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Gliedertiere – Definition
Gliedertiere (Articulata), auch Artikulaten, meint eine Stammgruppe unter den Tieren. Zur Gruppe werden die beiden großen Tierstämme der Ringelwürmer (Annelida) und Gliederfüßer (Arthropoda) gezählt. Ringelwürmer und Gliederfüßer zählen außerdem zu den Protostomia (Urmünder), die eine Gruppe der Gewebetiere darstellen. Als Gemeinsamkeit weisen sie einen in hintereinander liegende Abschnitte (Segmente) gegliederten Körper auf. Außerdem waren bei Artikulaten ursprünglich an jedem Segment paarige Körperanhänge vorhanden.
Gliedertiere – Arten und Beispiele
Die Stammgruppe der Gliedertiere ist sehr artenreich. Um etwas Ordnung zu schaffen, bekommst Du zur Veranschaulichung Beispiele von Artikulaten der beiden Tierstämme Ringelwürmer und Gliederfüßer aufgezeigt.
Regenwürmer als Beispiel der Ringelwürmer
Regenwürmer (Lumbricidae) bilden eine Familie innerhalb des Stammes der Ringelwürmer und der Klasse der Gürtelwürmer.
Regenwürmer sind Gliedertiere, die in bis zu 160 Segmente unterteilt sein können. Sie besitzen dabei ein verdicktes Segment. Mit dem Alter nimmt die Anzahl der Segmente zu, da sie am Hinterende eine spezielle Wachstumszone besitzen, die neue Glieder produziert. Die Segmente besitzen jeweils vier Paar Borsten, die aus Chitin und Proteinen bestehen.
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Termiten als Beispiel der Gliederfüßer
Termiten (Isoptera) bilden eine Ordnung innerhalb der Klasse der Insekten. Insekten sind innerhalb des Tierstamms der Gliederfüßer angesiedelt.
Häufig werden Termiten mit Ameisen verwechselt, weshalb sie auch unter dem Begriff der “weißen Ameisen” bekannt sind. Sie werden selten allein aufgefunden, da Termiten staatenbildende Insekten sind. Ein Staat stellt einen Familienverband dar, bei dem die Aufgaben der einzelnen Tiere klar verteilt sind. Die Körperabschnitte der Termiten bestehen aus einem Kopf, einer Brust (Thorax), und dem Hinterleib (Abdomen). Sie besitzen 6 Beine, davon befindet sich an jedem Segment ein Beinpaar.
Weitere Informationen hierüber erfährst Du in der separaten Erklärung der Termiten hier bei StudySmarter!
Gliedertiere – Liste
Folgende Liste gibt Dir einen Überblick über die Tierstämme und deren Unterstämme, die zu den Gliedertieren zählen:
- Ringelwürmer (Annelida)
- Gliederfüßer (Arthropoda)
- Insekten (Insecta)
- Tausendfüßer (Myriapoda)
- Krebstiere (Crustacea)
- Spinnentiere (Arachnida)
Bei den Gliederfüßern sind die Beine in mehrere Abschnitte gegliedert.
Gliedertiere – Merkmale
Als wirbellose Tiere weisen alle Gliedertiere gemeinsame Merkmale hinsichtlich ihres Nervensystems und ihrer Gliederung des Körpers auf. Diese Gemeinsamkeiten können auch als Synapomorphien bezeichnet werden. Synapomorphien sind Übereinstimmungen der Merkmale zwischen verschiedenen Taxa. Diese sind nur bei ihnen als evolutive Neuheit (Autapomorphie) entstanden. Folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick über die Synapomorphien der Gliedertiere:
Bereich | Gemeinsame Merkmale |
Nervensystem |
|
Gliederung |
|
Anatomie |
|
Cuticula |
|
Aufgrund ihrer Cuticula aus Chitin und der Häutungen in ihren Entwicklungsphasen können die Gliederfüßer gemeinsam mit den Cycloneuraliern zu den Häutungstieren zusammengefasst werden. Chitin ist ein Polysaccharid, das zur Strukturbildung dient. Unter die Cycloneuralia fallen die Fadenwürmer, Saitenwürmer, Korsetttierchen, Priapswürmer und Hakenrüssler. Das Taxon der Häutungstiere lässt sich wegen der wenigen Gemeinsamkeiten allerdings nur bedingt stützen.
Anatomie der Gliedertiere
Beim Rumpf bestehen die Gliedertiere aus gleichartigen Abschnitten, den Segmenten. Die Segmente kannst Du auch als Metamere bezeichnen. Ursprünglich waren alle Segmente gleich gestaltet, was auch homonome Metamerie genannt wird. Im Laufe der Evolution hat sich bei vielen Tieren, wie den Insekten, eine unterschiedliche Segmentierung herausgebildet. Diese wird dann als heteronome Metamerie bezeichnet.
