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Sprechakttheorie Definition
Die Sprechakttheorie ist ein Konzept in der Linguistik und Philosophie, das sich mit der Funktion und Wirkung von Sprache befasst. Es untersucht, wie wir durch das Sprechen Handlungen ausführen und welche Arten von Kommunikationsakten es gibt.
Theorie der Sprechakte
In der Theorie der Sprechakte geht es darum, dass Sprechen nicht nur dem Informationsaustausch dient, sondern auch eine Form des Handelns darstellt. Diese Theorie wurde maßgeblich von den Philosophen John Langshaw Austin und John Searle entwickelt. Ein zentraler Aspekt ist, dass jede sprachliche Äußerung mindestens drei Dimensionen hat:
- Lokution: Das eigentliche Sprechen der Worte.
- Illokution: Die Absicht hinter der Aussage.
- Perlokution: Die Wirkung, die die Aussage auf den Hörer hat.
Die Theorie der Sprechakte kann helfen, Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden, indem sie die Verschiedenen Ebenen einer Aussage verdeutlicht.
Sprechakttheorie einfach erklärt
Wenn Du die Sprechakttheorie verstehen möchtest, stell Dir Sprache als Werkzeug vor, mit dem man verschiedene Handlungen durchführen kann. Diese Theorie unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Sprechakten:
- Repräsentativa: Aussagen, die etwas darstellen oder beschreiben.
- Direktiva: Aussagen, die den Hörer zu einer Handlung auffordern.
- Kommissiva: Aussagen, mit denen der Sprecher sich zu einer zukünftigen Handlung verpflichtet.
- Expressiva: Aussagen, die Gefühle oder Einstellungen ausdrücken.
- Deklarativa: Aussagen, die eine neue Realität schaffen, z.B. „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“.
Ein Beispiel für ein Direktiva ist der Satz: „Mach bitte das Fenster zu.“ Hier will der Sprecher, dass der Hörer eine bestimmte Handlung ausführt.
Austin Theorie der Sprechakte
John Langshaw Austin war ein britischer Philosoph, der eine der grundlegenden Theorien der Sprechakte entwickelte. In seinem Werk 'How to Do Things with Words' (1962) unterscheidet er zwischen konstativen und performativen Äußerungen.Konstative Äußerungen beschreiben einen Sachverhalt und können wahr oder falsch sein. Performative Äußerungen hingegen stellen eine bestimmte Handlung dar, z.B. „Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Freiheit.“ Hierbei handelt es sich nicht um eine Beschreibung, sondern um die eigentliche Handlung des Taufens.
Ein tieferer Blick in Austins Theorie zeigt, dass performative Aussagen nur unter bestimmten Bedingungen erfolgreich sein können, die sogenannten „Glückensbedingungen“. Diese Bedingungen beinhalten:
- Es muss eine konventionelle Prozedur geben, die korrekt ausgeführt wird.
- Die beteiligten Personen müssen für die Durchführung der Prozedur autorisiert sein.
- Die Prozedur muss vollständig und korrekt abgeschlossen werden.
John Austin zur Theorie der Sprechakte
John Langshaw Austin war ein britischer Philosoph, der einen großen Einfluss auf die Linguistik und Philosophie hatte. Er ist besonders bekannt für seine Beiträge zur Theorie der Sprechakte. Diese Theorie untersucht die verschiedenen Arten und Funktionen von sprachlichen Äußerungen und wie sie als Handlungen verstanden werden können.
Performativen Äußerungen
Ein zentraler Aspekt in Austins Theorie sind die performativen Äußerungen. Dies sind sprachliche Handlungen, die durch das Sprechen selbst vollzogen werden. Zum Beispiel, wenn jemand sagt: „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“, dann wird durch das Aussprechen dieser Worte die Handlung der Eheschließung vollzogen.
Performative Äußerungen: Sprachliche Handlungen, die durch das Aussprechen selbst eine Handlung vollziehen.
Ein weiteres Beispiel für eine performative Äußerung ist, wenn jemand sagt: „Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Freiheit.“ Hierbei wird durch die Worte die Handlung des Taufens vollzogen.
Konstative Äußerungen
Im Gegensatz zu performativen Äußerungen sind konstative Äußerungen solche, die einen Sachverhalt beschreiben und als wahr oder falsch bewertet werden können. Zum Beispiel, der Satz: „Der Himmel ist blau“ ist eine konstative Äußerung.
Konstative Äußerungen: Sprachliche Äußerungen, die einen Sachverhalt beschreiben und als wahr oder falsch bewertet werden können.
Glückensbedingungen
Austin führte den Begriff der Glückensbedingungen ein, um zu beschreiben, unter welchen Bedingungen performative Äußerungen erfolgreich sind. Diese Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Handlung, die durch die Worte vollzogen wird, auch tatsächlich gelingt.
Ein tieferer Blick in Austins Konzept der Glückensbedingungen zeigt, dass mehrere Voraussetzungen erfüllt sein müssen:
- Es muss eine konventionelle Prozedur geben, die korrekt ausgeführt wird.
