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"Draußen vor der Tür" – Zusammenfassung / Inhaltsangabe
Die Handlung findet in einer einzigen Nacht in Hamburg statt. Dabei wechseln die Schauplätze von einzelnen Häusern immer wieder zur Straße. Das Drama besteht aus einer dreiteiligen Einleitung und fünf Szenen. Du wirst sehen, dass manche Passagen wie Träume beschrieben sind und übernatürliche Figuren darin vorkommen. Obwohl manchmal nicht direkt zu erkennen ist, ob das Beschriebene real ist, ist es für die Handlung wichtig.
Einführung, Vorspiel und Traum
In der kurzen Einführung wird erzählt, wie der Protagonist Beckmann traumatisiert und verletzt aus dem Krieg nach Deutschland zurückkehrt. Er hat offensichtlich keinen Ort, an den er gehen kann, und muss draußen auf der Straße bleiben. Dieses Schicksal teilten viele Kriegsheimkehrer.
Es folgt ein Vorspiel, in dem der personifizierte Tod beobachtet, wie ein Mann in St. Pauli (Hamburg) in die Elbe (Fluss) springt und nicht wieder auftaucht. Er beschreibt diesen offensichtlichen Suizid gleichgültig und kommentiert, dass sich nach dem Tod eines weiteren Menschen nichts an der Stadt und der Welt verändert. Er beginnt ein Gespräch mit einem weinenden alten Mann, der sich als Gott zu erkennen gibt. Gott betrauert die Situation der Menschen in und nach dem Krieg und dass niemand mehr an ihn glaubt.
Mit "personifiziert" ist hier das Stilmittel der Personifikation gemeint. Das bedeutet, dass ein abstrakter Gegenstand oder Begriff zu einer Person gemacht wird, die Handlungen vollziehen kann.
Die nächste Szene ist als "Traum" betitelt. Du erfährst, dass es sich bei dem Mann, der in den Fluss gesprungen ist, um Beckmann handelt. Er ist nun in der Elbe und unterhält sich mit ihr. Während sie ihm vorwirft, sein Leben viel zu jung wegzuwerfen, erklärt er ihr, dass er den Hunger, seine Kriegsverletzung und das Leben nicht mehr erträgt und für immer schlafen will. Die Elbe schickt ihn dennoch zurück ans Ufer und damit ins Leben.
Szenen 1 bis 4
In den nächsten Szenen trifft Beckmann nacheinander auf verschiedene Figuren. Während er noch im Ufersand liegt, unterhält er sich mit jemandem, der sich als der "Andere" vorstellt. Beckmann glaubt, ihn aus verschiedenen Situationen im Leben (zum Beispiel aus der Schule, aber auch aus dem Krieg) wiederzuerkennen. Dem Anderen erzählt Beckmann, dass er nicht nach Hause könne, weil seine Frau dort nun mit einem anderen Mann lebe. Außerdem ist sein einjähriger Sohn – wahrscheinlich bei einem Bombenangriff – gestorben.
Ein Mädchen taucht am Strand auf und hat Mitleid mit Beckmann, der sich wegen seiner Verletzung kaum alleine aufrichten kann. Sie bringt ihn in ihre Wohnung und gibt ihm trockene Kleidung. Diese gehörte ihrem Mann, der von der Front bei Stalingrad nicht mehr zurückgekommen ist.
Stalingrad ist eine Stadt in Russland, die im Zweiten Weltkrieg ein Stützpunkt der deutschen Wehrmacht war. Sie heißt heute Wolgograd. Dort fanden über mehrere Monate heftige Gefechte statt, bei denen viele Soldaten auf beiden Seiten starben.
Beckmann, der ebenfalls in Stalingrad war, fühlt sich jedoch unwohl in der Jacke des Vermissten und glaubt, ebendiesen Mann hinter dem Mädchen stehen zu sehen. Er ist sehr groß und geht wegen eines amputierten Beines auf Krücken. Beckmann steigert sich so in die Situation hinein, dass er das Mädchen verängstigt in die Flucht schlägt. Sie kann den Einbeinigen offenbar nicht sehen. Als dieser Beckmann mit seinem Namen anspricht, erkennt auch Beckmann ihn wieder. Sein Name ist Bauer und er wurde unter Beckmanns Befehl verletzt. Schließlich ergreift auch Beckmann die Flucht.
