Deutsch Abitur Bayern Prosa

a)    Interpretieren Sie den Prosatext Seegeister von Ilse Aichinger! Gehen Sie dabei insbesondere auf die erzählerische Gestaltung des Textes ein! 

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    Abiturprüfung Bayern 2023 Aufgabe 3: Interpretieren eines literarischen Textes

    ca. 80%

    b) Erläutern Sie auf der Grundlage Ihrer Ergebnisse, in welcher Weise parabolisches Erzählen Zugänge zum Verständnis der Welt eröffnen kann!

    ca. 20%

    M1: Ilse Aichinger (1921-2016) – Seegeister (1953)

    (Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechend der Textquelle)

    Den Sommer über beachtet man sie wenig oder hält sie für seinesgleichen, und wer den See mit dem Sommer verläßt, wird sie nie erkennen. Erst gegen den Herbst zu beginnen sie, sich deutlicher abzuheben. Wer später kommt oder länger bleibt, wer zuletzt selbst nicht mehr weiß, ob er noch zu den Gästen oder schon5 zu den Geistern gehört, wird sie unterscheiden. Denn es gibt gerade im frühen Herbst Tage, an denen die Grenzen im Hinüberwechseln noch einmal sehr scharf werden.

    Da ist der Mann, der den Motor seines Bootes, kurz bevor er landen wollte, nicht mehr abstellen konnte. Er dachte zunächst, das sei weiter kein Unglück und zum10 Glück sei der See groß, machte kehrt und fuhr vom Ostufer gegen das Westufer zurück, wo die Berge steil aufsteigen und die großen Hotels stehen. Es war ein schöner Abend, und seine Kinder winkten ihm vom Landungssteg, aber er konnte den Motor noch immer nicht abstellen, tat auch, als wollte er nicht landen, und fuhr wieder gegen das flache Ufer zurück. Hier — zwischen entfernten15 Segelbooten, Ufern und Schwänen, die sich weit vorgewagt hatten — brach ihm angesichts der Röte, die die untergehende Sonne auf das östliche Ufer warf, zum erstenmal der Schweiß aus den Poren, denn er konnte seinen Motor noch immer nicht abstellen. Er rief seinen Freunden, die auf der Terrasse des Gasthofes beim Kaffee saßen, fröhlich zu, er wolle noch ein wenig weiterfahren, und sie riefen20 fröhlich zurück, das solle er nur. Als er zum drittenmal kam, rief er, er wolle nur seine Kinder holen, und seinen Kindern rief er zu, er wolle nur seine Freunde holen. Bald darauf waren Freunde und Kinder von beiden Ufern verschwunden, und als er zum viertenmal kam, rief er nichts mehr.Er hatte entdeckt, daß sein Benzintank leck war, das Benzin war längst25 ausgelaufen, aber das Seewasser trieb seinen Motor weiter. Er dachte jetzt nicht

    mehr, das sei weiter kein Unglück und zum Glück sei der See groß. Der letzte Dampfer kam vorbei, und die Leute riefen ihm übermütig zu, aber er antwortete nicht, er dachte jetzt: „Wenn nur kein Boot mehr käme!" Und dann kam auch keins mehr. Die Jachten lagen mit eingezogenen Segeln in den Buchten, und der30 See spiegelte die Lichter des Hotels. Dichter Nebel begann aufzusteigen, der Mann fuhr kreuz und quer und dann die Ufer entlang, irgendwo schwamm noch ein Mädchen und warf sich den Wellen nach, die sein Boot warf, und ging auch an Land.Aber er konnte, während er fuhr, den lecken Tank nicht abdichten und fuhr immer35 weiter. Jetzt erleichterte ihn nur mehr der Gedanke, daß sein Tank doch eines Tages den See ausgeschöpft haben müsse, und er dachte, es sei eine merkwürdige Art des Sinkens, den See aufzusaugen und zuletzt mit seinem Boot auf dem Trockenen zu sitzen. Kurz darauf begann es zu regnen, und er dachte auch das nicht mehr. Als er wieder an dem Haus vorbeikam, vor dem das Mädchen gebadet40 hatte, sah er, daß hinter einem Fenster noch Licht war, aber uferaufwärts, in den Fenstern, hinter denen seine Kinder schliefen, war es schon dunkel, und als er kurz danach wieder zurückfuhr, hatte auch das Mädchen sein Licht gelöscht. Der Regen ließ nach, aber das tröstete ihn nun nicht mehr.Am nächsten Morgen wunderten sich seine Freunde, die beim Frühstück auf der45 Terrasse saßen, daß er schon so früh auf dem Wasser sei. Er rief ihnen fröhlich zu, der Sommer ginge zu Ende, man müsse ihn nützen, und seinen Kindern, die schon am frühen Morgen auf dem Landungssteg standen, sagte er dasselbe. Und als sie am nächsten Morgen eine Rettungsexpedition nach ihm ausschicken wollten, winkte er ab, denn er konnte doch jetzt, nachdem er sich zwei Tage lang50 auf die Fröhlichkeit hinausgeredet hatte, eine Rettungsexpedition nicht mehr zulassen; vor allem nicht angesichts des Mädchens, das täglich gegen Abend die Wellen erwartete, die sein Boot warf. Am vierten Tag begann er zu fürchten, daß man sich über ihn lustig machen könne, tröstete sich aber bei dem Gedanken, daß auch dies vorüberginge. Und es ging vorüber.55 Seine Freunde verließen, als es kühler wurde, den See, und auch die Kinder kehrten zur Stadt zurück, die Schule begann. Das Motorengeräusch von der Uferstraße ließ nach, jetzt lärmte nur noch sein Boot auf dem See. Der Nebel zwischen Wald und Gebirge wurde täglich dichter, und der Rauch aus den Kaminen blieb in den Wipfeln hängen.60 Als letztes verließ das Mädchen den See. Vom Wasser her sah er sie ihre Koffer auf den Wagen laden. Sie warf ihm eine Kußhand zu und dachte: „Wäre er ein Verwunschener, ich wäre länger geblieben, aber er ist mir zu genußsüchtig!" Bald darauf fuhr er an dieser Stelle mit seinem Boot aus Verzweiflung auf den Schotter. Das Boot wurde längsseits aufgerissen und tankt von nun an Luft. In den65 Herbstnächten hören es die Einheimischen über ihre Köpfe dahinbrausen.

