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Die Komödie (griechisch κωμῳδός (kōmōdós) = "komischer Schauspieler"), auf Deutsch auch "Lustspiel" genannt, ist neben der Tragödie eine Grundform des Dramas. In einer Komödie werden menschliche Schwächen oftmals übertrieben dargestellt, sodass das Publikum zum Lachen gebracht wird. Dennoch weist die erheiternde Handlung einen Konflikt auf. In der Regel ist dieser allerdings lösbar und das Publikum kann mit einem glücklichen Ende rechnen.
"Romulus der Große" erschien 1956 erstmals in schriftlicher Form. Dürrenmatt überarbeitete sein Werk bis zur persönlichen Zufriedenheit im Jahr 1980. Die Veränderungen sind vor allem im vierten und letzten Akt spürbar, der nach wie vor öffentlich zugänglich ist, gelesen und mit dem Original verglichen werden kann.
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"Romulus der Große" – Zusammenfassung
Die Komödie "Romulus der Große" erzählt von dem Untergang des römischen Reichs und gliedert sich in vier Akte. Die Handlung erstreckt sich vom Morgen des 15. bis zum Morgen des 16. März 476 n. Chr., spielt also innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Hauptstandort ist dabei die kaiserliche Villa von Romulus in Kampanien.
Kampanien ist eine Küstenregion im Westen von Italien. Zu ihr gehören die Provinzen Avellino, Benevento, Salerno, Neapel und Caserta. Heute umfasst Kampanien rund 5,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Akt 1 – Ein desinteressierter Kaiser
Der Präfekt der Reiterei, Spurius Titus Mamma, möchte dem römischen Kaiser die Nachricht überbringen, dass Pavia, eine Stadt in der heutigen Lombardei, im Kampf gefallen ist. Er sucht deswegen das kaiserliche Anwesen auf, wird von Romulus' Kammerdienern Achilles und Pyramus jedoch nicht eingelassen, da der direkte Weg zum Kaiser nicht dem üblichen Behördengang entspricht.
Im antiken Rom war der Präfekt ein Beauftragter im Bereich der Verwaltung oder des Militärs. Er entstammte üblicherweise einem gehobenen Stand. Noch heute ist dies in Italien die Bezeichnung für einen Verwaltungsbeamten von hoher Stellung.
Währenddessen fürchtet Romulus eine Verschwörung, da auch Kaiser Iulius Caesar an den Iden des März ermordet wurde. Er beschließt, seine Dienerschaft besonders großzügig zu bezahlen. Unglücklicherweise ist der Finanzminister mit der leeren Staatskasse geflüchtet, daher bricht Romulus zwei goldene Blätter von seinem Lorbeerkranz ab. Es sind ohnehin nur noch fünf übrig.
Im römischen Kalender bezeichneten die "Iden" die Tage in der Mitte eines Monats. Heute haben sie zumeist metaphorische Bedeutung und beziehen sich auf ein herannahendes Unheil, vor dem gewarnt werden soll.
Am 15. März des Jahres 44 v. Chr. war der römische Kaiser Gaius Iulius Caesar bei einer Verschwörung während einer Senatssitzung durch mehrere Dolchstöße ermordet worden. Calpurnia, die Frau Caesars, hatte ihren Mann zuvor gewarnt, da sie das Geschehen dank eines Albtraums vorausgeahnt hatte.
In der Zwischenzeit ist es Spurius Titus Mamma gelungen, zum Innenminister Tullius Rotundus vorzudringen. Letzterer stört nun das "Morgenessen"1, indem er von Spurius Tittus Mammas Anwesenheit berichtet. Romulus inspiziert jedoch lieber die Frühstückseier aus seiner eigenen Hühnerzucht.
Julia, die Kaiserin und Frau von Romulus, drängt ihren Ehemann dazu, dem Präfekt zuzuhören. Romulus scheint sich jedoch kaum für die Bedrohung seines Reichs zu interessieren. Er beschäftigt sich mit dem Verkauf von alten römischen Kunstwerken, um wieder an Geld zu kommen. Die morgendlichen Krisengespräche werden daher immer wieder von Verhandlungen mit dem Kunsthändler Apollyon unterbrochen.
Zeno, der Kaiser Ostroms, bittet Romulus um Unterstützung im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, die Germanen. Romulus scheint die Situation nicht ernst zu nehmen und lehnt ab.