Auf der Straße trifft er erneut den Anderen, der ihn zu einem Mann bringt, dem Beckmann die Verantwortung für den Tod seiner Untergebenen zurückgeben kann. Dieser Mann ist der Oberst, unter dem Beckmann in Russland diente. Dort gab er Beckmann die Befehlsmacht über einen Trupp Soldaten, von denen einige bei der Erfüllung einer Mission starben. Der Oberst sitzt mit seiner Familie beim Abendessen und behandelt Beckmann zunächst herablassend, aber nicht unfreundlich. Beckmann wirft ihm dann vor, dass er bloß Kaviar gegessen habe, während Beckmann und andere Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft saßen.
Beckmann erschreckt die Familie des Obersts, indem er von einem fürchterlichen, abstrakten Traum erzählt, der vom Krieg handelt und den er jede Nacht hat. Der Oberst sieht seine Verantwortung und Schuld jedoch nicht ein und zieht Beckmanns Traumschilderung ins Lächerliche.
OBERST: [...] Schmeißen Sie ihre [sic!] zerrissenen Klamotten weg, ziehen Sie sich einen alten Anzug von mir an, doch, das dürfen Sie ruhig annehmen, und dann werden Sie erstmal wieder ein Mensch, mein lieber Junge! Werden Sie erstmal wieder ein Mensch!!!1
Dieser Rat regt Beckmann sehr auf, da er sich dadurch entmenschlicht fühlt, obwohl in seinen Augen eher der Oberst durch sein mangelndes Verständnis unmenschlich ist. Er verlässt das Haus wieder.
Zuletzt spricht er beim Direktor eines Kabaretts vor. Dieser ist zunächst euphorisch über das Engagement der Jugend in der Kunst, bis er hört, dass Beckmann ein Anfänger ist. Als Beckmann dann noch ein ehrliches Lied über seine schlechte Situation vorträgt, wimmelt der Direktor ihn ab und meint, die Kunst habe mit Wahrheit nichts zu tun. Draußen will Beckmann wieder zum Fluss gehen, doch der Andere hält ihn auf und erinnert ihn an sein Elternhaus.
Beckmann trägt dem Direktor das Lied "Tapfere kleine Soldatenfrau" von Carl Sträßer vor. Er verändert jedoch den Text und schneidet ihn auf seine eigene Situation zu. Damit ist es nicht mehr positiv, aber dem Krieg wahrheitsgetreuer als das Original.
Szene 5
Unterwegs beschreibt Beckmann in einem Monolog seine Eltern und deren Haus. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass das Haus nun einer Familie Kramer gehört. Frau Kramer erzählt Beckmann wenig einfühlsam, dass seine Eltern tot seien. Als das Regime der Nationalsozialisten, das insbesondere sein Vater sehr unterstützte, fiel, begingen die beiden Selbstmord.
Von dieser letzten Anlaufstelle abgewiesen, beginnt Beckmann zu verzweifeln. Er führt einen langen Dialog mit dem Anderen, der ihn dazu ermutigen will, sich nicht in seine scheinbar ausweglose Situation hineinzusteigern und das Grauen des Krieges zu verdrängen. Beckmann widerspricht jedem Aufmunterungsversuch und schläft schließlich auf der Straße ein.
Im Traum begegnen ihm nacheinander die anderen Figuren. Er unterhält sich kurz mit Gott, dem Tod, dem Oberst und dem Direktor des Kabaretts. Dazwischen ermahnt ihn der Andere immer wieder, dass er aufwachen soll. Dabei wird seine Stimme jedoch immer leiser. Auch Frau Kramer sowie Beckmanns Ehefrau und deren neuer Liebhaber gehen an ihm vorbei.
Zuletzt kommt das Mädchen, das sagt, sie habe Beckmann gesucht und wolle mit ihm zusammen sein. Gerade als er sich aufrichten will, ertönt jedoch das Geräusch von Krücken und das Mädchen verschwindet. Die Krücken gehören dem Einbeinigen, der Beckmann vorwirft, ihm seine Frau weggenommen zu haben. Er beschreibt dabei das, was Beckmann selbst passiert ist, und dass er nach seiner Entdeckung ebenfalls versucht habe, sich in der Elbe zu ertränken.
