Der Richter und sein Henker

Ist es moralisch vertretbar, jemanden für etwas zu bestrafen, was er nicht getan hat, nur weil die Person in der Vergangenheit andere Verbrechen begangen hatte? Vielleicht vermutest Du aufgrund des Titels "Der Richter und sein Henker", dass es im Roman von Friedrich Dürrenmatt um eine faire Rechtsprechung und Verurteilung eines Täters geht. Doch im Verlauf der Handlung wirft der Roman moralische Fragen auf und verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse. 

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

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    Friedrich Dürrentmatts "Der Richter und sein Henker" gilt als Detektivroman. Nachdem er 1950 und 1951 zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift "Der Schweizerische Beobachter" veröffentlicht wurde, erschien er 1952 erstmalig in Buchform.

    Die folgenden Stichpunkte führen Dich an den Inhalt des Romans heran:

    • Eine Charakterisierung des Romans trägt zur Analyse der zentralen Figuren bei: Bärlach, Tschanz, Gastmann und Dr. Lucius Lutz.
    • Im Zentrum der Handlung steht die Wette zwischen Kommissar Bärlach und dem Verbrecher Gastmann.
      • Um Gastmann für seine Taten zu bestrafen, nimmt Bärlach die Rolle eines Richters ein.
      • Damit nimmt er gleichzeitig den Tod mehrerer Personen in Kauf.

    "Der Richter und sein Henker" – Zusammenfassung

    Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker".

    • Die Erzählung in Friedrich Dürrenmatts spielt im November 1948 über einen Zeitraum von sechs Tagen.
    • Von Ereignissen aus der Vergangenheit erfährst Du nur nach und nach.
    • Auch die Figur des Kommissars hält Dir gegenüber einige Informationen zurück.
    • Erst gegen Ende des Romans ergeben die Informationen und Handlungsstränge ein stimmiges Gesamtbild.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 3. November 1948

    Direkt zu Beginn der Handlung wird der Berner Polizist Ulrich Schmied tot am Rand einer Landstraße in der Nähe des Ortes Lamboing in seinem Auto aufgefunden.

    • Schmied wurde mit einem Schuss durch die Schläfen getötet.
    • Sein Vorgesetzter Kommissar Bärlach nimmt in Bern die Ermittlungen auf.
    • Bärlach ordnet an, dass der Mordfall zunächst geheim gehalten wird. Er macht sich auf den Weg zu Schmieds Mietwohnung.
    • Gegenüber der Vermieterin Frau Schönler gibt Bärlach an, dass Schmied sich auf einer dienstlichen Reise befände und er ihm wichtige Dokumente zuschicken müsse.
    • Bärlach nimmt eine Mappe mit Dokumenten aus Schmieds Zimmer an sich.

    Nach der Lektüre der Mappe schließt Bärlach diese in seinem Schreibtisch ein und macht sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten Dr. Lutz.

    • Diesem gegenüber gibt er an, bereits jemanden im Mordfall Schmied zu verdächtigen.
    • Wen er jedoch meint, möchte er noch nicht offenbaren.
    • Im weiteren Gesprächsverlauf bittet Bärlach darum, bei seinen Ermittlungen durch den Polizisten Tschanz unterstützt zu werden.
    • Als Grund für die benötigte Hilfe verweist er auf seinen gesundheitlichen Zustand: Bärlach leidet unter starken Magenschmerzen.

    Am Tatort findet Bärlach eine Revolverkugel. Sein Kollege Clenin lobt Bärlach euphorisch für den Fund. Bärlach jedoch antwortet darauf, dass der Fund allein dem Zufall zuzuschreiben sei.

    In vielen Werken Dürrenmatts spielt der Zufall eine wichtige Rolle. Mehr zur Rolle des Zufalls in Dürrenmatts Werken findest Du im Abschnitt Interpretationsansätze zu "Der Richter und sein Henker" weiter unten in der Erklärung.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 4. November 1948

    Am nächsten Morgen treffen sich Bärlach und Tschanz in Bärlachs Büro.

    • Sie besprechen den Mordfall des Schmieds.
    • Tschanz erörtert eine Theorie zur Ermordung und zeigt Bärlach einen Kalender, der Schmied gehört haben soll.
    • Dieser enthält Eintragungen des Buchstabens "G" an Schmieds Todestag und anderen Abenden.
    • Sie beschließen, dieser Spur nachzugehen, aber Bärlach weigert sich, einen Namen als Tatverdächtigen zu nennen.
    • Tschanz wählt eine ungewöhnliche Route nach Lamboing aus und erklärt, dass er über einen bestimmten Ort fahren möchte.
    • Sie fragen an verschiedenen Tankstellen entlang der Route nach einem Mann, der sein Auto "blauen Charon" nennt.
    • Ein Tankwart in Erlach erinnert sich an einen solchen Mann, der am Tag der Ermordung Schmieds bei ihm getankt hatte.
    • Schließlich legen sich Bärlach und Tschanz am Straßenrand von Twann nach Lamboing auf die Lauer.

    Zur Bedeutung des Wagennamens "blauer Charon": Die Farbe Blau ergibt sich aus der Farbe von Schmieds Auto, einem blauen Mercedes. Der Begriff "Charon" bezeichnet in der griechischen Mythologie den Fährmann, der Tote in die Unterwelt überfährt.

    Ironischerweise wird Schmied in seinem Auto erschossen und nachdem seine Leiche von einem überforderten Polizisten gefunden wurde, auf den Beifahrersitz geschoben und im "blauen Charon" in die Stadt gefahren. Auch Tschanz stirbt am Ende des Romans in diesem Wagen, den er zuvor gekauft hatte.