Das oströmische Reich, auch Byzanz genannt, war bei der Reichsteilung im Jahre 395 n. Chr. entstanden. Die regierenden Herrscher, Arcadius im Osten und Honorius im Westen, waren die Söhne des verstorbenen Kaisers Theodosius I. und teilten die Macht unter sich auf. Verfassung und Recht blieben jedoch im gesamten römischen Imperium gleich. Nach dem Untergang Westroms existierte das byzantinische Reich bis 1453 weiter.
Die Anwesenden am Frühstückstisch erfahren, dass Odoaker, der Anführer der Germanen, bereit ist, Rom für eine große Geldsumme zu verschonen. Da das römische Reich jedoch bankrott ist, willigt Hosenfabrikant Cäsar Rupf ein, zu zahlen. Im Gegenzug verlangt er jedoch, Rea, Romulus Tochter, heiraten zu dürfen. Auch dieses Angebot verweigert Romulus, woraus ein Streit mit seiner Frau Julia entsteht. Die übrigen Anwesenden werfen ihm vor, sich nicht für sein Land einzusetzen. Sie bezeichnen ihn als "schändlichen Kaiser"1.
Akt 2 – Fluchtpläne und alte Vertraute
Villa und Hof des Kaisers sind vollkommen in der Hühnerzucht aufgegangen. Überall liegen Federn und Schmutz, es wird mehrfach über die überall herumliegenden Eier geklagt. Spurius Titus Mamma betont, wie "hundemüde"1 er nach der Reise ist. Kaiser Zeno ist schockiert über den Zustand des Anwesens. Seine Fassungslosigkeit wird nur noch gesteigert, als er dabei zusieht, wie die alten römischen Archive verbrannt werden.
Während der Kriegsminister Mares ein Nickerchen hält, arbeitet Tullius Rotundus fiebrig an möglichen Fluchtplänen für seine kaiserliche Hoheit und die Familie. Er möchte das römische Reich auf die Insel Sizilien verlegen, die weiter südlich im Mittelmeer liegt. Die Germanen verfügen über keine Seeflotte, ebenso wenig jedoch das römische Volk, weshalb es schwierig ist, an ein Schiff für die Überfahrt zu gelangen.
Indessen kehrt Reas Verlobter Ämilian an den kaiserlichen Hof zurück. Er wurde vor drei Jahren im Kampf von den Germanen gefangen genommen, gefoltert und dabei bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet. Ämilian erfährt von der gefährlichen Lage, in der sich Rom befindet und verlangt von Rea, Cäsar Rupf an seiner Stelle zu heiraten. Als Rea in Ämilian ihren verschollenen Geliebten erkennt, ist sie zunächst traurig, willigt jedoch ein.
Nur Kaiser Romulus der Große verweigert nach wie vor seine Zustimmung und blockiert damit den Plan zur Errettung des römischen Reichs. Ämilian erkennt: "Dieser Kaiser muß weg"1.
Akt 3 – Verschwörung und Abschied
Der Abend ist in Kampanien eingekehrt und Romulus der Große beschließt, sich bettfertig zu machen. Sein Vorhaben verzögert sich, da ihn nacheinander seine Frau Julia, seine Tochter Rea und Ämilian in seinen Gemächern zur Rede stellen.
Gespräch mit Julia
Es konnte ein Schiff aufgetrieben werden und die Familie des Kaisers beschließt, in der Nacht zu fliehen. Da Romulus sein verlorenes Reich nicht verlassen möchte, sucht Julia ihn auf, um sich zu verabschieden.
Im Gespräch der beiden eröffnet Romulus seiner Ehefrau, er habe sie nur geheiratet, um Rom zu vernichten. Sein Plan sei von Anfang Kaiser zu werden gewesen, um dem Untergang des Reichs tatenlos zuzusehen. Julia dagegen nutzte Romulus, um sich als Frau des neuen Kaisers zu legitimieren. Da sie als uneheliches Kind einer Sklavin geboren war, besaß sie trotz kaiserlicher Abstammung keinerlei Rechte geschweige denn Herrschaftsansprüche. Erst durch die Hochzeit mit Romulus festigte sich ihr Rang als Kaiserin und zugleich ihr gehobenes Ansehen.
Obwohl beide nur aus Zweck und nicht etwa aus Liebe geheiratet haben, verstört Julia diese schwerwiegende Erkenntnis. Romulus erklärt ihr, das römische Reich müsse sterben, da es seine Macht missbraucht und in Ungerechtigkeit und Tyrannei geherrscht habe.
