Reizüberflutung Definition
Reizüberflutung beschreibt den Zustand, in dem das Gehirn keine sinnlichen Eindrücke (Reize) mehr verarbeiten kann, weil zu viele gleichzeitig auf es einwirken. Es handelt sich also um eine Überforderung des Hirns, die durch zu viele Impressionen hervorgerufen wird.
Sensorische Reizüberflutung
Die Sinne, die bei einer Reizüberflutung betroffen sein können, sind
- Sehen
- Hören
- Schmecken
- Riechen
- Fühlen
Außerdem können Reize wie
- Temperaturempfinden
- Schmerzempfinden
- generelles Körperempfinden
eine Rolle spielen.
Oftmals ist das Ansprechen von zu vielen Sinnen auf einmal Grund für eine Reizüberflutung. Genauer kann man eine Reizüberflutung also als sensorische Reizüberflutung bezeichnen.
Reizüberflutung Baby
Babys kennen die Welt noch nicht lange. Tausende Eindrücke prasseln auf sie ein – und für viele davon sind die Menschen aus ihrer Umwelt verantwortlich. Da wir von uns selbst Langeweile kennen und vermeiden wollen, haben wir vielleicht das Gefühl, dass es für Babys langweilig werden könnte – irgendwie liegen sie ja recht viel einfach herum und machen gar nichts.
Also kommen wir mit Spielzeugen, Serien, Spieltreffen und massenhaft Besuch zur Rettung; Langeweile ade! Aber Babys sind keine kleinen Erwachsenen, sie brauchen kein Entertainment – zumindest nicht so, wie Erwachsene es brauchen (oder denken zu brauchen).
Babys benötigen Stimulation, keine Frage, aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es mit pompösem Aufwarten – Regenbogenschnuller, Rolf Zukowski-Beschallung, Monolog von den Eltern – bieten. Wenn alles zusammenkommt, können all diese Reize bei Babys zu einer Reizüberflutung führen.
Reizüberflutung Symptome
Wenn du die Symptome einer Reizüberflutung kennst, weißt du das nächste Mal, wenn du eine erfährst, dass du eine erfährst. Die Symptome können wie folgt erscheinen:
- unschöne Gefühle von Stress, Angst, Enge, Unbehagen
- generelle Überforderung
- Wut, die durch Überforderung entsteht und durch kleinste Dinge ausgelöst werden kann
- Probleme beim Schlafen
- Konzentrationsschwäche
- spontane Gefühlsausbrüche
Visuelle Reizüberflutung Symptome
Warst du schon mal bei METRO? Ich bisher dreimal in meinem Leben und jedes Mal hätte ich direkt danach gerne einen Mittagsschlaf in einem dunklen Raum gemacht. Das liegt daran, dass es so viel zu sehen gibt. Endlose Regale, die scheinbar in den Himmel reichen (man sieht es ja durch die aggressive Deckenbeleuchtung nicht so genau), mehr Auswahl als gut sein kann und Menschenmassen, in der scheinbar jede und jeder eine zehnköpfige Familie zu ernähren und für den Einkauf pro Kopf nur eine Minute eingeplant hat.
Eine Reizüberflutung kann durch das Zusammenspiel von verschiedenen Sinnen, die Reize an das Gehirn weiterleiten, hervorgerufen werden, es reicht aber auch nur ein Sinn, der überstrapaziert wird. Zum Beispiel visuelle Eindrücke; dann wird von visueller Reizüberflutung gesprochen. Symptome dafür sind weitgehend identisch mit denen einer generellen Reizüberflutung.
Es kann sein, dass der Sinn, der die Überforderung empfindet, aussetzt, um damit keine weiteren Eindrücke mehr zuzulassen. In dem Fall einer visuellen Reizüberflutung könnte es also sein, dass es dir vorkommt, als ob deine Augen nicht mehr richtig funktionieren und deine Sehkraft eingeschränkt ist.
Das Besondere einer visuellen Reizüberflutung ist, dass sie vorrangig durch die Wahrnehmungen, die gesehen werden, hervorgerufen werden – wie die schiere Überforderung, die ich in jedem METRO empfinde, sobald die Schiebetüren sich hinter mir schließen.
