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Sophokles arbeitet in "König Ödipus" den Ödipus-Mythos auf. Diese Legende wird in verschiedenen Varianten erzählt, wobei sich die Handlung immer um folgende Prophezeiung bewegt: Ödipus wird vorhergesagt, dass er mit seiner Mutter ein Kind zeugen und seinen Vater töten werde.
Diesen Mythos setzt Sophokles bei den Zuschauern des Dramas als bekannt voraus. In seinem Werk geht es darum, wie Ödipus mit der Prophezeiung umgeht und wie sie sich erfüllt.
Sophokles
Sophokles gilt als einer der größten Tragödiendichter der griechischen Antike. Seine berühmtesten Werke sind "König Ödipus" und "Antigone".
Der Dichter hat in der Zeit von ca. 497 v. Chr. bis 406 v. Chr. gelebt. Sophokles war nicht nur ein Dramatiker, sondern kämpfte auch in mehreren Kriegen als Soldat. Nach seinem Tod wurde Sophokles als Halbgott gefeiert und man errichtete ihm zu Ehren einen Tempel in Athen.
Die Vorgeschichte zu König Ödipus
Die Handlung von Sophokles' "König Ödipus" knüpft an eine im antiken Griechenland bekannte Vorgeschichte an. Diese wird im Folgenden aufgeführt.
Der Fluch über König Laios
König Laios von Theben besuchte einst seinen Freund König Pelops. Dabei verliebte er sich in Pelops Sohn Chrysippos und entführte ihn. Daraufhin verfluchte Pelops König Laios und seine Nachkommen.
Jahre später sagte das Orakel von Delphi König Laios eine schreckliche Zukunft voraus, sollte er jemals einen Sohn bekommen: Sein Nachfahre würde den eigenen Vater, den König, töten und die Mutter schwängern.
Das Orakel von Delphi
Das Orakel von Delphi galt als die wichtigste Weissagungsstätte der griechischen Antike. Sie befand sich nahe der Stadt Delphi, welche lange auch als Mittelpunkt der Welt galt. Der Gott Apollon besiegte an diesem Ort die geflügelte Schlange Python, welche hellseherische Fähigkeiten hatte. Ihr Blut tränkte den Ort und übertrug ihm damit die Fähigkeiten der Weissagung. Fortan befand sich der Ort und das Orakel unter dem Schutz Apollons.
Die Geburt von Ödipus
König Laios ist durch die Vorhersage erschüttert. Seine Frau Iokaste und er bekommen einige Zeit später einen Sohn. Um der Prophezeiung des Orakels zu entgehen, beschließen sie, das Kind aussetzen zu lassen. Sie beauftragen daraufhin einen Hirten, das Neugeborene mit zerstochenen und zusammengebundenen Füßen in den Bergen seinem Schicksal zu überlassen.
Der Hirte bringt es aber nicht übers Herz, das Kind im Gebirge auszusetzen: Er übergibt den Königssohn einem befreundeten Hirten in Korinth. Dieser Hirte wiederum übergibt das Neugeborene dem Königspaar von Korinth: Polybos und Merope. Die beiden adoptieren das Kind, dessen eigentliche Herkunft ein Geheimnis ist. Sie benennen ihren neuen Sohn nach seinen verletzten Füßen: Ödipus.
"Ödipus" bedeutet auf Deutsch nämlich so viel wie "Schwellfuß".
Ödipus hört die Prophezeiung
Ödipus wächst in Korinth mit dem Glauben auf, Polybos und Merope seien seine leiblichen Eltern. Auf einem Fest macht ein fremder Mann Ödipus gegenüber Andeutungen, dass das Königspaar von Korinth nicht seine biologischen Eltern seien.
Ödipus beschließt daraufhin, das Orakel von Delphi zu befragen. Das Orakel sagt ihm zwar nichts über seine Herkunft, macht aber die gleiche Prophezeiung, die es Jahre zuvor auch schon König Laios eröffnet hatte: Ödipus werde seinen Vater töten und mit seiner Mutter ein Kind zeugen. Auch Ödipus ist erschüttert von der Weissagung und verlässt Korinth und seine vermeintlich leiblichen Eltern. Er will damit verhindern, dass die Prophezeiung sich erfüllt.