Gespräch mit Rea
Nachdem Julia ihren Mann verlassen hat, spricht Rea mit ihrem Vater. Sie beharrt darauf, den Hosenfabrikanten Cäsar Rupf zu heiraten, um Rom vor dem Untergang zu bewahren. Romulus will davon jedoch noch immer nichts hören. Er ermutigt sie, mit Ämilian zu fliehen und eine eigene Familie zu gründen. Die Liebe zu einem Menschen, so sagt er, sei wertvoller als die Liebe zum Vaterland.
Bevor er seine Tochter aufbrechen lässt, verabschiedet er sich von ihr, da er weiß, dass er sterben muss. Rea ist darüber sehr unglücklich, gehorcht ihrem Vater jedoch.
Gespräch mit Ämilian und den Verschwörern
Nach dem Rea verschwunden ist, fordert Romulus Ämilian auf, sich zu zeigen. Dieser ist bereits zuvor heimlich durch das Fenster eingestiegen und versteckte sich vor dem Kaiser. Romulus der Große erkennt allerdings Ämilians Spiegelbild in einem Weinkrug. Er lädt ihn ein, gemeinsam mit ihm zu trinken.
Romulus deckt auch das Versteck des Innenministers auf, als er ihm versehentlich auf die Finger tritt. Nacheinander kommen nun Tullius Rotundus, Kaiser Zeno sowie dessen Kämmerer Sulphurides und Phosphoridos, der übermüdete Spurius Titus Mamma, Kriegsminister Mares, ein Soldat und der Koch aus Schränken und Schlupfwinkeln. Sie alle sind mit Dolchen bewaffnet und tragen schwarze Mäntel.
Ämilian bezeichnet Romulus als Verräter, Romulus wehrt diesen Vorwurf ab. Als die Verschwörer ihre Waffen auf ihn richten, bleibt er ruhig und gelassen. Es kommt jedoch nicht zum Mord, da in letzter Sekunde ein verzweifelter Schrei das Attentat stört:
Die Germanen kommen!1
Die Verschwörer flüchten, nur Romulus und seine Kammerdiener Pyramus und Achilles bleiben zurück, die in der Zwischenzeit aufgewacht sind. Romulus beschließt, sich bis zu seinem Tod am Morgen noch einmal schlafen zu legen. Auf dem Weg zum Bett stolpert er über den schlummernden Spurius Titus Mamma, der sich auf dem weichen Teppichboden ausgebreitet hat. Er lässt ihn liegen und erklärt seinen Kammerdienern: "Wenn dann die Germanen da sind, sollen sie hereinkommen."1
Akt 4 – Untergang des römischen Reichs
Am nächsten Morgen sind Romulus, seine Kammerdiener und der noch immer schlafende Spurius Titus Mamma die letzten, die nicht vor den Germanen die Flucht ergriffen haben. Der Kaiser erfährt, dass das Schiff mit seiner Familie vor Sizilien gesunken ist und alle Passagiere in den Fluten ums Leben kamen. Der Tod von Rea und Ämilian betrübt Romulus am meisten, doch er tröstet sich mit dem Gedanken, dass auch er nicht mehr lange leben wird.
Vor seinem alltäglichen Morgenessen entlässt Romulus Achilles und Pyramus mit einer letzten Bezahlung in Form eines weiteren goldenen Lorbeerblattes. Dann setzt er sich, um Eier aus seiner Hühnerzucht und Spargelwein zu genießen.
Während des Frühstücks erscheint ein Germane, in Hosen, Ledertasche und Reisehut gekleidet, der sich eifrig umsieht und Notizen macht. Er begrüßt Romulus höflich, dieser grüßt zurück. Sie unterhalten sich eine Zeit lang über Hühnerzucht und Hosen. Der Germane ist dabei so vertrauensselig, dass er Romulus aufträgt, sein Schwert zu halten, um ihm das neumodische Kleidungsstück besser präsentieren zu können.
Als dem Germanen, bei dem es sich um Odoaker höchstpersönlich handelt, klar wird, dass er mit Kaiser Romulus spricht, stürzt er auf die Knie und unterwirft sich Romulus. Er verabscheue Gewalt und wolle diesem Krieg hier ein Ende setzen. Zudem fürchte er sich vor seinem Neffen Theoderich, der eines Tages ein brutaler Herrscher werden würde.
