Minna von Barnhelm

Gotthold Ephraim Lessings 1767 erschienene Komödie in fünf Aufzügen "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" thematisiert die Leidensgeschichte eines verlobten preußischen Majors aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges, der von 1757 bis 1764 dauerte. Dank charakterlicher Stärken und ein wenig List der Verlobten dieses Majors mündet diese Geschichte dann in ein glückliches Ende. Das Stück stammt außerdem aus der Epoche der Aufklärung.

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Inhaltsverzeichnis
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    Komödie

    Die Komödie (griechisch κωμῳδός‎ (kōmōdós) = "komischer Schauspieler"), auf Deutsch auch "Lustspiel" genannt, ist neben der Tragödie eine Grundform des Dramas.

    In einer Komödie werden menschliche Schwächen oftmals übertrieben dargestellt, sodass das Publikum zum Lachen gebracht wird. Dennoch weist die erheiternde Handlung einen Konflikt auf. In der Regel ist dieser allerdings lösbar und die Zuschauenden können mit einem glücklichen Ende rechnen.

    "Minna von Barnhelm" – Zusammenfassung

    Die Akte des Dramas "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" heißen Aufzüge, die sich wiederum in mehrere Szenen unterteilen. Im Folgenden findest Du eine Zusammenfassung von "Minna von Barnhelm".

    1. Aufzug: Der schlaue Wirt und ein gutmütiger Major

    Der unehrenhaft aus dem preußischen Dienst entlassene und damit verarmte Major von Tellheim und sein Diener Just übernachten in einem Gasthaus. Just wird dort wütend über den Wirt: Der Wirt hat Tellheim nämlich umquartieren lassen, um das sehr gut ausgestattete Zimmer einer reichen Kundin zur Verfügung zu stellen. Dennoch legt der Wirt ausgesprochen höfliche, ja sogar unterwürfige Manieren gegenüber Tellheim an den Tag. Denn der Wirt glaubt irrtümlicherweise, dass Tellheim ein sehr reicher Mann ist.

    Seiner schwierigen finanziellen Lage bewusst, will Tellheim erstens seinen inzwischen sechsmonatigen Aufenthalt beim Wirt beenden und diesen auszahlen. Zweitens will er nun auch Just mit einer Auszahlung aus dem Dienst entlassen. Allerdings will Tellheim nicht das ihm zur Verwahrung gegebene Geld seines Unteroffiziers Werner aufwenden. Er lehnt auch ab, als die Witwe eines anderen Unteroffiziers ihre Schulden bei Tellheim begleichen will. Denn Tellheim will damit Rücksicht auf ihre familiären Bedürfnisse nehmen.

    2. Aufzug: Das Wiedersehen

    Bei der reichen Dame, die der Wirt im ersten Akt bevorzugt behandelt hat, handelt es sich um Minna, also die vermögende Verlobte Tellheims, die auf der Suche nach ihm ist. Denn er hat ihr seit langer Zeit nicht mehr geschrieben. Nachdem Tellheim zur Auszahlung seinen Ring beim Wirt versetzt hat, macht er sich auf den Weg zu einem Kaffeehaus. Als der Wirt in das Zimmer Minnas kommt, erkennt sie sofort den Ring Tellheims und veranlasst, dass der Wirt Tellheim zu ihr bringen soll.

    Nach einigen Schwierigkeiten kann Tellheim doch zu Minna gebracht werden und es kommt endlich zu einer Begegnung zwischen den Verlobten. Da Tellheim aber verarmt und ohne Arbeit ist, hat er keine Hoffnung mehr auf eine Ehe mit Minna, auch wenn er ihr seine Liebe nochmals versichert. Minnas Versuch, ihren verzweifelten Verlobten zu überzeugen, bleibt aber vergeblich.

    3. Aufzug: Werner begegnet Franciska

    Da Tellheim lieber über Briefe mit seiner Verlobten in Kontakt bleiben will, soll nun sein Diener Just einen Brief von ihm zu Minna bringen. Dabei kommt es zu einem viel enthüllenden, und beziehungsfördernden Gespräch zwischen Just und der Dienerin Minnas namens Franciska.

    Dabei erfährt Franciska, dass Just ein zwar nicht so freundlicher, dafür aber loyaler und ehrlicher Diener Tellheims gewesen ist. Auch weiß sie nun, dass bisher alle Diener Tellheims ihren Herrn verraten hatten: Einer hatte die Garderobe Tellheims geklaut, ein anderer hatte Schulden im Namen seines Herrn gemacht und war dann davongelaufen.

