Tierstaat

Ameisen, Bienen und Wespen besitzen immer eine weibliche Königin. Das liegt an der evolutionären Bildung von Tierstaaten, wobei es eine klare Aufgabenverteilung unter den verschiedenen Individuen gibt. 

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    Tierstaaten – Definition

    Bei einem Tierstaat handelt es sich um einen hochentwickelten Familienverband mit Arbeitsteilung innerhalb des Tierreichs. Eine Tierstaatenbildung kommt i.d.R. nur bei Insekten vor, eine Ausnahme stellen Tierstöcke dar.

    Wenn du mehr über den Familienverband erfahren möchtest, dann lies dir doch gerne den Artikel zum Thema Familienverbände Tiere durch.

    Tierstaaten – Merkmale und Besonderheiten

    Tierstaaten weisen bestimmte Merkmale und Besonderheiten auf, die so nur bei ihnen zu finden sind. Das macht die Tierstaaten-bildenden Lebewesen so einzigartig.

    Merkmale

    Tierstaaten haben oft über mehrere Jahre lang Bestand. Das ermöglicht mehreren Generationen, in demselben Nest zu leben. Tierstaaten können hauptsächlich innerhalb der Insekten beobachtet werden. Das einzige Säugetier, bei welchem bisher eine Staatenbildung beobachtet wurde, ist der afrikanische Nacktmull (Heterocephalus glaber). Darüber hinaus können marine Tierstöcke zu einem Tierstaat gezählt werden, wenn bei ihnen eine strikte Arbeitsteilung vorhanden ist.

    Kasten

    Ein wesentliches Merkmal des Tierstaates sind die vorhandenen Kasten, welche sich in Bau und Aufgabenbereichen unterscheiden. Kaste meint eine abgrenzbare Gruppe von Organismen innerhalb eines Tierstaates. Beispielsweise ist die Tierstaaten Königin nur für die Fortpflanzung zuständig, während die männlichen Tiere nur die Aufgabe haben die Königin zu begatten. Die Eusozialität ist mit einer strikten Arbeitsteilung die am weitesten entwickelte Form der Tierstaaten.

    Kennzeichen für eine Eusozialität innerhalb der Tierstaaten sind eine kooperative Brutpflege durch mehrere Tiere, eine gemeinsame Nahrungsbeschaffung und -verteilung, das Vorhandensein von mehreren unterscheidbaren Teilgruppen (Kasten) sowie das Zusammenleben von mehreren Generationen.

    Mehr über die Eusozialität kannst du im gleichnamigen StudySmarter-Artikel erfahren!

    Besonderheiten von Tierstaaten

    Die Staatenbildung hat bei Insekten die Brutfürsorge zum Zweck. Das heißt, dass sie für die Nachkommen dadurch günstige Entwicklungsbedingungen schaffen wollen.

    Bei eusozialen Insekten sind immer drei bestimmten Kasten vorhanden: entweder eine oder mehrere geschlechtsreife Königinnen, Arbeiterinnen mit zurückgebildeten Geschlechtsorganen und geschlechtsreife Männchen.

    Die Arbeiterinnen bilden aufgrund der von der Königin ausgehenden Pheromone ihre Geschlechtsorgane zurück. Bei Pheromonen handelt es sich um chemische Botenstoffe, die einen Signalcharakter besitzen. Die Pheromone wirken auf die männlichen Bienen auch als Sexuallockstoff.

    Tierstaaten – Vor- und Nachteile

    Bei den Tierstaaten sind sowohl Vorteile als auch Nachteile zu beobachten:

    Tierstaaten Vorteile

    Aus einem evolutionstheoretischen Aspekt heraus wird angenommen, dass sich die Staatenbildung bei Termiten, Ameisen, Bienen und Wespen unabhängig voneinander entwickelt hat. Somit scheint die Staatenbildung eine erfolgreiche evolutionäre Strategie zu sein. Durch die geregelte Arbeitsteilung steigt die Stabilität einer Tiergruppe. Außerdem können die Tiere ihre Aufgaben besser erledigen, da sie aufgrund ihrer angepassten Physiologie leistungsfähiger für den jeweiligen Aufgabenbereich sind.

    Tierstaaten Nachteile

    Ein bedeutender Nachteil der Tierstaaten-bildenden Lebewesen ist ihre Abhängigkeit von ihren Artgenossen. Dadurch, dass sie physiologisch immer nur auf einen bestimmten Aufgabenbereich spezialisiert sind, bleibt es ihnen verwehrt als einzelnes Individuum leben zu können. Die Tiere sind also genauer gesagt dauerhaft voneinander abhängig.

    Tierstaaten – Beispiele

    Um die Merkmale und Vorteile noch etwas besser zu verstehen, bekommst du nun einige Beispiele von Tierstaaten aufgezeigt:

    Tierstaat der Ameisen

    Die Familie der Ameisen (Formicidae) leben mit ihren rund 14.000 bisher erforschten Arten über viele Bereiche der Erde verteilt. Die Ameisen leben nie alleine, da sie immer in organisierten Familienverbänden vorkommen.