Romulus ist erstaunt und sieht die Vernichtung Roms scheitern. Er fleht Odoaker an, ihn zu töten und wirft sich ihm ebenfalls zu Füßen. Beide Stammesanführer erkennen, dass sie sich im jeweils anderen getäuscht haben und dass nun eine Pattsituation vorliegt. Odoaker findet eine Lösung, indem er beschließt, sich zum König von Italien krönen zu lassen. Romulus der Große wird großzügig pensioniert und geht ab mit den Worten:
Damit, meine Herren, hat das römische Imperium aufgehört zu existieren.1
"Romulus der Große" – Charakterisierung der wichtigsten Figuren
"Romulus der Große" enthält eine große Anzahl unterschiedlicher Figuren, die allesamt ihren eigenen Beitrag zur komödiantischen Unterhaltung des Stücks beitragen. Für die Dramenanalyse sind insbesondere die drei Figuren Romulus der Große, Ämilian und Odoaker relevant.
Romulus der Große
Romulus der Große präsentiert sich zunächst als fauler und desinteressierter Kaiser, der sich nicht um den Untergang seines Reichs schert. Er verabscheut den Krieg, möchte schlicht in Ruhe gelassen werden und in Frieden seine Hühnerzucht vorantreiben.
Von seinen Angestellten und auch von seiner Frau Julia wird er für närrisch und inkompetent gehalten, tatsächlich beruht seine Untätigkeit jedoch auf einem konkreten Plan. Schon bei seiner Kaiserkrönung vor rund zwanzig Jahren hat Romulus der Große es sich zum Ziel gemacht, das römische Imperium zu vernichten. Er scheint bereits weit in die Zukunft vorausgedacht zu haben und beweist damit ein hohes Maß an List und Intelligenz.
Romulus der Große ist ein kompromissloser Verfechter der Gerechtigkeit und sieht sich selbst als Richter seines Reiches, das er für gewalttätig, heuchlerisch und moralisch verkommen hält. Dabei weist er jedoch nicht die Schuld von den eigenen Schultern und ist bereit, gemeinsam mit seinem Land zu sterben, um der Welt so Frieden und Vergeltung zu schenken.
Ämilian
Bevor er in den Krieg gegen die Germanen zog, war Ämilian Literat und Dichter. Seine Verlobte Rea musste drei Jahre warten, bis ihr Geliebter aus der germanischen Gefangenschaft zurückkehrte. Folter und unmenschliche Behandlung haben Ämilians Wesen nachhaltig geprägt. So ist der einst friedliche Mann zu einem leidenschaftlichen Patrioten geworden, der wortwörtlich über Leichen geht, um sein Vaterland vor den Germanen zu retten.
Sein Plan, Romulus an den Iden des März zu töten, geht jedoch schief. Romulus respektiert Ämilian trotz des versuchten Mords und möchte, dass er mit Rea glücklich wird.
Odoaker
Odoaker ist ein Fürst und Führer der Germanen, mit deren Liebe für den Krieg kann er sich jedoch nicht identifizieren. Obschon den Kampf für sich entschieden ist, ergibt er sich dem Kaiser Romulus, in der Hoffnung, die Barbarei seines Volkes aufzuhalten.
Er fürchtet sich vor seinem Neffen Theoderich und ist davon überzeugt, dass dieser eines Tages zu einem brutalen Mörder heranwachsen wird. Wie auch Romulus ist Odoaker auf der Suche nach Menschlichkeit, dabei gibt er sich seinem Feind gegenüber stets freundlich und kommunikativ. Er interessiert sich für die römische Kultur und ihre Bräuche, betrachtet die Umgebung stets neugierig und notiert sich Einzelheiten in einem kleinen Taschenbuch. Seine Beschreibung durch Dürrenmatts Regieanweisungen ähnelt der eines heutigen Touristen im Ausland.
Odoakers Vertrauen in Romulus geht so weit, dass er ihm seine Waffe aushändigt, als dieser ihn bittet, ihm die getragene Hose einmal vorzuführen. Zu diesem Zeitpunkt ist sich Odoaker der Identität seines Gegenübers zwar noch nicht bewusst, dennoch zeugt diese Tat von einem unvorsichtigen, ja geradezu naiven Charakter. Romulus seinerseits nutzt diese Naivität jedoch nicht zu seinem Vorteil.
"Romulus der Große" – Dramenanalyse
Die vier Akte von "Romulus der Große" enden mit vier Sätzen, die sich Friedrich Dürrenmatt nach eigener Aussage bereits vor der Handlung des eigentlichen Werkes zurechtgelegt hatte. Sie bilden den Rahmen für seine Komödie und setzten Ziele für den Ausgang jedes einzelnen Akts. Zusammen beschreiben die vier Sätze die Haupthandlung von Dürrenmatts Komödie:
Rom hat einen schändlichen Kaiser. [...] Dieser Kaiser muß weg. [...] Wenn dann die Germanen da sind, sollen sie hereinkommen. [...] Damit, meine Herren, hat das römische Imperium aufgehört zu existieren.
