Georg Büchner

Georg Büchner war Mediziner, Naturwissenschaftler, Revolutionär und Schriftsteller. Er veröffentlichte wichtige politische Schriften und schrieb mit "Woyzeck" eines der wichtigsten Dramen der Moderne und der Literaturepoche des Vormärz. Dabei wurde der Dichter gerade einmal 23 Jahre alt. 

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Inhaltsverzeichnis
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    In seiner kurzen Lebenszeit musste Büchner nach Straßburg fliehen, da er sich gegen die herrschenden Verhältnisse seiner Heimat, die von den Kleinstaaten im Deutschen Bund geprägt war, gewendet hatte. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er seinen Doktortitel mit seiner Promotion über das Nervensystem der Barbe.

    Barbe sind europäische Süßwasserfische, die der Familie der Karpfenfische angehören.

    Georg Büchner – Biographie

    Karl Georg Büchner wurde 1813 als Sohn des Arztes Karl Ernst Büchner und seiner Frau Louise Caroline Büchner geboren. Er war das älteste von acht Geschwistern, von denen allerdings zwei kurz nach der Geburt starben. Sein Elternhaus und seine Geschwister waren für ihn besonders prägend und blieben eine wichtige Konstante in seinem Leben.

    Biografische Daten
    • Geboren: 17. 10. 1813 in Goddelau, Großgerzogtum Hessen
    • Gestorben: 19.02.1837 in Zürich
    Eltern
    • Vater: Karl Ernst Büchner (Arzt)
    • Mutter: Louise Caroline Büchner (geb. Preuß)
    Bildung
    • 1831: Schulabschluss am neuhumanistischen Pädagogium, was heute einem Gymnasialabschluss entsprechen würde
    • 1831-33: Studium der Medizin in Straßburg
    • 1833-35: Fortführung des Studiums in Gießen
    • 1836: Abschluss der Promotion in Zürich und Beginn als Privatdozent
    Politische Einstellung
    • trat seit früher Studienzeit für Freiheit und Bürgerrechte ein
    • dauerhafter Gast der Studentenverbindung "Eugenia" in Straßburg
    • Flugschrift "Der hessische Landbote" richtet sich gegen die herrschenden Verhältnisse in Hessen und ruft Bauern zu einer Revolution auf
    • Die Flugschrift stand unter der Losung "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!"
    Literarische Bedeutung
    • Schriftsteller der Literaturepoche des Vormärz
    • Gegner von wirklichkeitsferner oder romantischer Literatur und Dichtung
    • Verwendung von Umgangssprache als Stilmittel
    • Besonderheit in "Woyzeck": erstmals eine Hauptfigur aus der niedrigsten sozialen Schicht

    Die Ausbildung

    Nachdem die Familie nach Darmstadt gezogen war, besuchte Georg Büchner im Alter von acht Jahren die Privat-Erziehungs- und Unterrichtsanstalt des Theologen Carl Weitershausen. Dort wurde in seiner Bildung ein Schwerpunkt auf die Sprachen Latein, Griechisch und Französisch gelegt.

    Später wechselte er auf das neuhumanistische Pädagogium des Altphilologen Carl Dilthey, wo sein Sprachunterricht fortgesetzt und durch das Italienische erweitert wurde. In dieser Zeit verfasste Büchner bereits seine ersten Texte, die er veröffentlichte. Dabei handelte es sich um politische Schriften, in der er sich für die Freiheit und gegen die Unterdrückung positionierten.

    Philologie bezeichnet einen Teil der Sprachwissenschaft, der sich auch mit literarischen Erzeugnissen der Sprachen auseinandersetzt. Die Altphilologie bezeichnet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den klassischen Sprachen Latein und Altgriechisch, die nicht mehr gesprochen werden.

    Von 1831 bis 1833 studierte Georg Büchner vergleichende Anatomie an der Universität in Straßburg. Dort wohnte er beim evangelischen Pfarrer Johann Jakob Jaeglé, dessen Tochter Wilhelmine er dort kennenlernte. Büchner und Wilhelmine verliebten sich schnell ineinander und verlobten sich heimlich.

    Der politische Freiheitskampf

    In Straßburg erlebte Georg Büchner ein Ereignis mit, das seine politischen Einstellungen stark beeinflussen sollte. Die Generäle des gescheiterten Aufstandes von Polen gegen das zaristische Russland wurden in der Stadt empfangen, was für den jungen Autor eine Initialzündung war, um von da an immer wieder für politische Freiheit zu kämpfen.

