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Eine kurze Inhaltsangabe über das Thema von "Hauptsache weit" erhältst Du durch die folgenden Stichpunkte:
- Thema der Kurzgeschichte sind die Erfahrungen auf dem Weg des Erwachsenwerdens und der Umgang mit Enttäuschungen.
- Dabei kontrastiert Sibylle Berg in erster Linie die Erwartungen des Protagonisten gegenüber realen Gegebenheiten.
- Eine Analyse von "Hauptsache weit" zeigt, dass sich das Werk der Gegenwartsliteratur, bzw. der Postmoderne, zuordnen lässt.
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"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Inhaltsangabe
Im Folgenden erhältst Du eine Inhaltsangabe zu Sibylle Bergs "Hauptsache weit".
- Die Kurzgeschichte startet mit einem direkten Einstieg, wie es für eine Kurzgeschichte typisch ist.
- Der unbenannte Protagonist, genannt "der Junge", befindet sich in einem grünen Zimmer mit Betonboden und lautem Ventilator.
- Der genaue Aufenthaltsort wird nicht genannt, liegt aber wohl nahe der Grenze zu Laos.
Laos ist ein Staat in Südostasien, der an China, Kambodscha, Thailand, Vietnam und Myanmar grenzt. Seine Fläche beträgt etwa zwei Drittel von Deutschland, mit nur rund sieben Millionen Einwohnern ist er jedoch wesentlich lichter besiedelt.
- Untergliedert ist "Hauptsache weit" in drei Absätze.
- Im ersten Abschnitt erfahren die Lesenden, weshalb der Junge sich in Asien befindet.
- Die Schule ist vorbei, das Leben beginnt – "und jetzt aber Asien hatte er sich gedacht"1.
Doch der "Spaß"1 lässt auf sich warten. So stellt der Junge fest, dass er asiatisches Essen nicht verträgt, die fremden Sprachen nicht versteht und dass das Reisen allein ziemlich einsam ist. Er vermisst sein Zuhause, seine Freunde und sehnt sich nach der vertrauten deutschen Kultur.
Im dritten Abschnitt, als der Junge deprimiert durch die unbekannten Gassen schlendert, entdeckt er ein Internetcafé, dem er einen Besuch abstattet. Er liest die E-Mails all seiner Freunde, erzählt von den "kleinen Katastrophen"1 seines Auslandsaufenthalts und dass es ihm gut gehe. Und wie er da sitzt und schreibt, fühlt sich der Junge plötzlich wieder glücklich und fast wie daheim.
- Ähnlich wie der Beginn, so kommt auch das Ende der Kurzgeschichte prompt und ohne Vorwarnung.
- Ob der Junge nun weiterreist oder nach Hause zurückkehrt, ob er doch noch andere Reisende kennenlernt oder allein bleibt, erfahren die Lesenden nicht.
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"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Charakterisierung
Eine Charakterisierung von "Hauptsache weit" bezieht sich auf den unbenannten Jungen der Kurzgeschichte "Hauptsache weit" von Sibylle Berg, da dies die einzige Figur ist, die in dem etwa eine Seite langen Text näher beleuchtet wird.
Folgende Merkmale treffen auf den Jungen zu:
- Er ist achtzehn Jahre alt, hat "lange, dunkle Haare"1 und wird von dem Erzähler als "schön"1 bezeichnet.
- Zu seinen Hobbys zählen Gitarre spielen und komponieren.
- Es ist der Traum des Jungen, später nach London zu ziehen und kreativ tätig zu werden.
- In vielerlei Hinsicht entspricht der Junge dem Klischee eines jungen Orientierungslosen, zwar noch jugendlich, aber doch schon fast erwachsen.
- Er weiß nur vage, was er vom Leben möchte und muss sich daher erst selbst finden.
Und weg, hatte er gedacht. Die Schule war zu Ende, das Leben noch nicht, hatte noch nicht begonnen, das Leben. Er hatte nicht viel Angst davor, weil er noch keine Enttäuschungen kannte.1
- Die Erwartungen, die er vor dem Aufbruch an seine Reise hatte, waren nicht nur hoch, sondern auch ein wenig naiv.