Sprachlich existieren teils gravierende Unterschiede zwischen den verschiedenen Figuren. So sprechen die meisten Hofangestellten, insbesondere Achilles und Pyramus, übertrieben feierlich. Romulus der Große dagegen bedient sich meist einfacher Sprache. Dürrenmatt zögert auch nicht, Begriffe aus dem Schweizerdeutsch in sein Werk einzubinden, so etwa das "Morgenessen"1.
Er betrachtet nachdenklich den Lorbeerkranz und setzt ihn wieder auf.
Romulus: Das Morgenessen.
Pyramus: Das Frühstück.
Romulus: Das Morgenessen. Was in meinem Hause klassisches Latein ist, bestimme ich.
Der Alte trägt einen Tisch herein, auf dem sich das Morgenessen befindet.1
Auch hat Romulus der Große seine Hühner allesamt nach legendären Persönlichkeiten der Antike benannt. So heißt eine Henne nach dem ersten römischen Kaiser Augustus, drei weitere Tiberius, Domitian und Odoaker, nach den Anführern der Julier, der Flavier und der Germanen. Weiter repräsentiert in Hühnernamen sind der römische Kaiser Marc Aurel, der Feldherr Orestes und Romulus der Große höchstpersönlich.
Julier und Flavier sind Bezeichnungen für zwei unterschiedliche römische Herrschergeschlechter.
Hinter der "ungeschichtlichen historischen Komödie" verbirgt sich ein sehr gesellschaftskritisches Werk. Aus dem scheinbar faulen Kaiser Romulus wird ein frustrierter Mann auf der Suche nach Fairness, der sein Kaisertum für die Moral opfert. Dieses wahre Gesicht Romulus' arbeitet Friedrich Dürrenmatt mit jedem Akt deutlicher aus.
Auch nutzt Dürrenmatt häufig Anspielungen, bezogen auf die Ungerechtigkeit der Welt. Einige von ihnen lassen sich im historischen Kontext nicht nur auf die grausamen Geschehnisse im römischen Reich, sondern auch auf den Nationalsozialismus zurückführen:
Rea: Soll man denn nicht das Vaterland mehr lieben als alles in der Welt?
Romulus: Nein, man soll es weniger lieben als einen Menschen. Man soll vor allem gegen sein Vaterland mißtrauisch sein. Es wird niemand leichter zum Mörder als ein Vaterland.1
Aller Ernsthaftigkeit zum Trotz bewahrt sich Dürrenmatt dennoch seinen humorvollen Schreibstil. So sorgen nicht nur die Namen der Hühner für Amüsement, sondern auch die Dialoge zwischen Romulus und seinen Angestellten.
Auffallend dabei sind Stichomythien und häufige Wiederholungen (Repetition). Die Stichomythie bezeichnet den häufigen Rednerwechsel in einem Dialog. Es folgen also viele kurze Sätze beider Seiten schnell aufeinander, wodurch die Inhalte eindringlich und dynamisch wirken:
Spurius Titus Mamma: Ich kann dieses ewige Hühnergegacker nicht mehr hören! Ich bin müde, ich bin einfach müde. Von Pavia in einem Galopp hierher und dabei der enorme Blutverlust.
Tullius Rotundus: Ich weiß.
Spurius Titur Mamma: Sieben Pferde.
Tullius Rotundus: Ich weiß.
Spurius Titus Mamma: Drei Pfeile.
Tullius Rotundus: Gehen Sie hinter die Villa. [...]1
Selbst die Regieanweisungen für die Bühne erzeugen eine unterhaltende Wirkung. Ausschlaggebend dafür ist nicht nur die Neutralität, sondern auch ihre Knappheit. Auch bedient sich Dürrenmatt absichtlich denselben einfachen Worten, die den dramatischen Untergang Roms beinahe ins Lächerliche ziehen:
Er kniet nieder. [...] Romulus kniet ebenfalls nieder, so daß sie nun voreinander knien. [...] Er erhebt sich, ebenso Odoaker. [...] Schweigen. [...] Schweigen. [...] Schweigen. [...] Sie setzen sich wieder.1
"Romulus der Große" – Interpretation
"Romulus der Große" richtet sich nicht nur gegen Krieg und Gewalt, es lässt sich auch als ein Werk gegen Kapitalismus, Unmenschlichkeit und Heuchelei verstehen. Dabei wirkt es wie eine Parodie der römischen Antike, die jedoch mehr die Gegenwart als die Vergangenheit kritisiert.
