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Der Begriff der Novelle leitet sich sowohl aus dem Lateinischen von novus – "neu" als auch aus dem Italienischen von novella – "kleine Neuigkeit" ab. Die Übersetzung bezieht sich auf die Länge und die Art der Erzählung: Eine Novelle ist eine kurze Neuigkeit. Damit ist eine Novelle eine Prosaform von mittlerer Länge und gehört zur Gattung der Epik.
Zur Prosa gehören alle Textsorten, in denen die Sprache nicht durch Reime, ein Metrum oder ein Versmaß gebunden ist. Somit zählen im Prinzip alle literarischen Texte, die nicht zur Lyrik gehören, zur Prosa, auch wenn in der Regel nur epische Texte damit gemeint sind. Die Prosaform wird auch als ungebundene Rede bezeichnet.
Eine Novelle behandelt stets ein oder einige wenige außergewöhnliche Ereignisse, die aber trotzdem realistisch sind. Die Handlung wird zu einem Konflikt zugespitzt, bis sie schließlich an einen Wendepunkt gelangt. Außerdem wird in Novellen häufig eine bestimmte Erzähltechnik genutzt – die Rahmenerzählung. Das bedeutet, dass die eigentliche Erzählung der Novelle (Binnenhandlung) in eine andere umfassende Handlung (Rahmenhandlung) eingebettet wird.
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Die Handlung der Novelle "Die schwarze Spinne" spielt im Mittelalter – genauer gesagt im Jahr 1830. Doch der zeitweiligen Friedlichkeit wird in der Erzählung ein jähes Ende bereitet, als die Geschichte eines schwarzen Bystels (Fensterpfostens) ans Tageslicht kommt.
"Die schwarze Spinne" – Zusammenfassung und Inhaltsangabe
Die Zusammenfassung der Novelle "Die schwarze Spinne" gliedert sich in drei Teile, nämlich in eine Rahmenerzählung und zwei Binnenerzählungen. Hierbei setzt die zweite Binnenerzählung die erste Binnenerzählung fort.
Die Rahmenerzählung und der hässliche Fensterpfosten
Die Rahmenerzählung setzt während einer idyllischen Kindstaufe auf einer Farm eines idyllischen Schweizer Tals ein, genauer gesagt in einem Dorf namens Sumiswald im Emmental in der Nähe von Lützelflüh. Während der Taufe gerät Gotte, die Patentante des Kindes, ein wenig ins Schwitzen, da sie den Namen ihres Patensohnes nicht kennt und nicht nachfragen will, weil das Unglück bringen würde. Zu ihrer Erleichterung fragt der Pfarrer sie nicht nach dem Namen, sondern tauft den Jungen prompt auf den Namen Hans Uli.
Nach der Taufe bemerkt Gotte einen hässlichen und offensichtlich sehr alten Fensterpfosten, obwohl das Farmhaus neu ist. Auf ihre Bitte fängt der Großvater an, die Geschichte dieses Fensterpfostens zu erzählen.
Die erste Binnenerzählung und der grüne Teufel
Die Geschichte, die der Großvater erzählt, hat sich 600 Jahre zuvor zugetragen, also im Jahr 1230. Damals wurde das Dorf von einem Ritter namens Hans von Stoffeln regiert, der die Farmer sehr hart arbeiten ließ. Von Stoffeln war ein sowohl strenger als auch aggressiver Mann, der die Steuern seiner Leibeigenen gnadenlos eintrieb.
Als Leibeigener wurde jemand bezeichnet, der wirtschaftlich und persönlich abhängig von einem Grundherren war. Bei den Grundherren handelte es sich meist um adlige Personen oder kirchliche Vertreter. Meist waren Leibeigene Bauern, die auf dem Grundstück des Grundherren arbeiteten, da sie kein eigenes Land besaßen. Die leibeigenen Bauern mussten dem Grundherren einen Großteil ihrer angebauten Naturalien abgeben. Heutzutage wird die Leibeigenschaft mit Sklaverei gleichgesetzt.
Von Stoffeln war unberechenbar und flößte den Bauern große Angst ein: Widerrede duldete er nicht und jede Form von Kritik entfachte eine so harsche Vergeltung, dass die Bauern keine Wahl hatten als sich ihm zu unterwerfen.
