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Abiturprüfung Niedersachsen 2023 EA Aufgabe 1: Interpretieren eines literarischen Textes
60 %
b) Vergleichen Sie das Gedicht "HÄUSER" von Helga M. Novak (M1) mit dem Gedicht "Einsamkeit." von Nikolaus Lenau (M2) unter besonderer Berücksichtigung der jeweiligen Situation des lyrischen Sprechers. Beziehen Sie dabei neben inhaltlichen auch ausgewählte sprachliche und formale Aspekte ein.
40 %
M1: Helga M. Novak (1935-2013) – HÄUSER (1982)
Landschaft Erde Natur
alles weiblich
dahin will ich gehen
wo es trostlos ist
5 dahin will ich gehen
wo nichts ist
Natur und unangetastet
und werde in aller Stille
ein Haus bauen
10 ein Haus beziehen
und werde es – ungeliebt
und unfähig zu lieben –
mit meiner maßlosen
Liebe entzünden
15 auch diese Nacht geht vorbei
und keiner kommt
und reißt meine Zäune ein
siehst du die gelbe verrostete Bank
auf der werde ich sitzen
20 wenn ich nicht weiter weiß
also für immer wie eine
der die Augen übergegangen sind
M2: Nikolaus Lenau (1802-1850) – Einsamkeit (1834)
Wild verwachsne dunkle Fichten,
Leise klagt die Quelle fort;
Herz, das ist der rechte Ort
Für dein schmerzliches Verzichten!
5 Grauer Vogel in den Zweigen!
Einsam deine Klage singt,
Und auf deine Frage bringt
Antwort nicht des Waldes Schweigen.
Wenn’s auch immer schweigen bliebe,
10 Klage, klage fort; es weht,
Der dich höret und versteht,
Stille hier der Geist der Liebe.
Nicht verloren hier im Moose,
Herz, dein heimlich Weinen geht,
15 Deine Liebe Gott versteht,
Deine tiefe, hoffnungslose!
Niedersachsen EA: Lösungsweg Teilaufgabe 1 von 2: Interpretieren eines literarischen Textes
Einleitung: Interpretation
Das Gedicht "HÄUSER" wurde von der deutschen Dichterin Helga M. Novak im Jahr 1982 verfasst. Helga M. Novak lebte von 1935 bis 2013 und war eine bedeutende Autorin der Nachkriegsliteratur in Deutschland. Ihr Werk zeichnet sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit existenziellen und gesellschaftlichen Themen aus. Das Gedicht "HÄUSER" zeigt deutliche Spuren ihrer poetischen Schaffenskraft.
Um eine Einleitung möglichst spannend zu gestalten, sollten die zentralen Textinformationen (Autor, Erscheinungsjahr, Textgattung und Titel) passend zum Kontext eingebettet werden. Wenn Du über Kenntnisse zur Epoche verfügst, kannst Du sie in Deiner Einleitung unterbringen.
Achtung: Es sollten keine voreiligen Schlüsse über die Intention des Autors oder die Deutung des Gedichts aufgrund der epochalen Einordnung gezogen werden, weil Du diese erst im Laufe der Interpretation erarbeitest.
Hauptteil: Thema und Aufbau
Das Gedicht "HÄUSER" von Helga M. Novak umfasst lediglich 20 knappe Zeilen, in denen die Dichterin auf eindrückliche Weise mit Natur und Menschlichkeit in Verbindung tritt.
Inhaltlich begegnen wir einer tiefen Sehnsucht nach der Natur und einer gleichzeitigen Distanz zur menschlichen Zivilisation. Die Dichterin beginnt mit der Feststellung, dass "alles weiblich" ist - eine interessante Behauptung, die auf die weibliche Natur und Fruchtbarkeit der Erde hinweist. Dieser Gedanke steht im Einklang mit vielen Strömungen der Ökophilosophie und Ökofeminismus, die die Erde als weibliches Prinzip betrachten.
Die ersten Zeilen des Gedichts lassen eine starke Sehnsucht erkennen. Die Dichterin möchte dorthin gehen, wo es "trostlos" und "nichts" gibt. Dies kann als eine Flucht vor der Zivilisation und dem Lärm des modernen Lebens interpretiert werden. Sie sucht die Einsamkeit und die unberührte Natur.
Dann folgt der Wunsch, ein Haus zu bauen und es zu beziehen. Dieses Haus wird als ein Ort der Ruhe und des Rückzugs dargestellt. Interessant ist, dass die Dichterin sagt, sie werde es "ungeliebt" beziehen und sei "unfähig zu lieben". Dies könnte auf eine persönliche Entfremdung oder eine Art von innerer Leere hinweisen.
Die überraschende Wendung im Gedicht kommt in den letzten Zeilen, in denen die Dichterin erklärt, dass sie das Haus dennoch mit ihrer "maßlosen Liebe entzünden" wird. Dies kann als ein Akt der Selbstüberwindung und Selbstfindung interpretiert werden. Trotz der vermeintlichen Entfremdung oder Einsamkeit findet die Dichterin in sich selbst die Kraft, Liebe zu schenken und sich mit der Natur zu verbinden.
