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Dieses Zitat stammt aus dem historischen Roman "Halbschatten" des Autors Uwe Timm. Das Werk wurde erstmals im Jahr 2008 veröffentlicht und thematisiert das Leben der deutschen Sportfliegerin Marga von Etzdorf. Diese nimmt sich im Alter von 25 Jahren das Leben. Neben ihrer Biografie werden wechselhaft die Lebensgeschichten historischer sowie rein fiktiver Personen aufgeführt, deren Lebenszeiten von der Zeit des preußischen Staats bis zur Wiedervereinigung Deutschlands reichen.
Das Genre des historischen Romans zeichnet sich durch eine umfangreiche fiktive Handlung aus, die in eine historische Epoche eingebettet ist oder sich vor dem Hintergrund eines geschichtlichen Ereignisses der Vergangenheit abspielt.
Bei der Darstellung von historischen Begebenheiten ist das Merkmal der Fiktionalität begrenzt, da diese den historischen Fakten unterliegt oder sich zumindest an diesen orientiert. Werden Änderungen von historischen Fakten vorgenommen, spricht man von einem Verfremdungseffekt.
"Halbschatten" von Uwe Timm: Zusammenfassung
Dem Roman "Halbschatten" liegt die literarische Methode der Collage zugrunde. Daher ist das Werk nicht in einzelne Kapitel unterteilt.
Mehr zu dieser literarischen Methode erfährst Du in dieser Erklärung im Abschnitt zum Aufbau des Werks.
Die Geschichten auf dem Invalidenfriedhof
Der Roman beginnt mit der Einführung des Ich-Erzählers in die Ausgangssituation: In den 1990er-Jahren befindet sich der Ich-Erzähler aufgrund von Recherchezwecken auf einem Berliner Invalidenfriedhof. Dem Erzähler wird der graue Mann als "Kenner" des Invalidenfriedhofs empfohlen. Gemeinsam mit dem "Graue[n]" lässt der Ich-Erzähler fortan die Lebensgeschichten, der auf diesem Friedhof begrabenen Persönlichkeiten, Revue passieren.
Der Berliner Invalidenfriedhof ist ein Friedhof, der als Gedenkstätte für die deutsche Militärgeschichte und die deutschen Befreiungskriege fungiert. Der Friedhof liegt im Ortsteil Berlin-Mitte.
Dabei spricht allerdings nicht nur der graue Mann, sondern die Verstorbenen kommen selbst zu Wort und erzählen ihre Geschichten. Neben Gefallenen der Befreiungskriege handelt es sich bei diesen teilweise um historische Personen wie den NS-Verbrecher Heydrich oder Opfer des Zweiten Weltkriegs. Eine der Geschichten wird von Marga von Etzdorf erzählt. Marga war eine Sportfliegerin, die sich im Alter von 25 Jahren selbst erschossen hat.
An diesem Suizid ist der Ich-Erzähler besonders interessiert. Er versucht deshalb, den Grund für die Selbsttötung der jungen Fliegerin in Erfahrung zu bringen. Die anderen Lebensgeschichten verhelfen ihm dazu, die Lebensgeschichte von Marga zu erschließen.
Geografisch sind die Orte der Handlung in Europa, Nordafrika und Asien angesiedelt.
Das Aufeinandertreffen von Marga und Christian
Marga von Etzdorf erregt ab etwa 1930 als Sportfliegerin öffentliches Aufsehen, da sie eine der wenigen Frauen jener Zeit in diesem Beruf ist. Vor dieser Tätigkeit war Marga ausschließlich als Lufthansa-Co-Pilotin und Kunstfliegerin tätig.
Der Sportflug bezieht sich auf einen Flug, der in Form eines Hobbys und mit einem Kleinflugzeug ausgeführt wird. Der Kunstflug bezieht sich auf einen Flug, der durch speziell ausgeführte Flugbewegungen, die für einen normalen Flug nicht notwendig sind, ausgeführt wird. Hierzu gehören z. B. bestimmte Flugmanöver oder Fluggeschwindigkeiten.
