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Nachfolgend erhältst Du eine Zusammenfassung von "Frühlings Erwachen". Dir werden die Charaktere vorgestellt sowie mögliche Beispiele zur Interpretation gegeben.
"Frühlings Erwachen" – Zusammenfassung
Die Zusammenfassung des Dramas "Frühlings Erwachen" zeigt, dass dieses in drei Akte unterteilt ist. Die Zusammenfassung der verschiedenen Akte findest Du in den folgenden Unterkapiteln.
"Frühlings Erwachen" – Einleitung
Die Einleitung des Dramas beginnt im Wohnzimmer der Familie Bergmann, deren Tochter Wendla gerade 14 Jahre alt geworden ist. Ihre Mutter möchte nicht, dass Wendla noch ein Prinzessinnenkleid trägt, sondern ein längeres, ihrem Alter angemessenes Kleid anzieht. Wendla wehrt sich dagegen und ihre Mutter gibt schließlich nach.
- Bei einem Spieleabend langweilen sich einige Schüler des Gymnasiums.
- Sie unterhalten sich über die Hausaufgaben für die Schule.
- Besonders Melchior Gabor und Moritz Stiefel empfinden die Hausaufgaben als Belastung.
- Nachdem die anderen gegangen sind, unternehmen Melchior und Moritz einen Spaziergang.
In einem Gespräch thematisieren sie die Kindererziehung. Melchior – der in dieser Hinsicht bereits aufgeklärter ist als sein Freund – weist Moritz darauf hin, dass es ab einem gewissen Alter Konsequenzen nach sich ziehen kann, wenn Mädchen und Jungen engen Kontakt pflegen. Die beiden unterhalten sich weiterhin über ihre ersten sexuellen Regungen. Melchior nimmt diese gelassen hin, während Moritz seinem Freund von wachsenden Ängsten und Unsicherheit berichtet.
- Obwohl Moritz bereits 15 Jahre alt ist, ist er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeklärt worden.
- Melchior – der Ältere von beiden – bietet Moritz an, ihn aufzuklären.
- Auch Melchior wurde nicht aufgeklärt, sondern hat sich das entsprechende Wissen selbst angeeignet.
- Moritz sieht sich selbst zu einem solchen Gespräch nicht in der Lage und bittet Melchior, sein Wissen zu verschriftlichen.
In der nächsten Szene unterhalten sich Wendla und ihre Freundinnen Thea und Martha über stereotypische Mädchenthemen – wie Jungs und Frisuren. Martha leidet darunter, dass sie von ihren Eltern geschlagen wird und verkündet, ihre eigenen Kinder später anders aufwachsen zu lassen. Wendla und Thea haben auf ähnliche Art und Weise unter ihren Eltern zu leiden. Alle drei Mädchen wünschen sich Kinder, wissen aber nicht, wie Kinder gezeugt werden.
Mit einigen Mitschülern unterhält sich Melchior über seinen Freund Moritz, dessen Versetzung in die nächste Klassenstufe gefährdet ist. Die meisten Anwesenden gönnen Moritz sein Scheitern und begegnen ihm mit wenig Mitgefühl. Moritz kommt hinzu und verkündet, belauscht zu haben, dass er unter Vorbehalt in die nächste Klasse aufsteigen darf.
An einem sonnigen Nachmittag treffen sich Wendla und Melchior im Wald. Sie unterhalten sich über Wendlas ehrenamtliches Engagement.
- Melchior zweifelt an, dass es so etwas wie Selbstlosigkeit tatsächlich gibt.
- Das Gespräch der beiden wendet sich ernsteren Themen zu.
- Wendla, die weiß, dass ihre Freundin Martha regelmäßig von ihren Eltern geschlagen wird, kann sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss.
- Sie hat bereits versucht, sich selbst zu schlagen – allerdings erfolglos.
- Sie bittet Melchior, sie zu schlagen. Dieser lehnt zunächst sehr heftig ab, willigt dann aber ein.
- Seine Schläge werden derart heftig, dass er sich über sich selbst entsetzt ist und tiefer in den Wald läuft.
