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"Der Sandmann" – Charaktere
Im Folgenden erhältst Du ausführliche Charakterisierungen zu den Figuren aus dem Werk "Der Sandmann".
Nathanael – "Der Sandmann"
Bereits in früher Kindheit entwickelt Nathanael einen Hang zu Fantasie und Kreativität. Daher taucht er oft in die schauerlich literarischen Welten von Kobolden, Hexen und anderer fantastischer Kreaturen ein.
Er zeichnet als Kind die "abscheulichsten" Gestalten mit Kreide oder Kohle auf alle möglichen Unterlagen, wie Tische, Schränke und Wände.
Nathanael wird als Kind durch die Figur des Sandmanns so verängstigt, dass er eine innere Anspannung entwickelt und seine Angstzustände ihn bis in sein Erwachsenenalter begleiten.
Zugleich ist er durch die Misshandlung des Advokaten Coppelius traumatisiert. Dieses Trauma scheint er verdrängen zu wollen, doch seine Ängste scheinen ihn vereinzelt zu übermannen und er verliert jegliche Autonomie über sein eigenes Leben.
Nathanael hat eine sehr sensible Natur – er ist sehr emotional, leicht erregbar und hat einen starken Hang zur Fantasie und zur Imagination.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat scheint seine Beziehung zu Clara gut zu verlaufen. Nathanael verfällt aber immer schwereren Depressionen und ist mehr und mehr davon überzeugt, dass der Mensch nicht selbstbestimmt sei, sondern von dunklen Mächten gelenkt würde.
Er beleidigt Clara als leblosen Automaten, weil sie kein Verständnis für seine düsteren Gedichte zu zeigen scheint. Das folgt einer gewissen Ironie, da sich Nathanael im Laufe der Geschichte tatsächlich in einen leblosen Automaten verlieben wird.
Nach dem Konflikt mit Lothar scheint Nathanael geheilt. Die Entwicklung zu einem fanatischen Esoteriker scheint aufgehalten und er verbringt glückliche Tage in seiner Heimat.
Als er an seinen Studienort zurückkehrt, wird Nathanael ein weiteres Mal vom Wetterglashändler Giuseppe Coppola aufgesucht.
Nach dem Kauf des Perspektivs kehrt Nathanael immer mehr in sich und projiziert seine Ideale und sich selbst – ohne es zu wissen – auf die Automatenpuppe Olimpia.
Mit der Zeit distanziert er sich immer weiter von der Gesellschaft und lebt seine Künstlernatur aus, indem er Olimpia seine schauerlichen Geschichten vorträgt. Da sie in Wahrheit eine Puppe ist, hört sie sich die Geschichten in Ruhe an.
Nathanael wird dadurch immer weiter in seinen Illusionen bestärkt – Warnungen von Außenstehenden lässt er nicht an sich ran.
Er möchte Olimpia sogar heiraten, entdeckt jedoch ihr wahres Wesen und verfällt, auch bedingt durch sein Kindheitstrauma, dem Wahnsinn.
Nach einer scheinbaren Besserung tritt dieser Wahnsinn auf dem Ratsturm in seiner vollen Kraft wieder zurück. Nathanael kann Realität und Fantasie nicht mehr auseinanderhalten und stürzt sich in den Tod.
Clara – "Der Sandmann"
Die Geliebte Nathanaels wird vom Ich-Erzähler als sehr gutherzige Frau beschrieben. Sie ist zwar keine klassische Schönheit, hat aber eine schöne Figur und wunderbares Haar. Vor allem werden ihre schönen Augen hervorgehoben.
Sie ist nicht nur vernünftig und rational, sondern hat eine Art kindliche und lebenskräftige Fantasie. Sie ist heiter und hat ein zartes Gemüt, wodurch sie den romantischen Idealen eines Menschen entspricht, der sehr sensibel und aufmerksam ist.
Gleichzeitig zeichnet sie sich durch einen scharfen Verstand aus. Ihr Auftreten in der Gesellschaft wird anscheinend von einigen Personen deswegen als kalt und gefühllos empfunden.
Dieses Argument verwendet auch der Protagonist Nathanael gegen sie, als Clara von seinen gespenstischen Sandmann-Geschichten nicht begeistert ist.
Auch nach Nathanaels Anfall und dessen langer Ohnmacht bleibt sie bei ihm und pflegt ihn gesund. Sie möchten daraufhin heiraten und Clara scheint sehr glücklich über Nathanaels scheinbare Genesung.
Am Ende der Geschichte deutet der Erzähler an, Clara habe ihr häusliches Glück mit einem Mann und zwei Kindern doch noch finden können. Ob dies jedoch der Wahrheit entspricht, bleibt offen.
Lothar – "Der Sandmann"
Lothar ist Claras Bruder und wächst mit ihr zusammen nach dem Tod der Eltern im Haus von Nathanaels Familie auf.
Zu seiner Schwester hat er ein sehr inniges und vertrautes Verhältnis. Auch zu dem Protagonisten scheint er ein brüderliches Verhältnis zu haben, denn Nathanael richtet die einleitenden Briefe an seinen Ziehbruder.
Er teilt Claras Ansicht über Nathanaels düstere Geschichten und ergreift Partei für seine Schwester, indem er Nathanael in letzter Instanz zum Duell herausfordert.
Nach Claras Eingreifen versöhnen sich die drei und treffen erst wieder nach Nathanaels Zusammenbruch aufeinander.
Lothar rettet seiner Schwester auf dem Ratsturm das Leben, als er Nathanaels Versuch vereitelt, sie in die Tiefe zu stürzen.