    Die Größe von Ameisenstaaten kann stark variieren. Sie können bis zu 20 Mio. Ameisen enthalten. Ein Ameisenstaat besteht zum größten Teil aus den Arbeiterinnen und Königinnen. Männliche Ameisen haben die Aufgabe die Weibchen im Frühling zu befruchten und sterben anschließend. Die Aufgabe der Arbeiterinnen ist es, ein Nest zu bauen, sich um den Nachwuchs zu kümmern und Nahrung zu besorgen. Die Aufgabe der Ameisenköniginnen ist es, die Eier zu legen. Bei Ameisen können in einem Staat mehrere Königinnen vorhanden sein.

    Gründung von Ameisenstaaten

    Bei den Ameisen werden die Staaten entweder allein von Königinnen oder gemeinsam mit anderen Königinnen mithilfe eines Nests gegründet. Hier können sie die ersten Eier legen und versorgen diese, bis die ersten Arbeiterinnen herangewachsen sind und die Arbeit übernehmen.

    Tierstaat der Bienen

    Innerhalb der Familie der Echten Bienen (Apidae) kommen Tierstaaten-bildende Bienen bei den drei Gattungen Apis (Honigbiene), Bambus (Hummel) und Meliponini (stachellose Biene) vor.

    Der Tierstaat bei Bienen stellt die höchste Form eines sozialen Gefüges dar. Ein Bienenstaat kann bis zu 80.000 Tiere enthalten und besteht zum größten Teil aus den weiblichen Arbeiterinnen. Die weiblichen Bienen bilden in dem Fall eine Kastenform. Eine weitere Kaste bilden die Männchen, welche auch als "Drohnen" bezeichnet werden können. Die dritte Kaste stellt die Bienenkönigin ("Weisel") dar. Sie hebt sich durch ihren großen Hinterleib von den anderen weiblichen Bienen ab.

    Tierstaat Bienenkönigin StudySmarterAbbildung 1: Bienenkönigin in der Mitte

    Aufgabe der Bienenkönigin

    Die einzige Aufgabe der Drohnen ist es, die Bienenkönigin zu begatten. Sie besitzt besonders stark ausgebildete Geschlechtsdrüsen und von Februar bis Ende September kann sie täglich bis zu 3.000 Eier legen. Sie wird dabei von den Arbeiterinnen mit Nahrung versorgt. Die Weiseln haben eine Lebenserwartung von 3-5 Jahren.

    Das kurze Leben der Drohnen

    Die Drohnen werden nur wenige Wochen alt und sterben, nachdem sie die Königin begattet haben. Sie werden ebenfalls wie die Königin von den weiblichen Arbeiterinnen versorgt und sind bei der Arbeit nicht beteiligt. Wenn sie sich nicht an der Fortpflanzung beteiligt haben werden sie irgendwann aus dem Bienenstock in Form einer "Drohnenschlacht" gezerrt.

    Ist die Begattungszeit im Spätsommer vorbei, werden die Drohnen, die die Königin nicht begattet und somit überlebt haben, nun nicht mehr benötigt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt deshalb die Drohnenschlacht. Sie fängt damit an, dass die Arbeiterinnen den Drohnen keine Nahrung mehr zuführen. Anschließend werden sie in den Ecken zusammengetrieben und zum Flugloch gedrängt. Schließlich sterben sie.

    Tierstaat der Wespen

    Die umgangssprachlich bezeichneten "Wespen" zählen zur Familie der Faltenwespen (Vespidae). Bei der Familie sind die beiden Unterfamilien der Echten Wespen (Vespinae) und die der Feldwespen (Polistinae) mit inbegriffen. Sie beide gelten jedoch als staatenbildende Insekten.

    Ein Tierstaat von Wespen ist im Vergleich zu den anderen Insektenstaaten verhältnismäßig klein, da sie aus maximal 5.500 Tieren bestehen. Die Wespenstaaten sind vergleichbar mit denen der Bienen. Sie bestehen ebenfalls aus einer Königin, den Arbeiterinnen und Männchen. Die jeweiligen Kasten unterscheiden sich hier jedoch nicht so sehr. Die Männchen besitzen aber dafür längere Fühler.

    Tierstaat der Termiten

    Mit mehr als 2000 bekannten Arten zählt auch die Ordnung der Termiten zu den staatenbildenden Insekten. Sie leben überwiegend in warmen Regionen der Erde wie Südamerika, Afrika und Asien.

    Termiten sind auch als "weiße Ameisen" bekannt. Ihr Tierstaat besteht aus einer Königin und einem König als Geschlechtstier sowie Arbeitern und Soldaten. Durch Pheromone beeinflusst, wird im Larvenstadium bei den Tieren festgelegt, welche Kaste sie einnehmen wird. Die Geschlechtstiere können durch die braun gefärbte Chitinhülle und zeitweise besitzenden Flügel erkannt werden. Die Arbeiter kümmern sich um alles weitere, was nicht zur Fortpflanzung und Verteidigung dient.