    Auf dem Weg zu ihrer Herrin wird Franciska vom Wirt abgehalten; er möchte sie nämlich aushorchen, warum Tellheim und Minna streiten. Bevor sie sich im Anschluss daran über den Preis des von Tellheim versetzten Rings einig werden können, trifft der Unteroffizier Werner ein, um seinem Herrn aus der Geldnot herauszuhelfen. Das Gespräch zwischen ihm und Franciska entfacht Zuneigung zwischen den beiden. Daher bitte sie ihn, auf ihn zu warten, bis sie von ihrer Herrin zurück ist.

    4. Aufzug: Minnas Plan

    Anstatt weiter auf Franciska zu warten, drängt es Werner zu Tellheim. Tellheim kann gut durchschauen, dass das von Werner angebotene Geld ihm selbst, und nicht einer Schuldnerin Tellheims gehört, wie Werner es seinem Herrn glauben machen will. Tellheim verspürt zwar das Wohlwollen seines Unteroffiziers, lehnt jedoch aus übermäßigem Ehrgefühl jegliche Hilfe anderer ab.

    Um Tellheim von so einem Ehrbegriff abzubringen, lassen sich Franciska und Minna einen Bubenstreich einfallen: Wenn Minna sich bei ihrer nächsten Verabredung mit Tellheim als enterbt und mittellos ausgeben würde, so würde dies vielleicht Mitleid bei Tellheim wecken und ihn zur Annahme finanzieller Hilfen und damit Besserung seiner Situation bewegen. Auch würde er dann Minna bei sich aufnehmen müssen, da sie ansonsten einem traurigen Schicksal ausgeliefert wäre.

    Vor der Begegnung trifft aber ein Franzose namens Riccaut de la Marlinière bei Minna ein, um ihr die Nachricht einer Wiederherstellung der Ehre Tellheims durch den preußischen König zu überbringen. Minna ist froh darüber, macht aber den Fehler, dass sie aus Freude dem glücksspielsüchtigen Riccaut mehr Geld für seine Kartenspiele gibt. Denn Riccaut ist ein betrügerischer Spieler.

    5. Aufzug: Konfliktlösung und das Jawort

    Bei der Verabredung mit Tellheim erfährt Minna die Vorgeschichte Tellheims: Der Major wurde wegen eines vermuteten Komplotts zwischen ihm und den von den Preußen besiegten Sachsen entlassen. Tatsächlich hatte sich Tellheim mit den Sachsen auf eine möglichst geringe Kriegskontribution geeinigt, um den Menschen in Sachsen die Last solcher Kontribution zu nehmen. Abgesehen von dieser Hilfe hatte er sogar 2000 Taler aus eigener Tasche zur Kontributionssumme beigetragen, um so die von den Preußen geforderte Summe zu erreichen.

    Kriegskontribution bezeichnet die Geldzahlung, zu der die im Krieg Besiegten von den Siegern verpflichtet werden.

    Er hat also nicht nur das Risiko einer Pflichtverletzung — er sollte möglichst hart gegen die Sachen vorgehen, was er aber aus Menschlichkeit nicht tat — auf sich genommen, sondern er hat zur Unterstützung der Sachsen auch sein eigenes Vermögen aufs Spiel gesetzt. Die Kenntnis all dieser Tatsachen ruft bei Minna Stolz und Verehrung für ihren Verlobten hervor. Als Tellhelm dennoch an seinem übermäßigen Stolz festhält und Minnas Hilfe verweigert, ist sie darüber ungehalten und trennt sich von ihm.

    Als Franciska ebenfalls bei Minnas Streich mitmacht, indem sie Tellheim die Lüge von der Enterbung und Mittellosigkeit Minnas erzählt, überkommt Tellheim Mitleid mit seiner Verlobten. Er geht sofort zu Werner, um Geld bei ihm zu leihen. Mit ihrem Plan haben Minna und Franciska zwar Erfolg, Minna treibt den Streich aber zu weit und zeigt sich absichtlich weiterhin unbegeistert von Tellheim.

    Auch als der Brief des Königs von Preußen bei Tellheim eintrifft, in dem der formell um eine Entschuldigung und den Wiedereintritt in den Dienst gebeten wird, zeigt sich Minna ganz gleichgültig. Ihre Begründung lautet: Sie sei nun zu arm und Tellheim zu reich.