Nicht nur das Desinteresse des Kaisers, auch der Kriegsminister Mares, der in einer Krisensituation ein Schläfchen hält, repräsentiert dabei eine ineffiziente Politik, die Dürrenmatt der Gesellschaft seiner Zeit zwischen den Zeilen zum Vorwurf macht. Seine Kritik lässt sich jedoch auch auf unsere heutige Gesellschaft anwenden.
Als Parodie wird üblicherweise die Nachahmung eines bereits existierenden literarischen, dramaturgischen oder filmischen Werks bezeichnet. Dabei werden die dortigen Verhältnisse und Bedingungen überspitzt dargestellt, ins Lächerliche gezogen und somit verspottet.
Parallelen mit der Tyrannei im römischen Reich und den Verbrechen im Nationalsozialismus lassen sich an verschiedenen Stellen ziehen. Ist man sich der Entstehungszeit des Werkes bewusst, erscheint es fast unmöglich, die dort angesprochenen Ungerechtigkeiten nicht mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen.
Der Nationalsozialismus ist eine politische Strömung, die in Deutschland 1918 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand. Im Rahmen des Nationalsozialismus etablierte sich 1933 unter der Leitung von Adolf Hitler eine Diktatur in Deutschland. Angehörige und Vertreterinnen und Vertreter dieser politischen Strömung wurden als Nationalsozialisten bezeichnet.
Die Ziele der Nationalsozialisten waren es, das deutsche Volk zu bewahren, indem Hass gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen, insbesondere den Juden und weiteren Minderheiten, geschürt wurde. Zudem expandierte das Deutsche Reich, indem die Wehrmacht benachbarte Länder besetzte.
Um die "deutsche Rasse" zu bewahren, verübten die Nationalsozialisten Verbrechen an Minderheiten, insbesondere den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung, der auch als Holocaust bezeichnet wird. In dessen Verlauf verloren schätzungsweise sechs Millionen Juden ihr Leben.
Vergeltung und Strafe
Die Ansichten Romulus' scheinen dabei mit denen Dürrenmatts weitgehend übereinzustimmen. Sie sind von einer langjährigen Frustration und einer Verzweiflung geprägt, die so weit reicht, dass Romulus bereit ist, sein eigenes Leben für die Beendigung des römischen Reiches zu opfern.
Sein Vorhaben wirkt zunächst paradox, würde sein Tod doch auch die Herrschaftsperiode eines friedlichen und gerechten Kaisers beenden. Vor dem Hintergrund des Krieges mit den Germanen jedoch, ergibt es durchaus Sinn, dass Romulus der Große durch seine schlichte Kapitulation weiteres Blutvergießen vermeiden möchte.
Ein Paradoxon bezeichnet einen Gegensatz. Es treffen also zwei Aussagen oder auch Tatsachen aufeinander, die sich gegenseitig widersprechen und somit zunächst unlogisch oder gar unmöglich erscheinen.
Romulus ergibt sich kampf- und kompromisslos, da er der Meinung ist, das römische Reich sei es nicht wert, dass dafür gekämpft und getötet wird. Er sieht den Angriff und die Eroberung durch die Germanen als gerechte Strafe.
Rassismus und Vorurteile
Bei der Zusammenkunft mit Odoaker ist Romulus der Große überrascht. Der Germane entspricht so gar nicht dem barbarischen, unzivilisierten Krieger, den der Kaiser erwartet hatte. Es stellt sich heraus, dass er und Odoaker einige Gemeinsamkeiten haben. So interessieren sich beide für Hühner und verabscheuen die zwar praktische, aber doch unelegante Beinbekleidung, die Hosenfabrikant Cäsar Rupf in Umlauf brachte.
Bei der positiven Darstellung der Germanen handelt es sich keinesfalls um eine Beschönigung der eigenen Abstammung. Vielmehr geht es Dürrenmatt darum, unrechtmäßige Vorurteile aufzubrechen. Mit seinem friedvollen Bild von Romulus und Odoaker beim Spargelweintrinken inszeniert er ein Plädoyer gegen den Rassismus. Er ruft Lesende wie Publikum dazu auf, sich selbst den Tatsachen zu vergewissern und Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft zu diffamieren. Auch dies lässt sich auf die Diskriminierung von Juden unter der Macht Hitlers zurückführen.
