Primaten

Der Mensch, alle Affenarten sowie Halbaffen haben eines gemeinsam: sie stammen alle von den Urprimaten ab, die bereits vor rund 60 Millionen Jahren lebten. Demzufolge gehören sie allesamt zur Ordnung der Primaten. Die Ordnung beinhaltet mit rund 400 verschiedenen Arten sehr unterschiedlich aussehende Lebewesen. Hierzu zählen unter anderem nur 30 g leichte Zwergmausmaki, die in Madagaskar leben, sowie 200 kg schwere Gorillamännchen, die in Afrika weitverbreitet sind. 

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    Primaten – Definition

    Da die Ordnung der Primaten sehr viele verschiedene Arten beinhaltet, wird Dir eine Definition aufgezeigt, die den Begriff genauer bestimmt und eingrenzt:

    Der Begriff Primaten stammt von dem lateinischen Wort "primus" und bedeutet übersetzt "der Erste". Primaten sind eine Ordnung, die der Unterklasse der Höheren Säugetiere angehören. Zu ihnen zählen alle Halbaffen, Affen und Menschenaffen. Grundsätzlich können die verschiedenen Primaten-Arten in die beiden Unterordnungen der Feuchtnasenprimaten und Trockennasenprimaten eingeteilt werden.

    Primaten – Entstehung und Bedeutung

    Vor mehr als 300 Millionen Jahren entwickelten sich die Säugetiere aus der Gruppe der Reptilien. Vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden die ersten behaarten Säugetierarten mit einem kleinen Körperbau. Sie entwickelten Milchdrüsen, mit denen sie ihre Jungen ernähren konnten. Später entstanden daraus verschiedene Hauptgruppen der Säugetiere. Eine Hauptgruppe ist die der Primaten, die als Vorläufer der Menschen gilt.

    Die Urprimaten lebten überwiegend auf Bäumen in tropischen Regenwäldern Afrikas. Sie hatten durch ihre gut beweglichen Arme und Hände, dem guten räumlichen Sehen durch nach vorn gerichtete Augen und dem leistungsfähigen Kleinhirn einen Selektionsvorteil.

    Primaten – Übersicht

    Es wird davon ausgegangen, dass sich die Primaten vor etwa 55 Millionen Jahren aus spitzhörnchenähnlichen Tieren entwickelten. Die Ordnung der Primaten kann in die beiden Unterordnungen der Feuchtnasenprimaten und Trockennasenprimaten eingeteilt werden. Lemuren und Loriartige zählen wegen des feuchten Bereichs um ihre Nasenlöcher zu den Feuchtnasenprimaten. Zu den Trockennasenprimaten zählen die Koboldmakis und alle höheren Affen.

    Durch die trockenere Nase haben die Trockennasenprimaten einen schlechteren Geruchssinn als die Feuchtnasenprimaten.

    Zudem wird bei den höheren Affen geografisch zwischen Alt- und Neuweltaffen unterschieden. Altweltaffen leben in Asien und Afrika, während die Neuweltaffen in Amerika vorkommen, das erst später entdeckt wurde.

    Die Alt- und Neuweltaffen werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausprägungen des Nasenbereiches als Schmalnasenaffen und Breitnasenaffen bezeichnet. Die Nasenlöcher der Altweltaffen sind viel enger beieinander und weisen eher nach vorn als die der Neuweltaffen. Bei ihnen stehen die Nasenlöcher weit auseinander und sind nach außen gerichtet.

    Abstammungslinie der heute lebenden Menschenaffen

    Es wird angenommen, dass vor rund 18 Millionen Jahren in Asien die Gibbons und vor etwa 12 – 15 Millionen Jahren die Orang-Utans (Pongo) entstanden sind. Sie nahmen erstmals erheblich an Größe zu. Nach bisherigen Funden wird davon ausgegangen, dass sich die Gorillas vor rund 10 – 11 Millionen Jahren von dieser Abstammungslinie trennten. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sich die Gattung Pan mit den beiden Arten Schimpanse und Bonobo vor rund 5 – 7 Millionen Jahren abspaltete.