    Der Streich findet erst ein Ende, als Minnas Onkel Graf von Bruchsall sie besuchen kommt. Dann erklärt sie Tellheim alles und sorgt so für Klarheit. Am Ende verloben sich Werner und Franciska, und auch Minna und Tellheim geben sich das Jawort.

    "Minna von Barnhelm" – Charakterisierung

    Entscheidend für das Fortschreiten der Handlung sind vier Figuren: Major von Tellheim, Minna von Barnhelm, Graf von Bruchsall und Franciska. Daher folgt eine Charakterisierung von jeder genannten Figur aus "Minna von Barnhelm"..

    Minna von Barnhelm Tellheim

    • Tellheim ist Major im preußischen Dienst, wird aber nach Kriegsende auf ungerechte Weise abgefertigt
    • ist die Unversehrtheit seiner Ehre wichtig — manchmal sogar allzu viel
    • aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen zögert er seine Heirat mir Minna hinaus
    • Tellheim schämt sich davor, sich von seiner Verlobten unterstützen zu lassen
    • widersetzt sich einem preußischen Erlass, hohe Steuereinnahmen und Kriegszahlungen bei den Sachsen einzutreiben
    • ist stur, dafür aber moralisch höchst verantwortungsvoll
    • Tellheim ist offen für die Vorschläge und Beschwerden seiner Verlobten
    • ist zu Mitleid und zur Änderung der eigenen Meinung bereit

    Minna von Barnhelm

    • ist die zwanzigjährige Nichte des adeligen Grafen von Bruchsall und Verlobte des Majors von Tellheim
    • ist äußerlich attraktiv, hat Verstand und einen ausgeprägten Sinn für Eigenständigkeit
    • denkt sich einen Streich aus, um Tellheim auf eine Liebesprobe zu stellen
    • ist mehr am wahren Charakter ihres Verlobten als seinen finanziellen Verhältnissen interessiert

    Minna von Barnhelm – Graf von Bruchsall

    • ist der adelige Onkel Minnas, der Minna als seine eigene Tochter ansieht
    • vertritt die verschiedenen Stände der sächsischen Gesellschaft
    • akzeptiert die Verlobung Minnas mit Tellheim
    • achtet ehrliche Menschen besonders, darunter auch Tellheim
    • gibt am Ende Minna den Anlass zur Beendigung ihres Streichs

    Minna von Barnhelm Franciska

    • ist die Dienerin Minnas
    • ist Minna so nah, dass sie ihre Herrin kritisieren darf
    • hat wie ihre Herrin ein schönes Aussehen
    • aus Wohlwollen erteilt sie ihrer Herrin gelegentlich Ratschläge
    • meint, dass Minna den Streich gegen ihren Verlobten zu weit getrieben hat
    • will den einstigen Wachtmeister Tellheims namens Werner heiraten

    "Minna von Barnhelm" – Analyse

    Während Lessing einige Elemente des Aristotelischen Dramas als Inspiration für den Aufbau in "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" dienen, fällt sein Stück in sprachlicher Hinsicht wegen einiger stilistischer Kunstgriffe auf. Im Folgenden erhältst Du eine Analyse von Sprache und Aufbau.

    Sprache

    Die Sprache, die Lessing seinen Figuren in den Mund legt, sollen zum einen ihre Herkunft und zum anderen ihren generellen Charakter verraten. So reden Figuren aus dem hohen Stand wie etwa Minna und Tellheim in einer gehobenen Sprache:

    Wirt. Wahrhaftig, ich erschrak recht, als ich das Beutelchen fand. – Ich habe immer Ihro Gnaden für einen ordentlichen und vorsichtigen Mann gehalten, der sich niemals ganz ausgibt. – Aber dennoch – wenn ich bar Geld in dem Schreibepulte vermutet hätte –

    Tellheim. Würden Sie höflicher mit mir verfahren sein. Ich verstehe Sie. – Gehen Sie nur, mein Herr; lassen Sie mich; ich habe mit meinem Bedienten zu sprechen. –1

    Die Szene spielt im ersten Akt, als Tellheim seinen sechsmonatigen Aufenthalt beenden will. Der Wirt bedient sich einer sehr unterwürfigen Sprache "Ihro Gnaden", was seine untergebene Stellung zu Tellheim hervorheben soll. Tellheim dagegen kann den Wirt auffordern, zu gehen.

