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Das Wort Schizophrenie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie "gespaltene Seele". Oft assoziiert man Schizophrenie deshalb fälschlicherweise mit einer gespaltenen Persönlichkeit. Dies ist allerdings kein Bestandteil der Symptomatik.
Symptome von Schizophrenie
Das Krankheitsbild der Schizophrenie ist vielfältig. Es gibt akute Episoden, die sich in chronische Verläufe umwandeln können. Je nach Verlauf lassen sich die Symptome in verschiedene Kategorien einteilen.
Prodromalphase
Bei einem Großteil der Patienten macht sich die Krankheit bereits vor dem ersten Ausbruch in einer sogenannten Prodromalphase bemerkbar. Sie kann bereits 5-6 Jahre vor einem schizophrenen Schub beginnen.
Erste Anzeichen (Prodromalphase):
- Sozialer Rückzug
- Innerer Unruhe
- Leistungsminderung
- Konzentrationsschwäche
- Schlafstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
Die Symptome sind allerdings meist sehr unspezifisch, sodass weder Betroffene noch Angehörige die Ursache zuordnen können. Spezifischere Symptome treten manchmal schon in der Prodromalphase auf. Meistens allerdings erst später, wenn die Krankheit sich manifestiert hat. Diese Symptome lassen sich in Positiv- und Negativsymptome gliedern.
Positivsymptome
Positivsymptome heißt, die Zustände treten zusätzlich zum Normalzustand auf. Bei der Schizophrenie gehören dazu charakteristisch:
- Halluzinationen (am häufigsten in der akustischen Form, bei der der Betroffene kommentierende, dialogisierende oder befehlende Stimmen hört)
- Wahn (oft paranoid in Form von Verfolgungswahn)
- Ich-Störungen (die Beziehung zwischen dem "Ich" und der Umwelt, sowie die Wahrnehmung von beidem ist gestört)
- Denkstörungen (das Denken, ebenso wie das Sprechen ist häufig durcheinander, unpassend oder zusammenhangslos)
- Katatone Symptome (auffällige Psychomotorik, von kompletter Bewegungs- und Reaktionslosigkeit bis hin zu Aggression).
Katatonie beschreibt als Überbegriff verschiedene psychomotorische Auffälligkeiten.
Positivsymptome sind besonders in akuten Phasen stark ausgeprägt. Patienten in diesem Zustand fällt es oft schwer, eine Diagnose zu akzeptieren. Sie fühlen sich nicht "krank".
Mit dem Wort Psychomotorik, das eine Zusammensetzung aus "Psyche" und "Motorik" ist, werden alle Bewegungsabläufe beschrieben, die mit dem individuellen Denken und Fühlen verbunden sind. Schon Gestik und Mimik sind Beispiele für Psychomotorik.
Psychosen
Das akute Auftreten von u.a. Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Ich-Störungen und einer veränderten Wahrnehmung der Realität wird als Psychose zusammengefasst. So sind also die meisten genannten Positivsymptome Bestandteil einer Psychose.
Psychosen müssen nicht immer im Zusammenhang mit einer Erkrankung wie Schizophrenie stehen. Sie können auch auf Drogen, Medikamente oder andere Krankheiten zurückzuführen sein. Nur weil jemand einmal eine Psychose hatte, heißt das demnach nicht, dass er an Schizophrenie erkrankt ist.
Unter dem Begriff "Ich-Störungen" werden verschiedene psychische Symptome zusammengefasst, die sich auf die Wahrnehmung einer Person von sich selbst und ihrer Umwelt beziehen. Ein Beispiel ist die Depersonalisierung, bei der man sich selbst fremd erscheint. Genauso kann es der Person so vorkommen, als würden eigene Gedanken mit denen von anderen verschwimmen.
