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Was ist eine Immunschwäche?
Eine Immunschwäche (medizinisch: Immundefizienz) beschreibt verschiedene Störungen bzw. Krankheiten des Immunsystems, die sich als Abwehrschwäche bemerkbar machen.
Es wird zwischen einem angeborenen Immundefekt und einem erworbenen bzw. sekundären Immundefekt unterschieden. Bei einem primären Immundefekt wird die Krankheit vererbt, während sie bei sekundären Immundefekten die Folge einer Grunderkankung wie z. B. Leukämie oder AIDS (acquired immune deficiency syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) ist.
Meist haben Betroffene ein höheres Risiko für Infektionskrankheiten und erkälten sich beispielsweise häufiger.
Immunschwäche – Bedeutung des Immunsystems
Ein gesundes Immunsystem sorgt in der Regel dafür, dass Krankheitserreger oder Fremdstoffe nicht im Körper verweilen und sich nicht vermehren können. So hält die Haut als erste Barriere der Immunabwehr Krankheitserreger davon ab, überhaupt in den Körper eindringen zu können. Schafft es ein Krankheitserreger, diese Schutzbarriere zu überwinden, so greifen andere Mechanismen des Immunsystems. Das bezeichnet man als Immunantwort.
Ist die Abwehrfunktion geschwächt, treten häufiger Infektionskrankheiten auf. Es gibt unter anderem Viren wie das Zytomegalievirus (kurz CMV), welches bei Personen mit Immunschwäche eine schwere Lungenentzündung auslösen kann, bei Menschen mit intaktem Immunsystem hingegen normalerweise zu keiner Erkrankung führt.
Unter einer Infektion versteht man die Aufnahme von Krankheitserregern wie Parasiten, Bakterien, Pilzen oder Viren durch ein Individuum und die anschließende Entwicklung bzw. Vermehrung in diesem Organismus. Eine Infektion ist nicht in jedem Fall auch gleichzeitig eine Infektionskrankheit, da Infektionen sich nicht immer durch Symptome äußern und nicht zwangsläufig zu einer Krankheit führen müssen.
Immunschwäche – Symptome
Eine Immunschwäche führt vermehrt zu Infektionen, da die Immunabwehr nicht so funktionsfähig ist, wie bei gesunden Menschen. Es kommt häufiger zu langwierigen bis lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen. Auch Menschen mit einem einwandfrei funktionierenden Immunsystem leiden gelegentlich unter einem Schnupfen oder einer Bronchitis. Durchschnittlich tritt das ungefähr zweimal im Jahr auf. Kommen solche Erkrankungen bei einer Person häufiger vor, besteht ein Verdacht auf eine Abwehrschwäche.
Immunschwäche – Ursache
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Immunschwäche. Grundsätzlich wird zwischen
- angeborener und
- erworbener Immunschwäche
unterschieden.
Angeborene Immunschwäche
Eine angeborene Immunschwäche (auch primäre Immundefizienz) wird in der Regel vererbt und manifestiert sich in der Kindheit bzw. im Säuglingsalter in Form von häufigen Infektionen.
Ursächlich für diese Erkrankungen sind Mutationen, die teilweise nur auf einem Gen vorhanden sind. Für viele dieser Erkrankungen sind die aus den Gendefekten hervorgehenden, gestörten Genprodukte auch bekannt.
Viele Immundefektkrankheiten befinden sich auf dem X-Chrosom, deswegen wird die Vererbung auch als X-chromosomal bezeichnet. Diese Krankheiten betreffen meist männliche Personen, da sie kein zweites X-Chromosom zur Kompensation besitzen.
Je nachdem sind unterschiedliche Komponenten des Immunsystems betroffen. Die betroffene Komponente kann einen Mangel aufweisen, verändert oder in ihrer Funktion beeinträchtigt sein. Mehr hierzu lernst du weiter unten!
Die erworbene Immunschwäche
Eine erworbene Immunschwäche (auch sekundäre Immundefizienz) ist überwiegend eine Folge einer Grunderkrankung wie z. B. AIDS, welche durch das HI-Virus (humanes Immunschwäche-Virus) hervorgerufen wird.
