Glatte Muskulatur – Anatomie
Die glatte Muskulatur bezeichnet eine Art der Muskulatur, die sich anders als die quer gestreifte Muskulatur nicht willkürlich steuern lässt. Die glatte Muskulatur beeinflusst dabei die Form und Funktion der inneren Organe und bildet das kontraktile Gewebe in vielen Hohlorganen, sowie den Lymphgefäßen und Blutgefäßen des Menschen.
Das Herz zählt zwar zu den inneren Hohlorganen, dennoch besteht der Herzmuskel als einzige Ausnahme nicht aus glatter Muskulatur. Vielmehr ist es eine Kombination aus beiden Muskelarten: der Skelettmuskulatur und der glatten Muskulatur.
Wenn Du Dir die glatte Muskulatur unter dem Mikroskop ansehen würdest, würdest Du keine typische Querstreifung des Muskelgewebes sehen. Diese findest Du hauptsächlich in der Skelettmuskulatur. Grund dafür sind die regelmäßigen Anordnungen der Myofilamente Myosin und Aktin. Das sind fadenförmige Proteine (Filamente), die die Grundlage der Muskelzellen bilden.
Vorkommen der glatten Muskulatur
Die glatte Muskulatur zeigt sich vorrangig an den Wänden von Hohlorganen wie den Harnwegen, den Geschlechtsorganen, den Atemwegen, dem Darm sowie den Blutgefäßen.
Aufbau der glatten Muskulatur
Die glatte Muskulatur setzt sich aus sogenannten Myozyten zusammen.
Myozyten sind schmale, längliche Muskelzellen, die über keinerlei Querstreifung verfügen.
Myozyten erinnern von ihrer Form stark an Spindeln. Dabei sind sie etwa zwischen 5 und 8 µm groß, was sich allerdings je nach Zellenzustand verändern kann. Bei einem zusammengezogenen Muskel fällt der Umfang z. B. deutlich höher aus als bei einem schlaffen Muskel.
Bei der glatten Muskulatur liegt der Zellkern meistens in der Mitte der Zelle und fallen, ähnlich wie die Myozyten selbst, länglich aus. Außerdem besitzt jeder Myozyt nur einen Zellkern. Im Zytoplasma der Zelle befinden sich die Filamente – das sind fadenförmige Proteine –, Myosin und Aktin in erhöhter Konzentration. Anders als bei der Skelettmuskulatur ist ihre Struktur in der glatten Muskulatur deutlich weniger streng angeordnet.
Durch die ungeordnete Anordnung der Filamente sind die glatten Muskelzellen und auch der Muskel imstande, sich bei einer Kontraktion stärker zusammenzuziehen.
Damit sich die Filamente nicht verschieben während der Kontraktion, sind sie im Zytoplasma und am Zellenrand mithilfe von Verankerungsplaques fixiert. Umgeben sind die Muskelzellen von einer dünnen Haut, der Basallamina.
Eine Besonderheit unter den glatten Muskelzellen bilden die sogenannten Myofibroblasten. Sie produzieren zusätzlich Bindegewebsproteine wie Kollagen und Elastin. Daher werden sie auch als stationäre Bindegewebszellen bezeichnet. Du findest sie u. a. im Alveolarseptum der Lunge und im Narbengewebe.
Kontraktion der glatten Muskulatur
Allgemein kannst Du bei der glatten Muskulatur zwischen zwei verschiedenen Zellverbänden unterscheiden. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur, der Innervation und der Funktion.
Die Innervation beschreibt die Versorgung von Körperteilen, Organen oder Gewebe mit sensorischen, motorischen oder vegetativen Nerven. Sie steuern die Bewegungen durch Reizwahrnehmung und Reizumwandlung.
Merkmale | Single-Unit-Typ | Multi-Unit-Typ |
Definition | - Zellverband besteht aus Einzelzellen
- sind über Gap Junctions verbunden
- kontrahieren gemeinsam als funktionelle Einheit (= funktionelles Syncytium)
| - Zellverband besteht aus Einzelzellen
- sind durch basalmembranartige Schicht getrennt & nicht über Gap Junctions verbunden
- Kontrahieren einzeln
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Kontraktionsreize | - über Schrittmacherzellen
- Austausch zwischen Second-Messanger-Molekülen und Ionen
- elektrische Kopplung
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Vorkommen | - kleinere Blutgefäße
- Hohlorgane
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Eigenschaften und Funktion der glatten Muskulatur
Anders als die Skelettmuskulatur kannst Du Deine glatte Muskulatur nicht kontrollieren und direkt steuern. Vielmehr sorgt sie im Hintergrund dafür, dass viele lebensnotwendige Abläufe in Deinem Körper ablaufen. Dazu gehören z. B. Deine Verdauung, die Pumpbewegung des Herzens oder auch die typische Gänsehaut.
