Versagensangst – Bedeutung
Die Versagensangst ist eine Form der Angst, in einer bestimmten Situation die erwünschte oder erwartete Leistung nicht erbringen zu können (auch Leistungsangst genannt). Es ist die Angst davor, Fehler zu machen, zu versagen. Dadurch entsteht ein Gefühl, eigenen oder äußeren Ansprüchen nicht gerecht werden zu können.
Auf das Studium bezogen ist Versagensangst also die Angst,…
- Prüfungen nicht zu meistern.
- nicht genügend Leistung für den eigenen Studiengang zu erbringen.
- das Studium nicht zu schaffen.
Das führt oft dazu, dass man beginnt, ständig an sich selbst und den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln und das gesamte Studium zu hinterfragen.
Versagensangst – Ursachen
Psychische Probleme sind sehr individuell – so auch die Versagensangst. Sie kann aus verschiedensten Ursachen entstehen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass vor allem ein instabiles Selbstbewusstsein und ein mangelndes Selbstwertgefühl die Ursache oder zumindest einen Verstärker von Versagensangst darstellen.
Oft werden Versagensängste bereits in der Kindheit durch Einfluss der Eltern und auch von Lehrkräften geprägt. Eine strenge Erziehung, mangelnde Anerkennung sowie hohe Anforderungen im Elternhaus und in der Schule können Ursachen sein. Nicht selten knüpfen Eltern (bewusst, aber auch unbewusst) Liebe und Anerkennung an schulische Leistungen.
Leistungsdruck im Studium
Sicherlich hast du schon herauslesen können: Leistungsdruck spielt eine große Rolle, wenn es um Versagensängste geht. Er führt beispielsweise zu…
- dem Gefühl, nicht mehr mithalten zu können.
- ständiger Angst, Fehler zu machen.
- Vermeidungsverhalten oder auf der anderen Seite: Perfektionismus.
- Leistungsangst (Angst vor dem Scheitern in Situationen, bei denen eine bestimmte Leistung gefordert wird).
Leistungsangst kann im Studium beispielsweise bei Klausuren, Hausarbeiten, Präsentationen oder auch schon bei einfachen Arbeitsaufträgen entstehen.
Kein Wunder, dass heutzutage immer mehr Studierende unter Versagensangst leiden. Denn Leistungsdruck im Studium ist irgendwie ganz normal geworden. Das muss es und sollte es aber nicht sein.
Angst, das Studium nicht zu schaffen? 10 Tipps gegen Versagensangst
Wenn du Angst hast, dein Studium nicht zu schaffen, dann helfen dir die folgenden Tools, die du täglich üben kannst.
1. Hör auf, dich zu vergleichen
Das Leben ist kein Wettbewerb. Ich weiß, gerade im Studium wird uns oft etwas anderes vermittelt. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der von uns erwartet wird, ständig und perfekt zu funktionieren. Und genau dem darfst du dich bewusst entziehen. Denn es ist nicht nur realitätsfern, sondern unglaublich ungesund für deine Psyche.
Andere lernen anders oder mehr, sind eventuell schon weiter als du, obwohl ihr gemeinsam angefangen habt, zu studieren? Das ist vollkommen okay! Denn du darfst dein Studium in deinem Tempo durchschreiten.
2. Zeit für DICH
Wie alles im Leben, funktioniert auch die Unizeit nur in Balance. Denn das Leben besteht aus mehr als nur Lernen, Leistung und Karriere.
Schaffe dir bewusst eine Balance im Alltag, indem du dir mehr Zeit für dich nimmst. Zeit, in der du einfach mal keine Aufgaben zu erledigen hast. Vielleicht möchtest du dir auch wieder mehr Zeit für deine Hobbies nehmen oder etwas Neues ausprobieren!
Diese Pausen helfen dir, Energie zu tanken und wieder zu einem positiveren Mindset zurückzufinden.
3. Das richtige Zeitmanagement
Zeitmanagement und eine richtige Planung können dir dabei helfen, Unsicherheiten und Ängste loszulassen, z.B. in Form eines Step-by-Step Lernplans. So wird die Angst vor dem Versagen schon viel kleiner. Lies dir doch gerne unseren Artikel zur Erstellen des perfekten Lernplans durch.
4. Schreibe deine Ängste auf
Nimm dir Zeit und schreibe all das auf, das deine Zukunftsangst ausmacht. Das hilft dir dabei, deine Gedanken, Gefühle und Ängste zu sortieren, sie genau zu benennen und zu greifen. Vielleicht fällt dir dann auch schon auf, dass die meisten Ängste, an denen du dich täglich festhälst, vollkommen unbegründet sind.
5. Worst-Case-Szenario
Wie oft hast du dir im Studium schon das Worst-Case-Szenario zu einer Situation ausgemalt? Und wie oft ist es wirklich eingetreten? Aber mal im Ernst: Wie schlimm wäre das Worst-Case-Szenario wirklich? Eine Prüfung nicht zu bestehen oder Hausarbeiten zu schieben, das kann allen mal passieren und ist dem Glücklichsein keineswegs ein Hindernis.
Wenn du jetzt sagst, dass das Schlimmste wäre, das ganze Studium nicht zu schaffen, dann lass mich dir auch hier sagen: Das ist zwar keine schöne Erfahrung und fordert viel Kraft, um neue Wege einzuschlagen, aber selbst das wäre nicht der Weltuntergang! Denn in dem Moment, in dem sich eine Tür schließt, öffnen sich so viele neue!
