Beide Verben sind schwache Verben. Dabei ist nicht gemeint, dass schwache Verben weniger Gewichte heben können oder weniger beliebt sind als andere Verben. Was aber wird stattdessen unter schwachen Verben verstanden?
Das Verb ist eine Wortart, mit der eine Tätigkeit, ein Vorgang oder ein Zustand beschrieben wird. Zum Beispiel: Sarah ist Köchin, denn sie kocht gern. Dein Wissen zu den Verben kannst Du in der Erklärung "Verben" auffrischen.
Schwache Verben im Deutschen
Setze die schwachen Verben aus der Einleitung in die erste Vergangenheit – das Präteritum – und beobachte, wie sich die Verben verändern: Aus "sagen" wird "sagte" und aus "fragen" wird "fragte". Die Veränderung der Verben ist relativ gering, oder?
Schwache Verben sind im wahrsten Sinne des Wortes zu schwach, um ihren Verbstamm und somit ihren Stammvokal bei der Anpassung an die grammatikalischen Eigenschaften – wie der Zeitform – zu verändern. Diese Anpassung wird auch Beugung und bei Verben Konjugation genannt.
Konjugation, Stammformen, Infinitiv, Präteritum und Partizip II – um die schwachen Verben zu erklären und zu verstehen, müssen einige grammatikalische Begrifflichkeiten hinzugezogen werden. Die folgende Vertiefung kann Dir dabei helfen, den Überblick zu behalten:
Wird ein Verb grammatikalisch an die Person, die Anzahl (= Numerus, z. B. Singular), die Zeitform (= Tempus, z. B. Präsens) und die Aussageform (= Modus, z. B. Konjunktiv 2) angepasst, so wird es konjugiert.
Die Konjugationsformen werden mit den Stammformen eines Verbs gebildet. Zu den Stammformen gehören:
- der Infinitiv = die Grundform des Verbs (Verbstamm + Endung "-en"), z. B. kochen
- das Präteritum = die erste Vergangenheitsform, z. B. kochte
- das Partizip II = die Verbform, mit der das Perfekt, das Plusquamperfekt, das Futur II sowie das Passiv gebildet wird, z. B. gekocht
Weil sich der Stammvokal von schwachen Verben in den Stammformen nicht verändert, bleibt er auch in allen anderen Konjugationsformen gleich, zum Beispiel im Plusquamperfekt: Ich hatte gekocht. Oder im Futur I, das mit dem Infinitiv gebildet wird: Ich werde kochen.
Mehr zur "Konjugation" erfährst Du in der gleichnamigen Erklärung.
Starke und schwache Verben
Starke Verben sind das Gegenstück zu den schwachen Verben und bezeichnen somit alle Verben, bei denen ein Wechsel des Stammvokals stattfindet: Ihr Stammvokal verändert sich in der Regel im Präsens – der Gegenwartsform – der zweiten und dritten Person Singular sowie bei der Bildung des Präteritums und des Partizips II.
Die Veränderung des Stammvokals – auch Ablaut genannt – kannst Du im Folgenden bei der Konjugation des starken Verbs "helfen" erkennen:
Person, Numerus | Präsens | Präteritum | Perfekt (Hilfsverb + Partizip II) |
1. Person, Singular | Ich helfe. | Ich half. | Ich habe geholfen. |
2. Person, Singular | Du hilfst. | Du halfst. | Du hast geholfen. |
3. Person, Singular | Er/Sie/Es hilft. | Er/Sie/Es half. | Er/Sie/Es hat geholfen. |
Probier es gern aus: Setze verschiedene Verben in eine andere Zeitform und beobachte, ob sich der Stammvokal verändert oder ob er unverändert bleibt. So bekommst Du ein Gefühl dafür, welche Verben stark und welche Verben schwach sind.
Heißt es "du frägst" oder "du fragst"?
In der Umgangssprache sowie in manchen Dialekten wird im Präsens in der zweiten Person Singular (= du) und oft auch in der dritten Person Singular (= er/sie/es) fälschlicherweise ein Vokalwechsel vorgenommen.
Da es sich bei dem Verb "fragen" aber um ein schwaches Verb handelt, findet kein Vokalwechsel statt. Die korrekte Konjugation im Präsens der zweiten Person Singular lautet also: du fragst.
Du möchtest Dein Wissen zu den starken Verben vertiefen? Dann klick Dich gern in die Erklärung "Starke Verben"!
Konjugation von schwachen Verben – Tabelle
Weil die Konjugation von schwachen Verben regelmäßig – also nach einem bestimmten Muster – verläuft, werden sie auch als regelmäßige Verben bezeichnet. Merke Dir, dass bei schwachen Verben, unabhängig von der Person, dem Numerus, dem Tempus und dem Modus, der Stammvokal des Verbstamms immer gleich bleibt.
Schwache Verben im Präteritum
Wenn Du ein schwaches Verb in die erste Vergangenheitsform setzen möchtest, so fügst Du an den Verbstamm mit unverändertem Stammvokal ein "-(e)t" sowie die entsprechende Personalendung an:
Infinitiv | Präteritum, 1. Person, Singular | Präteritum, 2. Person, Singular | Präteritum, 3. Person, Singular |
klopfen | Ich klopfte. | Du klopftest. | Er/Sie/Es klopfte. |
basteln | Ich bastelte. | Du basteltest. | Er/Sie/Es bastelte. |
arbeiten | Ich arbeitete. | Du arbeitetest. | Er/Sie/Es arbeitete. |
Schwache Verben im Partizip II
Das Partizip II, auch Partizip Perfekt genannt, wird zur Bildung der Zeitformen Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II benötigt. Und auch im Passiv verwendest Du das Partizip II:
Perfekt: Ich habe gekocht.
