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"Effi Briest" handelt von dem 17-jährigen Mädchen Effi, die mit Baron von Innstetten verheiratet wird, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Die Ehe der beiden ist zerrüttet von den vielen Dienstreisen des Barons und einem Ehebruch von Effi.
Baron ist ein Adelstitel, der in vielen europäischen Staaten verwendet wird. Das Wort "Baron" stammt vom altfränkischen baro ab, was "Herr" oder "Krieger" bedeutet. Der Baron ist dem Freiherren gleichgestellt. Verliehen wurde der Adelstitel des Barons nur durch Könige, die weder im Deutschen Kaiserreich noch im Römischen Reich regierten. Der Baron steht im Adelsrang unter Kaiser, König, Herzog, Fürst und Graf.
"Effi Briest" – Zusammenfassung
Nachfolgend werden die wesentlichen Inhalte aus "Effi Briest" als Zusammenfassung dargestellt:
Die Familie Briest lebt in Hohen-Cremmen in Brandenburg. Dort spielt die 17-jährige Effi mit ihren Freundinnen im großen Garten des Anwesens. Die Familie erhält hohen Besuch von Baron Geert von Innstetten, der anschließend um Effis Hand anhält. Er ist ein Landrat aus Kessin, der vor langer Zeit ein Verehrer von Effis Mutter Luise war. Ihr Großvater erlaubte die Verbindung der beiden nicht, weil er Innstetten für zu jung hielt.
In der preußischen Kreisordnung (1872) war der Landrat zuständig für die Leitung der Verwaltung und wurde auf Vorschlag des Kreistages vom König ernannt. Der Landrat leitete die Selbstverwaltung seiner Gemeinden und Kreise und war zugleich ein Organ der Staatsregierung.
Die Heirat ist eine große Chance für Effi, denn die Position von Geert von Innstetten als Landrat würde ihr zu einem gesellschaftlichen Aufstieg verhelfen. Dies ist für ihr junges Alter ungewöhnlich. Normalerweise sind es ältere Frauen, die an der Seite eines Landrats zu sehen sind. Effi zögert zunächst, da der Landrat aus Kessin 21 Jahre älter ist als sie. Allerdings fühlt sie sich ebenso geschmeichelt und stimmt der Verlobung zu.
Baron von Innstetten kehrt nach Kessin zurück, schreibt seiner Verlobten aber jeden Tag. Effi und ihre Mutter besorgen währenddessen in Berlin die Mitgift und machen Erledigungen für die Hochzeit. Zurück in Hohen-Cremmen macht Effi sich Sorgen um ihr neues Leben in Kessin. Für das junge Mädchen ist es ein unbekannter Ort und auch der Gedanke an ihren zukünftigen Ehemann macht ihr Angst, weil sie ihn noch gar nicht kennt. Der Baron ist zudem ein stattlicher Mann mit Prinzipien, was Effi die größte Sorge bereitet, denn sie lebt frei und unbekümmert. Die Erfüllung ihres Wunsches nach einer Ehe, die von Liebe und Zuneigung geprägt ist, scheint unter diesen Differenzen fraglich.
Hochzeit und Ankunft in Kessin
Die Hochzeit findet in Hohen-Cremmen statt, worüber der Leser jedoch wenig erfährt. Effis Eltern haben Bedenken, was die Verbindung ihrer Tochter angeht. Sie denken, dass die Abenteuerlust ihrer Tochter und Geerts Grundsätze und Hang zur harten Arbeit nicht miteinander vereinbar sind. Nach der Hochzeitsreise im November ziehen Geert von Innstetten und Effi nach Kessin in ihr gemeinsames Zuhause.
Um seine Frau auf die neue Stadt vorzubereiten, erzählt Geert ihr Geschichten über Kessin. Ein Chinese ist, nachdem er auf der Hochzeit der Enkelin eines Kapitäns mit dieser getanzt hatte, tot aufgefunden und anschließend in den Sanddünen vergraben worden. Die Enkelin des Kapitäns ist seitdem verschwunden. Diese Geschichte beunruhigt Effi und auch ihr neues Haus ruft keine Begeisterung bei ihr hervor.
