Der Kaufmann von Venedig

Viele literarische Werke behandeln eine Auseinandersetzung von guten und bösen Figuren und am Ende siegt das Gute über das Böse. Das Drama "Der Kaufmann von Venedig" greift ebenfalls dieses Handlungsmuster auf. Handlungsort ist unter anderem die italienische Lagunenstadt Venedig.

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Inhaltsverzeichnis
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    Der Kaufmann von Venedig, Inhaltswarnung Thematisierung von Suizid, Gewalt, Rassismus und andere Formen von Diskriminierung, StudySmarter

    "Der Kaufmann von Venedig" ist eine Komödie des weltberühmten englischen Schriftstellers William Shakespeare. Das überwiegend in Versen verfasste Werk erschien im Jahre 1600 in England und wurde 1605 ebenda uraufgeführt. Expertinnen und Experten ordnen es zumeist in die Epoche der Renaissance ein.

    Die Komödie (griechisch κωμδός‎ (kōmōdós) = "komischer Schauspieler"), auf Deutsch auch "Lustspiel" genannt, ist neben der Tragödie eine Grundform des Dramas.

    In einer Komödie werden menschliche Schwächen oftmals übertrieben dargestellt, sodass das Publikum zum Lachen gebracht wird. Dennoch weist die erheiternde Handlung einen Konflikt auf. In der Regel ist dieser lösbar und die Zuschauenden können mit einem glücklichen Ende rechnen.

    Der englische Originaltitel des Werks lautet "The Merchant of Venice".

    "Der Kaufmann von Venedig" – Zusammenfassung

    Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von "Der Kaufmann von Venedig". Dem verschuldeten Christen Antonio, der bei einem jüdischen Kaufmann namens Shylock für seinen Bruder Bassanio Geld geliehen hatte, droht eine grausame Strafe vor dem Gericht in Venedig. Vertragsgemäß muss Antonio infolge seiner Zahlungsunfähigkeit die Schulden Bassanios mit einem Pfund seines eigenen Körperfleischs bezahlen, was für Antonio den Tod bedeutet. Zur Rettung Antonios eilt Bassanios reiche Verlobte Portia mit einer Dienerin aus Belmont herbei.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Inhalt des ersten Akts

    Den venezianischen Händler Antonio plagt die Sorge um seine Schiffe, die zu einer Handelsexpedition unterwegs sind. Er fürchtet, dass sie durch ungünstige Umstände sinken oder zu spät nach Venedig zurückkehren könnten. Seine Freunde tun diese Sorgen als unbegründet ab. Im selben Augenblick kommen ihn sein Bruder Bassanio und dessen Freunde Graziano und Lorenzo besuchen.

    Bassanio möchte sich Geld bei Antonio leihen, um einer vermögenden Frau namens Portia in Belmont den Hof zu machen. Da Antonio die verlangte Summe von 3000 Dukaten nicht beschaffen kann, weist er Bassanio an, sich das Geld anderweitig zu leihen und Antonios Schiffe als Pfand zu nutzen.

    Währenddessen diskutiert die junge Portia mit ihrer Dienerin im Palast in Belmont über ihre aktuellen Heiratskandidaten. Portias kürzlich verstorbener Vater legte in seinem Testament fest: Nur der Mann, der Portias Bild in einem von drei Kästchen findet, darf sie heiraten.

    "Belmont" ist ein fiktiver Ort, den Shakespeare im ländlichen Raum Italiens verortet.

    Portia gefällt keiner der anwesenden Kandidaten. Sie kann sich jedoch an die Zeit erinnern, in der sie Bassanio begegnet ist und er ihr gefallen hat. Die Erinnerung an ihn bewahrt sie vor der Verzweiflung darüber, dass ein anderer Mann sie zur Frau nehmen könnte.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Inhalt des zweiten Akts

    Lanzelot, der Diener des jüdischen Bankiers Shylock, möchte nicht mehr bei seinem Herren, sondern lieber bei Bassiano arbeiten. Auch Shylocks Tochter Jessica will nicht länger bei ihrem Vater wohnen und zum Christentum konvertieren, um Antonios Freund Lorenzo heiraten zu können.

    Im Mittelalter, aber auch in der frühen Neuzeit war die Heirat zwischen einem Christen und einem Menschen anderer Religion noch keine Selbstverständlichkeit in Europa. Zumeist wurde eine solche Vermählung von der Gesellschaft nicht geduldet.

