Abbildung 1: Porträt von Jean Baptiste de Lamarck; Quelle: Meisterdrucke.at
Lamarck Evolutionstheorie kurz erklärt
Evolutionstheorien sollen die Entstehung und Weiterentwicklung von verschiedensten Arten erklären. Forschende gehen davon aus, dass die heutigen Lebewesen von früheren, primitiven Vorfahren hervorgehen.
Unter Evolution versteht man allgemein die Weiterentwicklung der Natur. Die Evolution bezieht sich auf Vorgänge, die das Leben von Organismen von seinen frühsten Formen bis zu der heute "komplexeren" Formen umgeformt haben. Der Prozess der Evolution kann man nicht direkt beobachten oder experimentell nachweisen.
Lamarcks Evolutionstheorie wurde 1809 aufgestellt und wird auch als Vervollkommnungstheorie oder Lamarckismus bezeichnet. Die Evolutionstheorie von Lamarck besagt, dass je "vollkommener" eine Art ist, desto länger muss ihre Evolution gedauert haben. Deswegen ist sie auch älter. Neue Arten sollen durch Urzeugung entstanden sein. Dabei ging Lamarck davon aus, dass einmal erworbene Fähigkeiten und Merkmale an die nächste Generation vererbt werden können.
Lamarck formulierte drei Ursachen für die Veränderlichkeit der Spezies:
- Gebrauch und Nichtgebrauch von Organen
- Vererbung von erworbenen Merkmalen
- Vervollkommnungstrieb
Gebrauch und Nichtgebrauch von Organen (Körperteilen)
Laut Lamarcks Theorie werden viel genutzte Körperteile bzw. Organe stärker ausgeprägt. Wenig benutzte Organe bzw. Körperteile bilden sich zurück.
Die Vererbung von erworbenen Merkmalen
Einige Merkmale werden durch den öfteren Gebrauch von Organen entwickelt. Diese werden an die nächste Generation vererbt. Wenn bestimmte Organe nicht gebraucht werden, werden diese nicht an die nächste Generation vererbt. Somit werden die Merkmale über viele Generationen in kleinen Schritten verändert.
Vervollkommnungstrieb
Lamarck ging von einem Vervollkommnungstrieb an. Die Lebewesen haben den Drang, sich in kleinen Schritten optimal an ihre Umwelt anzupassen. Weil sich Lebewesen mehr und mehr an ihre Umgebung angepasst haben, entwickelten sich immer komplexere Lebensformen. Tiere werden sozusagen durch einen Trieb zur Komplexität getrieben. Lamarck stellte sich darunter eine Art internen Drang vor, vollkommen zu sein.
Allgemein mischte Lamarck die Ergebnisse seiner taxonomischen Beobachtungen mit seinen philosophischen Gedanken. Er dachte, dass die heute lebenden Organismen die komplexesten und fortschrittlichsten Versionen ihrer Art sind.
Lamarck Evolutionstheorie – Beispiel Giraffe
Ein Beispiel für die Veränderung durch intensiven Gebrauch eines Merkmals war für Lamarck der lange Hals der Giraffe. Laut Lamarck soll die Urgiraffe ein kleines Tier mit einem kurzen Hals gewesen sein. Mit dem kurzen Hals konnten die Giraffen nur die unteren Blätter von Bäumen essen.
Aufgrund der Nahrungsknappheit mussten die Giraffen ihre Hälse immer ein Stück höher strecken. Der Hals der Vorfahren der heutigen Giraffen soll sich durch das Strecken nach den Blättern weiter entwickelt haben. Deswegen wurde der Hals mit der Zeit stetig ein kleines Stück länger.
Der lange Hals (= erworbene Eigenschaft) der heutigen Giraffe konnte sich über viele Generationen entwickeln. Das liegt daran, dass nach Lamarcks Vorstellung erworbene Merkmale vererbt werden konnten. Nach der Annahme sollte die Giraffen mit der Zeit ihren Hals ein wenig weiter in die Höhe gestreckt haben. Die Wiederholung des Vorgangs in den nachfolgenden Generationen führte zur heutigen Gestalt der Giraffen.