Im Haus lernt sie ihr neues Personal kennen. In der ersten Nacht kann Effi nicht gut schlafen. Die langen Vorhänge der Wohnräume schleifen bei Wind am Parkettboden entlang, wodurch unheimliche Geräusche entstehen. Dabei denkt Effi an den vergrabenen Chinesen. Sie bittet daraufhin ihr Dienstmädchen Johanna, die Vorhänge zu kürzen. Baron von Innstetten hält nichts von der Idee, weil er die Ängste seiner Gattin nicht ernst nimmt. Ansonsten ist Effi von der persischen Einrichtung begeistert, nur als sie ein Bild des Chinesen findet, erschrickt sie, denn die Geschichte hat ihr nachhaltig Angst eingeflößt.
Später am Tag lernt die frisch Vermählte den Apotheker Gieshübler kennen. Er wird zu einem engen Freund, da sie sonst noch nicht viele Personen kennt. Effi hält ihn für zuvorkommend und aufrichtig. Auch Gieshübler findet Gefallen an der jungen Frau und verliebt sich in sie, was er zunächst nicht offen zeigen kann.
Effis einsames Leben in Kessin
Eines Tages wird Geert von Innstetten von Reichskanzler Otto von Bismarck eingeladen. Effi, die zwar schon öfter von ihrem Ehemann allein zu Hause gelassen wurde, ist dieses Mal sehr verängstigt. Effi beschleichen deshalb die ersten Zweifel, ob sie wirklich die richtige Frau an Geerts Seite ist.
Nach der Rückkehr ihres Mannes bittet sie ihn darum, das Haus zu wechseln, weil sie davon überzeugt ist, dass der Chinese hier spukt. Diesen Wunsch lehnt der Landrat jedoch ab. Effi muss sich gezwungenermaßen mit dem Spuk zurechtfinden und kommt auf andere Gedanken, als der Apotheker Gieshübler zu einem Musikabend lädt. Das ist auch eine Ablenkung vom eintönigen Alltag der Frau des Landrats.
Mittlerweile ist Weihnachten und Effi ist schwanger. Dank der Geschenke, die ihre Eltern geschickt haben sowie kleinen Aufmerksamkeiten von Gieshübler verbessert sich ihre Stimmung. Von dem Apotheker bekommt Effi, was sie sich von ihrem Ehemann wünscht: Zuwendung und nette Gespräche.
In einem Brief an ihre Eltern berichtet Effi von ihrem neuen Leben und bemängelt das Verhalten ihres Ehemannes, da er nicht einfühlsam genug sei. Außerdem erzählt sie von ihrer Einsamkeit, wenn Geert mal wieder auf Dienstreise ist sowie von ihrer Angst vor dem Spuk des Chinesen.
Geburt von Annie und neue Bekanntschaft
Effis Tochter Annie wird im Juni geboren. Zur Unterstützung holt sich die junge Mutter das Kindermädchen Roswitha. Bei der Taufe von Annie lernt Effi das Ehepaar Crampas kennen. Major von Crampas ist Landwehrbezirkskommandeur und mit seiner Frau und seinen beiden Kindern neu in die Stadt gezogen. Außerdem kennen Innstetten und er sich schon etwas länger.
In Preußen wurde das Staatsgebiet in kleinere Einheiten, die sogenannten Landwehrbezirke eingeteilt, die dem Bezirkskommando, einer militärischen Behörde, unterstellt war.
Der Landwehrbezirkskommandeur war der vorstehende Offizier des Bezirkskommandos und zuständig für die Personalangelegenheiten der Streitkräfte, die Kontrolle der Offiziere und die Aufbewahrung der Ausrüstung. Die Aufgabe des Landwehrbezirkskommandeur übernahm meist ein Major oder Oberstleutnant, die gerade nicht in ihrer Position tätig waren.
Effi, die in ihrer Rolle als Mutter aufgeht, vermisst weiterhin die Aufmerksamkeit ihres Mannes. Zukünftig bieten Ausritte mit ihrem Ehemann und Major von Crampas eine Abwechslung zu ihrem Alltag. Major Crampas gilt als "Lebemann", der sich bereits in einem Duell um eine Frau am Auge verletzt hat. Daher zeigt sich seine Gattin auch schnell eifersüchtig gegenüber anderen Frauen, ebenso gegenüber Effi. Außerdem widersetzt Crampas sich hin und wieder dem Gesetz und gerät deshalb mit Baron von Innstetten aneinander.