Mit der Zeit wurden die Aufgaben, die er den Bauern auferlegte, immer haarsträubender. So verlangte von Stoffeln die Umpflanzung von Bäumen, die sich auf einem weit entfernten Berg befanden, damit diese einen schattigen Weg auf sein Anwesen werfen. Jedoch gab er den Bauern eine so kurze Frist, dass sie, um die Aufgabe zu bewerkstelligen, ihre eigene Ernte aufgeben und schlussendlich hungern müssten.
Zu dieser schlimmen Stunde tauchte auf einmal ein "grüner" Jäger auf und bot seine Hilfe beim Umpflanzen der Bäume an. Bei dem grünen Jäger handelte es sich um den Teufel. Die einzige Bezahlung, die der Teufel für seine Hilfe wollte, war ein ungetauftes Kind. Anfangs lehnten die Bauern sein fragwürdiges Angebot ab. Christine, eine Bauersfrau, die aus Lindau nahe dem Obersee kam, wollte sich jedoch gegen die schlechte Behandlung durch von Stoffeln wehren.
Christine überzeugte die Bauern davon, das Angebot des Teufels doch anzunehmen. Die Dorfbewohner nahmen fälschlicherweise an, dass sie die Forderung des Teufels umgehen könnten, indem sie jedes Kind direkt nach der Geburt taufen würden. Der Jäger gab Christine einen Kuss auf die Wange und besiegelte damit den Teufelspakt. Der Pakt sollte garantieren, dass der Teufel seine Bezahlung am Ende bekommt.
Die Umpflanzung der Bäume lief auf einmal wie am Schnürchen und die Bauern waren rasch fertig mit der Aufgabe. Als das erste Kind auf die Welt kam, taufte der Pfarrer das Mädchen unverzüglich und rettete sie somit. Allerdings spürte Christine auf der geküssten Wange einen brennenden Schmerz. Ein schwarzer Fleck tauchte auf ihrer Wange auf und wuchs zu einer Spinne heran.
Nachdem ein zweites Kind sofort nach seiner Geburt getauft wurde, brach ein Unwetter aus und ein Schwarm kleiner giftiger Spinnen schlüpfte aus Christines angeschwollenem Mal. Die Spinnen töteten das Vieh in den Ställen und erinnerten die Dorfbewohner an den Vertrag mit dem Teufel, den sie erfüllen mussten.
Als die Dorfbewohner und Christine beschlossen, dem Teufel das nächste Kind zu überlassen, hörte das Viehsterben auf. Am Tag der Geburt des Kindes wollte Christine das Kind dem Teufel aushändigen, doch der Pfarrer besprenkelte es im letzten Moment mit Weihwasser. Das Weihwasser traf auch Christine, die sich prompt in eine schwarze Spinne verwandelte und den Pfarrer durch eine bloße Berührung tötete. Die Spinne fing an das Dorf zu terrorisieren und tötete sowohl Mensch als auch Vieh, inklusive von Stoffeln und seiner gesamten Gefolgschaft.
Eines Nachts fing eine Mutter die Spinne mithilfe eines geweihten Zapfens und Hammers ein und stopfte sie in das Loch eines Pfostens. Anschließend verschloss sie das Loch mit dem geweihten Zapfen. Die Mutter starb, da sie die Spinne berührte, aber der Frieden kehrte ins Tal zurück.
Der Großvater beendet seine Geschichte und die Gäste, die nun bei dem bloßen Gedanken an das Haus erschaudern, kehren widerwillig in den Speisesaal zurück. Aufgrund der Angst seiner Gäste fühlt sich der Großvater dazu verpflichtet, die Geschichte fortzuführen.
Die zweite Binnenerzählung und Christen
In den folgenden 200 Jahren, bis zum Jahr 1430, lebten die Menschen zunächst gottesfürchtig, doch mit der Zeit fielen viele wieder in ein "gottloses" Verhalten zurück. So waren viele der Menschen beispielsweise nur auf ihr eigenes Interesse bedacht. Schließlich befreite ein böswilliger Knecht die Spinne, die erneut viele Menschen tötete. Christen, der Herr des Knechtes, der die Spinne freigelassen hatte, rettete ein neugeborenes Baby vor dem Teufel.
Christen fing die Spinne wieder ein und sperrte sie zurück in ihr Gefängnis. Für seine Heldentat bezahlte Christen mit seinem Leben, doch er starb mit "Gottesfrieden", d. h. in Ruhe und in Frieden. Wieder einmal herrschte im Tal Frieden und Gottesfurcht. Trotz mehrfacher Renovierungsarbeiten am Haus wurde der Fensterpfosten immer neu integriert, um den alten Segen zu wahren. So fügte auch der Großvater, der das Haus neu baute, den alten Fensterpfosten wieder mit ein.