Abbildung 3: Veranschaulichung zu Lamarcks Evolutionstheorie; Quelle: Reference.com
Lamarck Evolutionstheorie – Zusammenfassung
Umweltänderung: Änderungen der Natur sind ein Antrieb der Evolution. Die Gewohnheiten der lebenden Organismen ändern sich. |
Inneres Bedürfnis nach Vervollkommnung: Die Lebewesen haben einen Vervollkommnungstrieb, der sie dazu antreibt, sich an die Umwelt anzupassen. |
↓ | ↓ |
Bestimmte Organe werden besonders trainiert: "Gebrauch" | Bestimmte Organe werden vernachlässigt: "Nichtgebrauch" |
↓ | ↓ |
Vervollkommnung des Organs | Rückbildung des Organs (Degeneration) |
↓ | ↓ |
Die erworbenen Veränderungen der Merkmale werden auf die nächste Generation vererbt. |
Evolutionstheorie Vergleich Lamarck und Darwin
Obwohl Darwins Evolutionstheorie auf der von Lamarck basierte, gibt es einige Unterschiede:
| Lamarckismus | Darwinismus |
Begründer | Jean-Baptiste de Lamarck | Charles Robert Darwin |
Grundannahmen | - Umwelt löst innere Bedürfnisse aus
- Lebewesen passen sich aktiv den Umweltbedingungen an
| - Umwelt wählt aus Varietäten aus
- Lebewesen werden passiv durch Selektion angepasst
|
Beispiel - Giraffen | - Giraffen strecken ihren Hals, um an Nahrung in den Bäumen zu kommen.
- Der Hals verlängert sich durch den häufigen Gebrauch.
- Die Giraffe vererbt ihren verlängerten Hals an die nächste Generation.
| - In der Giraffenpopulation gibt es einige Giraffen, die zufällig längere Hälse haben.
- Die Giraffen haben einen Selektionsvorteil, weil sie an die Nahrung gelangen, wo die Giraffen mit kürzeren Hälse nicht gelangen würden.
- Gene der Giraffen mit dem Selektionsvorteil werden häufiger in den Genpool eingebracht
- Langhalsige Giraffen sind besser ernährt.
- Langfristig werden die Hälse immer länger.
|
Anpassung | Gebrauch, Nichtgebrauch, Vererbung | Selektion |
Heutige Sicht | Theorie wurde widerlegt. Sie setzt eine Veränderung des Erbgutes als Voraussetzung dar. Ist nach heutigem Stand nicht möglich. | Theorie ist Grundlage für die synthetische Theorie der Evolution. |
Abbildung 4: Veranschaulichung der Evolutionstheorien von Lamarck und Darwin; Quelle: Funnyjunk.com
Lamarck Evolutionstheorie – Beispiele
Im Folgenden lernst Du ein paar weitere Tierarten kennen, die von Lamarck als Beispiel für seine Evolutionstheorie aufgeführt hat.
Känguru
Lamarck nannte die Beine von Kängurus als Beispiel für die Entwicklung der Organe. Weil das Känguru ständig seine Beine benutzt, um sich zu bewegen, haben sich diese Körperteile im Vergleich zu den Armen "überentwickelt".
Strauß
Ein anderes Beispiel von Lamarcks Theorie waren die Strauße. Hier erklärte er die verkümmerten Flügel und die hoch entwickelten Beine der Tiere, mit deren über Generationen bevorzugten Fortbewegung auf dem Land.
Elch
Ein weitverbreitetes Beispiel von Lamarck ist außerdem unterschiedliche Härte des Geweihs von weiblichen und männlichen Elchen. Das Geweih der Männchen ist hart, widerstandsfähig und deutlich ausgeprägter, als das der Weibchen. Lamarck erklärte dies mit den häufig stattfindenden Kämpfen zwischen männlichen Elchen.
Evolutionstheorie Lamarck – Das Wichtigste
- Jean Baptiste de Lamarck war der erste, der auf die Idee gekommen ist, dass Lebewesen sich weiter entwickeln können.
- Lamarckismus bezeichnet Lamarcks Evolutionstheorie: die Vervollkommnungstheorie.
- Die drei Ursachen Gebrauch und Nichtgebrauch von Organen, Vererbung und Vervollkommnungstrieb sind laut Lamarck für die Veränderlichkeit der Arten zuständig.
- Laut Lamarck soll die heutige Giraffe ihren langen Hals von Urgiraffen vererbt haben. Die Urgiraffen sollen über einen längeren Zeitraum ihren Hals so weit gestreckt haben, dass er immer länger wurde.
- Im Vergleich zu Darwins Evolutionstheorie, wurde Lamarcks Theorie widerlegt und ist nach heutigem Wissensstand nicht möglich. Dagegen dient Darwins Theorie als Grundlage für die synthetische Evolutionstheorie.
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