Im Jahr 1931 möchte Marga als erste Frau von Europa nach Japan fliegen. Dabei hat sie allerdings eine Konkurrentin: die Engländerin Amy Johnson. In Hiroshima angekommen, wird Marga bewusst, dass sie Amy geschlagen hat. Sie wird umjubelt und gefeiert.
Daraufhin lernt die Sportfliegerin den Schauspieler Anton Miller kennen. Dieser versucht ohne Erfolg, Marga näherzukommen. Außerdem trifft sie auf den ehemaligen Kampfflieger und Diplomat Christian von Dahlem. Dieser lädt die junge Frau zu einem japanischen Freund ein. Die beiden übernachten voneinander durch einen Vorhang getrennt in einem Zimmer. In dieser Nacht unterhalten sich die beiden im Halbschatten des Zimmers über die bisherigen Erfahrungen ihres Lebens und ihrer Flüge.
Dabei sind es insbesondere die Gründe, die die beiden zum Beruf des Fliegers bzw. der Fliegerin bewogen haben, über die sie sich austauschen. Während Christian vorrangig die technischen Aspekte des Fliegens schätzt, betrachtet Marga den Beruf aus einer romantisch-emotionalen Perspektive.
Was Christian an Marga gefällt, ist ihre Abenteuerlust und ihr Mut – dies jedoch auf rein freundschaftlicher Ebene. Marga hingegen entwickelt für Christian ein Gefühl, das darüber hinaus reicht. Sie begehrt ihn.
Die finanzielle Not von Marga
In den darauffolgenden Tagen in Japan verbringt Marga gemeinsam mit Anton und Christian ihre Zeit. Anton schließt sie ebenfalls in ihr Herz – er bringt Marta "zum Lachen" und wird als "Entertainer" bezeichnet.
Als die Fliegerin abreist, erhält sie ein Zigarettenetui von Christian. Darin befindet sich der Glücksbringer des Schenkers, nämlich der Splitter eines Projektils, der ihm im Ersten Weltkrieg das Leben gerettet hat.
Auf ihrem Flug zurück nach Europa muss Marga in Bangkok zwischenlanden. Dort missglückt ihr der Start und es kommt zu einer Bruchlandung.
Als Bruchlandung wird die Landung eines Flugzeugs begriffen, bei der das Flugzeug stark beschädigt wird.
Als Marga zurück in Berlin ist, plant sie einen Flug nach Australien. Ernüchternd stellt sie fest, dass sie nicht über ausreichend Geld für diesen Flug verfügt.
Ein Jahr später kommt es erneut zu einem Aufeinandertreffen mit Christian. Dieser taucht überraschend bei Marga auf, sodass diese ihm von ihrer finanziellen Not berichtet. Dahlem schlägt der Fliegerin vor, sich am Waffenschmuggel zu beteiligen.
An dieser Stelle wird Hauptmann Heymann in die Geschichte eingeführt. Dahlem verschafft Marga den Kontakt zu Heymann. Dieser möchte die junge Frau für NS-Propagandazwecke und Spionagetätigkeiten gegenüber England und Frankreich einsetzen. Marga wird von Heymann gedrängt, auf ihre Flüge eine Kamera mitzunehmen, um die englischen und französischen Militäranlagen zu fotografieren. Da sie sich in finanzieller Not befindet, willigt die junge Fliegerin ein.
Die Selbsttötung der Fliegerin
Im Mai 1933 startet Marga endlich ihren Flug nach Australien. Bei der Zwischenlandung im syrischen Aleppo schießt die Fliegerin zu weit über die Landebahn hinaus. Dies hat zur Folge, dass ihr Flugzeug stark beschädigt wird. Marga hingegen bleibt unverletzt. Daraufhin nutzt sie ein Zimmer im Gebäude des Flughafens, um sich zurückzuziehen. Nachdem sie das Zigarettenetui von Dahlem an Miller geschickt hat, tötet sie sich durch zwei Kopfschüsse selbst.