    Entstehung des Menschen ausgehend von Menschenaffen

    Vor rund 5 – 7 Millionen Jahren haben sich die Menschen von den Menschenaffen abgelöst. Aufschluss darüber geben Vergleiche von Anatomie der Säugetiere und von den Chromosomen bzw. der DNA. Obendrein fand man dadurch heraus, dass der Schimpanse das am nächsten mit dem Menschen verwandte Tier ist.

    Vor circa 1 – 4 Millionen Jahren entstand sich durch den Rückzug der tropischen Regenwälder der Vormensch. Nebenbei entwickelte sich auch die Gattung Homo, der sogenannte Frühmensch. Durch den Rückzug aus den Regenwäldern haben sich die Vormenschen und Frühmenschen anatomisch an die Gegebenheiten angepasst.

    Zu den Anpassungen zählen unter anderem ein aufrechter, zweibeiniger Gang. Dadurch wurden die Hände frei, um sie als Werkzeuge nutzen zu können. Sie hatten außerdem leistungsfähige Augen, durch die ein räumliches Sehen möglich war. Durch die Zunahme ihrer Körpergröße waren größere Schritte möglich und der Wärmeverlust wurde durch ihr größer werdendes Körpervolumen gesenkt.

    Wenn Du mehr über die Entstehung des Menschen erfahren möchtest, dann lies doch gerne die Erklärung zur Stammesgeschichte des Menschen durch!

    Primaten – Merkmale

    Primaten weisen innerhalb der Säugetierordnung Merkmale auf, die sie von anderen Säugetieren abgrenzen lassen. Allerdings gibt es insgesamt nicht viele davon. Folgende Aspekte sind die wesentlichen Merkmale:

    • Das Greifen der Hände und Füße wird dadurch möglich, dass der Daumen beziehungsweise der große Zeh den anderen Fingern/Zehen gegenübergestellt werden kann (außer beim Menschen).
    • Sie besitzen flache Nägel (keine Krallen) und auf den Fingern sind Fingerabdrücke vorhanden.
    • Der Körperschwerpunkt ist näher an den hinteren Gliedmaßen.
    • Der Geruchssinn ist nicht spezialisiert. Bei tagaktiven Primaten ist er reduziert.
    • Sie besitzen eine ausgeprägte visuelle Wahrnehmung, da die Augen groß und nach vorn gerichtet sind. Das räumliche Sehen ist dadurch möglich.
    • Mehrlingsgeburten sind selten. Die Mütter haben lange Trage- und Stillzeiten.
    • Sie besitzen verhältnismäßig große Gehirne, die in ihrem Aufbau einzigartig sind.
    • Es sind maximal drei Backenzähne, maximal zwei Schneidezähne, ein Eckzahn sowie drei Vorbackenzähne vorhanden.

    Merkmale im Kontext des Lebensraums

    Es wird angenommen, dass sich Primaten aus baumbewohnenden Tieren entwickelt haben. Noch heute sind viele Primatenarten reine Baumbewohner. Primaten, die in Regenwäldern leben, weisen lange und kräftige Oberarme auf. So können sie sich mit ihnen schnell durch die Wipfel des Waldes entlanghangeln. Viele von ihnen können sich aber sowohl auf zwei als auch auf vier Beinen fortbewegen.

    Die Verbreitungsgebiete der Primaten beschränken sich größtenteils auf die Tropen und Subtropen Amerikas, Afrikas und Asiens. Der Mensch stellt mit seiner weltweiten Verbreitung eine Ausnahme dar.

