Partizip

"In der Muschel befindet sich eine schillernde Perle." – In diesem Beispielsatz wird das Nomen "Perle" genauer beschrieben. Wie ist die Perle? – Schillernd. Gleichzeitig kannst Du aber auch fragen: Was tut die Perle? – Sie schillert. Das liegt daran, dass es sich bei "schillernd" nicht um ein Adjektiv handelt, auch wenn das Wort so verwendet wird. Es handelt sich um die Wortform Partizip.

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    Partizip – Bedeutung und Verwendung

    Ein Partizip ist eine Wortform, die aus einem Verb gebildet wird. Partizipien werden auch als Mischform bezeichnet, da sie Eigenschaften von Verben und Adjektiven besitzen. Deshalb wird es auch "Verbaladjektiv" genannt.

    Als Verbform bezeichnet das Partizip eine Handlung. Zudem kann es unterschiedliche Zeitverhältnisse und Genus Verbi ausdrücken. Das bedeutet, dass Partizipien aktive oder passive Handlungen beschreiben. Partizipien sind infinite Verbformen. Sie werden im Vergleich zu finiten Verbformen nicht konjugiert und können eigenständig kein Prädikat bilden.

    Als Konjugation bezeichnet man die Beugung (Flexion) eines Verbs nach Person, Numerus und Tempus. Du findest dazu eine Erklärung bei StudySmarter, in der Du Dich ausführlich informieren kannst.

    Partizipien können hingegen dekliniert werden, was eine adjektivische Eigenschaft ist. Bei der Deklination passen sich nominale Wortarten dem Kasus Numerus und Genus eines Bezugsworts an.

    Als nominale Wortarten werden Nomen, Pronomen, Artikel und Adjektive bezeichnet. Ihr gemeinsames Merkmal ist die Deklination. Lies Dir die Erklärung "Deklination" durch, wenn Du mehr erfahren möchtest.

    Außerdem können Partizipien wie Adjektive verwendet werden, um andere Wörter genauer zu beschreiben.

    Über die einzelnen Merkmale des Partizips erfährst Du in den folgenden Kapiteln genaueres.

    Partizipien werden häufig verwendet, um Sätze zu verkürzen. Sie drücken häufig Informationen aus, die auch als Nebensatz formuliert werden können:

    Sie saß telefonierend auf dem Sofa.

    Sie saß auf dem Sofa, während sie telefonierte.

    Ein Partizip bilden – Beispiele

    Zunächst schaust Du Dir an einigen Beispielen an, wie Partizipien gebildet werden. Es gibt im Deutschen zwei Arten von Partizipien: das Partizip Präsens und das Partizip Perfekt.

    Partizip Präsens – Partizip 1

    Das Partizip Präsens wird auch Partizip I (1) genannt. Es wird verwendet, um Handlungen auszudrücken, die gleichzeitig mit einer anderen Handlung stattfinden. Es hat zudem eine aktive Bedeutung.

    Sie sitzt telefonierend auf dem Sofa.

    Sie telefoniert. (Aktiv)

    Aktiv und Passiv sind Merkmalsklassen des Verbs, die als Genus Verbi bezeichnet werden. Eine aktive Handlung wird vom Subjekt ausgeführt. Eine passive Handlung hingegen geschieht am Subjekt und wird nicht durch dieses ausgeführt: Die Tür schließt sich (= Aktiv). Die Tür wird geschlossen (= Passiv).

    Du bildest das Partizip 1, indem Du an den Infinitiv das Suffix "-d" anhängst.

    Der Infinitiv ist die unveränderte Grundform eines Verbs.

    Als Suffix wird eine Endung bezeichnet, die dazu dient, aus einem Wort eine andere Wortform zu machen.

    VerbPartizip PräsensBeispiel
    träumenträumen-dEr liegt träumend im Bett.
    lachenlachen-dSie schaut lachend in die Kamera.
    tropfentropfen-dDas Wachs läuft tropfend herab.
    springenspringen-dDas Eichhörnchen läuft springend davon.