"Frühlings Erwachen" – Inhaltsangabe des zweiten Akts
Moritz ist zu Besuch bei Melchior und verkündet, hart arbeiten zu wollen, um seine provisorische Versetzung nicht zu gefährden. Sollte er scheitern, kündigt er an, sich selbst erschießen zu wollen. Frau Gabor – die Mutter von Melchior – unterbricht das Gespräch und bringt den beiden eine Tasse Tee.
- Sie bemerkt, dass ihr Sohn "Faust" von Goethe liest und ist überzeugt, dass Melchior dafür noch nicht reif genug ist.
- Melchior und Moritz spekulieren, dass die Gretchen-Tragödie der Grund für die Überzeugung seiner Mutter ist.
- Das Gespräch der beiden wendet sich den schriftlichen Ausführungen zu, die Melchior für Moritz verfasst hat.
- Während Moritz die Ausführungen schwärmerisch betrachtet, sieht Melchior das Ganze nüchterner.
Die Gretchen-Tragödie ist ein Drama von Johann Wolfgang von Goethe, das der Autor in einer überarbeiteten Version in "Faust I" integrierte. Thematisch geht es in der Gretchen-Tragödie um das Auseinanderbrechen der Liebesbeziehung von Faust und Margarete – genannt Gretchen.
Gretchen verbringt eine Liebesnacht mit Faust und um bei dieser ungestört zu sein, verabreicht sie ihrer Mutter einen Trank, durch den diese stirbt. Aus dieser Liebesnacht geht ein Kind hervor, das Gretchen am Ende aus Verzweiflung tötet.
Die Handlung der Gretchen-Tragödie kann also als Vorausdeutung auf die weiteren Geschehnisse des Dramas "Frühlings Erwachen" betrachtet werden.
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In der nächsten Szene versucht Wendlas Mutter, ihr weiszumachen, dass der Storch Wendlas Schwester Ina einen kleinen Jungen gebracht hat. Wendla erklärt ihrer Mutter, dass sie mit 14 Jahren nicht mehr an den Storch glaube und bittet ihre Mutter um sexuelle Aufklärung. Wendlas Mutter weicht der Bitte ihrer Tochter aus und sagt lediglich, dass eine Frau einen Mann, mit dem sie verheiratet ist, lieben müsste, um ein Kind mit ihm zu zeugen.
Hänschen Rilow – ebenfalls ein Schüler des Gymnasiums und Freund von Melchior und Moritz – hat sich auf der Toilette eingeschlossen und kämpft mit seinen sexuellen Nöten. Er versenkt ein Bild der Venus aus der Renaissance in der Toilette und bildet sich ein, durch die Vernichtung des Frauenbildes seine sexuelle Not lindern zu können.
- Auf dem Heuboden kommt es zu einer sexuellen Interaktion zwischen Melchior und Wendla.
- Melchior ist derart stark erregt, dass er sich selbst nicht unter Kontrolle hat.
- Er küsst Wendla, die panisch reagiert, da ihre Mutter ihr gesagt hat, dass Liebe zu einer Schwangerschaft führt.
- Nach einem kurzen Widerstand Wendlas kommt es letztendlich zu einer Vereinigung der beiden.
- Dabei wird Wendla ungewollt schwanger.
Im weiteren Verlauf der Handlung erfährt Moritz, dass er doch nicht in die nächste Klassenstufe versetzt werden kann. Aus Angst vor der Reaktion seiner Eltern plant er, nach Amerika zu fliehen. Er bittet Frau Gabor in einem Brief um Geld und droht damit, sich selbst das Leben zu nehmen, sollte sie seine Bitte ablehnen. Frau Gabor warnt ihn vor einer Kurzschlussreaktion und beendet den Brief mit einer herzlichen Wendung.
- Moritz gibt sich daraufhin seinen melancholischen Gedanken hin.
- Er hat das Gefühl, nicht in diese Welt zu passen, gibt allerdings niemandem die Schuld dafür.
- Der einzige Ausweg scheint es zu sein, sein Leben zu beenden.
- Dabei bedauert er es, nicht in den Genuss der körperlichen Liebe gekommen zu sein.
Ilse – eine Kindheitsfreundin von Moritz – reißt diesen aus seinen melancholischen Gedanken. Sie berichtet ihm von ihrem Leben als Künstlermodell. Sie lädt Moritz sogar zu sich nach Hause ein, er lehnt allerdings ab. Moritz verfasst eine Antwort an Frau Gabor und nimmt sich daraufhin das Leben.
