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"Der Verdacht" – Zusammenfassung
Erster Teil
Anfang November 1947 wird der Kriminalbeamte Kommissar Hans Bärlach in das Berner Spital Salem eingeliefert. Der Detektiv ist zwar todkrank, kommt jedoch nach einigen Wochen wieder etwas zu Kräften und entdeckt beim Durchblättern des amerikanischen Magazins “Life” einen Artikel über den SS-Arzt Dr. Nehle und dessen brutale Praktiken. Laut des Artikels soll Dr. Nehle KZ-Gefangene ohne Betäubung und bei vollem Bewusstsein operiert haben. Bärlachs behandelnder Arzt und Freund Dr. Hungertobel meint, in dem Abbild von Dr. Nehle seinen ehemaligen Stellvertreter Dr. Fritz Emmenberger wiederzuerkennen.
Weil sich Emmenberger aber während des Krieges in Chile aufgehalten hatte, hält Dr. Hungertobel eine Übereinstimmung für ausgeschlossen. Dr. Emmenberger kehrte im Jahr 1945 zurück und leitet seitdem die Privatklinik Sonnenstein, eine der luxuriösesten Kliniken des Landes. Seine neuartigen Hormontherapien sorgen für Misstrauen in der Schweizer Ärzteschaft. Auch ist die Tatsache verwunderlich, dass viele der dort verstorbenen Patienten ihr Vermögen der Klinik überlassen.
Hungertobel erinnert sich an eine Notoperation, die die beiden an einem Kommilitonen bei einer Wanderung im Jahr 1908 durchführen mussten. Emmenberger führte damals einen Luftröhrenschnitt ohne Betäubung durch und hatte dabei ein teuflisches Grinsen im Gesicht.
Bärlach findet heraus, dass Dr. Nehle sich angeblich vor dem Krieg in Hamburg selbst mit einer Giftkapsel umgebracht hatte. Der schauerliche Gedanke, Dr. Nehle und Dr. Emmenberger könnten ein und dieselbe Person sein, liegt im Bereich des Möglichen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, holt Bärlach seinen Freund Gulliver zu sich. Der ist ein jüdischer Überlebender des Holocaust und lebt im Untergrund. Gulliver hat sich 1944 von Nehle im Vernichtungslager Stutthof operieren lassen und als Einziger überlebt. Für seine Qualen konnte er sich die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkaufen.
Obwohl Bärlach kurz vor seiner Pensionierung steht, möchte er dem Fall nachgehen. Er fordert den Obduktionsbericht des verstorbenen Dr. Nehle aus Hamburg an, worin die starken Ähnlichkeiten zwischen dem KZ-Arzt und Dr. Emmenberger beschrieben sind. Bärlach glaubt nicht an eine Verwechslung, sondern hegt den Verdacht, dass Emmenberger Nehle umgebracht und unter seinem Namen im KZ Stutthof praktiziert hat. Nach dem Krieg ist er dann zurück in die Schweiz und hat wieder seinen richtigen Namen angenommen, um dort die Klinik Sonnenstein zu leiten.
Bärlachs Plan ist es nun, sich unter dem Namen "Blaise" in Emmenbergers Klinik Sonnenstein einweisen zu lassen. Dr. Hungertobel veranlasst dort eine Weiterbehandlung für Bärlach aka Blaise. Der Detektiv beauftragt einen wenig erfolgreichen Zeitungsherausgeber namens Fortschig damit, einen Artikel zu veröffentlichen. In diesem schildert Bärlach den Verdacht gegen Emmenberger, nennt ihn allerdings nicht beim Namen.
Zweiter Teil
Nach der Ankunft in der Klinik Sonnenstein fällt Bärlach eine kleinwüchsige, zwielichtige Person auf, die sich später noch als gefährlich erweisen wird. Gegenüber Emmenberger erwähnt der Kommissar, einen Kriegsverbrecher in der Schweiz aufgespürt zu haben. Emmenberger ist daraufhin deutlich die Angst anzumerken. Bärlach werden von Dr. Marlok, die ebenfalls Ärztin in der Zürcher Privatklinik ist, Beruhigungsmittel verabreicht und er verliert immer mehr die Kontrolle über die Geschehnisse im Krankenhaus.