Der Landrat wird zunehmend von seiner Arbeit vereinnahmt, weshalb er keine Zeit mehr für die Ausritte mit seiner Frau und Major Crampas findet. Effi und Crampas gehen jedoch weiterhin dieser Unternehmung nach und reiten täglich am Strand Kessins entlang. Die beiden unterhalten sich über Innstetten, der von Crampas als "Erzieher Effis" betitelt wird. Damit unterstellt er dem Baron eine gewisse Absicht darin, Effi Angst einzuflößen.
Affäre mit Crampas
Auf weiteren Ausritten kommen sich Effi und Crampas näher. Die beiden reden stundenlang über Literatur. Effi ist beeindruckt von Crampas Wissen über Kultur. Sie spürt, dass sich zwischen Crampas und ihr romantische Gefühle entwickeln, was sie aufgrund seines Rufs als wüster Frauenheld vermeiden möchte. Daher versucht sie auf Distanz zu gehen. Effi tritt einer Theatergruppe bei und wirkt an dem Stück "Ein Schritt vom Wege" mit. Innstetten zeigt sich beeindruckt von seiner Frau.
In der Weihnachtszeit trifft Effi gezwungenermaßen wieder auf Crampas, was ihre Gefühle erneut durcheinanderbringt. Bei einer Schlittenfahrt mit dem Major von Cram, Baron von Innstetten, dem Apotheker Gieshübler und weiteren Kessiner Bürgern küsst Crampas Effi leidenschaftlich. Der Landrat hatte die Gruppe zuvor verlassen, sodass Crampas die Zweisamkeit ausnutzen konnte. Sie weiß, dass es falsch ist, ihren Ehemann zu hintergehen, kann sich dem Major jedoch nicht entziehen. Zu aufregend sind ihre zukünftigen, geheimen Treffen in den Sanddünen und zu leidenschaftlich ist ihre geheime Affäre.
Obwohl Innstetten nichts vom Ehebruch seiner Frau weiß, warnt er sie vor Crampas Charakter und seinem Ruf als Frauenheld, was bei Effi zusätzlich ein schlechtes Gewissen verursacht.
Dieses Schuldbewusstsein löst sich hingegen auf, als Innstetten ihr mitteilt, dass er befördert wurde und einen Posten in Berlin annimmt. Zum Abschied hinterlässt Effi Crampas einen letzten Brief.
Neuanfang in Berlin
Obwohl sich Effi in Berlin wohler fühlt als in Kessin, bedrückt sie nach wie vor ihre Untreue, denn sie befürchtet, dass Innstetten die Wahrheit erfahren könnte. Durch einige Zeitsprünge erfährt der Leser jedoch, dass sich Effis Gewissen nach zwei Jahren beruhigt hat und sie Crampas hinter sich lässt. Noch etwas später begibt sie sich auf eine Kur, die dabei helfen soll, erneut schwanger zu werden, denn Baron von Innstetten wurde immer noch kein Sohn geboren.
Während ihres Kuraufenthalts verletzt sich ihre Tocher Annie zu Hause. Um die Wunde zu versorgen, suchen die Bediensteten nach Verbandszeug im Schrank von Effi. Auch Baron von Innstetten ist anwesend, der in Effis Schrank ein Bündel Briefe findet. Es handelt sich um die Liebesbriefe, die Crampas an Effi geschickt hat. Als Innstetten die Briefe liest, wird ihm nach und nach bewusst, dass seine Frau damals in Kessin eine Affäre mit dem Major hatte, denn in den Briefen werden die geheimen Treffen in den Dünen erwähnt.
Konsequenzen der Affäre
Der damaligen Zeit entsprechend, fordert Innstetten Crampas zum Duell auf, um seine Ehre zu retten. Obwohl ihm davon abgeraten wird, lässt sich der Baron nicht davon abbringen. Das Duell findet in den Dünen in Kessin statt, bei dem der Landrat Major Crampas tödlich verletzt.
Obwohl Innstetten seine Ehre wiederhergestellt hat, lässt er sich von Effi scheiden, ohne sich noch einmal mit ihr zu treffen. Effi erfährt durch einen Brief ihrer Eltern von der Scheidung und dass ihr Ehemann ihre gemeinsame Tochter Annie bei sich behält. Sie kann nicht wieder zu ihren Eltern nach Hohen-Cremmen ziehen, da es gesellschaftlich ein schlechtes Licht auf die Familie werfen würde.