"Frühlings Erwachen" – Inhaltsangabe des dritten Akts
Als Melchiors Aufklärungsschrift mit dem Titel "Der Beischlaf" in den Sachen von Moritz gefunden wird, wird Melchior für dessen Selbstmord verantwortlich gemacht. In einer Lehrerkonferenz spricht sich der Rektor dafür aus, Melchior der Schule zu verweisen.
- Melchior wird zur Konferenz geholt und mit den Anschuldigungen konfrontiert, erhält allerdings nicht die Möglichkeit, sich ausführlich dazu zu äußern.
- Dennoch versucht Melchior, sich zu erklären.
- Erbost über Melchiors Aufmüpfigkeit, lässt der Rektor ihn von der Schule verweisen.
In der nächsten Szene findet die Beerdigung von Moritz Stiefel statt. Anwesend sind der Pastor, einige Mitschüler, Vater und Onkel von Moritz und Mitglieder des Lehrerkollegiums. Der Pastor fällt dabei ein vernichtendes Urteil über Selbstmörder, während der Vater seinen eigenen Sohn verleugnet. Ausschließlich Martha und Ilse scheinen vom Tod ihres Mitschülers ehrlich betroffen zu sein.
- Die Eltern von Melchior führen eine Auseinandersetzung über die richtige Erziehung ihres Sohnes.
- Während seine Mutter Melchior als unschuldigen Sündenbock sieht, fährt sein Vatereinen strengeren Kurs:
- Er möchte seinen Sohn in eine Erziehungsanstalt stecken.
- Seine Frau droht ihm damit, ihn zu verlassen, sollte Herr Gabor diesen Plan in die Tat umsetzen wollen.
- Sie ändert jedoch ihre Meinung, als sie erfährt, dass Melchior Wendla Bergmann geschwängert hat.
- Melchior wird in eine Erziehungsanstalt eingewiesen.
- Dort versucht er, einen der Jungen als Freund zu gewinnen, um seine Fluchtpläne realisieren zu können.
- Zur selben Zeit bespricht der Leiter der Anstalt mit einem Schlosser, wie die Anstalt besser gesichert werden könnte.
Wendla geht es nicht gut, weshalb ihre Mutter einen Arzt rufen lässt. Dieser verschreibt Wendla ein Mittel gegen Bleichsucht. Nachdem der Arzt gegangen ist, kommt Wendlas Schwester Ina dazu und unterhält sich mit Wendla. Diese befürchtet, dass die Diagnose des Arztes falsch ist und hat Angst davor zu sterben, doch Ina bemerkt das nicht. Ihre Mutter eröffnet Wendla, dass es sich bei ihren Beschwerden um eine Schwangerschaft handelt. Sie macht ihrer Tochter Vorwürfe und versucht sich gleichzeitig dafür zu rechtfertigen, dass sie Wendla nicht aufgeklärt hat. Letztendlich veranlasst die Mutter eine Abtreibung, bei der Wendla allerdings verstirbt.
- In einer nächsten Szene tritt Hänschen Rilow noch einmal auf.
- Er wälzt sich mit einem anderen Jungen– Ernst Röbel – im Gras.
- Sie führen ein tiefgründiges Gespräch, das letztendlich im Austausch von seelischen und körperlichen Zärtlichkeiten endet.
Melchior ist es mittlerweile gelungen, aus der Erziehungsanstalt zu fliehen. Er besucht Wendlas Grab und sieht dabei sich selbst als Verantwortlichen für ihren Tod. Auf dem Friedhof erscheint ihm zudem der Geist seines ehemaligen Freundes Moritz und versucht, Melchior zum Selbstmord zu verführen.
- Aus Selbstverachtung möchte Melchior dem Verführungsversuch des Geistes nachgeben, als ein vermummter Mann auf der Bildfläche erscheint.
- Dieser hält Melchior von einem Selbstmordversuch ab und schickt den Geist von Moritz weg.
- Der Vermummte möchte seine Identität nicht preisgeben.
- Er fordert Melchior allerdings auf, ihm zu vertrauen und sagt ihm im selben Zug, dass er sich in Zukunft um ihn kümmern werde.
- Das Drama endet damit, dass das Gespenst in sein Grab zurückkehrt und Melchior mit dem vermummten Mann die Szene verlässt.
