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Vielleicht wunderst Du dich, warum das Wort "Lesen" in dem einen Satz groß – und in dem anderen dagegen kleingeschrieben wird. Das liegt daran, dass das Verb "lesen" im zweiten Beispiel nominalisiert ist.
Man spricht in einem solchen Fall also von der Nominalisierung. Die Nominalisierung kommt sehr häufig in der deutschen Sprache vor.
Nominalisierung – einfach erklärt
Was ist eine Nominalisierung, einfach erklärt?
Die Nominalisierung, oder manchmal auch Substantivierung genannt, beschreibt die Umwandlung von Wortarten wie Verben und Adjektiven in Nomen/Substantive. Diese werden dann entsprechend ihrer neuen Wortart nicht mehr klein-, sondern großgeschrieben.
Die Adjektive und Verben werden im Fall der Nominalisierung als Nomen verwendet und drücken dadurch meist Sachverhalte, Zustände oder Vorgänge aus. Die folgenden Beispiele zeigen dir nominalisierte Verben:
Das Laufen war heute im Sportunterricht besonders anstrengend.
Die Kunst des Schreibens ist nicht jedem gegeben.
Vor dem Schwimmen sollte man eine halbe Stunde nichts essen.
In diesen Beispielen findest Du nominalisierte Adjektive:
Das Schönste in der Schulzeit sind die Pausen.
Du solltest dich auf das Schlimmste vorbereiten.
Bald kommt etwas Neues auf dich zu.
Nominalisierung von Verben – Beispiele
Die Nominalisierung von Verben kann mithilfe des Infinitivs, aber auch durch Vor- und Nachsilben oder eine andere Abwandlung gebildet werden. Der Wortstamm des Verbs bleibt jedoch unverändert.
Vor- und Nachsilben werden auch Präfixe beziehungsweise Suffixe genannt.
Nominalisierung des Infinitivs
Bei der Nominalisierung des Infinitivs wird das Verb im Grunde nicht verändert, außer dass es die Wortart wechselt und großgeschrieben wird. Dabei steht es als Nomen immer in der Einzahl (Singular).
Das Fahren mit dem Laufrad fällt dem Kind noch schwer.
Papageien können sogar das Sprechen erlernen.
Nominalisierung von Verben durch Präfixe und Suffixe
Ein Verb kann aber auch nominalisiert werden, indem an den Wortstamm eine Vorsilbe, auch Präfix genannt, oder eine Nachsilbe, ein sogenanntes Suffix, angehängt werden. Typische Suffixe sind im Deutschen -ung, -er oder -ling, -erei.
Er meint, dass das Essen gut schmeckt.
Er ist der Meinung, dass das Essen gut schmeckt.
Bei diesem Beispiel wird an den Wortstamm "mein(en)" die Endung -ung angehängt und das Verb nominalisiert.
Wir spielen mit der neuen Holzeisenbahn und es macht uns Spaß.
Die Spielerei mit der neuen Holzeisenbahn macht uns Spaß.
In diesem Beispiel wurde das Verb "spielen" durch die Endung -erei zu einem Nomen umgewandelt.
Meine Schwester jammert über ihren verstauchten Knöchel.
Das Gejammer meiner Schwester bezieht sich auf ihren verstauchten Knöchel.
In diesem Fall wird das Verb "jammern" mit dem Präfix ge- nominalisiert.
Übrigens: Diese Bildung oder Ableitung eines neuen Wortes wird auch "Derivation" genannt. Wenn Du darüber mehr erfahren möchtest, schau Dir unseren Artikel zum Thema an.
Manchmal kann die Verbendung auch wegfallen und das Verb so zum Nomen werden.
Jedes Auto verbraucht unterschiedlich viel Kraftstoff.
Der Verbrauch eines Autos ist je nach Modell verschieden.
Nominalisierung von reflexiven Verben
Auch reflexive Verben können nominalisiert werden, allerdings entfällt meistens dann das Reflexivpronomen. Das Verb kann auch hier abgewandelt werden, doch der Wortstamm bleibt immer erkennbar.
Reflexive Verben sind rückbezogen, das heißt sie beziehen sich auf das Subjekt im Satz und verlangen daher ein Reflexivpronomen wie "sich".
Sie interessiert sich für englische Pop-Musik.
Sie hat ein Interesse für englische Pop-Musik.
Nominalisierung von Adjektiven – Beispiele
Auch Adjektive können nominalisiert werden. Dies geschieht meistens, indem ein Artikel, ein Pronomen oder ein Zahlwort vor das Adjektiv gestellt wird.
Wichtig ist dabei, dass sich der Artikel auf das Adjektiv bezieht und nicht zu einem nachfolgenden Nomen gehört.
Folgende Beispiele enthalten nominalisierte Adjektive:
Das Blaue am Himmel wirkt heute sehr strahlend.
Bald wird etwas Gutes geschehen.