Beckmann wacht auf und fragt sich, ob er, den alle abgewiesen haben, nun selbst Schuld an einem Mord ist. Wieder stellt er die Frage, wofür und, wie er weiterleben soll, doch die Antwort des Anderen bleibt diesmal aus. Beckmann ist allein.
Das Drama endet offen. Im Vergleich zur Ausgangssituation, die den Zuschauern erklärt wird, erhalten sie keine Antwort darauf, wie es mit Beckmann weitergeht.
"Draußen vor der Tür" – Charakterisierung der Figuren
Die Handlung des Dramas wird hauptsächlich durch Dialoge dargestellt, ausgiebige Beschreibungen von Ort und Aktionen findest Du in den Regieanweisungen nicht. Die Charakterisierung der Figuren findet also vor allem durch ihre Handlungen statt.
Als Regieanweisungen bezeichnet man die meist in Klammern gesetzten Kommentare, die nicht zum gesprochenen Text des Dramas gehören. Sie geben den Schauspieler*innen und Dramaturg*innen Hinweise, wie die Texte zu vertonen und bildlich darzustellen sind.
In "Draußen vor der Tür" werden in den Regieanweisungen vor jeder Szene sehr knapp Ort und Zeit angemerkt sowie, welche Figuren auf der Bühne sind. Die Figuren zeigen ihren Charakter in ihren Aussagen und Reaktionen. Ihre Sprechtexte sind zusätzlich mit sehr eindeutigen Regieanweisungen versehen, die ihnen teilweise konkrete Charaktereigenschaften zuweisen.
OBERST: [...] (Der Oberst will Beckmann nicht verletzen, aber er ist so gesund und so sehr naiv und alter Soldat, daß er Beckmanns Traum nur als Witz begreift) Diese blödsinnige Brille, diese ulkige, versaute Frisur! Sie müßten das Ganze mit Musik bringen (lacht).1
Beckmann
Der Protagonist bezeichnet sich selbst nur noch mit seinem Nachnamen "Beckmann", weil seine Frau ihn, als sie ihn nach Jahren im Krieg wiedersah, nur mit seinem Nachnamen ansprach. Seinen Vornamen erfährt man nicht.
- Beckmann ist 25 Jahre alt.
- Er war als Unteroffizier an der Ostfront bei Stalingrad stationiert.
- Durch seinen Bürstenhaarschnitt, seinen Soldatenmantel und sein Humpeln ist er äußerlich eindeutig als Kriegsheimkehrer zu erkennen.
- Außerdem trägt er eine auffällige Gasmaskenbrille, die von den anderen Figuren immer wieder angesprochen wird.
- Beckmanns Charakter ist vorwiegend durch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bestimmt.
- Er reagiert mit Zorn, Sarkasmus und Resignation auf die Haltung der anderen Figuren. Die Hoffnung, die manchmal in ihm geweckt wird, wird schnell wieder zunichtegemacht.
Der Andere
DER ANDERE: Du wirst mich nicht los. Ich habe tausend Gesichter. Ich bin die Stimme, die jeder kennt. Ich bin der Andere, der immer da ist. [...] Der lacht, wenn du weinst. Der antreibt, wenn du müde wirst, der Antreiber, der Heimliche, Unbequeme bin ich.1
Der Andere ist nicht eindeutig als reale Person erkennbar.
Er wird nur von Beckmann wahrgenommen und trat in dessen Vergangenheit mit verschiedenen Gesichtern auf.
So wie er sich im obigen Zitat beschreibt, nimmt er die Rolle eines immer anwesenden Gesprächspartners und Gegenübers ein.
Der Andere versucht immer wieder, Beckmann aufzumuntern und von einem erneuten Suizidversuch abzuhalten.
Er wird häufig als ein Teil von Beckmanns Persönlichkeit interpretiert, der noch Hoffnung hat.
Der Einbeinige
- Der Einbeinige heißt mit Nachnamen Bauer, er war Unteroffizier und stand unter Beckmanns Befehl.
- Auch bei ihm ist nicht eindeutig, ob er real ist, da er plötzlich in der Wohnung seiner Frau auftaucht, ohne dass diese ihn zu sehen scheint.
- Er wirkt durch seine Größe, seine Verstümmelung und seine stoische Art wie eine unheimliche Erscheinung.
