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Abbildung 1: Taenia saginata (Rinderbandwurm)Quelle: wikipedia.org
Bandwurm – Systematik
Stamm: Plattwürmer
Unterstamm: Neodermata
Klasse: Bandwürmer
Unterklassen: Monozinische Bandwürmer (Cestodaria), Echte Bandwürmer (Eucestoda)
Gemeinsam mit den Hakensaugwürmern (Monogenea) und den Saugwürmern (Trematoda) gehören die Bandwürmer zum Unterstamm der Neodermata.
Abbildung 2: Systematik der Bandwürmer
Zu den Cyclophyllidea gehören beispielsweise der Rinderbandwurm (Taenia saginata, S. Abbildung 1), der Schweinebandwurm (Taenia solium) und der Zwergbandwurm. Zu den Pseudophyllidea gehört beispielsweise der Fischbandwurm.
Bandwurm – Anatomie
Bandwürmer besitzen am Vorderende einen Hakenkranz mit Saugnäpfen, um sich an der Darmwand festzuhalten. Dieser Hakenkranz wird fachsprachlich auch "Scolex" genannt und gilt als eines der zentralen Merkmale für die Einordnung von Würmern in die Systematik innerhalb der Bandwürmer. Außerdem ist ein typisches Merkmal dieser Parasiten, dass sie aus "Proglottiden" bestehen. Hierbei handelt es sich um einzelne Segmente des Körpers, die in ihrer Gesamtheit eine Bandwurmkette bilden (Strobila).
Mithilfe der Proglottiden können sich die Bandwürmer vermehren, da sich hier unter anderem der zwittrige Geschlechtsapparat befindet. Der Uterus im weiblichen Geschlechtsapparat befüllt sich mit Eiern, die sich dann durch Abschnüren ablösen. Somit werden die Eier über den Stuhl ausgeschieden und können auch an andere Wirte übertragen werden.
Bandwurm – Strategie Ansteckung
Wenn Bandwurmlarven in einen Wirt eingedrungen sind, verlieren sie ihre Haut. So können Mesodermzellen dann miteinander verschmelzen und eine neue Außenhülle bilden. Diese neue Haut wird auch als "Neodermis" bezeichnet.
Die Neodermis hat zwei Funktionen: einerseits kann der Parasit über sie Nahrung aufnehmen und andererseits schützt sie ihn davor, dass er selbst verdaut wird. Zudem können echte Bandwürmer auf der Neodermis borstenartige Strukturen (Mikrotrichen) ausbilden, durch welche sie noch mehr Nahrung aufnehmen können.
Aus einzelnen Mesodermzellen können ganze Gewebe sowie Organe hervorgehen, z.B. Muskulatur oder Bindegewebe. Speziell bei den Bandwürmern geht aus ihnen eine neue Außenhaut hervor, indem die Zellen des Mesoderms zu einer mehrkerningen Zelleinheit (Synzytium) verschmelzen. Die neue Außenhaut ist also als Synzytium aufgebaut.
Bandwurm – Entwicklungszyklus
Alle Bandwürmer durchlaufen drei Entwicklungsstadien. Beginnend als Eier, über ein Larvenstadium bis zu adulten Würmern. Bei einigen Bandwürmern, die den Menschen im Darm befallen, ist der Zwischenwirt entscheidend bei der Namensgebung gewesen.
- Beim Schweinebandwurm sind Schweine die Zwischenwirte
- Beim Rinderbandwurm sind Rinder die Zwischenwirte
- Beim Fischbandwurm sind Fische die Zwischenwirte
- Der Zwergbandwurm benötigt keinen Zwischenwirt
Am Beispiel des Schweinebandwurms zeigen wir dir den Entwicklungszyklus auf:
Es beginnt damit, dass ein Zwischenwirt die Eier des Schweinebandwurms aufnimmt. In diesem Fall handelt es sich um Schweine. Im Darm des Zwischenwirts schlüpfen nun aus den Eiern die Larven. In diesem Fall werden die Larven "Onkosphären" genannt. Die Larven bohren sich anschließend durch die Darmwand, um sich über den Blutkreislauf im Körper zu verteilen. Das Zielorgan stellt die Muskulatur dar. Dort bilden die Onkosphären Finnen (Zweitlarven) aus.
