Noradrenalin

Noradrenalin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter des sympathischen Nervensystems (postganglionär) und ein Hormon, das unter anderem die Motivation und Wachheit sowie die Ausschüttung von Adrenalin bewirkt.

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    Noradrenalin – Definition

    Noradrenalin ist ein Hormon, sowie ein bedeutender Neurotransmitter im sympathischen Nervensystem. Es wirkt primär exzitatorisch, also aktivierend. Manchmal wird Noradrenalin deshalb auch als ein "Stresshormon" bezeichnet. Ein weiterer Name für Noradrenalin ist Norepinephrin.

    Noradrenalin – Synthese

    Du weißt schon aus unserer Defintion: Noradranalin ist Neurotransmitter und Hormon zugleich. Entsprechend wird es auch an zwei verschiedenen Orten des Körpers produziert.

    Das Hormon Noradrenalin wird im Nebennierenmark gebildet, während der Neurotransmitter direkt aus dem Nervensystem stammt. Genauer gesagt aus dem locus caeruleus des Gehirns und Neuronen des Sympathikus.

    Noradrenalin gehört, wie Dopamin und Adrenalin, zu den den Katecholaminen. Der Organismus synthetisiert Katecholamine über die Aminosäuren Phenylalanin beziehungsweise Tyrosin (Phenylalanin kann durch das Enzym Phenylalanin-Hydroxylase in Tyrosin umgewandelt werden). Aus Tyrosin wird schließlich DOPA synthetisiert, die direkte Vorstufe von Dopamin.

    Mithilfe des Enzyms Dopamin-Hydroxylase entsteht nun Noradrenalin.

    Noradrenalin Synthese von Katecholaminen StudySmarter

    Abbildung 1: Synthese von Katecholaminen

    Mehr zu anderen Katecholaminen wie Dopamin und Adrenalin erfährst Du in den entsprechenden Artikeln.

    Einigen Menschen fehlt das Enzym Phenylalanin-Hydroxylase, um aus Phenylalanin Tyrosin zu machen. Ist das der Fall, spricht man von einer Phenylketonurie, kurz PKU. Das Phenylalanin sammelt sich im Körper an und kann kognitive Einschränkungen bewirken. Wenn Dich das Thema interessiert, kannst Du gerne beim passenden Artikel zur Phenylketonurie vorbeischauen.

    Unterschied Adrenalin und Noradrenalin

    Schon ihre Namen klingen so ähnlich, dass man sie leicht verwechseln könnte: Adrenalin und Noradrenalin. Und tatsächlich sind die beiden Stoffe eng miteinander verwandt. Du hast schon gesehen, dass aus Noradrenalin enzymatisch Adrenalin entstehen kann. Hier ihre Strukturen nochmal im direkten Vergleich:

    Noradrenalin Struktur von Adrenalin und Noradrenalin StudySmarter

    Abbildung 2: Struktur von Adrenalin und Noradrenalin

    Du siehst sofort: Der einzige Unterschied in der Struktur ist, dass Noradrenalin eine Methylgruppe () fehlt.

    Dieser kleine Unterschied führt aber schon dazu, dass Adrenalin und Noradrenalin anders wirken und eine leicht unterschiedliche Affinität zu verschiedenen Rezeptoren haben.

    Noradrenalin und Adrenalin sind beide Stresshormone, die den Sympathikus aktivieren. Das heißt, sie sind mitverantwortlich dafür, den Körper in einen "Fight or Flight" Modus zu versetzen. Trotzdem kann man sagen, dass Noradrenalin vorrangig ein Neurotransmitter ist, während Adrenalin primär als Hormon wirksam ist.

    Falls Du nicht mehr ganz genau weißt, was eine Aktivierung des Sympathikus im Körper bedeutet, wirf' doch noch einmal einen Blick in den passenden Artikel!

    Abbau von Noradrenalin

    Auch der Abbau von Noradrenalin unterscheidet sich je nachdem, ob es als Neurotransmitter oder als Hormon wirksam war.

    Nachdem es als Neurotransmitter an Synapsen ausgeschüttet wurde, wird es durch die Wiederaufnahme in die präsynaptische Zelle eliminiert. Dafür sind bestimmte Transporter notwendig. Diesen Mechanismus macht man sich auch in der Medizin zu Nutze.

    Besonders, wenn es als Hormon im Körper aktiv war, werden zwei Enzyme benötigt, die das Noradrenalin deaktivieren:

    • Catechol-O-Methyltransferase, kurz COMT,
    • Monoaminooxidase, kurz MAO.

    Durch die Monoaminooxidase wird Noradrenalin zu Vanillinmandelsäure desaminiert.