    Tierstaat Termitennest StudySmarterAbbildung 2: Termitennest

    Aufgabe der Soldaten

    Die Soldaten der Termiten können in Kiefer- und Nasensoldaten unterteilt werden. Die Kiefersoldaten besitzen einen großen Kopf mit einem großen Kiefer. Die Nasensoldaten dagegen besitzen eine lange, nasenförmige Stirn. Die Soldaten besitzen allgemein die Aufgabe, Eindringlinge abzuwehren. Die Kiefersoldaten wehren sie durch die stark ausgebildeten Mundwerkzeugen durch Schlagen oder Beißen ab. Die Nasensoldaten besitzen am Kopf eine Verteidigungsdrüse, mit welcher ein Sekret abgesondert wird, das die Eindringlinge kampfunfähig macht.

    Marine Tierstöcke

    Bei Tierstöcken handelt es sich um einen Verband von Tieren, die nach Vermehrung weiterhin zusammenbleiben und zusammenhängende Kolonien bilden. Die Tierstöcke können nur von unter Wasser lebenden Tieren gebildet werden. Innerhalb dieses Tierstocks kann es zu einer Arbeitsteilung kommen, wodurch ein Tierstock zu einem Tierstaat gezählt werden kann.

    Im Tierstock der Staatsquallen sind die Tiere so spezialisiert aufgeteilt, dass sie beinahe schon als Organe eines einzigen Organismus betrachtet werden können. Der Tierstock besteht beispielsweise aus Schwimmglocken, Fresspolypen, Tastpolypen und Geschlechtstieren. Bei der portugiesischen Galeere (s. Abbildung 4) könnte man annehmen, es handelt sich hier um eine Qualle, jedoch besteht sie aus einer ganzen Kolonie voneinander abhängiger Polypen.

    Hier ist die Aufgabe der Fresspolypen mit Fangarmen Nahrung zu besorgen. Die Geschlechtspolypen haben die Aufgabe, Ei- und Samenzellen zu erzeugen.

    Tierstaaten marine Tierstoecke portugiesische Galeere StudySmarterAbbildung 3: Portugiesische Galeere

    Tierstaat - Das Wichtigste

    • Bei einem Tierstaat handelt es sich um einen hochentwickelten Familienverband mit Arbeitsteilung innerhalb des Tierreichs
    • Eine Tierstaatenbildung kommt i.d.R. nur bei Insekten vor, eine Ausnahme stellen Tierstöcke dar
    • Ein wesentliches Merkmal des Tierstaates sind die vorhandenen Kasten, welche sich in Bau und Aufgabenbereichen unterscheiden
    • Bei eusozialen Insekten sind immer drei bestimmten Kasten vorhanden
      • Entweder eine oder mehrere geschlechtsreife Königinnen, Arbeiterinnen mit zurückgebildeten Geschlechtsorganen und geschlechtsreife Männchen

    Nachweise

    1. Abb. 1: Bienenkönigin (https://pixabay.com/de/photos/bienenk%c3%b6nigin-bienenstock-biene-682941/) von Matthew Greger
    2. Abb. 3: Physalis portugiesische-galeere by Jannaraabe: liecenced under CC BY 3.0
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Tierstaat

    Was kennzeichnet einen Tierstaat?

    Ein wesentliches Merkmal des Tierstaates sind die vorhandenen Kasten, welche sich in Bau und Aufgabenbereichen unterscheiden. Bei Tierstaaten von Insekten sind immer drei bestimmten Kasten vorhanden: entweder eine oder mehrere geschlechtsreife Königinnen, Arbeiterinnen mit zurückgebildeten Geschlechtsorganen und geschlechtsreife Männchen.

    Welche Vorteile bietet das Zusammenleben in einem Tierstaat?

    Die Staatenbildung hat bei Insekten die Brutfürsorge zum Zweck. Durch die Arbeitsteilung können sie günstige Entwicklungsbedingungen für zahlreiche Nachkommen schaffen. Außerdem können die Tiere ihre Aufgaben besser erledigen, da sie aufgrund ihrer angepassten Physiologie leistungsfähiger für den jeweiligen Aufgabenbereich sind.

    Was ist ein Tierstaat bei Bienen?

    Ein Tierstaat besteht bei Bienen aus den Männchen (Drohnen), den Weibchen (Arbeiterinnen) und einer Königin. Die Drohnen werden nur wenige Wochen alt und sterben, nachdem sie die Königin begattet haben. Die Königinnen legen die Eier, während die Arbeiterinnen sie versorgen und die Männchen mit Nahrung versorgen.

    Welche Aufgaben gibt es in einem Ameisenstaat?

    Männliche Ameisen haben die Aufgabe die Weibchen im Frühling zu befruchten und sterben anschließend. Die Aufgabe der Arbeiterinnen ist es, ein Nest zu bauen, sich um den Nachwuchs zu kümmern und Nahrung zu besorgen. Die Aufgabe der Ameisenköniginnen ist es, die Eier zu legen.

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