    Jessica gibt Lanzelot heimlich einen Brief an Lorenzo mit, in dem auch ein Fluchtplan enthalten ist. Noch am selben Abend, als Shylock nicht zu Hause ist, flieht Jessica mit Geld und Wertsachen aus dem Haus ihres Vaters. Lorenzo hilft ihr dabei und beide verlassen die Stadt. Shylock ist bestürzt, als er davon erfährt.

    Er gewährt Bassanio einen Kredit, aber nur unter der Bedingung, dass Antonio im Fall eines Zahlungsverzugs die Schulden mit einem Pfund seines Körperfleisches bezahlen wird. Mit dem erhaltenen Geld kann Bassanio nun endlich nach Belmont zu Portia reisen.

    In Belmont müssen sich die Heiratskandidaten für das richtige Kästchen entscheiden, um Portia heiraten zu dürfen. Während sich der Prinz von Marokko den goldenen Kasten aussucht, fällt die Wahl des Prinzen von Aragon auf den silbernen. Beide enthalten jedoch nicht das Bild Portias. Bassanios Konkurrenten haben damit nicht nur das Recht auf eine Hochzeit mit Portia verwirkt, sondern müssen für den Rest ihres Lebens ledig, also ehelos, bleiben.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Inhalt des dritten Akts

    Inzwischen hat Shylock herausgefunden, dass sich seine Tochter in Genua, eine Stadt im Nordwesten Italiens, aufhält, wo sie nach Angaben eines Informanten das von Shylock gestohlene Geld verschwendet. Darüber ist Shylock entrüstet. Er schimpft gegen Lorenzo und schiebt den Christen Venedigs die Schuld an seinem Unglück zu.

    In vielen mittelalterlichen Städten Europas hatten Menschen jüdischen Glaubens nicht die gleichen Rechte wie Christinnen und Christen. So durften Jüdinnen und Juden oft nur in für sie vorgesehenen Stadtteilen wohnen und mussten nachts eine rote Mütze tragen. Zudem wurden sie oft Opfer von Diskriminierung und Gewalt. Es kam sogar vor, dass sie auf den Straßen mit Füßen getreten oder sogar bespuckt wurden.

    Im Film "The Merchant of Venice", einer Verfilmung von Shakespeares Drama aus dem Jahr 2004, wird zu Beginn dargestellt, wie Shylock von Antonio bespuckt wird.

    Bassanio muss sich bei seiner Ankunft in Belmont für das richtige Kästchen entscheiden, damit er Portia heiraten darf. Es gelingt ihm, da er den bleiernen Kasten wählt, in dem sich Portias Bild befindet.

    Auch Graziano, also der Freund Bassanios, bekommt eine positive Antwort auf seine Hochzeitsanfrage gegenüber Nerissa, der Dienerin Portias. Im Anschluss wird ein Fest gefeiert, bei dem Bassanio und Graziano jeweils einen Ring von ihren Verlobten erhalten. Die beiden Männer müssen versprechen, dass sie ihn niemandem sonst geben werden.

    Zum Ende der Feierlichkeiten trifft jedoch die beunruhigende Nachricht ein, die Schiffe Antonios seien infolge eines Unwetters im Meer versunken und Antonio infolgedessen bankrott. Außerdem bestehe Shylock auf sein Recht, ein Pfund Fleisch aus dem Leib Antonios herauszuschneiden, um die Schulden zu begleichen. Daher sei Antonio auch bereits verhaftet worden.

    Bassanio und seine Gefolgsleute verlassen Belmont, um Antonio zu helfen. Portia und Nerissa folgen ihnen nach Venedig. Sie verkleiden sich als männliche Anwälte, um unbehelligt den venezianischen Gerichtshof betreten zu können.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Inhalt des vierten Akts

    Die Tagung des Gerichts findet statt. Da Antonio das Darlehen nicht mehr pünktlich zurückgeben kann, besteht Shylock unnachgiebig auf das Pfund Fleisch. Portia und Nerissa erscheinen verkleidet vor dem Gericht und geben sich als Anwälte aus.

    Doch das Gnadengesuch Portias, die nun den Namen Balthasar trägt, hat keine Wirkung auf Shylock. Selbst der Vorschlag Bassanios, den zurückzuzahlenden Betrag zu verdoppeln, lehnt Shylock ab: Er möchte sich an Antonio rächen, da er von ihm oft in der Öffentlichkeit beleidigt worden ist.