Plusquamperfekt: Ich hatte gekocht.
Futur II: Ich werde gekocht haben.
Passiv: Die Suppe wird gekocht.
Um das Partizip II eines schwachen Verbs zu bilden, fügst Du dem Verbstamm mit dem unveränderten Stammvokal die Vorsilbe "ge-" und die Endung "-(e)t" an. Schau Dir dazu einige Beispiele in der Tabelle an:
Infinitiv (Verbstamm + Endung "-en") | Partizip II |
spielen | gespielt |
lieben | geliebt |
leben | gelebt |
packen | gepackt |
lernen | gelernt |
Wenn schwache Verben zu den regelmäßigen Verben gehören, zählen dann starke Verben auch zu den unregelmäßigen Verben?
Die Gleichsetzung von starken Verben mit unregelmäßigen Verben gilt in der Sprachwissenschaft als umstritten. Denn auch die Konjugation von starken Verben folgt bestimmten Regelmäßigkeiten:
- Steht ein starkes Verb im Präsens, so erfolgt in der zweiten und dritten Person oft ein Vokalwechsel: Ich grabe. Du gräbst.
- Im Präteritum verändert sich der Stammvokal des starken Verbs und die Personalendung wird an die Person und den Numerus angepasst: Ich grub. Du grubst.
- Im Partizip II wird an den Verbstamm eines starken Verbs die Vorsilbe "ge-" und die Endung "-en" angehängt: Ich habe gegraben. Du hast gegraben.
Selbst der Vokalwechsel folgt bei einigen starken Verben einem regelmäßigen Muster. So lässt sich bei vielen starken Verben eine sogenannte Ablautreihe erkennen. Die folgenden Verben sind Beispiele für die Ablautreihe "i – a – u":
- klingen – klang – geklungen
- springen – sprang – gesprungen
- empfinden – empfand – empfunden
Schwache Verben – Beispiele
Um die Konjugation von schwachen Verben zu üben und ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Verben stark und welche schwach sind, hilft es, Dir weitere Beispiele für schwache Verben anzusehen. Im Folgenden findest Du daher eine übersichtliche Liste schwacher Verben, die in Form einer Tabelle in das Präteritum und das Partizip II konjugiert wurden.
Kannst Du den unveränderten Stammvokal und die charakteristischen Endungen der schwachen Verben erkennen?
Infinitiv | Präteritum, 1. Person, Singular | Partizip II |
kaufen | kaufte | gekauft |
hören | hörte | gehört |
putzen | putzte | geputzt |
holen | holte | geholt |
glauben | glaubte | geglaubt |
danken | dankte | gedankt |
bauen | baute | gebaut |
malen | malte | gemalt |
lachen | lachte | gelacht |
Du möchtest die schwachen Verben und ihre Konjugation weiter üben? Dann klick Dich durch die Karteikarten zur Erklärung! Hier findest Du zahlreiche Übungen zu den schwachen, starken und gemischten Verben.
Weder stark noch schwach: gemischte Verben
Was würdest Du sagen? Ist "wissen" ein starkes oder ein schwaches Verb?
Infinitiv | Präteritum | Partizip II |
wissen | wusste | gewusst |
Der Stammvokal "i" ändert sich in den Vokal "u". Es findet also wie bei starken Verben ein Vokalwechsel statt. Das Partizip II hat jedoch nicht die Endung "-en", wie es bei starken Verben im Partizip II der Fall ist. Stattdessen hat es die Endung "-t", die zur Bildung des Partizips II von schwachen Verben verwendet wird.
Ist das Verb nun ein starkes oder ein schwaches Verb? Es handelt sich um ein sogenanntes "gemischtes Verb", das aufgrund des Vokalwechsels zwar den starken Verben zugeordnet wird, aber dennoch Merkmale eines schwachen Verbs aufweist: Im Präteritum und im Partizip II zeigen gemischte Verben die Endungen der schwachen Verben.
Schwache Verben – Das Wichtigste
- Schwache Verben verändern bei der Konjugation ihren Verbstamm nicht. Bei der Bildung der Stammformen Infinitiv, Präteritum und Partizip II bleibt ihr Stammvokal unverändert, z. B. lernen – lernte – gelernt.
- Weil sich der Stammvokal von schwachen Verben in den Stammformen nicht verändert, bleibt er auch in allen anderen Konjugationsformen gleich, zum Beispiel im Futur II: "Nach dieser Erklärung werde ich das schwache Verb gelernt haben."
- Das Gegenstück zu den schwachen Verben stellen die starken Verben dar. Im Gegensatz zu den schwachen Verben findet bei den starken Verben im Präteritum und im Partizip II ein Wechsel des Stammvokals statt, z. B. biegen – bog – gebogen.
- Wird ein schwaches Verb in die erste Vergangenheitsform – das Präteritum – gesetzt, so wird an den Verbstamm mit unverändertem Stammvokal ein "-(e)t" sowie die entsprechende Personalendung angefügt, z. B. arbeiten – arbeitete.
- Um das Partizip II eines schwachen Verbs zu bilden, wird an den Verbstamm mit dem unveränderten Stammvokal die Vorsilbe "ge-" und die Endung "-(e)t" angehängt, z. B. arbeiten – gearbeitet.
- Gemischte Verben werden aufgrund des Vokalwechsels den starken Verben zugeordnet, sie weisen aber im Präteritum und im Partizip II die Endungen der schwachen Verben auf, z. B. nennen – nannte – genannt.
Nachweise
- Dudenredaktion et. al. (2016): Der Duden in zwölf Bänden. Das Standardwerk zur Deutschen Sprache: Band 4, Grammatik. Dudenverlag.
- duden.de: Unterschiede zwischen starken und schwachen Verben. (12.07.2022)
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