Ödipus erschlägt seinen Vater
Im Gebirge gerät Ödipus in einen Streit mit einem anderen Reisenden. In diesem Gefecht tötet er sein Gegenüber. Bei dem Fremden handelt es sich tatsächlich um Ödipus' leiblichen Vater König Laios. Die wahre Identität des Gegenübers bleibt den beiden verschleiert, weshalb der erste Teil der Prophezeiung somit in Erfüllung geht.
Ödipus schwängert seine Mutter
Ödipus reist weiter und trifft vor den Toren Thebens auf die Sphinx. Sie plagt zu dieser Zeit Theben.
Die Sphinx ist ein mythisches Ungeheuer mit einem katzenartigen Körper und einem menschlichen Kopf. Sie stellt allen Reisenden, die an ihr vorbei wollen, ein Rätsel. Können sie ihr Rätsel nicht lösen, verschlingt die Sphinx die Reisenden.
Ödipus schafft es aber, das Rätsel zu lösen und die Sphinx verschwindet daraufhin aus Theben. In der Stadt wird Ödipus freudig in Empfang genommen, weil er Theben von seiner Plage befreien konnte. Zur Belohnung wird Ödipus der neue König von Theben und heiratet die Königin, Iokaste. Sie und Ödipus wissen aber nicht, dass sie Mutter und Sohn sind. Und so bekommt er auch mit Iokaste Kinder: Die Zwillinge Eteokles und Polyneikes sowie zwei Töchter namens Antigone und Ismene.
Zusammenfassung des Dramas König Ödipus
Die Tragödie König Ödipus knüpft an die Handlung der Vorgeschichte an und setzt in Theben vor dem Königspalast ein. Ödipus ist ein beliebter König. Das Stück besteht aus insgesamt vier Epeisodions und wird mit einem Exodos abgeschlossen.
Epeisodion bedeutet im altgriechischen Drama Dialogszene. Diese werden zwischen zwei Chorliedern eingeschaltet. Der Exodos ist das Schlusslied des Chors im altgriechischen Drama.
Prolog
Eine Gruppe Jugendlicher und ein Priester reden auf Ödipus ein und beklagen sich, wie sehr Thebens Einwohner*innen leiden würden: In Theben wütet eine Seuche und unzählige Menschen sterben, wobei auch die Felder unfruchtbar geworden sind. In König Ödipus sieht das Volk seine Hoffnung, weil er Theben vor Jahren bereits von einer anderen Plage (der Sphinx) befreien konnte.
Der Hoffnungsträger Ödipus hatte aufgrund seiner Ratlosigkeit bereits Kreon, seinen Schwager, nach Delphi geschickt. Dieser sollte das Orakel befragen und so herausfinden, wie Theben von der Seuche befreit werden kann.
In dem Moment, als Ödipus den Klagenden dies offenbart, kommt Kreon zurück und berichtet folgendes: Gott Apollon habe ihm gesagt, dass der Mörder von Laios, dem vorherigen König Thebens, auf diese Art bestraft werden müsse. Erst dann würde Theben von der Seuche befreit werden. Ödipus entschließt sich daraufhin, den Mörder von Laios zu finden.
Zur Erinnerung: Der Mörder von König Laios ist Ödipus selbst. Ödipus weiß das aber nicht. Er denkt, er habe "nur" einen fremden Reisenden erschlagen.
Einzugslied des Chors
Der Chor singt die Götter an.
1. Epeisodion
Der Chorführer rät dem Königshof, den anerkannten Seher Teiresias zu Hilfe zu rufen. Der blinde Teiresias lehnt zunächst jedoch ab. Ödipus akzeptiert diese Verweigerung nicht und drängt Teiresias daraufhin, ihm eine Erklärung für seine Ablehnung zu geben.