Negativsymptome
Als "Gegenteil" der Positivsymptome beschreiben Negativsymptome etwas, das vom Normalzustand fehlt. Das kann sich in verschiedenen Formen zeigen:
- Sozialer Rückzug
- Antriebslosigkeit
- Affektverflachung (Gleichgültigkeit, innere Leere, kann sich auch in mangelnder Gestik und Mimik zeigen)
- Depressive Symptomatik
- Katatone Symptome (hier v.a. Bewegungs- und Reaktionslosigkeit --> Stupor genannt)
- Sprachverarmung
Diese Symptome überwiegen besonders in der chronischen Phase der Schizophrenie. Zusätzlich können weitere Symptome auftreten, die sich nicht genau einer dieser Gruppen zuordnen lassen.
Neben der beschriebenen Affektverflachung kommt es oft zu einer grundsätzlich gestörten Affektivität, also Störungen von Gemütsregungen. Stark gedrückte Stimmungen können Phasen mit gehobener Gefühlslage gegenüberstehen. Betroffene zeigen sich in diesen Fällen oft distanzlos. Außerdem passt ihr Verhalten nicht immer zur Situation, was man Parathymie nennt.
Ein klassisches Beispiel für Parathymie ist Lachen in eigentlich traurigen Momenten.
Zentral sind auch kognitive Störungen aufgrund von Problemen mit Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Betroffene haben außerdem Schwierigkeiten damit, zusammenhängende Pläne zu erstellen, was unter Umständen ihren Alltag beeinträchtigen kann.
Wichtig ist jedoch, dass Schizophrenie keinen Einfluss auf die Intelligenz einer Person hat, denn die kognitiven Symptome bestehen hauptsächlich aufgrund einer veränderten Wahrnehmung.
Abbildung 1: Symptome bei Schizophrenie. Quelle: mooci.org
Es müssen nicht alle genannten Symptome vorhanden sein, damit eine Schizophrenie vorliegt! Genaueres dazu findest du im Abschnitt zur Diagnosestellung.
Verlauf von Schizophrenie
Die Schizophrenie kann sehr variabel verlaufen. Das beginnt schon damit, dass es nicht bei allen, wenn auch bei den meisten, eine Prodromalphase mit ersten Anzeichen gibt.
Grob lässt sich der Krankheitsverlauf unterscheiden in:
- kontinuierlich (Schwere der Symptomatik bleibt nach Beginn durchgehend gleich)
- episodisch (in Schüben), wobei entweder
- die Symptome sich nach jedem Schub komplett zurückbilden
- geringere Symptome zwischen den Schüben erhalten bleiben
- die Schübe zunehmend schwerer werden und immer mehr Symptome zwischen den Schüben zurückbleiben
Eine akute Episode kann unterschiedlich lang dauern, von Wochen bis Monaten.
Vorkommen von Schizophrenie
Bestimmt fragst du dich jetzt, wann Schizophrenie auftreten kann und ob es sich um eine häufige oder eher seltene Erkrankung handelt. Weltweit liegt die Prävalenz, also Häufigkeit der Krankheit, bei ca. 1%. Männer und Frauen sind zwar etwa gleich oft betroffen, es gibt aber wesentliche Unterschiede im Hinblick auf den Zeitpunkt es Krankheitsbeginns.
Signifikant ist, dass Männer bis zu 5 Jahre früher an Schizophrenie erkranken als Frauen. Die Alterspanne, in der es bei Männern am häufigsten zur Manifestation kommt liegt bei 15-25 Jahren.
Der Altersgipfel von Frauen hingehen liegt bei 20-30 Jahren oder sogar deutlich später, im Alter von 45-50 Jahren.
Abbildung 2: Geschlechterspezifisches Auftreten von Schizophrenie. Quelle: gendermedwiki.uni-muenster.de
Zusätzlich gibt es bestimmte Risikofaktoren und somit Personengruppen, bei denen Schizophrenie häufiger auftritt.
