Was genau ist Einsamkeit?
Macht man sich im Internet schlau, gibt es viele Definitionen und Erklärungen, die einem verraten, was es nun auf sich hat mit der „Einsamkeit“.
Einsamkeit bedeutet nicht grundsätzlich, allein zu sein. Es ist vielmehr der wahrgenommene Unterschied zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen. Einsamkeit ist ein Geisteszustand, der nie selbst gewählt ist und einem das Gefühl gibt, allein zu sein. Betroffene fühlen sich oft ängstlich, hilflos, nicht verstanden, leer, verloren und verspüren Scham, weil sie sich einsam fühlen. Doch es ist völlig normal, sich auch mal einsam zu fühlen, und nichts, wofür man sich schämen bräuchte.
Was macht Einsamkeit mit unserer Psyche?
Einsamkeit kann gefährlicher sein als Rauchen und wird oft mit depressiven Symptomen und anderen Formen von mentalen Krankheiten assoziiert. Auch körperlich kann sich Einsamkeit bemerkbar machen. Der Risikofaktor, unter anderem an Herzerkrankungen, Typ 2 Diabetes und Arthritis zu erkranken, steigt erheblich. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, zweimal so hoch und kann zur erhöhten Produktion von Stresshormonen führen, durch die man sich noch schlechter fühlt.
Das Gravierende an Einsamkeit ist, dass sie sich in eine chronische Krankheit wandeln kann, wenn du das Gefühl hast, nichts an ihr ändern zu können und so weit gehst, „einsam zu sein“ als Teil von Dir selbst zu sehen. Dieses Gefühl, nichts ändern zu können, beeinflusst Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster, aus denen ein Ausbrechen unmöglich erscheint. Du hältst dich selbst gefangen in einem Konstrukt, dass wir uns, wegen unserer fehlerhaften Selbstwahrnehmung, selbst auferlegt haben.
Drei Typen von Einsamkeit
Man unterscheidet zwischen drei Typen von Einsamkeit, die existenzielle, emotionale und soziale. Alle drei grenzen sich in ihren Nuancen voneinander ab.
Existenzielle Einsamkeit
„Wir kommen allein auf die Welt, wir leben allein, wir sterben allein.“ Entweder so oder auf andere Art formuliert hast du sicherlich schon einmal von diesem Zitat gehört. Es spiegelt auch den Kern von existenzieller Einsamkeit wider. Es ist ein Teil des Lebens, für seine eigenen Entscheidungen und dessen Gestaltung verantwortlich zu sein. Ausschlaggebende Bereiche im Leben, wie Krankheit, Glück oder Zukunftsängste müssen wir allein angehen und zu überwinden lernen.
Um existenzielle Einsamkeit zu überwinden ist es wichtig, die Faktoren zu benennen, vor denen du Angst hast, wie Isolation, Bedeutungslosigkeit oder Freiheit, und sie anschließend als Antrieb zu nutzen.
Emotionale Einsamkeit
Diese Art der Einsamkeit entsteht aus dem Gefühl, dass innige Beziehungen oder Bindungen fehlen. Um die emotionale Einsamkeit zu überwinden ist es essenziell, sich zu bemühen, den ersten Schritt zu machen und jemanden wissen zu lassen, dass du Gesprächsbedarf hast.
Soziale Einsamkeit
Soziale Einsamkeit tritt auf, wenn du das Gefühl hast, zu keiner Gruppe dazuzugehören. Abhilfe kannst du schaffen, indem du dich auf die Suche nach Aktivitäten oder einem sozialen Anker begibst. Macht dir Volleyball Spaß? Dann informiere dich über Vereine oder Clubs an Schulen und Unis.
Symptome von Einsamkeit
Einsamkeit kann sich auf unterschiedliche Art und Weise auf uns auswirken und dementsprechende Symptome hervorrufen. Typische Symptome sind zum Beispiel die Folgenden:
- Das Gefühl allein zu sein
- Sich ungeliebt zu fühlen
- Wertlos zu fühlen
- Nicht geschätzt zu fühlen
- Es ist unangenehm allein zu sein, weil man nicht allein sein will
- Sich in Gruppen ausgegrenzt, allein und nicht genug zu fühlen
- Hoher Blutdruck
- Schlafprobleme
- Vertrauensverlust
- Appetitlosigkeit
- Gefühl eines konstant unangenehmen Zustands
Einsamkeit in jungen Menschen und im Studium
Laut Studien sind junge Menschen, neben alten Menschen, am härtesten betroffen von Einsamkeit und die einsamste Gruppe an Menschen. Nicht zuletzt von den letzten zwei Pandemie Jahren ausgelöst, fühlen sie sich isoliert und alleingelassen mit ihren negativen Gefühlen und Gedanken. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass man Freunde und Freundinnen lange nicht sehen konnte und sich Beziehungen dadurch verschlechterten. Hinzu kommt die Tatsache, dass uns Social Media im Glauben lässt, ständig in Kontakt und im Austausch miteinander zu stehen. Doch gerade, weil wir fortwährend online sind und nicht Angesicht zu Angesicht, fühlen wir uns einsam.
Ein großer Teil, der dazu beiträgt, dass man sich in der Uni oder der Schule einsam fühlt, ist sich zu keiner Gruppe zugehörig zu fühlen. Außerdem kann es schwierig sein, in bestehende Gruppen integriert zu werden. Neue Kontakte zu knüpfen oder gar mit jemandem zu reden, wenn man neu ist kann viel Überwindung kosten. Doch denk daran, dich um dich selbst zu kümmern, geh raus, suche dir einen Job, wechsle den Sitzplatz in der Vorlesung und verbringe Zeit in Gemeinschaftsräumen. Und vergiss nicht, dass Freundschaften Zeit benötigen, um zu gedeihen und gefestigt zu werden. Verlier also nicht den Mut und glaub an dich!
Tipps gegen Einsamkeit
Vorab einmal: Es ist okay, sich einsam zu fühlen und völlig normal. Du brauchst dich deswegen nicht schlecht fühlen oder gar denken, dass es nur dir so geht. Akzeptiere, dass Menschen überall auf der Welt ebenfalls einsam sind und sich allein fühlen. Und jetzt habe ich ein paar Tipps, die dir helfen könnten, deine Einsamkeit zu überwinden:
- Schaffe dir soziale Anker an
- Ehrenamtliche Arbeit
- Finde Online-Unterstützung
- Stärke bestehende Beziehungen
- Beschäftige dich mit dir selbst
- Mindset shiften
1. Schaffe dir soziale Anker an
Dabei kann es sich, um einen Malkurs, einen Volleyballverein, eine Brass Band oder einen Leseclub handeln. Du wirst merken, wie schnell man sich als Teil einer Gruppe fühlt.
2. Ehrenamtliche Arbeit
Es ist erwiesen, dass es glücklich macht anderen zu helfen und obendrein fühlt man sich gebraucht. Hierfür kannst du Seiten, wie gutetat.de besuchen. Dort findest du ein großes Angebot an Möglichkeiten dich zu engagieren und hast die Wahl, ob du einmalig oder langfristig dabei bleiben willst.
3. Finde Online-Unterstützung
Noch einmal: Es ist okay sich einsam zu fühlen und es ist mehr als in Ordnung sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man das Gefühl hat sie zu brauchen. Eine Anlaufstelle wäre die Caritas Online-Beratung, sie sind kompetent, anonym und sicher für Menschen mit persönlichen Problemen. Auch die TelefonSeelsorge bietet dir Hilfe.
4. Stärke bestehende Beziehungen
Mach den ersten Schritt und lass deine Nächsten wissen, dass du Gesprächsbedarf hast und ihre Hilfe benötigst.
5. Beschäftige dich mit dir selbst
Magst du es zu lesen? Vielleicht zu joggen? Oder mache Achtsamkeitsübungen, bei denen du lernst Zeit mit dir selbst zu verbringen, ohne dich in erster Linie vom Alleinsein abzulenken. Besuche dazu gerne unseren Artikel zu Achtsamkeit im Magazine. Egal was es ist, beschäftige dich mit Sachen, die du auch gut allein machen kannst, die dir Freude bereiten und Glücksmomente bieten.
6. Mindset shiften
Das Keyword hierfür lautet: Positive Affirmation. Schreibe zehn Sachen auf Klebezettel, die dir an dir selbst gefallen, du gut kannst oder bald in der Lage sein wirst zu tun. Wenn die Klebezettel fertig sind, klebst du sie in deinem Zimmer auf und sagst sie jeden Morgen zu dir selbst. Am Anfang mag es ein wenig unangenehm sein, weil wir nicht daran gewöhnt sind uns selbst zu loben. Jedoch wirst du merken, wie du Stück für Stück etwas positiver wirst.
Wie ich meine Einsamkeit überwunden habe – oder gerade noch dabei bin
Ich habe mich, das erste Mal im Studium richtig einsam gefühlt. Da ich aus einer Kleinstadt komme, bin ich immer zu meiner Uni gependelt. Ich habe immer ungefähr 40 Minuten bis dort hin gebraucht. Am Anfang war ich guter Dinge, doch ich habe schnell gemerkt, dass es schwer ist Freunde und Freundinnen zu finden, wenn man nur einmal die Woche einen Kurs mit jemandem hat und sonst gar nichts miteinander unternimmt. Ich fragte mich zudem, ob es nur mir so geht und nur ich Probleme dabei habe Anschluss zu finden.
Allmählich, begann ich zu realisieren, dass es einfacher wäre Anschluss zu finden, wenn man in der Nähe der Uni wohnt. Jedoch war das für mich persönlich keine Option. Ich habe habe mir Gedanken gemacht, was ich sonst tun kann, um mich nicht so allein zu fühlen. Und dann fiel es mir ein: Wir haben an der Uni Sprachkurse. Von klein an bin ich ein Anime/ Manga- und Japan-Fan und habe, mich entschlossen über meinen Schatten zu springen und mich im Japanisch-Kurs anzumelden. Im Kurs selbst habe ich mich schnell zu Hause gefühlt, ich war umgeben von Menschen, die dieselben oder ähnliche Interessen haben wie ich und wir hatten deswegen unendlichen Gesprächsstoff. Der wöchentliche Japanisch-Kurs war mein Lichtblick der Woche und das worauf ich mich am meisten freute.