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Die Tragikomödie ist eine Mischform aus der Komödie und der Tragödie. Sieh Dir gerne die Erklärung "Tragikomödie" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über diese Dramenform erfahren möchtest!
Für eine kurze Zusammenfassung des Inhalts von "Der Hofmeister", sieh Dir die folgenden Stichpunkte an:
- Das Drama "Der Hofmeister" ist der Epoche des Sturm und Drang zuzuordnen.
- "Der Hofmeister" übt Kritik an der Bildung des 18. Jahrhunderts und der vorherrschenden Ständegesellschaft.
Eine Ständegesellschaft ordnet die Menschen bestimmten Schichten zu. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert waren diese aufgeteilt zwischen dem Klerus (höchster Rang; Geistliche), dem Adel (2. Rang) und den Bauern und Bürgern (letzter Rang).
"Der Hofmeister" – Zusammenfassung
Die Zusammenfassung von "Der Hofmeister" verdeutlicht, dass die zentrale Figur der Hofmeister Läuffer ist. Dieser verliebt sich in die Tochter seiner adligen Auftraggeber. Grundlage für das Drama war die Erzählung von Peter Abaelard und Heloisa.
Pierre Abaillard (oder auch Petrus Abaelardus) war ein französischer Theologe und Philosoph. Er hatte eine Liebesaffäre mit seiner Schülerin Heloise (in der Erzählung Heloisa). Deren Liebesgeschichte wurde von zahlreichen Schriftstellern aufgegriffen und inszeniert, darunter auch Jean-Jacques Rousseau mit "La nouvelle Héloïse".
"Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" – Zusammenfassung Akt 1
"Der Hofmeister" beginnt in Ostpreußen, wo der Sohn eines Pfarrers Läuffer nach seinem abgeschlossenen Theologiestudium auf der Suche nach einer Anstellung ist. Er bewirbt sich bei der Majorin von Berg als Hofmeister, nachdem ihm der Geheime Rat von Berg, der Schwager der Majorin, eine Stelle an der dortigen Stadtschule verwehrt hat. Dieser hält Läuffer nämlich nicht für gelehrt genug.
Als Major wird der niedrigste Dienstgrad eines Stabsoffiziers in der Armee bezeichnet. Ein Hofmeister war im 19. Jahrhundert ein Hauslehrer, der die Kinder von Adeligen unterrichtete und erzog. Die meisten Hofmeister waren junge Akademiker, die gerade erst aus dem Studium kamen.
Nach einem Gespräch mit der Majorin wird er eingestellt und soll zunächst ihren Sohn Leopold unterrichten. Dieser erweist sich aber schon nach kurzer Zeit als ungezogen und einfältig.
Läuffers Bezahlung fällt von Anfang an gering aus. Als der Major von Berg, der Mann der Majorin und Bruder des Geheimen Rats von Berg, seinen Sohn Leopold während des Unterrichts beim Faulenzen erwischt, halbiert er Läuffers Gehalt. Außerdem fordert er, dass der Hofmeister zusätzlich seine Tochter Gustchen unterrichten soll.
- Der Geheime Rat hat ebenfalls einen Sohn namens Fritz.
- Diesen schickt er auf die Stadtschule, statt ihn von einem Hofmeister unterrichten zu lassen.
- Er ist überzeugt, nur so könnte sein Sohn lernen, seinen Kopf zu gebrauchen.
Gustchen und ihr Cousin Fritz sind ineinander verliebt und treffen sich heimlich. Gustchens Familie will demnächst zeitweise nach Heidelbrunn ziehen und Fritz zum Studieren nach Halle gehen. Da Fritz vermutet, die Majorin könnte Gustchen mit einem Freund der Familie verheiraten, versprechen sich die beiden Verliebten, während der gesamten Zeit einander treu zu bleiben und bei ihrer Rückkehr zu heiraten. Der Geheime Rat hat dieses Gespräch jedoch überhört. Obwohl er Verständnis für ihre Liebe hat, erklärt er, dass sich Gustchen und Fritz von nun an nur noch unter Aufsicht sehen dürften.
