Springe zu einem wichtigen Kapitel
In diesem Artikel lernst Du, wie die Kostenvergleichsrechnung durchgeführt wird. Hierbei werden Investitionsoptionen anhand ihrer Kosten verglichen. Die Kostenvergleichsrechnung gehört zu den statistischen Investitionsverfahren der Investitionsrechnung.
Erfahre mehr über das Thema in unserem Artikel über die Investitionsrechnung.
Kostenvergleichsrechnung Definition
Bei dem Kostenvergleich werden alle Kosten, die der Investition klar zugeschrieben werden können, addiert. Es wird sich für die Investitionsoption mit den niedrigsten Kosten entschieden.
Damit das Ergebnis der Kostenvergleichsrechnung Aussagekraft hat, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:
- Die Erlöse der Investitionsoptionen müssen identisch sein
- Die Kosten müssen sicher vorhergesagt werden können
In der Realität gibt es oft Unterschiede in der Outputqualität von Investitionsoptionen und entsprechend Unterschiede in den Erlösen.
Die Kostenvergleichsrechnung wird durchgeführt, um auszurechnen, welche Investitionsoption die geringsten durchschnittlichen Kosten für das Unternehmen bedeutet.
Die Kostenvergleichsrechnung ist ein statisches Investitionsrechenverfahren, bei dem die durchschnittlichen Kosten betrachtet werden. Das bedeutet, dass Änderungen in den Ein- und Auszahlungsströmen vernachlässigt werden. Außerdem wird der Zeitwert des Geldes nicht betrachtet, also der Zeitpunkt der Zahlungen wird ignoriert.
Herr Weiß möchte für seine Firma eine Maschine zur Produktion von Zahnbürsten kaufen. Zwei Maschinen von unterschiedlichen Herstellern stehen zur Auswahl. Beide Maschinen erstellen die gleichen Zahnbürsten, unterscheiden sich jedoch durch ihren Preis und ihre Wartungskosten. Wie kann Herr Weiß die richtige Entscheidung treffen? Die Lösung kann mit einer Kostenvergleichsrechnung gefunden werden.
Kostenarten in der Kostenvergleichsrechnung
Für die Errechnung des Kostenvergleichs werden pagatorische Kosten und kalkulatorische Kosten zu den Gesamtkosten zusammengefasst.
Pagatorische Kosten
Pagatorische Kosten sind Kosten, die Zahlungsströme aufzeigen. Darunter zählen etwa Lohnkosten, Energiekosten und Materialkosten. Pagatorisch kommt von dem italienischen Wort pagare und bedeutet zahlen. Das heißt, die pagatorischen Kosten sind Gelder, die das Unternehmen verlassen.
Ein Maler kauft 20 Eimer weiße Farbe. Das Geld wird heute von dem Maler an den Farbhändler überwiesen. Der Maler hat nun weniger Geld zur Verfügung. Es sind also pagatorische Kosten. Der Aufwand und damit der Verbrauch der Ware passiert aber erst über die nächsten Wochen, wenn die Farbe genutzt wird.
Kalkulatorische Kosten
Kalkulatorische Kosten sind ein Überbegriff für kalkulatorische Abschreibung und kalkulatorische Zinsen. Sie zeigen keine direkten Zahlungsströme auf, sondern weisen den Aufwand und die Nutzung aus. Nur im internen Rechnungswesen werden kalkulatorische Kosten verwendet und somit werden sie in der Buchhaltung nicht ausgewiesen.
Kostenvergleichsrechnung: kalkulatorische Abschreibung
Die kalkulatorische Abschreibung dient dazu, den Wertverlust durch die Nutzung der Investition auszugleichen. Die kalkulatorische Abschreibung zeigt also den durchschnittlichen Wertverlust pro Jahr.
Sie wird errechnet, indem der Restbuchwert vom Anschaffungswert subtrahiert wird und das Ergebnis durch die Nutzungsdauer dividiert wird. Der Restbuchwert ist der Wert, für den die Maschine nach Ablauf der Nutzungsdauer noch veräußert werden kann.
Der Maler kauft sich ein neues Profi-Pinselset für 650 €. Nachdem er die Pinsel 3 Jahre benutzt hat, können sie noch von Hobbymalern benutzt werden. Der Maler schätzt den Weiterverkaufswert auf 50 €. Der Restbuchwert nach der Nutzungsdauer ist also 50 €.
Die kalkulatorische Abschreibung beträgt:
Jedes Jahr wird also ein Wertverlust des Pinselsets von 200 € verzeichnet.
