Ruhm Daniel Kehlmann

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, wie es wäre, berühmt zu sein? Wie würde Ruhm für Dich aussehen? Wie würdest Du Dich fühlen? Was würdest Du tun? Und wie wärst Du zu diesem Ruhm gekommen?

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

Springe zu einem wichtigen Kapitel

    Im Roman "Ruhm" von Daniel Kehlmann, der 2009 erschien, geht es genau um dieses Thema. "Ruhm" ist ein Roman in neun Geschichten, die lose miteinander verwoben sind, erzählen Geschichten unterschiedlicher Figuren in verschiedenen Ländern. Dabei geht es aber nicht nur um Ruhm, der aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird, sondern auch um die Kommunikation mit Telefon, Computer und Internet und um die Frage, was fiktiv ist und was real.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Zusammenfassung

    Im Folgenden findest Du die Zusammenfassung von Daniels Kehlmanns "Ruhm". Das Werk "Ruhm" besteht aus neun Geschichten, die lose miteinander verwoben sind. Sie erzählen vom Sein und Schein unterschiedlicher Figuren in verschiedenen Ländern, von der Medialisierung des Lebens und vom Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion. Oft geht es dabei um Ruhm, aber sie thematisieren auch Identität, Tod, Liebe, Religion und Träume.

    Nachfolgend wird der Inhalt der neun Geschichten kurz zusammengefasst. Die Überschriften der Kapitel sind dem Roman entnommen, daher findet sich "In Gefahr" zweimal, genau so, wie es im Roman "Ruhm" der Fall ist. Zu besseren Unterscheidung sind diese gleichlautenden Überschriften nummeriert.

    Stimmen

    Der Computertechniker Ebling wollte nie ein Handy haben. Als er sich letztendlich doch eins holt, wird er seltsamerweise von ihm völlig fremden Menschen angerufen, die ihn für einen gewissen Ralf halten. Ebling meldet den Fehler seinem Mobilfunkanbieter, dieser jedoch behauptet, dass die Nummer niemand anderem gehört.

    Anfangs sagt Ebling stets, die Anruferinnen und Anrufer hätten sich verwählt, doch irgendwann tut er so, als wäre er wirklich Ralf. Er verabredet sich mit Frauen, die ihn anrufen und spricht mit Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Realität und Fantasie verschwimmen immer mehr. Doch dann enden die Anrufe genauso abrupt, wie sie in sein Leben eingedrungen sind.

    In Gefahr 1

    Leo Richter ist Schriftsteller und befindet sich auf einer Reise durch Mittelamerika. Begleitet wird er von seiner Freundin, der Ärztin Elisabeth. Leo ist nervös, ängstlich und genervt von der Aufmerksamkeit, die er als berühmter Autor überall bekommt. Er regt sich über jede Kleinigkeit auf. Dabei bemerkt er nicht, dass seine Freundin besorgt um ihre Kolleginnen und Kollegen bei "Ärzte ohne Grenzen" ist, die in Somalia entführt wurden.

    Ärzte ohne Grenzen wurde 1971 gegründet und ist die größte unabhängige Organisation für medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten.

    Rosalie geht sterben

    Die Witwe Rosalie ist eine literarische Figur in einem Roman des Schriftstellers Leo Richter. Sie ist krebskrank und wendet sich an einen Schweizer Verein für Sterbehilfe, denn sie möchte ihr Leben ohne Schmerzen und in Würde beenden. Nach einem Traum bittet Rosalie den Autor Leo um ein anderes Ende, doch der sagt, dass ihre Geschichte vom Tod handele und er daran nichts ändern würde.

    Doch dann konfrontiert Rosalie den Schriftsteller mit seiner eigenen Sterblichkeit, die ihn irgendwann einholen werde. Schließlich gibt Leo Richter nach und verwandelt Rosalie in eine gesunde 20-Jährige.

    Unter Sterbehilfe wird einerseits die Begleitung eines Sterbenden, z. B. durch Schmerzbeseitigung mittels Medikamenten, verstanden. Andererseits bezeichnet es auch das Töten oder Sterbenlassen eines schwer kranken Menschen, auf dessen ausdrücklichen Wunsch.

    Der Ausweg

    Der berühmte Schauspieler Ralf Tanner erhält eines Tages keine Anrufe mehr. Die Menschen in seiner Umgebung verhalten sich merkwürdig. Freunde bleiben weg, Geschäftskontakte brechen ab und Frauen sind sauer auf ihn, weil er sie angeblich bei Dates versetzt hat. Tanner kann sich an nichts davon erinnern.