- Es wird schnell deutlich, dass der Junge sich nie mit den Gepflogenheiten Asiens und den realen Bedingungen des Kontinents auseinandergesetzt hat.
- Der Junge wirkt dadurch nicht nur unvorbereitet, sondern auch voreilig.
"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Analyse
Eine Analyse von Sibylle Bergs "Hauptsache weit" rückt Aufbau und Sprache der Kurzgeschichte in den Vordergrund.
Kurzgeschichten sind epische Werke, die der Gattung der Kurzprosa zugeordnet werden. Inhalt, Form und Sprache bestimmen dabei die Merkmale einer Kurzgeschichte, das Hauptmerkmal von Kurzgeschichten liegt in ihrer Kürze.
Die drei Absätze der Kurzgeschichte dienen nicht nur einem übersichtlichen formalen Aufbau, sie bilden auch thematisch abgeschlossene Blöcke. Während der erste Abschnitt als eine kurze Einleitung dient, die den Jungen knapp skizziert und die Gründe für seine Reise nennt, werden die Erwartungen des Protagonisten im zweiten Abschnitt mit der Realität gegenübergestellt.
Der dritte Absatz wiederum bietet eine zumindest temporäre Lösung für die Unzufriedenheit des Jungen: Er flüchtet in das Internet(-café), wo er sich schon bald wie zu Hause fühlt und die wirkliche Welt um ihn herum vergisst.
- Bereits der erste Satz Sibylle Bergs, "Und weg, hatte er gedacht"1, impliziert ein "aber" am Ende.
- Er vermittelt Negativität, Enttäuschung, und verspricht eher ein frustrierendes Erlebnis, als einen begeisterten Reisebericht.
- Der kleine Satz "Und nun?"1 verbindet nicht nur den ersten und zweiten Absatz.
- Er greift auch den Einstieg stilistisch wieder auf.
- Wiederholt wird dieser Satzbau in der Aussage "und jetzt aber Asien hatte er sich gedacht"1.
- Auch hiermit knüpft Sibylle Berg an den Anfang ihrer Kurzgeschichte an.
- Zugleich zeigt sie dadurch, dass es sich auch bei dem Folgenden um die Gedankengänge des Jungen handelt:
Mit 1000 Dollar durch Thailand, Indien, Kambodscha, drei Monate unterwegs und dann wieder heim, nach Deutschland. Das ist so eng, so langweilig, jetzt was erleben und vielleicht nie zurück.1
- Der Unterschied zwischen den Vorstellungen des Jungen und der Realität ist groß.
- Der desillusionierte Junge sitzt zwischen "ausländische[n] Insekten so groß wie Meerkatzen", statt "entspannt mit Wasserbüffeln [zu] spielen"1.
- Sibylle Berg spielt mit diesen Kontrasten auf eine kühle, aber humorvolle Art:
Bis jetzt hatte er hauptsächlich Mädchen kennengelernt, nett waren die schon, wenn man Leute mag, die einen bei jedem Satz anfassen.1
Kennzeichnend für Sibylle Bergs Schreibstil ist auch der Gegensatz zwischen teils sehr kurzen Sätzen und langen Satzketten, die sich zeilenweise aneinanderreihen:
Dann gibt es ihn nicht. Denkt er. [...]
Er schreibt seinen Freunden über die kleinen Katastrophen und die fremde Welt um ihn verschwimmt, er ist nicht mehr allein, taucht in den Bildschirm ein, der ist wie ein weiches Bett, er denkt an Bill Gates und Fred Apple, er schickt eine Mail an Sat 1, und für ein paar Stunden ist er wieder am Leben, in der heißen Nacht weit weg von zu Hause.1
"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Erzählverhalten
Für "Hauptsache weit" wählte Sibylle Berg einen personalen Er/Sie-Erzähler.
- Der personale Erzähler begleitet den Jungen auf Schritt und Tritt, kennt seine Gefühle und Gedanken, urteilt jedoch nicht.