    • Einige Limousinen fahren an Bärlachs und Tschanzs Wagen vorbei, und sie folgen ihnen bis zu einem privaten Grundstück.
    • Das Eingangstor des Grundstücks trägt ein Schild mit dem Buchstaben "G".
    • Tschanz hat im Voraus recherchiert, welche Namen in Lamboing mit "G" ansässig sind.
    • Da im Telefonbuch neben der Gendarmerie nur ein weiterer Eintrag zu finden ist, ist Tschanz sicher, dass das "G" für "Gastmann" steht.
    • Er fragt Bärlach, ob er glaubt, dass ein Polizist etwas mit dem Mord zu tun hat.
      • Bärlach antwortet, dass alles möglich ist.

    Das Wort Gendarmerie wird in Teilen der Schweiz anstelle des Wortes "Polizei" verwendet. Der einzig weitere, mit dem Buchstaben "G" beginnende Telefonbucheintrag ist die Gendarmerie. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Mörder Schmieds Polizist ist.

    • Die beiden erkunden das Grundstück, auf dem sich eine Gesellschaft versammelt hat und Musik zu hören ist.
    • Ein Wachhund greift Bärlach an, und Tschanz erschießt den Hund, um ihn abzuwehren.
    • Bärlach gibt an, selten eine eigene Waffe bei sich zu tragen.
    • Der Schuss alarmiert die Personen im Haus, die wenig begeistert von ihrer Anwesenheit sind.
    • Am Eingangstor treffen sie auf den Nationalrat Oberst von Schwendi, der auch Gastmanns Anwalt ist.
    • Bärlach enthüllt, dass er den Mord an Schmied untersucht.
    • Er vermutet, dass Schmied am Tag seiner Ermordung Gastmanns Gast war und auf dem Heimweg getötet wurde.
    • Von Schwendi zeigt sich kooperationsbereit und verspricht, am nächsten Morgen ins Polizeibüro zu kommen.
    • Er erklärt jedoch, dass Gastmann an diesem Abend nicht erreichbar ist, verspricht aber, sich bei ihm nach Schmied zu erkundigen.

    Der Begriff "Nationalrat" ist sowohl die Bezeichnung für eine der beiden Kammern der Schweizer Bundesversammlung als auch die Bezeichnung für die Mitglieder der Kammer. Die Bezeichnung "Oberst" steht für einen hohen Rang im militärischen Dienst.

    Im Anschluss erkundigt sich Tschanz bei der Polizei von Lamboing über Gastmann. Bärlach wartet währenddessen in einem Restaurant auf ihn. Tschanz erfährt, dass die Polizei noch keinen Hinweis auf den Mörder hat und Gastmann angibt, Schmied nicht zu kennen. Auch andere Personen, die an Gastmanns Gesellschaften teilgenommen haben, – darunter ein Schriftsteller –, erinnern sich nicht an Schmied. Außerdem ist Gastmann in Lamboing bei allen Einwohnern sehr beliebt, da er die Steuern für das Dorf zahlt.

    • Tschanz macht sich auf den Weg, um Bärlach im Restaurant abzuholen.
      • Dieser hat das Restaurant jedoch längst verlassen.
    • Als Tschanz auf der Rückfahrt am Tatort vorbeifährt, tritt eine Gestalt aus der Dunkelheithervor und gibt ihm ein Zeichen anzuhalten.
      • Tschanz hält an, die Gestalt öffnet die Beifahrertür.
    • Tschanz denkt an Schmieds Ermordung, die ungefähr so abgelaufen sein muss.
    • Er greift zu seiner Waffe, erkennt dann jedoch, dass es sich bei der Gestalt um Bärlach handelt, der den Tathergang nachgespielt hat.
      • Bärlach erkundigt sich nach den neuen Erkenntnissen.
    • Tschanz fährt Bärlach nach Hause, die beiden verabschieden sich.
    • Bärlach holt eine eigene Waffe aus seiner Manteltasche.
    • Außerdem ist sein Arm bandagiert.
    • Er war auf den Hundeangriff vorbereitet.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 5. November 1948

    Am nächsten Tag setzt Oberst von Schwendi Druck auf Dr. Lutz aus und informiert ihn darüber, dass Schmied sich als Dr. Prantl bei Gastmann ausgegeben hat.

    • Von Schwendi vermutet, dass Schmied entweder ein Spion eines anderen Auftraggebers war oder im Auftrag der Polizei handelte.
    • Er fordert, dass die Polizei herausfindet, warum Schmied unter falschem Namen bei Gastmann war.
    • Dr. Lutz ist eingeschüchtert und verspricht, dass die Ermittlungen gegen Gastmann größtenteils eingestellt und mild verlaufen werden.
    • Bärlach möchte mit Gastmann sprechen, aber Dr. Lutz verschiebt das Treffen.
    • Sie nehmen an Schmieds Beerdigung teil, zusammen mit Tschanz, der Vermieterin von Schmied und Schmieds Freundin Anna.
    • Bärlach zeigt Anzeichen von Schmerzen.
    • Bei der Zeremonie stören zwei Betrunkene und werfen einen Kranz mit der Aufschrift "Unserem lieben Doktor Prantl" auf den Sarg.
      • Es wird vermutet, dass Gastmann dahintersteckt.
    • Zu Hause findet Bärlach Gastmann an seinem Schreibtisch vor, der in Schmieds Mappe blättert.
    • Gastmann kennt Bärlachs Ermittlungsmethoden und Gesundheitszustand sehr gut.
    • Es wird klar, dass Bärlach und Gastmann sich vor 40 Jahren in Konstantinopel kennengelernt haben und eine Wette abgeschlossen haben.
    • Gastmann beging damals in Bärlachs Anwesenheit einen Mord, der nie aufgeklärt wurde.
    • Gastmann wurde ein Verbrecher, während Bärlach versuchte, ihm eine Straftat nachzuweisen, bisher jedoch ohne Erfolg.
    • Bärlach hatte Schmied als Dr. Prantl zu Gastmann geschickt, um Beweise gegen ihn zu sammeln, die sich nun in Schmieds Mappe befinden, die Gastmann mitnimmt.
    • Gastmann verlässt das Haus, während Bärlach starke Schmerzen hat.