Ein erneuter Zeitsprung von drei Jahren zeigt, wie Effi sozial isoliert in einer kleinen Wohnung in Berlin lebt. Nur das ehemalige Kindermädchen Roswitha ist bei ihr geblieben. Die junge Mutter vermisst Annie und wendet sich an eine Ministerin, um ihre Tochter besuchen zu dürfen. Ihr wird schließlich die Erlaubnis erteilt, sodass sie ihre Tochter ab und an sehen darf. Doch Annie hat sich sehr verändert, denn sie antwortet ausschließlich mit der gleichen einsilbigen Antwort. Für Effi kann das nur bedeuten, dass Innstetten Schlechtes über sie erzählt hat.
Effi erleidet einen Nervenzusammenbruch. Sie verspürt nur noch Hass ihrem früheren Ehemann gegenüber und der Gesellschaft, die sie so verstoßen hat. Jedoch leidet Geert von Innstetten ebenfalls unter Einsamkeit und darunter, dass er Effi vertrieben hat. Er würde sich am liebsten von seinem Posten zurückziehen und ins Ausland auswandern, um die Trennung verarbeiten zu können. Diesen Schritt wagt der Baron allerdings nicht, da ihn seine gesellschaftliche Position daran hindert und er sich nicht traut, sein Amt niederzulegen.
Da sich Effis Psyche rapide verschlechtert, schreibt ihr Arzt ein Telegramm nach Hohen-Cremmen, sodass ihre Eltern sie wieder zuhause aufnehmen. Dort verbessert sich die Gesundheit der jungen Frau etwas. Effi geht den Dingen nach, die sie dort als junges Mädchen mit Freude erfüllt hat. Nun ist sie jedoch kein junges Mädchen mehr, sondern eine gebrochene Frau, die nicht aus Spaß auf der Schaukel herumtollt, sondern um Abschied zu nehmen. Nachdem Effi einen letzten Sommer in ihrem alten Heim verbringt, stirbt sie.
"Effi Briest" – Charakterisierung
Im Folgenden werden aus der Geschichte "Effi Briest" die wichtigsten Charaktere vorgestellt:
Effi Briest
Wächst auf einem Anwesen in Hohen-Cremmen auf,
unbeschwertes, abenteuerlustiges Kind,
lebt frei und ohne feste Regeln,
ist fast 18 Jahre alt bei ihrer Verlobung,
sehr enge Bindung zur Mutter,
freut sich auf ihre neue gesellschaftliche Stellung, hat aber auch Angst vor der Ehe,
verängstigt von den Spukgeschichten,
findet keinen Anschluss in Kessin, ist nur mit Apotheker Gieshübler befreundet,
hat eine Affäre mit Major Crampas,
ist erleichtert, als sie nach Berlin ziehen,
hat jahrelang ein schlechtes Gewissen,
verliert ihren Mann, ihre Tochter und ihren sozialen Status durch die Scheidung,
leidet extrem unter dem Entzug ihrer Tochter und ihrer Eltern,
kehrt nach Hohen-Cremmen zurück, wo sie in Frieden stirbt.
Baron von Innstetten
Ist 38 Jahre alt,
Landrat aus Kessin,
erfüllt gesellschaftliche Konventionen,
war früher in Effis Mutter Luise verliebt,
führt ein Leben nach Prinzipien,
arbeitet viel und vernachlässigt Effi,
will Effi nach seinen Grundsätzen "erziehen",
ist dominant, rational, autoritär,
sieht Effi als Ersatz für Luise,
erschüttert von Effis Affäre mit Crampas,
will seine Ehre durch ein Duell retten, welches er gewinnt,
reicht die Scheidung ein und verbannt Effi,
ist am Ende einsam und unglücklich.
Major Crampas
Ist Mitte vierzig,
ist Major beim Militär,
ist verheiratet und hat zwei Kinder,
"Lebemann",
wurde bei einem Duell um eine Frau am Auge verletzt,
behauptet, dass Innstetten Macht über Effi ausübt und sie "erzieht",
kann Effi mit seinen Geschichten begeistern,
nutzt Effis Verzweiflung und Langeweile aus,
verliert Effi, als sie nach Berlin zieht,
stirbt im Duell gegen Innstetten.