    Bayern: Lösungsweg Teilaufgabe 1 von 2: Interpretieren eines Prosatexts

    Einleitung: Interpetation

    Der Prosatext "Seegeister" von Ilse Aichinger entführt die Leserinnen und Leser in eine surreale und rätselhafte Welt. Die erzählerische Gestaltung dieses Textes ist besonders faszinierend und lädt dazu ein, die Bedeutung und Botschaft dahinter zu entschlüsseln. In dieser Interpretation werde ich auf verschiedene Aspekte der erzählerischen Gestaltung eingehen und versuchen, die Symbolik und Metaphern im Text zu deuten.

    Um eine Einleitung möglichst spannend zu gestalten, sollten die zentralen Textinformationen (Autor, Erscheinungsjahr, Textgattung und Titel) passend zum Kontext eingebettet werden. Wenn Du über Kenntnisse zur Epoche verfügst, kannst Du sie in Deiner Einleitung unterbringen.

    Achtung: Es sollten keine voreiligen Schlüsse über die Intention des Autors oder die Deutung des Gedichts aufgrund der epochalen Einordnung gezogen werden, weil Du diese erst im Laufe der Interpretation erarbeitest.

    Hauptteil: Interpretationsansätze

    Der Text verwendet die dritte Person als Erzählperspektive, was dazu führt, dass die Handlung aus einer distanzierten und objektiven Sichtweise beschrieben wird. Dadurch bleibt die Hauptfigur anonym und wird als "der Mann" bezeichnet. Diese Wahl der Erzählperspektive verstärkt die allgemeine Rätselhaftigkeit des Textes und erlaubt es dem Leser, die Ereignisse aus einer neutralen Position zu beobachten.

    Der Text spielt an einem See, der im Laufe der Handlung immer wieder als zentrales Element erscheint. Die genaue Lokalisierung bleibt jedoch vage, was die surreale Atmosphäre verstärkt. Die Zeit im Text ist ebenfalls unbestimmt. Es wird erwähnt, dass der Sommer zu Ende geht, aber es gibt keine klaren zeitlichen Bezüge. Dies trägt zur Zeitlosigkeit des Textes bei und verstärkt die Idee, dass die Ereignisse außerhalb der gewohnten Realität stattfinden.

    Hier geht es um die Erzählperspektive und den Ort/die Zeit.

    Der Text ist reich an Symbolik und Metaphern, die auf mehrere Ebenen der Interpretation hinweisen. Der See selbst kann als Symbol für das Leben und die menschliche Existenz gedeutet werden. Er ist groß und undurchsichtig, und seine Geheimnisse werden erst nach und nach offenbart. Die "Seegeister" könnten als Metapher für die unerklärlichen und unkontrollierbaren Kräfte des Lebens verstanden werden, die den Menschen in ihren Bann ziehen.

    Beachte die Symbolik und Metaphern.

    Aichinger baut geschickt Spannung und Suspense in den Text ein. Der Mann gerät in eine ungewöhnliche Situation, als er seinen Motorboot nicht mehr abstellen kann. Dieses scheinbar einfache Problem entwickelt sich im Laufe des Textes zu einer immer bedrohlicheren Situation. Die Leserinnen und Leser werden mit der Frage konfrontiert, ob der Mann jemals aus dieser Situation entkommen wird.

