Abitur nicht bestanden: Was nun?
Du hast dein Abi nicht bestanden und vielleicht bricht gerade eine Welt für dich zusammen. Solltest du deshalb erstmal Zeit brauchen, bis du dich mit der Frage nach dem „Was nun“ beschäftigen kannst bzw. möchtest – nimm sie dir auf jeden Fall. Die Entscheidungen, die du ab jetzt treffen wirst, sind wichtig und du solltest sie nicht in einem emotional aufgewühlten Zustand treffen. Versuche stattdessen einen klaren Kopf zu bewahren. Lass dich außerdem nicht von anderen verrückt machen. Was du tust, ist deine eigene Entscheidung. 🙂
Zunächst solltest du herausfinden, woran das Nichtbestehen der Abiturprüfungen gelegen haben könnte – wenn du es nicht sowieso schon weißt:
- Prüfungsangst oder Blackout
- Keine Motivation
- Unzureichende Vorbereitung
- Ungenügendes Zeitmanagement
- Falsche Prioritäten (d.h. auf Themen gelernt die letztendlich nicht so wichtig waren)
- Falsche Lernmethoden
- Probleme im privaten oder familiären Umfeld
- …
Wenn du weißt woran es lag, kann das helfen zu entscheiden, was der nächste Schritt sein soll. Hast du zum Beispiel eigentlich gar nicht die Motivation dein Abi zu machen, dann solltest du es auch nicht auf Zwang wiederholen.
Abitur nicht bestanden – Möglichkeiten
Nach dem (zunächst) nicht-bestandenen Abitur hast du einige Möglichkeiten. Die einzelnen Alternativen werden wir dann im Folgenden detaillierter beleuchten. Hier erstmal eine Übersicht:
Abiturprüfung anfechten
Wenn dein Nichtbestehen der Abiturprüfung nicht selbstverschuldet ist, kannst du sie möglicherweise anfechten. Du kannst entweder die fehlenden Punkte oder die Wiederholung der Prüfung einklagen. In manchen Fällen kann es zum Beispiel an einer unfairen Behandlung durch Lehrer*innen, fehlerhaftes Verhalten seitens der Prüfenden oder Lärmbelästigung liegen, dass Schüler*innen durch das Abitur fallen. Unter diesen Umständen kann es möglich sein, einen Anwalt oder eine Anwältin einzuschalten und so das Abitur anzufechten. Expert*innen überprüfen dann, ob (je nachdem, welche Gründe bei dir vorliegen) eine Anfechtung sinnvoll ist oder nicht.
❗ Beachte: Das kann erstens kostspielig werden und zweitens bist du als Schüler*in hier in der Beweispflicht. Das bedeutet DU musst nachweisen können, dass die Benotung deiner Leistung nicht angemessen war und sie nicht selbstverschuldet ist. Das zu beweisen ist schwer, weshalb du dir auf jeden Fall überlegen solltest – wenn möglich – in die mündliche Nachprüfung zu gehen.
Mündliche Nachprüfung
Je nachdem zu welchem Zeitpunkt du diesen Beitrag liest, ist diese Möglichkeit mehr oder weniger relevant. Falls du während der schriftlichen Abiturprüfung in nur einem Fach nicht ausreichende Leistungen erbracht hast, besteht eventuell die Möglichkeit in die mündliche Nachprüfung zu gehen, um die benötigten Punkte doch noch zu holen (einzelne Bundesländer haben hier unterschiedliche Regelungen). Hier findest du Tipps wie du in der mündlichen Prüfung überzeugst.
Sinnvoll ist eine mündliche Nachprüfung, wenn du ein Abiturfach komplett versemmelt hast und mehrere Punkte unter deiner gewöhnlichen Leistung liegst. Somit hast du dann mündlich eine realistische Chance die Note wieder hochzuziehen. Überlege aber vorher welche Note du erreichen musst und ob sich der Aufwand für dich lohnt.