Luise, Mutter von Effi
Ist 38 Jahre alt,
schön und klug,
legt Wert auf gesellschaftliches Ansehen,
will finanzielle Sicherheit für Effi,
befürwortet die Ehe zwischen Effi und Innstetten, weil sie sich dadurch einen gesellschaftlichen Aufstieg für Effi erhofft,
denkt, dass Innstettens Grundsätze nicht zu Effis Abenteuerlust und ihrem Freigeist passen,
sehr willensstark bezüglich der Vorgänge innerhalb der Familie,
möchte Effi nach dem Bekanntwerden der Affäre nicht mehr aufnehmen,
holt die kranke Effi am Ende doch nach Hause,
gesteht sich eine Teilschuld an der unglücklichen Ehe Effis ein.
"Effi Briest" – Figurenkonstellation
In "Effi Briest" werden viele Figuren erwähnt, im Vordergrund der Handlung stehen jedoch stets die Hauptfiguren Effi Briest und Geert von Innstetten. Die restlichen Personen lassen sich, ebenfalls durch ihre Beziehungen zu den Hauptfiguren, zwei Seiten zuordnen.
Einzig die Figuren Annie und Major von Crampas passen in keine Zuordnung, da sie als Schlüsselfiguren der Handlung Einfluss auf Effi und auch auf Innstetten nehmen:
- Crampas wird vorgestellt als Bekannter von Innstetten und wird in der Folge der Geliebte von Effi.
- Annie ist die Tochter und nach der Scheidung einer der Gründe für die Verschlechterung von Effis Gesundheitszustand.
"Effi Briest" – Analyse von Aufbau & Sprache
In diesem Abschnitt erhältst Du eine Analyse des Aufbaus und der Sprache in "Effi Briest".
"Effi Briest" – Analyse des Aufbaus
Der Roman umfasst 36 Kapitel, die alle einem chronologischen Aufbau folgen. Der Handlungsaufbau richtet sich dabei nach dem Leben der Hauptfigur Effi Briest. Zu Beginn des Romans erfolgt die Verlobung von Effi und Innstetten, dann werden im Lauf der Handlung ungefähr 12 Jahre ihres Lebens dargestellt. Das Geschehen wird immer wieder durch Zeitsprünge vorangetrieben. Das Werk endet mit Effis Tod im Alter von circa 29 Jahren.
Ähnlich wie im klassischen Drama kann eine Aufteilung in fünf Teile vorgenommen werden:
- Die Verlobung und Hochzeit bilden die Einleitung.
- Effis erste Jahre in Kessin, mit ihrer zunehmenden Einsamkeit, sowie das fehlende Verständnis ihres Ehemannes bezüglich des Spuks, stellen einen Konflikt dar.
- Die Affäre mit Major Crampas ist der Höhepunkt des Romans.
- Diese endet in einer Katastrophe, jedoch erst Jahre später in Berlin.
- Die Lösung zeigt sich darin, dass Effi in Hohen-Cremten ihren Frieden findet und stirbt.
In "Effi Briest" werden drei Handlungsorte dargestellt, die jeweils einem bestimmten Abschnitt von Effis Leben zuzuordnen sind.
Die Handlung beginnt auf dem Anwesen der Familie Briest in Hohen-Cremmen. Die frühen Jahre ihrer Ehe verbringen Effi und Baron von Innstetten anschließend in Kessin an der Ostsee. Anschließend ziehen sich nach Berlin. Auch nach der Scheidung verlassen zunächst weder Effi noch Innstetten die Stadt.
Nach dem Nervenzusammenbruch und einer unbekannten Erkrankung kehrt Effi zurück zu ihren Eltern nach Hohen-Cremmen.
Der Wechsel der Handlungsorte erzeugt eine ringförmige Struktur, wobei Hohen-Cremmen der Ausgangs- und Endpunkt der Handlung ist.
"Effi Briest" – Analyse der Sprache
Theodor Fontane verwendet in "Effi Briest" eine Sprache, wie sie für die gehobenere Gesellschaftsschicht des 19. Jahrhunderts üblich war. Dadurch ergeben sich auch längere und vom Satzbau her komplexe Sätze.