- Seine Figur ist durch die Vorwürfe, die er Beckmann macht, bestimmt. Dabei fühlt sich Beckmann schon dadurch beschuldigt, dass der Einbeinige immer wieder seinen Namen sagt.
- Es ist möglich, dass Beckmann ihn sich durch seine Schuldgefühle nur einbildet. Der Suizidversuch des Einbeinigen, an dem er ihm auch die Schuld gibt, kommt nur in Beckmanns Traum vor.
Reale Personen
Hier findest Du eine Übersicht über die Charaktereigenschaften der Nebenfiguren, die eindeutig real sind.
Figur | Charakter |
das Mädchen |
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der Oberst (und seine Familie) |
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der Direktor des Kabaretts |
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Frau Kramer |
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Allegorien und Personifikationen
Damit sind die Figuren gemeint, die keine realen Menschen sein können. Sie wurden von Borchert als rhetorische Stilmittel eingesetzt.
Du kannst Dich in den Erklärungen zu "Allegorie" und "Personifikation" auf StudySmarter ausführlich über die Stilmittel informieren.
Figur | Charakter |
Gott |
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Tod |
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Elbe |
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"Draußen vor der Tür" – Figurenkonstellation
Das Drama enthält 13 Sprechrollen. Als Protagonist steht Beckmann im Mittelpunkt, selbst in der einzigen Szene, in der er nicht spricht (Vorspiel), ist er im Hintergrund anwesend. Den Anderen kannst Du Dir als seinen Antagonisten vorstellen: Er widerspricht Beckmann und sorgt dafür, dass er andere Wege einschlägt.
Beckmanns Frau und ihr neuer Liebhaber tauchen zwar in seinem Traum auf, sprechen jedoch nicht. Die Rolle des Todes ist besonders, weil sie sowohl als "Beerdigungsunternehmer" als auch als "Straßenfeger" bezeichnet wird.
Wenn Du Genaueres über die Rollen des Protagonisten und Antagonisten erfahren willst, kannst Du Dir die Erklärungen zum "Drama" und zur "Dramenanalyse" auf StudySmarter anschauen.
Die anderen Figuren sind Nebenfiguren und treten jeweils nur einmal in einer Szene und später in Beckmanns Traum auf. Sie tragen die Handlung durch ihre Dialoge mit Beckmann. Außer zwischen Gott und dem Tod und den Familienmitgliedern des Obersts gibt es keine Interaktion zwischen den Nebenfiguren. Auch über ihre Situation und Vergangenheit erfährst Du kaum etwas.
"Draußen vor der Tür" – Entstehung
Die Entstehungszeit des Dramas fällt in die unmittelbare Nachkriegszeit (1945-1950) des Zweiten Weltkriegs. Der Krieg begann 1939, als das Regime der Nationalsozialisten auf dem Höhepunkt war. Der Krieg nahm schnell bisher unbekannte Ausmaße an, die Unterwerfung Russlands scheiterte jedoch. Die lange und heftige Schlacht bei Stalingrad stellte dabei einen Wendepunkt dar. Von da an gelang es den Alliierten von Russland aus, die deutsche Wehrmacht immer weiter zurückzudrängen. 1945 wurde der Krieg so beendet.
Mit dem Sturz der Nationalsozialisten löste sich auch ihre Kontrolle über die freie Meinungsäußerung und Veröffentlichung von Literatur auf. So war es den Menschen wieder möglich, ihre Kritik am Krieg zu äußern. Einer der Ersten, die das taten, war Wolfgang Borchert.
Der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus sind sehr umfangreiche und komplexe Themen. Du kannst Dich darüber eingehender in den jeweiligen Erklärungen im Bereich Geschichte von StudySmarter informieren.
Über den Autor Wolfgang Borchert
In dieser kurzen Biografie wirst du einige Parallelen zwischen Wolfgang Borchert und seinem Protagonisten Beckmann entdecken. Borchert wurde im Mai 1921 in Hamburg geboren und interessierte sich schnell für Literatur und Schauspielerei. Auch seine ersten Werke – primär Gedichte – schrieb er schon mit 15 Jahren. Nachdem er mit zunehmend schlechten Noten die Schule abgebrochen hatte, arbeitete er daran, Schauspieler zu werden.