Diagnosestellung bei Schizophrenie
Da sich die Schizophrenie in sehr verschiedenen Ausprägungen und Formen präsentieren kann, ist die Diagnosestellung nicht immer leicht. Im Laufe der Geschichte wurden Diagnosekriterien häufig überarbeitet. Dadurch wurde die Krankheit natürlich auch immer anders wahrgenommen und eingeordnet.
Auch heute noch gibt es verschiedene Diagnosesysteme, die zur Erkennung der Schizophrenie verwendet werden. Beispielhaft werden im Anschluss die Kriterien nach ICD-10, des Systems der Weltgesundheitsorganisation genannt.
Die folgende Darstellung des Diagnosesystems ist eine Zusammenfassung als Überblick, wie Diagnosen gestellt werden können. Zur Diagnosefindung in der Psychiatrie wird selbstverständlich eine genauere Darstellung herangezogen.
Laut ICD-10 heißt es, dass mindestens eins der folgenden Symptome für mindestens einen Monat bestehen muss:
- akustische Halluzinationen
- Ich-Störungen
- Wahn (-vorstellungen)
Alternativ können mindestens zwei der folgenden Symptome für ebenso mindestens einen Monat bestehen:
- Anhaltende Halluzinationen egal mit welchen Sinnen, z.B. Stimmen hören
- Denkstörungen, z.B. Gedankenabreißen
- Katatone Symptome
- Negativsymptome
Besonders wichtig bei der Stellung der Diagnose ist, dass vorher sämtliche organische Ursachen ausgeschlossen wurden. Dazu gehören würden z.B. Hirntumore, Schlaganfälle, ein Schädel-Hirn-Trauma oder Stoffwechselstörungen.
Auch Alkohol- oder Drogenmissbrauch können Symptome auslösen, die der Schizophrenie ähneln.
Arten der Schizophrenie
Eben weil die Symptome von Schizophrenie individuell unterschiedlich sein können, lassen sich verschiedene Formen voneinander abgrenzen. Generell wird inzwischen auch von einem "Schizophroniespektrum" gesprochen, weil es auch einen fließenden Übergang zwischen Subformen geben kann.
Paranoide Schizophrenie
Bei der paranoiden Schizophrenie handelt es sich um die häufigste Form der Schizophrenie. Sie beinhaltet vor allem die klassischen oben beschriebenen Symptome Wahn und Halluzinationen, sowie Ich-Störungen.
Hebephrene Schizophrenie
Die hebephrene Schizophrenie tritt vor allem bei jüngeren Patienten auf. Wahn und Halluzinationen stehen nicht so stark im Vordergrund wie Konzentrationsprobleme, Antriebsstörungen, depressive Symptome und Schwierigkeiten des geordneten Denkens. Gleichzeitig ist der Affekt gestört, das Verhalten Betroffener ist häufig unpassend.
Katatone Schizophrenie
Was katatone Symptome sind, hast du oben bereits gelernt. Ebendiese treten bei katatoner Schizophrenie vermehrt auf.
Es kommt also z.B. zu Auffälligkeiten der Bewegungen. Betroffene können in einen Stupor verfallen oder auch von einer Sekunde auf die andere ziellose Aggression zeigen.
Schizophrenes Residuum
Hierbei handelt es sich um chronisch auftretende Negativsymptome über mindestens ein Jahr, wenn bereits eine psychotische Episode vorausgegangen ist.
Schizophrenia simplex
Schizophrenia simplex ist eher selten. Sie beginnt erst später im Erwachsenenalter. Paranoide Halluzinationen fehlen meistens. Stattdessen kommt es meistens zu Negativsymptomen und diversen Verhaltensauffälligkeiten mit gestörtem Affekt. Schizophrenia simplex ist nicht leicht zu diagnostizieren.
Undifferenzierte Schizophrenie
In diese Gruppe gehören alle Formen der Schizophrenie, bei denen die Krankheit zwar anhand der Diagnosekriterien festgestellt wurde, die sich aber keiner der bisher genannten Kategorien zuordnen lassen.
