Exzitatorische Neurotransmitter – Wirkungsmechanismen
Es gibt 2 Arten von Neurotransmittern: exzitatorische und inhibitorische Neurotransmitter. Inhibitorische Neurotransmitter hemmen Signale der Nervenübertragung, während exzitatorische Neurotransmitter Signale verstärken. Das kannst Du Dir am besten mit den englischen Begriffen merken:
- inhibitorisch: to inhibit → hemmen; hindern
- exzitatorisch: exciting → aufregend; erregend
Beide Arten von Neurotransmittern wirken dadurch, dass sie an die Rezeptoren der gegenüberliegenden Synapse binden und dort ihre Wirkung entfalten. Durch das Binden an den Rezeptoren werden weitere Prozesse in Gang gesetzt, welche eine Signalübertragung ermöglichen.
Das Aktionspotenzial
Das Grundprinzip, worauf die Wirkung der Neurotransmitter basiert, ist die Polarisation der Zelle. Im Ruhezustand besitzt die Nervenzelle eine Ladung von etwa -70 mV. Bindet nun ein exzitatorischer Neurotransmitter an einen Rezeptor der Zelle, strömen positiv geladene Moleküle hinein und heben die Ladung kurzzeitig auf +50 mV an. Dieser Vorgang wird Depolarisaton genannt. Hierbei entsteht ein sogenanntes Aktionspotenzial, welches an umliegende Zellen weitergegeben wird und das Signal somit weiterleitet.
Nach kurzer Zeit nimmt die Ladung der Synapse wieder ab und es kommt zur Repolarisation, die die Zelle wieder negativ lädt. Hierbei fällt die Ladung der Synapse unter -70 mV, was als Hyperpolarisation bezeichnet wird. Aus diesem Zustand balanciert sich die Ladung wieder bei -70 mV ein.
Die Ladung der Synapse muss eine sogenannte Schwellenspannung von -50 mV übersteigen, um zu einem Aktionspotenzial zu führen. Alle Signale, die zwischen -70 und -50 mV liegen, werden nicht weitergegeben. Das dient dazu, wichtige von unwichtigen Signalen zu differenzieren.
Hemmende oder aktivierende Wirkung – inhibitorisch oder exzitatorisch
Binden Neurotransmitter an Rezeptoren, werden in der Regel Ionenkanäle am postsynaptischem Membran geöffnet. Je nachdem, welche Ionen daraufhin in die Zelle strömen, wird entweder ein Aktionspotenzial ausgelöst oder verhindert. Eine Änderung des Potenzials löst entweder eine Depolarisation oder einer Hyperpolarisation aus.
Ein Beispiel ist Glycin, welches einen hemmenden Effekt hat.
Glycin bindet am Glycin-Rezeptor, der auf der Membran der zu hemmenden Synapse sitzt. Wenn kein Glycin gebunden ist, passiert erst mal nichts. Bei der Bindung von Glycin öffnet dieser Rezeptor jedoch einen benachbarten Ionenkanal.
Durch diesen Kanal werden Chlorid-Ionen (Cl-) in die Synapse transportiert. Durch ihre negative Ladung kommt es innerhalb dieser Zelle zur Hyperpolarisation. Die Synapse, die im Ruhezustand etwa eine Ladung von -70 mV besitzt, wird dabei noch negativer geladen. Das führt dazu, dass die Signalweiterleitung gehemmt wird, weil für eine Signalweiterleitung kurzfristig eine positive Gesamtladung der Zelle benötigt wird.
Exzitatorische Neurotransmitter – Ursprung
Neurotransmitter befinden sich sowohl in den Synapsen unseres Gehirns als auch im Rest unseres Nervensystems. Manche Arten dieser Synapsen sind im ganzen Gehirn verteilt, während andere in bestimmten Bahnen innerhalb des Gehirns verlaufen.
Neurotransmitter beider Arten können entweder direkt in der Synapse synthetisiert oder in Form von Vesikeln gelagert werden. Die Synthese der Neurotransmitter geschieht mithilfe verschiedenster Enzyme, die in den Synapsen vorhanden sind.
Vesikel kannst du dir wie Bläschen vorstellen, in denen eine Vielzahl von Stoffen gelagert werden können.
Hier ist der Vorgang der Übertragung zu erkennen. Der Kopf der Synapse, von welchem aus die Neurotransmitter "gesendet" werden, wird als Synapsenendköpfchen bezeichnet. Zwischen den Synapsen findet die Übertragung von Neurotransmittern statt, während am Axon entlang lediglich das elektrische Signal entlangwandert.
Im Synapsenendköpfchen liegen Neurotransmitter in Form von Vesikeln vor. Diese können mit der Membran verschmelzen und so in den synaptischen Spalt entlassen werden. Von hier aus bewegen sie sich zur empfangenden Synapse. Auf der Membran befinden sich Rezeptoren, an die die Neurotransmitter binden können. Dadurch wird die Signalweiterleitung nun entweder gehemmt oder verstärkt.