Kostenvergleichsrechnung: kalkulatorische Zinsen
Die kalkulatorischen Zinsen stellen dar, wie viel Kapital durchschnittlich für die Investition gebunden ist. Dies ist wichtig zu wissen, denn das gebundene Kapital könnte ansonsten anderweitig eingesetzt werden und zum Beispiel am Finanzmarkt Rendite bringen.
Um die kalkulatorischen Zinsen zu berechnen, werden der Anschaffungswert und der Restwert addiert. Die Summe wird nun durch zwei dividiert und das Ergebnis mit dem kalkulatorischen Zinssatz multipliziert. Der kalkulatorische Zinssatz steht zum Beispiel für die entgangene Rendite auf dem Finanzmarkt oder die Kosten für den aufgenommenen Kredit zur Finanzierung der Investition.
Die kalkulatorischen Zinsen des Pinselsets betragen bei einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 %:
Jedes Jahr betragen die kalkulatorischen Kosten also 17,50 €
Kostenvergleichsrechnung Formeln
Die Kostenvergleichsrechnung kann als Periodenkostenvergleich oder als Stückkostenvergleich durchgeführt werden. Bei dem Periodenkostenvergleich werden die Kosten auf eine Periode (ein Jahr) heruntergerechnet. Wenn die produzierte Stückmenge der Investitionsalternativen unterschiedlich ist, muss der Stückkostenvergleich durchgeführt werden und die durchschnittlichen Kosten werden auf die Stückkosten heruntergebrochen.
Periodenkostenvergleich
Der Periodenkostenvergleich kann nur durchgeführt werden, wenn einige Voraussetzungen stimmen.
- Erstens muss die Produktionsmenge durch die Investitionsalternativen gleich hoch sein.
- Zweitens müssen jeweils pro Alternative die gleichen Kosten in die Rechnung aufgenommen werden.
Das heißt, entweder werden bei allen Optionen Kosten, wie die Abschreibung, betrachtet, oder bei keiner. Prinzipiell sollte immer versucht werden, die gesamten Kosten zu erfassen.
Bei dem Periodenkostenvergleich wird mit den Kosten eines Jahres gerechnet. Die Gesamtkosten bestehen aus den pagatorischen Kosten und den kalkulatorischen Kosten.
Kostenvergleichsrechnung Beispiel: Periodenkostenvergleich
Die Weißzahn AG von Herrn Weiß benötigt eine neue Maschine zur Produktion von Zahnbürsten. Zur Auswahl stehen Maschine A und B.
Beide Maschinen haben eine Nutzungsdauer von 8 Jahren und eine jährliche Produktionsmenge von 400.000 Zahnbürsten.
Maschine A kostet 200.000 € in der Anschaffung und muss nach drei Jahren in die Wartung. Die Kosten für die Wartung belaufen sich auf 5.000 €. Des Weiteren kommen, monatliche Wartungskosten auf die AG zu in Höhe von 2.000 €.
Maschine B kostet 400.000 €. Auch diese Maschine muss nach 3 Jahren in die Wartung. Diese kostet 1.000 €. Die monatlichen Wartungskosten sind 900 € hoch.
Der kalkulatorische Zinssatz beträgt 10 %.
Hier sind alle Zahlen zusammengefasst in einer Tabelle:
Maschine A | Maschine B | |
Anschaffungskosten | 200.000 € | 400.000 € |
einmalige Wartungskosten | 50.000 € | 10.000 € |
Wartungskosten/Monat | 2.000 € | 900 € |
Kalkulatorischer Zinssatz | 10 % | 10 % |
Als Erstes werden die pagatorischen Kosten berechnet.
Zu den pagatorischen Kosten zählen die einmaligen Wartungskosten und die monatlichen Wartungskosten. Beide Kosten werden auf ein Jahr berechnet.
Einmalige Wartungskosten:
Monatliche Wartungskosten:
Die kalkulatorischen Kosten setzen sich zusammen aus der kalkulatorischen Abschreibung und dem kalkulatorischen Zins.
Für die kalkulatorische Abschreibung wird die jährliche Abschreibung der Maschinen bestimmt. Da keine anderweitige Information vorhanden ist, wird nach der linearen Abschreibungsmethode vorgegangen.
Für die kalkulatorischen Zinsen wird das durchschnittlich gebundene Kapital mit dem kalkulatorischen Zinssatz multipliziert.