    Als er in eine Diskothek geht, in der Doubles von Schauspielern verkehren, gibt er sich selbst als jemand anderes aus. Er nimmt den Namen Mathias Wagner an und identifiziert sich immer mehr mit dieser fiktiven Person, während ein anderer Mann seine Identität übernommen hat. Niemand erkennt ihn mehr als Ralf Tanner. Ralf beschließt, fortan als Mathias Wagner zu leben.

    Ein Double ist ein Doppelgänger.

    Osten

    Die Schriftstellerin Maria Rubinstein befindet sich auf einer Dienstreise durch Zentralasien. Sie vertritt ihren Kollegen Leo Richter, der in letzter Minute abgesagt hat. Nach einigen Tagen mit einer Reisegruppe wird sie in einem Hotel allein untergebracht und dort nie abgeholt. Kein Mensch versteht sie und schließlich wird sie von der Polizei verhört, denn ihr Visum ist abgelaufen. Die Polizei hält sie für eine illegale Einwanderin, nimmt ihr alle Papiere ab und setzt sie auf die Straße. Auf einem Markt wird eine Frau auf sie aufmerksam und nimmt sie mit auf einen Bauernhof, auf dem Maria für die Bauernfamilie putzt.

    Antwort an die Äbtissin

    Miguel Auristos Blancos ist ein berühmter und wohlhabender Autor. Er schreibt Lebensratgeber und wird von vielen als Guru verehrt.

    Guru ist ein ehrenvoller Titel für eine/n hinduistische/n Lehrerin oder Lehrer. Im westlichen Sprachgebrauch wird der Begriff auch für eine Person mit überdurchschnittlichem Fachwissen, viel und langer Erfahrung auf einem Gebiet oder mit einer charismatischen Ausstrahlung verwendet.

    Eines Abends bekommt er einen Brief von einer Äbtissin, die sich auf seine Freundschaft beruft und um seine Meinung zur Rechtfertigung Gottes bittet. Miguel antwortet, dass Gott es nicht gut mit den Menschen meint. Als er seine Worte liest, wird ihm klar, dass alles, was er in seinen Ratgebern geschrieben hat, nicht seiner Meinung entspricht. Daraufhin überlegt er, was es für Auswirkungen hätte, wenn er sich das Leben nehmen würde.

    Eine Äbtissin ist eine Vorsteherin, also Leiterin, eines Nonnenklosters. Eine Nonne ist ein weibliches Mitglied einiger christlicher Glaubensgemeinschaften sowie eines buddhistischen Ordens. Ein Kloster ist ein Gebäude, das aus verschiedenen Teilen, wie Wohn-, Arbeits- und Gebetsstätte, besteht.

    Ein Beitrag zur Debatte

    Der Internetblogger Mollwitz arbeitet bei einer Mobiltelefon-Gesellschaft. Er gerät immer wieder mit einem Kollegen aneinander, der Mollwitz überwacht, wie dieser während der Arbeitszeit im Internet surft. Besonders oft hält Mollwitz sich in einem Forum auf, in dem Leute berichten, wenn sie Prominente gesehen haben. Mollwitz soll zu einem Kongress der europäischen Telekommunikationsanbieter und dort einen Vortrag halten. Im Hotel trifft er auf Leo Richter. Mollwitz bittet den Schriftsteller, ihn zu einer literarischen Figur zu machen, doch Richter lehnt ab.

    Eine Bloggerin oder Blogger ist jemand, der einen Blog betreibt. Dazu nutzt sie oder er eine eigene Webseite oder die sozialen Medien.

    Wie ich log und starb

    Der Abteilungsleiter einer Telekommunikationsfirma arbeitet in Hannover und lebt deshalb nur am Wochenende im Süden Deutschlands bei seiner Frau Hanna und seinen zwei Kindern. Er lernt eine Frau, Luzie, kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Als er zum Kongress der europäischen Telekommunikationsanbieter soll, schickt er Mollwitz als Vertretung, damit seine Affäre nicht auffliegt. Doch Mollwitz vermasselt seinen Vortrag, was dem Ruf der Firma schadet.

