Adrenalin einfach erklärt
Adrenalin (ebenfalls bezeichnet als Epinephrin) zählt zu den wichtigsten Hormonen des menschlichen Körpers und wird in den Nebennieren hergestellt. Es wird bei Angst beziehungsweise Stress freigesetzt, um so das Überleben des Organismus in Gefahrensituationen zu sichern.
Im Zentralnervensystem kommt Adrenalin als Neurotransmitter in adrenergen Nervenzellen vor. Die Wirkung von Adrenalin wird über die Aktivierung von bestimmten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren vermittelt, auch bezeichnet als Adrenozeptoren.
Adrenozeptoren sind G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, die von Adrenalin und Noradrenalin aktiviert werden können. Die neun (bisher bekannten) Adrenozeptoren des Menschen können in drei unterschiedliche Gruppen nach Eigenschaften aufgeteilt werden:
Durch die Adrenalin-Einwirkung fließt mehr Blut in die Muskeln (die zur Bewegung wichtig sind) und in die Lunge, um gegebenenfalls eine Flucht zu ermöglichen. Der Blutdruck erhöht sich und es wird Zucker aus der Leber freigesetzt, um mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Adrenalin sorgt also für eine kurzzeitige Leistungssteigerung.
Adrenalin – Struktur
Der Neurotransmitter gehört, wie auch Dopamin und Noradrenalin, zur Gruppe der Katecholamine.
Die Summenformel lautet:
Abbildung 1: Strukturformel des Botenstoffes Adrenalin. Quelle: modusx.deAdrenalin – Synthese und Abbau
Adrenalin wird, genauso wie Noradrenalin und Dopamin, im menschlichen Körper in den Nebennieren hergestellt.
Dort verläuft die Synthese in mehreren Schritten:
Die Aminosäure Tyrosin () wird mittels des Enzyms Tyrosinhydroxylase zu Levodopa () hydroxiliert und umgewandelt.
Das gewonnene Levodopa wird dann vom Enzym DOPA-Decarboxylase zu Dopamin () decarboxyliert.
Die Dopaminhydroxylase wandelt das Dopamin zu Noradrenalin um ().
Zuletzt wird das Noradrenalin mithilfe der Methyl-Transferase zu Adrenalin methyliert.
Abbildung 2: Synthese von Adrenalin. Quelle: StudySmarterDie fertig produzierten Hormone werden in Körnchen im Zellbereich (Granula) gespeichert. Von dort können sie bei Stress schnell ins Blut abgegeben werden und so ihre Wirkung entfalten.
Abbildung 3: Bereich der Nebenniere, in welcher Adrenalin synthetisiert wird. Quelle: physiologie.ccNachdem das Adrenalin seine Aufgabe erfüllt hat, wird es relativ schnell wieder abgebaut. Nach der Ausschüttung in die Blutbahn kann der Neurotransmitter enzymatisch inaktiviert werden.
Das funktioniert über zwei Enzyme:
Catechol-O-Methyltransferase (COMT): COMT überträgt eine Methylgruppe des S-Adenosyl-Methionin (ein Methylgruppendonator im menschlichen Körper) auf Katecholamine, in diesem Fall Adrenalin.
Monoaminooxidase (MAO): MAO spaltet eine Aminosäure ab, sodass Vanillinmandelsäure entsteht.
Das Endprodukt Vanillinmandelsäure wird über den Urin ausgeschieden und kann dort nachgewiesen werden.
So kann über dieses Abbauprodukt geprüft werden, ob ungewöhnlich hohe oder niedrige Adrenalin-Werte im Körper vorliegen.
Adrenalin – Wirkung
In Gefahrensituationen antwortet der Körper mit der Kampf- oder Fluchtreaktion. In beiden Fällen wird sehr viel Energie benötigt. So ist die wichtigste Aufgabe des Stresshormons Adrenalin die schnellstmögliche Bereitstellung von Energiereserven. Dafür wirkt Adrenalin, mittels der Aktivierung von G-Protein-gekoppelten Adrenorezeptoren, auf verschiedene Bereiche des menschlichen Körpers.
