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Rotgrünblindheit – einfach erklärt
Mithilfe Deiner Augen kannst Du die Welt mit all ihren Farben wahrnehmen. In manchen Fällen kann es jedoch zu Farbsinnstörungen im Auge kommen und bestimmte Farben können nur noch schwer oder gar nicht mehr erkannt werden. Eine solche Farbsinnstörung beschreibt die Rotgrünschwäche bzw. Rotgrünblindheit.
Unter einer Rotgrünblindheit bzw. einer Rotgrünschwäche versteht man die Störung des Farbsinns. Es kommt zu einer Schwäche bzw. dem vollständigen Wegfall der Wahrnehmung der jeweiligen Farben.
Betroffene mit Rotgrünschwäche können die Farben Rot oder Grün nur unterschiedlich intensiv wahrnehmen. Dadurch können sie die einzelnen Farben auch nur schlecht bis gar nicht voneinander unterscheiden. Du kannst Dir dabei die zwei wichtigsten Formen einer Rotgrünschwäche merken:
- Rot-Sehschwäche
- Grün-Sehschwäche
Umgangssprachlich wird die Rotgrünschwäche auch als Rotgrünblindheit bezeichnet. Jedoch unterscheiden sich diese beiden Formen voneinander. Bei einer Rotgrünschwäche ist es noch möglich in unterschiedlichem Maße Rot oder Grün zu erkennen. Bei einer Rotgrünblindheit sind Betroffene dagegen tatsächlich blind für die entsprechende Farbe.
Rotgrünblindheit – Gegenfarbentheorie
Eine Erklärung für die Rotgrünblindheit ist die sogenannte Gegenfarbtheorie, die 1874 von Ewald Hering aufgestellt worden ist. Er fand heraus, dass sich ein Mensch bestimmte Farbeindrücke nicht vorstellen kann.
Rotgrünblindheit – Theoretischer Hintergrund
Hering fand heraus, dass sich ein Mensch bestimmte Farbeindrücke nicht vorstellen kann. Dazu gehören Farben wie ein “grünliches Rot” oder ein “gelbliches Blau”.
Seine Behauptungen erklärt Hering mit der Annahme, dass in der Netzhaut drei getrennte chemische Prozesse ablaufen. Dabei nutzt ein Prozess immer zwei Gegenfarben, wobei eine Farbe hemmend und die andere erregend wirkt. Ziel der Prozesse ist, ein Gleichgewicht zwischen den Gegenpaaren zu erreichen. Du kannst Dir dabei folgende Gegenpaare merken:
- Blau und Gelb
- Rot und Grün
- Schwarz und Weiß
Rotgrünblindheit – Beobachtungen und Entstehung der Gegensatzpaare
Um seine Theorie zu bestätigen, führte Hering mehrere Beobachtungen durch.
Urfarben
Die meisten Menschen empfinden die Farben Rot, Grün, Gelb und Blau als besonders rein. Daher ging Hering davon aus, dass diese vier Farben die Urfarben sind und alle weiteren Farben nur Mischungen dieser.
Farbflächentest
Hering führte ein Experiment durch, um die Wechselwirkung der Gegenpaare aufzuzeigen. Dabei wird eine längere Zeit auf eine Farbfläche geschaut, die aus einem dunklen Hintergrund und einem Viereck in einer der Urfarben besteht. Anschließend wird auf eine neutrale, helle Fläche geschaut. Auf der hellen Fläche ist nun eine Nachbildung in der jeweiligen Gegenfarbe zu erkennen. Diesen Prozess kannst Du Dir auch als Sukzessivkontrast merken.
Der Sukzessivkontrast beschreibt ein physiologisch bedingtes Phänomen. Das Auge erzeugt nach längerer Betrachtung einer Farbe langsam ein Nachbild in der Gegenfarbe auf der Netzhaut.
Herings Annahmen konnten 1966 von Neurophysiologen bestätigt werden. Der Mensch besitzt drei verschiedene Zapfentypen im Auge, die jeweils ihre höchste Empfindlichkeit für kurz (blau)-, mittel (grün)- und langwelliges (rot) Licht haben.
Rotgrünschwäche – Vererbung
Rotgrünblindheit und auch eine Rotgrünschwäche sind genetisch bedingte Erkrankungen. Grund dafür ist ein Defekt eines Gens auf dem X-Chromosom der Geschlechterchromosomen. Dadurch fehlen farbempfindliche Zellen auf der Netzhaut und die Zapfen können die Farbwahrnehmung nicht verarbeiten.
Grund für die Sehschwäche bzw. die Farbblindheit ist eine Veränderung der Aminosäurensequenz für das Sehpigment-Protein (Opsin). Bei einer Grün-Sehschwäche liegt der Defekt auf dem Opsin-Gen der Grün-Zapfen. Bei einer Rot-Sehschwäche hingegen auf dem Opsin-Gen der Rot-Zapfen auf der Netzhaut.