    Kurz darauf erfährt der Abteilungsleiter zudem, dass durch einen Fehler einige Mobilfunknummern doppelt vergeben wurden. Als der Abteilungsleiter eine Nacht mit der inzwischen schwangeren Luzie verbringt, taucht seine Frau mit den gemeinsamen Kindern bei ihm auf.

    In Gefahr 2

    Der Schriftsteller Leo Richter und seine Freundin, die Ärztin Elisabeth, fliegen in ein afrikanisches Kriegsgebiet, in dem Elisabeth für „Ärzte ohne Grenzen“ arbeiten soll. Leo ist ruhig und gefasst. Elisabeth hingegen stellt kurz darauf fest, dass ihre Kollegen eigentlich Figuren aus Leos Geschichten sind. Sie stellt ihn zur Rede, da sie niemals eine Figur in seinen Geschichten werden wollte. Elisabeth fragt Leo, ob das, was sie gerade erlebt, Realität oder Fiktion sei. Er antwortet, dass alles im Leben eine Geschichte in anderen Geschichten sei. Nach dieser Aussage verschwindet Leo Richter.

    "Ruhm" – Charakterisierung der Figuren

    Im Folgenden findest Du die Charakterisierung der Figuren in "Ruhm". Die Geschichte wird aus Sicht von acht Hauptfiguren erzählt, wobei der Schriftsteller Leo Richter mehrmals die Hauptfigur ist und in anderen Geschichten als Nebenfigur auftaucht.

    Leo Richter

    • Schlüsselrolle, in zwei Geschichten Hauptfigur in drei weiteren wichtige Nebenfigur
    • berühmter Schriftsteller
    • ist nervös und ängstlich, regt sich wegen Kleinigkeiten auf
    • zieht Geschichten der Wirklichkeit vor
    • macht Menschen aus seinem Umfeld zu literarischen Figuren
    • behauptet, seine Ideen immer in der Badewanne zu haben

    Ebling

    • Computertechniker
    • ist verheiratet und hat zwei Kinder
    • ist unglücklich in seiner Ehe
    • misstraut der modernen Technik
    • durch das Zuweisen einer bereits vergebenen Telefonnummer und den Kontakt mit fremden Menschen, die ihn für jemand anderes halten, wird sein Leben aufregend
    • glaubt, dass die Nummer Ralf Tanner gehört

    Rosalie

    • über 70 Jahre alt, schwer an Krebs erkrankt
    • fiktive Figur von Leo Richter
    • Witwe und ehemalige Lehrerin
    • in der Schweiz auf der Suche nach Sterbehilfe
    • möchte eigentlich weiterleben und bittet ihren Autor Leo Richter, sie leben zu lassen
    • wird ganz am Ende von Leo Richter verjüngt und erhält ein neues Leben

    Ralf Tanner

    • ist 39 Jahre alt und berühmter Schauspieler
    • durch einen Fehler seines Mobilfunkanbieters wird er von seinem alten Leben abgeschnitten
    • jemand anderes gibt sich als Ralf Tanner aus
    • verleugnet sich, indem er als mittelmäßiger Imitator seiner selbst auftritt
    • überlässt einem Double seine alte Identität und lebt selbst als Matthias Wagner weiter

    Maria Rubinstein

    • Krimiautorin
    • ist Mitte vierzig und verheiratet
    • reist anstelle von Leo Richter nach Zentralasien
    • wird von der Reisegruppe getrennt
    • ihre Papiere und ihr Geld werden ihr von der Polizei weggenommen
    • wird von einer Bäuerin mitgenommen, arbeitet für diese und deren Mann auf einem Hof und putzt dort

    Miguel Auristos Blancos

    • erfolgreicher Bestsellerautor, wohlhabend
    • verfasst esoterische Ratgeber
    • merkt durch ein Schreiben an die Äbtissin, dass er nicht das glaubt, was er in seinen Büchern schreibt
    • überlegt, sich selbst zu töten
    • denkt darüber nach, welche Wirkung eine Selbsttötung bei seinen Fans hätte

    Mollwitz

    • 37 Jahre alt
    • arbeitet bei einem Mobilfunkanbieter als Techniker
    • bloggt in einem Forum, in dem Leute berichten, welche Prominenten sie gesehen haben
    • wünscht sich eine Beziehung zu Lara Gaspard, einer Figur aus einer Geschichte von Leo Richter
    • trifft Leo Richter auf einem Kongress und versucht den Autor zu überzeugen, ihm eine Rolle zu geben