"Frühlings Erwachen" – Charaktere
Die erwachsenen Charaktere im Drama "Frühlings Erwachen" sind Vertreter des Bildungsbürgertums. Dieser Gesellschaftsschicht ging es vor allem darum, ihren Kindern eine gute Bildung zukommen zu lassen, damit diese sich von der Arbeiterklasse abheben können. Die Ausbildung an einer höheren Schule geht für die Kinder dabei einerseits mit besseren Chancen im Berufsleben einher, bedeutet aber andererseits, sich psychisch und materiell vom Elternhaus abhängig zu machen.
- Das Schicksal der jugendlichen Charaktere in "Frühlings Erwachen" wird durch diesen Umstand entscheidend geprägt.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Wendla Bergmann
Die Figur Wendla Bergmann wird in "Frühlings Erwachen" als Tochter von Frau Bergmann in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale von Wendla sind:
- Sie wächst in einem liebevollen, aber überbehüteten Elternhaus auf.
- Ihre Mutter verweigert ihr sexuelle Aufklärung, als Wendla danach verlangt.
- Wendla verliebt sich in Melchior und wird ungewollt von ihm schwanger. Bei der von der Mutter geforderten Abtreibung stirbt sie.
- Sie neigt zum Masochismus, d. h. sie erlebt sexuelle Lust durch Demütigung und Schmerzen.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Melchior Gabor
Die Figur Melchior Gabor wird in "Frühlings Erwachen" als Sohn von Herr und Frau Gabor in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale dieser Figur sind:
- Er hilft seinem Freund Moritz durch die Aufklärungsschrift "Der Beischlaf".
- Er verliebt sich in Wendla und schwängert sie ungewollt.
- Am Ende wird er für den Tod von Moritz und Wendla verantwortlich gemacht.
- Melchior verfügt über einen wachen und kritischen Verstand, er ist sensibel und selbstkritisch.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Moritz Stiefel
Die Figur Moritz Stiefel wird in "Frühlings Erwachen" als Sohn von Rentier Stiefel in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale der Figur Moritz sind:
- Er ist ein schwacher Schüler, dessen Versetzung gefährdet ist.
- Von seinen ersten sexuellen Regungen ist er verunsichert und wurde bisher auch noch nicht aufgeklärt.
- Moritz wird von einem Minderwertigkeitsgefühl beherrscht.
- Er ist mutlos und psychisch labil. Am Ende des Dramas begeht er Selbstmord.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Frau Bergmann
Die Figur Frau Bergmann wird in "Frühlings Erwachen" als Mutter von Wendla in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale von Frau Bergmann sind:
- Sie hat eine körper- und sexualfeindliche Grundeinstellung.
- Sie ist nicht dazu bereit, ihre Tochter aufzuklären.
- Sie zwingt ihre Tochter, eine Abtreibung in Anspruch zu nehmen.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Frau Gabor
Die Figur Frau Gabor wird in "Frühlings Erwachen" als Mutter von Melchior in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale von Frau Gabor sind:
- Frau Gabor ist die Ehefrau von Herrn Gabor.
- Sie wird durch eine liberale und menschenfreundliche Grundeinstellung charakterisiert und bringt ihrem Sohn viel Verständnis entgegen.
- Dennoch lehnt sie es ab, Moritz finanziell zu unterstützen.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Herr Gabor
Die Figur Herr Gabor wird in "Frühlings Erwachen" als Vater von Melchior in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale von Her Gabor sind:
- Herr Gabor ist der Ehemann von Frau Gabor.
- Er vertritt in Erziehungsfragen sehr harte Grundsätze.
- Er ist dafür, seinen Sohn in eine Erziehungsanstalt einweisen zu lassen.
"Frühlings Erwachen" – Charakterisierung Rentier Stiefel
Die Figur Rentier Stiefel wird in "Frühlings Erwachen" als Vater von Moritz Stiefel in die Handlung eingeordnet. Weitere Merkmale von Rentier Stiefel sind:
- Übt gemeinsam mit seiner Frau einen enormen Leistungsdruck auf seinen Sohn aus.
- Durch den Selbstmord seines Sohnes sieht er seinen sozialen Status gefährdet und verleugnet ihn daher.