Schließlich offenbart dieser dem König, dass er, Ödipus, der wahre Mörder von Laios sei. Außerdem zweifelt er an Ödipus' wahrer Herkunft und prophezeit ihm eine unheilvolle Zukunft. Ödipus ist geschockt von diesem Vorwurf und beschuldigt seinen Schwager Kreon und den blinden Seher, sich gegen ihn verschworen zu haben.
Erstes Lied des Chors
Der Chor ist unruhig. Er schenkt der Prophezeiung von Teiresias keinen Glauben. Der Chor kann sich nicht vorstellen, dass der beliebte König Ödipus der Mörder von Laios sein könne.
2. Epeisodion
Ödipus wirft Kreon vor, ihn hintergangen zu haben. Er glaubt, sein Schwager und der Seher würden versuchen, seinem Ruf zu schaden, indem sie behaupten, Ödipus sei der Mörder des ehemaligen Königs. Die Frau des Ödipus, Iokaste, versucht den Streit der Männer zu schlichten. Sie will sie dazu bringen, sich wieder auf das größere Problem Thebens, die Seuche, zu konzentrieren.
Um Ödipus zu beschwichtigen, will sie ihm erklären, dass der Seher Teiresias nicht immer Recht behält. Sie erzählt Ödipus von einer lang zurückliegenden Prophezeiung, die ihres Wissens nach nie eingetreten sei: Teiresias habe König Laios vorhergesagt, dass sein eigener Sohn ihn töten werde. Daraufhin habe der König sein Neugeborenes aussetzen lassen. Schlussendlich sei Laios aber doch auf Reisen von Räubern getötet worden.
Ödipus ist aber nicht beruhigt von dieser Nachricht. Er erinnert sich daran zurück, wie er auf dem Weg nach Theben einen Reisenden im Streit erschlagen hat. Ihm fällt auch eine Prophezeiung ein, die der für König Laios ähnelt: Ihm hatte das Orakel von Delphi prophezeit, er würde seinen Vater töten und seine Mutter zur Frau nehmen.
Wegen des Spruchs hatte er Polybos und Merope von Korinth, die er für seine leiblichen Eltern gehalten hatte, verlassen. Ödipus erzählt dies alles seiner Frau Iokaste und ihn überkommt eine düstere Vorahnung der Wahrheit. Um mehr zu erfahren, beschließt Ödipus, einen Zeugen des Streits zwischen dem Reisenden und Ödipus zu befragen.
Zweites Lied des Chors
Der Chor verkündet, er werde sich nie wieder auf die Götter verlassen, wenn der Spruch des Teiresias sich nun vermeintlich ebenfalls als falsch herausstellen sollte.
Der Wissensstand des Chors ist demnach das, was Iokaste Ödipus erzählt hatte: dass das Orakel König Laios schon einmal im Stich gelassen und nicht Recht behalten habe.
3. Epeisodion
Aus Korinth ist eine Botschaft angekommen, wonach König Polybos, Ödipus' vermeintlicher Vater, an Altersschwäche verstorben sei. Ödipus ist erleichtert: Er sieht in der Mitteilung über den Tod des Königs die Bestätigung, dass er seinen Vater nicht ermordet habe. Dennoch befürchtet er, dass der zweite Teil des Orakelspruchs noch wahr werden könnte.
Im weiteren Verlauf des Geschehens wird bekannt, dass der Hirte aus Theben, der Ödipus als Kind aussetzen sollte, derselbe ist, der den Überfall auf Laios überlebt hat. Iokaste durchschaut das Ganze und ihr wird bewusst, dass sowohl Laios' als auch Ödipus' Prophezeiung eingetreten sei. Von da an versucht Iokaste Ödipus in seinen Nachforschungen aufzuhalten, damit er sich nicht ins Verderben stürzt.
Drittes Lied des Chors
Der Chor singt ein Lied über Ödipus' zweifelhafte Herkunft.