    Der Novemberaufstand, oder auch Russisch-Polnischer-Krieg, fand in den Jahren 1830 und 31 statt. Die Aufständischen aus Polen wollten die Unabhängigkeit von dem russischen Zarenreich erlangen. Da Polens Territorium im 18. Jahrhundert von verschiedenen Ländern untereinander aufgeteilt wurde, existierte es nicht als autarkes Land. Der Aufstand von 1830/31 scheiterte, zog aber noch weitere Freiheitsbestrebungen nach sich.

    Einer der ersten öffentlichen Auftritte Büchners war sein Vortrag vor der Burschenschaft Eugenia im Jahr 1832. Darin redete er über die politischen Verhältnisse in Deutschland, die er scharf kritisierte. Büchner trat für die Ideale einer demokratischen Republik ein und stellte sich gegen die monarchischen Kleinstaaten im Deutschen Bund. Danach schloss er sich der Burschenschaft als dauerhafter Gast an. Da nur Theologiestudenten offiziell Mitglieder sein durften und die Zahl der aktiven Mitglieder außerdem auf 12 begrenzt war, war es ihm nicht möglich der Burschenschaft ganz beizutreten.

    Eine Burschenschaft ist eine Studentenverbindung, die auch eine politische Ausrichtung verfolgt. Sie orientieren sich alle in verschiedenem Ausmaß an der sogenannten Urburschenschaft, die aus (männlichen) Studenten in Deutschland gegründet wurde, um die französische Herrschaft von Napoleon Bonaparte über die deutschen Gebiete im Freiheitskrieg 1815/16 zu beenden. Die damaligen Burschenschaften hatten oft einen unabhängigen Nationalstaat zum Ziel. Heutige Burschenschaften haben zumeist eine konservative bis rechtsextreme politische Ausrichtung.

    Besonders wegen des politisch liberalen Klimas in Frankreich zu dieser Zeit bezeichnete Georg Büchner die Jahre an der Universität Straßburg als die glücklichsten seines Lebens. Danach musste er allerdings nach Hessen zurückkehren, da nur für zwei Jahre gestattet war, im Ausland zu studieren.

    Fortsetzung des Studiums und der politischen Arbeit

    Georg Büchner setzte sein Studium an der Universität Gießen fort, da diese im Großherzogtum Hessen lag. Wegen der Gesamtsituation – die er als unfrei erlebte, der räumlichen Trennung von seiner Verlobten Wilhelmine und Büchners Unzufriedenheit mit der Lehre an der Universität, empfand er das als eine schwere Zeit.

    Das Großherzogtum Hessen existierte von 1806 bis 1918 und war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Bis 1820 war das Großherzogtum eine absolute Monarchie, also die Alleinherrschaft eines Königs- oder Fürstenhauses, danach wurde es in eine konstitutionelle Monarchie, also eine Monarchie, die über eine Verfassung verfügt, umgewandelt.

    Georg Büchner wollte seine politischen Bestrebungen fortsetzen, fand allerdings nur wenige Verbündete. Die Studenten der Universität Gießen waren oft nicht so radikal eingestellt wie er. Er gründete mit Freunden aus seiner Schulzeit die Geheimorganisation "Gesellschaft für Menschenrechte", die das Ziel eines politischen Umsturzes, aber nur wenige Mitglieder hatte.

    Im Jahr 1834 wurde Büchners Streitschrift "Der Hessische Landbote" illegal gedruckt und heimlich veröffentlicht. Die Flugschrift war mit der Losung "Friede den Hütten, Krieg den Palästen" überschrieben und analysierte die bestehenden Verhältnisse in einer vernichtenden Art und Weise. Büchner rief darin außerdem die Landbevölkerung zum Aufstand und zur Revolution gegen die Monarchie auf.

    Schon bald wurden Menschen, die in Besitz dieser Schrift waren, verhaftet und Büchner selbst wurde von der Polizei steckbrieflich gesucht. Da er den Plan fasste, nach Straßburg zu fliehen, lieh er sich Geld von seiner Mutter. Sein Vater brach wegen Büchners politischer Verfolgung den Kontakt ab.

    Georg Büchner floh zuerst nach Straßburg. Er begann an seiner Dissertation über das Nervensystem von Barben zu arbeiten und wurde in die Gesellschaft für Naturwissenschaften, einer Vereinigung von Naturwissenschaftlern und Medizinern, aufgenommen. 1836 schloss Büchner seine Promotion an der Universität Zürich ab und erhielt einen Lehrauftrag.