Die letzte Begegnung von Miller und Dahlem
Während des Zweiten Weltkriegs muss Anton Miller nach Russland, weil er dort als Frontschauspieler bei einer Heydrich-Parodie mitwirken soll. Im Jahr 1942 begegnet er Christian Dahlem in Berlin. Von diesem erfährt Miller, dass Dahlem Aufklärungsflüge über Afrika macht.
Aufklärungsflüge sind Flüge, die dazu dienen, der Armee taktische oder strategische Tipps für Manöver weiterleiten.
Nachdem der Krieg vorüber ist, unterrichtet Dahlem in Berlin Japanisch. Einige Zeit später wandert er nach Chile aus und sein weiterer Lebensweg bleibt unbekannt. Miller hingegen wird gegen Ende des Krieges gehängt, weil er sich einen Witz über Hitler erlaubt hat.
Charakterisierung der Figuren in "Halbschatten"
Der Roman "Halbschatten" thematisiert durch den Fokus auf die Fliegerin und deren Suizid insbesondere die drei Figuren "Marga", "Christian" und "Anton".
Marga von Etzdorf
- ist eine historische Person.
- stammt aus einer preußischen Familie.
- ist eine der ersten Fliegerinnen in Deutschland.
- hat Flüge, die bis nach Marokko oder Japan führen.
- wird "bewundert und gefeiert".1
- ist "schlank, fast zerbrechlich".1
- hat kurz geschnittenes Haar.
- trägt gern "Kleider oder Rock und Bluse".1
- strahlt "eine große Energie aus".1
- liebt die "Schwerelosigkeit"1 beim Fliegen.
- liest gern Gedichte während ihrer langen Flüge.
- schreibt gern Tagebuch oder Postkarten während der langen Flüge.
- ist unglücklich verliebt in Christian Dahlem.
- hat eine Bruchlandung in Aleppo, Syrien.
- erschießt sich nach der Bruchlandung im Alter von 25 Jahren.
Anton Miller
- ist eine rein fiktive, vom Autor erfundene Person.
- ist "Schauspieler"1, "Stimmenimitator"1 und "Entertainer".1
- bringt Marga immer "zum Lachen".1
- bewundert Marga und bezeichnet sie als "lärmender Engel vom Himmel".1
- versucht Marga zu erobern.
- ist Regimekritiker.
- macht Witze über das NS-Regime.
- wird ermordet, weil er einen Witz über Hitler machte.
Christian von Dahlem
- ist ebenfalls eine rein fiktive Figur.
- ist zehn Jahre älter als Marga.
- ist groß und schlank.
- hat "mittelblondes gescheiteltes Haar"1 und "blaugraue Augen".1
- hat eine ruhige Stimme, die in Marga eine "spürbare Wärme auslöste".1
- ist Kampfflieger und Diplomat.
- hat Jura studiert.
- mag "gutes Essen, französischen Champagner, englische Anzüge [und] geschneiderte Seidenhemden".1
- ist an Marga rein freundschaftlich interessiert.
"Halbschatten" von Uwe Timm: Analyse
Die Geschehnisse in "Halbschatten" werden von einem Ich-Erzähler wiedergegeben. Im Folgenden erhältst Du Informationen über den Aufbau von "Halbschatten" als Collage, die in Rahmen- und Binnenhandlung unterteilt werden kann. Außerdem erfährst Du Genaueres zur Sprache in "Halbschatten".
Der Ich-Erzähler ist häufig auch die Hauptfigur eines Werks. Wenn ein Text über einen Ich-Erzähler verfügt, dann wird direkt aus der Sicht dieser Person erzählt. Alles, was die Figur erlebt, erlebst auch Du als lesende Person. Du hast Einblick in die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur, aber nicht in die Gedanken und Gefühle anderer Figuren.