    Die Wortbildung durch Suffixe wird Derivation genannt. Zu den Begriffen "Suffix" und "Derivation" findest Du hier auf StudySmarter weiterführende Erklärungen.

    Partizip Perfekt – Partizip 2

    Das Partizip Perfekt, auch Partizip II (2), drückt Handlungen aus, die vor der Haupthandlung des Satzes stattgefunden haben und schon abgeschlossen sind. Zudem wird er zur Bildung des Passivs verwendet:

    Sie essen den gebackenen Kuchen.

    Sie essen den Kuchen, nachdem er gebacken wurde. (Passiv)

    Es wird bei starken und schwachen Verben unterschiedlich gebildet. Diese beiden Verbarten unterscheiden sich dadurch, dass sich bei starken Verben der Vokal des Wortstammes verändert, wenn das Präteritum und das Partizip 2 gebildet werden.

    In der deutschen Grammatik ist der Stamm eines Wortes die Basis, an die Endungen oder Silben gehängt werden. Er enthält die Grundbedeutung des Wortes.

    Das Partizip Perfekt von schwachen Verben wird gebildet, indem vor den Infinitiv eines Verbs das Präfix "ge-" gesetzt wird. Zudem fällt die Infinitiv-Endung "-en" weg und wird durch das Suffix "-t" ersetzt.

    träum-en

    ge-träum-t

    tanz-en

    ge-tanz-t

    Ein Präfix ist wie das Suffix ein Laut zur Wortbildung. Allerdings wird es vor den Wortstamm gesetzt, was Du Dir aus der Silbe "Prä-" für "vor" herleiten kannst.

    Endet der Verbstamm mit einem "-t" oder "-d", oder auf einen Konsonanten und folgt direkt danach ein "-m" oder "-n", dann endet das Partizip Perfekt des Verbs auf "-et".

    arbeit-en

    ge-arbeit-et

    atm-en

    ge-atm-et

    Bei der Bildung des Partizip 2 aus starken Verben wird ebenfalls das Präfix "ge-" hinzugefügt. Allerdings gibt es häufig die typische Vokaländerung und die Endung des Infinitivs bleibt bestehen:

    spring-en

    ge-sprung-en

    trag-en

    ge-trag-en

    Bei der Bildung des Partizip 2 aus starken und schwachen Verben gibt es eine Ausnahme: Wenn das Verb bereits um ein Präfix erweitert ist, fällt die Silbe "ge-" des Partizips weg oder wird zwischen das Präfix und das Verb geschoben:

    ent-leeren

    ent-leer-t

    an-sprechen

    an-ge-sproch-en

    Bei starken Verben mit Präfix ist das Partizip Perfekt häufig identisch mit dem Infinitiv.

    Partizip – Funktionen

    Partizipien können wie Verben und Adjektive auch nominalisiert werden. Dann können sie wie die nominalen Wortarten dekliniert werden und die Funktion von Subjekt, Objekt und Attribut im Satz einnehmen:

    ansprechen – Der Angesprochene reagiert nicht. (Partizip 2 als Subjekt)

    träumen – Ich wecke den Träumenden. (Partizip 1 als Objekt)

    sagen – Die Hälfte des Gesagten geht unter. (Partizip 2 als Genitivattribut)

    Schau Dir die Erklärung "Satzglieder" an, wenn Du mit den Begriffen "Subjekt", "Objekt" und "Attribut" noch unsicher bist.

    Das nominalisierte Partizip wird heute auch zum Gendern verwendet. Im Plural können damit alle sozialen Geschlechter zusammengefasst werden. Im Singular muss bei der Deklination des Artikels allerdings wieder die maskuline und feminine Form berücksichtigt werden:

    die Lesenden

    der/die Lesende

    Als Gendern wird die Verwendung von Personenbezeichnungen bezeichnet, bei der darauf geachtet wird, alle sozialen Geschlechter zu berücksichtigen. Bei der Verwendung des Partizips steht die Handlung im Vordergrund und das Genus bleibt zumindest im Plural offen.