    Der Abteilungsleiter

    • Chef von Mollwitz
    • ist verheiratet und hat Kinder
    • hat eine Geliebte, die von ihm schwanger ist
    • führt ein Doppelleben und zerbricht daran
    • seine Frau erfährt von seiner Geliebten

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Figurenkonstellation

    In Kehlmanns "Ruhm" treten eine Vielzahl von Figuren auf, die miteinander auf unterschiedliche Art und Weise in Beziehung stehen. Einige der Figuren tauchen in mehreren Geschichten, dabei jedoch in unterschiedlichen Rollen auf. Dennoch lassen sich acht zentrale Figuren zu je einer der neun Geschichten zuordnen.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Analyse

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann ist ein komplexes Werk, das zwar durch die Unterteilung in einzelne Geschichten übersichtlich ist, aber durch die Überschneidungen einiger Figuren und Handlungsstränge dennoch die Rezeption anspruchsvoll gestaltet. Um die Zusammenhänge darzustellen, werden im Folgenden Struktur und Sprache des Romans einer Analyse unterzogen.

    Als Rezeption wird das Lesen und Verstehen eines Textes bezeichnet.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Aufbau

    Der Roman "Ruhm" von Daniel Kehlmann besteht aus neun Geschichten, die in zeitlich ungeordneter Reihenfolge erzählt werden. Insgesamt umfasst der Roman 203 Seiten. Die Geschichten spielen an unterschiedlichen Orten auf den Kontinenten Europa, Mittelamerika, Nordamerika, Afrika und Asien. Die genauen Orte werden jedoch nie genannt.

    Ein Zeitpunkt der Handlung wird im Roman nicht genannt. Jedoch kann aufgrund der verwendeten technischen Geräte und der Mediennutzung, wie die Aktivität in Foren, davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Zeitpunkt nach der Jahrtausendwende, jedoch vor der Verbreitung von Smartphones, handelt. Es ist wahrscheinlich, dass die Geschichte zur Zeit seiner Entstehung spielt, also ca. 2006 bis 2009.

    Die meisten Geschichten werden von einem personalen Erzähler wiedergegeben. Die Erzähler nehmen dabei jeweils die Perspektive der Hauptfigur ein. Eine Ausnahme bilden die Geschichten "Rosalie geht sterben", "Ein Beitrag zur Debatte" und "Wie ich log und starb". Diese werden von einem Ich-Erzähler erzählt.

    Mehr zum "Erzähler" findest du in der Erklärung zu diesem Thema hier auf StudySmarter.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Sprache

    Daniel Kehlmanns "Ruhm" ist in einer klaren, leicht verständlichen Sprache geschrieben. Es findet sich ein Wechsel von kurzen, einfachen und langen, sehr komplexen Sätzen. An einigen Stellen werden österreichische Begriffe verwendet.

    Draußen auf dem Bahnsteig greint ein Kind, daneben glotzt die Mutter, als wäre sie in einen Kothaufen getreten.1

    "Greinen" heißt im Hochdeutschen "weinen". An diesem Zitat wird auch deutlich, wie derb die von Kehlmann verwendete Sprache ist. Das Wort "glotzt" ist ein umgangssprachlicher Begriff, der auch mit "starren" ausgedrückt werden könnte. Kombiniert mit dem Wort "Kothaufen" ergibt sich in dem Satz eine rohe, ungeschönte Stimmung, die sich an vielen anderen Stellen des Romans wiederfindet.

    Kehlmann verwendet zudem eine Reihe von Anglizismen. Vor allem in der Geschichte "Ein Beitrag zur Debatte" werden viele Begriffe aus der Blogger-Sprache verwendet.

    Anglizismen sind Worte aus der englischen Sprache, die in eine andere, nicht englische Sprache übernommen werden.