4. Epeisodion
Der Hirte, der überlebte, trifft ein. Er schaut sich Ödipus an und erkennt in ihm den Säugling von König Laios wieder, den er eigentlich hätte töten sollen. Außerdem gibt er zu, dass Ödipus Laios damals bei dem Überfall getötet habe.
Ödipus wird schlagartig die ganze Wahrheit bewusst: Er hat seinen leiblichen Vater König Laios erschlagen. Zudem hat er die Frau des Königs, Iokaste und somit seine eigene Mutter zur Frau genommen und mit ihr mehrere Kinder gezeugt. Er erkennt, dass sich die Prophezeiung des Orakels von Delphi erfüllt hat. Ödipus flüchtet erschüttert in den Palast.
Viertes Lied des Chors
Der Chor singt davon, wie jäh sich das Glück wenden kann. Er wendet sich verstört von Ödipus ab.
Exodus
Ein Diener tritt auf die Bühne und berichtet davon, was nun im Palast passiert sei: Ödipus ist in Iokastes Zimmer gerannt, um sie zu töten. Diese hatte sich aber schon erhängt. Ödipus ist überwältigt von seinem Unglück und der Welt. Er sticht sich mit der Gewandspange seiner Mutter die Augen aus.
Nun tritt Ödipus blutverschmiert und außer sich aus dem Palast von Theben vor. Er ist wütend auf den Hirten, der ihn als Kind vor dem Tod bewahrt, damit aber gleichzeitig anderen Menschen so viel Leid beschert hatte. Er bezichtigt Apollon, den Gott des Orakels von Delphi, schuld an Ödipus' schrecklichen Schicksal zu sein.
Kreon, der Schwager von Ödipus, erscheint. Ödipus übergibt Kreon die Verantwortung für seine Töchter Antigone und Ismene. Kreon stimmt zu. Außerdem verlangt Ödipus von Kreon, ihn zu verbannen oder zu töten. Kreon möchte erst die Götter um Rat bitten, bevor er sich entscheidet, ob er Ödipus' zweiter Forderung nachkommen will.
Charakterisierung der Figuren aus König Ödipus
König Ödipus
- Hauptfigur des Dramas,
- König von Theben, als solcher sehr beliebt,
- leiblicher Sohn von Laios und Iokaste von Theben,
- Ziehsohn von Polypos und Merope von Korinth,
- verheiratet mit Iokaste,
- pflichtbewusst und klug,
- neugierige Person.
Ödipus durchläuft in der Tragödie einen Erkenntnisprozess. Ihm wird nach und nach klar, dass sich die Prophezeiung erfüllt hat.
Iokaste
- Frau von Laios, bis dieser stirbt,
- Frau und Mutter von Ödipus,
- um die 50 Jahre alt,
- freundlich und beliebt beim Volk,
- emotional.
Der Ödipus-Komplex
Angelehnt an die Geschichte von König Ödipus haben Psychoanalytiker*innen einige Komplexe des menschlichen Entwicklungsstadiums nach Figuren aus der Tragödie benannt.
Psychoanalytiker*innen behandeln seelische Störungen nach den Grundsätzen der Psychoanalyse. Die Psychoanalyse beschäftigt sich mit Tiefenpsychologie und dem Unterbewusstsein.
Der Ödipus-Komplex etwa ist ein Erklärungsmodell für einen Teil der psychosexuellen Entwicklung eines Jungen. Er bezeichnet den unterbewussten Konflikt, den der Junge mit einem Elternteil hegt, während es den anderen Elternteil unterbewusst umwirbt. Diese Phase endet laut den Psychoanalytikern darin, dass das Kind seine Eltern als sexuelles Paar anerkennt. Bei Mädchen gibt es ein entsprechendes Äquivalent: den Elektra-Komplex.
Es gibt auch einen Iokaste-Komplex. Er liegt dann vor, wenn eine Mutter eine übermäßig enge und intime Beziehung zu ihrem Kind pflegt.