Eine Zeitungsmeldung über Bärlachs Ruhestand lässt ihn auffliegen. Der Kommissar erzählt Dr. Marlok von seinen Erkenntnissen über Emmenberger. Dr. Marlok erwidert ihm, dass auch sie als Kommunistin nach Stutthof gebracht wurde. Die Anschuldigungen gegenüber Emmenberger bestätigt sie. Indem sie seine Geliebte wurde, konnte sie sich retten. Da ihr mittlerweile alles gleichgültig ist, verweigert sie eine Zusammenarbeit mit Bärlach.
Es wird schnell klar, dass die Angestellten der Klinik dem skrupellosen Emmenberger treu ergeben sind. Durch eine Insulin-Spritzenkur wird der Kommissar handlungsunfähig gemacht und erwacht in einem verriegelten Zimmer im Sterbetrakt der Klinik. Er fühlt sich schwach und dem Fall nicht mehr gewachsen.
Der Kommissar erfährt, dass Fortschig, der Herausgeber des Artikels über Emmenberger, auf dessen Veranlassung ermordet wurde. In Fortschigs Artikel war von unwiderlegbaren Beweisen die Rede, was Emmenberger zu dem Mord veranlasst hat. Ausgeführt wurde der Mord von dem zwergenhaften Mann, der Emmenberger bedingungslos gehorcht, nachdem er ihm im KZ das Leben gerettet hat.
Am nächsten Morgen möchte Emmenberger den Kommissar mit einer grausamen Operation töten. Seine Taten rechtfertigt Emmenberger mit seinem sturen Glauben daran, dass sich in der Begehung von grausamen Verbrechen die höchste Form der Freiheit realisiert. Für ihn ist die Freiheit der Mut zum Verbrechen.
Bevor Emmenberger seine grausame Operation beginnen kann, kommt in letzter Sekunde Gulliver zu Hilfe und zwingt den Nazi-Arzt, sich mit Blausäure zu vergiften. Er ist Emmenberger nach dem Besuch bei Bärlach im Spital auf die Schliche gekommen und wollte nun an ihm Rache nehmen. Dann erscheint Hungertobel und bringt Bärlach wieder zurück in die Klinik nach Bern.
"Der Verdacht" – Charakterisierung der Figuren
Hans Bärlach
- ist über 60 Jahre alt
- steht kurz vor der Pension, kann sein detektivisches Denken aber nicht ablegen
- tödlich an Magenkrebs erkrankt
- unterschätzt Emmenbergers Macht
- entkommt nur knapp Emmenbergers Messer
Dr. Samuel Hungertobel
- gewissenhafter Arzt
- Freund von Bärlach
- ehemaliger Mitstudent von Emmenberger
- wurde als Student Zeuge von Emmenbergers Grausamkeit
- glaubt nur an Fakten, nicht an Spekulationen
- meint Emmenberger auf dem Foto von Dr. Nehle zu erkennen
Gulliver
- Jude, der seit Kriegsende im Untergrund lebt
- täuscht seinen Tod vor, um nicht gefunden zu werden
- besitzt Hintergrundwissen über die Machenschaften von Dr. Nehle im KZ Stutthof
- hat Emmenbergers Operation im KZ Stutthof überlebt
- hat das Foto von Dr. Nehle gemacht und veröffentlicht
- rächt sich an Emmenberger, indem er ihn vergiftet
- rettet Bärlach das Leben
Dr. Fritz Emmenberger
- Leiter der Luxusklinik Sonnenstein
- praktiziert als "Modearzt" mit neuartigen Hormontherapien
- war als SS-Arzt Dr. Nehle im KZ Stutthof tätig
- hat den wahren Nehle umgebracht
- operiert damals und heute ohne Narkose
- Nihilist und Sadist
- will Bärlach töten
- wird von Gulliver vergiftet
Als Sadist wird eine Person bezeichnet, die Freude oder Lust dadurch empfindet, andere zu quälen oder ihnen Schmerzen zuzufügen. Ein Nihilist ist eine Person, die gesellschaftliche Werte und Moralvorstellungen ablehnt.