- Die beteiligten Personen müssen für die Durchführung der Prozedur autorisiert sein.
- Die Prozedur muss vollständig und korrekt abgeschlossen werden.
Ein Verständnis der Glückensbedingungen hilft, Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden, da sie die Voraussetzungen für erfolgreiche sprachliche Handlungen verdeutlichen.
Sprechakttheorie in der chinesischen Sprache
Die Sprechakttheorie findet ihre Anwendung in vielen Kulturkreisen, einschließlich der chinesischen Sprache. Diese Theorie hilft zu verstehen, wie sprachliche Handlungen in verschiedenen Sprachen und Kulturen umgesetzt werden. In der chinesischen Kommunikation spielen bestimmte kulturelle und soziale Faktoren eine wichtige Rolle.
Unterschiede zur westlichen Sprechakttheorie
Die chinesische Sprechakttheorie unterscheidet sich in einigen Aspekten von der westlichen. Ein herausragendes Merkmal ist die Betonung von Höflichkeit und Respekt im sprachlichen Austausch. In der chinesischen Kultur ist es besonders wichtig, die Hierarchie und den sozialen Status des Gesprächspartners zu berücksichtigen.Einige der wesentlichen Unterschiede sind:
Höflichkeitsprinzip: In der chinesischen Sprechakttheorie spielt das Prinzip der Höflichkeit eine zentrale Rolle. Es ist entscheidend, wie Dinge ausgedrückt werden, um Respekt und Ehre zu bewahren.
Beispiel: Eine Bitte in der chinesischen Sprache könnte so formuliert sein: 'Könnten Sie bitte so freundlich sein, mir zu helfen?' Diese Formulierung zeigt Respekt und Höflichkeit, während dieselbe Bitte auf Deutsch direkter sein könnte.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Verwendung indirekter und höflicher Sprache, um konfliktbeladene Situationen und Missverständnisse zu vermeiden. Hier sind einige wichtige Punkte:
In der chinesischen Sprechakttheorie gibt es besondere Ausdrucksformen, die in der westlichen Theorie weniger stark betont werden:
- Indirektheit: Diese wird oft verwendet, um direktem Widerspruch oder unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Fragen und Kritiken werden oft auf eine höfliche und indirekte Weise formuliert.
- Formulierung und Redeakte: Die genaue Wortwahl und Satzstruktur sind essenziell, um den Grad der Höflichkeit und die soziale Distanz zu wahren.
Das Verständnis der kulturellen Unterschiede in der Sprechakttheorie kann dazu beitragen, erfolgreich und respektvoll in verschiedenen Kulturen zu kommunizieren.
Beispiele aus dem Alltag
Die Anwendung der Sprechakttheorie in der chinesischen Alltagssprache zeigt sich in vielen Situationen. Hier sind einige typische Beispiele, die zeigen, wie Sprechakte in verschiedenen sozialen Kontexten genutzt werden:
Beispiel 1: Bei einer Begrüßung ist es in China üblich, besonders höfliche Ausdrücke zu verwenden, wie 'Nǐ hǎo' (你好) oder 'Nín hǎo' (您好), wobei Letzteres eine respektvollere Form ist.
Beispiel 2: In einem Geschäftsmeeting könnte ein Vorschlag so formuliert werden: 'Es wäre vielleicht angebracht, wenn wir diesen Punkt noch einmal überdenken.' Diese indirekte Formulierung zeigt Höflichkeit und Offenheit für Diskussionen.
Weitere Beispiele beziehen sich auf die sozialen Normen und die Einhaltung kultureller Etikette:
Eine tiefere Analyse der Alltagskommunikation in China zeigt, wie stark die Sprechakte auf sozialen Kontexten basieren:
- Familieninteraktionen: Hier spielt der Respekt gegenüber Älteren eine große Rolle. Ein einfaches 'Danke' („谢谢“, xièxiè) wird oft mit zusätzlicher Körpersprache und einem leichten Verbeugen kombiniert.
- Akademische Konversationen: Ein Student könnte seinen Professor mit höflichen Redewendungen ansprechen, z.B. „Professor, könnten Sie bitte diesen Punkt noch einmal erklären?“
- Freundschaften: Selbst unter Freunden sind Höflichkeit und Respekt wichtig, jedoch gibt es mehr Spielraum für informellere Sprache, solange der Respekt erhalten bleibt.
Anwendung der Sprechakt Theorie in der chinesischen Pragmatik
Die Sprechakttheorie findet in der chinesischen Pragmatik besondere Anwendungsweisen. Diese Theorie untersucht, wie sprachliche Handlungen in verschiedenen Kulturen und Sprachen, einschließlich des Chinesischen, ausgeführt werden.
Kulturelle Besonderheiten
Die chinesische Kultur legt großen Wert auf Höflichkeit und Respekt im sprachlichen Austausch. Diese kulturellen Besonderheiten beeinflussen die Anwendung der Sprechakttheorie erheblich. Höflichkeit spielt eine zentrale Rolle und beeinflusst, wie Anfragen, Anweisungen und andere Sprechakte formuliert werden.