"Der Hofmeister" – Zweiter Akt
Zwei Jahre später befindet sich die Familie von Berg in Heidelberg und zwischen Läuffer und Gustchen entsteht eine intimere Beziehung.
- Während Läuffer verliebt scheint, empfindet Gustchen eher Mitleid für ihren Hofmeister.
- Läuffers Gehalt wurde nämlich abermals stark gekürzt.
- Währenddessen ist Fritz in Halle und vermisst Gustchen.
- Sein Freund Pätus möchte ihn mit anderen Mädchen ablenken.
- Pätus will ins Theater, besitzt aber außer seinem Schlafrock und einem Wolfspelz keine andere Kleidung mehr.
- Diese hatte er bereits verpfändet, da er unter enormen Schulden leidet.
Ein Schlafrock ist ein Kleidungsstück, welches nach dem Aufstehen angezogen wird. Er könnte auch als Morgenmantel bezeichnet werden.
Während eines Gesprächs wird ersichtlich, dass Gustchen von Läuffer geschwängert wurde. Dieses Geheimnis wollen sie aber vorerst für sich behalten.
- Fritz kommt ins Gefängnis, weil er für Pätus vor seinen Schuldnern gebürgt hatte.
- Seine Kommilitonen Bollwerk und Herr von Seifenblase kommen ihn besuchen und schimpfen über Pätus.
- Dieser taucht dort kurze Zeit später auf und entschuldigt sich, kann seine Schulden aber nicht begleichen.
- Er leidet so sehr, dass er sich mit einem Degen erstechen will.
- Bollwerk hält Pätus jedoch davon ab, Selbstmord zu begehen.
"Der Hofmeister" – Dritter Akt
Die Majorin hat erfahren, dass ihr Hofmeister Läuffer Gustchen geschwängert hat und stürzt zu ihrem Mann, um ihm davon zu erzählen. Als sie die Nachricht überbringt, wird sie ohnmächtig und der Major rast vor Wut. Er zieht los, um Läuffer zu töten.
- Läuffer ist in der Zwischenzeit bereits geflohen und sucht Unterschlupf in der Stadtschule beim Schulmeister Wenzeslaus.
- Um seine Identität zu wahren, erzählt der Hofmeister ihm, er heiße Mandel.
Als Bedienstete der Familie Berg bei ihnen aufschlagen und nach einer Person fragen, dessen Beschreibung auf Läuffer zutrifft, behauptet Wenzeslaus, ihn nicht gesehen zu haben und bittet sie zu gehen.
Beim Essen unterhalten Wenzeslaus und der Hofmeister sich über den Beruf des Lehrers. Läuffer beschwert sich über den geringen Lohn, den er erhält. Wenzeslaus will ihn davon überzeugen, dass er sich mit wenig zufriedengeben muss, da die Bildung wichtiger sei als der Genuss.
- Gustchen flieht währenddessen ebenfalls vor ihrer Familie.
"Der Hofmeister" – Vierter Akt
Ein Jahr später hat der Major immer noch nichts von Gustchen gehört und ist todtraurig.
- Er denkt darüber nach, Selbstmord zu begehen.
- Fritz ist in der Zwischenzeit aus dem Gefängnis und vor den Gläubigern von Pätus geflohen.
- Dabei hat er Pätus mitgenommen.
Gustchen kam bei einer blinden alten Bettlerin im Wald unter, deren Name Marthe ist. Sie hat ihr Kind zur Welt gebracht und will nun in die Stadt, um dem Major eine Nachricht zu hinterlassen, damit er weiß, dass sie noch lebt. Diesen Entschluss hatte sie gefasst, da sie ihren Vater im Traum sterben sah.