Noch an demselben Tage hatten sich Baron Innstetten mit Effi Briest verlobt. Der joviale Brautvater, der sich nicht leicht in seiner Feierlichkeitsrolle zurechtfand, hatte bei dem Verlobungsmahl, das folgte, das junge Paar leben lassen, was auf Frau von Briest, die dabei der nun um kaum achtzehn Jahre zurückliegenden Zeit gedenken mochte, nicht ohne herzbeweglichen Eindruck geblieben war.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Theodor Fontanes "Effi Briest" (2019, Ditzingen: Reclam).
Der Roman ist von vielen Dialogen geprägt, sodass überwiegend die innere Handlung gefördert wird, statt der äußeren.
Als innere Handlung werden in einem literarischen Werk die Gedanken und Gefühle der handelnden Personen bezeichnet. Die äußere Handlung ist das nach außen sichtbare Handeln der Figuren. Die äußere Handlung wird auch als "handlungstreibend" bezeichnet.
Innerhalb dieser Dialoge kann man ebenfalls die Charaktereigenschaften der Figuren erkennen. Baron von Innstetten spricht überwiegend in langen Sätzen, die von Fachbegriffen durchzogen sind.
Wie stehst du zu den Tessiner Stadthonoratioren? Wie stehst du zur Ressource? Daran hängt doch am Ende Leben und Sterben. Ich habe dich da neulich mit unserem reserveleutnantlichen Amtsrichter sprechen sehen, einem zierlichen Männchen, mit dem sich vielleicht durchkommen ließe, wenn er nur endlich von der Vorstellung loskönnte, die Wiedereroberung von Le Bourget durch sein Erscheinen in der Flanke zustande gebracht zu haben. [...]
Seine erzieherische Art Effi gegenüber wird ebenfalls an den Fragen, die er ihr immer wieder in Konversationen stellt, deutlich.
Effis Sprache ist hingegen deutlich einfacher. Ihre Sätze sind kürzer, Förmlichkeiten verwendet sie fast gar nicht, sondern spricht meist umgangssprachlich.
Ach, Geert, wie reizend ist das alles, und welch Alltagsleben habe ich doch in Hohen-Cremmen geführt! Nie was Apartes.
"Effi Briest" – Interpretation
Für "Effi Briest" kann anhand verschiedener Themen eine Interpretation erfolgen. Einige werden Dir im folgenden erläutert:
Gesellschaftskritik
Fontane weist in seinem Werk auf verschiedene Missstände seiner Zeit hin.
Zwei Arten von Oberschicht
In "Effi Briest" werden zwei unterschiedliche Gesellschaftsschichten des späten 19. Jahrhunderts verglichen. Auf der einen Seite stehen die Briests, als Vertreter des Landadels und auf der anderen Seite Geert von Innstetten, der seinen Titel seiner beruflichen Stellung verdankt und somit ein Emporkömmling ist.
Dem Landadel werden keine Prinzipien aufgedrängt, wie es bei Innstetten der Fall ist. Die Briests nehmen Effi nach ihrem Nervenzusammenbruch wieder auf, obwohl sie die Verachtung der Gesellschaft befürchten. Sie müssen allerdings keine Auswirkungen auf ihre Karriere oder ihr Amt hinnehmen, weshalb die Briests diesen Schritt gehen können.
Anders gestaltet sich die Situation bei Innstetten. Sein Amt wirkt so viel Macht über ihn aus, dass er Effi nicht einmal nach sechs Jahren vergeben kann. Das würde gegen seine Prinzipien verstoßen und er würde sein gesellschaftliches Ansehen verlieren, weshalb er ebenfalls um seinen Posten in Berlin fürchten müsste.
Die Scheidung sowie das Duell mit Crampas sind aufgrund der gesellschaftlichen Zwänge daher unumgänglich. Auch eine erneute Annäherung ist ausgeschlossen, obwohl er selbst einsam ist und die gemeinsame Zeit mit Effi vermisst. Durch die Gegenüberstellung des Individuums und den Forderungen der Gesellschaft wird "Effi Briest" auch als Gesellschaftsroman bezeichnet.
Heirat als Aufstiegschance
Ein weiteres Konzept, das in "Effi Briest" aufgegriffen wird, ist die arrangierte Heirat. Effi heiratet Geert von Innstetten nicht aus Liebe, sondern aufgrund des gesellschaftlichen Status, den sie dadurch erlangt. Gelenkt wird Effis Schicksal durch ihre Mutter Luise, die ihrer Tochter eindringlich zur Verlobung mit dem 21 Jahre älteren Landrat rät. Sie selbst hatte diese Chance damals verpasst, als ihr eigener Vater einer Verbindung mit Innstetten widersprochen hat. Nun möchte sie, dass ihre Tochter diese Gelegenheit nutzt.
