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Inhaltszusammenfassung der Novelle Immensee
Abbildung 1: Handlungsablauf
Der Alte
Der gealterte Reinhard sitzt eines Abends nach seiner Rückkehr vom Spaziergang nachdenklich in seinem Zimmer. Ein dort liegendes Bild seiner Freundin aus der Kindheit namens Elisabeth wird vom Mond beschienen, was ihn lebhaft an einige Episoden aus seiner Kindheit erinnern lässt; Episoden, in denen beide sich zunächst einander anzunähern scheinen, ohne dass diese Annäherung in einen glücklichen Ausgang mündet. Dies ist der Inhalt des ersten Kapitels mit dem Titel "Der Alte" und zugleich die Einleitung der Erzählung.
Die Kinder
Gedanklich inzwischen in sein zehntes Lebensjahr katapultiert, spielt sich folgende Szene vor Reinhards geistigen Augen ab: Der 10-jährige Reinhard und die 5-jährige Elisabeth freuen sich über zwei Feiertage, denn dadurch haben sie nun Gelegenheit gefunden, auf der Wiese in der Nähe ihres Hauses etwas Zeit miteinander zu verbringen.
Kaum dass Reinhard mit der Erzählung einer Geschichte beginnt, passiert es, dass er Elisabeth eine Indienreise im Erwachsenenalter vorschlägt. Sie möchte ihm jedoch nicht gleich zusagen, da sie dazu noch etwas schüchtern und ängstlich ist. Als sie sich doch zu einer Zusage zu ermannen scheint, wirft er ihr desillusioniert vor, ihr würde der nötige Mut dazu doch fehlen.
Im Walde
Wurde Reinhards Zuneigung zu ihr dadurch weniger? Nein, vielmehr stellt der Autor dar, wie fürsorglich und beschützend Reinhard sich ein anderes Mal ihr gegenüber zeigt, indem er sie vor dem bestrafenden Lehrer zu retten versucht und sich sogar an dem Lehrer rächt, und zwar in einem Gedicht.
Auch der Wechsel in die höhere Schule kann ihn von Elisabeth nicht trennen. Inzwischen vergehen sieben Jahre und die Lebenswege beider drohen auseinanderzugehen, als Reinhard zur Ausbildung in die Stadt muss.
Während einer für ihn beschlossenen Abschiedsfeier im Wald kommt es dann doch ein weiteres Mal zur Annäherung zwischen ihm und Elisabeth, aber auch diesmal vergeblich.
Denn Elisabeth wird der Suche nach Erdbeeren müde, da sie überhaupt keine findet. Und der Ruf ihrer Freunde aus der Ferne setzt ihrer Zweisamkeit ein jähes Ende. Immerhin kann Reinhard seine lebhaften Eindrücke folgendermaßen verarbeiten:
[…] Sie sitzt in Thymiane,
sie sitzt in lauter Duft;
die blauen Fliegen summen und blitzen durch die Luft.
Es steht der Wald so schweigend,
sie schaut so klug darein;
um ihre braunen Locken hin fließt der Sonnenschein.
Der Kuckuck lacht von ferne, es geht mir durch den Sinn:
Sie hat die goldnen Augen der Waldeskönigin. […]
Da Stand das Kind am Wege
Reinhard, inzwischen in einer anderen Stadt lebend, sitzt am Weihnachtstag in einem studentischen Ratskeller. Von einem Junker gedemütigt, verweigert eine Sängerin mit schönen Augen und attraktivem Aussehen diesem den Gesang. Daraufhin springt Reinhard ein und verführt sie so, dass sich zwischen den beiden etwas entwickelt. Als Zeichen für ihre Zuneigung trinkt sie aus seinem Glas und singt ihm mit folgenden Worten vor:
"Heute, nur heute bin ich so schön;
morgen, ach morgen muß alles vergehn!
Nur diese Stunde bist du noch mein;
sterben, ach sterben soll ich allein."
Aber auch hier stehen Reinhards Erfolg in punkto Liebesbeziehung widrige Umstände im Weg, diesmal aber in Form eines plötzlichen Rufs durch seinen Freund, dem er zum Missfallen der Sängerin dann doch Folge leistet. Inzwischen in seiner Wohnung angekommen, findet Reinhard etliche Weihnachtsgeschenke und einen Kuchen vor; dafür aber auch einen im Bruch seiner Versprechen vorwerfenden Brief Elisabeths und seiner Mutter. Denn tatsächlich schickt er ihr weder Briefe noch Märchen.