    Als Shylock bereits kurz davor ist, Antonio das Messer in den Leib zu stechen, hält Balthasar Shylock zurück, um klarzustellen, dass Shylock gemäß der Vereinbarung nur das Fleisch Antonios, nicht aber sein Blut nehmen darf. Von Blut sei in dem Vertrag nie die Rede. Shylock kann Antonios Fleisch nicht mehr entnehmen, da es dabei zu einer Blutung kommen würde.

    Shylock wird nun selbst dafür angeklagt, das Leben Antonios, also eines venezianischen Bürgers christlichen Glaubens, bewusst gefährdet zu haben. Als Buße muss er eine Hälfe seines Vermögens an Antonio, die andere an Bassanio abtreten. Antonio lehnt jedoch das Geld ab und ordnet stattdessen an, dass sein Anteil Shylocks Tochter Jessica und ihrem Gefährten Lorenzo zukommen möge. So möchte er für seine Beleidigungen gegenüber Shylock Wiedergutmachung leisten. Antonio verlangt jedoch auch, dass Shylock zum Christentum wechselt, woraufhin dieser niedergeschlagen das Gericht verlässt.

    Es kommt zu einem Treffen zwischen Balthasar, seinem Assistenten, der verkleideten Nerissa, Bassanio und Graziano. Letztere wissen nicht, dass es sich bei den beiden Anwälten um ihre Verlobten handelt. Um das Vertrauen ihrer Geliebten auf die Probe zu stellen, verlangen sie, dass Bassanio und Graziano ihnen die Ringe als Lohn für den juristischen Dienst geben. Zunächst kommen beide Herren dieser Aufforderung nicht nach, aber dann geben sie die Ringe doch heraus, als Antonio eingreift und sie dazu überredet.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Inhalt des fünften Akts

    Als Portia und Nerissa wieder nach Belmont zurückkehren, nehmen sie ihre Verkleidung ab und warten auf die Rückkehr Bassanios und Grazianos. Sie fragen die beiden, wo denn die Ringe seien, die sie ihnen gegeben hatten. Das bringt ihre Verlobten zunächst etwas in Bedrängnis, Portia und Nerissa erbarmen sich aber und verraten, dass sie sich als Anwälte maskiert hatten. Kurz danach erhält Antonio die Nachricht, dass seine bisher als verschollen gemeldeten Schiffe doch gefunden und gerettet werden konnten. "Der Kaufmann von Venedig" endet mit den Vorbereitungen auf die Doppelhochzeit Portias und Bassanios sowie Nerissas und Grazianos.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Charakterisierung der wichtigsten Figuren

    Antonio, Shylock, Portia und Bassanio stellen die Hauptfiguren in "Der Kaufmann von Venedig" dar, da sie den Mittelpunkt der Handlung bilden. Ihre Charakterisierung kann Dir das Verständnis über ihre Handlungsmotive erleichtern.

    Antonio

    Antonio ist ein venezianischer Kaufmann und der Bruder Bassanios. Er ist Christ und Antisemit, also jemand, der Menschen jüdischen Glaubens verachtet. Für Familie und Freunde ist er gern risikobereit, so setzt er durch den Vertrag mit Shylock sein eigenes Leben aufs Spiel, um seinem Bruder die Reise nach Belmont zu ermöglichen.

    Im Gegensatz zu Shylock ist Antonio nicht nachtragend und verzeiht schnell. Das beweist er, indem er gnädig handelt und seine gerichtliche Entschädigung Shylocks Tochter vermacht. Sein Handeln ergibt sich jedoch nicht nur aus Güte. Er verzichtet auf das Geld, um sein Gewissen zu entlassen und seine Schuld Shylocks gegenüber, den er häufig öffentlich beleidigt hat, wiedergutzumachen.

    Shylock

    Shylock übt den Beruf eines Bankiers aus. Er ist jüdischen Glaubens und wird dafür von den Christen Venedigs verachtet. Seine Grausamkeit gegenüber Antonio ist von seinem Bedürfnis nach Rache getrieben, da er oft Opfer von Diskriminierung und Beleidigung durch Christinnen und Christen war.

    Shylock ist unnachgiebig und will sein Rachebedürfnis nahezu fanatisch stillen. Erst nach seiner Niederlage, als er nicht nur seine leibliche Tochter, sondern auch all seinen Besitz verloren hat, zeigt er sich dennoch reumütig.