Primär steht also der gesellschaftliche Aufstieg und Effis Absicherung im Vordergrund der Vermählung und nicht die Liebe. Gerade diese Liebe wünscht sich Effi jedoch für ihre Ehe, als sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellt.
Der Chinesenspuk
Der Chinesenspuk wird im Laufe des Romans immer wieder erwähnt. Primär dient er der Einschüchterung Effis durch Innstetten. Wie Crampas ihr bereits mitteilte, ist dies der Weg ihres Ehemannes, Macht über sie auszuüben und sie zu "erziehen". Außerdem erhofft sich Innstetten dadurch, dass sich Effi ihm zuwendet, wenn sie Angst empfindet, sodass er sich als ihr Beschützer präsentieren kann.
Der Landrat erreicht damit aber genau das Gegenteil: Effi wendet sich infolge ihrer Angst von Innstetten ab und fürchtet sich in ihrem eigenen Haus. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb sie versucht, sich mit anderen Dingen, wie dem Theaterstück oder den Ausritten mit Crampas, abzulenken. Der Chinesenspuk ist also die Ursache für Effis Abkehr von Innstetten und kann daher als Vorausdeutung ihrer Affäre mit Crampas, sowie der folgenden Katastrophe, interpretiert werden.
“Effi Briest" – Epoche & zeitgeschichtlicher Hintergrund
"Effi Briest" spielt zwischen 1878 und 1890, also zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches. Die wilhelminische Gesellschaft war geprägt von strengen Moralvorstellungen, die sich ebenfalls in den Prinzipien Innstettens widerspiegeln.
Als "Wilhelminische Epoche" wird die Regierungszeit von Kaiser Wilhelm II. zwischen 1888 und 1918 bezeichnet. Den Beginn dieser Periode stellt die Entlassung des Reichskanzlers Otto von Bismarck im Jahr 1890 dar. Das Ziel der wilhelminischen Politik war es, Deutschland als Weltmacht zu positionieren. Daher wurde besonderen Wert auf das Militär gelegt. Gesellschaftspolitisch war das Deutsche Kaiserreich von stark konservativen und patriarchalen Strukturen geprägt.
Gleichzeitig war diese Epoche von einem Fortschrittsdenken beeinflusst, welches dem Kaiserreich zu Wohlstand verhalf. Als größter Gegner dieses Denkens galt der Sozialismus und die Sozialdemokratie.
"Effi Briest" gilt als realitätsgetreue Abbildung der Wilhelminischen Epoche. Dazu zählen die detaillierten Ortsbeschreibungen Fontanes, wie zum Beispiel die Straße in Berlin, in der Effi nach ihrer Scheidung lebt. Außerdem wird mit der Affäre zu Crampas ein Tabu in der konservativen und moralgeprägten Gesellschaft thematisiert. Auch die harschen Konsequenzen mit dem Ausschluss aus der Gesellschaft werden dargestellt.
Reales Vorbild – Elisabeth von Ardenne
Elisabeth von Ardenne stammte aus dem Adelsgeschlecht Plotho. Sie lebte von 1853 bis 1952. Ähnlich wie Effi, verbrachte sie eine unbeschwerte Kindheit und wurde von ihrer Mutter zwangsverheiratet, weil diese einen gesellschaftlichen Aufstieg ihrer Tochter forcieren wollte.
Elisabeths künftiger Ehemann war der fünf Jahre ältere Offizier Armand von Ardenne. Durch den Posten ihres Mannes musste auch Elisabeth von Ardenne regelmäßig ihren Wohnort wechseln. Dadurch lernte Elisabeth in Düsseldorf den Amtsrichter Emil Hartwich kennen. Der Freigeist hob sich aus der konservativen Gesellschaft ab und warf ein Auge auf Elisabeth. Auch sie war von ihm angetan.
Selbst nach dem Umzug von Armand und Elisabeth nach Berlin, hörte der Briefverkehr zu Emil Hartwich nicht auf. Darin planten Elisabeth und er ihre Ehepartner zu verlassen und ein neues Leben zusammen anzufangen. Armand fand die Briefe und stellte seine Ehefrau und ihren Liebhaber zu Rede. Beide gaben die Affäre zu.