    Todesursache

    Es wird vermutet, dass sich Georg Büchner bei seiner Forschung an Präparaten mit Bakterien infiziert hat. 1837 erkrankte er schwer an Typhus und war nicht mehr in der Lage, seinen Lehrauftrag auszuführen. Er starb am 19. Februar 1837 an Typhus im Beisein seiner Verlobten Wilhelmine und dem befreundeten Ehepaar Schulz. Büchners Leichnam wurde in Zürich beigesetzt, wo sich auch noch heute sein Grab befindet.

    Georg Büchner – Werke

    Obwohl Georg Büchner bereits im jungen Alter von 23 Jahren verstorben ist, hat er vier Dramen, eine Erzählung und eine Streitschrift hinterlassen. Außerdem wird das Dramenfragment "Woyzeck" wegen seiner offenen Form häufig als Beginn der modernen Literatur bezeichnet. Ein Großteil des Werkes von Georg Büchner ist während seiner Zeit im Exil entstanden.

    Georg Büchner – "Lenz"

    "Lenz" ist eine Erzählung von Georg Büchner, die auf dem realen Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz, der vor allem als Dramatiker der Literaturepoche Sturm und Drang bekannt ist, beruht. Die Erzählung von Büchner beschäftigt sich mit der Flucht von Lenz nach Straßburg, wo er bei dem Pfarrer Oberlin unterkommt. Der Hauptcharakter hat psychische Beschwerden, die sich über den Text hinweg weiter verschlimmern.

    Die Vorlage der Erzählung sind die Tagebücher von Oberlin, aus denen Büchner teilweise auch Passagen wortwörtlich übernommen hat. Lenz wollte sich damals bei dem Pfarrer von seiner Krankheit erholen, allerdings konnte er durch seine Lebensumstände dieser nicht entkommen und sie wurde letztendlich stärker.

    Außer dem Vorbild des realen Schriftstellers Lenz weist die Erzählung "Lenz" auch Parallelen zu Büchners Leben auf. Georg Büchner hat den Text während seiner eigenen Flucht nach Straßburg verfasst. Er fühlte sich durch die politische Verfolgung, ebenso wie Lenz wegen seiner psychischen Erkrankung, einem unvorhersehbaren Leben ausgeliefert.

    Ebenso stellt Büchner darin die Frage nach der Existenz Gottes. Lenz hat selbst Theologie studiert und betet während seiner Wahnvorstellungen häufig. Im Laufe der Erzählung verliert er aber seinen Glauben und wird zum Atheisten, weil er nicht mehr glaubt, dass Gott ihm helfen könne.

    Als Atheisten werden Menschen bezeichnet, die nicht an eine höhere Macht wie beispielsweise einen Gott glauben.

    Auch das Kunstverständnis von Georg Büchner wird in der Erzählung "Lenz" diskutiert. In dem Gespräch, das Lenz mit seinem Freund Kaufmann führt, werden die beiden künstlerischen Ansätze Realismus und Idealismus gegeneinander abgewogen. Lenz vertritt dabei, wie Büchner auch, den Standpunkt, dass Kunst die Realität so genau wie möglich abbilden müsse, um wahrhaftig sein zu können.

    Nach Büchner soll im Realismus Kunst die Wirklichkeit möglichst realitätsnah abbilden. Es soll wertfrei gezeigt werden, wie die Welt ist und nicht, wie sie sein könnte. Dazu gehört auch die Darstellung einfacher Leute und ihrer Probleme oder die Darstellung von Krankheiten. Oftmals werden daher reale Vorbilder als Stoffgrundlage gewählt. Im Idealismus dagegen soll die Kunst ein Ideal abbilden, nach dem die Menschen streben sollten. Das Denken und Handeln sollte sich an diesem Ideal orientieren.

    Georg Büchner – "Leonce und Lena"

    "Leonce und Lena" ist ein Lustspiel von Georg Büchner, das 1836 erschienen ist. Es handelt von dem Prinz Leonce aus dem Königreich Popo und der Prinzessin Lena aus dem Königreich Pipi. Sie sollen einander heiraten, ohne sich zu kennen. Da beide das nicht möchten, beschließen sie unabhängig voneinander vor der Hochzeit zu fliehen. Sie treffen auf ihrer Flucht aufeinander, verlieben sich dabei und beschließen sogar zu heiraten. Sie kehren maskiert in das Königreich Popo zurück und lassen sich in ihren Verkleidungen vermählen.