Da der Defekt auf dem X-Chromosom liegt, spricht man bei einer Rotgrünblindheit bzw. einer Rotgrünschwäche von einer X-chromosomal rezessiven Vererbung.
Frauen besitzen zwei X-Chromosome. Daher können sie nur dann von einer Rotgrünschwäche oder Rotgrünblindheit betroffen sein, wenn auf beiden X-Chromosomen das Merkmal vorhanden ist. Besitzen sie nur ein defektes Chromosom, werden sie auch als Konduktorinnen bezeichnet.
Als Konduktorin bezeichnet man eine Überträgerin einer bestimmten Krankheit. Das defekte Gen führt hier aufgrund eines weiteren gesunden Gens nicht zum Ausbruch der Krankheit. Allerdings kann das defekte Gen an die Kindergeneration weitervererbt werden und dort zum Ausbruch der Krankheit führen.
Bei Männern tritt die Sehschwäche oder die Farbblindheit deutlich häufiger auf. Grund dafür ist, dass sie neben dem X-Chromosom ein Y-Chromosom haben, welches keine Anlage für Farbsehen besitzt. Erhalten sie also von ihren Eltern ein mutiertes X-Chromosom, kommt es zu einer Rotgrünschwäche bzw. Rotgrünblindheit. Sie können es im Vergleich zu Frauen nicht durch ein “gesundes” zweites X-Chromosom ausgleichen.
In Deutschland geht man davon aus, dass zwischen 8 und 10 % der Männer von einer Rotgrünschwäche betroffen sind. Dem entgegen stehen Frauen mit einem Anteil von etwa 0,5 bis 0,8 %. Die absolute Farbblindheit tritt allerdings selten auf. Hier geht man davon aus, dass sie nur etwa in einem Fall von 200.000 Geburten auftritt.
Rotgrünblindheit – Formen
Es gibt verschiedene Formen der Rotgrünblindheit bzw. Rotgrünschwäche, die sich voneinander unterscheiden. Grundsätzlich kannst Du zwischen vier Typen unterscheiden:
Deuteranomalie
Die Deuteranomalie ist eine Form der Rot-Grün-Schwäche. Es ist eine abgeschwächte Farbwahrnehmung für die Farbe Grün. Betroffene besitzen Zapfen, deren Empfindlichkeitskurve für grüne Farbtöne näher an den roten Zapfen liegt. Das hat zur Folge, dass grüne Gegenstände meist weniger kräftig und farblos aussehen.
Deuteranopie
Die Deuteranopie ist dagegen eine stark ausgeprägte Farbenblindheit, die die grünen Töne betrifft. Das hat zur Folge, dass grüne Farbtöne nicht wahrgenommen werden können. Die Grün-Zäpfchen, welche für die Farbverarbeitung grüner Töne zuständig sind, besitzen das Pigment Opsin für Rot. Betroffenen fehlt daher das Unterscheidungsvermögen zwischen Rot und Grün.
Protanomalie
Auch die Protanomalie ist eine Form der Rot-Grün-Schwäche. Bei der Protanomalie sehen Erkrankte Farben im roten Spektrum weniger intensiv als die restlichen Farben. Das lässt diese oftmals fahl und farblos aussehen. Bei der Protanomalie liegt die Empfindlichkeitskurve der Zapfen für rote Farbe sehr nahe an den Grün-Zapfen. Daher kann man im Rotbereich nicht mehr so exakt differenzieren.
Protanopie
Bei der Protanopie können rote Farben überhaupt nicht wahrgenommen werden. Auch dies ist eine komplette Farbenblindheit. Wie bei der Deuteranopie sind auch hier die Zäpfchen (in diesem Fall die Rot-Zapfen) in ihrer Funktion so stark eingeschränkt, dass Rottöne nicht wahrgenommen werden können. Grund dafür ist, dass die Rot-Zapfen, die für die Farbwahrnehmung und Farbverarbeitung zuständig sind, das Pigment Opsin für Grün ausprägen.
Rotgrünblindheit – Symptome
Eine Rotgrünschwäche bzw. einer Rotgrünblindheit äußert sich durch eine eingeschränkte Wahrnehmung der Farbe Rot oder Grün. Betroffene können genauso wie Normalsichtige verschiedene Blau- und Gelbnuancen wahrnehmen. Handelt es sich allerdings um rote oder grüne Farbtöne, sehen sie diese nur abgeschwächt oder gar nicht mehr.
Wie viel Farbe Betroffene noch sehen können, hängt stark von der Ausprägung der Rot-Grün-Schwäche ab.
Rotgrünblindheit – Diagnose
Da es sich bei der Rotgrünblindheit um eine Erbkrankheit handelt, ist sie nicht behandelbar und bleibt das ganze Leben lang. Um eine Farbsehschwäche festzustellen, werden für die Diagnose spezielle Farbtafeln zu Hilfe genommen.