Sandmann aka Coppelius – "Der Sandmann"
Die Beschreibung des Advokaten Coppelius ist fast schon teuflisch: Er ist der einzige Charakter in der Geschichte, dessen äußere Erscheinung mit so vielen Details beschrieben wird.
Er wird von Nathanael als breitschultriger Mann mit einem unförmig dicken Kopf, erdgelbem Gesicht, buschigen grauen Augenbrauen und mit hervorstechenden grünlichen Katzenaugen beschrieben.
Er hat zudem eine große Nase und ein schiefes Maul, welches oft zu einem hämischen Lachen verzogen ist. Die Backen haben dunkelrote Flecken und der Advokat stößt immer wieder einen zischenden Ton aus, wenn er bei der Familie zum Essen ist.
Coppelius erscheint immer in einem altmodisch zugeschnittenen aschgrauen Rock und gleichfarbiger Weste sowie Beinkleidern. Diese kombinierte er mit schwarzen Strümpfen und Schuhen.
Des Weiteren trägt der Advokat Kleblocken, was für Männer dieser Zeit in Mode war – dabei handelt es sich um lange, gepuderte Perücken. Am Nacken werden die Haare mit einem Beutel gebunden, um die restliche Kleidung nicht zu verschmutzen. Zusätzlich trägt er eine Halsbinde (Vorläufer der heutigen Krawatte).
Coppelius wird von Nathanael als widerlich und abstoßend bezeichnet. Vor allem seine großen, knotigen und haarigen Hände versetzen die Kinder in Schrecken, da sie nichts mehr anfassen möchten, was von seinen Händen berührt wurde.
Das weiß der Advokat und nutzt diesen Umstand aus, um die Nachspeisen am Tisch zu berühren, damit die Kinder diese voller Ekel und Abscheu nicht mehr essen wollen.
Mit Nathanaels Vater unternimmt er alchemistische Experimente – sie versuchen, künstlich Gold herzustellen. Als er Nathanael bei einem dieser Experimente entdeckt, missbraucht er den Jungen und fügt ihm so ein schweres Trauma zu.
Bei einem weiteren Experiment kommt es zu einem Unfall und Nathanaels Vater verstirbt. Coppelius ist seitdem verschwunden und für die Familie die Ursache für den Tod des Vaters.
Erst am Ende taucht Coppelius wieder auf und sein Erscheinen treibt Nathanael in den Selbstmord – er stürzt sich vom Turm. Der Advokat verschwindet danach wieder in der Menschenmenge.
Wetterglashändler Giuseppe Coppola – "Der Sandmann"
Der Wetterglashändler scheint ein einfacher Optiker aus Piemont in Italien zu sein, der seine Waren verkaufen möchte.
Er entpuppt sich aber am Ende als ein Wissenschaftler und Forscher, der es sich zum Ziel gemacht hat, eine Automatenpuppe zu bauen, die von einem echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden ist.
Coppola ist ein großer, breitschultriger Mann mit einem breiten Mund. Er hat lange, graue Wimpern und kleine Augen. Sein Gesicht scheint hässlich zu sein und er hat ein hämisches Lachen.
Um seine Automatenpuppe auf ihre Echtheit zu prüfen, manipuliert er den Protagonisten Nathanael mithilfe eines Perspektivs, sodass dieser in der Puppe eine lebende Person sieht und sich Hals über Kopf in sie verliebt.
Der Wetterglashändler scheint skrupellos zu sein, da ihm die Konsequenzen seines Experiments gleichgültig sind. Er benutzt Menschen und interessiert sich nicht für mögliche gesundheitliche Folgen.
Coppola ist sehr impulsiv und für seine Experimente zum Äußersten bereit, da er sich sogar mit seinem Partner Spalanzani prügelt und ihn dabei schwer verletzt.
Professor Spalanzani – "Der Sandmann"
Spalanzani ist ein berühmter Professor für Physik aus Italien – Nathanael besucht in der Stadt G. seine Vorlesungen.
Im Heimlichen forscht er zusammen mit dem Wetterglashändler Giuseppe Coppola an einem Automaten, der nicht mehr von einem realen Menschen zu unterscheiden ist.
Diesen Automaten stellt er der Gesellschaft als seine Tochter vor. Damit möchte er testen, ob er die Menschen mit Olimpia täuschen kann.
Er fördert Nathanaels Liebe zur Puppe, was ihn auch skrupellos erscheinen lässt. Für ihn ist Nathanaels aufrichtige Liebe zu Olimpia eine Bestätigung seines wissenschaftlichen Genies.
Spalanzani streitet sich mit seinem Partner Coppola um den Besitz der Puppe, wobei sie den Automaten zerstören. Coppola versetzt Spalanzani einen schweren Schlag und flieht mit der Puppe.
Spalanzani interessieren Nathanaels Gefühle nicht. Er schickt den Studenten sofort los, um die Puppe zurückzuholen.
Da er von Nathanael fast erwürgt wird, erregt der Zwischenfall viel Aufsehen und die Öffentlichkeit erfährt die Wahrheit über das wahre Wesen seiner Tochter Olimpia. Als Konsequenz muss Professor Spalanzani die Universität verlassen.
Olimpia – "Der Sandmann"
- Ist die Automatenpuppe, in die sich Nathanael verliebt
- Wird von Guiseppe Coppola und Professor Spalanzanie entworfen, um zu erforschen, wie diese auf Menschen wirkt
- Wird als die Tochter von Spalanzanie vorgestellt
- Die Automatenpuppe Olimpia ist hübsch, groß und schlank
- Allgemein hat sie etwas sehr Starres. Insbesondere ihre Augen wirken so, als würde sie diese niemals schließen.
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