"Der Verdacht" – Figuren
"Der Verdacht" – Analyse von Aufbau und Sprache
Aufbau
Bei "Der Verdacht" handelt es sich um einen Kriminalroman, der sich in zwei Teile gliedern lässt. Die Teilung wird anhand der zwei Handlungsorte vollzogen, da der erste Teil der Erzählung in Bern und der zweite Teil in Zürich spielt.
Klassischer Aufbau eines Kriminalromans
Die Struktur von "Der Verdacht" entspricht dem klassischen Aufbau eines Kriminalromans. Zu Beginn steht der Verdacht des Detektivs Bärlach, sowie dem Drang dieser Vermutung nachzugehen. Es folgen die Ermittlungen Bärlachs, für die er sich Indizien beschaffen lässt und sogar eine verdeckte Ermittlung in Dr. Emmenbergers Krankenhaus beginnt. Anschließend kommt es zum Höhepunkt, in dem sich Bärlach und der Antagonist Dr. Emmenberger gegenüberstehen.
Als Antagonist wird der Gegenspieler zur Hauptfigur bezeichnet. Er gilt als Kontrahent der Hauptfigur bzw. des Helden und versucht, dessen Pläne zu durchkreuzen.
Bei einem finalen Schlagabtausch scheint der Detektiv unterlegen zu sein. Zwar findet kein Kampf mit Waffen statt, sondern eine Auseinandersetzung mit Worten, jedoch werden Bärlach durch die bevorstehende Operation ohne Betäubungsmittel trotzdem Schmerzen angedroht. Eher untypisch für einen Kriminalroman stellt sich das Ende dar, da es nicht Bärlach selbst ist, der den Konflikt löst und der Held der Situation ist. Der Detektiv wäre hilflos den Plänen des Arztes ausgeliefert gewesen, wenn nicht Gulliver und Dr. Hungertobel rechtzeitig hinzugekommen wären, um ihn zu befreien und Dr. Emmenberger getötet hätten.
Aufbau anhand des Verhaltens von Bärlach
Darüber hinaus lässt sich eine Zweiteilung des Aufbaus ebenfalls an dem Verhalten des Detektivs Bärlach erkennen. Im ersten Teil der Handlung verhält sich Bärlach als ein Detektiv, der alles überblickt und Dr. Emmenberger direkt zu durchschauen. Er entwickelt den Verdacht, dass Emmenberger eine neue Identität als KZ-Arzt angenommen hat und stellt Ermittlungen an, um seinen Verdacht zu überprüfen.
Der zweite Teil präsentiert sich inhaltlich als Gegensatz zum ersten. Während Bärlach zu Beginn des Romans die Funktion eines Helden erfüllt hat, erfolgt im zweiten Teil ein Abstieg, denn die Überlegenheit des Detektivs weicht einer Unterlegenheit, sobald er das Krankenhaus in Zürich betritt. Dort kann er sich seine detektivischen Fähigkeiten nicht zunutze machen und ist Dr. Emmenberger schonungslos ausgeliefert, da er zum einen nicht in der körperlichen Verfassung ist, sich zu Wehr zu setzen und zum anderen seine Tarnung schon nach ein paar Tagen auffliegt.
Sprache
Dürrenmatt beschreibt die Orte und zeitlichen Abläufe sehr realistisch, was dem Leser ein atmosphärisches Bild der Geschehnisse und Abläufe vermittelt. Auch die Figuren werden in ihrem Aussehen genau beschrieben.