    Lustspiel ist der deutsche Begriff für Komödie. Lustspiele sind demnach Theaterstücke, die auch eine humoristische Ebene haben. Mehr dazu findest Du in der Erklärung "Komödie" hier auf StudySmarter.

    Das Stück kann in erster Linie als eine Satire auf die Kleinstaaterei im Deutschen Bund verstanden werden, die Georg Büchner häufig kritisiert hat. Dies wird besonders durch die Bezeichnung der Königreiche als "Popo" und "Pipi" deutlich. Der Deutsche Bund bestand zu dieser Zeit aus über 300 Klein- und Mittelstaaten, die zwar miteinander verbunden waren, aber keinen einheitlichen Staat bildeten. Für die Bildung eines solchen deutschen Nationalstaates traten viele studentische Bewegungen dieser Zeit ein.

    Eine Satire ist eine Textform, die auf humoristische und sarkastische Art und Weise Personen oder Verhältnisse kritisiert. Falls Du mehr über die Textform Satire wissen möchtest, schau Dir doch den Artikel dazu auf StudySmarter an!

    Georg Büchner verfasste "Leonce und Lena" aufgrund eines Wettbewerbs einer Verlagsbuchhandlung, allerdings konnte er es nicht rechtzeitig fertigstellen. Da die Frist bereits vorbei war, wurde das Lustspiel nicht mehr für den Wettbewerb berücksichtigt.

    Georg Büchner – "Woyzeck"

    "Woyzeck" kann als das bedeutendste Werk von Georg Büchner bezeichnet werden, obwohl er das Drama aufgrund seines frühen Todes nicht vollenden konnte. Doch auch wenn es sich bei "Woyzeck" bloß um ein Fragment, also und unvollendetes Werk, handelt, wird es heute als der Beginn der literarischen Moderne gesehen.

    Falls Du mehr über die literarische Gattung des Dramas wissen möchtest, dann schau Dir doch die Erklärung dazu auf StudySmarter an!

    Die Moderne ist eine Überepoche der Literatur, in der sich viele Epochen und literarische Strömungen sammeln. Falls Du mehr über die Moderne in der Literatur wissen möchtest, dann schau Dir doch die Erklärung dazu auf StudySmarter an!

    "Woyzeck" ist in mehrere Szenen unterteilt, wobei die Reihenfolge, die von Büchner vorgesehen war, nicht überliefert ist. Somit gibt es verschiedene Versionen, in denen das Stück gelesen werden kann. Revolutionär an dem Drama war einerseits die Wahl der Hauptfigur. Woyzeck ist ein mittelloser Soldat, der der Unterschicht angehört. Zuvor waren die Hauptfiguren von Dramen vor allem in der Oberschicht angesiedelt.

    Andererseits gilt das Drama wegen seiner offenen Form als revolutionär. Vor dem Erscheinen von "Woyzeck" waren Dramen immer in der geschlossenen Form verfasst, die auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurückgeht. "Woyzeck" hat dagegen eine offene Form, da die Szenen des Fragmentes einerseits in unterschiedlicher Reihenfolge angeordnet werden können, und andererseits weil es ein offenes Ende hat.

    Aristoteles gehört zu den berühmtesten und einflussreichsten Philosophen der Geschichte. Der griechische Universalgelehrte lebte im vierten Jahrhundert vor Christus und ist besonders für seine Naturlehre bekannt, die auch heute noch als grundlegende Literatur der Philosophie gilt.

    Ein offenes Drama kann im Gegensatz zu einem geschlossenen Drama über Nebenhandlungen verfügen. In einem geschlossenen Drama gibt es immer nur eine Haupthandlung und die Akte sind so auch logisch miteinander verknüpft. Bei einem offenen Drama muss dies nicht der Fall sein, die Akte können auch ohne logischen Zusammenhang aufeinanderfolgen.

    In dem Drama "Woyzeck" versucht der mittellose Soldat Franz Woyzeck seine Freundin Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind finanziell zu unterstützen. Dazu bietet er sich seinem Hauptmann als Bediensteter an und lässt auch einen Arzt Versuche an sich ausführen. Beide Männer missbrauchen und demütigen den jungen Mann oft.

    Woyzeck bekommt den Verdacht, dass Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor haben könnte, der sich bald darauf bewahrheitet. Die zusätzliche Demütigung, dass die von ihm geliebte Frau neben ihm einen anderen Mann trifft, führt bei dem Soldaten zu einer psychisch schwerwiegenden Reaktion. Er beginnt Stimmen zu hören, die ihm befehlen, Marie umzubringen.