Ursachen der Schizophrenie
Bis heute ist die Ursache der Schizophrenie noch nicht eindeutig geklärt. Stattdessen gibt es einige Hypothesen für wahrscheinliche Ursachen. Sicher ist, dass die Schizophrenie eine multifaktorielle Erkrankung ist. Das heißt, es gibt verschiedene Einfluss- und Risikofaktoren die beeinflussen, ob sich eine Schizophrenie manifestiert.
Risikofaktoren
Hier findest du eine Übersicht zu nachgewiesenen Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Schizophrenie zu erkranken. Genauso haben sie eine Auswirkung auf die Prognose für einen günstigen oder ungünstigen Krankheitsverlauf, wenn bereits eine schizophrene Episode aufgetreten ist.
Vererbbarkeit von Schizophrenie
Man kann eine genetische Prädisposition für Schizophrenie haben. Das heißt, es gibt Gene, die mit der Krankheit assoziiert sind. Das heißt nicht, dass bei bestimmten Genen die Erkrankung "vorprogrammiert" ist, allerdings besteht ein erhöhtes Risiko, das sich mit zusätzlichen Faktoren noch weiter erhöhen kann.
Ist beispielsweise ein Verwandter ersten Grades an Schizophrenie erkrankt, so beträgt das Risiko 5-10%, ebenfalls die Krankheit zu entwickelt.
Psychosoziale Faktoren und Umweltfaktoren
Genauso sind, je nach persönlicher Disposition, auch psychosoziale Faktoren, sowie die Umwelt einer Person relevant.
Sicherlich sind noch lange nicht alle wichtigen Faktoren bekannt. Es wird vermutet, dass sich das Risiko erhöht wenn folgende Faktoren zutreffen:
- Niedriger sozioökonomischer Status
- Leben in einer Großstadt
- Leben in kulturfremder Umgebung (z.B. als Einwanderer)
- Alleinstehenden Personen mit weniger sozialem Rückhalt
- Personen nach traumatischen Erlebnissen als Kind
Diese Einflussfaktoren statistisch korrekt nachzuweisen ist gar nicht so einfach.
Drogenkonsum
Besonders, wenn bereits eine genetische Disposition vorhanden ist, erhöht der Konsum von Drogen wie Cannabis das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Vor allem wenn schon früh, vor dem 14. Lebensjahr und im weiteren Jugendalter, Cannabis konsumiert wird kann ein Ausbruch hervorgerufen werden.
Sonstige Einflussfaktoren
Es gibt zusätzlich einige allgemeine Faktoren, die einen Einfluss auf die Verlaufsprognose haben. So ist die Prognose bei betroffenen Männern eher ungünstig, bei Frauen hingegen günstiger. Genauso verbessern gute soziale Anbindungen und Partnerschaften die Prognose. Je jünger man bei der Erstmanifestation war, desto ungünstiger die Prognose.
Vulnerabilitäts-Stressor-Modell
Alle genannten Risikofaktoren lassen sich gut in das Vulnerabilitäts-Stressor-Modell einbinden. Das Modell hilft zu verstehen, wie eine multifaktorielle Erkrankung zustande kommen kann. Liegen bei einem Menschen bestimmte Risikofaktoren und eine genetische Disposition vor, ist er anfälliger, also vulnerabel. Das allein heißt aber nicht, dass sich die Krankheit ausbilden muss.
Der Begriff "Vulnerabilität" kommt vom lateinischen Wort "vulnus" was übersetzt "Wunde" bedeutet. Vulnerabilität kann also als Synonym für die Begriffe Verwundbarkeit oder Verletzlichkeit verwendet werden.
Nun kann aber ein zusätzlicher Stressor, beispielsweise starker Cannabiskonsum, hinzukommen und auf die vorhandene Anfälligkeit bzw. Vulnerabilität addiert werden. Dieser zusätzliche Stressor könnte die Erkrankung letztendlich auslösen.