Das Tollste am Urlaub ist der Ausblick aufs Meer.
Nominalisierung erkennen
Nominalisierte Wörter werden immer großgeschrieben. Ist das Gegenteil der Fall, kann es sich bei dem Wort nicht um eine Nominalisierung handeln. Zudem folgen Nominalisierungen meist auf ein Signalwort. Daher kannst Du sie beispielsweise leicht an Artikeln erkennen. Da vor einem Nomen in den meisten Fällen ein Artikel steht, kann dieser auch ein Zeichen für eine Nominalisierung sein.
Das Lesen eines Buches bereitet ihr viel Freude.
Vor lauter Aufregung vergisst der Junge das Arbeiten.
(Das) Rechnen mit Malfolgen ist ganz einfach!
Manchmal kann der Artikel, wie es im letzten Beispiel deutlich wird, auch ausgelassen werden.
Die Artikelprobe
Selbst wenn vor einem nominalisierten Wort kein Artikel steht, kannst Du diesen häufig hinzufügen oder Dir dazudenken. So kannst Du auch ohne einen Artikel als Signalwort herausfinden, ob es sich um ein substantiviertes Verb handelt.
Beispiel:
Ich denke, dass Auswendiglernen zu meinen Stärken gehört.=> Ich denke, dass das Auswendiglernen zu meinen Stärken gehört.
Wie Du siehst, kannst Du zur Kontrolle einfach einen Artikel vor Dein nominalisiertes Verb setzen.
Präposition als Signalwort der Nominalisierung
Auch eine Präposition kann Dir anzeigen, dass das folgende Wort nominalisiert ist, denn eine Präposition verlangt stets ein Nomen in einem bestimmten Fall. Die folgenden Beispiele zeigen Dir die Verbindung von Nominalisierung und Präposition:
Eine Stunde vorm Schlafen solltest Du Dein Handy weglegen.
Beim Essen mit Freunden kann man sich gut unterhalten.
Durch das Aufschreiben von Dingen kann er sich besser daran erinnern.
Auch in diesen Beispielen steht vor der Nominalisierung wieder ein Artikel, der sich auf das Nomen bezieht. "Beim" und "vor" sind hierbei Zusammensetzungen aus "bei dem" und "vor dem".
Pronomen als Signalwort der Nominalisierung
Auch Pronomen können Dir signalisieren, dass das nächste Wort zu einem Nomen umgewandelt wurde.
Seine Malereien werden in der Galerie ausgestellt.
Ihre Schönheit ist atemberaubend!
Deine Gelassenheit ist wirklich bewundernswert.
In diesem Beispiel wurde nicht nur ein Verb (malen) zum Nomen umgewandelt, sondern auch die Adjektive "schön" und "gelassen" wurden durch die Nachsilbe (Suffix) -heit nominalisiert.
Possessivpronomen sind besitzanzeigende Fürwörter.
Nominalisierung Signalwörter: Mengenangaben
Wenn Dir in einem Satz eine Mengenangabe wie "alles, einiges, etwas" oder "wenig" begegnet und danach ein großgeschriebenes Wort folgt, kann dies auch eine Nominalisierung sein. Dies trifft zu, wenn der Wortstamm des Nomens von einem Verb abgeleitet ist. Die folgenden Beispiele zeigen Dir eine Mengenangabe mit einer Nominalisierung:
Die Schüler lernen alles Wichtige zum Thema "Nominalisierung".
Heute möchte ich etwas Aufregendes erleben!
In diesen Beispielen werden die nominalisierten Adjektive nach einer Mengenangabe großgeschrieben.
Nominalisierung – Regeln
Zur Nominalisierung von Wörtern gibt es gewisse Regeln, die beachtet werden müssen. Am gängigsten werden Verben nominalisiert, indem man einen Artikel vor ihre Infinitivform setzt.
Adjektive werden durch das Voranstellen eines Artikels, Pronomens oder einer Präposition und der jeweiligen Anpassung der Endung nominalisiert.
Eine Ausnahme ist, wenn auf Adjektive ein Nomen folgt. Dann bezieht sich das Adjektiv nämlich auf das Substantiv und wird daher nicht nominalisiert und damit auch nicht großgeschrieben!
Da die Wortarten Verben und Adjektive am häufigsten substantiviert werden, behandelt dieser Artikel vor allem die Regeln dieser beiden Wortarten.
Regeln zur Nominalisierung von Verben – Beispiele
Du hast vier Möglichkeiten, Verben zu nominalisieren:
1. Setze einen Artikel vor die Infinitivform des Verbs.
Diese Möglichkeit der Nominalisierung von Verben kannst Du fast immer nutzen. Und da sie so einfach ist, tritt sie auch am häufigsten auf.
Lisa isst am liebsten Brezeln.
"isst" => Infinitivform "essen"
Lisa liebt am meisten das Essen von Brezeln.