    Ähnlich reden Figuren aus dem unteren Stand oft in einer derben Sprache, wie der Diener Just gleich im Auftakt des Dramas.

    Just. Schurke von einem Wirte! Du, uns? – Frisch, Bruder! – Schlag zu, Bruder! (Er holt aus und erwacht durch die Bewegung.) Heda! schon wieder? Ich mache kein Auge zu, so schlage ich mich mit ihm herum. Hätte er nur erst die Hälfte von allen den Schlägen! – Doch sieh, es ist Tag!1

    Just schimpft hier über den Wirt, weil dieser seinen Herrn Major von Tellheim ungerecht behandelt hat. "Schurke" ist ein grober und beleidigender Ausdruck. Ebenso auffällig ist das Vorkommen fremdsprachiger Textabschnitte. Die Mischung z. B. aus Deutsch und Französisch, die die Sprache des französischen Offiziers Riccaut kennzeichnet, soll auf seine ausländische Herkunft aufmerksam machen.

    Ein weiteres Stilmittel ist die Hyperbel, also eine sprachliche Übertreibung:

    Just (der mit dem Fuße stampft und dem Wirte nachspuckt). Pfui!

    Tellheim. Was gibt's?

    Just. Ich ersticke vor Bosheit.1

    Just übertreibt mit seiner Antwort, indem er seinen Unmut mit "Ich ersticke vor Bosheit" äußert. So erscheint Just als eine sprachgewandte Figur im Text. Das bestätigt sich in vielen seiner rhetorischen Fragen, eine äußert er im Gespräch mit seinem Herrn:

    Just. Kein bares Geld? Und was ist denn das für ein Beutel mit fünfhundert Taler Louisdor, den der Wirt in Ihrem Schreibpulte gefunden?

    Tellheim. Das ist Geld, welches mir aufzuheben gegeben worden.1

    Just weiß, dass sein Herr doch nicht ganz ohne Mittel ist, da er noch über etwas Geld verfügt. Das macht er ihm mit zwei rhetorischen Fragen bewusst.

    Die rhetorische Frage ist eine Frage, die die Antwort schon in sich trägt oder bei der die Antwort bereits klar ist.

    Insgesamt ist die Sprache im "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" gut verständlich, auch wenn sich einige Ausdrücke aus heutiger Sicht etwas veraltet anhören.

    Aufbau

    Lessings "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" besteht aus fünf Aufzügen, also fünf Akten. Jeder Aufzug enthält mehrere Szenen. Damit ähnelt das Stück dem Aufbau von einem aristotelischen Drama. Auch behält "Minna von Barnheim" die Einheit des Orts, der Zeit und der Handlung, also einen weiteren Bestandteil des aristotelischen Dramas, bei. Die Handlung spielt innerhalb von einem Tag und an einem einzigen Ort, dem Gasthaus und ist nicht sprunghaft.

    Lessing bricht außerdem mit der Ständeklausel, weil er adelige Figuren zusammen mit den Figuren aus "unteren" Ständen auftreten lässt. So tritt die Dienerin Minnas Franciska zur selben Zeit mit dem Major von Tellheim auf, was der Ständeklausel widerspricht.

    Die Ständeklausel war ein für die Dramen der Antike und des Mittelalters typisches Schema, nach dem Figuren aus den "unteren" Ständen nie zusammen mit den Figuren aus den oberen Ständen auftreten durften.

    "Minna von Barnhelm" – Interpretation und Motive

    Zwei Hauptmotive ziehen sich durch das gesamte Drama hindurch. Das eine Motiv ist das in einem problematischen Ausmaß vorhandene Ehrgefühl Tellheims, das ihn zu jeglicher Lösung unfähig macht. Das zweite Motiv ist das Mitleid, das diesem übersteigerten Ehrgefühl Tellheims ein Ende setzt. Beide Motive werden bei der Interpretation unten berücksichtigt.

    Übersteigertes Ehrgefühl als Ursache des Konflikts

    Obwohl Minna und Tellheim längst verlobt sind, hält ihn sein übersteigertes Ehrgefühl von der Eheschließung ab. Als der Major aus dem preußischen Dienst unehrenhaft entlassen wird, ist er finanziell fast ruiniert. Anstatt Hilfe von seinen Bekannten oder gar von seiner reichen Verlobten Minna anzunehmen, um so der eigenen Not ein Ende zu setzen, lässt ihn sein übermäßiges Ehrgefühl in der finanziellen Krise ausharren.