    Das Partizip Perfekt in der Tempusbildung

    Das Partizip Perfekt wird am häufigsten zur Tempusbildung und zur Bildung des Passivs gebraucht. Die Tempusformen, die mit dem Partizip 2 gebildet werden, sind Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II. Alle drei drücken eine abgeschlossene Handlung aus. Das Partizip 2 steht dabei zusammen mit einer konjugierten Form von "sein" oder "haben".

    VerbPerfektPlusquamperfektFutur II
    gehenich bin gegangenich war gegangenich werde gegangen sein
    singenich habe gesungenich hatte gesungenich werde gesungen haben
    träumendu hast geträumtdu hattest geträumtdu wirst geträumt haben
    fliegendu bist geflogendu warst geflogendu wirst geflogen sein

    Die Hilfsverben "sein" und "haben" machen dabei deutlich, um welche Tempusform es sich handelt. Das Partizip Perfekt bleibt gleich.

    Du findest zu den einzelnen Tempusformen Erklärungen bei StudySmarter sowie einen Überblick in der Erklärung "Zeiten".

    Das Partizip als Adjektiv

    Zuletzt lernst Du die beschreibende Funktion von Partizipien kennen, die sie den Adjektiven ähnlich macht. Dabei solltest Du darauf achten, dass Partizipien keine Adjektive sind, sondern lediglich ihre Eigenschaften übernehmen. In dieser Funktion bilden Partizipien und Adjektive das Satzglied Attribut. Das bedeutet, dass sie ein Bezugswort haben, das sie näher beschreiben.

    In der Muschel ist eine schillernde Perle.

    Sie essen den frisch gebackenen Kuchen.

    In diesem Fall passen sich die Partizipien dem Bezugswort an und werden dekliniert. Dabei richten sie sich nach dem Kasus, Numerus und Genus des Bezugsworts – sie sind KNG-kongruent. Partizipien werden genau wie Adjektive dekliniert. Das bedeutet, dass die Deklination unterschiedlich ist, je nachdem, ob vor dem Partizip ein Artikel steht oder nicht:

    • Steht vor dem Partizip ein bestimmter Artikel, erhält es die Deklinationsendungen "-e" oder "-en".

    die schillernde Perle (Femininum, Nominativ)

    des fehlenden Puzzleteils (Neutrum, Genitiv)

    den gebackenen Kuchen (Maskulinum, Akkusativ)

    • Im Plural hat das Partizip in jedem Kasus und Genus die Endung "-en", wenn vor dem Partizip ein bestimmter Artikel steht.

    den schillernden Perlen (Femininum, Dativ)

    ein springender Vogel (Maskulinum, Nominativ)

    ein gekauftes Haus (Neutrum, Akkusativ)

    • Wenn vor dem Partizip kein Artikel steht, wird von einer starken Deklination gesprochen. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn es sich bei dem Bezugsnomen um ein Abstraktum (z. B. eine Eigenschaft) handelt oder der unbestimmte Artikel im Plural ausgedrückt werden soll. Dieser existiert im Deutschen nicht.

    nagender Hunger (Maskulinum, Nominativ)

    gefällten Bäumen (Dativ, Plural)

    brennender Liebe (Femininium, Genitiv)

    Eine ausführliche Übersicht über die Deklination von Adjektiven findest Du in der Erklärung "Adjektiv".

    In seiner adjektivischen Verwendung kann ein Partizip auch ein Prädikativ sein. Ein Prädikativ steht zusammen mit einem Kopulaverb und beschreibt die Eigenschaft des Subjekts eines Satzes.

    Kopulaverben sind Verben, die nur in Verbindung mit einem Adjektiv oder Nomen eine Bedeutung haben.

    Die wichtigsten Beispiele für Kopulaverben sind

    • sein
    • bleiben
    • werden
    • scheinen
    • wirken
    • aussehen
    • heißen

    Der Boden sieht geputzt aus.

    Das Theaterstück ist herzerwärmend.