Du kannst dir das so vorstellen wie ein Fass mit Wasser. Genetische Disposition und Risikofaktoren bestimmen, wie voll das Fass ist (also wie hoch die Vulnerabilität ist).
Ein Stressor ist eine zusätzliche Ladung Wasser, die in das Fass geschüttet wird. Je nachdem, wie stark die vorhandene Disposition war, kann das Fass nun ggf. überlaufen, bzw. die Erkrankung zum Ausbruch kommen.
Hypothesen zu neurologischen Ursachen
Es gibt einige Vermutungen, wie die Schizophrenie durch neurologische Ursachen verursacht werden kann. Sie sind nicht eindeutig bewiesen, ein Zusammenhang ist jedoch sehr wahrscheinlich. Dass es tatsächlich zu neurologischen Veränderungen auf zellulärer Ebene kommt, ist wohl schon im Prodromalstadium nachweisbar. Man beobachtet z.B. eine gestörte Myelinisierung und einen Abbau von nicht benötigten Synapsen.
Myelinisierung beschreibt die Umhüllung von Nervenfasern, die die eine erhöhte Leitungsgeschwindigkeit ermöglicht.
Die folgenden Hypothesen sind ein paar Beispiele aus den Reihen der vielen untersuchten Möglichkeiten.
Die folgenden Hypothesen gehen mehr auf die neurologischen Hintergründe der Schizophrenie ein. Dafür solltest du am besten die Grundlagen zu Nervensystem und Neurotransmittern parat haben. Nochmal nachlesen kannst du dazu alles in den passenden Artikeln aus StudySmarter!
Dopaminhypothese
Die Dopaminhypothese wird häufig als wahrscheinliche neurologische Ursache für Schizophrenie angegeben. Man geht davon aus, dass bestimmte Zentren im Gehirn nicht ordnungsgemäß funktionieren, weshalb die Exkretion von Dopamin in Teilen des Gehirns nicht mehr unterdrückt wird. Dadurch steigen die Dopaminwerte stark an, was Dopamin-Rezeptoren überstimuliert.
Dieser Dopamin-Überschuss würde die Positivsymptome erklären, bei denen es zu verstärktem, verändertem Erleben kommt. Gleichzeitig kommt es vermutlich im vorderen Teil des Gehirns zu einem Mangel an Dopamin als Ursache der Negativsymptome und kognitiven Problemen.
Die Dopamin-Hypothese erklärt die Wirksamkeit von Antipsychotika, die antidopaminerg wirken, also die Wirkung von Dopamin inhibieren.
Antidopaminerge Wirkstoffe blockieren z.B. die Rezeptoren für Dopamin. Dopamin kann so an ihnen keine Reaktion mehr auslösen.
Abbildung 3: Strukturformel DopaminQuelle: Wikipedia.de
Besonders der- Rezeptor scheint eine Rolle bei der Ausbildung von Schizophrenie zu spielen.
NMDA-Hypofunktionshypothese
Generell ist nicht nur Dopamin als relevanter Neurotransmitter in der Diskussion. Auch Glutamat könnte eine Rolle spielen. Glutamat wirkt an den sogenannten NMDA-Rezeptoren.
Die NMDA-Hypofunktionshypothese wird deshalb in Betracht gezogen, weil z.B. mit Ketamin, das die NMDA-Rezeptoren blockiert, Symptome hervorgerufen werden, die der Schizophrenie sehr ähneln. Das passt zusammen, da bei schizophrenen Patienten ein Mangel an Glutamat bzw. eine Unterfunktion der Rezeptoren nachgewiesen werden können.
Hinzukommt, dass dieser Erklärungsansatz funktionell mit der Dopamin-Hypothese gut zusammenpassen würde. Ein Mangel an Glutamat kann nämlich die Disinhibition der Dopaminexkretion erklären.