    Bassanio

    Bassanio ist ein christlicher Bürger Venedigs und in die schöne Portia verliebt. Er ist wie Antonio risikofreudig und nimmt gern an Abenteuern teil. So wagt er etwa die Reise ins französische Belmont, wo er um seine Geliebte werben möchte. Familie ist ihm wichtiger als alles andere, für seinen Bruder Antonio würde er sogar sein Leben opfern:

    Wohlauf, Antonio! Freund, sei gutes Muts!Der Jude soll mein Fleisch, Blut, alles haben,Eh dir ein Tropfen Bluts für mich entgeht. 1

    Bei seiner Werbung um Portia stellt er sein scharfes Urteilsvermögen unter Beweis, indem er als einziger Heiratskandidat das richtige Kästchen wählt. Durch seine aufrichtige Liebe gewinnt er Portia für sich.

    Portia

    Portia ist die einzige Erbin ihres reichen Vaters und lebt in der französischen Stadt Belmont. Zunächst ist sie machtlos und unglücklich, da sie aufgrund des väterlichen Testaments nicht selbst ihren künftigen Ehepartner wählen kann. Sie fühlt sich von Anfang an zu Bassanio hingezogen.

    Aber dies Vernünfteln hilft mir nicht dazu, einen Gemahl zu wählen. – O über das Wort wählen! Ich kann weder wählen, wen ich will, noch ausschlagen, wen ich nicht mag: so wird der Wille einer lebenden Tochter durch den letzten Willen eines toten Vaters gefesselt. Ist es nicht hart, Nerissa, daß ich nicht einen wählen und auch keinen ausschlagen darf? 1

    Sie ist genauso intelligent wie schön und setzt ihre Intelligenz für die Rettung Antonios ein. Um die Aufrichtigkeit ihres Geliebten zu testen, spielt sie ihm einen Streich und beweist dadurch ihren Sinn für Humor.

    Jessica

    Jessica ist die Tochter Shylocks und lebt bei ihm in Venedig. Sie ist freiheitsliebend und wird durch ihren strengen Vater unterdrückt. Da sie als Person jüdischer Abstammung in den Christen Lorenzo verliebt ist, läuft sie mit ihm weg und konvertiert zum Christentum. Dank Antonio erhält sie später eine Hälfte ihres väterlichen Vermögens.

    "Der Kaufmann von Venedig" – Aufbau und Sprache

    "Der Kaufmann von Venedig" ist eine Komödie, die sich durch Shakespeares wortgewandten Sprachstil auszeichnet und sich auch in ihrem Aufbau von dem klassischen Drama abhebt.

    "Der Kaufmann von Venedig" Aufbau

    Das Drama "Der Kaufmann von Venedig" enthält fünf Akte. Jeder Akt enthält mehrere Szenen, insgesamt gibt es zwanzig Stück. Eingeleitet wird jede Szene mit Regieanweisungen, die nähere Auskunft über die auftretenden Personen und den Ort der Handlung geben.

    "Der Kaufmann von Venedig" ist eine Komödie, weist aber dennoch einige tragische Elemente auf. Der Konflikt zwischen Antonio und Shylock stellt eines dieser tragischen Elemente dar, aber auch die Diskriminierung, die Shylock als Jude erleben muss, zählt dazu.

    Was Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" von anderen Komödien unterscheidet, ist, dass eines der Hauptprobleme schon im dritten Akt gelöst wird. Die anderen Heiratskandidaten dürfen Portia nicht heiraten, weil sie sich für den falschen Kasten entschieden haben. Bassanio wählt dagegen den richtigen. Auch der Konflikt zwischen Shylock und Antonio wird bereits im vierten Akt und nicht erst im fünften Akt gelöst, wie es üblich ist.

    "Der Kaufmann von Venedig" Analyse der Sprache

    "Der Kaufmann von Venedig" ist überwiegend in Blankversen verfasst. Es sind jedoch auch andere Versmaße im Text zu finden. Mehrere Dialoge zwischen den Personen sind in Prosa geschrieben. Figuren des gehobenen Standes wie Bassanio, Antonio und Portia sprechen im ungereimten, fünfhebigen Blankvers. Figuren aus unteren Ständen wie Lanzelot reden dagegen im Prosastil.