Nun werden alle Ergebnisse in einer Tabelle zusammengetragen:
Maschine A | Maschine B | |
Pagatorische Kosten: einmalige Wartungskosten | 6.250 € | 1.250 € |
monatliche Wartungskosten | 24.000 € | 10.800 € |
Kalkulatorische Kosten: Kalk. Abschreibung | 25.000 € | 50.000 € |
Kalkulatorischer Zins | 10.000 € | 20.000 € |
Summe | 65.250 € | 82.050 € |
Die Kosten sind bei Maschine A niedriger, deswegen sollte die Weißzahn AG nach der Kostenvergleichsrechnung in Maschine A investieren.
Stückkostenvergleich
Statt des Periodenkostenvergleiches muss der Stückkostenvergleich durchgeführt werden, wenn die Investitionsoptionen unterschiedliche Kapazitäten haben, also etwa unterschiedliche Produktionsmengen ausgeben. Dann müssen die Kosten auf das Stück heruntergerechnet werden, um eine Entscheidung über die richtige Investitionsentscheidung treffen zu können.
Solange sich die Kapazität der Investitionsalternativen nicht unterscheidet, ergeben die periodenbezogene und die stückkostenbezogene Kostenvergleichsrechnung das gleiche Ergebnis.
Kostenvergleichsrechnung Beispiel: Stückkostenvergleich
Alle anderen Angaben aus dem Weißzahn AG Beispiel bleiben gleich, nur kommt die Information dazu, dass Maschine A 300.000 Zahnbürsten herstellen kann pro Jahr und Maschine B hingegen 500.000. Nun muss aus den Gesamtkosten die jeweiligen Stückkosten berechnet werden.
Die Stückkosten bei Maschine B sind geringer als die von Maschine A. Dementsprechend kommen in diesem Fall beide Methoden zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das bedeutet für die Weißzahn AG, dass sie nach dem Stückkostenvergleich die Maschine B kaufen sollte, da die Stückkosten geringer sind.
Kritische Menge
Die kritische Menge lässt sich mithilfe des Kostenvergleichs ausrechnen. Sie entspricht der Produktionsmenge, die produziert werden muss, sodass beide betrachteten Investitionen gleichwertig sind. Das ist in der Kostenvergleichsrechnung dann der Fall, wenn die Kosten gleich sind. Die Betrachtung der kritischen Menge ist bei der Bewertung von Investitionsalternativen insbesondere dann sinnvoll, wenn die Fixkosten bei einer Alternative besser sind und die variablen Kosten bei der anderen günstiger sind.
Die Formel lautet:
Fixe Kosten sind Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge sind. Das sind beispielsweise Wartungskosten.
Variable Kosten sind Kosten, die abhängig von der Produktionsmenge sind. Das sind beispielsweise Materialkosten.
Herr Weiß benötigt in seinem Büro einen neuen Drucker. Drucker A kostet 200 € und pro 100 Blatt fallen Kosten von 0,2 € an. Drucker B kostet 300 € und pro 100 Blatt fallen Kosten von 0,1 € an.
Ab einer Menge von 1.000 Blatt lohnt es sich für Herrn Weiß Drucker B zu kaufen. Bei einer Druckmenge von unter 1.000 Blatt ist Drucker A günstiger.
Kostenvergleichsrechnung Vor- und Nachteile
Ein Nachteil an der Kostenvergleichsrechnung ist, dass dieses Investitionsrechenverfahren nur dann anwendbar ist, wenn die Erlöse vernachlässigbar sind. Die Kostenvergleichsrechnung setzt des Weiteren voraus, dass die anfallenden Kosten sowie die Produktionsmenge sicher vorhergesagt werden können. In der Realität sind Kosten und Produktionsmengen jedoch Schwankungen ausgesetzt.
Außerdem gelten alle Nachteile, die sich auf die statistischen Investitionsverfahren anwenden lassen: Der Zeitwert des Geldes und Änderungen in den Zahlungsströmen sind durch die einperiodische Betrachtung nicht betrachtet.
Insgesamt ist also die Aussagekraft der Kostenvergleichsrechnung nur bedingt ausschlaggebend.
Vorteile der Methode sind, dass es bei einer groben, schnellen Schätzung von einfach vergleichbaren Gütern hilft. Die Methode ist sehr einfach durchführbar, kann leicht erweitert und als Grundlage verwendet werden. Zum Beispiel kann als Erweiterung die Gewinnvergleichsrechnung herangezogen werden.
Zu der Gewinnvergleichsrechnung haben wir einen Artikel. Schau ihn Dir doch im Folgenden an!