Du wanderst seit einigen Stunden durch den Wald und bist bereits etwas erschöpft. Es fällt dir schwer, weitere Schritte zu machen. Plötzlich begegnest du einem Bären. Du bekommst Angst, merkst wie dein Herz schneller klopft, deine Hände zittern und sich deine Muskeln anspannen. In kürzester Zeit entscheidest du dich, wegzurennen und plötzlich bist du viel schneller und hast viel mehr Ausdauer als zuvor. Durch den Stress, den du wegen des Bären hattest, wurde Adrenalin in deine Blutbahn ausgeschüttet. Das Adrenalin sorgte für eine hohe Energiebereitstellung deines Körpers, die du für die Flucht nutzen konntest. Du hattest einen Adrenalin-Kick, der dein Überleben gesichert hat.
Abbildung 4: Kampf oder Flucht Reaktion im menschlichen Körper
Quelle: stephensoncoaching.com
Freisetzung von Energiereserven durch Adrenalin
Um einer Gefahrensituation zu entkommen, wird viel Energie benötigt. Wie Adrenalin möglichst viel Energie freisetzt und dem Körper zur Verfügung stellt, geschieht auf folgenden Wegen:
Es steigert den Fettabbau (Lipolyse) des Körpers (mittels β-Adrenozeptoren).
Es bewirkt einen Anstieg des Blutzuckerspiegels durch die Freisetzung und Neubildung von Glucose (mittels - Adrenozeptoren).
Es erhöht die Aufnahme von Glucose im Muskel und den generellen Energieumsatz.
Wirkung von Adrenalin auf das Herz-Kreislauf-System
Besonders wichtig für eine passende Reaktion in einer Gefahrensituation ist die Wirkung von Adrenalin auf das Herz-Kreislauf-System.
Die Ausschüttung des Botenstoffes bewirkt:
Anstieg des zentralen Blutvolumens
Erweiterung von zentralen und muskelversorgenden Blutgefäßen
Erhöhung Herzfrequenz, beschleunigte Erregungsleitung, Senkung der Reizschwelle
Wirkung auf die Muskulatur, die Atmung und den Magen-Darm-Trakt
Um so viel Energie wie möglich der Flucht oder dem Kampf bereitstellen zu können, werden andere, für diesen Moment weniger wichtige Prozesse vorübergehend inaktiviert. So sorgt Adrenalin über eine Aktivierung von β-Adrenozeptoren zum Beispiel für eine Erschlaffung der glatten Muskulatur, wodurch der Magen-Darm-Trakt ruhig gestellt wird. Gleichzeitig werden dadurch die Bronchien erweitert, was eine erleichterte Atmung ermöglicht.
Adrenalin – Werte
Der Adrenalinspiegel im Körper kann durch Blutserum- oder Urinproben bestimmt werden. Zuvor sollte aber eine circa halbstündige Ruhepause eingelegt werden, um die Ergebnisse durch kurzzeitigen Stress oder Aufregung nicht zu verfälschen. Auch der Konsum von Kaffee, Alkohol, Nikotin oder Tee sollte 12 Stunden vor der Untersuchung unterlassen werden. Als Alternative kann auch der Urin über 24 Stunden gesammelt werden, woraus dann der Durchschnitts-Adrenalinwert bestimmt werden kann
Für Erwachsene liegt der Normalwert für Adrenalin unter 50 Pikogramm pro Milliliter Blut oder unter 20 Milligramm pro Tag im 24-Stunden-Urin.
Erhöhte Adrenalin-Werte
Wenn der Adrenalinspiegel dauerhaft erhöht ist, können Stress, Alkohol, Kaffee, Bluthochdruck oder Hypoglykämie (niedriger Blutzuckerspiegel) die Ursache dafür sein. Seltener ist der Grund hierfür ein Geschwulst oder (meist gutartiger) Tumor in der Nebennierenrinde.