    Bei einem Blankvers handelt es sich um einen fünfhebigen Jambus. Das Versmaß "Jambus" besteht aus einer Abfolge von einer unbetonten und einer betonten Silbe, die im Blankvers fünfmal vorkommt. Der Blankvers enthält in der Regel keinen Reim.

    Ein Grund für die sprachlichen Unterschiede in "Der Kaufmann von Venedig" könnte Shakespeares Absicht gewesen sein, die Herkunft einer Figur deutlich zu markieren.

    Im folgenden Beispiel spricht der Händler Antonio mit seinem Freund Salerio zu Beginn der ersten Szene des ersten Akts von "Der Kaufmann von Venedig":

    Antonio. Fürwahr, ich weiß nicht, was mich traurig macht;

    Ich bin es satt; ihr sagt, das seid ihr auch.

    Doch wie ich dran kam, wie mir's angeweht,

    Von was für Stoff es ist, woraus erzeugt,

    Das soll ich erst erfahren.

    Und solchen Dummkopf macht aus mir die Schwermut,

    Ich kenne mit genauer Not mich selbst.1

    Den Gebrauch von Versen erkennst Du etwa daran, dass eine Aneinanderreihung von Sätzen fehlt. Außerdem haben Verse einen Rhythmus, oft sogar ein Metrum und können umgestellte Satzglieder, also eine ungewöhnliche Reihenfolge aufweisen. Vieles dieser Merkmale treffen auf die Figuren aus der Oberschicht in "Der Kaufmann von Venedig" zu.

    Im Gegensatz zu diesem Beispiel zeigt das folgende, wie eine Figur aus den unteren Ständen im Drama spricht. Hier bedient sich Lanzelot einer seiner Stellung als Untergeordneter angemessenen Anrede:

    Lanzelot. Herr, ich will vorangehn.

    Guckt nur am Fenster, Fräulein, trotz dem allem;

    Denn vorbeigehn wird ein Christ,

    Wert, daß ihn 'ne Jüdin küßt.1

    Des Weiteren ist "Der Kaufmann von Venedig" reich an Stilmitteln. Am häufigsten nutzt Shakespeare Metaphern, Wortspiele, derbe Scherze und nicht zuletzt Anspielungen. So findest Du gleich in der ersten Szene des ersten Akts von "Der Kaufmann von Venedig" eine Metapher:

    Euer Sinn treibt auf dem Ozean umher,

    Wo Eure Galeonen, stolz besegelt,

    Wie Herrn und reiche Bürger auf der Flut, [...]1

    Bei einer Metapher handelt es sich um einen bildhaften Ausdruck, bei der ein Wort in einen anderen Bedeutungszusammenhang übertragen wird. Der obige Ausdruck meint also, dass die Person sich psychisch in einem unruhigen Zustand befindet und nicht bei der Sache ist. Wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Metapher" auf StudySmarter an!

    In derselben Szene aus der "Kaufmann von Venedig" findest Du eine Anspielung Antonios auf einen Grundsatz aus dem antiken Griechenland:

    Antonio. [...] Das soll ich erst erfahren.

    Und solchen Dummkopf macht aus mir die Schwermut,

    Ich kenne mit genauer Not mich selbst.1

    "Kenne Dich selbst" ist eine bekannte Maxime des apollinischen Orakels von Delphi. Der Grundsatz besagt, dass der Mensch bedenken sollte, warum er so handelt, wie er handelt. Im angeführten Beispiel denkt Antonio über sich selbst nach.

    Delphi war eine der wichtigsten Städte des antiken Griechenlands. Um sich bei den Priesterinnen Rat bzw. Prognosen einzuholen, suchten Menschen das "Orakel" auf. Die Prognosen, die sie dort erhielten, waren häufig uneindeutig formuliert, sodass nicht immer klar war, was sie eigentlich besagen.

    "Der Kaufmann von Venedig" Epoche

    Shakespeares Literatur wird von Expertinnen und Experten zur Epoche der Renaissance gezählt. Demnach wird auch das Werk "Der Kaufmann von Venedig" dieser Epoche zugeordnet.

    Die Renaissance war eine Kunst- und Literaturepoche, die sich zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert etablierte. Sie begann um 1420 in Italien, wurde aber bereits im 13. Jahrhundert von Befürworterinnen und Befürwortern des menschlichen Fortschritts und der Orientierung an Idealen der griechischen und römischen Antike in die Wege geleitet.