Die Finnen werden in flüssigkeitsgefüllten Kapseln eingefüllt. Diese Kapseln sind also Zysten. Der Mensch kann sich nun an so einem Tier infizieren, wenn er finnenhaltiges Schweinefleisch ist. Die Finnen bilden sich anschließend im Darm des Menschen zu geschlechtsreifen Würmern aus und der Entwicklungszyklus beginnt wieder erneut. Der Schweinebandwurm nutzt insgesamt abwechselnd Schwein und Mensch für seine Entwicklung.
Ursache für eine Schweinebandwurm-Infektion ist meist, wenn die Wirte rohes oder ungenügend erhitztes Schweinefleisch essen, welches Larven des Bandwurms enthält. Die Larvenformen des Schweinebandwurms werden fachsprachlich auch "Finnen" genannt. Gelangen die Finnen nun in den Darm des Endwirtes, reifen sie dort zu Bandwürmern aus.
Bandwurminfektion – Symptome
In der Regel verursachen adulte Bandwürmer nur wenige Beschwerden beim Wirt. Eine Ausnahme stellt eine schwere Infektion mit dem Zwergbandwurm dar, da sie zu Bauchschmerzen, Durchfall und einem Gewichtsverlust führen kann. Außerdem kann eine Fischbandwurminfektion zu Vitamin-B12-Mangel und einer Megaloblastenanämie (gestörte Produktion der roten Blutzellen) führen.
Anders sieht es jedoch bei Bandwurmlarven aus. Sie können zu schweren und teils tödlichen Krankheiten führen, wenn sie sich in anderen Organen als dem Darm entwickeln. Dazu zählen vor allem Gehirn, Leber, Lunge, Augen, Muskeln sowie das subkutane Bindegewebe.
Das subkutane Bindegewebe liegt in der unteren Schicht der Haut, der sogenannten "Subkutis". Das Bindegewebe besteht aus Fibroblasten, Fibrozyten, einer Grundsubstanz und Fasern. In der Grundsubstanz sind Wasser, Polysaccharide sowie Blutplasmabestandteile enthalten.
Bandwurm Mensch
Zu den Bandwürmern, die Menschen befallen können, zählen:
- Fuchsbandwurm
- Schweinebandwurm
- Hundebandwurm
- Rinderbandwurm
- Fischbandwurm
- Zwergbandwurm
Bandwurm Beispiel – Fuchsbandwurm
Beim Fuchsbandwurm handelt es sich um einen verhältnismäßig kleinen Bandwurm, da er nur eine Länge von 2,5 bis 6 mm erreichen. Der bedeutendste Endwirt für die den Fuchsbandwurm stellt der Rotfuchs dar. Weitere geeignete Endwirte sind Tiere wie Haushunde, Wölfe sowie Marderhunde.
Infiziert sich ein Mensch mit dem Fuchsbandwurm, so handelt es sich um einen Fehlwirt. Das bedeutet, dass der Wurm den Menschen zwar befallen kann, er sich in ihm jedoch nicht weiterentwickeln kann. Für den Menschen kann ein Befall mit dem Fuchsbandwurm außerdem lebensgefährlich werden, da die Larven eine Echinokokkose auslösen.
Zystische Echinokokkose
Eine zystische Echinokokkose kann entweder vom Hundebandwurm oder vom Fuchsbandwurm verursacht werden. Die Erreger E. granulosis und E. multilocularis können Zysten verursachen, indem sich die Bandwurmlarven durch die Darmwand bohren und so in die Blutbahn gelangen. Über die Blutbahn werden sie dann in verschiedene Organe wie z.B. Leber und Lunge transportiert. Bilden die Larven in den Organen anschließend Zysten aus, so können sie Symptome wie Gelbsucht, Aushusten von Blut, Nesselsucht oder eine lebensgefährliche allergische Reaktion verursachen. Die Zysten können chirurgisch entfernt- oder mit einer Nadel geöffnet werden, um sie zu entfernen.
Alveoläre Echinokokkose
Eine alveoläre Echinokokkose kann durch den Erreger E. multilocularis (Fuchsbandwurm) verursacht werden. Sie wird ebenfalls durch die Larven (s. Abbildung 6) ausgelöst, da sie die Wand des Dünndarms durchdringen und über die Pfortader in die Leber, Galle, Lunge oder das Gehirn gelangen können. Wenn sie sich dort festgesetzt haben, wachsen sie zu einer primären Zyste heran. Auf der primären Zyste bilden sich weitere Tochterzysten, die in das Gewebe eindringen.