    Primaten in Afrika

    Die meisten Arten leben in Afrika in den Regionen südlich der Sahara. In den tropischen Regionen des zentralen Afrikas leben Schimpansen und Gorillas, die zu den Menschenaffen zählen. Schimpansen beispielsweise sind gute Kletterer und können sich gleichzeitig mit ihrem Knöchelgang vierbeinig fortbewegen. Beim Knöchelgang werden die vorderen Extremitäten mit der Rückseite auf den Boden aufgesetzt.

    Bei der Out-of-Afrika-Theorie wird davon ausgegangen, dass die Menschen ausschließlich in Afrika entstanden sind und sich von dort aus über die ganze Welt ausgebreitet haben. Eine zweite Hypothese ist die, dass die Menschen einen multiregionalen Ursprung haben. Das würde heißen, dass die Arten der Gattung Homo mehrfach unabhängig voneinander entstanden ist. Ersteres scheint jedoch wahrscheinlicher, da die Theorie durch molekulargenetische Befunde gestützt werden kann.

    Primaten in Asien

    In Asien sind Primaten auf die arabischen Halbinseln, den indischen Subkontinent, China, Japan und Südostasien. Das größte Verbreitungsgebiet aller Affen bewohnen die Rhesusaffen in Asien. Der Rhesusaffe gehört zur Familie der Meerkatzenaffen.

    Rhesusaffen sind für die Biomedizin wichtig, da sie als Versuchstier eingesetzt wurden und an ihnen im Jahre 1940 der Rhesusfaktor entdeckt wurde. Bei einem Rhesusfaktor handelt es sich um ein Eiweiß, das auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen befindlich ist. Doch nicht jeder besitzt das Eiweiß: nur rund 85 % der europäischen Menschen haben einen Rhesusfaktor und sind daher Rhesus positiv. Wenn Blut einer Rhesus negativen Person mit dem Blut einer Rhesus positiven Person in Kontakt kommt, bilden sich Antikörper dagegen.

    Primaten in Europa

    Die einzige frei lebende Primatenart in Europa ist neben dem Menschen der Berberaffe. Die Affenart stammt aus der Familie der Merkatzenverwandten. Der Lebensraum von Berberaffen sind Tannen-, Eichen- und Zedernwälder. Sie kommen außerdem mit felsigem und mit tiefen Felsspalten durchzogenem Terrain zurecht. Obwohl sie gute Kletterer sind, suchen sie ihre Nahrung meistens tagsüber am Boden.

    Die Berberaffen sind wie alle Altweltaffen tagaktiv.

    Primaten in Madagaskar

    Madagaskar ist der ausschließliche Lebensraum von Lemuren, die als Halbaffen zu den Feuchtnasenprimaten zählen. Es leben über 100 Lemuren-Arten auf Madagaskar. Die meisten Arten sind auf Wälder als Lebensraum angewiesen, denn sie leben auf Bäumen. Sie bewegen sich fort, indem sie vorwiegend senkrecht klettern und springen oder vierbeinig gehen.

    Die kleineren Arten, die mehrheitlich weniger als 1 kg wiegen, sind ausschließlich nachtaktiv. Die größeren Arten sind vorwiegend tagaktiv. Der bessere Geruchssinn der Feuchtnasenprimaten stellt jedoch eine Anpassung an die Nachtaktivität dar.

    Giftige Primaten

    Es gibt nur eine Art der Primaten, die giftig ist. Das sind die Plumploris. Sie sind aus der Familie der Loris und zählen damit zu den Feuchtnasenprimaten. Ihr Lebensraum sind die Regenwälder und andere Wälder in Südostasien, sie sind nachtaktiv und leben auf Bäumen. Sie nutzen ihr Gift als Waffe, um Parasiten zu töten, eine Katze zu betäuben oder andere Tiere vor ihnen flüchten zu lassen.

    Das Gift wird als Sekret in der Ellenbeuge produziert, das in Verbindung mit ihrem Speichel giftig wird. Feinde können durch die Bisse betäubt werden. Zusätzlich reiben sie ihr Fell mit dem Sekret ein. Wenn sie zur Jagd aufbrechen, lecken sie auch ihre Jungen ab, damit sie das Gift am ganzen Körper haben und somit Feinde von sich fernhalten.