Läuffer arbeitet nun als Aushilfslehrer bei Wenzeslaus in der Stadtschule. Der Major findet ihn dort, schießt auf ihn und vermutet, Gustchen wäre ebenfalls in dem Gebäude. Der ehemalige Hofmeister aber erklärt, dass auch er nichts über ihren Aufenthalt wisse, weshalb der Major wieder geht.
- Gustchen liegt an einem Teich im Wald und kann nicht mehr weiter.
- Sie ist nach der Geburt noch zu schwach für den Weg.
- Sie glaubt nun, ihr Vater wäre bereits tot und stürzt sich aus Verzweiflung in den Teich.
- Der Major ist mit seinem Gefolge ebenfalls im Wald und erkennt Gustchen.
- Er rettet sie, verzeiht ihr und nimmt sie wieder bei sich auf.
"Der Hofmeister" – Fünfter Akt
Die blinde Marthe irrt mit dem Baby von Gustchen durch die Stadt, da sie vermutet, Gustchen sei tot. Dort trifft sie zufällig auf Läuffer. Dieser erkennt sein Kind anhand seiner eigenen Züge und beschließt, sich zu kastrieren, um so diesen "Fehler" kein weiteres Mal zu begehen.
- Wenzeslaus lobt Läuffer für seine Entscheidung, da er jetzt nicht mehr seinen Leidenschaften unterlegen sei.
- Der wahre Beweggrund für diesen Schritt ist jedoch ein bürgerliches Mädchen namens Lise.
- In dieses hatte sich Läuffer verliebt und möchte sie nicht auch noch schwängern.
- Lise stört es nicht, dass der ehemalige Hofmeister keine Kinder zeugen kann und sie heiraten.
Fritz und Pätus sind in der Zwischenzeit in Leipzig bei einem Lautenist namens Rehaar untergekommen. Rehaar ist wütend auf Pätus, da dieser seine Tochter verführt hat und Fritz fordert ihn an Rehaars Stelle zum Duell heraus. Der Lautenist aber will selbst gegen Pätus kämpfen, lässt diesen hingegen keine Waffe ziehen. Pätus beendet den Kampf, indem er um Verzeihung bittet und verspricht, Rehaars Tochter zu heiraten.
Bei einem Lautenisten handelt es sich um einen Lautenspieler.
Wenig später bekommt Fritz die Nachricht, Gustchen hätte sich in einen Teich gestürzt und wäre ertrunken, weshalb er beschließt, nach Hause zurückzukehren. Da ihm aber das Geld für die Reise fehlt, schlägt Pätus vor, Lotto zu spielen. Pätus gewinnt genug, um für die Reise und seine Schulden aufzukommen.
- Zu Hause vergibt der Geheime Rat Fritz und dieser nimmt Läuffers Kind als sein eigenes an.
- Er und Gustchen finden wieder zueinander.
Marthe hatte zuvor Pätus angetroffen, der sie als seine Mutter wiedererkannte. Von ihr wusste Pätus, dass es sich bei dem Baby um das Enkelkind des Majors handeln müsse und so konnte er es zu seiner Familie zurückbringen.
"Der Hofmeister" – Charakterisierung
Die folgende Charakterisierung von "Der Hofmeister" ordnet die verschiedenen Figuren in die Handlung des Werks ein.