"Frühlings Erwachen" – Szenenanalyse
Eine Szenenanalyse von "Frühlings Erwachen" zeigt, dass sich das Werk in drei Akte und insgesamt 19 Szenen gliedert. Dabei fällt auf, dass der erste Akt aus fünf und die beiden folgenden Akte aus jeweils sieben Szenen bestehen.
- Ein solch dreiaktiger Aufbau wurde in der Regel eher für Schauspiele und Komödien, anstatt für Tragödien genutzt.
- So ist das Stück zwar als "Kindertragödie" untertitelt, allerdings folgt Wedekind in seinem Drama nicht dem klassischen Aufbau einer Tragödie.
- Die drei aristotelischen Einheiten von Zeit, Ort und Handlung werden im Stück nicht gewahrt.
- Die Dauer des Dramas erstreckt sich – anstatt über die üblichen 24 Stunden – über ein ganzes halbes Jahr.
- Die Orte der Handlung wechseln häufig.
- Auch die Einheit der Handlung ist nicht gewahrt, da sich die Handlung des Stücks in drei Hauptstränge aufgliedert.
- Diese Stränge orientieren sich jeweils an den drei Protagonisten, – Melchior, Moritz und Wendla.
Bei den drei aristotelischen Einheiten handelt es sich um die Einheit der Zeit, der Handlung und des Ortes. Diese Prinzipien wurden von Aristoteles für den Dramenaufbau festgelegt.
- Die Einheit der Zeit meint, dass die Dauer der Aufführung mit der Dauer der dargestellten Zeit identisch ist.
- Die Einheit des Ortes besagt, dass es keine Nebenschauplätze geben darf, sondern sich die Handlung auf einen Schauplatz begrenzen soll.
- Die Einheit der Handlung gibt vor, dass es lediglich eine Haupthandlung ohne ausgestaltete Nebenhandlung geben darf.
- Innerhalb des Stücks sind die Szenen lose aneinandergereiht.
- Die Handlung setzt unvermittelt an einem bestimmten Punkt ein und endet so, dass problemlos noch weitere Szenen hinzugefügt werden könnten.
- Allerdings verfolgt die Aneinanderreihung das Prinzip der Kontrastierung.
- Im ersten Akt werden dabei die Szenen, in denen Wendla und ihre Freundinnen auftreten, von denen kontrastiert, in denen Melchior und Moritz den Mittelpunkt bilden.
- Erst ab der fünften Szene laufen die beiden Handlungsstränge ineinander über.
"Frühlings Erwachen" – Sprache
Im Drama "Frühlings Erwachen" kommen unterschiedliche Ausprägungen von Sprache vor, die jeweils über eine gesonderte Funktion verfügen. Grundsätzlich ist die Sprache im Stück durch Alltagssprache gekennzeichnet, auf eine poetische Kunstsprache verzichtet der Autor vollkommen.
Die folgende Tabelle veranschaulicht die unterschiedlichen Ausprägungen von Sprache in "Frühlings Erwachen":
Sprache in Wedekinds "Frühlings Erwachen" | ||
Merkmale | Vorkommen | Beispiel |
Authentische Jugendsprache |
| "Um Gottes willen, Wendla! Papa schlägt mich krumm, und Mama sperrt mich drei Nächte ins Kohlenloch."1 |
Ausdrucksstarke Sprache |
| "Der Himmel draußen muß schwarz wie ein Bahrtuch sein."1
|
Gefühlvolle Sprache |
| "Es wird mir stets zur Freude gereichen, meinen Sohn mit einem jungen Manne umgehn zu sehn, der sich, mag ihn nun die Welt beurteilen, wie sie will, auch meine vollste Sympathie zu gewinnen vermochte."1 |
"Frühlings Erwachen" – Interpretation
Eine Interpretation von Wedekinds Drama "Frühlings Erwachen" zeigt, dass dieses seiner Zeit voraus war. Mutig und fest entschlossen hat er die festen Moralvorstellungen im 19. Jahrhundert angeprangert und das daraus entstehende Leid kritisiert.
- "Frühlings Erwachen" ist mittlerweile zu einem Klassiker der Literaturgeschichte geworden.
- Es hat auch in der heutigen Zeit weder an Aktualität noch an Bedeutung verloren.