Die realistische Darstellungsweise wird von Einwürfen in Schweizerdeutsch unterstrichen.
Nehle ist der nicht. Ein Berliner hätte es nie zum Miuchmäuchterli gebracht.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Friedrich Dürrenmatts "Der Verdacht" (1995, Diogenes).
Das Zitat stammt von Bärlach, als er aufdeckt, dass Dr. Emmenberger sich als Nehle ausgegeben hat, um nach dem Krieg wieder seinen ursprünglichen Namen anzunehmen. Durch die Verwendung der schweizerdeutschen Wörter wirken die Handlungsorte Bern und Zürich authentisch und sind im Einklang mit der Herkunft der Figuren. Außerdem lässt Dürrenmatt somit die Sprache seine Schweizer Heimat in den Roman einfließen.
Den für gewöhnlich sehr sachlichen Darstellungen eines Kriminalromans werden in "Der Verdacht" einige poetische Elemente und Vergleiche beigefügt. Dadurch werden die Geschehnisse anschaulicher dargestellt.
Die Stimme Emmenbergers war wie aus Erz, wie Posaunenstöße, die ein unendliches, graues Himmelsgewölbe durchbrechen.
Ebenfalls auffällig sind die Vergleiche der Figuren mit anderen Figuren aus der Literatur, Mythologie, Religion oder Legenden. So trägt der Retter und Freund Bärlachs den Namen Gulliver, wie die Hauptfigur aus "Gullivers Reisen" einem Roman des irischen Schriftstellers Johnathan Swift. Gulliver wird zudem als Riese und als Ahasver bezeichnet. Der Riese tritt häufig als Figur in Märchen auf, während Ahasver auf der Legende des "Ewigen Juden" beruht.
"Der ewige Jude" ist eine christliche Sage aus dem 13. Jahrhundert. Laut dieser Sage verweigerte ein Schuster namens Ahasver Jesus, auf dem Weg zum Kreuz, die Rast vor seinem Haus. Deshalb wurde er von Jesus dazu verdammt, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts auf der Erde herumzuirren.
Während ein Zusammenhang zwischen Gulliver und dem Riesen in der körperlichen Ähnlichkeit und dem Status als Held gegeben ist, passt eine Beschreibung Gullivers als Ahasver nicht, da es sich in der Legende eher um einen Antihelden handelt.
Der Antiheld ist in der Literatur das Gegenteil zum Helden. Statt seiner Stärken stehen die Schwächen des Antihelden im Mittelpunkt.
Erzählperspektive
"Der Verdacht" ist aus der Sicht eines überlegenen (heterodiegetischen) Erzählers verfasst. Damit ist der Erzähler nicht selbst Teil der Handlung, sondern kommentiert es von außen. Diese Außenansicht nimmt somit auch der Leser ein und erfährt erst im Laufe der Handlung mehr über die Gedanken und Gefühle der handelnden Personen. Da nur an wenigen Stellen die Gedankengänge des Detektivs dargestellt werden, weiß der Leser stets genauso viel wie Bärlach selbst. Dadurch wird die Spannung gesteigert und dem Leser vermittelt, dass er ein Teil des Geschehens ist.
"Der Verdacht" – Interpretation
Der Roman kann zum einen als Aufforderung zur Vergangenheitsbewältigung gesehen werden und zum anderen werden verschiedene Auffassungen der Gerechtigkeit aufgegriffen, die als zentrales Motiv für "Der Verdacht" gelten.
