Deutsch Abitur Niedersachsen GA Gedicht

a)  Interpretieren Sie das Gedicht "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm (M1)!            

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    Abiturprüfung Niedersachsen 2023 GA Aufgabe 1: Interpretieren eines literarischen Textes

    ca. 60%

    b) Vergleichen Sie das Gedicht "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm (M1) mit dem Gedicht „Heimat“ von Hanna Johansen (M2). Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche und formale Aspekte.

    ca. 40%

    M1: Theodor Storm (1817-1888) – Gedenkst du noch? (1857)

    Gedenkst du noch, wenn in der Frühlingsnacht

    Aus unserm Kammerfenster wir hernieder

    Zum Garten schauten, wo geheimnisvoll

    Im Dunkel dufteten Jasmin und Flieder?

    5 Der Sternenhimmel über uns so weit,

    Und du so jung; – unmerklich geht die Zeit.

    Wie still die Luft! Des Regenpfeifers Schrei

    Scholl klar herüber von dem Meeresstrande;

    Und über unsrer Bäume Wipfel sah’n

    10 Wir schweigend in die dämmerigen lande.

    Nun wird es wieder Frühling um uns her;

    Nur eine Heimat haben wir nicht mehr.

    Nun horch ich oft schlaflos in tiefer Nacht,

    Ob nicht der Wind zur Rückfahrt möge wehen.

    15 Wer in der Heimat erst sein Haus gebaut,

    Der sollte nicht mehr in die Fremde gehen!

    Nach drüben ist sein Auge stets gewandt;

    Doch Eines blieb, – wir gehen Hand in Hand.

    Regenpfeifer: eine Vogelart

    M2: Hanna Johansen (*1939) – Heimat (2016)

    Zuhause hinter unserm alten Baum

    ging abends der Mond auf.

    Er sprach mit mir.

    Er kannte mich

    5 und kannte meine Freunde.

    Hier fehlt der Baum.

    Der Mond ist noch da,

    er schaut mich an

    und spricht kein Wort.

    10 Vielleicht ist es ein neuer Mond,

    ein Mond, der mich nicht kennt

    und meine Freunde auch nicht.

    Oder es liegt am Baum.

    Niedersachsen GA: Lösungsweg Teilaufgabe 1 von 2: Interpretieren eines literarischen Textes

    Einleitung: Interpretation

    Das Gedicht "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm, das im 19. Jahrhundert verfasst wurde, ist der Epoche des Realismus zuzuordnen. Diese literarische Epoche, die im 19. Jahrhundert vorherrschte, zeichnet sich durch eine realitätsnahe Darstellung der Welt und menschlicher Erfahrungen aus. Storms Gedicht zeigt Elemente des Realismus, indem es eine konkrete, alltägliche Situation beschreibt, die von Gefühlen und Erinnerungen geprägt ist.

    Es reflektiert die menschliche Sehnsucht, die Vergänglichkeit der Zeit und die Liebe auf eine realistische und emotionale Weise, typisch für die Literatur des Realismus. In diesem Gedicht stellt der Dichter die Frage an seine Geliebte, ob sie sich noch an gemeinsame Erlebnisse in der Frühlingsnacht erinnert und wie sich die Zeit seitdem verändert hat. Das Gedicht erkundet die Themen der Vergänglichkeit, des Verlusts und der Sehnsucht.

    Um eine Einleitung möglichst spannend zu gestalten, sollten die zentralen Textinformationen (Autor, Erscheinungsjahr, Textgattung und Titel) passend zum Kontext eingebettet werden. Wenn Du über Kenntnisse zur Epoche verfügst, kannst Du sie in Deiner Einleitung unterbringen.

    Achtung: Es sollten keine voreiligen Schlüsse über die Intention des Autors oder die Deutung des Gedichts aufgrund der epochalen Einordnung gezogen werden, weil Du diese erst im Laufe der Interpretation erarbeitest.

    Hauptteil: Thema und Aufbau

    Das Gedicht "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm behandelt das zentrale Thema der Vergänglichkeit, Erinnerung und Sehnsucht in einer klar strukturierten Form. Es gliedert sich in drei Abschnitte, die jeweils eine andere Stimmung und Perspektive auf das Thema bieten.

    Der erste Abschnitt des Gedichts eröffnet mit der Frage "Gedenkst du noch?" und erinnert an eine vergangene gemeinsame Erfahrung in einer Frühlingsnacht. Hierbei handelt es sich um eine retrospektive Betrachtung, die die Erinnerung als zentrales Element einführt. Die Szene, in der die beiden aus dem Fenster schauen und den Duft von Jasmin und Flieder wahrnehmen, schafft eine romantische Atmosphäre und symbolisiert die Jugend und Unschuld der Protagonisten. Dieser Abschnitt zeigt die Freude an der Vergangenheit und an den gemeinsamen Erinnerungen.