- Auch heute führt fehlende Aufklärung, mangelndes Einfühlungsvermögen der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer oder verbreitete Gleichgültigkeit zu vielen schulischen und sexuellen Problemen Jugendlicher.
- Das Stück appelliert an die Gesellschaft und die Institutionen, angesprochene Tabuthemen zu normalisieren.
Tabuthemen in "Frühlings Erwachen"
Das Drama "Frühlings Erwachen" bricht mit vielen Tabus und thematisiert Bereiche des Lebens, die ansonsten eher unter Verschluss gehalten wurden. Dazu zählen
- der Beischlaf,
- Homosexualität
- und Selbstmord.
Sexualität
Sexualität war zu der Zeit, in der das Drama "Frühlings Erwachen" spielt, ein Tabuthema. Von jungen Mädchen wurde Keuschheit bis zum Vollzug der Ehe erwartet, junge Männer sollten sich auf ihre schulische Laufbahn konzentrieren und gute Leistungen erbringen.
- Somit war es ein Ziel der Erziehung, sexuelle Triebe zu unterdrücken.
- Dazu beigetragen haben erfundene Geschichten über die Folgen von Selbstbefriedigung.
- Dadurch sollte verhindert werden, dass die Jugendlichen ihre eigene Sexualität und damit auch ihren Körper erkunden.
Homosexualität
Dass das Drama "Frühlings Erwachen" mit Tabus bricht, macht auch der Themenkomplex der Homosexualität deutlich. Die Szenen um Hänschen Rilow – und Ernst Röbel – tragen zu keinem der drei Hauptstränge der Handlung etwas bei, dennoch wurden diese Szenen bewusst in das Drama eingebettet.
Trotz der erfundenen Geschichten über die Folgen von Masturbation, passiert Hänschen Rilow im Verlauf des Stücks nichts Schlimmes. Dadurch macht der Autor deutlich, dass weder Selbstbefriedigung noch Homosexualität etwas Problematisches darstellen.
Selbstmord
Die drei Protagonisten werden im Verlauf des Stücks allesamt von Selbstmordgedanken geplagt.
Wendla denkt oft über den Tod nach und diskutiert das Thema vor allem mit ihrer Mutter, die sich über die Gedanken ihrer Tochter immer wieder entsetzt zeigt. Wendla fragt ihre Mutter, ob es sündhaft sei, über solche Themen nachzudenken. Aber ähnlich wie beim Themenkomplex der Sexualität erhält sie auch hier von ihrer Mutter keine zufriedenstellende Antwort.
Besonders bei der Beerdigung von Moritz Stiefel wird deutlich, dass Selbstmord als schlimmes Vergehen ausgelegt wird. Moritz wird keinerlei Empathie entgegengebracht, selbst sein Vater distanziert sich von ihm, um dem Ruf der Familie nicht weiter zu schaden.
Melchior soll am Ende vom Geist seines Freundes Moritz zum Selbstmord verführt werden, wird allerdings vom vermummten Mann davon abgehalten. Aber auch schon zu früheren Zeitpunkten im Stück beschäftigt er sich mit dem Gedanken an Selbstmord. So verkündet er eines Abends aus heiterem Himmel:
Das Leben ist von einer ungeahnten Gemeinheit. Ich hätte nicht übel Lust, mich in die Zweige zu hängen!1
Gesellschaftskritik
Das Drama "Frühlings Erwachen" ist gerade durch die angesprochenen Tabuthemen bewusst provokativ und hat das Ziel, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Wedekind arbeitet deutlich heraus, dass die Tabuisierung dieser Themen die Ursache für das Schicksal ist, das den Jugendlichen widerfährt. Das Publikum empört sich darüber – wird sich allerdings gleichzeitig darüber bewusst, dass diese Empörung das grundlegende Problem ist.
Ebenso übt der Autor deutliche Kritik an den erwachsenen Figuren im Stück. So erfährt Martha – eine Freundin von Wendla – Gewalt im Elternhaus und das nicht nur zu scheinbar pädagogischen Zwecken, sondern aus reinem Sadismus. Auch Melchiors Vater legt harte Erziehungsmethoden an den Tag und setzt sich dafür ein, dass sein Sohn in eine Besserungsanstalt geschickt wird.
"Frühlings Erwachen" – Epoche
Das Drama "Frühlings Erwachen" lässt sich der literarischen Epoche des Expressionismus zuordnen.