Ein Teil des Körpers der Gliedertiere setzt sich morphologisch als Kopf vom übrigen Körper ab. Dieser Bereich trifft als erste Region auf Nahrung, Hindernisse und Feinde. Außerdem können hier Licht-, Tast- und Chemorezeptoren sowie Strukturen für den Erwerb von Nahrung vorhanden sein. Hierzu zählen je nach Tierart Mundgliedmaßen, Mundwerkzeuge oder Zähne. Im Bereich des Kopfes der Gliedertiere sind die Sinneszellen zudem so verdichtet, dass es sich hierbei um eine sogenannte Gehirnbildung (Cerebralisation) handelt.
Nervensystem der Gliedertiere
Gliedertiere bestehen aus einem Strickleiternervensystem. Dabei handelt es sich um ein Nervensystem, das aus mehreren Ganglienpaaren besteht, die segmental angeordnet sind. Komissuren und Konnektive verbinden die Ganglien miteinander. Konnektive sind zwei Längsstränge des Nervensystems, die über den ganzen Körper der Gliedertiere verlaufen. Kommissuren sind Querverbindungen zwischen den Längssträngen, die ohne sie getrennt wären. Dadurch erhält das Nervensystem der Tiere eine bestimmte Form, die an eine Strickleiter erinnert.
Das paarige Oberschlundganglion befindet sich im Kopf der Gliedertiere. Das Oberschlundganglion stellt den größten Nervenknoten (Ganglion) des Zentralnervensystems dar. Das Zentralnervensystem kannst Du Dir wie ein Gehirn bei den Gliedertieren vorstellen.
Das Nervensystem der Tiere liegt ventral. Das heißt, es befindet sich auf der Bauchseite.
Fühler der Gliedertiere
Nicht alle Gliedertiere besitzen Fühler. Fühler, die auch als Antennen bezeichnet werden, kommen nur bei dem Stamm der Gliederfüßer vor. Die Antennen dienen zum Fühlen und Riechen. Die am Kopf der Gliederfüßer liegenden Antennen setzen sich aus dem Scapus, Pedicellus und einer Geißel zusammen. Der Scapus ist das Antennengrundglied und vielfach vergrößert. Mit der Geißel gemeinsam ist der Pedicellus als Wendeglied beweglich.
Das Johnstonsche Organ liegt im Pedicellus. Es ist ein Sinnesorgan, das auf Schall und Erschütterungen reagiert. Durch Schwingung und Stellungsänderung der Antennengeißel wird das Organ erregt. Die genaue Funktion des Johnstonschen Organs variiert je nach Tierart. Hierzu gehört etwa die Funktion, auf Hindernisse beim Schwimmen zu reagieren oder als Hörorgan zu dienen.
Die verschiedenen Stämme der Gliedertiere
Neben dem Stamm der Ringelwürmer können beim Stamm der Gliederfüßer zusätzlich die Unterstämme Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere und Spinnentiere betrachtet werden. Damit Du einen Überblick über die verschiedenen Stämme der Gliedertiere bekommst, werden sie Dir in den folgenden Abschnitten vorgestellt.
Gliedertiere – Ringelwürmer
Beim Stamm der Ringelwürmer sind rund 18.000 verschiedene Arten bekannt. Sie sind alle lang gestreckte Tiere, deren Körper abgeplattet oder zylinderförmig ist. Je nach Tierart können sie bis zu über 100 Segmente besitzen. Die Ringelwürmer können außerdem in die beiden Klassen Vielborster (Polycheata) und Gürtelwürmer (Clitellata) unterteilt werden. Die Gürtelwürmer teilen sich nochmals in Wenigborster (Oligocheata) und Egel (Hirudinea) auf.
Gliedertiere – Insekten
Insekten stellen innerhalb der Gliederfüßer die artenreichste Tierklasse dar. Der Name Insekten leitet sich von dem lateinischen Wort insectum ab und bedeutet übersetzt “eingeschnitten”. Wörtlich übersetzt ist die Bedeutung “eingeschnittenes Tier”, was auf den Körperbau der Insekten zurückzuführen ist. Der Thorax der Insekten ist in drei Segmente aufgeteilt. Jedes Segment trägt je ein paar Beine. Das Abdomen besteht bei Insekten meist aus elf Segmenten. Da sich allerdings bei manchen Arten einige der Segmente zurückgebildet haben, sind im Abdomen nicht immer elf Segmente vorhanden.
Wenn Du mehr hierüber erfahren möchtest, dann lies doch gerne die Erklärung über die Insekten durch!
Gliedertiere – Tausendfüßer
Zur Gruppe der Tausendfüßer zählen Gliederfüßer, die aus einer meist zwei- bis dreistelligen Anzahl an Beinen bestehen. Der Körper der Tausendfüßer ist in zwei Abschnitte gegliedert. Ein Teil stellt die Kopfkapsel dar, die aus mehreren miteinander verschmolzenen Segmenten besteht. Der andere Teil besteht aus einem homonom gegliederten Rumpf. Hier tragen die Segmente mindestens vier Beine. Bei den Tausendfüßern kann zwischen den Unterklassen Hundertfüßer (Chilopoda), Doppelfüßer (Diplopoda), Wenigfüßer (Pauropoda) und Zwergfüßer (Symphyla) unterschieden werden.