Serotoninhypothese
Auch Serotonin könnte eine wichtige Rolle spielen. Es wirkt sich auf Wahrnehmen und Erleben aus. So wirkt auch die Droge LSD an Serotonin-Rezeptoren, wodurch ebenfalls Halluzinationen oder sogar eine Psychose ausgelöst werden kann. Medikamente, die einige der Rezeptoren inhibieren können auch bei Schizophrenie wirksam sein.
Salienzhypothese
Die Salienzhypothese wählt einen weiteren Ansatz, der mit der Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin in Zusammenhang stehen muss. Allein betrachtet beschreibt sie also eher ein Symptom als eine Ursache.
Salienz bedeutet Auffälligkeit und beschreibt, dass ein bestimmter Reiz dem Bewusstsein verstärkt auffällt also zugänglich gemacht wird.
Schizophrene Patienten messen eher unbedeutenden Reizen oft große Bedeutung zu, was besonders bei der Entstehung des Wahns von Bedeutung ist. Dabei wird ein eigentlich kleiner Reiz z.B. sehr bedrohlich wahrgenommen, wofür der Betroffene eine Erklärung sucht.
Behandlung von Schizophrenie
Schizophrenie ist zwar behandelbar, allerdings nicht unbedingt immer heilbar.
Deshalb ist es das Ziel der Therapie, den Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes und symptomfreies Leben zu ermöglichen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, die auch oft gleichzeitig angewendet werden. Wichtig ist, sie individuell anzupassen.
Medikamente
Medikamentös werden vor allem Antipsychotika eingesetzt. Sie beeinflussen die Wirkungsweise von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin. Besonders gut wirken sie gegen die Positivsymptomatik, gegen die Negativsymptomatik sind sie schlechter wirksam. Bei jeder Art von Antipsychotika sollten stets Nebenwirkungen bedacht und die Verträglichkeit langfristig überwacht werden.
Die Wirkungsweise der Antipsychotika passt wegen ihrer antidopaminergen Wirkung gut in das Konzept der Dopamin-Hypothese.
Auch im Fall einer akuten Psychose werden Pharmaka angewandt. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung sollte aber z.B. auch auf eine ruhige, sichere Umgebung geschaffen werden, die den Beziehungsaufbau ermöglicht.
Kritisch ist die medikamentöse Behandlung, wenn der Betroffene sich selbst nicht als krank betrachtet und die Medikamente verweigert. Zwangsmedikation, auch wenn sie zum Schutz vor Selbst- und Fremdgefährdung eingesetzt wird, bleibt jedoch ein schwieriges Thema, zu dem es strenge Richtlinien gibt.
Psychotherapie
Psychotherapie kann langfristig erst nach Abklingen einer akuten Episode eingesetzt werden. Sie beinhaltet z.B. Verhaltenstherapie und hilft dem Betroffenen, Erlebtes zu verarbeiten. Wichtiger Bestandteil der Psychotherapie ist auch die sogenannte Psychoedukation, bei der der Patient über seine Erkrankung aufgeklärt wird und lernt, eigenverantwortlich damit umzugehen.
Psychotherapie kann klinisch oder ambulant erfolgen.
Sozio- und Milieutherapie
Zusätzlich zur Psychotherapie kann auch eine Sozio- und Milieutherapie sinnvoll sein. Es geht darum, auch die Umgebung und das soziale Umfeld des Patienten zu einzubeziehen. Einerseits soll der Betroffene problemlos in sein Umfeld zurückfinden, andererseits sollen auch Angehörige aufgeklärt werden, um starke soziale Ressourcen für die Zukunft aufzubauen.
Kognitive Rehabilitation
Der Verlust von z.B. der Konzentrationsfähigkeit belastet auch nach einer Episode schwer. Um diese Symptomatik zu verbessern, gibt es verschiedene Trainingsmaßnahmen, die kognitive Funktionen, wie Gedächtnis oder Planungsfähigkeit fördern.