Die letzte Strophe des Gedichts betont die Vergänglichkeit und die Isolation. Die Nacht geht vorbei, niemand kommt, um ihre Zäune einzureißen. Die "gelbe verrostete Bank" wird als Ort der Verzweiflung dargestellt, an dem die Dichterin sitzt, wenn sie nicht mehr weiter weiß.
Wenn Du die Handlung des Gedichts wiedergibst, solltest Du vor allem eine inhaltliche Gliederung vornehmen, in denen Du thematische Zusammenhänge erkennst und sie differenzierst. Indizien für solche Sinnabschnitte sind zum Beispiel Gedankengänge, Satzzeichen, Zeitformen und gedankengliedernde Worte.
Schluss: Interpretationsergebnisse
In "HÄUSER" von Helga M. Novak erfahren wir eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Natur, Isolation und der menschlichen Sehnsucht nach Verbundenheit. Das Gedicht zeigt die innere Reise einer Dichterin, die sich von der Zivilisation abwendet und die Einsamkeit der Natur sucht. Trotz anfänglicher Distanz findet sie in sich selbst die Fähigkeit zur Liebe und zur Verbindung mit der Welt. Das Gedicht hinterlässt beim Leser das Gefühl einer existenziellen Suche und einer möglichen Versöhnung mit der eigenen inneren Welt und der Natur.
Zum Schluss der Arbeit solltest Du Deine Erkenntnisse kurz und knapp darstellen.
Achtung: Es dürfen keine neuen Informationen oder Interpretationsansätze eingebracht werden. Auch Deine eigene Meinung sollte hier nicht thematisiert werden, weil es die Aufgabenstellung nicht konkret verlangt.
Niedersachsen EA: Lösungsweg Teilaufgabe 2 von 2: Interpretieren eines literarischen Textes
Einleitung: Überleitung
Die beiden Gedichte "HÄUSER" von Helga M. Novak aus dem Jahr 1982 und "Einsamkeit" von Nikolaus Lenau aus dem Jahr 1834 thematisieren das Gefühl der Einsamkeit, jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in verschiedenen historischen Kontexten. Helga M. Novak war eine deutsche Dichterin der Nachkriegszeit, während Nikolaus Lenau in der Romantik tätig war. Wir werden die Gedichte hinsichtlich ihres Inhalts, ihrer Sprache und ihrer formalen Aspekte vergleichen, insbesondere in Bezug auf die Situation des lyrischen Sprechers.
Hauptteil: Vergleich der beiden Gedichte
Im Gedicht "HÄUSER" von Helga M. Novak erleben wir die innere Suche und Sehnsucht des lyrischen Sprechers nach Einsamkeit und Verbundenheit mit der Natur. Sie möchte in der Einsamkeit der unberührten Natur Zuflucht finden und ein Haus bauen, obwohl sie sich als "ungeliebt" und "unfähig zu lieben" beschreibt. Dennoch findet sie die Kraft, ihre Liebe zu entzünden, und akzeptiert die Einsamkeit als einen Teil ihrer Existenz.
In "Einsamkeit" von Nikolaus Lenau steht die emotionale Einsamkeit des lyrischen Sprechers im Mittelpunkt. Die Natur wird als Kulisse für diese Einsamkeit verwendet. Der Sprecher beobachtet die düsteren Bäume und hört das Klagen der Quelle. Er sehnt sich nach einer Antwort, die ihm jedoch verwehrt bleibt. Die Einsamkeit des Sprechers wird als schmerzhaft und hoffnungslos dargestellt. Er findet Trost in dem Gedanken, dass Gott sein Weinen versteht.
Helga M. Novaks Gedicht "HÄUSER" ist moderner in seiner Sprache und Ausdrucksweise. Die Sprache ist knapp und prägnant, und das Gedicht besteht aus kurzen Versen. Die Verwendung von Paradoxen, wie "ungeliebt" und "Liebe entzünden," verleiht dem Gedicht eine gewisse Ambiguität und Tiefe.
Nikolaus Lenaus "Einsamkeit" hingegen ist in einem klassischen, romantischen Stil verfasst. Die Sprache ist poetisch und bildhaft, und das Gedicht verwendet ein traditionelles Reimschema. Die Natur wird als Spiegelbild der inneren Gefühle des Sprechers verwendet, und die Melancholie ist ein zentrales Motiv.
Schluss: Zusammenfassung der Ergebnisse
In beiden Gedichten "HÄUSER" von Helga M. Novak und "Einsamkeit" von Nikolaus Lenau wird das Thema der Einsamkeit behandelt, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen poetischen Stilen. Während Helga M. Novaks Sprecher die Einsamkeit aktiv sucht und in der Natur Zuflucht findet, erlebt Nikolaus Lenaus Sprecher die Einsamkeit als schmerzhaft und hoffnungslos. Die beiden Gedichte veranschaulichen, wie unterschiedliche Dichter aus verschiedenen Epochen die menschliche Erfahrung der Einsamkeit auf poetische Weise interpretieren können.
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