"Romulus der Große" – Epoche und historischer Hintergrund
"Romulus der Große" beruht mitnichten auf historischen Gegebenheiten. Bereits der Untertitel der "ungeschichtliche[n] historische[n] Komödie"1 lässt vermuten, dass Friedrich Dürrenmatt sich viele literarische Freiheiten gewährte.
Zeitgeschichtlich lässt sich "Romulus der Große" in die Epoche der Trümmerliteratur einordnen, wenngleich sich das Werk kaum oder nur indirekt mit dem Zweiten Weltkrieg, dem Holocaust und seinen Folgen beschäftigt. Die Schuldfrage, die die Trümmerliteratur ausmachte, ist in "Romulus der Große" dennoch sehr präsent. So fragt Kaiser Romulus seine Untertanen im dritten Akt:
Wir haben fremdes Blut vergossen, nun müssen wir mit dem eigenen zurückzahlen. [...] Haben wir noch das Recht, uns zu wehren? Haben wir noch das Recht, mehr zu sein als ein Opfer? 1
Friedrich Dürrenmatt behandelt damit die gleiche Problemstellung, bezieht sie jedoch auf einen anderen Kontext und ein anderes Reich, das vor sehr langer Zeit existiert hat.
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Über die wahren Persönlichkeiten in "Romulus der Große"
"Romulus der Große" existierte wahrhaftig, jedoch war er längst nicht so lange Kaiser, wie Dürrenmatt es in seiner nach ihm benannten Komödie darstellt. Tatsächlich war Romulus Augustulus als Sohn des Feldherrn Orestes, nach dem in Dürrenmatts Werk ein Huhn benannt ist, nur knapp ein Jahr lang Kaiser.
Um 475 n. Chr. stürzte Orestes den Vorgänger Kaiser Julius Nepos und krönte seinen nur fünfzehn Jahre alten Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser. Romulus Augustulus herrschte nicht selbst, vielmehr war er eine Spielfigur und befolgte die Anweisungen seines Vaters.
Im Jahre 476 n. Chr. tötete Odoaker Orestes, verschonte aber dessen Sohn, aufgrund seines jungen Alters. Odoaker unterwarf sich dem Kaiser von Ostrom und akzeptierte die Verfassung des römischen Reichs. Er gehörte zum germanischen Stamm der Skiren, Theoderich zu dem der Ostgoten. Letzterer besiegte Odoakers Truppen zwölf Jahre später. Odoaker selbst wurde um 493 n. Chr. von Theoderich ermordet.
Wie auch die Ostgoten, so waren die Skiren ein Volk aus dem germanischen Stamm. Anfang des 5. Jahrhunderts wurden sie von dem Stamm der Hunnen unter der Führung Attilas unterworfen, kamen nach dessen Tod 453 n. Chr. jedoch wieder frei. Der Fürst und zugleich Vater von Odoaker, Edekon, errichtete ein kurzlebiges Skirenreich auf dem Gebiet des heutigen Ungarn.
Nach dessen Untergang verstreuten sich die Skiren und schlossen sich zum Teil mit den Ostgoten oder den Römern zusammen. Zu letzteren sogenannten Föderaten gehörte auch Odoaker. Da auch die Ostgoten Gebiete des sogenannten Imperium Romanum, also des antiken römischen Reichs, für sich beanspruchten, kam es auch innerhalb der germanischen Völker immer wieder zu blutigen Konflikten.
Friedrich Dürrenmatt – "Romulus der Große"
Friedrich Reinold Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in der Schweiz geboren. Im Alter von vierzehn Jahren zog er mit seiner Familie von Stalden im Emmental nach Bern. In seiner Jugend gehörte er einer nationalsozialistischen Vereinigung an. Dies geschah mehr aus rebellischen als aus rassistischen Gründen. Dennoch sind Schuld und die Hoffnung auf Vergebung als Kernmotive in vielen seiner Werke wiederzufinden.
In Bern studierte er zunächst Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften, bevor er sich ab 1946 verstärkt mit der Schriftstellerei befasste, ohne seinen Universitätsabschluss zu vollenden. Im selben Jahr heiratete er Lotti Geissler. Aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Sein Debüt als Romanautor feierte Friedrich Dürrenmatt 1950 mit seiner Kriminalgeschichte "Der Richter und sein Henker". Zuvor verfasste er bereits das Bühnenstück "Es steht geschrieben", das einen regelrechten Skandal auslöste. Dürrenmatt befand sich daraufhin lange Zeit in einer schwierigen finanziellen Lage. Erst seine Tragödie "Der Besuch der alten Dame", die 1956 erschien, brachte ihm weltweite Aufmerksamkeit und verbesserte seine Situation.