Die HI-Viren greifen hauptsächlich die T-Helferzellen des Immunsystems an, die an der zellulären Immunabwehr beteiligt sind. Bricht die Krankheit aus, kommt es zum Zusammenbruch des Immunsystems. Es treten sekundäre Infektionen auf, wie z. B. Lungenentzündungen, die lebensbedrohlich werden können. Das Immunsystem verliert seine Abwehrfähigkeit und kann mutierte Zellen nicht mehr vernichten, was häufig zu einer Krebserkrankung führt.
Eine weitere Krankheit, die einen erworbenen Immundefekt verursacht, ist die Leukämie – die Erkrankung des Knochenmarks, die zu einer gestörten Blutbildung der weißen Butkörperchen (Immunzellen) und dadurch zu einer Immunschwäche führt. Es gibt noch weitere Ursachen für eine sekundäre Immundefizienz, wie z. B. die:
Erworbene Immunschwäche – Lebensführung
Eine Unterernährung: führt z. B. zu Nährstoff- bzw. Vitaminmangel, welche zu einer Minderfunktion des Immunsystems führen kann.
Diabetes: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann die Funktion der Immunzellen beeinträchtigen.
Seelischer Stress, Alkoholmissbrauch und Rauchen.
Erworbene Immunschwäche – Medikamente und Behandlungen
Bei einer Organtransplantation beispielsweise werden Medikamente verabreicht, die das Immunsystem absichtlich unterdrücken (sog. Immunsuppressiva), um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu verhindern.
Bei Chemo- und Strahlentherapien werden Zytostatika verabreicht, die die Zellteilung der Krebszellen hemmen, allerdings auch Auswirkungen auf das blutbildende System im Knochenmark haben. Sie beeinträchtigen die Bildung der weißen Blutkörperchen (die Immunzellen) und können so zu einer Immunschwäche führen.
Zytostatika sind chemische Stoffe, die in der Medizin als Medikamente in der Chemotherapie verwendet werden. Sie stören den Zellzyklus und beeinträchtigen die Teilung und Vermehrung von Krebszellen.
Immunschwäche – Zellen des Immunsystems
Bei einer Immunschwäche sind, wie bereits erwähnt, unterschiedliche Zellen des Immunsystems betroffen. Die Unterteilung wird nach den Komponenten benannt, welche einen Mangel aufweist oder defekt ist. Es gibt die:
- humorale Immunschwächestörung (B-Zellendefekt)
- zelluläre Immunschwächestörung (T-Zellendefekt)
- kombinierte humorale und zelluläre Immunschwächestörung (B- und T-Zelldefekte)
- phagozytäre Zelldefekte (Defekt der Phagozyten)
- Defekte des Komplementsystems
Immunschwäche – B-Zellen
Sind die B-Zellen defekt, liegt eine humorale Immunschwächestörung vor, die zu einem Antikörpermangel führt. Die häufigste Art der Immunschwäche entsteht durch einen B-Zell-Defekt, bei dem die B-Zellen nicht mehr in der Lage sind, Immunglobulin A (ein Antikörper) zu produzieren – weswegen auch von selektivem IgA-Mangel gesprochen wird. Immunglobulin A vermittelt normalerweise die Abwehr von Krankheitserregern an den Schleimhäuten. Bei einem Mangel kann es vermehrt zu Infektionen, wie z. B. im Bereich der Atemwege, kommen.
Immunschwäche – T-Zellen
Bei einem T-Zellendefekt spricht man von einer zellulären Immunschwächestörung. Da die T-Zellen die B-Zellen dazu anregen, Antikörper zu bilden, kann ein T-Zellendefekt auch einen Antikörpermangel hervorrufen. Außerdem haben zytotoxische T-Zellen die Funktion, Krankheitserreger zu vernichten, indem sie spezielle Zellgifte freisetzen. Zu den häufigsten Immundefektkrankheiten der T-Zellen gehören das:
- Di-George-Syndrom
- Wiskott-Aldrich-Syndrom
Di-George-Syndrom
Hier fehlt die Thymusdrüse – der Ort, in dem die T-Zellen heranreifen. Teilweise ist sie auch vorhanden, aber sehr klein. Fehlt der Thymus, so gibt es auch nur wenige und teilweise defekte T-Zellen. Ihre Funktion darin, B-Zellen zur Bildung von Antikörpern anzuregen, fällt aus und der Organismus hat einen Mangel an Antikörpern.