    Die Mappe beinhaltet Beweise für die Verbrechen, die Gastmann verübt hat. Schmied hatte diese im Auftrag von Bärlach gesammelt. Die Mappe stellt für Bärlach die einzige Möglichkeit dar, Gastmanns Verbrechen auf legalem Weg zu beweisen. Deshalb entwendet Gastmann die Mappe. Nach dem Tod Gastmanns wird die Mappe in seinem Haus gefunden.

    Bärlach widerspricht Dr. Lutz nicht, als dieser anordnet, dass im Mordfall Schmied zukünftig nicht mehr gegen Gastmann ermittelt wird. Bärlach bittet um eine Woche Krankenurlaub, der ihm von Dr. Lutz gewährt wird.

    Gemeinsam überprüfen Bärlach und Tschanz das Alibi des Schriftstellers, der an Gastmanns Treffen teilnahm. Der Schriftsteller sagt, dass Gastmann eine interessante Persönlichkeit besitzt und Nihilist ist. Der Schriftsteller schildert den Ablauf des Abends. Daraus ergibt sich ein Alibi für Gastmann. Bärlach fragt den Schriftsteller, ob er denkt, Gastmann wäre zum Mord an Schmied fähig, woraufhin der Schriftsteller angibt, er traue Gastmann jede Tat zu, Schmieds Mörder sei er allerdings nicht.

    Das Wort Nihilismus leitet sich vom lateinischen Wort nihil ab, das "nichts" bedeutet. Nihilismus bezeichnet eine Philosophie, die alle Ideale und Werte ablehnt. Verbunden damit ist ein relativ pessimistisches Weltbild: Nihilisten gehen davon aus, dass alle Handlungen und Ziele des Menschen keinen Nutzen haben und sinnlos sind.

    • Tschanz möchte zu Gastmann fahren, um ihn zu überführen, aber Bärlach lehnt ab, basierend auf seinem Gespräch mit Dr. Lutz.
    • Tschanz ist verärgert darüber, dass er nicht die Möglichkeit bekommt, seine polizeilichen Fähigkeiten zu zeigen.
    • Er bittet Bärlach, erneut mit Dr. Lutz zu sprechen, aber Bärlach lehnt ab.
    • Bei einem Besuch bei seinem Arzt, Dr. Hungertobel, erfährt Bärlach, dass in die Praxis eingebrochen wurde.
      • Dabei lag seine Patientenakte auf dem Tisch.
    • Bärlach erkennt, wie Gastmann an Informationen über seinen Gesundheitszustand gekommen ist.
    • Der Arzt betont die Dringlichkeit einer Operation, die innerhalb der nächsten drei Tage stattfinden muss.
    • Von der Praxis aus beobachtet Bärlach, wie Anna, die Freundin von Schmied, aus Tschanz' Auto aussteigt.
    • Tschanz und Anna gehen in ein Restaurant.
    • Bärlach wacht nachts auf und stellt fest, dass jemand in seine Wohnung eingebrochen ist und einen Kurzschluss verursacht hat.
    • Im Dunkeln kämpft er um Leben und Tod mit dem Einbrecher.
    • Bärlach vertreibt den Einbrecher, der ihn beinahe mit einem Messer getroffen hätte, indem er blind zuschlägt.
    • Bärlach erzählt Tschanz von dem Einbruch und gibt an, den Einbrecher zwar nicht gesehen zu haben, aber zu wissen, wer es war.
      • Er nennt jedoch keinen Namen.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 6. November 1948

    Am nächsten Morgen fährt Bärlach in einem Taxi zum Bahnhof. Der Taxifahrer stellt sich als Gastmanns Diener heraus. Gastmann sitzt auf der Rückbank. Gastmann fordert, dass Bärlach die Wette aufgibt. Für Bärlach ist nicht nur Gastmann schuldig, weil er die Wette angeboten hatte, sondern auch ihn selbst trifft eine Mitschuld, weil er die Wette damals angenommen hatte.

    • Gastmann erkundigt sich, ob Bärlach davon ausgeht, dass Gastmann der Mörder Schmieds sei.
    • Bärlach gibt an, dass er das nie geglaubt hat. Gastmann droht Bärlach, dass er ihn töten lassen wird, falls er die Operation überlebt.
    • Bärlach jedoch kündigt an, dass er Gastmann bereits gerichtet und zum Tod verurteilt habe.
    • Tschanz holt Anna nach einem Gottesdienst ab und kündigt an, dass er heute den Mörder von Schmied stellen wird.
    • Er fragt sie, ob sie ihn heiraten möchte. Sie willigt ein.
    • Tschanz macht sich auf den Weg zu Gastmann.
    • Ein Diener Gastmanns schießt auf Tschanz und verletzt ihn leicht.
    • Daraufhin schießt Tschanz dreimal auf Gastmann.
    • Es wird deutlich, dass Tschanz als der Henker auftritt, den Bärlach zuvor angekündigt hatte.