Die Symptome hierbei treten häufig in Form eines Anfalls auf, begleitet von Angst und Panik. Zu den Symptomen gehören:
extremes Schwitzen
Kopfschmerzen
blasse Haut
hoher Blutdruck.
Um den Adrenalinspiegel wieder zu senken, wird die Ursache bekämpft. Zu den Maßnahmen können beispielsweise Entspannungsverfahren, Koffein-Entzug, Ernährungsumstellung oder eine Operation gehören, falls ein Tumor die Ursache sein sollte.
Besonders erhöhte Adrenalin-Werte haben Adrenalin-Junkies. Beim Ski springen, Boxen, Bungee-Jumping und anderen Extremsportarten schüttet der Körper sehr viel Adrenalin aus, sogenannte Adrenalin-Kicks.
Während eines Adrenalin-Kicks werden Endorphine (Glückshormone) ausgeschüttet – man empfindet den erwünschten Nervenkitzel. Daraus kann in manchen Fällen eine Sucht entstehen. Betroffene sind ständig von Stress umgeben oder verursachen selbst Stress. Das kann auf lange Sicht zu Herz- und Magenproblemen, Bluthochdruck und Schlaflosigkeit führen.
Niedrige Adrenalin-Werte
Wenn der Adrenalinwert besonders niedrig ist, kann das oft auf eine Störung der Nebenniere zurückführen, da dort das Adrenalin synthetisiert wird. Beschädigungen der Nebenniere können zum Beispiel durch Alkoholsucht, Diabetes mellitus, eine Operation oder einen Tumor bedingt sein. Dadurch wird die Produktion der Hormone gestört, was auch den Blutdruck beeinflusst.
Zu den Symptomen gehören:
Adrenalin – Medikament Epinephrin
Adrenalin, hierbei auch bezeichnet als Epinephrin, wird in der Medizin als Notfallmedikament verwendet.
Es dient besonders der Herz-Lungen-Wiederbelebung, bei Herzstillstand, bei einem Kreislaufschock und bei einem anaphylaktischen Schock.
Epinephrin kann auch als zusätzliches Mittel in der lokalen Anästhesie verwendet werden, um die Betäubung zu verlängern und Blutungen zu stillen. Ein weiteres Anwendungsgebiet liegt in Nasensprays, da Epinephrin eine gefäßverengende Wirkung hat und so die Nase frei zum Atmen wird. Auf die Bronchien wirkt Epinephrin entkrampfend, weshalb es zum Inhaltsstoff von Asthmasprays wurde. Heute verwendet man stattdessen Fluorkohlenwasserstoff.
Adrenalin – Nebenwirkungen
Generell findet Adrenalin als Arzneimittel viele Anwendungsgebiete, die Leben retten können. Es gibt aber auch einige Nebenwirkungen:
Verringerung des Magnesium- und Kaliumspiegels
erhöhter Blutzuckerspiegel
Kopfschmerzen
Krämpfe und Schwindel
Übelkeit und Erbrechen
nervöse Unruhe, Angst, Halluzinationen.
Oder schwerwiegendere Folgen wie:
Deshalb ist beim Einsatz von Epinephrin Vorsicht geboten und auf die genaue Dosierung zu achten.
Adrenalin - Das Wichtigste
Adrenalin ist ein Stresshormon, das unser Überleben in Gefahrensituationen sichern soll.
Die Synthese des Hormons geschieht in der Nebennieren.
Die wichtigste Aufgabe von Adrenalin ist die schnellstmögliche Bereitstellung von Energiereserven.
Adrenalin bewirkt eine erhöhte Herzfrequenz, beschleunigte Erregungsleitung, gesteigerte Lipolyse, erhöhten Blutzuckerspiegel und erweiterte Bronchien.
Normalwert für Adrenalin liegt unter 50 Pikogramm/ml Blut oder unter 20 mg/Tag im 24-Stunden-Urin.
Adrenalin wird viel in der Notfallmedizin zur Reanimation verwendet.
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