"Der Hofmeister" – Läuffer
Die nachfolgende Charakterisierung ordnet die Figur Läuffer als Hofmeister bei der Familie von Berg ein. Weitere Merkmale sind:
- Theologieabsolvent, gebildet
- Sohn eines Pfarrers
- gegenüber Adel sehr unterwürfig
- schwängert Gustchen, aber heiratet am Ende Lise
"Der Hofmeister" – Gustchen
Die nachfolgende Charakterisierung ordnet die Figur Gustchen als Tochter des Majors und der Majorin ein. Weitere Merkmale sind:
- gefühlvoll
- ist zunächst in Fritz verliebt
- lässt sich von ihrem Hofmeister Läuffer verführen
"Der Hofmeister" – Major von Berg
Die Figur Major von Berg ist der Bruder des Geheimen Rates. Weitere Merkmale sind:
- Vater von Leopold und Gustchen
- altmodisch, hält strikt an Adelstraditionen fest
- hält nur Privaterziehung durch einen Hofmeister für gute Bildung
- will Gustchen beschützen
"Der Hofmeister" – Majorin von Berg
Die Figur Majorin von Berg ist die Frau des Majors. Weitere Merkmale sind:
- Mutter von Leopold und Gustchen
- stellt Läuffer als Hofmeister an
- eitel, hochmütig
"Der Hofmeister" – Der Geheime Rat von Berg
Die folgende Charakterisierung ordnet den geheimen Rat von Berg als Vater von Fritz ein. Weitere Merkmale dieser Figur:
- Bruder von Major
- hält nichts von Privaterziehung
- eher modern
"Der Hofmeister" – Fritz
Die folgende Charakterisierung ordnet Fritz als Sohn des geheimen Rates ein. Weitere Merkmale dieser Figur:
- verliebt in Gustchen
- treuer Freund von Pätus
"Der Hofmeister" – Pätus
Die folgende Charakterisierung ordnet Pätus als Freund von Fritz ein. Weitere Merkmale dieser Figur:
- hoch verschuldet
- treu, aber unzuverlässig
"Der Hofmeister" – Wenzeslaus
Die folgende Charakterisierung ordnet die Figur Wenzeslaus als Schulmeister in die Handlung von "Der Hofmeister" ein. Weitere Merkmale dieser Figur:
- nimmt Läuffer bei sich auf
- Bildung und Religion stehen für ihn an erster Stelle
"Der Hofmeister" – Aufbau und Sprache
Aufbau und Sprache von "Der Hofmeister" zeigen, dass Jakob Michael Reinhold Lenz mit seinem Werk das Modell des klassischen Dramas nach Aristoteles bricht.
Die drei aristotelischen Einheiten bei einem klassischen Drama
Dabei handelt es sich um die Prinzipien, die vom griechischen Philosophen Aristoteles für den Aufbau von Dramen festgelegt wurden. Die "Einheit der Zeit" meint, dass sich die Handlung nicht über einen längeren Zeitraum erstreckt, sondern innerhalb von ein paar Tagen. Die "Einheit des Ortes" besagt, dass die Handlung an einem Ort stattfindet und es keine Nebenschauplätze gibt. Die "Einheit der Handlung" gibt eine Haupthandlung ohne Nebenhandlungen vor.
Um realitätsgetreuer zu sein, wechselt der Autor zwischen vielen Orten. Außerdem zieht sich die Handlung über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg.
- Auch die große Anzahl von Figuren ist ungewöhnlich.
- Die häufigen Zufälle, bspw. als Marthe auf Läuffer trifft, widersprechen dem Anspruch Aristoteles'.
- Gemeint ist der Anspruch der Wahrscheinlichkeit, nach dem jede Handlung aus der Konsequenz einer früheren Handlung resultieren muss.
- Allerdings hält Lenz sich an das klassische Schema des Regeldramas.
Das Regeldrama nach Gustav Freytag sieht ein 5-Akt-Schema vor, nach dem im ersten Akt (Exposition) die wichtigsten Personen vorgestellt und in die Handlung eingeführt, im zweiten Akt (steigende Handlung) Spannung erzeugt, im dritten Akt der Höhepunkt der Handlung erreicht, im vierten Akt die fallende Handlung ersichtlich und abschließend im fünften Akt eine Lösung (Komödie) oder eine Katastrophe (Tragödie) vorgestellt wird. Jedoch ist zu beachten, dass Gustav Freytag das Regeldrama nicht erfand, sondern den Verlauf definierte. Seine Überlegungen basieren aber auf den Erkenntnissen von Aristoteles, auf den das klassische 5-Akt-Schema zurückzuführen ist.