    Wirkung Noradrenalin

    Nachdem Du jetzt weißt, wie Noradrenalin entsteht, kann es mit seiner Wirkung im Körper weitergehen. Noradrenalin kann im Körper folgende Wirkungen haben:

    • Kontraktion von Blutgefäßen
    • Erhöhung des Blutdrucks
    • Senkung der Pulsfrequenz
    • fördert Wachheit, Aufmerksamkeit, Konzentration

    Freisetzung und Rezeptoren

    Noradrenalin wirkt als wichtigster postganglionärer Neurotransmitter im Sympathikus. Prägangionär wird, so wie auch beim Parasympathikus, Acetylcholin genutzt.

    Es wird bei entsprechender Erregung in den synaptischen Spalt freigesetzt und wirkt an der postsynaptischen Membran an verschiedenen Adrenorezeptoren.

    Noradrenalin Freisetzung und Wirkung von Noradrenalin an der Synapse StudySmarter

    Abbildung 3: Freisetzung und Wirkung von Noradrenalin an der Synapse (Sympathomimetika sind Substanzen mit ähnlicher Wirkung, meist Medikamente)

    Man unterscheidet, je nach Lokalisation und Funktionsweise zwei α- und drei β-Adrenozeptoren. Sie sind G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Das heißt, die Bindung von Noradrenalin setzt eine Signalkaskade in Gang, die zur gewünschten Reaktion des Zielorgans führt.

    Hier ein Beispiel für Adrenorezeptoren: die - Adrenozeptoren, die man unter anderem im Herzen findet.

    Bei Bindung von Noradrenalin (sowie auch Adrenalin), wird ein G-Protein aktiviert, das die Adenylatcyclase aktiviert. Es wird vermehrt cAMP gebildet, was zur Aktivierung der Proteinkinase A führt. Sie kann bestimmte Calciumkanäle phosphorylieren und sie damit öffnen.

    Der verstärkte Einstrom von Calcium bewirkt eine erhöhte Herzfrequenz. Ebenso wird zum Beispiel die Kontraktionskraft erhöht und die Erregungsleitung beschleunigt.

    Noradrenalin wirkt auch verstärkt an - Adrenozeptoren, die man an der glatten Muskulatur von Gefäßen findet. Durch das G-Protein wird die Phospholipase C aktiviert. Über eine Signalkaskade wird schließlich ebenfalls verstärkt Calcium freigesetzt, sodass sich die Gefäße verengen.

    Das alles passt gut, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, dass Noradrenalin ein Neurotransmitter des Sympathikus ist: Der "Fight or Flight"-Modus bedeutet, dass die Herzfrequenz erhöht und durch engere Gefäße effektiv Blut gepumpt werden muss.

    Auch Adrenalin bindet an Adrenozeptoren und bevorzugt dabei die β-Adrenozeptoren, während Noradrenalin besonders an α-Adrenozeptoren bindet.

    Noradrenalin Funktion

    Ein paar direkte Effekte von Noradrenalin, wie die Steigerung der Herzfrequenz, hast Du bereits kennengelernt. Aber Noradrenalin hat, immer abhängig vom jeweiligen Rezeptor, noch viele weitere Auswirkungen. Dazu gehören:

    • Erhöhung der Herzfrequenz, Steigerung der Kontraktionskraft des Herzmuskels.
    • Kontraktion, also Engstellung von Gefäßen (außer der Arterien des Herzens, die erweitert werden).
    • Steigerung des Blutdrucks.
    • Positiver Einfluss auf Motivation, Wachheit und Konzentration.
    • Über Aktivierung des Sympathikus wird Adrenalin aus den Nebennieren ausgeschüttet.

    Noradrenalin in der Medizin

    Als wichtiger Neurotransmitter spielt Noradrenalin natürlich auch eine große Rolle in der Medizin.

    Noradrenalin Mangel

    Wie jede Substanz im Körper sollte auch Noradrenalin in angemessenen Mengen vorliegen. Es sollte eine Balance herrschen, zwischen Noradrenalin und anderen Neurotransmittern beziehungsweise Hormonen. Das ist allerdings nicht immer der Fall.

    Da Noradrenalin unter anderem Motivation, Wachheit und Aufmerksamkeit vermittelt, kann ein Mangel zu Motivationsabfall und Konzentrationsschwäche führen. Sogar Depressionen, die von diesen Symptomen geprägt sein können, werden mit einem Mangel an Noradrenalin in Verbindung gebracht. Betroffene fühlen sich erschöpft und antriebslos.

    Noradrenalin Überschuss

    Genauso kann auch das Gegenteil der Fall sein, nämlich wenn es zu viel Noradrenalin im Körper gibt. Das kann verschiedene Gründe haben.

    Eine mögliche Ursache für einen erhöhten Noradrenalin-Spiegel ist Dauerstress, an den sich der Körper anzupassen versucht. Für sehr lange Zeit kann dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden. Das heißt, irgendwann sinkt das Noradrenalin stark ab, was als ein möglicher Grund für Burnout diskutiert wird.

    Aber auch komplett ohne äußere Einflüsse kann im Körper zu viel Noradrenalin produziert werden. Es könnte ein sogenanntes Phäochromozytom vorliegen, ein Tumor des Nebennierenmarks oder Teilen des Nervengewebes, der unkontrolliert Katecholamine produziert. Durch ihre Wirkung auf den Körper fallen die Patienten oft durch einen erhöhten Blutdruck auf.