Als er dann 1941 in den Krieg eingezogen wurde, hatte er neben vielen Gedichten auch drei Theaterstücke geschrieben. Borchert kehrte mit 24 Jahren nach Hamburg zurück. Er war an der Ostfront in Russland stationiert gewesen, hatte aber immer wieder wegen verschiedener Vergehen in Haft gesessen. Zum Beispiel wurde ihm vorgeworfen, sich absichtlich verletzt zu haben, um nicht mehr kämpfen zu müssen.
Borchert soll schon als Junge häufig Konflikte mit verschiedenen Autoritäten (Vater, Lehrer und Polizei) gehabt haben. Insbesondere, wenn es um sein künstlerisches Schaffen ging.
Außerdem litt Borchert unter verschiedenen Krankheiten und Verletzungen, die er auch nach dem Krieg nicht überwinden konnte. Trotzdem verfasste er einige Kurzgeschichten und wollte sogar wieder als Schauspieler arbeiten. "Draußen vor der Tür" soll er innerhalb von acht Tagen verfasst haben. Es wurde zunächst zu einem Hörspiel verarbeitet und im Nordwestdeutschen Rundfunk ausgestrahlt. Die Uraufführung des Dramas erlebte Borchert nicht mehr, da er einen Tag davor, am 20. November 1947, seinen Krankheiten erlag.
"Draußen vor der Tür" in der Nachkriegsliteratur
Die Werke, die zwischen 1945 und 1950 verfasst wurden, werden unter der literarischen Strömung der Trümmerliteratur zusammengefasst. Diese Epoche war von den unmittelbaren Auswirkungen des Krieges bestimmt. Die Menschen versuchten, existenzielle Probleme und furchtbare Erfahrungen zu verarbeiten. Viele waren durch die zerstörten Städte ihrer Heimat und Familie beraubt, ihre Träume und Vorstellungen waren zerbrochen. So kannst Du Dir den Namen "Trümmerliteratur" herleiten.
Schau Dir die Erklärung zur "Trümmerliteratur" auf StudySmarter an, um den Kontext der Entstehung von "Draußen vor der Tür" noch besser zu verstehen.
Die Künstler versuchten, ihre Werke auch sprachlich ihren Emotionen anzupassen und vor allem mit den Idealen der NS-Literatur zu brechen. Dass die Schicksale von Kriegsheimkehrern thematisiert wurden, war nicht selten. Dennoch wird "Draußen vor der Tür" häufig besonders hervorgehoben. Dies liegt unter anderem daran, dass es im Vergleich zu lyrischen und epischen Werken wenig Dramen gab, die der neuen Strömung folgten.
Rezeption und Bedeutung des Dramas
Vor allem aber zeigen die kontroversen Reaktionen der Zeitgenossen, dass "Draußen vor der Tür" niemanden unbeeindruckt ließ. Viele junge Männer konnten sich mit der Figur Beckmann identifizieren und sahen ihre Probleme und Empfindungen in dem Drama verarbeitet. Ein ebenso großer Teil war jedoch abgeschreckt von der schonungslosen Darstellung und fühlte sich kritisiert. Wie der Kabarett-Direktor in dem Drama andeutet, gab es auch in der Realität Menschen, die nicht auch noch in der Kunst mit den Auswirkungen des Kriegs konfrontiert werden wollten. Sie suchten eher nach Zerstreuung.
Dass Du Dich heute mit "Draußen vor der Tür" beschäftigst, beweist, dass das Drama eine hohe Bedeutung in der Literaturgeschichte einnimmt. Es ist nicht nur Teil der Schullektüre, sondern wird auch heute noch aufgeführt.
Ab den 60er-Jahren wurde auch Kritik an "Draußen vor der Tür" geäußert. Neben stilistischen Eigenheiten wurde vor allem kritisiert, dass das Drama eine sehr eingeschränkte Perspektive hat. Es beschränkt sich allein auf das Schicksal der deutschen Soldaten, während das Leid insbesondere der Juden und ausländischen Soldaten unerwähnt bleibt. Da sich das Drama mit Schuld befasst, fällt auf, dass die Schuld der Deutschen am Zweiten Weltkrieg nicht thematisiert wird.
"Draußen vor der Tür" – Interpretation
Aus den Informationen, die Du bis jetzt erfahren hast, ergeben sich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten für "Draußen vor der Tür". An dieser Stelle werden die Ansätze, nach denen Du das Drama interpretieren kannst, noch einmal zusammengefasst dargestellt.