Wiskott-Aldrich-Syndrom
Das Wiskott-Aldrich-Syndrom ist durch eine schlechte Blutgerinnung und Hautausschläge gekennzeichnet. Die Kinder, die mit diesem T-Zelldefekt geboren werden, haben häufig einen zu kleinen Schädel. Sie wird X-chromosomal rezessiv vererbt, weshalb nur männliche Patienten betroffen sind.
Immunschwäche – B- und T-Zellen
Sind die B- und T-Zellen defekt, bezeichnet man das als kombinierte humorale und zelluläre Immunschwächestörung. Ein Beispiel hierfür ist das SCID (Severe Combined Immunodeficiency).
SCID (Severe Combined Immunodeficiency)
Bei dieser Immunschwäche besteht ein Mangel oder eine Fehlfunktion von T-Lymphozyten. Bei einigen sind zusätzlich die B-Lymphozyten betroffen. Wird man mit SCID geboren, muss man in der Regel medikamentös behandelt werden oder in einer sterilen Umgebung aufwachsen, da eine Infektion im Kindesalter oft zum Tod führt.
Immunschwäche – Phagozyten
Sind die Phagozyten – auch Fresszellen genannt – beeinträchtigt, spricht man von einem phagozytären Zelldefekt. Sie werden in geringerem Umfang produziert und ihre Funktion Erreger zu zerstören ist beeinträchtigt. Zu den Phagozyten zählen z.B. die Makrophagen, Monozyten und die Granulozyten.
Sind z. B. die Granulozyten beeinträchtigt, kann es zu einer gestörten Wundheilung und der Fehlausrichtung des Immunsystems auf körpereigene Zellen und Strukturen kommen.
Ein Beispiel für einen phagozytären Zelldefekt ist die Septische Granulomatose.
Septische Granulomatose
Bei der septischen Granulomatose können die Phagozyten keine Moleküle bilden, die Sauerstoff transportieren können. Den Sauerstoff benötigen sie, um Krankheitserreger vernichten zu können. Bei einer septischen Granulomatose werden permanente Antibiotika Einnahmen empfohlen, um schwere Infektionen und Erkrankungen vorzubeugen.
Immunschwäche – Das Komplementsystem
Das Komplementsystem besteht aus mehr als vierzig verschiedenen Proteinen im Blut, die an der Immunantwort mit beteiligt sind. Sie wirken komplementär (ergänzend) und helfen dabei, Krankheitserreger zu bekämpfen. Bei einem Defekt des Komplementsystems kann es zu fehlerhaften Markierung von Krankheitserregern und einer mangelhaften Phagozytose (Vernichtung) kommen. Das kann zu wiederkehrenden Infektionen und Autoimmunerkrankungen führen.
Immunschwäche – Krankheit Diagnose
Wird eine Immunschwäche vermutet aufgrund vermehrt wiederkehrender Infektionen, die einen schweren Verlauf annehmen oder auf die Behandlung nicht ansprechen, so wird anhand von Tests überprüft, ob eine Immundefizienz vorliegt. Teilweise lösen harmloser Erreger die Infektionen aus, die bei gesunden Menschen keine Infektion auslösen würden.
Zunächst wird ein großes Blutbild (sog. complete blood count) durchgeführt um Veränderung oder Abweichungen der Blutzellen festzustellen, die Immundefekte kennzeichnen. Die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) wird bestimmt, so wie der Spiegel bestimmter Antikörper.
Anhand einer Biopsie, bei der eine Gewebeprobe der Lymphknoten oder des Knochenmarks entnommen wird, kann überprüft werden, wie viele Immunzellen vorhanden sind, um über Immundefekte festzustellen.