6. Dein Alternativ-Plan
Was, wenn nun wirklich der Worst Case eintritt und du eine Prüfung oder gar dein Studium nicht schaffen solltest? Meist ist die Angst gar nicht nur die, etwas nicht zu schaffen, sondern was dann passiert, wenn wir etwas nicht schaffen. Dafür gibt es einen ganz einfachen Tipp: Schreibe dir alternative Pläne auf! Die können sich innerhalb oder außerhalb deines Studiums befinden.
Jedes mal, wenn du die Versagensangst wieder spürst, kannst du dir sagen: “Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Denn selbst, wenn das passieren würde, wüsste ich, wie ich darauf reagieren kann.”
7. Rufe dir deine Erfolge ins Gedächtnis
Rufe dir öfter deine Erfolge ins Gedächtnis. Was hast du bisher schon gut gemeistert? Das kann sich auf dein Studium beziehen oder auch auf andere Hürden im Leben, in denen du vielleicht zunächst auch Zweifel und Angst hattest. Erlaube dir, auch einmal stolz auf dich zu sein!
8. Fehler sind menschlich – Sei lieb zu dir!
Warum haben wir eigentlich so oft Angst davor, Fehler zu machen? Fehler sind menschlich. Und vor allem: Fehler hindern dich nicht vor persönlichem und beruflichem Erfolg! Wenn du einmal alle erfolgreichen Menschen und deren Werdegang ansehen würdest, dann würdest du merken, dass sie alle Fehler gemacht haben. Und das ist auch gut so. Denn aus Fehlern lernt man. Sie fordern einen auf, etwas zu verändern und nur so wächst man weiter und entwickelt sich zu der Person, die man gerne sein möchte.
Für mich persönlich ist dieser Punkt einer der wichtigsten gewesen, um meine Versagensangst zu überwinden. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, liebevoller mit mir umzugehen und mir Fehler zu erlauben. Und das hat mich automatisch zum nächsten Tipp gebracht.
9. Die wichtigste Frage: Was bringt mir meine Angst?
Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, was mir meine Angst eigentlich bringt. Die Antwort war: Nichts, außer, dass sie mich blockiert und mir die Gegenwart erschwert.
Stell dir selbst diese Frage einmal ganz bewusst. Hilft dir deine Angst oder der Leistungsdruck, den du dir selbst machst bzw. von außen zulässt, wirklich dabei, erfolgreich und glücklich zu sein?
Wenn ich heute Versagensangst verspüre, stelle ich mir immer wieder diese Frage. Das lässt mich nicht nur glücklicher und mit mehr Leichtigkeit leben, sondern ich habe auch beobachtet, dass ich auf diese Weise tatsächlich viel mehr Leistung erbringe. Eine Win-win-Situation also!
10. Sprich darüber!
Sprich mit Freunden und Freundinnen oder Leuten aus deinem Studium über deine Ängste. Das Reden allein hilft schon oft, Sorgen loszulassen. Bestimmt wirst du auch bemerken, dass du mit deiner Versagensangst nicht allein bist – diese Tatsache erleichtert oft schon einiges.
Hard Facts: Psychischer Druck im Studium
Immer mehr Studierende empfinden die Unizeit als enorm belastend. Schlagzeilen sämtlicher Studien, Zeitungen und Co. zeigen unter anderem Folgendes:
- Leistungsdruck, ständiger Konkurrenzkampf und zu hohe Anforderungen im Studium
- Ein Sechstel aller Studierenden leidet unter psychischen Problemen, Tendenz steigend
- Immer mehr Studierende brechen aufgrund psychischer Belastung ihr Studium ab
Es ist also schon lange kein Geheimnis mehr: Die psychische Belastung im Studium wächst immer mehr. Auch Versagensängste können sich so weit entwickeln, dass sie in einer Depression enden.
Versagensangst und Depression
Eine ständige Angst vor dem Scheitern sollte keinesfalls einfach so hingenommen werden. Denn Versagensangst und Leistungsdruck können sogar Depressionen auslösen.
Andersherum kann auch eine Depression Versagensängste begünstigen. Letztlich ist es egal, was zuerst auftritt – wichtig ist, dass du dir professionelle Hilfe suchst, wenn du merkst, dass dein psychischer Zustand deinen Alltag enorm beeinträchtigt.
Lies dir gerne auch den Artikel zu Depressionen im Studium durch, den ich für dich geschrieben habe. Hier gebe ich dir wertvolle Tipps sowie Kontakte zu verschiedenen, kostenfreien und teils komplett anonymen, Hilfeleistungen.
Versagensangst und Therapie
Zum Glück gibt es in Deutschland ein großes Angebot an professioneller Hilfestellung bei Themen wie Versagensangst. Auch die Studentenwerke der Universitäten bieten psychologische Beratung an. Zögere also nicht, dich beraten zu lassen und in Therapie zu gehen, wenn du merkst, dass du dem Druck nicht mehr gewachsen bist!
Fazit: Versagensängste und Leistungsdruck im Studium
Abschließend möchte ich dir noch einmal die wichtigste Erkenntnis mit auf den Weg geben, die ich im Studium bezüglich meiner Versagensangst hatte:
Es ist mehr als okay, Fehler zu machen, zu stolpern oder gar hinzufallen. Solange wir immer wieder aufstehen und in unserem Tempo vorangehen, gehen wir automatisch Schritt für Schritt auf unsere Ziele zu. Manchmal kommen wir auf ungewollte Abzweigungen, die sich als wunderschöne Wege entpuppen.
Dazu passt wunderbar ein Spruch, den ich neulich gelesen habe: “Es sind die Menschen am erfolgreichsten, die wissen, dass Fehler und Versagen unvermeidlich sind.”