Vergangenheitsbewältigung
"Der Verdacht" entstand bereits in den Jahren 1951/52, also ca. sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Gräueltaten der Nationalsozialisten noch frisch im Gedächtnis der Menschen waren. Da einige Figuren im Roman, wie Gulliver und Dr. Emmenberger, auf realen Personen beruhen, besitz "Der Verdacht" einen starken Realitätsbezug. Gulliver steht vertretend für die unzähligen namenlosen jüdischen Opfer der Nationalsozialisten und Dr. Emmenberger ist dem grausamen SS-Arzt Dr. Eisele nachempfunden, der ähnlich wie Emmenberger in verschiedenen Konzentrationslagern, wie dem KZ Buchenwald und Dachau als Arzt ohne Betäubung operiert hat und für die Ermordung einiger erkrankter Häufltinge verantwortlich war.
Der Kriminalroman trägt dazu bei, dass die Taten der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten bzw. diente bei der Veröffentlichung im Jahr 1952 außerdem als Aufklärungsschrift über die Grausamkeiten in den Konzentrationslagern und kann daher als Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung gesehen werden.
Gerechtigkeit
Das Thema Gerechtigkeit wird in unterschiedlichen Ausprägungen aufgegriffen, sodass der Roman eine philosophische Prägung aufweist. Allgemein steht das Gerechtigkeitsverständnis Gullivers dem Gerechtigkeitsverständnis von Dr. Emmenberger gegenüber.
Dr. Emmenberger versteht Gerechtigkeit als die höchste Ausprägung seiner persönlichen Freiheit, die für ihn darin besteht, grausame Verbrechen zu begehen. Diese groteske Argumentation, die als Rechtfertigung der Gräueltaten der Nationalsozialisten genutzt wird, widerspricht dem weitverbreiteten Gerechtigkeitsverständnis unserer Gesellschaft.
Dem steht das Gerechtigkeitsverständnis von Gulliver gegenüber. Er erfährt Gerechtigkeit durch seine Selbstjustiz im Untergrund, indem er ehemalige Nazi-Verbrecher aufspürt und ausliefert. Ebenso ist er derjenige, der Dr. Emmenberger tötet und dadurch direkt Gerechtigkeit erfährt, für das Unrecht, das ihm im KZ Stutthof, angetan wurde.
Beide Formen der Gerechtigkeit werden heute in unserer Gesellschaft nicht vertreten, aber trugen nach dem Zweiten Weltkrieg zur rechtsphilosophischen Debatte über Recht und Gerechtigkeit in der rechtlichen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen bei.
"Der Verdacht" – Epoche
"Der Verdacht" entstand in den Jahren 1951/52. Mit dem ehemaligen KZ-Arzt Dr. Nehle, der eigentlich Dr. Emmenberger heißt und Nehles Identität gestohlen hat, greift der Roman direkt die Thematik der menschenverachtenden Praktiken der Nationalsozialisten im Dritten Reich auf. Im Kontext der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen in den Konzentrationslagern wurden die Figuren Gulliver und Dr. Emmenberger realen Personen aus dem historischen Standardwerk "Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager" nachempfunden.
Das Werk stammt von Eugen Kokon aus dem Jahr 1948 und berichtet von dem KZ-Arzt Dr. Eisele, der ohne Betäubung Operationen an Häftlingen durchgeführt hat. Die Figur des Gulliver ist einem ehemaligen inhaftierten Juden im KZ Buchenwald nachempfunden, der die Operation von Dr. Eisele überlebt hat.
Durch die philosophische Prägung des Romans wird auch die rechtsphilosophische Frage nach Recht und Gerechtigkeit aufgegriffen. Die Rechtstheoretiker bewerten die damals gültige Unrechtsgesetzgebung der Nationalsozialisten auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen vertreten die Rechtspositivisten den Standpunkt, dass ein Gesetz, solange es in seinem Verfahren rechtmäßig zustande gekommen ist, auch gültig ist, obwohl es eventuell unmoralisch ist. Dadurch ergibt sich eine strikte Trennung von moralischen Vorstellungen und der Anwendung des Rechts.
Andere sehen eine Verbindung zwischen Recht und Gerechtigkeit. Sie vertreten auch die Ansicht, dass formell gültiges Recht den Vorrang besitzt. Wenn ein Gesetz aber ein zu großes Maß an Ungerechtigkeit verursacht, muss diesem Gesetz seine Gültigkeit abgesprochen werden.