    Damit ist das übersteigerte Ehrgefühl Tellheims zugleich ein konfliktauslösendes Motiv in der Handlung. Wenn Tellheim sich nämlich ohne Weiteres schon früh von anderen hätte helfen lassen, wäre er erst gar nicht in Geldnot gekommen und es nichts hätte seiner Eheschließung mit Minna im Weg gestanden.

    Selbst ein Brief des preußischen Königs mit der Nachricht über die Wiederherstellung seiner Ehre und seine Wiedereinstellung stellt keine Lösung für Tellheim dar.

    Mitleid als Gegengift

    Als Tellheim selbst im Angesicht seiner erneuten Einstellung in den preußischen Dienst und Wiedergutmachung seiner verletzten Ehre nicht von seinem übersteigerten Ehrgefühl abzubringen ist, denkt sich seine Verlobte einen Plan aus. Sie will Mitleid bei Tellheim auslösen, das ihn dann zur Änderung seiner Einstellung bewegen soll.

    Das hat Erfolg: Als Franciska Tellheim mitteilt, dass seine Verlobte enterbt worden sei, geht er sofort zu Werner, um sich Geld auszuleihen. Somit erweist sich erst das Mitleid Tellheims mit seiner Verlobten als der entscheidende Faktor für den Wandel seines ansonsten starrsinnigen und übertriebenen Ehrbegriffs. Insofern wäre Mitleid als ein Gegenmotiv zur Ehre aufzufassen.

    Damit soll das Stück zeigen, dass niemand unfehlbar ist und dass Menschen sich durchaus ändern können. Eine Lehre in einem Theaterstück zu verpacken, ist typisch für viele Dramen Lessings, aber auch für die Epoche der Aufklärung, zu der "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" gehört.

    Lessing – "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück"

    Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 als drittes von insgesamt zwölf Kindern in Kamenz geboren. Bis heute gilt Lessing als der bedeutendste Autor in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sowohl die Literatur als auch das Theater wurden von Lessing nachhaltig beeinflusst.

    Obwohl für Lessing vorgesehen war, den geistlichen Weg einzuschlagen, hat er sich schon früh literarisch betätigt und den Kontakt zu anderen Literaturschaffenden seiner Zeit gesucht. Neben seinen freien literarischen Arbeiten betätigte er sich als Literatur- und Theaterkritiker. Ab 1766 arbeitete er als Dramaturg und Kritiker am Nationaltheater in Hamburg, ehe er von 1770 bis zu seinem Tod 1781 als Hofbibliothekar der herzoglichen Bibliothek bei Braunschweig tätig wurde. In dieser Zeit ist auch "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" entstanden.

    Erstmals frei von finanziellen Sorgen widmete sich Lessing wieder dem Schreiben und 1772 erschien "Emilia Galotti". Ein Stück, das scharfe Kritik am Adel übt, wurde zum Geburtstag einer Herzogin uraufgeführt – eine Ironie, der sich Lessing bewusst war: zur Uraufführung erschien er nicht. Kurz vor seinem Tod erschien 1779 "Nathan der Weise". Ein Stück, in dem Lessing seine Idee von religiöser Toleranz und einem friedlichen Zusammenleben der drei Weltreligionen ausarbeitete. Am 5. Februar 1781 verstarb der Schriftsteller in Braunschweig an den Folgen eines Schlaganfalls.

    "Minna von Bahnhelm" – Historischer Hintergrund und Epoche

    Der Siebenjährige Krieg stellt der historische Hintergrund für Lessings "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" dar. Dieser Krieg ging von 1756 bis 1763. Es muss eigentlich von mehreren Kriegen gesprochen werden, die zur gleichen Zeit auf verschiedenen Schauplätzen geführt wurden. Preußen und Großbritannien kämpften gegen Österreich, Frankreich, Russland und das Heilige Römische Reich. Ziel der Kämpfe war einerseits die Ausdehnung der territorialen Gebiete und anderseits die Macht über die Kolonien.