    "Renaissance" bedeutet übersetzt "Wiedergeburt". In dem Wort steckt der inhaltliche Kern dieser Epoche: Werte, die im antiken Griechenland und Rom vorherrschten, sollen im späten Mittelalter bzw. der Frühen Neuzeit wiederbelebt werden. Die Literatur der Renaissance war demnach geprägt von den Ideen und Philosophien der griechischen sowie römischen Antike. Auch in "Der Kaufmann von Venedig" sind Anspielungen auf die Antike zu finden.

    "Der Kaufmann von Venedig"Interpretation

    "Der Kaufmann von Venedig" ist eines der umstrittensten Werke, die Shakespeare je geschrieben hat. Die Gegenüberstellung von Christen und Juden als Gut und Böse zeigt, wie sehr antisemitische Vorurteile schon zur damaligen Zeit in der christlichen Gesellschaft verankert waren. Shylock erfüllt all diese Klischees: Er ist geldgierig, unbarmherzig und blind vor Hass.

    Gleichzeitig wird sein Verhalten durch die Diskriminierung durch Christinnen und Christen bedingt. Seine Vorwürfe gegenüber Antonio lassen sich also nach modernem Verständnis auch als Kritik an der Moral des Christentums interpretieren. Er kann als missverstandener Antiheld betrachtet werden, der, gesteuert von Hass und Rachegelüsten, auf äußerst tragische Weise alles verliert.

    Nicht nur der Konflikt zwischen den Religionen, auch die Liebesgeschichte um Portia und Bassanio verdeutlicht Gegensätze. So wirkt "Der Kaufmann von Venedig" in erster Linie amüsant und ist leicht zu lesen, was die Todesdrohung durch Shylock nur erschreckender und die Art des Todes umso brutaler macht.

    Shakespeare – "Der Kaufmann von Venedig"

    Expertinnen und Experten vermuten, William Shakespeare wurde am 24. März 1564 im englischen Stratford-upon-Avon geboren und starb am 23. April 1616 ebendort. Er ist mit Abstand der bekannteste Autor der englischen Literatur. Auch in der Weltliteratur gilt er als einer der meistgelesenen Literaten.

    Der Kaufmann von VenedigDas Wichtigste

    • William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" ist eine Komödie mit tragischen Elementen, die im Jahr 1600 erstmals unter dem Namen "The Merchant of Venice" in England erschien.
    • "Der Kaufmann von Venedig" – Zusammenfassung: In "Der Kaufmann von Venedig" geht es um einen juristischen Prozess gegen den Christen Antonio, der dem jüdischen Kaufmann Shylock aufgrund seiner Zahlungsunfähigkeit ein Pfund seines Körperfleischs schuldet.
    • "Der Kaufmann von Venedig" – Aufbau: Das Drama besteht aus fünf Akten, die jeweils in mehreren Szenen untergliedert sind. Orte der Handlung sind die berühmte italienische Stadt Venedig und das französische Belmont.
    • "Der Kaufmann von Venedig" – Analyse der Sprache: "Der Kaufmann von Venedig" enthält viele Stilmittel und Anspielungen auf das antiken Griechenland sowie Rom. Das Drama ist größtenteils in Versform, genauer gesagt in Blankversen verfasst, die Figuren der Unterschicht sprechen jedoch in Prosa.
    • "Der Kaufmann von Venedig" – Epoche: Aufgrund seines Entstehungsjahrs und der stilistischen Merkmale wird Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" der Epoche der Renaissance zugeordnet.

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    Nachweise

    1. Projekt-Gutenberg.org: Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig. (22.11.2022)
    2. William Shakespeare (1564). The Merchant of Venice. Fingerprint Publishing.
    3. William Shakespeare (1564). Der Kaufmann von Venedig. Holzinger Verlag.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Kaufmann von Venedig

    Wie heißt Shakespeares Kaufmann von Venedig?

    Der Kaufmann in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" heißt Antonio. 

    Wer schrieb das Drama "Der Kaufmann von Venedig"?

    William Shakespeare schrieb das Drama "Der Kaufmann von Venedig". 

    Warum will Bassanio Portia heiraten?

    Bassanio will Portia heiraten, weil er sie schön findet und er sich in sie verliebt hat.

    Wann wurde "Der Kaufmann von Venedig" geschrieben?

    "Der Kaufmann von Venedig" wurde zwischen 1596 und 1598 geschrieben.

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