Aufbau
Die literarische Methode, die dem Roman "Halbschatten" zugrunde liegt, wird als Collage bezeichnet. Diese ist dadurch zu erkennen, dass sie sich aus verschiedenen Bruchstücken zusammensetzt. Diese Bruchstücke erkennst Du daran, dass das Leben von Marga Etzdorf nicht an einem Stück erzählt, sondern von den Stimmen anderer Figuren unterbrochen wird. Diese Figuren erzählen ebenfalls bruchstückweise aus ihrem Leben, wobei sie ebenfalls Informationen über Marga preisgeben.
Weil der Autor Uwe Timm außerdem historische Bezüge in seinen Roman integriert hat, dienten Materialien aus dem Archiv des Auswärtigen Amts dem Aufbau seiner Geschichte. Auf diese Weise können die einzelnen Bruchstücke als Mosaikstücke interpretiert werden, die in ihrer Gesamtheit die Collage bilden.
Romane können auf unterschiedliche Weise gestaltet werden. Hierbei spricht man auch von verschiedenen literarischen Methoden, die angewendet werden können. Eine dieser Methoden ist die "Collage". Der Begriff stammt von dem französischen Verb coller und lässt sich mit "kleben" übersetzen.
Rahmen- und Binnenhandlung
Der Ich-Erzähler begibt sich auf den Invalidenfriedhof, um etwas über die Lebensgeschichten der dort Begrabenen zu erfahren. Daraufhin sprechen die verschiedenen Figuren abwechselnd zu ihm, sodass er einzelne Geschehnisse aus deren Leben herausfindet.
Hieraus ergeben sich zwei Ebenen, auf denen erzählt wird: Zum einen die Ebene der Rahmenhandlung, auf der sich der Ich-Erzähler für seine Recherchezwecke auf den Invalidenfriedhof begibt. Zum anderen die Ebene der Binnenhandlung, in der die Erlebnisse der bereits verstorbenen Figuren thematisiert werden.
Autorinnen und Autoren haben die Möglichkeit, verschiedene Erzähltechniken anzuwenden. Eine dieser Techniken ist die Aufteilung in Rahmen- und Binnenerzählung. Das bedeutet, dass die eigentliche Erzählung (Binnenhandlung) in eine andere umfassende Handlung (Rahmenhandlung) eingebettet wird. Diese andere Geschichte bildet dann den Rahmen der eigentlichen Erzählung.
Bei dieser Erzähltechnik handelt es sich um eine Sonderform des mehrschichtigen Erzählens. Die Handlung des entsprechenden Werks beginnt mit der Rahmenhandlung. Darauf folgt dann die Binnenhandlung und zum Schluss wird wieder die Rahmenhandlung thematisiert.
Wichtig ist dabei, dass der lineare Handlungsverlauf dadurch nicht beeinflusst wird. Innerhalb des Werks gibt es trotzdem nur einen einzelnen Handlungsstrang, da die Rahmenhandlung außerhalb der eigentlichen Erzählung steht und sie "umrahmt", ohne den Handlungsverlauf selbst in der Binnenerzählung zu verändern.
Erzählverhalten und Sprache
Der Roman "Halbschatten" zeigt ein besonderes Erzählverhalten auf. Obwohl es sich um einen "Ich-Erzähler" handelt, der in der Rahmenhandlung auftritt, sprechen in "Halbschatten" vor allem die auf dem Friedhof begrabenen Figuren. Auf diese Weise erfahren die Lesenden nicht nur, was in der Gedanken- oder Gefühlswelt des Ich-Erzählers vor sich geht, sondern erhalten ebenfalls Einblick in die Gedanken der verschiedenen Sprecherinnen und Sprecher.