Der Offizier forderte Hartwich zum Duell auf, bei dem der Amtsrichter verstarb. Es folgte eine politische Diskussion über das Duellwesen. Im Gegensatz zu Effi Briest führte Elisabeth von Ardenne jedoch ein langes und erfülltes Leben. Sie zog nach Zürich und wurde Krankenschwester.
Theodor Fontane – "Effi Briest"
Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren und starb 1898 in Berlin.
Im Gegensatz zu seinem Beruf, der ihm später zu Weltruhm verhalf, begann Fontane zunächst eine Apothekerlehre und studierte Pharmazie. Das Studium schloss er mit dem Staatsexamen ab. Mit dem professionellen Schreiben kam er erstmals in Berlin in Kontakt, als er 1839 seine erste Novelle veröffentlichte.
Zehn Jahre später entschied er sich dazu, den Apothekerberuf aufzugeben und sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Als freier Schriftsteller war sein Einkommen sehr gering, sodass sich die Familie, bestehend aus seiner Frau Emilie Rouanet-Kummer und seinen sieben Kindern, kaum ernähren konnte. Drei der sieben Kinder starben bereits als Säugling.
Finanzielle Sicherheit erlangte er erst als Korrespondent für die Preußische Zeitung in London. In den Folgejahren arbeitete er weiter als Kritiker oder Berichterstatter für verschiedene Zeitungen. So schrieb er auch vor Ort über die Kriege 1864, 1866 und 1870/71.
Seine bedeutendsten Werke verfasste er nach seiner letzten Anstellung als Sekretär an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Dazu zählen die Ballade "John Maynard" und die Romane "Irrungen, Wirkungen", "Frau Jenny Treiber", "Effi Briest" und "Der Stechlin". Theodor Fontane ist einer der wichtigsten Vertreter des Realismus.
Mehr zur Epoche des Realismus findest Du im Artikel "Realismus Literatur".
Effi Briest - Das Wichtigste
- "Effi Briest" ist einer der bekanntesten Romane des deutschen Schriftstellers Theodor Fontane und handelt von der 17-jährigen Effi, die mit dem 21 Jahre älteren Landrat Geert von Innstetten verheiratet wird.
- Effi und Innstetten sind charakterlich sehr unterschiedlich, was zu Problemen in ihrer Ehe führt, denn Innstetten sieht sich als "Erzieher" Effis und möchte Macht in ihrer Beziehung ausüben. Deswegen erzählt er ihr vom "Chinesenspuk".
- Effi ist schnell gelangweilt vom eintönigen Alltag in Kessin, hat in ihrem eigenen Heim Angst vor dem "Chinesenspuk" und beginnt daraufhin eine Affäre mit Major Crampas.
- Geert von Innstetten erfährt erst sechs Jahre später von der Untreue seiner Frau, tötet als Konsequenz Crampas im Duell und lässt sich von Effi scheiden, die daraufhin schwer erkrankt und im Alter von 29 Jahren stirbt.
- "Effi Briest" spielt an drei verschiedenen Handlungsorten, die eine ringförmige Struktur ergeben.
- "Effi Briest" ist ein Gesellschaftsroman, der Themen wie das Duellwesen, die Moralvorstellungen der Gesellschaft diskutiert und nach dem realen Vorbild der Elisabeth von Ardenne verfasst wurde.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Effi Briest
In welcher Zeit spielt der Roman "Effi Briest"?
"Effi Briest" spielt zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches über den Zeitraum von 12 Jahren. Der Roman beginnt mit der Verlobung im Jahr 1878 und endet mit Effis Tod im Jahr 1890.
Wie alt ist Effi Briest, als sie stirbt?
Effi Briest ist ca. 30 Jahre, alt als sie stirbt.
Warum hat Fontane "Effi Briest" geschrieben?
Theodor Fontane schrieb "Effi Briest" vor dem realen Vorbild der Elisabeth von Ardenne. Das Stück ist zudem eine Kritik an den Moralvorstellungen der Gesellschaft zur Wilhelminischen Epoche.
Warum ist "Effi Briest" ein Roman des Realismus?
"Effi Briest" ist ein Roman des Realismus, da die Gedanken und das Schicksal einzelner Figuren dargestellt werden, die gleichzeitig gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit behandeln.
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