"Der Hofmeister" – Aufbau
In der folgenden Tabelle findest Du den Aufbau des Werks "Der Hofmeister" in das 5-Akt-Schema von Gustav Freytag eingeteilt.
"Der Hofmeister" nach den Kriterien des Regeldramas | |
Exposition (1. Akt) |
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Steigende Handlung (2. Akt) |
|
Höhepunkt (3. Akt) |
|
Fallende Handlung (4. Akt) |
|
Lösung (5. Akt) |
|
Peripetie bezeichnet ein Umschlagen der Handlung vom Glück ins Unglück.
Das retardierende Moment verlangsamt die Handlung und zögert so das Ende heraus. In der Komödie wird das glückliche Ende hinausgezögert, während in der Tragödie ein Ausblick auf die Rettung des Helden gegeben wird.
Anagnorisis bezeichnet einen Moment der (Wieder-)Erkennung. Dabei beschränkt das Erkennen sich nicht nur auf Personen, sondern kann auch bedeuten, dass die Figur die Situation durchschaut.
"Der Hofmeister" – Sprache
Jakob Michael Reinhold Lenz selbst nannte den "Hofmeister" in seinem Manuskript zunächst ein Lust- und Trauerspiel. Sein Verleger änderte dies aber beim Druck in "Eine Komödie".
Lenz Figuren weisen eine hohe Anzahl an sprechenden Namen auf.
Sprechende Namen weisen auf bestimmte Laster der Figuren hin, nach denen diese dann benannt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Hofmeister Läuffer, der durch sein unterwürfiges Verhalten als eine Art gehetzter Dienstbote charakterisiert wird.
Auch Satzbrüche bzw. Satzkonstruktionen, die anders weitergeführt werden, als sie angefangen haben, sind oft zu finden. Wie bereits in der ersten Szene im Monolog von Läuffer:
Er nennt mich immer nur Monsieur Läuffer, und wenn wir von Leipzig sprechen, fragt er nach Händels Kuchengarten und Richters Kaffeehaus, ich weiß nicht: soll das Satire sein, oder –
Lenz benutzt eine für seine Epoche sehr charakteristische Sprache bei seinen Figuren. Im Sturm und Drang war es typisch, eine lebensnahe und weniger förmliche Sprache zu verwenden. Außerdem war sie sehr emotionsgeladen und gebrauchte deshalb oft Kraftausdrücke.
Wenn Du gerne mehr über die Epoche erfahren möchtest, dann schau Dir doch auch die Erklärung zu "Sturm und Drang" an.
Aber potz Mordio!
Denk doch, ob so ein kahler lausichter Kerl nun alle Nachmittag Zwieback frisst oder nicht – –
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Jakob Michael Reinhold Lenz' "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" (2001, Stuttgart: Reclam).
"Der Hofmeister" – Epoche
"Der Hofmeister" gehört zur Epoche des Sturm und Drang. Das Werk greift viele Problematiken des 18. Jahrhunderts auf.
- Die Bürger*innen waren finanziell vom Adel abhängig.
- Gute Arbeitsplätze und ausreichende Bildung wurden von den höheren Ständen beansprucht.
- Bestenfalls konnte ein Bürger Hofmeister bei einer adeligen Familie werden.
- Da es hierdurch aber ein Überangebot an Hofmeistern gab, war der Lohn extrem niedrig.
Ende des 16. Jahrhunderts hatte sich die literarische Epoche der Aufklärung (ca. 1690-1805) herausgebildet. In dieser strebten die Schriftsteller nach Freiheit und sozialer Gleichheit, wofür Bildung die Voraussetzung war.