    Primaten – Lebenserwartung

    Die Lebenserwartung schwankt bei Primaten stark. Bei Affen beträgt die Lebenserwartung im Schnitt 10 – 15 Jahre, während sie bei Menschenaffen dagegen bei 35 – 50 Jahren liegt. Menschen haben mit 78 83 Jahren die höchste Lebenserwartung unter den Primaten.

    Primaten – Kultur

    Eine Kultur kann sich nur dann entwickeln, wenn Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die genetische Ausstattung machte es erst dem Menschen möglich, eine Kultur entstehen zu lassen. Das liegt daran, dass der Mensch bestimmte Gaben und Fähigkeiten hat, die eine kulturelle Evolution möglich machten. Bestimmte Verhaltensweisen können durch Nachahmung oder symbolische Vermittlung erlernt werden, die Grundlage für die Weitergabe von Traditionen sind.

    Wenn Du mehr über die Entstehung der Kultur erfahren möchtest, dann lies doch gerne die Erklärung zur kulturellen Evolution durch!

    System der Primaten – Das Wichtigste

    • Primaten sind eine Ordnung, die der Unterklasse der höheren Säugetiere angehören.
    • Zu ihnen zählen alle Halbaffen, Affen und Menschenaffen.
    • Die Primaten können in die beiden Unterordnungen der Feuchtnasenprimaten und Trockennasenprimaten eingeteilt werden.
    • Bei höheren Affen wird zwischen den Altweltaffen und Neuweltaffen unterschieden.
    • Vor rund 5 – 7 Millionen Jahren haben sich die Menschen von den Menschenaffen abgelöst.
    • Die Verbreitungsgebiete der Primaten beschränken sich größtenteils aus die Tropen und Subtropen Amerikas, Afrikas und Asiens.
    • Der Mensch stellt mit seiner weltweiten Verbreitung eine Ausnahme dar.

    Nachweise

    1. Clauss; Clauss (2017). Humanbiologie kompakt. Springer Spektrum Berlin, Heidelberg.
    2. Sarasin; Sommer (2010). Evolution. J.B. Metzler Stuttgart.
    3. Tomiuk; Loeschcke (2017). Grundlagen der Evolutionsbiologie und Formalen Genetik. Springer Spektrum Berlin, Heidelberg.
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    Primaten
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Primaten

    Was sind Primaten einfach erklärt?

    Primaten sind eine Ordnung, die der Unterklasse der höheren Säugetiere angehören. Zu ihnen zählen alle Halbaffen, Affen und Menschenaffen. Da der Mensch zu den Menschenaffen zählt, gehört er auch zu den Primaten.  

    Welche Tiere gehören zu den Primaten?

    Zu den Primaten gehören alle Halbaffen, Affen und Menschenaffen. Zu den Halbaffen zählen die Lemuren, Loriartigen und Koboldmakis. Die Affen werden nochmals in Altweltaffen und Neuweltaffen unterteilt. In der Abstammungslinie der Altweltaffen befinden sich die Menschenartigen, worunter auch die Menschenaffen inklusive dem Menschen fallen.

    Wann lebten die ersten Primaten?

    Es wird davon ausgegangen, dass die ersten Primaten vor etwa 55 Millionen Jahren lebten, da sie sich zu dem Zeitpunkt vermutlich aus spitzhörnchenähnlichen Tieren entwickelten.

    Warum gehört der Mensch zu den Primaten?

    Der Mensch gehört zu den Primaten, weil er von anderen Primaten-Arten abstammt. Vor rund 5 – 7 Millionen Jahren haben sich die Menschen von den Menschenaffen abgelöst. Die Menschenaffen wiederum gehören zu den Affen, die alle von den Urprimaten abstammen und somit zu den Primaten zählen.

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