    Tschanz hat die Polizei zum Tatort gerufen. Er ist nur leicht verletzt, die beiden Diener und Gastmann hingegen sind tot. Die Toten halten jeweils eine Waffe in den Händen.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 7. November

    Am nächsten Morgen versuchen Dr. Lutz und von Schwendi den Vorfall zu rekonstruieren.

    • Dr. Lutz ist überzeugt, dass Gastmann Schmieds Mörder ist, basierend auf der Kugel, die aus der Waffe eines Dieners stammt.
    • Er lobt Tschanz für sein Handeln in Notwehr und empfiehlt eine Beförderung.
    • Bärlach äußert sich nicht zum mutmaßlichen Tathergang.
    • Am Abend empfängt Bärlach Tschanz zu einem festlichen Abendessen.
    • Er konfrontiert Tschanz damit, dass er weiß, dass Tschanz der Mörder von Schmied ist und dass er bereits den Beweis geliefert hat.
    • Die Kugel, die den Wachhund tötete, stammt aus der gleichen Waffe, mit der auch Schmied erschossen wurde.
    • Bärlach vermutet Eifersucht als Tschanz' Motiv.
    • Bärlach enthüllt auch, dass er Tschanz benutzt hat, um Gastmann zu überführen und zu richten.
    • Tschanz war auch der Einbrecher, der nach Schmieds Mappe gesucht hatte.
    • Tschanz greift nach seiner Tasche, in der sich eine Waffe befindet.
    • Bärlach überzeugt Tschanz jedoch davon, dass es keinen Sinn hat, ihn zu töten, da Dr. Lutz von dem Treffen weiß.
    • Bärlach fordert Tschanz auf, sein Haus zu verlassen, und verspricht, ihn nicht zu verraten.

    "Der Richter und sein Henker" – Inhaltsangabe: 8. November 1948

    Bärlach erfährt am nächsten Morgen, dass Tschanz in seinem Wagen von einem Zug erfasst wurde. Tschanz hatte vermutlich Suizid begangen – er wurde zu seinem eigenen Henker. Bärlachs Gesundheitszustand ist schlecht. Nun ist er endlich dazu bereit, sich operieren zu lassen.

    "Der Richter und sein Henker" – Charakterisierung

    Im Folgenden findest Du die Charakterisierung der Figuren aus Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker".

    "Der Richter und sein Henker" – Bärlach

    Die Figur Bärlach kann als Schweizer Kommissar in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:

    • über 60 Jahre alt

    • arbeitete lange Zeit im Ausland, unter anderem in Konstantinopel und zuletzt bei der Kriminalpolizei in Frankfurt am Main

    • seit 1933 lebt er wieder in der Schweiz, weil er einen deutschen Beamten – einen Nationalsozialisten – geohrfeigt hatte

    • wirkt zunächst uninformiert über den Stand der Ermittlungen

    • Im Laufe der Handlung wird jedoch deutlich, dass Bärlach eigenes Wissen für sich behält sowie taktisch und strategisch vorgeht.

    • verdächtigt Tschanz von Anfang an

    • schloss vor 40 Jahren in Konstantinopel eine Wette mit Gastmann ab

    • will Gastmann für seine Verbrechen überführen

    • Durch seine Erkrankung (Magenleiden) wächst der zeitliche Druck, um Gastmann zu überführen.

    • legt ein moralisch fragwürdiges Verhalten an den Tag, um Gastmann für seine Verbrechen zu bestrafen

    • nutzt Tschanz als seine Marionette beziehungsweise seinen Henker, um Gastmann zu bestrafen

    "Der Richter und sein Henker" – Tschanz

    Die Figur Tschanz kann als Kriminalbeamter in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:

    • unterstützt Bärlach bei den Ermittlungen im Mordfall Schmied
    • tötete Schmied aus Eifersucht, nachdem er die Mappe mit den von Schmied gesammelten Beweisen gegen Gastmann gefunden hatte.
    • Im Gegensatz zu Schmied kommt Tschanz nicht aus einer reichen Familie und konnte auch nicht das Gymnasium besuchen.
    • nimmt Schmied als sein Vorbild und eifert diesem nach: Er kleidet sich ähnlich wie dieser, kauft nach dessen Tod seinen Wagen und möchte Schmieds Freundin Anna heiraten.
    • versucht, die Schuld im Mordfall Schmied auf Gastmann zu lenken, um sich beruflich einen Namen zu machen und nicht tatverdächtig zu werden.
    • beging vermutlichSuizid, nachdem Bärlach ihm offenbart hatte, dass er gegen ihn in der Hand Beweise hätte

    "Der Richter und sein Henker" – Gastmann

    Die Figur Gastmann kann als Verbrecher in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:

    • wurde in Lamboing geboren, verließ den Ort mit 13 Jahren, um die Welt zu entdecken
    • kehrte kürzlich nach Lamboing zurück
    • beliebt bei den Einwohnern, weil er Steuern des Ortes zahlt
    • empfängt in seinem Haus regelmäßig Gäste aus Politik und Industrie
    • wohlhabend und einflussreich
    • Nihilist: Grundlage für sein Handeln sind keine moralischen Überzeugungen oder eine bestimmte Philosophie. Er handelt stattdessen aus der "Freiheit des Nichts" (S. 100), wodurch sein Handeln unberechenbar wird.
    • Der Schriftsteller sagt über Gastmann, dass dieser ein Mensch sei, der ...