Figurentypen
Die Nebenfiguren, die Du als reale Personen erkennen kannst, können stellvertretend für bestimmte Personengruppen und ihre Reaktionen in der nicht fiktiven Welt interpretiert werden.
Figur | Interpretation |
der Oberst |
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der Direktor des Kabaretts |
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Frau Kramer |
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das Mädchen |
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"Draußen vor der Tür" als Spiegel der Gesellschaft
Anhand der Figuren zeigt sich, auf welche Weise die Menschen mit dem Krieg umgingen. Dabei treffen Heimkehrer mit ihrer Verzweiflung, ihrer Wut und ihrem Wahrheitsdrang auf Leugnung und Verdrängung durch die Befehlshaber, Kulturvermittler*innen und Mitbürger*innen.
Borchert sagte diese Reaktionen auch für sein Stück voraus und gab ihm den Untertitel:
Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will.1
Beschrieben wird das Schicksal eines Kriegsheimkehrers. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass er nicht nur von seinem alten Leben, sondern auch von der Gesellschaft isoliert ist. Die Nebenfiguren verstehen seine Situation nicht.
Die Familie des Obersts fragt sich, ob Beckmann das trockene Brot, das er von ihrem Tisch gestohlen hat, wirklich essen will.
Der Direktor wundert sich über Beckmanns Gasmaskenbrille, es sei doch schon längst wieder Frieden.
Die Handlungsebene des Dramas ist mit der äußeren Welt vielfach verbunden. Autor und Protagonist sind sich sehr ähnlich, das Stück spielt zur gleichen Zeit, in der es auch veröffentlicht wurde. Dadurch waren nicht nur die Zeitgenossen sehr nah am Geschehen, auch Du als Leser*in kannst die Situation eines Kriegsheimkehrers gut nachvollziehen.
Thematisierung von Schuld, Hoffnung und Liebe
Das Thema Schuld und Verantwortung behandelt Borchert als Schuldfrage. Der Oberst und Beckmann gaben Befehle, die das Leid anderer Menschen verursachten, als Soldaten töteten sie wahrscheinlich unmittelbar andere Menschen und vielleicht ist Beckmann sogar für den Suizid des Einbeinigen verantwortlich. Die Frage, wer tatsächlich die Verantwortung trägt, bleibt offen.
Die Figuren Gott und Tod zeigen, wie verheerend der Zweite Weltkrieg für die gesamte Menschheit war. Gott ist machtlos, der Glaube erloschen. Das Sterben ist auf furchtbare Weise alltäglich geworden.
Dass Beckmann nicht bei dem Mädchen bleiben kann und am Ende auch noch die Aufmunterung des Anderen ausbleibt, zeigt, dass auch Liebe und Hoffnung von den Schrecken des Krieges überwältigt werden können.
Es gibt jedoch auch Interpretationen, denen zufolge Beckmann am Ende der Handlung dazu fähig ist, von sich aus weiterzumachen.
"Draußen vor der Tür" – Analyse
In diesem Abschnitt erfährst Du, durch welche formalen und sprachlichen Eigenheiten "Draußen vor der Tür" bestimmt ist und wie sie mit dem Inhalt in Verbindung stehen.
Aufbau des Dramas
"Draußen vor der Tür" ist schon in seiner Form außergewöhnlich. Die Szenen reihen sich aneinander, ohne dass ein klassischer Spannungsaufbau zu erkennen ist. Deshalb wird es auch als "Stationendrama" bezeichnet. Einen gewissen Höhe- und Wendepunkt kannst Du jedoch in der fünften Szene verorten. Nachdem Beckmann von seiner letzten Anlaufstelle, seinem Elternhaus, abgewiesen wurde, enden die Begegnungen und es folgt nur noch ein Dialog mit dem Anderen und der Traum.
Durch das fehlende Nachspiel gibt es kein Gegenstück zum Vorspiel, die Form des Dramas ist unvollkommen. Damit betont Borchert das abrupte Ende und die offene Frage, wie es weitergehen soll.
Als Vorspiel kann ein Prolog eines Dramas bezeichnet werden, der von einer Figur präsentiert wird oder sich durch formale Aspekte vom Rest des Dramas abhebt. In diesem Fall ist es die Perspektive, die im Drama Beckmann als sprechende und handelnde Figur im Mittelpunkt hat. Im Vorspiel wird er jedoch nur von Weitem beobachtet und er Fokus der Szene liegt auf dem Dialog von Gott und Tod.