    Auch wenn die Geschichte im "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" komplett erfunden ist, spiegelt sich darin die Zeit um den Siebenjährigen Krieg gut wider. Es wird im Stück nämlich die Kriegskontribution dargestellt, die die Sachsen an Preußen entrichten müssen. Auch das Schicksal des Majors von Tellheim erinnert an die damalige Vorstellung von Dienstpflicht: Zur Pflichterfüllung soll er mit Härte gegen die Sachsen vorgehen, um die Kontribution einzutreiben.

    Auch eine geistige Bewegung war zu dieser Zeit aktiv: die Aufklärung. Aufgrund des Entstehungsdatums und der Tendenz zur Belehrung darin wird "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" in diese Epoche eingeordnet. Diese damals europaweit herrschende Epoche war geprägt von Umbrüchen und Veränderungen in allen Lebensbereichen. Das Hinterfragen, Denken und Zweifeln wurde gefördert und die Emanzipation vorangetrieben.

    Zentrale Merkmale der Aufklärung waren:

    • die Auflehnung gegen die bestehende Ordnung und damit auch gegen gesellschaftliche Hierarchien,
    • es gab Protagonisten aus dem Bürgertum,
    • der Glaube an den Fortschritt,
    • der Individualismus,
    • und die Forderung nach Vernunft, Toleranz und Gleichheit.

    Dieser Themen bedient Lessing sich in seinem Drama. So lehnt sich Major von Tellheim gegen den preußischen Befehl auf, nötigenfalls mit Gewalt die geforderte Kriegskontribution von den geschlagenen Sachsen einzutreiben.

    Es wird außerdem dargestellt, dass eine reiche Person eine weniger reiche Person heiraten kann: Als Tellheim aus dem Dienst entlassen wird, ist er wie nie zuvor verarmt, während seine Verlobte noch sehr reich ist. Das hindert sie aber nicht daran, ihm treu zu bleiben. Damit erfüllt das Stück die Forderung der Aufklärung nach Vernunft und Gleichheit.

    Mehr Information findest Du in der Erklärung "Aufklärung" auf StudySmarter.

    Minna von Barnhelm – Das Wichtigste

    • "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück", eine 1767 erschienene Komödie von Gotthold Ephraim Lessing, thematisiert die Leidensgeschichte eines verlobten preußischen Majors aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges. Dank seiner Verlobten kann dieser aber seine schweren Schicksalsschläge meistern.
    • Die Zusammenfassung und Interpretation lautet folgendermaßen: Aufgebaut ist das Stück in fünf Akten, die jeweils mehrere Szenen enthalten. Das Drama weist eine Anlehnung an das aristotelische Dramenschema auf. Auch die Einheit der Handlung, der Zeit und des Orts ist im Drama vorhanden. Mit der Ständeklausel wird jedoch gebrochen, was mit der Forderung der Aufklärung nach Gleichheit vereinbar ist.
    • In der Analyse stellt sich heraus dass, der Text sprachlich reich an Stilmitteln ist, wie u. a. Hyperbel und rhetorischen Fragen.
    • Wegen des Entstehungsdatums und der im Drama dargestellten Themen wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Auflehnung gegen die Ordnung wir das Drama in die Epoche der Aufklärung eingeordnet.

    Nachweise

    1. Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. DTV Deutscher Taschenbuch Verlag.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Minna von Barnhelm

    Warum ist Minna von Barnhelm eine Komödie?

    Weil das Stück inhaltlich, aber auch sprachlich komisch wirkt und ein glückliches Ende hat. 

    Wer schrieb Minna von Barnhelm?

    Gotthold Ephraim Lessings schrieb 1767 die Komödie  "Minna von Barnhelm". 

    Wie spiegelt "Minna von Barnhelm" die Aufklärung wider?

    Lessing verarbeitet im Stück die für die Aufklärung wichtigen Themen wie z. B. Auflehnung gegen die bestehende Ordnung, Forderung nach Vernunft und Gleichheit. 

    Warum will Tellheim Minna verlassen? 

    Weil er entehrt und verarmt ist und durch Minderwertigkeitsgefühle nicht mehr glaubt, dass er der Richtige für Minna wäre. 

    Wie alt ist Minna von Barnhelm?

    Minna von Barnhelm ist 20 Jahre alt. 

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    Warum will Minna Mitleid bei Tellheim wecken?

    Das Stück weist eine Einheit des Orts, der Zeit und der Handlung auf.

    Der Siebenjährige Krieg bildet den Hintergrund für das Stück.

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