Weil die Begrabenen jedoch in abwechselnder Reihenfolge sprechen, wirkt die Erzählung teilweise durcheinander. Nicht immer ist klar zu erkennen, wer gerade spricht. Als Marga gerade von ihrer Zwischenlandung in Spanien berichtet, wird sie von einer unbekannten Figur unterbrochen:
Das Schlauchende, grunzt es, und dann ein unbeherrscht glucksendes Lachen. Ist das nicht köstlich. Die Unschuld dieser Frau.1
Daraufhin fragt der Ich-Erzähler den "graue[n]"1 Herr auf dem Friedhof sichtlich verwirrt, wer denn diese unbekannte Stimme sei:
Wer ist denn das schon wieder? Der Saufaus. Nicht hinhören, sagt der Graue.1
Dabei findet der Wechsel zwischen den einzelnen Figurenreden beinahe übergangslos statt. Während der graue Mann auf dem Friedhof weiter in der dritten Person über Marga und ihre Zwischenlandung in Spanien erzählt, beginnt diese plötzlich, selbst in der ersten Person zu sprechen:
Zunächst habe ich mit vielen Gesten versucht, dem Benzinhändler, der, wie ich später erfuhr, eine Apotheke in der Stadt besaß, begreiflich zu machen, wo der abgebrochene Sporn wieder angeschweißt werden musste.1
Auf diese Weise gelingt es dem Autor Timm, den Lesenden ein umfassendes Bild der begrabenen Figuren darzulegen. Das heißt, dass den Lesenden ins Bewusstsein gerufen wird, wie vielschichtig die Geschichten der Figuren sind. Hierdurch werden durch den teilweise realen Bezug historische Ereignisse näher gebracht und in die Geschichte einbezogen. Diese Geschehnisse reichen von der Zeit des preußischen Staats bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.
"Halbschatten" von Uwe Timm: Interpretation
Weil das zentrale Thema in "Halbschatten" um den Selbstmord der Sportfliegerin Marga von Etzdorf kreist, werden im Folgenden verschiedene Interpretationsansätze vorgestellt, die eine Erklärung für diese Selbsttötung liefern können.
Der Selbstmord von Marga Etzdorf
Wie Du bereits erfahren hast, handelt es sich bei Marga von Etzdorf um eine realhistorische Persönlichkeit. Das heißt, dass es die Sportfliegerin tatsächlich gab. Der Autor Uwe Timm hat dabei nicht nur grobe Lebenszüge in seine Geschichte verwoben, sondern ebenfalls einige Details aus ihrer Biografie aufgegriffen.
Obwohl Uwe Timm diese realhistorischen Bezüge in sein Werk "Halbschatten" eingebettet hat, sind die folgenden Interpretationsansätze reine Mutmaßungen. Das bedeutet, dass sich die Gründe für die Selbsttötung von Marga im Roman nicht zwangsläufig auf die Wirklichkeit beziehen müssen.
Durch die fiktive Person Miller erfahren die Lesenden etwas über die Persönlichkeit von Etzdorf. Indem der Schauspieler die junge Sportfliegerin bewundert, hebt er einige ihrer Charakterzüge hervor:
Sie hatte einen Willen, der Berge versetzte, weil er sie in die Luft hob. Ließ sich nicht irritieren von Rückschlägen, nicht von den Abstürzen. Dreimal ist sie zu anderen Kontinenten aufgebrochen, erst nach Afrika und zu den Kanarischen Inseln, dann nach Asien, nach Japan.1
Nachdem Marga nach Australien aufbricht, macht sie eine Zwischenlandung in Syrien und erschießt sich nur 23 Minuten nach ihrer Bruchlandung. Ein im Roman gedrucktes Dokument aus dem Auswärtigen Amt bezeugt, dass die Fliegerin "mit dem Wind im Rücken gelandet sei"1 und auf diese Weise "über den eigentlichen Flugplatz hinaus[rollte]"1. Obwohl Etzdorf bekanntlich eine erfahrene Fliegerin gewesen ist, hat sie sich eigener Angabe nach über die Windrichtung geirrt. An dieser Stellen können die Lesenden die mutmaßliche Verwirrtheit der Protagonistin erahnen.