Ein Epilog kann als Gegenstück zum Vorspiel auch Nachspiel genannt werden. Der Begriff Nachspiel bezeichnet aber auch eine spezielle Dramenform.
Borchert spielt mit der Grenze zwischen Realität und Irrealität. Er lässt allegorische Figuren auftreten, baut Träume ein und lässt bei den Figuren des Anderen und des Einbeinigen offen, ob diese real sind. Andere Teile seiner Erzählung sind wiederum eindeutig real und haben einen direkten Bezug zu seinem Publikum. Durch dieses Hin und Her bekommt der/die Leser*in ein ähnliches Gefühl der Orientierungslosigkeit, das auch Beckmann hat.
Eine wiederkehrende Konstante in der Darstellung ist hingegen die Straße, auf der Beckmann bleiben muss. Jede Station, jede Szene wird mit dem Öffnen oder Schließen einer Tür begonnen bzw. beendet.
In der Grafik, kannst Du Dir noch einmal einen Überblick über den Aufbau, die Szenen und die auftretenden Figuren verschaffen.
Sprache des Dramas
Der Stil des Dramas ist von Sarkasmus und einer dunklen Komik geprägt.
Das Stilmittel Sarkasmus funktioniert nur dann besonders gut, wenn den Leser*innen der Hintergrund der Situation, in der es auftritt, bekannt ist. Denn mit Sarkasmus machst Du eine indirekte, meist kritische Aussage, ohne sie explizit auszusprechen. Sie kann dann meist nur durch den Kontext verstanden werden.
Sarkasmus ist eine Form des Humors, da er die Absurdität von Situationen und Aussagen unterstreicht.
In "Draußen vor der Tür" wird das Verhalten der Figuren häufig in krassem Gegensatz zu Beckmanns Situation gesetzt.
Die Figuren sind in ihren Rollen teilweise so überspitzt dargestellt, dass man eigentlich über sie lachen muss.
Der Direktor redet erst überschwänglich von einem Aufschrei einer revolutionären Jugend und schwenkt dann vollkommen um.
Als Beckmann beim Oberst ankommt, sitzt dieser in seinem warmen Haus ausgerechnet beim Abendessen mit seiner Familie.
Diese sarkastische Komik verwendet auch Beckmann häufig in seinen Antworten, weil er nicht anders auf die Ignoranz der anderen Figuren zu reagieren weiß. Als der Direktor ihn beispielsweise auf seine Gasmaskenbrille anspricht und fragt, ob er nicht eine andere habe, wenn er auf der Bühne auftreten wolle, reagiert Beckmann mit Sarkasmus:
BECKMANN: [...] Die Leute lachen sich doch kaputt, wenn die mich sehen mit der Brille. Und dann noch die Frisur, und der Mantel. Und das Gesicht, müssen Sie bedenken, mein Gesicht! Das ist doch alles ungeheuer lustig, was?1
Der traumartige Stil des Dramas zeigt sich auch in der Sprache, die Borchert verwendet. Häufige Wiederholungen von Wörtern und Satzteilen sowie abgebrochene Sätze unterstreichen dies.
Die Aussagen der Figuren enthalten viele Merkmale der gesprochenen Dialogsprache. Etwa Antworten, die wörtlich auf die Frage aufbauen und deshalb Ellipsen sind oder Aussagen, mit denen Figuren andere unterbrechen.
Als Ellipsen werden grammatikalisch unvollständige Sätze bezeichnet, die im Kontext der Aussage oder des Textes dennoch verstanden werden. Antwortsätze sind häufig elliptisch, wenn sie sich unmittelbar auf die Frage beziehen.
Durch heftige Ausrufe, rhetorische Fragen und Zögern bringt Borchert unabhängig von den Regieanweisungen Emotionen zum Ausdruck. Dadurch wirken auch lange Monologe realistisch und lebendig.
Diese Art, Emotionen auszudrücken, sehen viele als expressionistischen Einfluss in "Draußen vor der Tür". Mehr Informationen über diese Epoche, die vor der Kriegszeit angesiedelt ist, findest Du in der Erklärung "Expressionismus".