    Da muß ich erst ausholen. Sorry und: weiß ja, daß lithuania23 und icu_lop sich wieder über die Länge von diesem Posting lustig machen werden, und natürlich lordoftheflakes, der Troll, wie neulich bei seinem Flaming im movieforum, aber kürzer kann ichs nun mal nicht, und wers eilig hat, soll das einfach überspringen. Treffen mit Celebrities?1

    Die hier verwendeten Anglizismen sind:

    AnglizismusBedeutung
    SorryEntschuldigung
    Postingschriftlicher Beitrag in einem Internetforum oder in den sozialen Medien
    TrollPerson, die im Netz mutwillig Diskussionen stört, durch Kommentare vom Thema ablenkt oder Personen absichtlich verletzt
    Flaming"Flame" ist eine verbale Attacke in der schriftlichen Kommunikation im Internet. Flaming ist das wiederholte Auftreten oder das gezielte Einsetzen von Flames.
    CelebritiesProminente

    Des Weiteren werden in dem Zitat auch Nutzernamen genannt, wie sie an vielen Stellen im Internet zu finden sind. Kombinationen aus Namen, Abkürzungen, Sonderzeichen und Zahlen, wie bei "lithuania23" oder auch witzige oder spöttische Namen wie "lordoftheflakes" finden sich häufig in Foren, den sozialen Medien oder beispielsweise in Online-Spielen.

    Kehlmann zeigt an diesem Beispiel auch, wie stark die schriftliche Kommunikation im Internet sich von der normalerweise verwendeten Schriftsprache unterscheidet. Bei der Kommunikation im Internet wird oft so geschrieben, wie gesprochen wird. Das zeigt sich an den Wörtern "ichs" und "wers", die eine Kombination der Wörter "ich" und "wer" mit einem "s", das für das Wort "es" steht. Außerdem wird hier statt des Genitivs der Dativ verwendet, indem Kehlmann die Figur Mollwitz "die Länge von diesem Posting" schreiben lässt. Auch diese grammatikalische Auffälligkeit ist in der digitalen Kommunikation häufig zu finden.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Stilmittel

    Kehlmanns Roman "Ruhm" enthält einige Stilmittel, mit denen der Text sprachlich abwechslungsreich gestaltet ist. Vor allem Anaphern und Ellipsen werden an mehreren Stellen verwendet.

    Dann beklagte er [Leo Richter] sich bei Elisabeth eine Weile über Frau Riedergott: dieses Gesicht, diese Miene, diese Ungerührtheit, dieser dumpfe Stolz.1

    In diesem Beispiel findet sich eine Anapher. Das Wort "diese/s" wird mehrmals wiederholt, wodurch verdeutlicht wird, wie sehr Leo Richter von Frau Riedergott genervt ist.

    Eine Anapher ist eine Wiederholung gleicher Worte am Anfang aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile oder Verse.

    In der Geschichte "Osten" werden in einem Dialog zwischen Maria und ihrem Ehemann viele Ellipsen verwendet.

    "Wenn du wüßtest."

    "Das Essen?"

    "Ach."

    "Die Leute?"

    "Na ja.“1

    Hier wird deutlich, dass die Gesprächspartner sich so gut kennen, dass es nur weniger Worte bedarf, um sich zu verständigen. Die Fragen bestehen lediglich aus einem Nomen mit Artikel und die Antworten aus einem, bzw. zwei Wörtern, die keinen Inhalt transportieren. Dennoch scheint den Sprechenden klar zu sein, was gesagt werden soll. Die Auslassungen der Satzglieder, die für einen korrekten und vollständigen Satz notwendig sind, stören die Kommunikation also nicht.

    Bei Ellipsen werden Satzglieder, die für einen grammatikalisch korrekten und vollständigen Satz notwendig sind, weggelassen.

    "Ruhm" von Daniel Kehlmann – Interpretation

    Daniel Kehlmanns "Ruhm" bietet eine Reihe von Interpretationsansätzen. Die zentralen Themen sind unter anderem die Frage, was real ist und was fiktiv sowie die Suche nach Ruhm.

    Die Frage von Realität und Fiktion

    Die Frage, ob etwas real oder fiktiv ist, wird in den einzelnen Geschichten von "Ruhm" unterschiedlich dargestellt. In "Stimmen", der ersten Geschichte, erhält der Protagonist Ebling Anrufe, die einem anderen Mann gelten. Anfangs weist er die Anrufe noch ab, doch später antwortet er und nimmt die Rolle der gesuchten Person ein. Seine Realität erscheint ihm zunehmend fremd. Allerdings ist das nur ein vorübergehender Zustand, denn die Anrufe enden eines Tages abrupt und Ebling befindet sich wieder in seiner Realität.

    In der Geschichte "Gefahr 1" werden Realität und Fiktion durch die Figuren Leo Richter und Elisabeth gegenübergestellt. Der Autor Leo denkt in vielen Situationen darüber nach, wie sich bestimmte Geschehnisse fiktiv darstellen ließen. Er verwendet für seine Geschichten Figuren, die seinem realen Leben entstammen. Elisabeth hingegen ist in der Realität verwurzelt. Sie hat als Ärztin menschliche Tragödien miterlebt, erzählt davon jedoch nichts, weil sie nicht möchte, dass diese Erlebnisse von Leo in Geschichten verwendet werden.