    . . . das Gute ebenso aus einer Laune, aus einem Einfall tut wie das Schlechte, welches ich ihm zutraue. Er wird nie das Böse tun, um etwas zu erreichen, wie andere ihre Verbrechen begehen, um Geld zu besitzen, eine Frau zu erobern oder Macht zu gewinnen, er wird es tun, wenn es sinnlos ist, vielleicht, denn bei ihm sind immer zwei Dinge möglich, das Schlechte und das Gute, und der Zufall entscheidet.

    Der Schriftsteller weißt autobiografische Züge Friedrich Dürrenmatts auf. So kleidet sich der Schriftsteller unter anderem ähnlich wie Dürrenmatt und besitzt neben demselben Beruf auch einen ähnlichen familiären und philosophischen Hintergrund wie dieser. In einer der späteren Verfilmungen des Romans aus dem Jahr 1975, ist Dürrenmatt in der Rolle des Schriftstellers zu sehen.

    "Der Richter und sein Henker" – Personen: Dr. Lucius Lutz

    Die Figur Dr. Lucius Lutz kann als Untersuchungsrichter in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:

    • Vorgesetzter von Bärlach
    • kehrte kürzlich von einem Besuch der Polizei in New York und Chicago zurück
    • betrachtet die Polizeiarbeit in der Schweiz kritisch, da diese nicht den modernen Standards, die er in den Vereinigten Staaten kennengelernt hat, entspricht

    Der Name Lucius lässt sich vermutlich vom lateinischen Wort lux ableiten. Lux steht neben Licht auch für Aufklärung und Erleuchtung. Dass Dürrenmatt den Namen für den Untersuchungsrichter verwendet, lässt sich als Ironie deuten: Dr. Lutz lässt sich von Tschanz täuschen und durchschaut nicht, dass Tschanz der wahre Mörder Schmieds ist. Stattdessen ist er bis zum Ende des Romans von Tschanz Heldenrolle überzeugt.

    "Der Richter und sein Henker" – Analyse

    Nachfolgend findest Du eine Analyse des Detektivromans "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt.

    Das Genre des Detektivromans

    "Der Richter und sein Henker" ist ein Detektivroman. Dieser stellt eine Sonderform des Kriminalromans dar. Während in einem Kriminalroman das Verbrechen und der Täter im Zentrum stehen und falsche Fährten (sogenannte "red herrings") gelegt werden, um die Leser*innen in die Irre zu führen, legt der Detektivroman den Fokus, insbesondere auf die Aufklärung des Verbrechens.

    "Der Richter und sein Henker" – Erzählverhalten: Zwei Handlungsebenen

    Der Roman besteht aus zwei Handlungsebenen, die durch die Figur des Tschanz miteinander verknüpft sind. Die erzählte Zeit der ersten Ebene erstreckt sich auf sechs Tage.

    Die erzählte Zeit in einer Geschichte meint den Zeitraum, in dem sich die Handlung abspielt.

    • 1. Handlungsebene: Die Ermittlungen im Mordfall Schmied

    • 2. Handlungsebene: Die seit 40 Jahren andauernde Wette zwischen Bärlach und Gastmann

    Tschanz versucht die Schuld im Mordfall Schmied durch eine Manipulation von Beweisen auf Gastmann zu schieben und tötet Gastmann gegen Ende des Romans. Damit spielt er Bärlach in die Hände, der Gastmann über Tschanz für frühere Verbrechen bestraft. Gleichzeitig sammelt Bärlach Beweise gegen Tschanz und überführt ihn als Mörder Schmieds.

    "Der Richter und sein Henker" – Aufbau

    Die Handlung des Detektivromans "Der Richter und sein Henker" ist in 21 Kapitel eingeteilt. In seinem Aufbau hält sich das Werk an den klassischen Aufbau eines Detektivromans: Direkt zu Beginn des Romans wird eine Leiche gefunden und die Ermittlungen nach dem Täter beginnen. Das Buch endet damit, dass ein Täter feststeht und sowohl seine Motive als auch Beweise gegen ihn offengelegt werden.

    Dennoch weicht der Aufbau auch von dem klassischen Aufbau eines Detektivromans ab, da der Roman an einigen Stellen retardierende Elemente beinhaltet:

    "Der Richter und sein Henker" – Aufbau
    ExpositionDie Leiche wird gefunden und die Ermittlungen beginnen.
    1. ErzählphaseDie laufenden Ermittlungen werden geschildert
    1. SpannungshöhepunktBärlach wird von Gastmanns Hund angegriffen
    Retadierendes MomentVon Schwendi bringt Dr. Lutz dazu, die Ermittlungen gegen Gastmann einzustellen bzw. zu minimieren.
    2. ErzählphaseBärlach und Gastmanns Vorgeschichte wird offenbart
    2. SpannungshöhepunktBärlach und Gastmann geraten aneinander.
    Retadierendes MomentDas Gespräch mit dem Schriftsteller eröffnet Details über Gastmanns Persönlichkeit.
    3. SpannungshöhepunktBärlach kämpft in seiner Wohnung auf Leben und Tod mit einem Einbrecher
    3. ErzählphaseBärlach kündigt Gastmann an, dass er ihm einen Henker geschickt hat.
    SchlussphaseDie beiden Handlungsebenen werden zusammengefügt. Tschanz ermordet Gastmann und begeht, nach der Konfrontation mit Bärlach vermutlich Suizid.