    Die Verwendung von Wiederholungen verstärkt die surreal anmutende Atmosphäre des Textes. Der Mann versucht mehrmals, das Ufer zu erreichen, und wiederholt seine Versuche, seine Freunde und Kinder zu holen. Diese Wiederholungen verstärken das Gefühl von Vergeblichkeit und Isolation.

    Der Text endet offen, ohne eine klare Lösung für das Problem des Mannes anzubieten. Wir erfahren nicht, ob er gerettet wird oder ob er für immer auf dem See verbleibt. Dieses offene Ende erlaubt verschiedene Interpretationen und hinterlässt beim Leser ein Gefühl der Unsicherheit und des Rätselhaften.

    Ein offenes Ende ist eine Besonderheit. Gehe auf jeden Fall darauf ein!

    Schluss: Interpretationsergebnisse

    Insgesamt ist "Seegeister" von Ilse Aichinger ein beeindruckender Text, der durch seine erzählerische Gestaltung, Symbolik und Metaphern fasziniert. Er erzeugt eine surreale und mysteriöse Atmosphäre und lädt dazu ein, über die Bedeutung und die tiefere Botschaft des Textes nachzudenken. Aichinger zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie ein scheinbar einfaches Szenario in der Literatur zu einer tieferen Reflexion über das Leben und die menschliche Existenz führen kann.

    Zum Schluss der Arbeit solltest Du Deine Erkenntnisse kurz und knapp darstellen.

    Achtung: Es dürfen keine neuen Informationen oder Interpretationsansätze eingebracht werden. Auch Deine eigene Meinung sollte hier nicht thematisiert werden, weil es die Aufgabenstellung nicht konkret verlangt.

    Bayern: Lösungsweg Teilaufgabe 2 von 2: Interpretieren eines Prosatexts

    Parabolisches Erzählen, wie es in literarischen Werken wie "Seegeister" von Ilse Aichinger zu finden ist, kann auf vielfältige Weise Zugänge zum Verständnis der Welt eröffnen. Parabeln sind oft kurze, symbolische Geschichten, die eine moralische oder philosophische Botschaft vermitteln. Im Kontext von "Seegeister" und ähnlichen Texten können parabolische Elemente dazu beitragen, tiefere Einblicke in die menschliche Existenz und die Welt zu gewinnen.

    Abstraktion und Universalität

    Parabeln sind oft abstrakte Geschichten, die auf konkrete Details verzichten und stattdessen universelle Themen ansprechen. Dies ermöglicht es den Leserinnen und Lesern, sich leichter mit den Ideen und Botschaften der Geschichte zu identifizieren. In "Seegeister" bleibt der Ort und die Zeit vage, was dazu beiträgt, dass die Erfahrungen und Gefühle des Mannes für viele Menschen nachvollziehbar werden. Parabolisches Erzählen eröffnet somit Zugänge zu den grundlegenden menschlichen Erfahrungen, unabhängig von kulturellen oder zeitlichen Unterschieden.

    Reflexion und Interpretation

    Parabeln erfordern oft eine tiefere Reflexion und Interpretation. Sie laden die Leserinnen und Leser ein, über die Bedeutung der Geschichte nachzudenken und sie auf ihre eigenen Erfahrungen und Überzeugungen anzuwenden. In "Seegeister" werden Themen wie Isolation, Vergeblichkeit und die Unkontrollierbarkeit des Lebens angesprochen. Diese Themen können dazu führen, dass die Leserinnen und Leser über ihre eigenen Ängste, Hoffnungen und Herausforderungen nachdenken und sich fragen, wie sie mit solchen Situationen umgehen würden.

    Moralische und ethische Fragen

    Parabeln neigen dazu, moralische oder ethische Fragen aufzuwerfen. In "Seegeister" könnte man beispielsweise darüber nachdenken, wie der Mann mit seiner verzweifelten Situation umgeht und welche moralischen Entscheidungen er trifft. Parabolisches Erzählen fordert die Leserinnen und Leser oft auf, ihre eigenen ethischen Standpunkte zu reflektieren und sich mit den Konsequenzen von Handlungen auseinanderzusetzen.

    Offenheit für verschiedene Interpretationen

    Parabeln sind oft mehrdeutig und erlauben verschiedene Interpretationen. Dies fördert einen offenen Dialog und ermöglicht es, dass verschiedene Leserinnen und Leser unterschiedliche Perspektiven einbringen. Die Vielschichtigkeit von parabolischem Erzählen eröffnet Raum für Diskussionen und erweitert das Verständnis der Welt durch den Austausch von Ideen und Interpretationen.

    Insgesamt kann parabolisches Erzählen wie in "Seegeister" dazu beitragen, Zugänge zum Verständnis der Welt zu öffnen, indem es universelle Themen anspricht, Reflexion und Interpretation fördert, moralische Fragen aufwirft und Raum für verschiedene Perspektiven bietet. Parabeln sind ein kraftvolles literarisches Werkzeug, um komplexe Ideen und menschliche Erfahrungen zu erforschen und zu vermitteln.

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