- Die Literaturepoche des Expressionismus erstreckte sich von 1910 bis 1925.
- Für die literarische Epoche des Expressionismus war es typisch, dass Emotionen intensiv Ausdruck verliehen wird.
- trifft auch auf "Frühlings Erwachen" zu.
- Innerhalb des Stücks müssen sich die jugendlichen Protagonisten in die Gesellschaft einfügen.
- Dabei hat jeder sein eigenes Schicksal und die damit einhergehenden Gefühle zu bewältigen.
- Der Autor Frank Wedekind bricht mit seinem Drama mehr als nur eine Regel.
- So hält er sich weder an die drei aristotelischen Einheiten noch an den klassischen Aufbau einer Tragödie.
- Damit steht er ganz im Zeichen einer jungen Generation expressionistischer Autoren, die den Wunsch hegten, mit den alten Traditionen zu brechen und einen Neubeginn zu wagen.
Wedekind bricht mit seinem Drama "Frühlings Erwachen" nicht nur Regeln, sondern setzte sich auch noch bewusst mit dem tabuisierten Thema der Sexualität auseinander. In seinem Stück zeigt er auf, wie die jugendlichen Protagonisten unter der mangelnden sexuellen Aufklärung ihrer Eltern zu leiden haben und welche zum Teil extremen Erziehungsmaßnahmen ihnen drohen.
"Frühlings Erwachen" – Frank Wedekind
Frank Wedekind, der Autor von "Frühlings Erwachen", wurde am 24. Juli 1864 als Benjamin Franklin Wedekind in Hannover geboren und verstarb am 9. März 1918 in München.
- Er gilt als bedeutender Schriftsteller und Dramatiker der Moderne.
Aufgrund der sensiblen Themen, die Wedekind in seinen Werken behandelt, wurden viele seiner Werke zensiert und als moralisch verwerflich empfunden – so auch das Drama "Frühlings Erwachen".
Die literarische Epoche der Moderne erstreckt sich über den Zeitraum von 1880 bis 1920 und ist eine Art Sammelbegriff für unterschiedliche Strömungen wie den Expressionismus und Symbolismus. Zentral für die Epoche ist der Bruch mit den Traditionen. Die Autorinnen und Autoren gestalteten ihre Werke frei nach ihren eigenen Vorstellungen.
- Wedekind verbrachte einen Großteil seiner Kindheit in der Schweiz.
- Im Anschluss an sein Matura studierte er zunächst deutsche und französische Literatur, brach das Studium allerdings rasch wieder ab.
- Für ein Studium der Rechtswissenschaften, das Wedekind danach auf den Wunsch seines Vaters hin aufnahm, zog er nach München, brach allerdings auch dieses Studium ab.
- Daraufhin arbeitete er als Journalist, Schriftsteller und Schauspieler.
- In seinen eigenen Theaterstücken wirkte Wedekind als Schauspieler mit und provozierte das Publikum immer wieder bewusst.
- Dabei übte er deutliche Kritik an der Scheinmoral der Bevölkerung und dem Abstreiten von Gefühlen.
- Wedekind wurde mehrmals vorgeworfen, dass seine Werke Pornografie beinhalten würden.
- Das trifft auch auf das Drama "Frühlings Erwachen" zu, weswegen dieses erst im Jahr 1906 zur Uraufführung freigegeben wurde.
- Wedekind lebte mit wechselnden Partnerinnen und hatte mehrere Kinder.
- Ganz in Zeichen seiner verfassten Werke wurde auch Wedekinds Beerdigung im Jahr 1918 zum Skandal – unter anderem, weil mehrere Damen aus dem Rotlichtmilieu daran teilnahmen.
Weitere bekannte Werke von Frank Wedekind sind die Dramen "Kinder und Narren" (1891) und "Der Erdgeist" (1895) sowie die Erzählung "Die Fürstin Russalka" (1897) und das Gedicht "Der Tantenmörder" (1902).
Frühlings Erwachen - Das Wichtigste
- Das Drama "Frühlings Erwachen" wurde in den Jahren 1890/91 von Frank Wedekind geschrieben und 1906 erstmalig aufgeführt.