    Bei erhöhtem Noradrenalin kann es zum Beispiel aber auch zu Unruhe, Kopfschmerzen und Herzklopfen kommen. Die Therapie besteht in der operativen Entfernung des Tumors.

    Noradrenalin als Medikament

    Ein Überschuss an Noradrenalin ist also schädlich. Trotzdem kann man sich seine Wirkung in einem Medikament zunutze machen. Besonders oft wird Noradrenalin deshalb in der Notfall- und Intensivmedizin verwendet, um Patienten im Schock oder mit stark erniedrigtem Blutdruck zu behandeln. Dabei wird Noradrenalin intravenös verabreicht.

    Ein Schock bedeutet in der Medizin: Der Kreislauf ist so stark eingeschränkt, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Das kann verschiedene Ursachen haben; meist führen sie zu vermindertem Blutvolumen beziehungsweise vemindertem Blutdruck.

    In diesem Fall ist es sinnvoll, Noradrenalin zur Therapie einzusetzen: Es steigert den Blutdruck und kann somit helfen, den Kreislauf wieder zu stabilisieren.

    Allerdings ist bei der Verwendung von Noradrenalin auch Vorsicht geboten. Sind bestimmte Vorerkrankungen vorhanden, wie Bluthochdruck oder das oben beschriebene Phäochromozytom, sollte man auf den Einsatz verzichten.

    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer

    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, kurz auch SSNRI genannt, werden vor allem zur Therapie von Depressionen eingesetzt (Antidepressiva).

    Wie der Name schon sagt, verhindern sie die Wiederaufnahme der Neurotransmitter in die präsynaptische Zelle. Dadurch bleiben mehr aktives Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt zurück, die ihre Wirkung entfalten können.

    Auch Serotonin ist ein Neurotransmitter. Es ist an verschiedenen emotionalen Prozessen im Körper beteiligt. Wenn Du mehr über Serotonin erfahren willst, schau doch einmal im Artikel zum Thema vorbei!

    Entsprechend der positiven Auswirkungen der Neurotransmitter auf die Motivation wirkt das Medikament somit antriebssteigernd und stimmungsaufhellend.

    Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer werden, in Gegensatz zu Noradrenalin selbst, in Tablettenform verabreicht. Doch auch dieses Medikament ist natürlich nicht frei von Nebenwirkungen, was bei der Behandlung beachtet werden sollte. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören unter anderem Übelkeit, veränderter Appetit, Bluthochdruck und innere Unruhe. Im Vergleich zu anderen Antidepressiva weisen SSNRIs wohl dennoch weniger unerwünschte Nebenwirkungen auf.

    Noradrenalin - Das Wichtigste

    • Noradrenalin ist ein Neurotransmitter des sympathischen Nervensystems (postganglionär) und ein Hormon.
    • Seine Wirkung ist exzitatorisch.
    • Es gehört zu den Katecholaminen und wird im Nebennierenmark, im Gehirn und sympathischen Neuronen aus Tyrosin gebildet.
    • Als Neurotransmittter wird Noradrenalin in den synaptischen Spalt freigesetzt und bindet an Adrenozeptoren.
    • Zu seinen Effekten gehören: Steigerung von Frequenz und Kontraktionskraft des Herzens, Engstellung der Gefäße, Steigerung des Blutdrucks, Motivation und Wachheit sowie Ausschüttung von Adrenalin.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Noradrenalin

    Was macht Noradrenalin?

    Noradrenalin hat im Körper verschiedene Aufgaben:


    • Erhöhung der Herzfrequenz, Steigerung der Kontraktionskraft des Herzmuskels.
    • Engstellung von Gefäßen. 
    • Somit Steigerung des Blutdrucks.
    • Positiver Einfluss auf Motivation, Wachheit und Konzentration.
    • Über Aktivierung des Sympathikus wird Adrenalin aus den Nebennieren ausgeschüttet.

    Was ist der Unterschied zwischen Adrenalin und Noradrenalin?

    Adrenalin und Noradrenalin sind eng miteinander verwandt und haben auch einen ähnlichen Syntheseweg.


    Ihre Struktur unterscheidet sich anhand einer zusätzlichen Methylgruppe des Adrenalins. Daraus folgen verschiedene Affinitäten für Rezeptoren und leicht unterschiedliche Funktionen.


    Noradrenalin ist primär ein Neurotransmitter, Adrenalin primär ein Hormon.

    Was passiert bei zu viel Noradrenalin?

    Zu viel Noradrenalin kann zum Beispiel zu Bluthochdruck, Unruhe oder Kopfschmerzen führen.

    Wann verabreicht man Noradrenalin?

    Noradrenalin als Medikament wird vor allem in der Notfall- und Intensivmedizin verabreicht. Es wird zum Beispiel zur Behandlung von Schockzuständen eingesetzt.

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