2. Füge eine andere Endung an.
Mithilfe der Endungen -ung, -er, -sein oder -erei können deine Verben nominalisiert werden. Manchmal kannst Du auch einfach nur die Verbendung weglassen.
"Ihm geht es darum, fertig zu sein." wird zu "Um das Fertigsein geht es ihm."
"Hans liebt es zu rennen." wird zu "Hans liebt die Rennerei."
"Er versucht am höchsten zu springen." wird zu "Der Versuch am höchsten zu springen gelingt ihm."
3. Nutze das Partizip Perfekt der Verben als Nomen.
Bei dieser Form der Nominalisierung wird das Partizip II, oder auch Partizip Perfekt genannt, mit einer substantivischen Endung meistens im Neutrum, also in der sachlichen Form, verwendet.
"Du sprachst aus, was ich gedacht habe." kann zu "Mein Gedachtes sprachst du aus." werden.
4. Füge eine Vorsilbe ein.
Eine Nominalisierung kann auch durch das Hinzufügen einer Vorsilbe passieren.
"Ich mag es nicht, wenn meine Tante über ihre Arbeit redet." wird zu "Ich mag das Gerede meiner Tante über die Arbeit nicht."
Regeln zur Nominalisierung von Adjektiven – Beispiele
Die Nominalisierung von Adjektiven passiert am häufigsten durch das Hinzufügen ...
• eines (un-)bestimmten Artikels,
• eines Pronomens,
• eines Zahlworts (nichts, wenig, viel,...).
Diese Beispiele zeigen Dir nominalisierte Adjektive:
gelb ==> das Gelbe
besser ==> das Beste
gut => nichts Gutes
Wenn nach dem Adjektiv ein Nomen folgt, auf welches sich das Adjektiv bezieht, wird das Adjektiv immer kleingeschrieben. In diesem Fall gilt diese Regel nicht, selbst wenn davor ein Artikel, Pronomen oder Zahlwort steht.
In diesem Beispiel wird die Ausnahme verdeutlicht, wann ein Adjektiv trotz Signalwort nicht großgeschrieben wird:
Beispiel:Mein süßer Hund.
Das Pronomen "mein" bezieht sich auf den Hund und nicht das Adjektiv "süßer".
Auch das Adjektiv selber beschreibt lediglich den Hund und kann nicht nominalisiert werden.
Regeln zur Nominalisierung weiterer Wortarten
Nicht nur Verben und Adjektive können nominalisiert werden. Auch andere Wortarten wie Pronomen, Präpositionen, Adverbien und Zahlwörter kannst Du substantivieren.
gegen => Das Gegen, das mir hier begegnet, macht mich traurig.
früher => Das Früheste wäre 9 Uhr.
erste => Sie wollte die Erste sein.
Bei diesen Beispielen wird klar, dass ein Artikel verwendet werden muss, um die Nominalisierung bilden zu können.
Nominalisierung - Das Wichtigste
- Nominalisierung/Substantivierung beschreibt die Umwandlung eines Wortes in ein Nomen.
- Eine Nominalisierung erkennst Du daran, dass das nominalisierte Wort großgeschrieben wird und ein Artikel, Pronomen oder Präpositionen davor stehen (können).
- Verben nominalisierst Du, indem Du einen Artikel zur Infinitivform ergänzt, die Endung änderst, das Partizip Perfekt nutzt oder eine Vorsilbe hinzufügst.
Adjektive nominalisierst Du, indem Du einen Artikel, ein Pronomen oder ein Zahlwort davor stellst und die Endung anpasst.
Andere Wortarten werden durch das Hinzufügen von Artikeln nominalisiert.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Nominalisierung
Wie funktioniert die Nominalisierung?
Das Wort, meist ein Verb oder Adjektiv, wird in ein Nomen umgeformt und daher großgeschrieben. Meist erkennst Du diesen an einem voranstehenden Signalwort, zum Beispiel Artikel (der, ein, …), Pronomen (mein, deins, …) oder einer Präposition.
Was versteht man unter einer Nominalisierung?
Unter einer Nominalisierung/Substantivierung versteht man die Umwandlung eines Verbs, eines Adjektivs oder anderer Wortarten in ein Nomen/Substantiv, das dann auch großgeschrieben wird.
Zum Beipiel:
Mir gefällt die Jacke in gelb.
=> Die Gelbe gefällt mir.
Wie erkenne ich eine Nominalisierung?
Eine Nominalisierung erkennst Du daran, dass das Wort großgeschrieben wird und ein Artikel, Pronomen oder eine Präposition davorsteht oder Du eines davorstellen könntest.
Was ist ein nominalisiertes Adjektiv?
Adjektive können nominalisiert werden. Dies geschieht meistens, indem ein Artikel, ein Pronomen oder ein Zahlwort vor das Adjektiv gestellt wird. Das Adjektiv wird dadurch zu einem Nomen.
Beispiel: "Das Blaue am Himmel wirkt heute sehr strahlend."
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