Eine Interpretationsmöglichkeit für den Grund dieser Selbsttötung nach der Bruchlandung liegt in Margas Spionagetätigkeit und dem Waffenschmuggel, bei dem sie mitwirkte. So kann angenommen werden, dass Margas Bruchlandung in Aleppo dazu hätte führen können, dass ihre illegalen Tätigkeiten auffliegen. Schließlich bestand ihre Aufgabe darin, Aufnahmen "von dem französischen Mandatsgebiet in Syrien"1 zu machen. Eine Reparatur ihres Flugzeugs würde jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit im französischen Fort erfolgen. Das Risiko für Marga entdeckt zu werden, war also an dieser Stelle hoch.
Ein Fort ist eine Befestigungsanlage, die zur Verteidigung von Geländepunkten genutzt wird.
Weil Marga freiheitsliebend war und die Schwerelosigkeit des Fliegens liebte, kann angenommen werden, dass ihr ihre illegalen Tätigkeiten zum Verhängnis werden und sie deshalb lieber den Freitod wählt, statt für ihr illegales Mitwirken bestraft zu werden.
Neben diesem Ansatz werden in der Rahmenhandlung noch weitere Möglichkeiten besprochen. So gibt der Graue an, dass Margas Selbstmord vielerlei Gründe gehabt haben könne:
Es ist immer alles zusammen [...]. Eine Stimmung. Es braucht nicht viel. [...] Vielleicht war ihr das Leben lästig.1
Blickt man etwas tiefer in die Umstände von Margas Tätigkeiten für das NS-Regime, wird deutlich, dass sie die Ansichten der Nationalsozialisten keineswegs vertreten haben dürfte. Während Marga angibt, dass sie vor dieser Tätigkeit immer nur für sich selbst geflogen ist, und es nur "das Ich [war], das flog"1, flog sie plötzlich "für die Nation"1. Dieser Wechsel stand in Gegensatz zu dem Grund, der sie stets angetrieben hat, zu fliegen:
Das Fliegen war etwas, was über die Grenzen ging. Es sollte Grenzen überwinden, Menschen zusammenführen. Das war doch das Verständnis, das uns Piloten einte, man hat sich untereinander.1
Plötzlich aber musste sich die Fliegerin mit der Frage auseinandersetzen, ob sie mit diesem, ihren Vorstellungen widersprechendem, Auftrag "um die Welt"1 reisen wollte, "oder nur vereinzelt auf geliehenen Maschinen"1 fliegen wollte. Möglich ist also ebenso, dass Margas eigentliche Gesinnung in so starkem Widerspruch zu jener des NS-Regimes stand, dass sie sich aufgrund dessen das Leben nahm.
"Halbschatten" von Uwe Timm: Literarische Epoche
Uwe Timms Roman "Halbschatten" wurde im Jahr 2008 veröffentlicht. Diese Zeit ist der literarischen Epoche der Postmoderne zuzuordnen.
Die Postmoderne ist eine literarische Epoche, die in manchen Fällen in die Zeit zwischen 1968 und 2000, in anderen Fällen in die Zeit zwischen 1989 und 2011 eingeordnet wird. Die Autorinnen und Autoren der postmodernen Literatur wurden vermehrt von dem Gefühl geplagt, dass der Mensch orientierungslos durch die vielschichtig gewordene moderne Welt irrte.
Die Epoche der Postmoderne wird daher nicht von einem roten Faden oder einem einheitlichen Leitgedanken durchzogen, stattdessen versuchten die Autorinnen und Autoren die Vielschichtigkeit der Welt sowie ihre kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in ihren Werken zu erfassen und zu verarbeiten.