Gliedertiere – Krebstiere
Bei den Krebstieren, die auch Krebse genannt werden können, sind rund 52.000 verschiedene Arten bekannt. Ihr Körper besteht aus einem Kopf mit Fühlern, einer Brust und einem Hinterleib. Viele Krebsarten besitzen am Brustteil fünf Beinpaare. Vier Beinpaare sind davon meist zum Laufen (Schreitbeine) und ein Paar ist in Zangen umgewandelt. Mithilfe der Zangen können sie ihre Beute fangen. Manche Arten haben zusätzlich kleine Schwimmbeine am Hinterleib. Das ist beispielsweise bei Garnelen und Flusskrebsen der Fall.
Wenn Du mehr hierüber erfahren möchtest, dann lies doch gerne die Erklärung über die Krebstiere durch!
Gliedertiere – Spinnentiere
Mit rund 100.000 bekannten Arten bildet die Gruppe der Spinnentiere eine artenreiche Klasse der Gliederfüßer. Der Körper der Spinnentiere besteht aus zwei Teilen. Einmal aus dem Vorderkörper (Prosoma) und dem Hinterleib (Opisthosma). Der Vorderkörper besteht aus einem Kopf und einer Brust. Zu den Spinnentieren zählen die Ordnungen der Skorpione, Echte Spinnen oder Webespinnen, Weberknechte und Milben.
Insgesamt besitzen die Spinnentiere acht Beine, die am Vorderkörper anknüpfen. Statt Antennen besitzen sie am Kopf zwei- bis dreigliedrige Kieferklauen (Cheliceren). Mit ihnen können sie ihre Beute betäuben oder gar töten.
Wenn Du mehr hierüber erfahren möchtest, dann lies doch gerne die Erklärung über die Spinnentiere durch!
Gliedertiere – Das Wichtigste
- Unter Gliedertiere wird eine Stammgruppe unter den Tieren verstanden.
- Zur Gruppe werden die beiden Tierstämme der Ringelwürmer (Annelida) und Gliederfüßer (Arthropoda) gezählt.
- Alle Gliedertiere weisen gemeinsame Merkmale hinsichtlich ihres Nervensystems und ihrer Gliederung des Körpers auf.
- Gliedertiere besitzen ein Strickleiternervensystem, das aus mehreren Ganglienpaaren und einem Oberschlundganglion besteht.
- Der Körper von Gliedertieren ist in Segmente gegliedert.
Nachweise
- Clauss; Clauss (2021). Taschenatlas Zoologie. Springer Spektrum Berlin Heidelberg.
- Hildebrandt et al. (2021). Penzlin – Lehrbuch der Tierphysiologie. Springer Spektrum Berlin, Heidelberg.
- Mehlhorn; Mehlhorn (2020). Insekten. In: Zecken, Milben, Fliegen, Schaben … Springer Berlin, Heidelberg.
- Schmitt (2022). Insektenwunderwelt – Einstieg in die Entomologie. Springer Berlin, Heidelberg.
- Abb. 1 - Regenwurm (https://pixabay.com/photos/worm-earthworm-ringworm-belt-worm-4763219/) von Wolfgang Eckert, Pixabay.
- Abb. 2 - Termiten (https://pixabay.com/photos/termites-nature-food-insect-small-3367350/) von Roy Buri, Pixabay.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Gliedertiere
Was sind Gliedertiere?
Die Gliedertiere sind eine Stammgruppe unter den Tieren. Zu dieser Stammgruppe werden die beiden großen Tierstämme der Ringelwürmer und Gliederfüßer gezählt. Als Gemeinsamkeit weisen sie einen in hintereinander liegende Abschnitte (Segmente) gegliederten Körper auf.
Was sind die Merkmale der Gliedertiere?
Merkmale der Gliedertiere sind ihr Strickleiternervensystem und die Gliederung des Körpers in Segmente. Der Körper ist in ein Vorderende (Akron), Hinterende (Pygidium) und mehreren bis vielen dazwischenliegenden Rumpfsegmenten gegliedert. Bei einem Strickleiternervensystem handelt es sich um ein Nervensystem, das aus mehreren Ganglienpaaren besteht, die segmental angeordnet sind.
Was haben alle Gliedertiere gemeinsam?
Alle Gliedertiere haben gemeinsam, dass sie ein Strickleiternervensystem und einen in Segmente gegliederten Körper besitzen. Das Strickleiternervensystem besteht aus mehreren Ganglienpaaren und einem Oberschlundganglion. Das Oberschlundganglion stellt den größten Nervenknoten (Ganglion) des Zentralnervensystems dar.
Warum gehören die Insekten zu den Gliedertieren?
Da der Körper der Insekten in Segmente gegliedert ist und aus einem Strickleiternervensystem besteht, gehören Insekten zu den Gliedertieren. Der Thorax der Insekten ist in drei Segmente aufgeteilt. Das Abdomen besteht bei Insekten meist aus 11 Segmenten.
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