Teiresias
- blinder Seher,
- von edler Abstammung,
- Ödipus verspottet Teiresias; der Seher durchschaut aber Ödipus' Geschichte als Erster,
- intelligent und ehrlich,
- geheimnisvoll: es wird z. B. nicht klar, warum Teiresias blind ist.
Laios
- leiblicher Vater von Ödipus,
- ehemaliger König von Theben und Mann von Iokaste,
- wird von Ödipus ermordet,
- er und seine zwei nachfolgenden Generationen wurden verflucht, weil Laios lange vor Ödipus' Geburt den Sohn seines Freundes König Pelops entführt hatte.
Kreon
- Iokastes Bruder,
- sachlich und ruhig, auch im Konflikt mit Ödipus.
Die Geschichte des König Ödipus – eine Interpretation
Der Charakter des Ödipus lässt sich als Symbol der Unsicherheit des menschlichen Lebens verstehen. Ödipus, der ein beliebter König von Theben und mit einer schönen Frau verheiratet ist, erleidet letztlich ein tragisches Schicksal:Er erfährt, dass er seinen Vater ermordet und seine Mutter geschwängert hat. Daraufhin erhängt sich seine Mutter, Ödipus selbst sticht sich die Augen aus und bittet seinen Schwager Kreon, ihn zu töten oder zu verbannen.
Die Ironie liegt darin, dass Ödipus eben durch die bewusste Flucht vor seinem schrecklichen Schicksal die Prophezeiung selbst erfüllt: Er verlässt seine vermeintlichen Eltern, nur um dann auf seiner Reise seinen leiblichen Vater Laios zu treffen, mit ihm in einen Streit zu geraten und ihn schließlich zu erschlagen. Auf seiner weiteren Reise trifft er auf die Sphinx, die er letzten Endes besiegt. Diese Tat wird in Theben als Akt des Heldentums gefeiert und Ödipus wird zum König. Iokaste und Ödipus erkennen sich nicht als Mutter und Sohn und zeugen gemeinsam vier Kinder.
Das Schicksal des Individuums
Das Thema Schicksal ist ein wichtiges, wiederkehrendes Motiv in König Ödipus. Während Laios, Iokaste und Ödipus unablässig versuchen, ihrem prophezeiten Schicksal zu entfliehen, führen sie es selbst herbei. Die Zuschauenden fragen sich, inwieweit das Schicksal eintreten muss und ob die Figuren an einem Punkt in der Handlung eine Möglichkeit hatten, ihrer Bestimmung zu entkommen.
Hätte Ödipus einen anderen Weg nach Theben gewählt, hätte er seinen Vater Laios nicht getroffen. Hätte er ihn dann getötet? Oder war es unausweichlich, dass die beiden sich irgendwann begegnen und der Sohn seinen Vater tötet? Die Wege des Schicksals in der Tragödie werfen beim Zuschauenden viele Fragen auf.
Sehen und die Blendung
In "König Ödipus" spielt auch der Kontrast zwischen psychischem und physischem Sehen eine große Rolle. Der physisch blinde Seher ist der Erste, der Ödipus' Schicksal zuerst durchschaut. Im Kontrast dazu kann Ödipus physisch zwar sehen, er erkennt die Zusammenhänge um sich herum aber trotzdem nicht. Das Motiv des Sehens wird zum Ende der Tragödie auch in Ödipus' Selbstblendung aufgegriffen. Ödipus nimmt sich selbst die physische Sehkraft, weil er die Zusammenhänge auf einer höheren Ebene erkannt hat und sie nicht erträgt.
Merkmale der antiken Tragödie
Tragödie bedeutet so viel wie "Trauerspiel". Die antike Tragödie befasst sich meistens mit dem tragischen Schicksal der Protagonisten*innen. Dementsprechend ist es ein eher ernstes Bühnenstück. Der/die Protagonist*in ist meistens eine Person mit edlen Absichten, die einen tragischen Fehler begeht. Der Fehler führt am Ende der Handlung zu einer Katastrophe, dem Untergang der Hauptfigur.