Neben dem personalen Erzählverhalten gibt es das auktoriale und das neutrale Erzählverhalten. Wenn Du mehr über die verschiedenen Erzählperspektiven - und verhalten erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärungen "Erzähler", "Erzählform" und "Erzählverhalten" auf StudySmarter an!
"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Interpretation
Sibylle Bergs "Hauptsache weit" bietet verschiedene Möglichkeiten der Interpretation, die im Folgenden näher beleuchtet werden. Das zentrale Thema der Kurzgeschichte behandelt das Erwachsenwerden, Abenteuerlust und Orientierungslosigkeit.
"Hauptsache weit" Sibylle Berg – Deutungshypothese
Eine erste Deutungshypothese von Sibylle Bergs "Hauptsache weit" befasst sich sowohl mit dem Erwachsen- als auch dem Enttäuschtwerden.
- Die Erwartungen, die der Junge an seine Reise hatte, bleiben größtenteils unerfüllt.
- Dank seines jungen Alters ist er sich über seine eigenen Bedürfnisse nicht im Klaren.
- Das unbekannte Fremde klingt zunächst verlockender als das gewohnte Alte.
- Es dauert jedoch nicht lange, bis der Junge erkennt, dass er sich in seiner alltäglichen Umgebung eigentlich doch viel wohler fühlt.
Hier begegnet die Abenteuerlust dem Bedürfnis nach Geborgen- und Sicherheit, der Wunsch, hervorzustechen dem Drang, dazuzugehören. Erst in der fernen Weite erkennt der Junge, wie viel ihm seine Heimat bedeutet und er vermisst plötzlich das, was ihm zuvor so langweilig erschien.
Die Tatsache, dass der Junge bis zuletzt namenlos bleibt, schafft bei Lesenden eine gewisse Distanz. Gleichzeitig wirkt der Protagonist nicht wie eine echte Persönlichkeit, sondern vielmehr wie ein generisches Modell, ein charakteristischer 18-Jähriger, der in die Welt zieht, um sich selbst zu finden. Und dabei feststellt, dass er das, was er eigentlich sucht, längst kennt.
Aus dieser Perspektive betrachtet erhält "Hauptsache weit" einen fast schon satirischen Beigeschmack. Bereits der Titel der Kurzgeschichte scheint sich über die jungen Leute lustig zu machen, die nach der Schule in die weite Welt ziehen, um Abenteuer zu erleben.
Mittels Satire werden bestimmte Personen(-gruppen), Handlungen oder Ereignisse über- oder untertrieben dargestellt und dadurch verspottet oder kritisiert.
Enttäuscht zu werden, scheint in diesem Zusammenhang als fast schon unvermeidliche Bedingung des Erwachsenwerdens und -seins. Der Junge überwindet seine Enttäuschung jedoch, indem er das Internet nutzt und sich in eine virtuelle Version seiner Heimat "einbetten" lässt. Dies wiederum könnte als dezente Kritik an der Internetkultur gedeutet werden: Die Menschen werden an ihre Bildschirme gefesselt, statt die unbekannten Gebiete der Welt zu erkunden.
"Hauptsache weit" – Sibylle Berg
Sibylle Berg, die Autorin von "Hauptsache weit", wurde am 2. Juni 1962 in Weimar geboren.
- Sie absolvierte eine Ausbildung als Puppenspielerin und war daraufhin im Puppentheater in Naumburg tätig.
- 1984 stellte sie einen Ausreiseantrag und siedelte von der DDR nach West-Berlin über.
Bis 1990 war Deutschland in Ost und West getrennt. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten die Siegermächte Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion das besiegte Land unter sich auf. Die westlichen Zonen formierten sich zu einer: Im Westen entstand die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Dieser stand die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im sowjetisch besetzten Osten gegenüber.
Das Leben in BRD und DDR war wie Tag und Nacht. Besonders für kreative Menschen war es teilweise schwer, im Osten zu leben. So wurden etwa schriftstellerische oder dramaturgische Werke von der DDR-Regierung verboten, weil sie das hiesige Regierungssystem (unterschwellig) kritisierten. Viele Literatinnen und Literaten reisten in den Westen aus oder wurden gar abgeschoben.