An dieser Stelle beendet der Großvater die Geschichte und die Festlichkeiten halten bis in den späten Abend an. Die Novelle endet mit dem Hinweis, dass Gott über alle Menschen und Vorgänge in der Welt wacht.
"Die schwarze Spinne" – Charakterisierung
Die Figuren der Novelle haben kaum individuelle Züge oder Eigenschaften. Sie dienen vielmehr dazu, den Leser*innen den Kontrast zwischen Gut und Böse aufzuzeigen. Auf das Böse (Hans von Stoffeln, der Teufel, Christine) wird dabei zeitintensiver und detaillierter eingegangen als auf das Gute (Christen und die Mutter). Die folgenden Passagen stellen Dir ihre Charakterisierung dar.
Hans von Stoffeln
Hans von Stoffeln ist ein Ritter und Lehnsherr des Dorfes, das im Verlauf der Novelle vom Teufel geplagt wird. Er selber ist ein aggressiver und strenger Mann, der sich gerne dazu hinreißen lässt, den Bauern immer mehr abzuverlangen. Außerdem besteht er unbarmherzig auf alle Abgabeverpflichtungen der leibeigenen Bauern.
Der grüne Jäger bzw. der Teufel
Der Teufel stellt sich bei den Bauern im Kostüm eines Jägers vor. Er legt ein schlaues Verhalten an den Tag. Gekoppelt mit seiner heuchelnden Anteilnahme und Empathie entlockt er den Bauern den Grund für ihr Dilemma. Dieses Dilemma stellt die unmöglich umsetzbare Aufgabe dar, die die Bauern von Hans von Stoffeln erhalten haben. Diese Situation bildet die Ausgangslage für den teuflischen Pakt.
Christine
Christine, die als Frau eines Bauern aus Lindau am Bodensee ins Schweizer Tal gekommen ist, genießt einen schlechten Ruf bei den Dorfbewohner*innen. Als Außenseiterin abgestempelt wird sie zum Lieblingsthema der Frauen, auch die Männer ergreifen keine Partei für Christine.
Christine ist die einzige, die sich gegen die Machenschaften von Hans von Stoffeln wehren will und überzeugt schließlich die anderen Dorfbewohner*innen davon einen Deal mit dem Teufel einzugehen. Christine beweist Naivität und Überheblichkeit, weil sie annimmt, den Teufel mit ihren weiblichen Reizen hinters Licht führen zu können.
Als der Teufel ihr dann einen Kuss gibt, glaubt sie erfolgreich gewesen zu sein und es schmeichelt ihrem Ego, dass sie ihn scheinbar umgarnt hat. Schnell wird ihr jedoch klar, dass sie sich überschätzt hat. Als sie zudem feststellen muss, dass sie alleine die Folgen des teuflischen Pakts tragen muss, beschließt sie dem Teufel ein Neugeborenes auszuhändigen. Das gelingt ihr letzten Endes allerdings nicht und sie verwandelt sich in eine schwarze Spinne.
Christines Motivation, dem Teufel das Kind zu überlassen, dient anfangs dem eigenen Selbsterhaltungsdrang. Doch auch das Wohlergehen des Dorfes spielt eine Rolle für sie.
Christen
200 Jahre nach der Geburt der schwarzen Spinne, denken die Dorfbewohner*innen nur an sich. Christen, der von seiner Mutter ständig in Gegenwart anderer gedemütigt wird, ist der Herr des Knechts, der die Spinne freilässt. Als Christen die Spinne wieder in ihr Gefängnis sperrt, wird er von der Spinne getötet. Alle anderen Dorfbewohner*innen werden durch seinen Mut jedoch gerettet.
"Die schwarze Spinne" – Aufbau, Sprache und Motive
Im Folgenden werden der Aufbau, die Sprache und die Motive der Novelle "Die schwarze Spinne" thematisiert.
Aufbau
Die Novelle "Die schwarze Spinne" besteht aus einer Rahmenerzählung und zwei Binnenerzählungen. Das bedeutet, dass die eigentliche Erzählung der Novelle (Binnenhandlung) in eine andere umfassende Handlung (Rahmenhandlung) eingebettet wird. Diese andere Geschichte bildet dann den Rahmen der eigentlichen Erzählung der Novelle. Die Binnenerzählung wird z. B. eingeleitet, indem eine Figur der Rahmenerzählung Ereignisse der Vergangenheit schildert.