"Der Verdacht" – Dürrenmatt: Über den Autor
Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 im Schweizer Kanton Bern geboren und wuchs als Sohn eines protestantischen Pfarrers auf. Nach dem Matura (Abitur) begann er mit dem Malen und fertigte Bühnenbilder an. Statt einer Ausbildung zum Kunstmaler entschied er sich für ein Studium der Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik in Bern und wurde anschließend Schriftsteller. 1946 heiratete er die Schauspielerin Lotti Geissler, mit der er drei Kinder hatte.
In den Folgejahren entstanden seine bekanntesten Kriminalromane "Der Richter und sein Henker", "Der Verdacht" und "Das Versprechen". Dürrenmatt verfasste jedoch auch Theaterstücke und Dramen wie "Der Besuch der alten Dame" und "Die Physiker", die große Bekanntheit erlangten. Neben seinen bekanntesten Romanen und Dramen fertigte Friedrich Dürrenmatt auch Hörspiele, Essays, Erzählungen und Schriften zur Literatur- und Theatertheorie an. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete der Schriftsteller 1984 erneut, ehe er 1990 an einem Herzinfarkt starb.
Der Verdacht - Das Wichtigste
- "Der Verdacht" ist ein Kriminalroman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt aus den Jahren 1951/52.
- Der Roman handelt von dem todkranken Detektiv Hans Bärlach, der mit seinem befreundeten Arzt Dr. Hungertobel den Verdacht hegt, dass der Leiter einer Züricher Klinik, Dr. Emmenberger, der ehemalige KZ-Arzt Dr. Nehle ist, der seine Patienten ohne Betäubung operierte.
- Bärlach lässt sich in die Klinik von Dr. Emmenberger verlegen, um verdeckt zu ermitteln. Seine Tarnung fliegt jedoch schnell auf, sodass er dem grausamen Arzt beinahe zum Opfer fällt.
- Als Held der Geschichte präsentieren sich der ehemalige KZ-Insasse Gulliver, der Dr. Emmenberger tötet und Dr. Hungertobel, der Bärlach bei der Flucht hilft.
- Inhaltlich sind die beiden Teile, in die sich "Der Verdacht" gliedern lässt, gegensätzlich, da Bärlach dem ehemaligen KZ-Arzt im ersten Teil noch überlegen scheint, im zweiten Teil ihm jedoch hilflos ausgeliefert ist.
- Durch die detaillierte, realistische Beschreibung des Handlungsortes, der Figuren und des Zeitablaufes zeichnet Dürrenmatt in "Der Verdacht" ein atmosphärisches Bild der Geschehnisse.
- "Der Verdacht" ist aus der Perspektive eines überlegenen Erzählers verfasst, der von außen auf die Geschehnisse blickt. Nur stellenweise werden die Gedanken und Gefühle der Personen beleuchtet.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Verdacht
In welcher Zeit spielt "Der Verdacht"?
"Der Verdacht" spielt kurz nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1947.
Ist "Der Verdacht" ein Kriminalroman?
"Der Verdacht" ist ein Kriminalroman. Er weicht jedoch insoweit vom klassischen Krimigenre ab, da vor allem die philosophische Frage nach Gerechtigkeit, Recht und Freiheit im Vordergrund steht.
Wo spielt "Der Verdacht"?
"Der Verdacht" hat zwei verschiedene Handlungsorte. Der erste Teil des Romans spielt in Bern und der zweite Teil in Zürich.
Wer ist Dr. Hungertobel?
Dr. Hungertobel ist ein befreundeter Arzt von Detektiv Bärlach, der ihn in Bern behandelt. Außerdem hat Dr. Hungertobel mit Dr. Emmenberger studiert und erkennt den KZ-Arzt in dem Zeitschriftenartikel der "Life" wieder.
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