Gleichzeitig bedient sich Borchert auch sehr bildhaften und ausdrucksstarken Formulierungen, um das Gesagte intensiv und dramatisch wirken zu lassen. Ein klares Beispiel dafür ist der Traum, den Beckmann dem Oberst schildert.
BECKMANN: [...] Bis an den Mond, den weißen Mond, stinkt dann das blutige Gestöhn, Herr Oberst, wenn die Toten kommen, die limonandenbeflekten Toten.1
Um die Darstellung möglichst eindrücklich zu machen, verwendet Borchert Wiederholungen und Alliterationen. Die Aussage Beckmanns "Krieg: Gehungert. Gefroren. Geschossen: Krieg." ist ein anschauliches Beispiel dafür. Die gleichen Anfangssilben "Ge" bilden dabei die Alliteration. Außerdem stellen diese drei Wörter eine Akkumulation dar. Das bedeutet, dass sie eine Aufzählung zum zugehörigen Oberbegriff "Krieg" sind.
Das bedrohliche Geräusch der Krücken des Einbeinigen wird von Beckmann mit den Worten "teck – tock" nachgeahmt, wodurch es sich die Leser*innen besser vorstellen können. Der passende Klang entsteht beim Lesen direkt im Kopf, es handelt sich um eine Onomatopoesie.
Die wichtigsten rhetorischen Stilmittel, die in "Draußen vor der Tür" verwendet werden, sind zusammengefasst: Allegorie, Metapher, Personifikation, Sarkasmus, Onomatopoesie, Ellipse, rhetorische Frage und Vergleich. Wenn Du Dir bei der Bedeutung dieser Stilmittel noch nicht sicher bist, kannst Du Dir die Erklärungen dazu durchlesen.
Draußen vor der Tür - Das Wichtigste
- "Draußen vor der Tür" ist ein Drama von Wolfgang Borchert, das 1947 uraufgeführt wurde.
- Es handelt von dem Kriegsheimkehrer Beckmann, der vergeblich versucht, wieder Anschluss an sein altes Leben zu finden. Weil seine Frau einen neuen Liebhaber hat, versucht er zunächst, Selbstmord zu begehen.
- Die verschiedenen Figuren, die er trifft, können oder wollen ihm nicht helfen. Am Ende bleibt er mit der Frage nach seiner eigenen Verantwortung und, wie es weitergehen soll, allein.
- Die Figuren verkörpern Personengruppen der nicht fiktiven Welt und ihre Reaktionen auf die Folgen des Zweiten Weltkriegs: Verdrängung, Abstumpfung, Leugnung der Verantwortung.
- Das Drama zählt zur Trümmerliteratur, es spielt in der Nachkriegszeit, in der es auch verfasst wurde. Es war für die zeitgenössischen Zuschauer sehr aktuell.
- Es behandelt die Isolation der Kriegsheimkehrer von der Gesellschaft, die Auswirkungen des Kriegs auf die Menschen und übt Kritik an deren Ignoranz. Auch die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen spielt eine Rolle.
- Der Stil des Dramas ist traumhaft verwirrend, auf die gesprochene Sprache fokussiert und weist bildhafte Stilmittel auf.
Nachweise
- Borchert (1949). Das Gesamtwerk. Rowohlt Verlag.
- Drügh et. al., ed. (2012). Germanistik. Verlag J. B. Metzler.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Draußen vor der Tür
Welche Werke hat Wolfgang Borchert verfasst?
Das berühmteste Werk von Wolfgang Borchert ist das Drama "Draußen vor der Tür". Außerdem verfasste er viele kurze Gedichte und einige Kurzgeschichten darunter "Nachts schlafen die Ratten doch" und "Das Brot".
Wie ist Wolfgang Borchert gestorben?
Wolfgang Borchert starb 1947 an den Folgen einer Lebererkrankung. Dafür verantwortlich waren vor allem die schlechten Bedingungen, denen er als Soldat im Zweiten Weltkrieg ausgesetzt war.
Wann wurde Draußen vor der Tür veröffentlicht?
"Draußen vor der Tür" wurde im Februar 1947 zunächst als Hörspiel veröffentlicht. Die Uraufführung erfolgte im November 1947.
Wann wurde Draußen vor der Tür geschrieben?
Wolfgang Borchert schrieb "Draußen vor der Tür" zwischen Winter 1946 und Januar 1947. Der genaue Zeitraum ist nicht bekannt.
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