Auf dem Weg nach Hause begegnet er einem äußerlich verwahrlosten Mädchen, dem er dann etwas von jenem Kuchen gibt. Diese Szene ist insofern auch titelgebend für diese Episode.
Daheim
Die Episode der Rückkehr in seine Vaterstadt trägt den Titel "Daheim" und schildert dementsprechend das Wiedersehen Reinhards und Elisabeths. Zu seiner Enttäuschung wirbt nunmehr eine weitere Person namens Erich um Elisabeth. Er hat sie diesmal sogar mit einem Käfig mit Vögeln beschenkt. Die Ferientage vergehen, ohne dass es zu einer deutlichen Festigung von Reinhards Beziehung zu Elisabeth kommt. Immerhin stellt er ihr beim Abschied an der Station die Offenbarung eines Geheimnisses in Aussicht.
Ein Brief
Zwei Jahre nach seinem Besuch in der Heimat, in denen es nicht ein einziges Mal zu einem schriftlichen Austausch zwischen Reinhard und Elisabeth gekommen ist, erhält er einen Brief von seiner Mutter. Darin teilt sie ihm mit, dass Elisabeth nach langem Zögern – was auf Elisabeths Hoffnung auf Reinhards Liebeserklärung schließen lässt – Erich endlich das Ja-Wort gegeben habe.
Immensee
Ohne Elisabeth über Reinhards Besuch zu informieren, empfängt Erich diesen am Immensee. Den ersten Tag seines Aufenthalts verbringt Reinhard mit ausgedehnten Spaziergängen um den Immensee Am zweiten Abend, unmittelbar nach seinem Spaziergang, glaubt er, Elisabeth zwischen den Stämmen nahe einem Garten gesehen zu haben. Er läuft ihr hinterher, doch sie erwidert ihm diese direkte Annäherung nicht, indem sie ihm bewusst aus dem Weg geht. Also wird er noch einmal von Elisabeth enttäuscht.
Meine Mutter hat's gewollt
Der Höhepunkt all dieser Episoden stellt jener Abend dar, an dem Reinhard Elisabeth und ihrer Mutter Volkslieder vorsingen muss. Mit dabei ist auch Elisabeths Lebensgefährte Erich. Hier entscheidet sich, ob die Beziehung zwischen Elisabeth und Reinhard eine positive Wende erfahren wird. Volkslieder muss er auf Wunsch dieser Personen vorsingen. Zunächst noch harmlos ablaufend, wird sein Vorsingen eines eigenen Gedichts statt jener Volkslieder dann bald doch zu einem Verhängnis. In seinem titelgebenden Lied "Meine Mutter hat’s gewollt" spielt er auf die vermeintliche Schuld der Mutter am endgültigen Bruch Elisabeths mit Reinhard an:
[…] Sie sitzt in Thymiane, sie sitzt in lauter Duft; die blauen Fliegen summen und blitzen durch die Luft.
Es steht der Wald so schweigend, sie schaut so klug darein; um ihre braunen Locken hin fließt der Sonnenschein.
Der Kuckuck lacht von ferne, es geht mir durch den Sinn: Sie hat die goldnen Augen der Waldeskönigin. […]
Daraufhin verlässt Elisabeth überstürzt die Gesellschaft. Als Symbol der unerfüllten Liebe und Unerreichbarkeit Elisabeths setzt der Autor eine im Wasser immer fortweichende Wasserlilie ein. Dieser Wasserlilie schwimmt Reinhard vergeblich nach, als er sie wieder erreichen will.
Elisabeth
Reinhard nimmt in dieser Episode einen endgültigen Abschied von Elisabeth. Auf Wunsch Erichs auf die andere Uferseite angelangt, erinnert Reinhard Elisabeth mit dem Hinweis auf die Erdbeeren an die Zeit ihrer Zusammenkunft im Wald. "Wo blieb unsere Jugend", fragt er sie beispielsweise, was sie sehr emotional stimmt. Aus dem Bewusstsein, es würde mit den beiden nichts werden, findet der endgültige Abschied schmerzlich statt.