Exzitatorische Neurotransmitter – Gruppen
Du weißt jetzt schon, dass Neurotransmitter auf 2 Arten wirken können: exzitatorisch und inhibitorisch. Sie können aber auch anhand ihrer chemischen Struktur unterschieden werden. Die nachfolgende Tabelle zeigt Dir die verschiedenen Gruppen mit ein paar Beispielen:
Von diesen Neurotransmittern sind jedoch nicht alle exzitatorisch. Nachfolgend findest du eine Tabelle der häufigsten exzitatorischen Neurotransmittern mit ihren jeweiligen Funktionen:
Neurotransmitter | Funktion |
Acetylcholin | Signalweiterleitung kognitive Prozesse Lernvorgänge |
Adrenalin/Epinephrin | Steigerung der Herzfrequenz & des Blutdrucks Erweiterung der Bronchien (verbesserte Atmung) Hemmung der Magen-Darm-Tätigkeit Bereitstellung von Energiereserven erhöhte Durchblutung wichtiger Körperteile |
Noradrenalin/Norepinephrin | Steigerung des Blutdrucks |
Aspartat | Signalweiterleitung |
Glutamat | Sinneswahrnehmungen kognitive Prozesse Lernvorgänge/Gedächtnis Appetitsteigerung (Gewichtsaufbau) Vorläufer von GABA (inhibitorisch) |
Dopamin | Motivations-/Antriebssteigerung Koordination der Muskeln bessere Stimmung |
Exzitatorische Neurotransmitter – Rezeptoren
Auf der Membran des Dendriten, der postsynaptischen Membran, befinden sich viele verschiedene Rezeptoren. Diese sind spezifisch auf die jeweiligen Neurotransmitter angepasst.
Es gibt 2 Arten dieser Rezeptoren:
Ionotrope Rezeptoren
Bei der Bindung des Neurotransmitters wird ein nah gelegener Ionenkanal geöffnet/geschlossen, wodurch einfache Anionen o. Kationen (geladene Moleküle) in den Dendrit einströmen. Das Einströmen verändert die Ladung (auch Potenzial) der Zelle, wodurch es sowohl zur Depolarisation als auch zur Hyperpolarisation kommen kann. Bei der Depolarisation wird das Aktionspotential an die nächste Zelle weitergegeben, bei einer Hyperpolarisation entsteht kein Aktionspotenzial.
Metabotrope Rezeptoren
Die Bindung des Neurotransmitters an den Rezeptor stößt eine Art Kettenreaktion in der Zelle an, die wiederum die Signalweiterleitung beeinflusst. Dieser Rezeptor wird G-Protein gekoppelter Rezeptor genannt. Es folgen biochemische Reaktionen, die deutlich komplexer sind als bei ionotropen Rezeptoren. Auch hier wird ein Ionenkanal geöffnet, der mit dem G-Protein zusammenwirkt. Was passiert nun, wenn Neurotransmitter nicht mehr im synaptischen Spalt gebraucht werden?
Exzitatorische Neurotransmitter – Entfernung von Neurotransmittern aus dem synaptischen Spalt
Neurotransmitter werden nach Ausführung ihrer Funktion wieder in die Synapsenendköpfchen aufgenommen. Dort werden sie entweder in Vesikel eingelagert oder durch Enzyme abgebaut.
Die Neurotransmitter binden an sogenannte Carrierproteine in der Zellmembran der Synapse und werden so wieder aufgenommen. Das geschieht unter Cotransport bzw. Symport von Natrium oder Calcium.
Da innerhalb einer ruhenden Zelle immer eine negative Ladung herrscht, kann das positiv geladene Natrium (Na+) oder Calcium (Ca2+) entlang des elektrischen Gradienten in die Zelle wandern und den Neurotransmitter so "mitziehen".
Ein Gradient bezeichnet den Zustand zwischen dem Zellinneren und -äußeren, bei dem von einem Stoff oder einer Ladung mehr auf eine der beiden Seiten vorhanden ist. Aufgrund physikalischer Gegebenheiten strebt das System immer danach, ausgeglichen zu sein. Deswegen wandern die Kationen einfach in die negativ geladene Zelle ein, während negativ geladene Moleküle es nicht so einfach haben.
Exzitatorische Neurotransmitter – Beispiel: Parkinson
Parkinson ist eine der bekanntesten Krankheiten, die durch eine fehlerhafte Signalweiterleitung gekennzeichnet sind.
Bei dieser Krankheit spielt der Botenstoff Dopamin die zentrale Rolle. Dopamin wirkt exzitatorisch und ist u.a. für die Regulierung von An- und Entspannung der Muskeln und somit auch für die Ausführung von feinen Muskelbewegungen verantwortlich.
Bei Parkinson-Patienten ist der Dopamin-Spiegel viel zu niedrig. Somit ist es ihnen nicht mehr möglich, ihre Muskeln normal zu kontrollieren. Das hat Zittern, Muskelsteife, Instabilität und eingeschränkte Bewegung zur Folge.
exzitatorische Neurotransmitter – Das Wichtigste
- Exzitatorische Neurotransmitter sind die Gegenspieler zu den inhibitorischen Neurotransmittern.
- Sie können in der Synapse synthetisiert oder aus Vesikeln bezogen werden, wenn sie gebraucht werden.
- Die Signalweiterleitung beginnt im Axon, an dessen (präsynaptischer) Membran die Transmitter in den synaptischen Spalt freigegeben werden, um an den Rezeptoren zu binden, die auf der (postsynaptischen) Membran des Dendriten liegen.
- Es gibt 4 Gruppen: Neuropeptide, Aminosäuren, lösliche Gase und biogene Amine.
- Die wichtigsten exzitatorischen Transmitter sind: Dopamin, Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, Glutamat und Aspartat.
- Es gibt ionotrope Rezeptoren, die die Spannung innerhalb der Zelle verändern können, und metabotrope Rezeptoren, die weitere Stoffwechselwege in Gang setzen.
- Wenn Neurotransmitter ihre Aufgabe beendet haben, werden sie über Wiederaufnahme-Rezeptoren im Cotransport mit Calcium/Natrium wieder in die Zelle aufgenommen. Dort werden sie gespeichert oder abgebaut.
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