- "Frühlings Erwachen" – Zusammenfassung: Im Zentrum der Handlung stehen drei jugendliche Charaktere – Wendla, Melchior und Moritz –, die vergeblich nach den Antworten auf die drängenden Fragen der Pubertät suchen.
- Im Verlauf der Handlung wird Wendla ungewollt von Melchior schwanger und stirbt bei der Abtreibung, während sich Moritz selbst das Leben nimmt, als sich herauskristallisiert, dass er die Versetzung in die nächste Klassenstufe nicht schaffen wird.
- "Frühlings Erwachen" – Charaktere:
- Wendla Bergmann:
- Tochter von Frau Bergmann
- wächst in liebevollem, aber überbehütetem Elternhaus auf
- ihre Mutter verweigert ihr sexuelle Aufklärung
- verliebt sich in Melchior
- wird ungewollt schwanger
- neigt zum Masochismus, d. h. sie erlebt sexuelle Lust durch Demütigung und Schmerzen
- stirbt bei der Abtreibung, die von der Mutter gefordert wird
- Melchior Gabor:
- Sohn von Herr und Frau Gabor
- hilft seinem Freund Moritz durch Aufklärungsschrift "Der Beischlaf"
- verliebt sich in Wendla und schwängert sie ungewollt
- wird für den Tod von Moritz und Wendla verantwortlich gemacht
- verfügt über wachen und kritischen Verstand
- sensibel und selbstkritisch
- Moritz Stiefel:
- Sohn von Rentier Stiefel
- schwacher Schüler, dessen Versetzung gefährdet ist
- verunsichert von ersten sexuellen Regungen
- nicht aufgeklärt
- hat Minderwertigkeitsgefühle
- mutlos und psychisch labil
- begeht Selbstmord
- Wendla Bergmann:
- "Frühlings Erwachen" – Szenenanalyse: Das Stück gliedert sich in drei Akte und insgesamt 19 Szenen und folgt dabei weder dem klassischen Tragödienaufbau noch den drei aristotelischen Einheiten.
- In "Frühlings Erwachen" gibt es unterschiedliche Ausprägungen von Sprache, die jeweils eine bestimmte Funktion erfüllen – zum einen gibt es authentische Jugendsprache sowie ausdrucksstarke und gefühlvolle Sprache.
- "Frühlings Erwachen" – Interpretation: Das Werkelässt sich insbesondere im Hinblick auf die Tabuthemen, die es behandelt, interpretieren – diese sind: Sex, Homosexualität und Selbstmord. Dadurch übt der Autor entschiedene Gesellschaftskritik.
- "Frühlings Erwachen" Epoche: Das Drama lässt sich der literarischen Epoche des Expressionismus zuordnen.
Nachweise
- Projekt-Gutenberg.org: Frühlings Erwachen von Frank Wedekind (29.06.2022)
- Lektürehilfe.de: Interpretation Frühlings Erwachen von Frank Wedekind (29.06.2022)
- Inhaltsangabe.de: Biografie und Werke von Frank Wedekind (29.06.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Frühlings Erwachen
Wo spielt "Frühlings Erwachen"?
Wo das Drama "Frühlings Erwachen" spielt, ist geografisch nicht genauer verortet. Allerdings geht hervor, dass es an einer Vielzahl von Schauplätzen spielt. Dazu gehören: die Wohnräume der Familie, die Straße, das Gymnasium, in der Natur und auf dem Friedhof.
Warum ist "Frühlings Erwachen" eine Kindertragödie?
Das Drama "Frühlings Erwachen" ist eine Kindertragödie, da es sich mit den tragischen Schicksalen befasst, die den jugendlichen Protagonisten im Stück widerfahren. Wendla stirbt bei der Abtreibung nach einer ungewollten Schwangerschaft, Moritz begeht Selbstmord, als klar wird, dass er nicht in die nächste Klassenstufe versetzt wird und auch Melchior liebäugelt immer wieder mit dem Tod.
Ist Wendla in Melchior verliebt?
Wendla Bergmann ist in Melchior Gabor verliebt. Aus einem gemeinsamen Liebesabenteuer der beiden wird eine ungewollte Schwangerschaft.
Was bedeutet "Frühlings Erwachen"?
"Frühlings Erwachen" bedeutet in besagtem Drama so viel wie "das Aufkeimen der ersten sexuellen Neigungen" bei den jugendlichen Protagonisten.
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