❗ Beachte: Ein Großteil der Schulen fordert spätestens einen Tag nach Bekanntgabe der Abiturnoten einen schriftlichen Antrag auf eine freiwillige mündliche Zusatzprüfung.
Abitur wiederholen
Du kannst dein Abitur auf dem sogenannten ersten Bildungsweg an deiner bisherigen Schule noch einmal absolvieren. Dazu musst du Qualifikationsphase 3 und 4 (die letzten beiden Halbjahre der Oberstufe) wiederholen. Somit hast du nächstes Jahr die erneute Chance deine Abiturprüfungen doch noch zu bestehen.
➡️ Tipp: Willst du das Abitur wiederholen, kann dir im zweiten Anlauf die kostenlose StudySmarter (Web-) App für Schule, Studium & Ausbildung helfen! Einige Vorteile der App:
- 94 % der StudySmarter User*innen erzielen bessere Noten
- viele smarte Features zum Erstellen von Karteikarten, Zusammenfassungen usw.
- relevante Themen von Fachexpert*innen verständlich und professionell aufbereitet
- hier findest du noch mehr Gründe, warum StudySmarter deine Lernapp sein sollte!
Studium ohne Abitur
Auch wenn du die Abiturprüfungen nicht bestanden hast, hast du mit erfolgreichem Abschluss der elften Klasse (bzw. zwölften Klasse bei G9) die theoretische/schulische Fachhochschulreife in der Tasche. Was du jetzt noch zur vollständigen Fachhochschulreife (Fachabitur) – und für die Zulassung zum Studium – brauchst, ist ein praktischer Teil.
➡️ Tipp: Mit dem Fachabitur kannst du an allen Fachhochschulen studieren. Auch einige Universitäten bieten Schüler*innen mit Fachabi die Möglichkeit zum Studieren (in ausgewählten Studiengängen). Voraussetzung ist hier normalerweise nur eine Prüfung der fachlichen Eignung und der Allgemeinbildung. Somit hast du auch mit der vollständigen Fachhochschulreife die Möglichkeit ein Studium an einer Uni abzuschließen!
Möglichkeiten | Gymnasium | Berufsschule des Berufskollegs | Weiterbildungskolleg |
Gelenktes Vollzeit-Praktikum* | einjährig | halbjährig | halbjährig |
Abgeschlossene Berufsausbildung | zweijährig | zweijährig | zweijährig |
Berufstätigkeit | zweijährig | zweijährig | zweijährig |
Bundeswehr | Ausbildung und mindestens vier Jahre Dienstzeit | – | – |
➡️ Tipp: Das gelenkte Praktikum oder alternativ auch ein Freiwilligendienst ist die schnellste und vermutlich leichteste Alternative von allen!
*Gelenkt bedeutet hier, dass die Schule die Beratung (nicht Aufsicht!) hinsichtlich der Inhalte und Durchführung übernimmt.
Ausbildung ohne Abitur
Wie im vorangegangenen Abschnitt erklärt, kannst du eine Ausbildung absolvieren, um mit erfolgreichem Abschluss die vollständige Fachhochschulreife zu erhalten. Somit kannst du dann auch nach der Ausbildung noch ein Studium oben drauf setzen, wenn du das möchtest! Viele Betriebe nehmen sehr gerne Auszubildende, die bereits den theoretischen Teil der Fachhochschulreife mit Abschluss der 11. Klasse erworben haben. Außerdem gibt es durch den allgemeinen Mangel an Auszubildenden viele Möglichkeiten und eine große Bandbreite an Fachbereichen.
➡️ Tipp: Die praktischen Erfahrungen, die du während einer Ausbildung sammelst sind extrem wertvoll und von Unternehmen sehr stark geschätzt! Darüber hinaus lernst du hier Dinge, die dir gegebenenfalls ein anschließendes Studium (sofern in einem verwandten Bereich) erleichtern können, da du abstrakte Themen anwendungsorientierter angehen kannst und somit vermutlich leichter verstehen wirst.