Bei dieser Erzähltechnik der Rahmenerzählung handelt es sich um eine Sonderform des mehrschichtigen Erzählens. Die Handlung der Novelle beginnt mit der Rahmenhandlung. Darauf folgt dann die Binnenhandlung und zum Schluss wird wieder die Rahmenhandlung thematisiert. Es kann natürlich auch vorkommen, dass die Rahmenhandlung im Verlauf der Geschichte der Binnenhandlung eine Rolle spielt.
Wichtig ist dabei, dass der lineare Handlungsverlauf der Novelle dadurch nicht beeinflusst wird. Innerhalb der Novelle gibt es trotzdem nur einen einzelnen Handlungsstrang, da die Rahmenhandlung außerhalb der Novelle steht und sie "umrahmt", ohne den Handlungsverlauf der Novelle selbst in der Binnenerzählung zu verändern.
Einfach ausgedrückt handelt es sich um eine oder mehrere Erzählungen in einer Geschichte.
Charaktere der Rahmenerzählung in "Die schwarze Spinne" besitzen einige schlechte Angewohnheiten, die die Charaktere der Binnenerzählung deutlicher verkörpern. So nehmen die Figuren der Rahmenerzählung z. B. christliche Rituale wie die Taufe nicht ernst. Die Patentante in der Rahmenerzählung kennt den Namen des getauften Babys nicht. Zudem wird unmittelbar nach der Taufe mit dem Feiern angefangen.
In der Binnenerzählung gehen die Charaktere dann so weit, dass sie sich sogar auf einen Pakt mit dem Teufel einlassen – für fromme Christen gibt es kaum eine größere Sünde.
Durch die Binnenerzählung soll den Charakteren der Rahmenerzählung (und den Leser*innen) bewusst werden, dass sie sich bessern müssen. Es handelt sich also um einen moralischen Appell – insbesondere an die Leser*innen.
Sprache
Jeremias Gotthelfs Novelle "Die schwarze Spinne" spielt in der Schweiz. Gotthelf verwendet des Öfteren Berner Dialektwörter, wie Gevatterleute, Göttene (männliche Taufpaten) oder Kindbettimann (Vater des Taufkindes).
Die Verwendung des Dialekts hat zum einen die Funktion, die Figuren geografisch der Schweiz zuzuordnen und von den deutschen Charakteren, in diesem Fall Christine, zu trennen. Hier wird sprachlich verdeutlicht, dass Christine eine Außenstehende ist und nicht recht zu den Dorfbewohner*innen dazugehört. Außerdem sorgt der Dialekt dafür, dass die Handlung und die Figuren realistischer und somit glaubwürdiger wirken.
Unter einem Dialekt versteht man die Art und Weise, wie man eine Sprache spricht. Der Begriff "Dialekt" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt "Redeweise von Gruppen". Ein Dialekt ist eine von der Standardsprache abweichende Redensart und ist örtlich geprägt. In Deutschland gibt es je nach Region verschiedene Dialekte, z. B. Sächsisch und Bayrisch.
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Rhetorische Stilmittel, die Jeremias Gotthelf benutzt, sind insbesondere Vergleiche, bei denen Bezüge zur Natur gemacht werden.
dem starken Mädchen zitterten die Beine wie Bohnenstauden im Winde.1
Neben Vergleichen mit dem Wind, tauchen in dem Werk insbesondere auch Vergleiche mit Wasser auf:
es sauste und brauste um sie wie Meereswogen, und die Kirche tanzte mit ihr in der Luft herum.1
Die Naturgewalten, auf die der Mensch kaum Einfluss nehmen kann, können in der Novelle als Macht Gottes und Unterlegenheit des Menschen interpretiert werden. Die Dorfbewohner*innen und Ritter werden bestraft, da sie einen Pakt mit dem Teufel eingingen und sich von Gott abgewandt haben: Sie wurden entweder von der Spinne ermordet oder durch das Viehsterben zum Verhungern verdammt.