Höflichkeitsprinzip: Ein zentrales Konzept in der chinesischen Pragmatik, das die Bedeutung von Respekt und Höflichkeit in der Kommunikation betont.
Beispiel: Wenn Du jemanden um Hilfe bittest, könnte die höfliche Formulierung lauten: 'Könnten Sie mir bitte helfen?'. Diese Form zeigt Respekt und Höflichkeit, besonders gegenüber Älteren oder Höherstehenden.
Ein weiteres kulturelles Merkmal ist die starke Betonung der sozialen Hierarchie. Es ist wichtig, den Status und die Position des Gesprächspartners zu berücksichtigen. Die Wahl der Worte kann stark davon abhängen, ob Du mit einer älteren Person, einem Kollegen oder einem Vorgesetzten sprichst. Im Chinesischen gibt es spezifische Formen und Wörter, die diese Hierarchie widerspiegeln.
- Indirektheit: Chinesische Sprachakte sind oft indirekt, besonders wenn es um negative Botschaften oder Kritik geht. Direktheit wird meistens vermieden, um das Gesicht des Anderen zu wahren und Konflikte zu vermeiden.
- Gesicht wahren: Das Konzept des „Gesichts“ (面子, miànzi) ist in der chinesischen Kultur sehr wichtig. Es geht darum, das Ansehen und den Respekt eines Individuums in der Gesellschaft zu bewahren.
Indirekte Sprache und Höflichkeitsstrategien helfen dabei, soziale Harmonie zu bewahren und Konflikte zu vermeiden.
Sprachliche Eigenheiten
Die chinesische Sprache hat ihre eigenen sprachlichen Besonderheiten, die die Anwendung der Sprechakttheorie beeinflussen. Ein herausragendes Merkmal ist die Verwendung von formalen und informalen Höflichkeitsformen. Dies beeinflusst, wie Du Bitten, Vorschläge und andere Sprachakte formulierst.
Hier sind einige Eigenheiten der chinesischen Sprache in Bezug auf die Sprechakttheorie:
- Formelle und informelle Anreden: In der chinesischen Sprache gibt es verschiedene Anreden, die je nach sozialem Status und Beziehung verwendet werden. Zum Beispiel wird '您' (nín) als respektvolle Form von '你' (nǐ) verwendet.
- Kollektive Pronomen: Die Verwendung von „wir“ (我们, wǒmen) anstelle von „ich“ (我, wǒ) kann Höflichkeit und Bescheidenheit ausdrücken.
- Redewendungen: Chinesische Redewendungen und Sprichwörter (成语, chéngyǔ) werden oft verwendet, um Höflichkeit auszudrücken und die Sprache blumiger zu gestalten.
Beispiel: Anstelle direkt zu sagen: 'Ich stimme nicht zu', könntest Du sagen: 'Ich verstehe Ihre Meinung, aber ...'. Dies drückt Höflichkeit und Respekt aus.
Die Anwendung der Sprechakttheorie im Chinesischen kann in verschiedene Kategorien unterteilt werden:
Bitten (请求, qǐngqiú) | Nutze eine höfliche und indirekte Formulierung. |
Anweisungen (命令, mìnglìng) | Drücke Anweisungen mit Respekt aus und berücksichtige den sozialen Status. |
Entschuldigungen (道歉, dàoqiàn) | Sei aufrichtig und formell, um Respekt und Reue auszudrücken. |
Die Verwendung von höflichen und indirekten Sprachformen hilft, soziale Harmonie und Respekt zu wahren.
Sprechakt Theorie - Das Wichtigste
- Sprechakttheorie Definition: Eine Theorie in der Linguistik und Philosophie, die untersucht, wie Sprache zur Ausführung von Handlungen genutzt wird.
- Teilaspekte der Sprechakt Theorie: Lokution (Sprechen der Worte), Illokution (Absicht der Aussage), Perlokution (Wirkung auf den Hörer).
- Arten von Sprechakten: Repräsentativa (Aussagen), Direktiva (Aufforderungen), Kommissiva (Verpflichtungen), Expressiva (Gefühlsausdrücke), Deklarativa (Schaffung neuer Realitäten).
- Austins Theorie der Sprechakte: Unterscheidung zwischen konstative (wahr/falsche Aussagen) und performative Äußerungen (Handlungen durch Worte), inklusive „Glückensbedingungen“ für erfolgversprechende Performative.
- Unterschiede in der chinesischen Sprechakttheorie: Fokus auf Höflichkeit, soziale Hierarchie und indirekte Formulierungen. Beispiel: Höflichkeitsprinzip, gemütliche Kommunikationsstrategie, Respekt durch Wortwahl.
- Anwendung in der chinesischen Pragmatik: Höflichkeits- und Respektformen, kollektive Pronomen, formelle Anreden, spezifische kulturbedingte Eigenheiten. Beispiel: Verwendung von „您“ (nín) statt „你“ (nǐ).
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