Lebenserwartung bei Schizophrenie
Auch mit Schizophrenie ist es möglich, sich wieder ganz normal im Alltag einzufinden. Manche Betroffenen haben hingegen größere Probleme und sind langfristig auf Unterstützung, sowie Medikamente und Psychotherapie angewiesen.
Damit verbunden kann es bei Schizophrenie ohne ausreichende Unterstützung zu sozialem Abstieg durch Verlust des Jobs, des Ausbildungs- bzw. Studienplatzes oder des Freundeskreises kommen. Hinzu kommt, das psychiatrische Diagnosen wie die Schizophrenie in der Gesellschaft noch immer stigmatisiert sind. Auch das hat Einfluss auf den Status der Betroffenen.
Auch die Lebenserwartung mit Schizophrenie ist um etwa 10 Jahre geringer als der Durchschnitt. Das hängt nicht nur mit der Erkrankung an sich zusammen, sondern viel mehr mit den Begleitsymptomen. So neigen manche Menschen mit Schizophrenie stärker zu Substanzabhängigkeit, konsumieren also mehr Drogen und Alkohol.
Durch Abhängigkeit, Lebensstil, möglicherweise aber auch durch Medikamentennebenwirkungen treten auch andere körperliche Erkrankungen häufiger auf. Auch die Suizidgefahr ist höher bei Schizophrenie Erkrankten, besonders in akuten Phasen, z.B. in Psychosen.
Schizophrenie Symptome – Das Wichtigste
- Schizophrenie ist eine Gruppe psychischer Erkrankungen, mit charakteristischen Symptomen, die sich auf Erleben, Denken und Verhalten auswirken
- Meist gibt es eine Prodromalphase (Erste Anzeichen einer Erkrankung)
- Positivsymptome sind z.B. Halluzinationen, Wahn oder Ich-Störungen
- Negativsymptome sind z.B. sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit oder Affektverflachung
- Schizophrenie kann akut und chronisch auftreten
- Man unterscheidet paranoide Schizophrenie, hebephrene Schizophrenie, katatone Schizophrenie, schizophrenes Residuum und Schizophrenia simplex
- Es handelt sich um eine multifaktorielle Erkrankung mit verschiedenen Einfluss- und Risikofaktoren (z.B. genetisch)
- Es gibt verschiedene Hypothesen zu möglichen neurologischen Ursachen, z.B. die Dopaminhypothese
- Schizophrenie wird meistens mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Schizophrenie Symptome
Was sind die Symptome von Schizophrenie?
Bei den Symptomen von Schizophrenie unterscheidet man Positiv- und Negativsymptome. Positivsymptome sind z.B. Halluzinationen, Wahn, Ich-Störungen, Denkstörungen und katatone Symptome. Negativsymptome sind z.B. sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit, Affektverflachung, depressive Symptome, katatone Symptome oder Sprachverarmung. Oft kommt es als "Vorbote" auch zu einer Prodromalphase.
Was ist die Ursache für Schizophrenie?
Die genaue Ursache von Schizophrenie ist nicht geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich un eine multifaktorielle Erkrankung, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören genetische, sowie psychosoziale Faktoren und Umweltfaktoren.
Ebenso gibt es Hypothesen zu neurologischen Ursachen, bei denen die Neurotransmitter Dopamin, Glutamat und Serotonin von Bedeutung sind.
In welchem Alter tritt Schizophrenie auf?
In welchem Alter Schizophrenie beginnt, ist vom Geschlecht abhängig. Männer erkranken durschnittlich 5 Jahre früher als Frauen, nämlich im Alter von 15-25 Jahren. Bei Frauen liegt der Zeitpunkt des Krankheitsbeginns zwischen 20-30 oder 45-50 Jahren.
Sind schizophrene Psychosen heilbar?
Akute schizophrene Psychosen sind medikamentös behandelbar. Grundsätzlich heilbar ist die Schizophrenie derzeit jedoch noch nicht. Der weitere Verlauf kann individuell sehr unterschiedlich sein.
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