Die Farbtafel nach Ishihara
Eine der bekanntesten Arten der Farbtafel ist die Farbtafel nach Ishihara. Als Namensgeber diente der japanische Augenarzt Shinobu Ishihara, der das Verfahren zum Erkennen einer Rotgrünschwäche oder gar einer Rotgrünblindheit entwickelte.
Abbildung 3: Beispiel einer Ishihara-Tafel
Die Ishihara-Farbtafeln sind immer gleich aufgebaut: Auf einer Scheibe sind Punkte in verschiedenen Farben aufgezeichnet. Die mittigen Punkte ergeben dabei eine Zahl, die man als Mensch mit voller Sehkraft erkennen kann. Falls man jedoch an einer Sehstörung oder Farbblindheit leidet, wird es für den Patienten schwer bis unmöglich, die vorgegebene Zahl zu erkennen. Bei einer augenärztlichen Untersuchung werden mehrere Farbtafeln nacheinander angesehen, damit der Arzt den Schweregrad der Rotgrünschwäche oder der Rotgrünblindheit möglichst genau bestimmen kann.
Konntest Du die 74 in der Farbtafel erkennen?
Rotgrünblindheit – Behandlung
Bei einer diagnostizierten Rotgrünschwäche können verschiedene Hilfsmittel die Farbsehschwäche ausgleichen. Betroffene haben die Möglichkeit, eine spezielle Brille oder Kontaktlinsen zu tragen, die bestimmte Wellenlängen klar herausfiltern. Dadurch wird dem Gehirn die Wahrnehmungsverarbeitung erleichtert und es fällt leichter, zwischen Rot und Grün zu unterscheiden. Dadurch können wieder mehr Farben wahrgenommen werden.
Rotgrünblindheit – Das Wichtigste
Die Rotgrünblindheit bzw. Rotgrünschwäche ist eine Krankheit, die X-chromosomal-rezessiv vererbt wird.
Männer sind häufiger von der Sehschwäche betroffen.
Gegenfarbtheorie: drei getrennte chemische Prozesse in der Netzhaut mit je zwei Gegenfarben, mit je einem hemmenden und einem erregenden Anteil.
Gegenfarbpaare: Grün und Rot, Blau und Gelb sowie Schwarz und Weiß.
Menschen mit Deuteranomalie haben Zäpfchen, welche sensitiver auf grünes Licht reagieren als auf rotes Licht.
Bei der Protanomalie sehen Erkrankte Farben im roten Spektrum weniger intensiv als die restlichen Farben.
Die Deuteranopie ist dagegen eine stark ausgeprägte Farbblindheit, die die grünen Töne betrifft.
Bei der Protanopie können rote Farben überhaupt nicht wahrgenommen werden.
Die Rotgrünblindheit ist als Erbkrankheit nicht behandelbar und besteht ein Leben lang.
Die bekannteste Diagnose erfolgt über die Farbtafel nach Ishihara.
Nachweise
- netdoktor.de: Rot-Grün-Schwäche (06.09.2022)
- amboss.com: Erkrankung der Netzhaut (06.09.2022)
- doccheck.com: Rot-Grün-Blindheit (06.09.2022)
- Abbildung 3: Beispiel einer Ishihara-Tafel (https://de.wikipedia.org/wiki/Ishihara-Farbtafel#/media/Datei:Ishihara_9.png) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Rotgrünblindheit
Was kann man tun, wenn man rotgrünblind ist?
Die Rot-Grün-Blindheit ist nicht heilbar. Falls Du nur unter einer leichteren Form, also Prot- oder Deuteranomalie leidest, gibt es aber spezielle Brillen oder Kontaktlinsen, die Dir erleichtern sollen, die Farben zu unterscheiden und zu erkennen.
Was sieht man bei einer Rot-Grün-Schwäche?
Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche erkennen rote und grüne Töne weniger intensiv und kraftvoll. Rote Farben wirken dabei meist dunkler und grüne Töne vor allem matt. Es kann schwer sein, die beiden Farben voneinander zu unterscheiden.
Wie wird die Rot-Grün-Schwäche vererbt?
Die Rot-Grün-Blindheit bzw. Rot-Grün-Schwäche ist ein X-chromosomal-rezessiver Erbgang. Das bedeutet, dass die Veränderung eines Gens oder Genoms somit auf dem X-Chromosom liegt. Damit die Krankheit zum Ausbruch kommt, müssen bei Frauen beide X-Chromosomen betroffen sein. Da Männer nur ein X-Chromosom besitzen, sind diese weitaus häufiger Rot-Grün-Blind.
Was eignet sich als Schnelltest für Rotgrünblindheit?
Forscherinnen erfanden einen Schnelltest, der auf 5- und 20-Centmünzen basiert. Rot-Grün-Blinde können den farbigen Unterschied zwischen den Münzen kaum erkennen.
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