Eigenschaften der glatten Muskulatur
Weil Du die Abläufe nicht direkt steuern kannst, übernimmt diese Aufgabe Dein vegetatives Nervensystem.
Das vegetative Nervensystem oder auch autonomes Nervensystem steuert die unbewussten Abläufe im Körper. Zum vegetativen Nervensystem gehören der Sympathikus, der Parasympathikus und das enterische Nervensystem.
Das vegetative Nervensystem steuert mit der Ausschüttung von Neurotransmittern wie Adrenalin und Acetylcholin, wie schnell Dein Herz pumpt oder wie schnell Deine Verdauung abläuft. Das heißt, indirekt kannst Du Deine glatte Muskulatur doch beeinflussen.
Die glatte Muskulatur kann sich anders als die Skelettmuskulatur deutlich stärker verkürzen. Während die Verkürzung deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als bei der Skelettmuskulatur, kann dieser Zustand auch über einen längeren Zeitraum beibehalten werden ohne Ermüdungserscheinungen. Das ganze nennt man auch tonische Dauerkontraktion oder echter Muskeltonus.
Ein Beispiel für eine solche Dauerkontraktion kannst Du bei der Geburt beobachten. Während des Geburtsvorgangs sorgt die glatte Muskulatur dafür, dass die Gebärmutter in eine rhythmische Kontraktion kommt und diese während des gesamten Vorgangs beibehält.
Funktion der glatten Muskulatur
Damit die ganzen Abläufe in Deinem Körper funktionieren, sorgt die glatte Muskulatur dafür, dass aufgenommene Nahrung z. B. über eine wellenartige Kontraktion des Magen-Darm-Rohrs transportiert wird. Außerdem sorgt die Muskulatur für den Verschluss von Öffnungen wie den Muttermund oder die Aufrechterhaltung des Gefäßwiderstandes im gesamten Kreislaufsystem.
Erkrankungen der glatten Muskulatur
Die glatte Muskulatur ist deutlich häufiger von Beeinträchtigungen oder Erkrankungen betroffen als die Skelettmuskulatur oder die Herzmuskulatur. Das liegt mitunter an ihrer schlechten Regenerationsfähigkeit und den damit entstehenden Bindegewebenarben. Dadurch entstehen Fehler an der glatten Muskulatur, die zu Erkrankungen führen können. Zu solchen Krankheiten gehören z. B. die Wehenschwäche der Gebärmutter.
In dem Verdauungstrakt oder der Gebärmutter kann es auch zu bösartigen, glatten Muskelzellen kommen, sogenannten Leiomyosarkomen. Diese Tumorart geht immer von der glatten Muskulatur aus, wobei der Anteil an den bösartigen Geschwülsten in der Gebärmutter z. B. nur bei knapp einem Prozent liegt.
Allgemein lässt sich sagen, dass Leiomyosarkome an jeder Stelle der glatten Muskulatur vorkommen und entstehen können. Dennoch handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die meist mithilfe einer Operation behandelt wird.
Glatte Muskulatur – Das Wichtigste
- Die glatte Muskulatur bildet neben der Skelettmuskulatur und der Herzmuskulatur eine der drei Muskelarten des menschlichen Körpers.
- Glatte Muskulatur kommt vorwiegend in den Hohlorganen oder in den Blutgefäßen vor.
- Glatte Muskulatur besteht aus Myozyten.
- Hauptbestandteil von Muskelzellen sind die Myofilamente Myosin und Aktin.
- Man unterscheidet zwischen dem Single-Unit-Typ und dem Multi-Unit-Typ.
- Gesteuert wird die glatte Muskulatur über das vegetative Nervensystem.
- Glatte Muskulatur kann sich stark verkürzen und Kontraktion längere Zeit beibehalten, ohne Ermüdungserscheinung (= tonische Dauerkontraktion).
- Glatte Muskulatur arbeitet langsamer als die Skelettmuskulatur.
- Häufiger von Beeinträchtigung oder Erkrankung betroffen, da schlechte Regenerationsfähigkeit z. B. durch Leiomyosarkome.
Nachweise
- amboss.de: Glatte Muskulatur (22.07.2022)
- kenhub.de: Glatte Muskulatur (22.07.2022)
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