Motive
Folgende Grundmotive gibt es in der Novelle "Die schwarze Spinne":
- Unterschied zwischen Gut und Böse
- vorhandene und nicht vorhandene Religiosität
- die Schuldfrage
In der Novelle stellt sich die Schuldfrage, insbesondere die Frage der Mitschuld: Christine überzeugte alle Dorfbewohner*innen davon, den Pakt mit dem Teufel einzugehen. Infolgedessen starben viele Menschen. Aber wer trägt die Schuld an den Geschehnissen? Die Dorfbewohner*innen hielten Christine z. B. auch nicht davon ab, den Pakt mit dem Teufel einzugehen.
Die Helden der Novelle sind gläubige Christen. Sie schaffen es, die schwarze Spinne, die der Diener des Teufels und der Feind gläubiger Christen ist, erfolgreich zu bekämpfen. Für das Gemeinwohl opfern sie selbstlos ihr eigenes Leben.
"Die schwarze Spinne" – Interpretation
In Folgenden liegt der Fokus auf der Interpretation und insbesondere der Schuldfrage, die in der Novelle "Die schwarze Spinne" gestellt wird.
Ein frommer Pfarrer, wie Gotthelf, hätte die Einstellung der Dorfbewohner*innen gegenüber der Taufe bestimmt nicht gutgeheißen. Denn die Dorfbewohner*innen sehen in der religiösen Zeremonie hauptsächlich eine Möglichkeit, um zu feiern und dabei ihren Reichtum zur Schau stellen zu können. Die Taufe, bei der das Wohlergehen des Kindes im Mittelpunkt stehen sollte, und die damit verbundenen christlichen Werte rücken in Vergessenheit.
Die Dorfbewohner*innen sind egozentrisch, d. h. sie denken nur an sich und ihr eigenes Wohlergehen. Bei der Taufe geht es den meisten Dorfbewohner*innen um ihren eigenen Ruf und das Steigern ihres sozialen Ansehens. Keiner der Dorfbewohner*innen kümmert sich um das Wohl seiner/ ihrer Mitmenschen.
Genau diese Selbstsüchtigkeit der Dorfbewohner*innen spiegelt sich in überspitzter und grotesker Weise primär in der ersten Binnenerzählung wider.
Die Dorfbewohner*innen in der ersten Binnenerzählung sind bereit, ein Kind zu opfern und schlussendlich zu töten, um ihr eigenes Leben zu retten. Im Gegensatz dazu opfern sich die beiden Held*innen – dabei handelt es sich um die namenlose Mutter in der ersten Binnenerzählung und um Christen in der zweiten Binnenerzählung – selbstlos auf und retten so das Leben ihrer Mitmenschen. Die Novelle kann ein Appell für Nächstenliebe betrachtet werden.
Dass Jeremias Gotthelf Pfarrer war, spiegelt sich in der christlichen Symbolik wider. Gotthelfs fiktive Werke können als Appell für christliche Moralvorstellungen betrachtet werden.
"Die schwarze Spinne" – Epoche
Die Literaturepoche des Biedermeier umfasst den Zeitraum von 1815 bis 1848. Zeitlich wird die Epoche damit zwischen der Romantik (1795 – 1835) und dem Realismus (1848 – 1890) eingeordnet. Parallel zur Epoche des Biedermeier verläuft die Literaturepoche des Vormärz.
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Der Biedermeier zeichnet sich durch folgende Motive aus:
- Naturverbundenheit
- Sehnsucht der Idykke
- konservative Werte
- politische Passivitöt
In Jeremias Gotthelfs Werk lassen sich ein paar Merkmale der Biedermeier-Epoche wiedererkennen.
Typisch für den Biedermeier war das Anpreisen von Idylle und Natur. In der Rahmenerzählung der Novelle "Die schwarze Spinne" wird das idyllische Schweizer Tal in hingebungsvollem Detail etwa zwanzig Seiten lang beschrieben. Auch in folgendem Auszug lässt sich die detailgetreue und idyllische Darstellung der Natur erkennen:
Über die Berge hob sich die Sonne, leuchtete in klarer Majestät in ein freundliches, aber enges Tal und weckte zu fröhlichem Leben die Geschöpfe, die geschaffen sind, an der Sonne ihres Lebens sich zu freuen. Aus vergoldetem Waldessaume schmetterte die Amsel ihr Morgenlied, zwischen funkelnden Blumen in perlendem Grase tönte der sehnsüchtigen Wachtel eintönend Minnelied, über dunkeln Tannen tanzten brünstige Krähen ihren Hochzeitreigen oder krächzten zärtliche Wiegenlieder über die dornichten Bettchen ihrer ungefiederten Jungen.1
Auch die Vaterlandsliebe und die Liebe zur Heimat tauchen in der Novelle mehrfach auf. Im folgenden Beispiel wird ein typisches Schweizer Frühstück als besonders und einzigartig beschrieben. Insbesondere Engländer*innen würden so ein leckeres Essen nie zu Gesicht bekommen. Zum einen werden die Engländer*innen dadurch von den Schweizer*innen abgegrenzt und zum anderen wird die Schweiz für ihre kulinarischen Fähigkeiten gelobt.