    "Der Richter und sein Henker" – Sprache

    Die Sprache in "Der Richter und sein Henker" besteht hauptsächlich aus Satzgefügen, wie das nachfolgende Zitat verdeutlicht:

    Sie rannten auf die Trauergemeinde zu, stürzten in sie hinein, zwischen Frau Schönler und Tschanz, ohne daß sie gehindert wurden, denn alle waren wie erstarrt, und schon taumelten sie wieder hinweg durch das nasse Gras, sich aneinander stützend, sich umklammernd, über Grabhügel fallend, Kreuze umwerfend in gigantischer Trunkenheit.1

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    Da die Handlung in der Schweiz spielt, verwenden die Figuren einige Schweizer Ausdrücke wie Gendarmerie. Vom Polizisten Charnel wird außerdem eine Mischung aus Französisch und Deutsch gesprochen.

    Non", sagte Charnel, "keine Spur von Assassin. On a rien trouve, gar nichts gefunden."1

    "Der Richter und der Henker" ist außerdem von vielen grotesken Szenerien geprägt. So entscheidet sich der Polizist, der die Leiche Schmieds findet, diese auf den Beifahrersitz zu schieben und in die Stadt zu fahren.

    Das Groteske stellt in der Literatur und Kunst eine absichtliche Abweichung von künstlerischen Normen dar, indem grauenvolle Elemente mit Komik kombiniert werden.

    Der Tote saß bewegungslos neben ihm, und nur manchmal, bei einer Unebenheit der Straße etwa, nickte er mit dem Kopf wie ein alter, weiser Chinese, so daß Clenin es immer weniger zu versuchen wagte, die andern Wagen zu überholen.1

    Die Idylle der Landschaften, die häufig bildlich beschrieben wird, steht konträr zum Verbrechen. Auch die Metapher des Lichts wird an mehreren Stellen des Romans verwendet. Hierbei stehen häufig die Gegensätze hell und dunkel im Mittelpunkt. Genau wie gut und böse existieren diese gleichzeitig in der Welt.

    . . . die Sonne brach durch die Wolken, verschwand wieder, kam aufs neue im jagenden Spiel der Nebel und der Wolkenberge, Ungetüme, die vom Westen herbeirasten, sich gegen die Berge stauten, wilde Schatten über die Stadt werfend, die am Flusse lag, ein willenloser Leib, zwischen die Wälder und Hügel gebreitet.1

    "Der Richter und sein Henker" – Wichtige Textstellen

    In "Der Richter und sein Henker" sind einige wichtige Textstellen enthalten:

    • Obwohl Gastmann 40 Jahre lang Straftaten verübt hat, ist es Bärlach zu keinem Zeitpunkt gelungen, ihm diese nachzuweisen.
    • Damit geht Gastmann als Gewinner der Wette hervor.
    • Um Gastmann für seine vergangenen Verbrechen zu bestrafen, greift Bärlach zu gesetzeswidrigen Methoden und macht sich dadurch selbst schuldig.

    Bärlach fühlt sich seit 40 Jahren schuldig und ist daran interessiert, Gastmann zu überführen. Wäre er die Wette mit diesem damals nicht eingegangen, hätte Gastmann keinen Grund gehabt, den Mord zu begehen.

    Du bist in jener Nacht in der Türkei schuldig geworden, weil du die Wette geboten hast, Gastmann, und ich, weil ich sie angenommen habe.1

    • Bärlachs schlechter Gesundheitszustand symbolisiert, wie sehr ihn die Schuld belastet.
    • Er kann nicht akzeptieren, dass er die Wette verliert und Gastmann ungestraft davonkommt.
    • Die Krankheit drängt ihn zum schnellen Handeln.
    • Bärlach nutzt Tschanz' Schuld an Schmieds Mord aus, um Gastmann unter Druck zu setzen.
    • Bärlach ist bereit, alles zu tun, um Gastmann zu bestrafen.
    • Er nimmt den Tod von zwei Dienern und Tschanz' Selbstmord in Kauf.
    • Er bricht mit den Normen der polizeilichen Ermittlungsarbeit und nimmt die Rolle eines Richters an.
    • Tschanz wird von ihm instrumentalisiert, um Gastmann zu bestrafen.

    Damit wird die Schuldfrage in den Raum gestellt, die für den klassischen Detektivroman ungewöhnlich ist. Dürrenmatt verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse. Leser*innen werden dazu aufgefordert, über Moralvorstellungen zu reflektieren.

    • Heiligt der Zweck alle Mittel?
    • Darf man jemanden für etwas bestrafen, dass dieser nicht getan hat, nur um frühere Taten zu vergelten?
    • Ist Bärlach als der Gute zu sehen, obwohl er sich im Verlauf der Handlung selbst schuldig macht?
    • Wer verleiht Bärlach die Autorität, über andere zu richten?

    Außer Bärlach erfährt keiner von dem wahren Mörder Schmieds, denn aufgrund der am Tatort gefundenen Mappe schlussfolgern Dr. Lutz und von Schwendi, dass Gastmann Schmied aufgrund der gegen ihn gesammelten Beweise töten ließ.

    Statt Polizei und Rechtsstaat wird auf Gewalt zurückgegriffen, um Verbrecher zu richten, denn weder gegen Tschanz noch gegen Gastmann wird ein legales Verfahren eingeleitet. Beide Figuren sterben am Ende des Romans.

    "Der Richter und sein Henker" – Die Rolle des Zufalls

    Der Zufallsbegriff spielt in der Wette zwischen Bärlach und Gastmann eine große Rolle.