Autismus Reizüberflutung & ADHS Reizüberflutung
Reizüberflutungen finden im Gehirn statt, wenn vermehrt Neurotransmitter (also Botenstoffe) ausgeschüttet werden. In Hirnen, die ohnehin schon anders verdrahtet und oftmals schneller unterwegs sind, kann es auch schneller dazu kommen, dass eine Überforderung auftritt.
So z. B. in Gehirnen von Menschen mit Autismus oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Menschen mit Autismus oder ADHS fällt es von Natur aus schwerer, externe Stimuli, bzw. Eindrücke oder Reize, zu filtern – guter Nährboden für eine potenzielle Reizüberflutung. Ein Vogel vor dem Fenster erscheint zeitweise genauso wichtig, wie die geliebte Person, die gerade ernst gemeinte Worte zu einem spricht.
Deshalb kommt es bei betroffenen Menschen häufiger zu einer Reizüberflutung. Besonders bei Kindern, die nicht gelernt haben, ihr Verhalten anzupassen (auch masking genannt), wird schnell ersichtlich, wenn ihre Reize überflutet sind: Sie können schreien, weinen, gewaltsam werden oder erstarren.
Reizüberflutung Therapie – was du tun kannst
Also was kannst du tun, wenn du merkst, dass du auf dem Weg zu einer Reizüberflutung bist? Vorbeugend kannst du folgendes tun:
- versuche dich von der strapazierenden Situation zu distanzieren
- nimm dir regelmäßig Zeit für Entspannung und Achtsamkeit (dadurch lernst du, dich auf dich zu fokussieren)
- beginne eine Therapie, in der du mehr Optionen lernst, Frieden mit deinen Neurotransmittern zu schließen
- bereite dich vor: schreib vor dem Einkaufen eine Einkaufsliste und schenke nur den Artikeln auf der Liste deine Aufmerksamkeit; entziehe dich stressigen Situationen, z. B. einer lauten Party, in dem du eine Person, mit der du gerne redest und bei der du runterkommen kannst, mitnimmst und mit dieser im Zweifelsfall einen stillen Nebenraum suchst
Akute Reizüberflutung – Handlungsmöglichkeiten
Wenn du in der akuten Stresssituation bist, die in eine Reizüberflutung münden könnte, können dir folgende Handlungsmöglichkeiten helfen:
- versuche alle Stressfaktoren zu minimieren: verlasse einen lauten Raum, setze dir Kopfhörer auf und schließe deine Augen oder leg dich für ein paar Minuten hin, wenn möglich
- Atme tief und bewusst, versuche dich nur auf deinen Atem zu konzentrieren. Zähle deine Atemzüge.
- wenn problem- und gefahrlos möglich, lass deinen Gefühlen freien Lauf und such dir ein Ventil: sprinte eine Strecke, schüttel deinen Körper aus, schreie laut oder halte dir Augen und Ohren zu
- überlege, wie du der Situation, solltest du sie wiederholt antreffen (z. B. Einkaufen, Partys, Busfahren), unter deinen Bedingungen begegnest und habe keine Angst, Konventionen zu brechen – wenn du denkst, dass es dir helfen könnte, mit Kopfhörern einkaufen zu gehen, mach das; wenn du nach zehn Minuten die Party verlassen möchtest, erlaube dir zu gehen
Am wichtigsten ist, dass du die Signale deines Körpers ernst nimmst und dir, deinen Wahrnehmungen und entstehenden Gefühlen den Platz einräumst, der allem zusteht. Reizüberflutung kann ein echtes Problem sein und deine Grenzen sind genauso wichtig wie anderer Leute Wünsche oder Vorstellungen.
Du brauchst dich nicht vor den Wahrnehmungen, die die Welt dir zusendet, verschließen, du musst sie aber auch nicht alle aufnehmen und mit dir herumtragen, bis sie zu viel werden. Ganz nach dem Motto:
Nimm, was dir guttut und lass liegen, was du nicht brauchst.