    Wie Adjektive können Partizipien zudem adverbial gebraucht werden. Das bedeutet, dass sie eine Verbalhandlung genauer beschreiben. Beispiele für die adverbiale Verwendung hast Du im Kapitel zum Partizip Präsens bereits kennengelernt und auch das Partizip Perfekt wird adverbial gebraucht:

    Sie schaut lachend in die Kamera.

    Er greift genervt zum Telefon.

    In diesem Fall nehmen Partizipien die Funktion einer adverbialen Bestimmung ein und werden nicht dekliniert.

    Eine weitere Eigenschaft, die Partizipien zumindest teilweise mit Adjektiven teilen, ist die Komparation. Das bedeutet, dass manche Partizipien gesteigert werden können. Bei der Komparation werden Eigenschaftswörter in den drei Stufen Positiv, Komparativ und Superlativ gesteigert, um ihr Bezugswort zu vergleichen.

    Das Klopfen an der Tür wurde fordernder.

    Eingeladen waren die gelobtesten Künstlerinnen und Künstler.

    Die Steigerungen von Partizipien sind jedoch häufig grammatikalisch falsch und eher in der Umgangssprache zu finden. Partizipien beschreiben Eigenschaften, die auf Handlungen beruhen. Handlungen können allerdings nicht gesteigert werden. Deshalb werden nur Partizipien gesteigert, die in ihrer attributiven und prädikativen Funktion häufig vorkommen.

    Ein gesteigertes Wort, das tendenziell eher nicht gesteigert wird, wie z. B. ein Partizip, wird Hyperlativ genannt. Du kannst mehr über die Steigerung von Adjektiven und Partizipien in der Erklärung "Komparation" erfahren.

    Partizip – Das Wichtigste

    • Partizipien sind Wortformen, die aus Verben gebildet werden und Eigenschaften von Adjektiven besitzen.
    • Es gibt zwei Arten von Partizipien: Das Partizip Präsens, das eine gleichzeitig stattfindende Handlung ausdrückt und das Partizip Perfekt, das eine zuvor abgeschlossene Handlung beschreibt.
    • Das Partizip Präsens wird gebildet, indem an den Infinitiv eines Verbs das Suffix "-d" angehängt wird.
    • Das Partizip Perfekt wird bei schwachen Verben gebildet, indem das Präfix "ge-" hinzugefügt und die Infinitivendung durch "-t" ersetzt wird. Bei starken Verben bleibt die Infinitivendung bestehen und häufig ändert sich der Stammvokal.
    • Partizipien können die Funktion von Attributen, Prädikativen und adverbialen Bestimmungen einnehmen. Als Attribute werden sie dekliniert und manchmal gesteigert. Das Partizip Perfekt wird außerdem zur Bildung der Tempusformen Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II verwendet.

    Nachweise

    1. Grammis.ids-Mannheim.de: Partizip I; Partizip II (19.09.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Partizip

    Was ist das Partizip einfach erklärt?

    Ein Partizip ist eine Wortform, die aus einem Verb gebildet wird. Sie wird zur Bildung der Zeitformen Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II benötigt und kann als adjektivisches Attribut verwendet werden.

    Was ist ein Beispiel für ein Partizip?

    Beispiele für das Partizip Präsens: laufend, schimmernd, träumend, folgend

    Beispiele für das Partizip Perfekt: gelaufen, geschimmert, geträumt, gefordert

    Wie erkenne ich ein Partizip?

    Ein Partizip Präsens ist an der Endung "-d" erkennbar, die an den Infinitiv eines Verbs gefügt wird. Das Partizip Perfekt hat die Endungen "-t" oder "-en" und die Vorsilbe "ge-".

    Ist Perfekt und Partizip 2 das gleiche? 

    Das Partizip 2 wird auch Partizip Perfekt genannt. Es wird zur Bildung der Zeitform Perfekt benutzt und ist dementsprechend nur ein Bestandteil davon.

    Was ist der Unterschied zwischen Adjektiv und Partizip?

    Adjektive bilden eine Wortart, während Partizipien nur eine Wortform sind, die aus Verben gebildet werden. Partizipien und Adjektive teilen manche Eigenschaften: Sie können dekliniert und als Attribute und Prädikative verwendet werden.

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