    Im zweiten Abschnitt ändert sich die Stimmung. Der Ruf eines Regenpfeifers aus der Ferne verweist auf das Meer und die Ferne, was eine Melancholie in das Gedicht einführt. Die Protagonisten schauen in die "dämmerigen lande" jenseits ihrer Bäume, was auf die Suche nach einer verlorenen Heimat hinweist. Dieser Abschnitt betont die Vergänglichkeit und den Verlust von etwas Wertvollem, das nicht wiederkehrbar ist.

    Im dritten Abschnitt des Gedichts konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Sehnsucht des Sprechers. Er horcht in der Nacht auf den Wind, in der Hoffnung, dass er sie zurückführen möge. Diese Sehnsucht nach der Heimat und der Geliebten wird verstärkt. Es wird betont, dass jemand, der sein Haus in der Heimat gebaut hat, nicht in die Fremde gehen sollte. Doch trotz dieser Sehnsucht und der Aussichtslosigkeit ihrer Situation bleibt die Bindung zwischen dem Sprecher und seiner Geliebten stark. Sie blicken stets in die Ferne, aber sie gehen gemeinsam Hand in Hand in eine ungewisse Zukunft.

    Wenn Du die Handlung des Gedichts wiedergibst, solltest Du vor allem eine inhaltliche Gliederung vornehmen, in denen Du thematische Zusammenhänge erkennst und sie differenzierst. Indizien für solche Sinnabschnitte sind zum Beispiel Gedankengänge, Satzzeichen, Zeitformen und gedankengliedernde Worte.

    Der Hauptteil des Gedichts betont somit die Themen Vergänglichkeit, Erinnerung und Sehnsucht. Der Aufbau des Gedichts, der von der retrospektiven Erinnerung über die Melancholie des Verlusts bis zur gegenwärtigen Sehnsucht führt, verstärkt die emotionale Tiefe und die kraftvolle Aussage des Gedichts. Storms poetische Struktur ermöglicht es dem Leser, die vielschichtigen Gefühle und Gedanken der Protagonisten nachzuvollziehen und sich in ihre Situation hineinzuversetzen.

    Theodor Storms Gedicht "Gedenkst du noch?" zeigt auf sprachlicher Ebene eine geschickte Verwendung von Bildern, Metaphern und klanglichen Elementen, um die Themen der Vergänglichkeit, Erinnerung und Sehnsucht zu vermitteln.

    Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, was typisch für den Realismus ist. Dennoch gelingt es Storm, eine reiche und emotionale Atmosphäre zu schaffen. Der Autor verwendet Bilder aus der Natur, wie den Duft von Jasmin und Flieder in der Frühlingsnacht, den Ruf des Regenpfeifers und den weiten Sternenhimmel. Diese Bilder verleihen dem Gedicht eine sinnliche und lebendige Qualität. Sie dienen nicht nur der Beschreibung, sondern tragen auch zur emotionalen Tiefe bei.

    Die Metapher des "Jasmin und Flieders" steht für die Schönheit und die vergängliche Natur der gemeinsamen Erinnerungen. Der "weite Sternenhimmel" symbolisiert die Unendlichkeit der Zeit und die Jugend der Protagonisten. Die Metapher des "Rückwehens" des Windes drückt die Sehnsucht nach der Heimat aus.

    Storm nutzt klangliche Elemente wie den Klang des "Regenpfeifers Schrei", um die Szene lebendig werden zu lassen und eine Verbindung zur Natur herzustellen. Dies erzeugt eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die wiederholte Verwendung des Wortes "noch" in der Frage "Gedenkst du noch?" verstärkt das Thema der Erinnerung und betont die Bedeutung der Vergangenheit.

    Auf sprachlicher Ebene zeigt Storms Gedicht eine gelungene Verbindung von Naturbildern und emotionalen Ausdrücken. Die einfache, aber poetische Sprache ermöglicht es dem Leser, sich in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten hineinzuversetzen. Die Bilder aus der Natur, die Metaphern und die klanglichen Elemente verleihen dem Gedicht eine eindrucksvolle Tiefe und verstärken die Themen der Vergänglichkeit, der Erinnerung und der Sehnsucht. Insgesamt ist "Gedenkst du noch?" ein Beispiel für Storms Fähigkeit, komplexe Emotionen und Gedanken in einer zugänglichen und doch eindringlichen Sprache auszudrücken.