Daher sind auch die Themen der postmodernen Literatur nicht einheitlich. Aufgrund dieser Vielfältigkeit wird auch heute noch kontrovers diskutiert, ob die Postmoderne überhaupt als Epoche bezeichnet werden kann.
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Über den Autor Uwe Timm
Uwe Hans Heinz Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Er ist ein politisch engagierter deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor, der immer wieder Stellung zu Zeitfragen bezieht.
In seinen Büchern geht es ihm darum, das Besondere innerhalb des Alltäglichen darzustellen. Als Anhaltspunkt nutzt er dafür reale Ereignisse, wie aus seinem Roman "Halbschatten" hervorgeht. Dennoch geht es dem Autor nie darum, ein Bild der Realität zu erschaffen, das komplett der Wirklichkeit entspricht.
Zu Timms bekanntesten Werken zählen "Die Entdeckung der Currywurst" (1993), "Heißer Sommer" (1974) und "Der Freund und der Fremde" (2005).
Halbschatten Uwe Timm - Das Wichtigste
- Der historische Roman "Halbschatten" des Autors Uwe Timm wurde erstmals im Jahr 2008 veröffentlicht.
- Das Werk thematisiert das Leben der deutschen Sportfliegerin Marga von Etzdorf, die sich im Alter von 25 Jahren das Leben nimmt.
- Neben ihrer Biografie werden wechselhaft die Lebensgeschichten namhafter sowie rein fiktiver Personen aufgeführt, deren Lebenszeiten von der Zeit des preußischen Staats bis zur Wiedervereinigung Deutschlands reichen.
- Dem Roman "Halbschatten" liegt die literarische Methode der Collage zugrunde. Daher ist das Werk nicht in einzelne Kapitel unterteilt.
- Die Geschehnisse in "Halbschatten" werden von einem Ich-Erzähler wiedergegeben.
- Das Werk kann außerdem in Rahmen- und Binnenhandlung unterteilt werden. Auf der Ebene der Rahmenhandlung begibt sich der Ich-Erzähler für seine Recherchezwecke auf den Invalidenfriedhof. Auf Ebene der Binnenhandlung werden die Erlebnisse der bereits verstorbenen Figuren thematisiert.
- Eine Interpretationsmöglichkeit für den Grund von Margas Selbsttötung nach der Bruchlandung liegt in der ihrer Spionagetätigkeit und dem Waffenschmuggel, bei dem sie mitwirkte.
- Der Roman ist der literarischen Epoche der Postmoderne zuzuordnen.
Nachweise
- Timm (2010). Halbschatten. Deutscher Taschenbuch Verlag.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Halbschatten Uwe Timm
Was ist die Handlung von Uwe Timms "Halbschatten"?
Das Werk thematisiert das Leben der deutschen Sportfliegerin Marga von Etzdorf. Diese nimmt sich im Alter von 25 Jahren das Leben. Neben dieser Biografie werden wechselhaft die Lebensgeschichten historischer sowie rein fiktiver Personen aufgeführt, deren Lebenszeiten von der Zeit des preußischen Staats bis zur Wiedervereinigung Deutschlands reichen.
Zu welcher Zeit spielt "Halbschatten" von Uwe Timm?
Die Rahmenhandlung spielt ungefähr zur Zeit der Veröffentlichung des Werks – im Jahr 2008. Die Binnenhandlung reicht von der Zeit des preußischen Staats bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.
Wie heißt der Hauptcharakter von Uwe Timms "Halbschatten"?
Hauptsächlich wird in "Halbschatten" der Suizid der deutschen Sportfliegerin Marga von Etzdorf thematisiert.
Um welchen Erzähler handelt es sich in "Halbschatten"?
Die Geschehnisse in "Halbschatten" werden von einem Ich-Erzähler wiedergegeben.
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