    • Beide Seiten argumentieren auf Grundlage des Zufalls.
    • Bärlach vertritt die Auffassung, dass jedes Verbrechen früher oder später aufdeckt wird, weil der Zufall und damit auch das zufällige Handeln anderer unberechenbar ist.
    • Täter*innen scheitern am Zufall, da dieser auch ein perfekt geplantes Verbrechen durchkreuzt.

    Das nachfolgende Zitat verdeutlicht die Rolle des Zufalls:

    . . . daß die menschliche Unvollkommenheit, die Tatsache, daß wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit vorauszusagen, und daß wir ferner den Zufall, der in alles hineinspielt, nicht in unsere Überlegungen einzubauen vermögen der Grund sei, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zutage fördern müsse.1

    Gastmann hingegen argumentiert, dass gerade der Zufall dafür verantwortlich ist, dass Verbrechen unerkannt bleiben.

    Ich [Gastmann] dagegen stellte die These auf . . . , daß gerade die Verworrenheit der menschlichen Beziehungen es möglich mache, Verbrechen zu begehen, die nicht erkannt werden könnten, daß aus diesem Grunde die überaus größte Anzahl der Verbrechen nicht nur

    ungeahndet, sondern auch ungeahnt seien, also nur im Verborgenen geschehen.1

    Beide Thesen lassen sich in "Der Richter und sein Henker" bestätigen. Der zufällige Fund der Revolverkugel am Tatort hilft Bärlach dabei, Tschanz Schuld zu beweisen. Jedoch ist Bärlach seit 40 Jahren nicht dazu in der Lage gewesen, Gastmann eines seiner Verbrechen nachzuweisen. Die Taten, die Gastmann verübt, begeht er ohne persönliche Beziehung zum Opfer, wie den Mord in Konstantinopel vor 40 Jahren. Diese Unberechenbarkeit im Verhalten erschwert es Bärlach, Gastmann zu überführen.

    Der Zufall spielt in vielen Werken Friedrich Dürrenmatts hinsichtlich zweier Aspekte eine wichtige Rolle. Einerseits ist der Zufall relevant für die Dramaturgie und treibt die Handlung voran. So führt etwa der zufällige Fund der Revolverkugel dazu, dass Bärlach plant, sich von dem Wachhund angreifen zu lassen, um an eine Kugel aus Tschanz Revolver zu gelangen. Diese kann er wiederum mit der am Tatort gefundenen Kugel abgleichen und hat ein wichtiges Beweismittel gegen Tschanz in der Hand.

    Außerdem spiegelt der Zufall Dürrenmatts Weltsicht wider: Durch zufällige Ereignisse wird von Menschenhand Geplantes außer Kraft gesetzt. Der Mensch ist nicht allmächtig, zufällige Ereignisse können seine Pläne durchkreuzen.

    "Der Richter und sein Henker" – Friedrich Dürrenmatt

    Der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.

    • Der "Richter und sein Henker" wurde zum weltweiten Erfolg für den Autor und in über 20 Sprachen übersetzt.
    • Bis heute verkaufte sich der Roman millionenfach.

    Während Kriminalromane zur Entstehungszeit des Werkes als minderwertig galten, zählt "Der Richter und der Henker" heutzutage in vielen Schulen zur Pflichtlektüre. Der Roman entspricht in seinem Aufbau einem Detektivroman, jedoch verwischt Dürrenmatt die für den Detektivroman typischen Grenzen zwischen Gut und Böse. Er beabsichtigt damit, dass Leser*innen zum Nachdenken und Reflektieren von gesellschaftlichen Normen und Werten angeregt werden.

    • Dürrenmatt setzt die Geschichte von Kommissar Bärlach im Roman "Der Verdacht" fort.
    • In seinen späteren Werken entfernte sich Dürrenmatt zunehmend von der Realität.
    • Dabei betont der Autor vor allem, dass das im Detektivroman dargestellte Weltbild nicht mit der Realität übereinstimmt:
      • Nicht immer führen Ermittlungen zum Ziel, Täter*innen werden nicht immer gefasst und die Welt ist nicht immer gerecht.

    "Der Richter und sein Henker" – Zeitgeschichtlicher Hintergrund

    "Der Richter und sein Henker" spielt im Jahr 1948 und damit nach dem Zweiten Weltkrieg.

    • Diese Zeit war von wirtschaftlichem Aufschwung und politischer Stabilität geprägt.
    • Da die Schweiz durch ihre neutrale Haltung weniger zerstört war als andere Länder, fand ihre Modernisierung und ihr Umbau zum Industrieland schneller statt.
    • Im Roman spiegelt sich dies an einigen Stellen wider.
    • So pflegt etwa Gastmann weltweit geschäftliche Beziehungen, unter anderem hat er Verbindungen zur schweizerischen Industrie und ist sehr wohlhabend.
    • Dennoch werden auch Anspielungen auf den Kalten Krieg gemacht.
    • Nachdem Bärlach auf Gastmanns Grundstück von dessen Hund angegriffen wurde, unterhalten sich Bärlach und Tschanz mit Nationalrat von Schwendi.
    • Dieser unterstellt Bärlach, ein Kommunist zu sein.
    • Auch die Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges wird im Roman thematisiert.
    • Bärlach wurde 1933, während die Nationalsozialisten regierten, von seiner Position in Frankfurt am Main entlassen, nachdem er einen Nationalsozialisten geohrfeigt hatte.

    Damit kritisiert Dürrenmatt, dass sich die Schweiz erst nach dem Zweiten Weltkrieg klar gegen den Nationalsozialismus positioniert hat und während des Krieges (wirtschaftliche) Eigeninteressen verfolgte und priorisierte.