    Vor allem in der letzten Geschichte, "In Gefahr 2", kommt es zu einer starken Durchmischung von Realität und Fiktion. Leo fliegt mit seiner Freundin Elisabeth in ein Kriegsgebiet. Zunächst scheint die Erzählung real zu sein, doch nach und nach bekommt Elisabeth Zweifel, denn Leo verhält sich anders als sonst. Später gibt es eine Überschneidung, als die Figur Frau Riedergott auftaucht, die in allerdings eine andere Rolle hat, als zuvor im ersten Teil der Geschichte, "In Gefahr 1". Später lernt Elisabeth eine Frau kennen, die eindeutig aus einer von Leo Richters Geschichten stammt. Elisabeth begreift, dass das, was sie gerade erlebt, nicht echt ist, sondern fiktiv.

    Die Frage, was real ist und was nicht, zieht sich durch den ganzen Roman "Ruhm". Durch die Überschneidungen einzelner Handlungsstränge und das Auftreten einiger Figuren in mehreren Geschichten wird eine komplexe Geschichte erzählt, die sich immer wieder anders mit Realität und Fiktion auseinandersetzt. "Ruhm" wird daher dem Magischen Realismus zugeordnet.

    Der Magische Realismus ist eine literarische Strömung, die im Europa der 1920er-Jahre entstand und nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Südamerika populär wurde. In Werken dieser Strömung werden realistische Handlungen mit fantastischen bzw. magischen Elementen verbunden. Der größte Teil der Handlung ist dabei realistisch, wobei diese Realität mit irrealen Teilen verfremdet wird. Damit werden die Handlungs- und Interpretationsebenen erweitert. Lesenden wird so eine neue Weltsicht geboten.

    Die irrealen Elemente in Werken des Magischen Realismus sind seltsam, unerklärbar oder geheimnisvoll, jedoch werden sie nicht als solche betont, sondern sind selbstverständlicher Teil der Handlung und somit der innerfiktionalen Realität.

    In "Ruhm" ist der Großteil der Handlung realistisch gestaltet, wird jedoch mit irrealen Elementen gemischt. Kehlmann spielt mit der Verbindung von wirklicher und fantastischer Welt und hebt die Grenze zwischen beiden auf.

    Die Facetten des Ruhms

    In "Ruhm" ist der Titel gleichfalls ein wichtiges Thema. In der ersten Geschichte, "Stimmen", wird gezeigt, dass Ruhm etwas Kurzweiliges und Vorübergehendes sein kann. Der Protagonist Ebling erhält auf seinem Telefon Anrufe von Frauen und Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern eines Mannes, den er nicht kennt. Im Lauf der Geschichte lässt Ebling sich immer mehr auf die Rolle des Fremden ein und spielt mit der Macht, die er dadurch gewinnt. Er hat ein neues Bild von sich selbst und sonnt sich im Ruhm, den er verspürt. Allerdings ist dieser abrupt verschwunden, als die Anrufe aufhören.

    In der zweiten Geschichte, "In Gefahr 1", wird gezeigt, dass Ruhm auch belastend sein kann. Der erfolgreiche und berühmte Schriftsteller leidet unter seinem Ruhm, da er überall erkannt wird und die immer selben Fragen beantworten muss. Auch der Schauspieler Ralf Tanner kennt die Last des Ruhms. In "Der Ausweg" entzieht er sich dieser, indem er sich zurückzieht und es einem Doppelgänger überlässt, seine Rolle einzunehmen.

    Maria, die Autorin, die Leo Richter auf einer Reise vertritt, wird posthum, also erst nach ihrem Tod, berühmt, wie Lesende in der letzten Geschichte, "In Gefahr 2", erfahren. Der Autor Miguel Auristos Blancos ist in "Antwort an die Äbtissin" die zentrale Figur. Er ist weltberühmt, ist jedoch auch melancholisch und depressiv. Als er seine Antwort an die Äbtissin verfasst hat, erkennt er, dass der Inhalt seiner Bücher nicht dem entspricht, wie er selbst denkt. Der Ruhm ist also eine Lüge.

