst mehrere Möglichkeiten, um eine Entscheidung in der Make or Buy Analyse zu treffen: Zum einen kann es diese Entscheidung rechnerisch treffen, indem Angebote von potenziellen Lieferanten mit den selbst errechneten Kosten für die Eigenfertigung verglichen werden. Andererseits kann das Unternehmen die verschiedenen Faktoren wie finanzielle oder organisatorische Aspekte manuell analysieren und entsprechende Überlegungen anstellen.

    Grafisch kann das Ganze in einer Entscheidungsmatrix dargestellt werden, um Unternehmen diese Entscheidung zu erleichtern.

    Make or Buy Entscheidungsmatrix StudySmarter

    Abb. 1: Entscheidungsmatrix für die Make or Buy Analyse.

    Die beiden Achsen der Matrix sind die eigene Kompetenz in diesem Bereich und der errechnete Preis der Eigenfertigung im Vergleich. Zu der Kompetenz zählen etwa technisches Know-How, bereits vorhandene Ausstattung und zeitliche, finanzielle und räumliche Kapazitäten.

    Wenn nun diese Kompetenzen stark ausgeprägt sind und viele Ressourcen bereits vorhanden sind und gleichzeitig die errechneten Kosten für die Eigenfertigung niedrig sind, sollte das Unternehmen auch tatsächlich selbst produzieren. Ist auf der anderen Seite die Kompetenz eher niedriger einzustufen und der Preis für die Eigenproduktion hoch, sollte das Unternehmen fremdfertigen lassen. In diesem Fall wären die Investitionen, die ein Unternehmen tätigen müsste, um sich die benötigten Kompetenzen wie Fertigungsanlagen zu beschaffen, zu hoch, um wirtschaftlich zu handeln.

    In den beiden übrigen Fällen, wenn also Kompetenzen und Fertigungspreis niedrig oder beide entsprechend hoch sind, bleibt es dem Unternehmen überlassen, die Entscheidung zu treffen. Hier ist eine manuelle Berechnung wie zuvor geschildert sinnvoll, sodass die Variante ausgewählt wird, welche kostengünstiger für das Unternehmen ist.

    Make or Buy – Das Wichtigste

    • Die Make or Buy Entscheidung beschreibt in der Betriebswirtschaft die Überlegungen eines Unternehmens, ob es ein Produkt oder eine Dienstleistung selbst herstellen (make) oder einkaufen (buy) soll
    • Zu den Vorteilen der Fremdfertigung gehören:
      • Geringere Fixkosten durch weniger Energie-, Lager- und Wartungskosten
      • Steuervorteile
      • Fokus auf Kerngeschäft und -kompetenzen
      • Auslagerung von Risiken an Lieferanten
    • Eigenfertigung ist zu bevorzugen aufgrund der folgenden Faktoren:
      • Kostenreduktion
      • Unabhängigkeit und Schutz vor Imageschäden
      • Wettbewerbsvorteil
      • Verbesserte Koordination
      • Möglichkeit zum Lernen
      • Schutz von Betriebsgeheimnissen
      • Größere Flexibilität bei Koordination und Planung
    • Die Make or Buy Entscheidung kann rechnerisch durch einen Kostenvergleich von Eigen- und Fremdfertigung gefällt werden
    • Die Entscheidungsmatrix dient als Entscheidungshilfe in der Make or Buy Analyse

    Nachweise

    1. T2informatik.de: Make-or-Buy-Entscheidung. (09.09.2022)
    2. Projektmagazin.de: Make-or-Buy-Entscheidung. (09.09.2022)
    3. Bwl-lexikon.de: Make or Buy. (09.09.2022)
    4. Techpilot.de: Make-or-Buy. (09.09.2022)
    5. Wlw.de: Die Durchführung einer Make-or-Buy-Analyse. (09.09.2022)
    6. Kloepfel-consulting.de: Strategische Make-or-Buy Entscheidungen richtig fällen. (09.09.2022)
    7. Haufe.de: Eigenfertigung oder Fremdbezug / 3 Welche Vor- und Nachteile ergeben sich bei Fremdbezug? (09.09.2022)
    8. Wiwiweb.de: Fremdbezug oder Eigenfertigung - Make or Buy. (09.09.2022)
    9. Welt-der-bwl.de: Make or Buy. (09.09.2022)
    10. Controlling.net: Kalkulatorische Abschreibung: Definition, Formel & Berechnung. (09.09.2022)
    11. Bwl-lexikon.de: Kalkulatorische Zinsen. (09.09.2022)
    12. Peterjohann-consulting.de: Beschaffungsmanagement in Projekten. (09.09.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Make or Buy

    Wann Eigenfertigung, wann Fremdbezug? 

    Welche Variante zu bevorzugen ist, ist von vielen Faktoren abhängig, etwa finanzieller, organisatorischer, technischer und ressourcenbedingter Natur. Ein Unternehmen sollte diese Faktoren individuell für sich abwägen und eine Kostenberechnung beider Varianten durchführen.

    Wann lohnt sich die Eigenfertigung?

    Eigenfertigung hat die Vorteile, dass Kosten drastisch reduziert werden können, etwa durch kürzere Transportwege, geringeren logistischen Aufwand und weniger eingesetzte Ressourcen. Zudem spricht auch der dadurch erlangte Wettbewerbsvorteil, die Unabhängigkeit des Unternehmens von Lieferanten und der Schutz von Betriebsgeheimnissen für die Eigenfertigung.

    Was spricht für den Fremdbezug?

    Die Vorzüge des Fremdbezugs sind die geringeren Fixkosten durch weniger Energie-, Lager- und Wartungskosten, Steuervorteile, der Fokus auf das Kerngeschäft des Unternehmens sowie die Auslagerung von Risiken an Lieferanten.

    Was ist make or buy? 

    Die Make or Buy Entscheidung beschreibt in der Betriebswirtschaft die Überlegungen eines Unternehmens, ob es ein Produkt selbst fertigen (make) oder einkaufen (buy) soll.

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