So harrte auf die erwarteten Gevatterleute ein Frühstück, wie es Fürsten selten haben und keine Bauren auf der Welt als die Berner. Tausende von Engländern rennen durch die Schweiz, aber weder einem der abgejagten Lords noch einer der steifbeinichten Ladies ist je ein solches Frühstück geworden.1
Gevatterleute ist ein Begriff, der im 18. und 19. Jahrhundert für Pat*innen benutzt wurde.
"Die schwarze Spinne – Jeremias Gotthelf
Albert Bitzius war ein Schweizer Schriftsteller und unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf bekannt. Gotthelf wurde am 4. Oktober 1797 in Murten geboren und war der Sohn eines Pfarrers. Ab 1820 arbeitete er auch selbst als Pfarrer. Im Jahr 1821 schrieb er sich für ein Jahr an der Universität Göttingen ein, kehrte jedoch bereits ein Jahr später nach Hause zurück, um seinem Vater bei der Arbeit als Pfarrer zu assistieren.
Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1824 zog Gotthelf nach Herzogenbuchsee, später nach Bern. Anfang 1831 ging er als Gehilfe des dortigen Pfarrers in das Dorf Lützelflüh im Unteremmental und wurde bald als dessen Nachfolger ernannt. Gotthelf heiratete 1833 Henriette Zeender, eine Enkelin seines Vorgängers.
In den 1840er-Jahren widersetzte sich Gotthelf dem Rationalismus und dem Säkularismus. Stattdessen legte Gotthelf seinen Schwerpunkt auf Frömmigkeit und kirchliche Autorität.
Unter dem Rationalismus werden philosophische Strömungen verstanden, die davon ausgehen, dass Wissen primär durch rationales, also vernunftgeleitetes, Denken erworben und begründet werden kann.
Unter Säkularisierung wird die Trennung von Staat und Kirche verstanden, mit der ein zunehmender Bedeutungsverlust von Kirche und Religion einhergeht.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1854 lebte Gotthelf in Lützelflüh. Er hinterließ drei Kinder. Sein Sohn war ebenfalls Pfarrer und seine zwei Töchter waren jeweils mit einem Pfarrer verheiratet.
Die schwarze Spinne – Das Wichtigste
- Die Novelle "Die schwarze Spinne" wurde 1842 von Jeremias Gotthelf veröffentlicht.
- "Die schwarze Spinne" wird der Epoche des Biedermeier zugeordnet.
- Der Aufbau der Novelle besteht aus einer Rahmenerzählung und zwei Binnenerzählungen.
- Motive und Symbolik der Novelle sind christlich geprägt.
- In den Binnenhandlungen der Novelle geht es um jeweils einen gläubigen Christen, der sein/ihr Dorf rettet und dabei stirbt.
Nachweise
- Gotthelf, Jeremias (2002). Die schwarze Spinne. Reclam.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Die schwarze Spinne
Wann spielt die schwarze Spinne?
"Die schwarze Spinne" spielt größtenteils im Mittelalter, genauer gesagt spielt die Rahmenerzählung ungefähr im Jahr 1830. Die erste Binnenerzählung spielt etwa um 1230 und die zweite um das Jahr 1430.
Warum ist die schwarze Spinne eine Novelle?
"Die schwarze Spinne" ist eine Novelle, weil ein fantastisches Ereignis geschildert wird. Außerdem ist das Werk in eine Rahmen- und zwei Binnenerzählungen aufgeteilt und stellt einen kürzeren Text in Prosaform dar.
Wer schrieb die schwarze Spinne?
"Die schwarze Spinne" wurde von Jeremias Gotthelf geschrieben.
Wo spielt die schwarze Spinne?
"Die schwarze Spinne" spielt in einem Dorf namens Sumiswald im Emmental in der Nähe von Lützelflüh.
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