    Als Tambourmajor wird im Militär der Anführer der Musiker im Spielmannszug genannt. Er dirigiert die Musiker mit einem langen Stab und führt die Kapelle im Marsch an.

    Schließlich gibt Woyzeck den Stimmen nach. Er geht mit ihr in einen Wald, wo er sie am Ufer eines Sees mit einem Messer ersticht. Viele gehen davon aus, dass sich Woyzeck nach dieser Tat in dem See ertränkt, allerdings kann der Text auch so interpretiert werden, dass Woyzeck nicht Suizid begeht, sondern weiterlebt.

    Georg Büchner – Politische Einstellung / Menschenbild

    Georg Büchner war in seinem Schaffen politisch motiviert. Die Verhältnisse innerhalb Hessens und dem Deutschen Bund zu verändern, war sein Hauptziel, für das er auch eine Flucht und ein Leben im Exil in Kauf nahm. Dabei waren seine politischen Überzeugungen durch die Französische Revolution und die damals aufkeimenden Ideen von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen geprägt.

    Die Französische Revolution fand 1789–1799 statt und prägte das Demokratieverständnis in ganz Europa. Sie beendete die Alleinherrschaft des Königs und die Ständegesellschaft in Frankreich und hatte die Umsetzung der Menschenrechte zum Ziel.

    Einerseits kann seine politische Einstellung als radikal demokratisch bezeichnet werden. Büchner wünschte sich eine Regierung, die nicht vom Adel eingesetzt, sondern von dem Volk gewählt wird. Gleichzeitig war er auch Anhänger des Frühkommunismus. Dies lässt sich daran erkennen, dass Büchner vor allem die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich anklagte.

    Beim Frühkommunismus oder auch Frühsozialismus geht es um sozialistische Bestrebungen, bevor Karl Marx mit seinem Werk die theoretischen Grundlagen für einen utopischen Sozialismus geschaffen hat. Falls Du mehr über Sozialismus und Kommunismus wissen möchtest, schau Dir doch die Erklärungen dazu auf StudySmarter an!

    Von diesen Überzeugungen war auch das Menschenbild Georg Büchners geprägt. Er glaubte an die Gleichheit aller Menschen. Diese fundamentale Gleichheit bedeutet, dass jeder Mensch dieselben Rechte und Pflichten hat, weswegen die Regierungen bekämpft werden müssen, wenn sie einigen Menschen Teile der Rechte absprechen.

    Auch anhand seiner Literatur kann ein für seine Zeit besonderes Menschenbild bei Büchner erkannt werden. Der Dichter hat in mehreren Fällen über psychische Erkrankungen geschrieben und zeigt eine verständnisvolle Sicht auf die Erkrankten. Dies war zu seinen Lebzeiten, in der die Psychiatrie noch keine medizinische Disziplin war, eine Besonderheit. Vor allem in dem Dramenfragment "Woyzeck" wird eine psychische Erkrankung als Folge von schlechten Umständen und sich wiederholenden Demütigungen dargestellt.

    Georg Büchner – Zitate

    In vielen Zitaten von Georg Büchner wird die politische Ausrichtung des Dichters und auch die Kritik, die er an den Verhältnissen seiner Zeit äußerte, deutlich. Besonders in der Streitschrift "Der Hessische Landbote" erklärt er seine Auffassungen ausführlich.

    Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, [...]. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag1

    Ebenso wird seine radikal demokratische politische Verordnung in dem folgenden Zitat erkennbar:

    Was ist denn nun das für gewaltiges Ding: der Staat? Wohnt eine Anzahl Menschen in einem Land und es sind Verordnungen oder Gesetze vorhanden, nach denen jeder sich richten muß, so sagt man, sie bilden einen Staat. Der Staat also sind Alle; die Ordner im Staate sind die Gesetze, durch welche das Wohl Aller gesichert wird, und die aus dem Wohl Aller hervorgehen sollen.1

    Hier kritisiert Büchner die zu seinen Lebenszeiten existierenden deutschen Staaten deutlich. Nach seiner Auffassung sollte ein Staat vom Volk regiert und zum Wohle aller errichtet werden. Auch in seinem literarischen Werk sind die politischen Einstellungen Büchners erkennbar:

    Die Schritte der Menschheit sind langsam, man kann sie nur nach Jahrhunderten zählen, hinter jedem erheben sich die Gräber von Generationen.2

    In dem Lustspiel "Leonce und Lena" kann außerdem die Abneigung gegenüber dem Adel herausgelesen werden, die Büchner hatte. Die Adeligen in dem Drama werden als faul dargestellt, was zu Büchners Überzeugung passt, dass der Adel von der Arbeit der Massen lebt und selbst nichts zum Wohlergehen aller beiträgt.

    Herr, ich habe die große Beschäftigung, müßig zu gehen, ich habe eine ungemeine Fertigkeit im Nichtsthun, ich besitze eine ungeheure Ausdauer in der Faulheit. Keine Schwiele schändet meine Hände, der Boden hat noch keinen Tropfen von meiner Stirne getrunken, ich bin noch Jungfrau in der Arbeit, und wenn es mir nicht der Mühe zu viel wäre, würde ich mir die Mühe nehmen, Ihnen diese Verdienste weitläufiger auseinanderzusetzen.3

    Ein Zitat von Georg Büchner, das aus dem Dramenfragment "Woyzeck" stammt, ist bis heute bekannt. Darin geht es um die Abgründe, die sich in Menschen auftun können. In dem Stück geht es darum, dass die namensgebende Figur durch die Umstände ihres Lebens zum Mörder wird.

    Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt Einem, wenn man hinunterschaut ...4

    Georg Büchner – Das Wichtigste

    • Georg Büchner war ein deutscher Mediziner, Naturwissenschaftler, Revolutionär und Dichter, der 1813 bis 1837 lebte. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er dabei im Exil in Straßburg und Zürich.
    • Die bedeutendsten Werke von Georg Büchner sind das Dramenfragment "Woyzeck", die politische Streitschrift "Der Hessische Landbote" und die beiden Theaterstücke "Leonce und Lena" und "Dantons Tod".
    • Die politische Einstellung von Georg Büchner kann innerhalb des Frühkommunismus oder Frühsozialismus verortet werden, außerdem trat der Dichter für eine Demokratie ein. Diese Überzeugungen wurde auch durch sein Menschenbild beeinflusst, da er an die Gleichheit aller Menschen in Rechten und Pflichten glaubte.
    • Die Todesursache von Georg Büchner war die Krankheit Typhus, wobei vermutet wird, dass er sich bei den Arbeiten an seiner medizinischen Forschung mit dem Erreger angesteckt hat.

    Nachweise

    1. Georg Büchner (2016): Der Hessische Landbote. Reclam.
    2. Georg Büchner (1986): Dantons Tod. Reclam.
    3. projekt-gutenberg.org: Leonce und Lena. 25.10.2022.
    4. Georg Büchner (2022): Woyzeck. Reclam.
    5. Ernst Alker (1955): Büchner, Karl Georg. Neue Deutsche Biographie (NDB).
    6. Michael Glebke (1995): Die Philosophie Georg Büchners. Tectum Verlag.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Georg Büchner

    Wie ist Georg Büchner gestorben?

    Georg Büchner ist an Typhus gestorben. Es wird vermutet, dass sich der Autor bei seiner Forschung mit Bakterien infiziert hat. 1837 erkrankte er schwer an der Krankheit und war nicht mehr in der Lage, seinen Lehrauftrag auszuführen.

    Warum ist Georg Büchner so wichtig?

    Georg Büchner war ein Schriftsteller aus der Literaturepoche Vormärz und hat mit seinem unvollendeten Dramenfragment "Woyzeck" er das erste Theaterstück der literarischen Moderne verfasst. Aus diesem Grund und auch wegen seiner revolutionären politischen Bestrebungen gilt er als bedeutender Dichter.

    Welche politische Einstellung hatte Georg Büchner?

    Die politischen Einstellungen von Georg Büchner waren durch das politische Klima im nachrevolutionären Frankreich geprägt, wo er zwei Jahre lang studiert hat. Er war ein radikaler Demokrat und kann wegen seiner Kritik an den ungleichen Verhältnissen im Deutschen Bund dem Frühkommunismus oder Frühsozialismus zugeordnet werden.

    Warum schrieb Georg Büchner "Woyzeck"?

    Georg Büchner verfasste das Dramenfragment, das auf einer wahren Geschichte beruht, wahrscheinlich, um zu illustrieren, wie es zu so furchtbaren Taten wie Morden kommen kann. Diese Frage beschäftigte ihn sein gesamtes Leben. In "Woyzeck" zeigt Büchner, wie aus einem liebevollen Mann durch kontinuierliche Misshandlungen und Demütigungen sowie durch Armut und schlechte Lebensumstände ein Mörder wird.  

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