Der Alte
Mit der Abnahme des Mondscheins findet sich auch der gealterte Reinhard wieder in der Gegenwart und so geht die Geschichte zu Ende.
Charakterisierung der Hauptfiguren in Immensee
Reinhard
In jungen Jahren ist er zwar deutlich initiativergreifend, später aber eher das Gegenteil davon. Er kann das gegebene Wort nicht halten; er vernachlässigt Elisabeth und ihre Gefühle nicht selten. Einerseits ist er dichterisch begabt, andererseits aber leicht eifersüchtig. Im Alter ist er eher nostalgisch, das heißt, er sehnt sich gern nach vergangenen Zeiten.
Elisabeth
Sie liebt Reinhard, ist verständnisvoll und kompromissbereit, sofern sie seine jahrelange Abwesenheit aushalten kann. Sie ist aber auch brav und will, trotz ihrer unterschwelligen Liebe zu Reinhard, ihrem Lebensgefährten Erich treu bleiben.
Erich
Er ist wohlhabend, tolerant und wohlwollend allen gegenüber. Im Gegensatz zu Reinhard empfindet er keine Eifersucht.
Die Figurenkonstellationen in Immensee
Unter Figurenkonstellation wird die Frage behandelt, wie die Hauptfiguren zueinanderstehen. Ebenso die Frage, welchen Verlauf die Beziehung zwischen den Figuren nimmt. Daher ist auch oft vom Beziehungsgeflecht die Rede.
Das Beziehungsgeflecht zwischen den Protagonisten Elisabeth und Reinhard
Hauptsächlich dreht sich die Erzählung um die zwei Hauptfiguren Reinhard und Elisabeth. Je nachdem, wie oft die beiden in Bezug zueinander handeln, wird die Geschichte spannungsreich bzw. spannungsarm. In der zweiten Episode etwa finden sich beide in einem Wald zusammen, was zu mehr Spannung beiträgt. Denn da entwickelt sich etwas zwischen den beiden. Anfangs baut sich ihre Beziehung noch hoffnungsvoll auf, mit der Zeit aber verliert sie an Wärme. Die Erzählung ermittelt den Eindruck, dass Reinhard daran schuld sei, allerdings gibt es hier verschiedene Möglichkeiten der Interpretation.
Das Beziehungsgeflecht zwischen den Haut- und Nebenfiguren
Figuren wie die Mutter Elisabeths und Erich spielen eher eine nebensächliche Rolle. Keine der beiden hat einen unmittelbaren Einfluss auf Reinhards Unwillen, Elisabeth seine Liebe offen und unmissverständlich zu gestehen und so seine Beziehung zu ihr zu festigen.
Figuren wie die Sängerin und das äußerlich verwahrloste Mädchen lässt der Autor nur handeln, um so Reinhards positive Charakterzüge deutlich darzustellen. Auf die Demütigung der Sängerin durch den Junker etwa reagiert Reinhard mit einem zwar jähen, aber dafür respektvollen Annäherungsversuch. Auf seine Begegnung mit dem Mädchen auf der Straße dagegen mit Mitleid.
Keine der Nebenfiguren aber scheinen Reinhards oder Elisabeths liebesrelevanten Entscheidungen zu beeinflussen.
Erzählperspektive in Immensee
In dem ersten Kapitel scheint der Erzähler selbst größtenteils abwesend zu sein, weil der/die Leser*in das Geschehen nur aus den Augen der Figur sehen kann. Es finden sich auch keine Kommentare vom Erzähler. Diese Erzähltechnik wurde an mehreren Stellen in der Erzählung eingesetzt. So ein "Realitätseffekt" ist auch in Dramen vertreten und entsteht durch den "Detailreichtum" der Erzählung. Insofern ist es meist ein personaler Erzähler, der in der Novelle "Immensee" erzählt. Der personale Erzähler erzählt aus der Sicht mehrerer Figuren und kann nicht alles wissen.
Erzählperspektive meint die Perspektive, aus der eine Geschichte erzählt wird. Sie beantwortet die Frage "Wer sieht?".