    Der Richter und sein Henker – Das Wichtigste

    • "Der Richter und sein Henker" ist ein Detektivroman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt aus dem Jahr 1950/51.

    • "Der Richter und sein Henker" – Zusammenfassung: Vor 40 Jahren schlossen Kommissar Bärlach und der Verbrecher Gastmann eine Wette ab.

      • Seitdem versuchte Bärlach Gastmanns Verbrechen auf legalem Weg aufzuklären und beauftragte den Polizisten Schmied damit, gegen Gastmann zu ermitteln.

      • Nachdem Schmied tot aufgefunden wurde, ermitteln Bärlach und sein Assistent Tschanz – bei dem es sich um den Mörder Schmieds handelt – im Mordfall.

      • Tschanz hatte von den Ermittlungen gegen Gastmann erfahren und beneidete Schmied um dessen Chance, einen so großen Verbrecher zu überführen.

      • Tschanz lenkt den Verdacht auf Gastmann.

      • Da Bärlach Tschanz von Anfang an verdächtigt, setzt er ihn zunehmend unter Druck, bis Tschanz Gastmann tötet.

      • Bärlach gelingt es damit, Tschanz als seinen Henker zu instrumentalisieren, um seinen Gegenspieler Gastmann für frühere Taten zu richten.

    • "Der Richter und sein Henker" – Charakterisierung:

      • Bärlach:

        • Schweizer Kommissar

        • über 60 Jahre alt

        • verdächtigt Tschanz

        • will Gastmann überführen

      • Tschanz:

        • Kriminalbeamter

        • unterstützt Bärlach im Mordfall Schmied

        • tötete Schmied aus Eifersucht

        • beging vermutlich Suizid

      • Gastmann:

        • Verbrecher

        • beliebt bei den Einwohnern von Lamboing

        • wohlhabend und einflussreich

        • nihilistisch veranlagt

      • Dr. Lucius Lutz:

        • Vorgesetzter von Bärlach

        • Untersuchungsrichter

        • betrachtet Polizeiarbeit in der Schweiz kritisch

    • "Der Richter und sein Henker" – Analyse:

      • Der Roman besteht aus zwei Handlungsebenen, die durch die Figur des Tschanz miteinander verknüpft sind.

    • "Der Richter und sein Henker" – Wichtige Textstellen:
      • Die Rolle des Zufalls in Dürrenmatts Werk wird in einigen wichtigen Textstellen belegt werden.
    • "Der Richter und sein Henker" – Deutung:
      • Dürrenmatt verwischt im Roman die Grenzen zwischen Gut und Böse, da Bärlach zu illegalen Mitteln greift, um sich an Gastmann zu rächen.
    • "Der Richter und sein Henker" – Friedrich Dürrenmatt:

      • Der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.

      • Der "Richter und sein Henker" wurde zum weltweiten Erfolg für den Autor und in über 20 Sprachen übersetzt.

    Nachweise

    1. Friedrich Dürrenmatt (1952/1953): Der Richter und sein Henker/ Der Verdacht. Benziger Verlag.
    Der Richter und sein Henker Der Richter und sein Henker
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Richter und sein Henker

    Warum heißt das Buch "Der Richter und sein Henker" so?

    Das Buch "Der Richter und sein Henker" heißt so, weil sich Kommissar Bärlach die Rolle eines Richters anmaßt, um Verbrecher zu bestrafen. Hierbei hält er sich jedoch nicht an das Gesetz und macht sich selbst schuldig. Bärlach instrumentalisiert Tschanz als seinen Henker, um den Verbrecher Gastmann zu richten. Er setzt Tschanz zunehmend unter Druck, bis dieser Gastmann tötet und danach vermutlich Suizid begeht. 

    Warum hat Tschanz Schmied getötet?

    Tschanz hat Schmied getötet, weil er beruflich und privat auf Schmied und dessen Leben neidisch war. Schmied stammt aus einem besseren Elternhaus, ist mit seiner Verlobten glücklich und gilt als der bessere Polizist. Als Tschanz zufällig von den Ermittlungen Bärlachs und Schmieds gegen Gastmann erfährt, tötet er Schmied, um die Ermittlungen gegen Gastmann zu übernehmen und diesem Schmieds Mord in die Schuhe zu schieben. Tschanz erhofft sich durch Fall beruflich aufzusteigen und Anerkennung zu erhalten. 

    Wer gewinnt die Wette in "Der Richter und sein Henker"?

    Gastmann hat die Wette in "Der Richter und sein Henker" gewonnen, denn bis zum Ende ist es Bärlach nicht gelungen, Gastmann auch nur eines seiner Verbrechen mit legalen Mitteln nachzuweisen. Dadurch, dass Bärlach den Tod Gastmanns – sowie weitere Tote – in Kauf nimmt, um Gastmann zu bestrafen, macht sich Bärlach selbst schuldig und wird zum Täter. Bärlach ist der einzige, der über die tatsächlichen Hintergründe und den Täter im Mordfall Schmied Bescheid weiß. Somit bestätigt auch der Mord Schmieds Gastmanns These, dass einige Verbrechen niemals aufgeklärt werden. 

    Wie fühlt sich Tschanz als Bärlachs Gast? 

    Beim Abendessen in Bärlachs Haus fühlt sich Tschanz als dessen Gast unterlegen und in die Ecke gedrängt. Bärlach offenbart Tschanz, dass er Beweise für Tschanz Schuld gesammelt hat. Tschanz erkennt, dass er von Bärlach ausgenutzt wurde, um Gastmann zu bestrafen und zu richten. Tschanz gesteht schließlich den Mord an Schmied. 

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