Vorteile | Nachteile |
Schnell anwendbar | Zeitwert des Geldes unbeachtet |
Dient als Grundlage | Änderungen in den Zahlungsströmen unbeachtet |
Leicht zu berechnen | Falsche Schätzung der Kosten und Produktionsmenge kann das Ergebnis beeinflussen |
Investitionsobjekte mit unterschiedlichem Qualitätsoutput können nicht verglichen werden |
Kostenvergleichsrechnung - Das Wichtigste
- Bei der Kostenvergleichsrechnung werden Investitionsalternativen anhand ihrer Kosten miteinander verglichen
- Es gibt die periodenbezogene Kostenvergleichsrechnung und die stückkostenbezogene Kostenvergleichsrechnung.
- Bei der Ersten ist die Leistung der Investitionsoptionen identisch und es werden die Gesamtkosten ausgerechnet.
- Bei der Zweiten ist die Leistung unterschiedlich, wodurch die Gesamtkosten auf die Stückkosten heruntergerechnet werden.
- Pagatorische Kosten und kalkulatorische Kosten werden summiert. Die pagatorischen Kosten werden auf ein Jahr berechnet. Zu den kalkulatorischen Kosten zählen kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorische Zinsen.
- Formel kalkulatorische Abschreibungen
- Formel kalkulatorische Zinsen
- Die Kostenvergleichsrechnung ist wenig aussagekräftig, da sie nur unter bestimmten Bedingungen durchgeführt werden kann. Sie gilt jedoch als praktische und einfache Grundlage in den Investitionsrechnungen.
Nachweise
- Bibukurse.de. Kostenvergleichsrechnung. (08.05.2022)
- Bwl-lexikon.de. Kostenvergleichsrechnung. (08.05.2022)
- Sevdesk.de. Kostenvergleichsrechnung. (08.05.2022)
- Welt-der-bwl.de. Kostenvergleichsrechnung. (08.05.2022)
- Lexoffice.de. Kostenvergleichsrechnung. (08.05.2022)
Lerne mit 0 Kostenvergleichsrechnung Karteikarten in der kostenlosen StudySmarter App
Wir haben 14,000 Karteikarten über dynamische Landschaften.
Du hast bereits ein Konto? Anmelden
Häufig gestellte Fragen zum Thema Kostenvergleichsrechnung
Wann verwendet man eine Kostenvergleichgsrechnung?
Die Kostenvergleichsrechnung wird durchgeführt, wenn ein Unternehmen die durchschnittlich anfallenden Kosten von möglichen Investitionen miteinander vergleichen möchte, um die Investitionsplanung durchzuführen.
Was ist ein Kostenvergleich?
Ein Kostenvergleich ist ein statistisches Investitionsrechenverfahren, bei dem Investitionsoptionen anhand ihrer durchschnittlichen Kosten verglichen und bewertet werden. Es sollte sich nach dem Kostenvergleich für die Investition mit den niedrigeren Kosten entschieden werden.
Wie berechnet man eine Kostenvergleichsrechnung?
Um die Kostenvergleichsrechnung zu berechnen, werden alle Kosten addiert und auf ein Durchschnittsjahr heruntergebrochen, die der Investition zugeschrieben werden können. Das sind einerseits pagatorische Kosten wie Wartungskosten oder Materialkosten, aber auch kalkulatorische Kosten wie kalkulatorische Zinsen und die kalkulatorische Abschreibung.
Was gehört zur Kostenvergleichsrechnung?
Zu der Kostenvergleichsrechnung gehören die pagatorischen und die kalkulatorischen Kosten. Außerdem kann die kritische Produktionsmenge berechnet werden, bei der die Kosten beider Investitionsoptionen gleich hoch sind
Über StudySmarter
StudySmarter ist ein weltweit anerkanntes Bildungstechnologie-Unternehmen, das eine ganzheitliche Lernplattform für Schüler und Studenten aller Altersstufen und Bildungsniveaus bietet. Unsere Plattform unterstützt das Lernen in einer breiten Palette von Fächern, einschließlich MINT, Sozialwissenschaften und Sprachen, und hilft den Schülern auch, weltweit verschiedene Tests und Prüfungen wie GCSE, A Level, SAT, ACT, Abitur und mehr erfolgreich zu meistern. Wir bieten eine umfangreiche Bibliothek von Lernmaterialien, einschließlich interaktiver Karteikarten, umfassender Lehrbuchlösungen und detaillierter Erklärungen. Die fortschrittliche Technologie und Werkzeuge, die wir zur Verfügung stellen, helfen Schülern, ihre eigenen Lernmaterialien zu erstellen. Die Inhalte von StudySmarter sind nicht nur von Experten geprüft, sondern werden auch regelmäßig aktualisiert, um Genauigkeit und Relevanz zu gewährleisten.
Erfahre mehr