Form und Sprache in Immensee
Erzählt wird größtenteils in einer Sprache, die jede/ jeder verstehen kann. Dies trifft auch auf die vielen eingebetteten Gedichte zu. Der Autor drückt sich klar in seinem Schreibstil aus. Du solltest aber beachten, dass die Erzählung aus dem 19. Jahrhundert stammt und die Sprache daher an einigen Stellen etwas veraltend wirkt.
Gegliedert ist die Geschichte in zehn Episoden mit einer jeweils auf den Inhalt hinweisenden Überschrift. Ein Zusammenhang zwischen diesen Episoden ist nicht immer gegeben, sodass hier auch von einer Episodenhaftigkeit die Rede sein kann. Das heißt, dass die gesamte Erzählung nicht aus einer einzigen Handlung besteht, sondern aus mehreren Episoden.
Eine Rückblende am Anfang der Novelle und gelegentliche Zeitraffungen inmitten der Handlung bilden wesentliche Elemente der zeitlichen Ordnung der Erzählung. Insofern können wir an dieser Stelle zwischen einer Rahmen- und Binnenhandlung unterscheiden. Zur Rahmenhandlung gehört beispielsweise, dass Reinhard als alter Mann in seinem Zimmer sitzt. Und die Entwicklung zwischen Reinhard und Elisabeth macht dagegen die Binnenhandlung aus.
Interpretation von Immensee anhand der Symbolik
Jedem Gegenstand in der Novelle scheint eine besondere Bedeutung zuzukommen oder auf etwas Bestimmtes hinzuweisen:
Reinhards Spaziergang
Der Spaziergang Reinhards nach unten auf der steilen Straße kann als ein Symbol für das nahende Lebensende und damit die Rückbesinnung auf die schönen Momente des Lebens gedeutet werden.
Der zunehmende Mondschein
Der zunehmende Mondschein auf dem Bild der Geliebten steht für das plötzliche Hochkommen von Erinnerungen an Elisabeth.
Der abnehmende Mondschein
Das Abnehmen des Mondscheins symbolisiert das Verblassen von Richards Erinnerungen an vergangene Zeiten.
Elisabeths Kuchen
Als Reinhard dem der Winterskälte ausgesetzten Mädchen begegnet, gibt er ihr nicht alles von dem von Elisabeth geschickten Kuchen. Er behält das Stück, das seinen Namen mit Zuckerbuchstaben aufweist. Dies kann wieder als ein Zeichen für seine Liebe zu Elisabeth gedeutet werden, weil ihm nicht der Kuchen an sich, sondern einzig der von seiner Geliebten berührte Teil wichtig ist.
Wasserlilie
Eine weitere Symbolik bildet die Wasserlilie. Sie steht für die Unerreichbarkeit der Liebe, obwohl sie Reinhard zum Greifen nah ist.
Das Thema der unerfüllten Liebe verkettet alle Episoden miteinander. Unterstützt wird der Inhalt auch durch die Form der Novelle, welche als nur bedingt miteinander zusammenhängende Aneinanderreihung von Episoden etwas Unvollständiges, Unvollendetes, also etwas Unerfülltes, nahelegt.
Literaturgeschichtliche Zuordnung der Novelle Immensee
Betrachtet man das häufige Vorkommen von romantisch angehauchten Gedichten, sowie die Liebesthematik in der Novelle "Immensee", kann das Werk teilweise der Spätromantik und teilweise dem Frührealismus zugeordnet werden. Der Auftakt der Erzählung trägt eindeutig realistische Züge, zumal die reale Alltagswelt eingehend dargestellt wird. Die Episoden in der Natur hingegen nehmen sich romantisch aus, da darin die unerfüllte Liebe symbolisiert wird.
Wenn du dich mehr über die Literaturepochen Spätromantik und Frührealismus informieren möchtest, dann schau dir gerne unsere Artikel "Romantik Literatur" und "Realismus Literatur" an!
Immensee Theodor Storm - Das Wichtigste
- In der Novelle "Immensee" erzählt der Autor Theodor Storm über unerfüllte Liebe.
- Auch Erwartungen, trügerische Hoffnung, Unentschlossenheit bilden die Themen.
- Die Hauptfiguren sind Reinhard und Elisabeth, die zwar zusammenwuchsen, aber dennoch einander ihre Liebe nicht erklären konnten.
- Für Reinhard endet die Geschichte traurig.
- Erzählt wird aus einer personalen Perspektive.
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