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Dürrenmatt wurde global als sehr gesellschaftskritischer Autor bekannt. Am 14. Dezember 1990 verstarb er im Alter von 69 Jahren.
Romulus der Große - Das Wichtigste
- "Romulus der Große" ist eine historisch angelehnte Komödie von Friedrich Dürrenmatt, die 1949 uraufgeführt wurde. Sie behandelt den Untergang des antiken römischen Reichs ebenso wie die Ungerechtigkeit auf der Welt. Die Frage nach Schuld und Vergeltung stehen dabei als Kernthema im Mittelpunkt der Komödie.
- Friedrich Dürrenmatt erlaubte sich beim Verfassen von "Romulus der Große" einige literarische Freiheiten. So existierten viele der tragenden Figuren zwar tatsächlich, aber ihr Alter, ihr Handeln und ihre Beziehungen zueinander wurden teils gravierend verändert.
- Kaiser Romulus der Große basiert auf dem letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus. Er war fünfzehn Jahre alt, als sein Vater, der Feldherr Orestes, ihn zum Kaiser krönte. Bereits ein Jahr später wurde er von den einfallenden Germanen wieder abgesetzt.
- Die vier Akte von Dürrenmatts Bühnenstück enden mit vier Sätzen, die der Verfasser sich bereits zurechtgelegt hatte, noch bevor das Werk existierte. Diese vier Sätze nacheinander gelesen, bilden den Rahmen für Dürrenmatts Geschichte.
- Trotz der ernsten Thematik bleibt "Romulus der Große" dem unterhaltenden Zweck einer Komödie treu. Ausschlaggebend dafür sind die schnellen Dialoge, die beinahe lächerlich wirkenden Regieanweisungen und die unterschiedlichen sprachlichen Ausdrücke der Figuren.
- "Romulus der Große" richtet sich nicht nur gegen Gewalt und Krieg, vielmehr erschuf Dürrenmatt mit seinem Werk auch ein Plädoyer gegen den Rassismus. Gleichzeitig wird die Gesellschaft seiner Zeit ins Lächerliche gezogen, indem der Kapitalismus und die ergebnislose Politik vor dem Hintergrund des römischen Reiches parodiert werden. Dürrenmatts Kritik lässt sich auch auf die heutige Gesellschaft übertragen.
Nachweise
- Bloch, ed. (1998). Friedrich Dürrenmatt: Werkusgabe in siebenunddreißig Bänden. Band 2: Romulus der Große. Eine ungeschichtliche historische Komödie in vier Akten. Neufassung 1980. Diogenes Verlag.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Romulus der Große
Ist Romulus der Große ein Held?
Romulus der Große ist eine Figur aus Friedrich Dürrenmatts gleichnamiger Komödie. Er ist der letzte Kaiser Roms, der der Vernichtung seines Reiches durch die Germanen tatenlos zusieht. Aus römischer Perspektive ist er wohl kaum ein Held. Dennoch besitzt er einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und möchte die Welt von der Tyrannei des römischen Imperiums befreien, wofür er bereit ist, sein Leben zu opfern. Er kann daher als Märtyrer bezeichnet werden.
Welcher Epoche entspringt Romulus der Große?
"Romulus der Große" entspricht zeitgeschichtlich der Epoche der Trümmerliteratur. Die Beschäftigung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus ist jedoch nur schwach ausgeprägt und erfolgt lediglich zwischen den Zeilen.
Wie kann Romulus der Große interpretiert werden?
"Romulus der Große" kann als Plädoyer gegen den Rassismus und die Ungerechtigkeit auf der Welt interpretiert werden. Es setzt sich kritisch mit den Themen Politik, Gesellschaft und Kapitalismus auseinander, hat dabei zugleich einen ernsthaften und einen verspottenden Charakter.
Welche Bedeutung hat das Vaterland in Romulus der Große?
Das Vaterland in "Romulus der Große" ist das Land Italien. In Romulus' Augen ist es schlecht und moralisch verkommen, seine Bedeutung also negativ konnotiert. Die bedingungslose Liebe zum Vaterland mache Menschen zu Mitschuldigen an den Verbrechen, die das Vaterland im Namen des eigenen Volks begeht.
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