- In Berlin absolvierte Berg eine schauspielerische Ausbildung.
- Später zog sie nach Hamburg, studierte Politikwissenschaften und Ozeanologie und begann mit der Schriftstellerei.
- Sie schrieb unter anderem für die überregionale deutsche Wochenzeitung "Die Zeit".
- Ihr erster Roman "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" erschien 1997 im Reclam Verlag.
- Kurz nach der Erstveröffentlichung schrieb Sibylle Berg eine dramaturgische Version ihres Werkes nieder.
- Dieses feierte im Jahr 1999 seine Premiere.
- Auch heute noch ist Sibylle Berg am Theater tätig.
- An der Inszenierung ihres Stücks "Angst reist mit" beteiligte sie sich als Co-Regisseurin.
- Seit 2013 lehrt sie Dramaturgie an der Hochschule der Künste in Zürich.
- Ihre literarischen Werke wurden in 34 Sprachen übersetzt.
Hauptsache weit Sibylle Berg - Das Wichtigste
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Kurzgeschichte: "Hauptsache weit" ist eine Kurzgeschichte der Autorin Sibylle Berg und erschien 2001 in dem Sammelband"Das Unerfreuliche zuerst".
- Die Kurzgeschichte erzählt von einem unbenannten Jungen, der durch Asien reist, um sich selbst zu finden.
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Inhaltsangabe: Sibylle Berg gliedert "Hauptsache weit" in drei thematische Abschnitte.
- Lesende erfahren zunächst die Gründe für die Reise, anschließend werden die Erwartungen des Protagonisten der Realität gegenübergestellt.
- Im dritten und letzten Absatz bietet sich dem Jungen eine temporäre Lösung: die Flucht in ein Internetcafé und die virtuelle Rückkehr in seine Heimat.
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Charakterisierung:
- Der Junge:
- 18 Jahre alt
- hat lange, dunkle Haare
- gilt als schön
- träumt davon, später nach London zu ziehen und kreativ tätig zu werden
orientierungslos
- Der Junge:
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Analyse:
- Die Kurzgeschichte hat einen personalen Er/Sie-Erzähler, der die Gefühle und Gedanken des Jungen kennt.
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Interpretation:
- Da der Junge namenlos bleibt, wirkt die Kurzgeschichte wie eine satirische Darstellung der Jugend im Allgemeinen, die, noch unerfahren und naiv, falsche Vorstellungen von der Welt hat.
- "Hauptsache weit" Sibylle Berg – Thema:
- Das zentrale Thema der Kurzgeschichte behandelt das Erwachsenwerden, die Abenteuerlust und die Orientierungslosigkeit.
Nachweise
- LISA Bildungsserver Sachsen-Anhalt (2019). Aufgabensammlung zum Üben und zur individuellen Förderung im Fach Deutsch Schuljahrgänge 9/10. Bildung-lsa.de. (01.08.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Hauptsache weit Sibylle Berg
Worum geht es in Hauptsache weit von Sibylle Berg?
In "Hauptsache weit" von Sibylle Berg geht es um einen 18-jährigen Jungen, der durch Asien reist, um Abenteuer zu erleben und sich selbst zu finden. Während seiner Tour stellt er fest, dass alles ganz anders ist, als erwartet.
Welches Erzählverhalten hat Hauptsache weit von Sibylle Berg?
Das Erzählverhalten in "Hauptsache weit" von Sibylle Berg ist personal. Der Erzähler kennt also die Gedanken und Gefühle des Protagonisten.
In welchem Jahr erschien Hauptsache weit von Sibylle Berg?
"Hauptsache weit" von Sibylle Berg erschien im Jahr 2001 im Sammelband "Das Unerfreuliche zuerst".
Was ist das Thema von Hauptsache weit von Sibylle Berg?
Das Thema von "Hauptsache weit" von Sibylle Berg ist das Erwachsenwerden. Dabei werden die Unterschiede zwischen naiven Erwartungen und der Wirklichkeit deutlich.
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