    Ruhm ist ein zentrales Thema, das von Kehlmann durch die unterschiedlichen Figuren und Perspektiven beleuchtet wird. Dabei werden verschiedene Aspekte, die mit Ruhm einhergehen, gezeigt. "Ruhm" ist der Titel und gleichzeitig die Thematik des Romans.

    Über den Autor Daniel Kehlmann

    Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren und wuchs hauptsächlich in Wien auf. Sein Vater war der Theater- und Filmregisseur Michael Kehlmann und seine Mutter ist die Schauspielerin und Künstlerin Dagmar Mettler.

    Kehlmann studierte Philosophie und Germanistik und veröffentlicht seit 1997 Romane und Erzählungen. Er war an verschiedenen Universitäten Poetik-Professor und arbeitet als Gast-Professor am German Department der New York University. Kehlmanns Werk wurde mit mehreren Preisen, unter anderem mit dem Candide-Preis, dem Kleist-Preis und dem Thomas-Mann-Preis, ausgezeichnet.

    Ein Thema, das sich durch Kehlmanns Literatur zieht, ist die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Auch seine Begeisterung für die Naturwissenschaft und die Metaphysik kommt in seinen Werken zum Ausdruck. Daniel Kehlmann lebt in Berlin und New York City.

    Ruhm Daniel Kehlmann - Das Wichtigste

    • Im Roman "Ruhm" von Daniel Kehlmann, der 2009 erschien, werden in neun Geschichten, die lose miteinander verwoben sind, die Geschichten unterschiedlicher Figuren in verschiedenen Ländern erzählt. Dabei geht es aber nicht nur um Ruhm, sondern auch um die Kommunikation mit Telefon, Computer und Internet und um die Frage, was fiktiv ist und was real.
    • "Ruhm" wird aus Sicht von acht Hauptfiguren erzählt, wobei der Schriftsteller Leo Richter mehrmals die Hauptfigur ist und in anderen Geschichten als Nebenfigur auftaucht.
    • Der Roman "Ruhm" von Daniel Kehlmann besteht aus neun Geschichten, die in zeitlich ungeordneter Reihenfolge erzählt werden. Insgesamt umfasst der Roman 203 Seiten. Die Geschichten spielen an unterschiedlichen Orten. Der Zeitpunkt der Handlung ist wahrscheinlich ca. 2006 bis 2009. Sechs Geschichten werden von einem personalen Erzähler und drei Geschichten von einem Ich-Erzähler wiedergegeben. Die Erzähler nehmen dabei jeweils die Perspektive der Hauptfigur ein.
    • Daniel Kehlmanns "Ruhm" ist in einer klaren, leicht verständlichen Sprache geschrieben. An einigen Stellen werden österreichische Begriffe verwendet. Teilweise ist die Sprache derb und umgangssprachlich.
    • Kehlmanns Roman "Ruhm" enthält einige Stilmittel, mit denen der Text sprachlich abwechslungsreich gestaltet ist. Vor allem Anaphern und Ellipsen werden an mehreren Stellen verwendet.
    • Daniel Kehlmanns "Ruhm" bietet eine Reihe von Interpretationsansätzen. Die zentralen Themen sind unter anderem die Frage, was real ist und was fiktiv sowie die Suche nach Ruhm.

    Nachweise

    1. Kehlmann, Daniel (2009): Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
    2. Lektuerehilfe.de: Ruhm. (25.08.2022)
    3. Inhaltsangabe.de: Ruhm. (25.08.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Ruhm Daniel Kehlmann

    Warum heißt der Roman "Ruhm"? 

    Ruhm ist ein zentrales Thema, das von Kehlmann durch die unterschiedlichen Figuren und Perspektiven beleuchtet wird. Dabei werden verschiedene Aspekte, die mit Ruhm einhergehen, gezeigt. 

    Wie beantwortet der Schriftsteller Leo Richter die Frage, wie er auf seine Ideen komme? 

    Leo Richter sagt, dass er seine Ideen immer in der Badewanne hat.

    Ist "Ruhm" ein Roman oder eine Erzählung?

    "Ruhm" ist ein Roman, in dem neun lose miteinander verbundene Geschichten erzählt werden.

    Wie viele Kapitel hat "Ruhm"?

    "Ruhm" besteht aus neun Kapiteln, die jeweils eine unabhängige Geschichte erzählen. Die Geschichten sind nur lose miteinander verbunden.

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