In den 1770-er kristallisierte sich dann die Strömung des Sturm und Drang (ca. 1770-1785) heraus. Vor allem junge Schriftsteller schrieben nun mit dem Drang nach Revolution über das soziale Ungleichgewicht, in der Hoffnung, das System zu stürzen. Ein exemplarisches Werk hierfür ist "Die Leiden des jungen Werthers" von Johann Wolfgang von Goethe. Auch Jakob Michael Reinhold Lenz war ein bekannter Vertreter dieser Bewegung.
Epoche der genialen Anmaßung. Diese mußte nothwendig aus der Tendenz nach unmittelbarer Natur entstehn. Die Individuen wurden von allen Banden der Critik befreyt und jeder konnte seine Kräfte schätzen und überschätzen, wie ihm beliebte.
Dieses Zitat stammt aus Johann Wolfgang Goethes "Dichtung und Wahrheit" (1998, Stuttgart: Reclam).
"Der Hofmeister" – Interpretation
Zum einen kritisiert Jakob Michael Reinhold Lenz in "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" den Hochmut des Adels, andererseits aber auch die ergebenen Bürger*innen, die sich nicht zur Wehr setzen.
Zentrales Thema des Dramas ist in diesem Zusammenhang das Aufzeigen von Missständen im Berufsstand des Hofmeisters. Egal, ob als Hofmeister oder als Lehrer einer städtischen Schule, man musste für einen Hungerlohn arbeiten und dabei in ersterem Fall auch Fächer unterrichten, die man selbst in seiner eigenen Ausbildung nie gelehrt bekommen hat – wie bspw. höfische Manieren oder Kunst.
- Beabsichtigte ein Hofmeister zu heiraten, hatte dies oft eine Kündigung zur Folge.
- Dadurch wurden diese indirekt zur Unterdrückung ihrer Sinnlichkeit gezwungen.
Die Heirat von Läuffer und Lise ohne die Möglichkeit Kinder bekommen zu können, steht sinnbildlich für die Auflösung des derzeitigen Ehemodells, unter dem eine kinderlose Ehe stark verpönt gewesen wäre.
Im Text wird an mehreren Stellen das Gleichnis des verlorenen Sohnes aus der Bibel aufgegriffen.
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn verlangt der jüngere Sohn von seinem Vater sein Erbe. Dieses verprasst er kurz darauf und wird zum armen Bettler. Er bereut seine Tat und kehrt zurück, um sich bei seinem Vater zu entschuldigen und sich als Tagelöhner anstellen zu lassen. Der Vater nimmt ihn jedoch ohne Widerrede auf und veranstaltet ein Fest zu seiner Rückkehr.
- Sowohl Gustchen als auch Fritz, werden von ihren Vätern mit offenen Armen empfangen.
- Trotz ihrer begangenen Fehler werden sie wieder aufgenommen und finden ein glückliches Ende.
- Hiermit setzt Lenz ein Zeichen gegen die veralteten Moralvorstellungen des Bürgertums und zeigt stattdessen moderne Vergebung.
Der Schulmeister Wenzeslaus repräsentiert außerdem den pietistischen Pädagogen, indem er Läuffer für die Unterdrückung seiner Leidenschaft und Sinnlichkeit durch die Kastration lobt.
In der pietistischen Pädagogik geht es vor allem um Sittlichkeit und Tugend als Ausdruck des Glaubens. Pietisten glauben, dass der Mensch aufgrund seiner Erbsünde erzogen wird und vor Gott Rechenschaft ablegen muss.
Die Erbsünde wurde den Menschen auferlegt, als Adam und Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis gekostet und so gegen Gottes Verbot verstoßen haben. Sie wurden deshalb aus dem Paradies verbannt.
"Der Hofmeister" – Lenz als Autor
Jakob Michael Reinhold Lenz wurde am 12. Januar 1751 in Seßwegen im Russischen Reich als Kind eines Pfarrers geboren.
- Lenz erhielt zunächst Unterricht an einer Lateinschule, bevor er dann anfing, Theologie in Königsberg zu studieren.
- Dieses beendete er allerdings nicht.