Schau dich doch hier mal nach Ausbildungsplätzen um, wenn das für dich interessant klingt.
Weitere Möglichkeiten
Keine der bisher genannten Optionen klingt im Moment attraktiv für dich? Kein Problem, denn es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten für dich, bei denen du nicht nur fürs Leben lernst und dich so persönlich enorm weiterentwickelst, sondern auch Gutes tun kannst.
- FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) oder FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr)
- FSJ im Ausland (IJFD)
- Work & Travel
- Au Pair Jahr
➡️ Tipp: Im Lebenslauf machen sich Erfahrungen wie ein FSJ oder ein längerer Auslandsaufenthalt in Form eines IJFDs oder Au Pair Jahres auch super gut! So hast du neben all den genannten Vorteilen auch die Chance für zukünftige Arbeitgeber*innen attraktiver zu werden. Mit einem 12-monatigen Freiwilligendienst kannst du auch den praktischen Teil der Fachhochschulreife erwerben.
Abitur 2 Mal nicht bestanden
Wenn du das Abitur zweimal nicht bestanden hast, gewähren manche Schulen – unter begründeten Umständen und nur in Ausnahmefällen – einen dritten Versuch. Du musst dich deshalb für genauere Informationen direkt an deine Schule oder die zuständige Schulbehörde wenden.
Nicht-bestandenes Abitur im Lebenslauf – Welcher Abschluss?
Ein nicht-bestandenes Abitur im Lebenslauf ist kein Beinbruch. Hier ein Beispiel wie du deinen Abschluss im Lebenslauf angeben kannst:
XX/20XX bis YY/20YY – Name deiner Schule (Abschluss: (Theoretischer Teil der) Fachhochschulreife)
Das ist besser als explizit zu schreiben, dass du die Abiturprüfung nicht bestanden hast. Arbeite mit dem was du hast und stelle alles in einem positiven Licht dar.
Ob du das Thema auch in dein Anschreiben mit aufnimmst, ist von den Voraussetzungen der Stelle abhängig auf die du dich bewirbst. Fordert die Firma explizit ein Abitur in der Stellenausschreibung und du bewirbst dich dennoch? Dann solltest du im Bewerbungsschreiben in einem Statement KURZ erklären, warum du trotzdem geeignet für den Job bist. Wirst du eingeladen, kannst du später im Bewerbungsgespräch dann ausführlicher über die Situation berichten – solltest du darauf angesprochen werden. Das ist zwar wahrscheinlich, vor allem wenn dein Abschluss noch nicht lange her ist, aber selber ansprechen ist nicht die beste Strategie.
❗ Beachte: Wenn du dich mit dem Fachabitur für ein duales Studium bewerben willst, müssen die dualen Partner*innen in der Regel mit Hochschulen oder Berufsakademien kooperieren, weil du hier Zugang hast. Wenn du gewisse Voraussetzungen erfüllst, ist es heutzutage aber auch möglich an einer Universität mit Fachhochschulreife dual zu studieren, da manche Unis hier Ausnahmeregelungen haben.
Fazit – Auch ohne Abi geht es weiter!
Wie du siehst, stehen auch ohne Abitur viele Türen für dich offen. Mach dir also keine Sorgen über deine berufliche Zukunft. Es kommt jetzt nämlich nur darauf an, dass du die Chancen die du hast auch proaktiv wahrnimmst und ergreifst! Wichtig ist auch, dass du dich nicht von anderen unter Druck setzen lässt und so vielleicht eine Entscheidung triffst, die du später mal bereust.
Entscheide dich für die Alternative, die für dich sinnvoll und erstrebenswert erscheint und mit der du wirklich glücklich bist. Es geht hier um deine Zukunft und nur du alleine hast das Recht darüber zu entscheiden wie du diese gestaltest! Je länger dein Abschluss her ist und desto mehr praktische Berufserfahrung und Expertise du sammelst, desto weniger relevant wird dieser Teil des Lebenslaufs sein.
Wir von StudySmarter wünschen dir auf deinem weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg!