In diesem Artikel

    Definition der Qualitativen Inhaltsanalyse

    Zunächst möchte ich den Begriff „qualitativ“ definieren.

    Qualitativ wird wie folgt definiert: „auf Erhebung und Deutung von Zusammenhängen einzelner Beobachtungen beruhend“ (Vgl. Patrik Rössler, Inhaltsanalyse, 2017).

    Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methode der Datenauswertung in der empirischen Sozialforschung. Ihre Hauptaufgabe ist die Strukturierung latenter und manifester Daten. Die qualitative Inhaltsanalyse beschäftigt sich hauptsächlich mit der Individualität einzelner Texte und achtet deshalb vor allem auf den Inhalt und weniger auf die Erfassung großer Datenmengen.

    Das Gegenteil einer qualitativen Inhaltsanalyse ist die quantitative Inhaltsanalyse, die sich zwar ebenfalls mit der Sichtung und Auswertung von Daten beschäftigt aber dafür aber eine größere Menge an Daten untersuchen was ein repräsentatives Ergebnis möglich macht. Auch der Ablauf der jeweiligen Inhaltsanalyse ist differenziert.

     

    Die Inhaltsanalyse und ihre Bedeutung in der Forschung

    Für die schier unendliche Menge an Daten, die unter anderem im Internet, in Büchern und in den Medien existieren ist die Inhaltsanalyse die Lösung. Es ist notwendig, große Datenmengen zu sortieren, zu kategorisieren und auszuwerten.

    Gerade wenn es darum geht, die Forschungsfrage deiner wissenschaftlichen Arbeit zu beantworten, benötigst du konkrete Daten. Du kannst mit der Inhaltsanalyse sowohl bereits existierende Theorien prüfen, als auch neue initiieren.

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    Vorgehen der Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

    Ich habe hier mal fünf Schritte des Vorgehens der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring für dich zusammengefasst:

    1. Das Material auswählen – Was willst du untersuchen? Was passt am besten zu deiner Forschungsfrage?
    2. Die Richtung der Analyse festlegen – Wohin soll die Reise gehen? Was ist dein Ziel?
    3. Form der Inhaltsanalyse auswählen – Möchtest du die Zusammenfassende, die Explizierende oder die Strukturierende Inhaltsanalyse nutzen?
    4. Ergebnisse interpretieren – Ein Kategoriensystem erstellen und die Daten einpflegen.
    5. Gütekriterien sicherstellen – Erfüllt deine Analyse die Kriterien Transparenz, Reichweite und Intersubjektivität?

     

    Kategoriensystem der Qualitative Inhaltsanalyse

    Zunächst sollten hierbei einige Begriffe definiert werden, um ein tieferes Verständnis für die Thematik zu erhalten. Als Quelle dient hierfür das Buch „Inhaltsanalyse“ von Patrick Rössler von 2017.

    Begriff Erklärung
    Codebuch Kernstück jeder inhaltsanalytischen Studie
    Codierer Person, die das Codebuch anwendet
    Codierung Beschreibt den gesamten Prozess
    Code Ergebnis der Codierung –> den Informationen, die für die Forschungsfrage interessant sind, werden Zahlenwerte zugeordnet, die dann ausgewertet werden können
    Kategorien Alle Daten werden nach gewissen Kriterien unterteilt und zugeordnet
    Ausprägungen Die vorgesehenen Ergebnisse einer jeden Kategorie
    Numerische Zahlenwerte Werden den einzelnen Ausprägungen zugeordnet

    Das Kategoriensystem ist die Gesamtheit aller Begriffe. In ihr kommen alle deine Forschungsergebnisse zusammen. Die Grundlage für die Erstellung einer qualitativen Inhaltsanalyse und somit auch für die Beantwortung deiner Forschungsfrage bildet das Kategoriensystem.

    Weitere Informationen findest du in meinem Artikel über die Erstellung eines Codebuchs.

     

    Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz

    Nach Udo Kuckartz ist die Qualitative Inhaltsanalyse ein Auswertungsverfahren für Textmaterial. Dieses wird systematisch und nach einem Reglement analysiert. Er unterscheidet dabei drei Formen:

    1. inhaltlich-strukturierend
    2. evaluativ
    3. typenbildend

    Je nach Forschungsfrage, können die Formen auch kombiniert oder gewechselt werden.

     

    Qualitative Inhaltsanalyse im Rahmen einer Bacherlorarbeit

    Solltest du demnächst deine Bachelorarbeit schreiben und noch nicht genau wissen, welche Methode für dich in Frage kommt, möchte ich dir in diesem Abschnitt kurz die Vor- und Nachteile der qualitativen Inhaltsanalyse vorstellen.

    Ich kann dir auf jeden Fall die Inhaltsanalyse (egal ob qualitativ oder quantitativ) als empirische Methode für deine Bachelorarbeit empfehlen. Sie bietet die Möglichkeit, viele Daten zu visualisieren und du kannst kreativ werden bei der Erstellung des Kategoriensystems.

     

    Qualitative Inhaltsanalyse und ihre Vorteile

    Eine Qualitative Inhaltsanalyse bringt viele Vorteile mit sich, darunter zählen unter anderem:

    1. Die Flexibilität der empirischen Methode – Sie ist auf eine Vielzahl von Themen übertragbar.
    2. Die Selbstständigkeit – Du kannst deine Forschungsfrage allein beantworten aber auch mit anderen Teilnehmenden zusammenarbeiten.
    3. Das Reglement – Wie du weiter oben im Text gesehen hast, kannst du immer dieselben fünf Schritte durchgehen.
    4. Die Möglichkeiten – Du kannst mittels der Inhaltsanalyse nicht nur Texte, sondern auch Musik oder Bilder analysieren.

     

    Qualitative Inhaltsanalyse und ihre Nachteile

    Mit der qualitativen Inhaltsanalyse kannst du „nur“ wenige Texte analysieren. Diese ist dafür jedoch recht genau. Ist es für dich notwendig, Umfänge, Verteilungen und Häufigkeiten zu erschließen ist die qualitative Inhaltsanalyse nicht die richtige Methode für dich. Möchtest du außerdem eine größere Menge an Daten analysieren, solltest du dich für die quantitative Inhaltsanalyse entscheiden.

    Weitere Punkte, die generell gegen eine Inhaltsanalyse sprechen sind:

    1. Du kannst nur sehr schwer einen rein objektiven Kodierleitfaden erstellen.
    2. Es lassen sich nur schwer „Warum-Fragen“ mit einer Inhaltsanalyse beantworten.
    3. Dein Ergebnis hängt von den zu untersuchenden Inhalten ab.

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    Beispiel für die Qualitative Inhaltsanalyse

    Nach der ganzen Theorie möchte ich dir nun noch einen kurzen praktischen Einblick in die qualitative Inhaltsanalyse geben.

    Dazu habe ich mir folgendes Beispiel überlegt:

    Vielen Menschen mag es so vorgekommen sein, als wurde in den Medien mehr über die Infektionskrankheit COVID-19 berichtet als über andere Themen, also als hätte dieses Thema die Berichterstattung dominiert.

     

    Die Konzeption der Forschungsfrage

    Am besten engst du deine Forschungsfrage etwas ein, damit du auch in der Lage bist, das gesamte Material zu sichten. Natürlich bin ich nicht dazu in der Lage, die Beiträge jedes Mediums zu sichten und auszuwerten. Deshalb habe mich jetzt in meinem Beispiel an deutschen Tageszeitungen orientiert, nehmen wir z.B. die BILD, die FAZ und die TA.

    Inwieweit dominierte die Infektionskrankheit COVID-19 die Berichterstattung der Medien? Eine Studie am Beispiel ausgewählter deutscher Tageszeitungen.

     

    Der passende Zeitraum

    Im Anschluss ist es wichtig, dass du einen konkreten Zeitraum festlegst. Da es in der Forschungsfrage um die Corona-Berichterstattung gehen soll, habe ich dort bereits einen groben Zeitrahmen vorgegeben, welchen ich aber nochmals eingrenzen möchte. Ich wähle daher den 01.01.2021 bis zum 31.12.2021. In diesem Zeitraum werde ich Zeitungsartikel untersuchen.

     

    Das Kategoriensystem

    Bevor ich diese Artikel untersuche, erstelle ich ein Kategoriensystem. Dafür nehme ich mir einige Artikel als Beispiele und überlege mir anhand dieser, was meine Kategorien und Ausprägungen sein sollen. Dann schaue ich mir die restlichen Artikel an und sortiere sie entsprechend meines Codebuchs ein.

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    Die Ergebnisse

    Nun kann ich Rückschlüsse daraus ziehen, ob COVID-19 wirklich die Berichterstattung der Medien dominiert hat, was sich dann in einem Ergebnisteil niederschreiben lässt.

    Zusätzlich dazu kannst du auch noch:

    • Forschungslücken
    • einen Ausblick auf weitere Forschungen
    • und einen Vergleich zu anderen Forschungen schlussfolgern.

     

    Fazit

    Eine solche Aufgabe ist ein großer Aufwand. Eine Forschungsfrage zu konzipieren, die Entscheidung für eine empirische Methode und die Durchführung und Auswertung dieser bringt einen hohen Arbeitsaufwand mit sich.

    Dennoch ist die (qualitative) Inhaltsanalyse eine super Möglichkeit, deine Forschungsfrage zu beantworten, da sie strukturiertes und kreatives Arbeiten ermöglicht.

    Viel Erfolg bei der Beantwortung deiner Forschungsfrage!

    Häufig gestellte Fragen (F.A.Qs)

    Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methode der Datenauswertung in der empirischen Sozialforschung. Ihre Hauptaufgabe ist die Strukturierung latenter und manifester Daten. Die qualitative Inhaltsanalyse beschäftigt sich hauptsächlich mit der Individualität einzelner Texte und achtet deshalb vor allem auf den Inhalt und weniger auf die Erfassung großer Datenmengen.

    Ein Codebuch ist das Kernstück jeder inhaltsanalytischen Studie und die Grundlage der Beantwortung deiner Forschungsfrage.

    Das Material auswählen - Was willst du untersuchen? Was passt am besten zu deiner Forschungsfrage? Die Richtung der Analyse festlegen - Wohin soll die Reise gehen? Was ist dein Ziel? Form der Inhaltsanalyse auswählen - Möchtest du die Zusammenfassende, die Explizierende oder die Strukturierende Inhaltsanalyse nutzen? Ergebnisse interpretieren - Ein Kategoriensystem erstellen und die Daten einpflegen. Gütekriterien sicherstellen - Erfüllt deine Analyse die Kriterien Transparenz, Reichweite und Intersubjektivität?

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    Gabriel Freitas

    AI Engineer

    Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.

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