- Während seines Studiums hatte Lenz sich bereits mit den Texten der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant beschäftigt.
- Bei einer Reise nach Straßburg lernte Lenz 1771 Goethe kennen und freundete sich mit diesem an.
- Um 1777 zerstritten sie sich allerdings aus unbekannten Gründen.
- Im selben Jahr erlitt Lenz einen psychischen Anfall.
- Die Symptome deuteten auf Schizophrenie hin.
Um 1778 wurde er dann Hofmeister in Riga, lernte dort Russisch und ging 1781 nach Moskau. Dort schloss Lenz sich den Freimaurern an und entwarf pädagogische und politische Reformen.
Freimaurer sind ein ethischer Bund, der an die Selbsterkenntnis und Menschlichkeit glaubt. Ihre Grundideale sind Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit, Humanität und Toleranz.
Am 4. Juni 1792 starb Jakob Michael Reinhold Lenz in Moskau.
Der Hofmeister – Das Wichtigste
- "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" ist eine Tragikomödie von Jakob Michael Reinhold Lenz aus dem Jahre 1774.
- "Der Hofmeister" – Epoche: "Der Hofmeister" entstand in der literarischen Strömung des Sturm und Drang.
- "Der Hofmeister" – Inhalt: Das Drama handelt von dem Hofmeister Läuffer, der von der Familie von Berg angestellt wird, um deren Kinder Leopold und Gustchen zu unterrichten.
- Läuffer verliebt sich in Gustchen und schwängert sie, woraufhin beide fliehen.
- "Der Hofmeister" – Charakterisierung:
- Läuffer:
- Hofmeister bei der Familie von Berg
- Theologieabsolvent, gebildet
- Sohn eines Pfarrers
- gegenüber Adel unterwürfig
- schwängert Gustchen, heiratet am Ende Lise
- Gustchen:
- Tochter des Majors und der Majorin
- gefühlvoll
- zunächst in Fritz verliebt
- lässt sich von ihrem Hofmeister Läuffer verführen
- Major von Berg:
- Bruder des Geheimen Rates
- Vater von Leopold und Gustchen
- altmodisch, hält strikt an Adelstraditionen fest
- hält nur Privaterziehung durch einen Hofmeister für gute Bildung
- will Gustchen beschützen
- Majorin von Berg:
- Frau des Majors
- Mutter von Leopold und Gustchen
- stellt Läuffer als Hofmeister an
- eitel, hochmütig
- Der geheime Rat von Berg:
- Vater von Fritz
- Bruder von Major
- hält nichts von Privaterziehung
- eher modern
- Fritz:
- Sohn des geheimen Rates
- verliebt in Gustchen
- treuer Freund von Pätus
- Pätus:
- Freund von Fritz
- hoch verschuldet
- treu, aber unzuverlässig
- Wenzeslaus:
- Schulmeister
- nimmt Läuffer bei sich auf
- Bildung und Religion stehen für ihn an erster Stelle
- Läuffer:
- "Der Hofmeister" – Interpretation: "Der Hofmeister" äußert Kritik an der Ständegesellschaft und dem Beruf des Hofmeisters.
- "Der Hofmeister" – Aufbau: Lenz bricht durch den "Hofmeister" mit dem klassischen Aufbau eines Dramas nach Aristoteles und Gustav Freytag.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Hofmeister
Was ist typisch für Sturm und Drang?
Typischen für den Sturm und Drang sind der Geniekult und das Streben nach Individualität sowie Freiheit leitende Prinzipien.
Wer schrieb "Der Hofmeister"?
Jakob Michael Reinhold Michael Lenz schrieb "Der Hofmeister" im Jahr 1774.
Aus welcher Epoche ist "Der Hofmeister"?
"Der Hofmeister" ist aus der Epoche der Aufklärung. Genauer stammt das Drama aus der Strömung des Sturm und Drang, welche zur Aufklärung gehört.
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