Über die Blutbahn und das Lymphsystem breiten sich die Erreger metastasierend auf andere Organe aus und gleichen einem bösartigen Tumor. Dadurch können auch Symptome wie Gelbsucht, eine Sepsis, Pfortaderhochdruck, Thrombosen der unteren Hohlvene sowie eine chronische oder akute Leberinsuffizienz auftreten. Unbehandelt führt die Infektion bei den meisten Erkrankten innerhalb der ersten 10 Jahre zum Tod.
Bandwurminfektion erkennen
Meist ist das erste Anzeichen einer Bandwurminfektion die weißlichen Proglottiden im Stuhl. In den Proglottiden befinden sich befruchtete Eier. Weitere Symptome sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfälle, Juckreiz am After, sowie ungewollter Gewichtsverlust. Auch Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit können auftreten.
Übertragung der Parasiten
Die Parasiten werden nur über ihre gelegten Eier übertragen. Die Eier sind so klein, dass sie mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Sie werden mit dem Kot ausgeschieden und müssen von einem neuen Wirt oral aufgenommen werden. Diese Aufnahme kann über das Trinkwasser, oder mit der Nahrung geschehen.
Durch die in den Industrieländern geltenden Hygienestandards, flächendeckende Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung ist eine orale Infektion mit Bandwurmeiern selten. In Entwicklungsländern kommt es durch fehlende oder ungenügende Wasseraufbereitung häufiger zu Infektionen. Die Eier verbleiben innerhalb des Wasserkreislaufs und werden nicht inaktiviert oder abgeschieden. Man spricht von einem fäkal-oralen Kreislauf.
Bandwurm – Behandlung
Bei einem Bandwurmbefall kann man mit verschiedenen Wurmkuren entgegensteuern. Sie wirken beispielsweise, indem sie lähmend auf Würmer wirken. Sie können sich nicht mehr im Darm verankern und können so mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Eine andere Methode die Würmer zu behandeln ist ihre Nährstoffaufnahme zu blockieren, damit sie verhungern, absterben und anschließend ausgeschieden werden.
Hausmittel
Der Einsatz von "Hausmitteln" ersetzt nicht den Besuch bei einer Ärzt*in. Wenn du eine Bandwurminfektion vermutest, suche bitte umgehend eine Mediziner*in auf.
Bandwurm - Das Wichtigste
- Bandwürmer gehören als Klasse zum Stamm der Plattwürmer
- Es handelt sich um Endoparasiten, die im Darm und Gehirn verschiedener Wirbeltiere leben
- Es wird zwischen Monozinischen und Echten Bandwürmern unterschieden
- Bandwürmer bestehen aus einem Scolex und Proglottiden, die in ihrer Gesamtheit eine Bandwurmkette bilden (Strobila)
- In der Regel verursachen adulte Bandwürmer nur wenige Beschwerden beim Wirt
- Bei einigen Bandwürmern, die den Menschen im Darm befallen, ist der Zwischenwirt entscheidend bei der Namensgebung gewesen
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Bandwurm
Wie lange kann man mit einem Bandwurm leben?
Je nach Art des Bandwurmes kann dieser keine bis schwerwiegende Symptome verursachen. Oft kommt es vor, dass eine symptomfreie Infektion vorliegt und sie entsprechend lange unbemerkt bleibt. Der Fuchsbandwurm beispielsweise kann jedoch Zysten verursachen und lebensbedrohlich für den Menschen werden. Deshalb kann man mit ihm nicht unbegrenzt lange im Körper leben.
Wie erkenne ich, dass ich einen Bandwurm habe?
Meist werden als erstes Anzeichen einer Bandwurminfektion die weißlichen Proglottiden im Stuhl bemerkt. Weitere Symptome sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfälle, Juckreiz am After sowie ungewollter Gewichtsverlust. Auch Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlappheit können auftreten.
Wie kann man sich mit dem Fuchsbandwurm anstecken?
Es sollten keine verletzten oder toten Füchse angefasst werden. Außerdem sollten Hände nach dem Sammeln von Waldbeeren oder Pilzen gewaschen werden. Die Beeren und Pilze sollten gebraten oder aufgekocht werden, damit die Eier abgetötet werden. Hunden und Katzen sollten regelmäßig Wurmkuren verabreicht werden.
Wie lange dauert es, bis die Wurmkur wirkt?
Eine Wurmkur wirkt nach Einnahme rund 24-72 Stunden lang. In dieser Zeit werden die Tiere im Darm abgetötet und ausgeschieden.
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