    Schluss: Interpretationsergebnisse

    Das Gedicht "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm ist eine bewegende Reflexion über die Vergänglichkeit von Zeit und die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat. Es zeigt, wie Erinnerungen an vergangene Liebe und gemeinsame Momente in der Frühlingsnacht im Herzen des Sprechers lebendig bleiben. Trotz der Veränderungen und des Verlusts bleibt die Bindung zwischen dem Sprecher und seiner Geliebten stark, und sie gehen Hand in Hand, während sie in die Zukunft blicken. Das Gedicht hinterlässt beim Leser das Gefühl der Wehmut und des Trostes zugleich, da es die universellen Themen der Liebe und der Heimat anspricht.

    Zum Schluss der Arbeit solltest Du Deine Erkenntnisse kurz und knapp darstellen.

    Achtung: Es dürfen keine neuen Informationen oder Interpretationsansätze eingebracht werden. Auch Deine eigene Meinung sollte hier nicht thematisiert werden, weil es die Aufgabenstellung nicht konkret verlangt.

    Niedersachsen GA: Lösungsweg Teilaufgabe 2 von 2: Interpretieren eines literarischen Textes

    Einleitung: Überleitung

    Die Gedichte "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm und "Heimat" von Hanna Johansen aus dem Jahr 2016 befassen sich mit den Themen Erinnerung, Verlust und Natur. Obwohl beide Gedichte diese Themen gemeinsam haben, unterscheiden sie sich in ihrem Stil, ihrer Sprache und ihrer formalen Struktur erheblich. In dieser Analyse werden sowohl inhaltliche als auch sprachliche und formale Aspekte der Gedichte verglichen und herausgearbeitet.

    Wenn Dir ein konkreter Vergleichsaspekt einfällt, kannst Du ihn auch als überleitenden Inhalt verwenden. Achte unbedingt darauf, alle wichtigen Textinformationen in den Überleitungssatz einzubetten (Titel, Autor, Textgattung und Erscheinungsjahr).

    Hauptteil: Vergleich der beiden Gedichte

    In "Gedenkst du noch?" erinnert sich der Sprecher an eine vergangene Liebe und gemeinsame Erlebnisse, während in "Heimat" die Erinnerung an einen alten Baum und den Mond, der mit dem Sprecher sprach, im Mittelpunkt steht. Beide Gedichte thematisieren die Sehnsucht nach der Vergangenheit und den Verlust von Bedeutendem.

    Sowohl "Gedenkst du noch?" als auch "Heimat" behandeln das Thema des Verlusts und der Vergänglichkeit. In "Gedenkst du noch?" wird der Verlust der Heimat und der Jugend betont, während in "Heimat" der Baum fehlt und der Mond schweigt, was auf Veränderungen und Verluste hinweist. Die Natur wird in beiden Gedichten als Symbol verwendet. In "Gedenkst du noch?" symbolisieren der Jasmin, der Flieder und der Sternenhimmel die Schönheit und Vergänglichkeit der Erinnerungen. In "Heimat" repräsentieren der Baum und der Mond die Heimat und die Beziehung zur Natur.

    Storms Gedicht "Gedenkst du noch?" ist in einer traditionellen, romantischen Sprache verfasst und verwendet Bilder, Metaphern und klangliche Elemente, um eine emotionale Atmosphäre zu schaffen. Johansens Gedicht "Heimat" hingegen verwendet eine schlichte und minimalistische Sprache und Struktur, was zu einer nüchternen Stimmung führt.

    "Gedenkst du noch?" ist in drei Abschnitte unterteilt, die verschiedene Perspektiven auf das Thema bieten. "Heimat" besteht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen, die eine klare Trennung zwischen dem Vorher und dem Nachher (dem Verlust des Baums) zeigen.

    In "Gedenkst du noch?" wird der Mond personifiziert, indem er mit dem Sprecher spricht. In "Heimat" wird der Mond als schweigend dargestellt, was auf eine Veränderung in der Beziehung zwischen dem Sprecher und der Natur hinweist.

    Schluss: Zusammenfassung der Ergebnisse

    Obwohl beide Gedichte das Thema Erinnerung und Verlust behandeln und die Natur als Symbol verwenden, unterscheiden sie sich stark in ihrem Stil, ihrer Sprache und ihrer formalen Struktur. "Gedenkst du noch?" von Theodor Storm ist reich an poetischen Elementen und betont die emotionale Tiefe, während "Heimat" von Hanna Johansen eine schlichte und minimalistische Sprache verwendet, um eine nüchterne Stimmung zu erzeugen. Beide Gedichte sind jedoch kraftvoll in ihrer eigenen Art und drücken die Komplexität menschlicher Emotionen und Erfahrungen aus.

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