Liegen Immundefekte bereits in der Familie vor, kann auch eine pränatale Diagnose des Fruchtwassers oder genetische Untersuchungen durchgeführt werden.
Anhand von körperlichen Untersuchungen wird überprüft, ob Lymphknoten, Gaumenmandeln oder die Milz geschwollen sind.
Immunschwäche – Haut
Wird ein Immundefekt aufgrund von T-Zellendefekt vermutet, so werden Hauttest durchgeführt. Hierfür werden Krankheitserreger unter die Haut gespritzt und die Reaktion beobachtet. Zeigen sich die üblichen Entzündungszeichen wie Rötung, Wärme und Schwellung, so wird davon ausgegangen, dass die T-Zellen normal arbeiten. Bleibt die Reaktion aus werden zusätzlich Bluttests durchgeführt.
Immunschwäche – Impfung
Auch Personen mit Immunschwäche können geimpft werden. Bei Personen mit Abwehrschwäche besteht allerdings ein höheres Risiko, dass eine Impfung mit Lebendimpfstoffen die Krankheit, gegen die geimpft wird, auslöst. Hier wird je nach Art und Schwere des Immundefekts darüber entschieden, ob geimpft wird oder nicht.
Im Gegensatz dazu können Totimpfstoffe bei jeglichen Arten der Immunschwäche eingesetzt werden, da die Impfung keine lebenden Erreger enthält. Allerdings ist bei dieser Gabe von Impfung nicht immer garantiert, dass sich ein Immunschutz aufbaut. Je stärker die Immunsuppression, desto höher ist das Risiko eines Impfversagens. Hier werden anschließend engere Impfintervalle gewählt und Kontrollen durchgeführt.
Beispiele für Impfungen mit Totimpfstoffe sind unter anderem Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie, Pneumokokken und Meningokokken.
Immunschwäche - Das Wichtigste
- Eine Immunschwäche beschreibt eine Störung des Immunsystems, die sich als Abwehrschwäche bemerkbar macht. Es wird zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Immunschwäche unterschieden.
- Personen mit einer Immunschwäche sind häufiger von wiederkehrenden Infektionen mit einem langwierigen Verlauf betroffen.
- Bei der angeborenen Form der Immunschwäche sind verschiedene Komponenten des Immunsystems gestört. Zu ihnen gehören: B-Zellen, T-Zellen, Phagozyten und das Komplementsystem.
- Eine erworbene Immunschwäche kann z. B. durch AIDS, eine HIV-Infektion, Krebstherapien oder Leukämie entstehen.
- Eine Immunschwäche wird durch eine Reihe von Untersuchungen und Bluttests diagnostiziert.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Immunschwäche
Welche Krankheiten gehören zur Immunschwäche?
Zur angeborenen Immunschwäche gehören unter anderem folgende Krankheiten: selekiver IgA-Mangel aufgrund von B-Zellendefekte, das Di-George-Syndrom aufgrund von T-Zellendefekte, die SCID (Severe Combined Immunodeficiency) aufgrund und B- und T-Zelldefekten und weitere Krankheiten. Eine erworbene Immunschwäche kann z. B. durch AIDS, eine HIV-Infektion, Krebstherapien oder Leukämie entstehen.
Ist eine Autoimmunkrankheit eine Immunschwäche?
Autoimmunerkrankungen sind nicht das gleiche wie Immunschwäche-Krankheiten. Bei einer Autoimmunkrankheit ist das Immunsystem überaktiv und greift körpereigene Strukturen an. Sie werden wie körperfremde Zellen behandelt.
Wie äußert sich ein schwaches Immunsystem?
Betroffene einer Immunschwäche sind häufiger von Infektionen betroffen, da ihre Abwehr nicht so funktioniert, wie sie funktionieren soll. Es kommt häufiger zu einem langwierigen Krankheitsverlauf.
Wie erkennt man eine Immunschwäche?
Eine Immunschwäche erkennt man daran, dass sie vermehrt zu Infektionen führt, da die Immunabwehr nicht so funktionsfähig ist, wie bei gesunden Menschen. Es kommt häufiger zu langwierigen bis lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen, die auf eine Behandlung nicht ansprechen.
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