Im Zentrum der Handlung steht meistens ein unlösbarer Konflikt. In diesem Konflikt finden sich existentielle, religiöse oder philosophische Fragestellungen wieder.
Typische Inhalte der antiken Tragödie sind beispielsweise:
- Der Mensch und die Götter,
- die individuelle Person und die Welt,
- Schuld und Buße,
- Seinsfrage (Wer bin ich? Bin ich überhaupt?),
- Schicksal und Charakter.
Merkmale der antiken Tragödie in König Ödipus
König Ödipus erfüllt viele der Kriterien einer antiken Tragödie:
- Bei diesem Drama handelt es sich um ein ernstes Stück, das auf der Bühne aufgeführt wird.
- In antiken Tragödien geht es um das tragische Schicksal der Hauptfigur, auch dieses Kriterium erfüllt "König Ödipus": obwohl und gerade weil der allseits beliebte Ödipus der Prophezeiung zu entfliehen versucht, erfüllt er sie gleichzeitig.
- Auch das für antike Tragödien typische Themenfeld "Schicksal und Charakter" findet sich in diesem Haupthandlungsstrang wieder; er erleidet ein Schicksal, das er selbst kaum ertragen kann und das ihn sich selbst verabscheuen lässt.
- Die Frage nach dem Sein und der eigenen Rolle in der Welt wird gestellt, als Ödipus erfährt, dass Polybos und Merope gar nicht seine leiblichen Eltern sind. Er ist tatsächlich das Kind von den Menschen, denen er geschadet hat – diese Erkenntnis stürzt Ödipus in eine tiefe Krise.
- Die Katastrophe erfolgt, als sich Ödipus die Augen aussticht und sterben oder zumindest Theben verlassen möchte. Der Protagonist erleidet seinen persönlichen Untergang.
König Ödipus - Das Wichtigste
- Das Stück König Ödipus ist eine klassische griechische Tragödie des Dichters Sophokles und wurde ca. 425 v. Chr. uraufgeführt.
- Das Stück knüpft an den Ödipus-Mythos an.
- In diesem Mythos wird Ödipus prophezeit, dass er seinen Vater töten und mit seiner Mutter Kinder zeugen werde. Ödipus tut dies später unwissentlich, in dem Glauben, mit seinen Handlungen die Prophezeiung zu sabotieren.
- Das Stück besteht aus vier Epeisodions – unterbrochen von vier Chorlieder, die das Geschehen kommentieren und wird mit einem Exodos abgeschlossen.
- Im Laufe des Stückes macht Ödipus einen Erkenntnisprozess durch und realisiert, dass die Prophezeiung des Orakels von Delphi doch wahr geworden ist.
- Dies stürzt ihn in eine tiefe Krise und er nimmt sich das Augenlicht.
- Das Drama König Ödipus kann als Symbol für die Zerbrechlichkeit des menschlichen Glücks angesehen werden
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Häufig gestellte Fragen zum Thema König Ödipus
Wer hat König Ödipus geschrieben?
"König Ödipus" wurde vom griechischen Dichter Sophokles (ca. 497–406 v. Chr.) geschrieben.
Warum ist König Ödipus eine Tragödie?
"König Ödipus" ist eine Tragödie, weil Ödipus in seiner Flucht vor einem Schicksal die Prophezeiung erfüllt: Er tötet seinen Vater und schwängert seine Mutter, beides zunächst unwissentlich. Das Stück weist zudem auch andere Merkmale einer antiken Tragödie auf, wie zum Beispiel die Auseinandersetzung mit dem Schicksal.
Wann wurde König Ödipus geschrieben?
"König Ödipus" wurde ca. 425 v. Chr. geschrieben.
Wie stirbt Ödipus?
Es ist nicht bekannt, ob Ödipus stirbt. Nachdem er die Wahrheit über sich erfahren hat, sticht er sich die Augen aus und verlässt Theben.
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