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Der Sandmann, Klausuraufgabe: Erzählperspektive
Gehen Sie auf die Rolle des Erzählers in E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann ein. Wie verhält es sich mit der Erzählperspektive? Gehen Sie dabei auch auf sprachliche Aspekte ein.
Lösungsansätze
Die drei Briefe am Anfang der Erzählung leiten die Haupthandlung ein. In den drei Briefen schildern die Figuren ihre Sicht der Dinge, was für eine hohe Authentizität sorgt und den Leser sehr nah an das Geschehen mitnimmt.
Das ist für die damalige Zeit (1816) ein sehr moderner Einstieg in eine Erzählung – der Leser kann sich selbst ein Bild vom Geschehen machen, da das Geschilderte durch keinen Erzähler gewertet wird.
Die Unterbrechungen des eigentlichen Ich-Erzählers gliedern die Handlung in die einleitenden drei Briefe, die Olimpia-Handlung und den abschließenden Selbstmord des Studenten Nathanael.
Den wohl wichtigsten Aspekt bildet die Vieldeutigkeit des Textes. Der Leser ist verunsichert darüber, was von dem Erzählten er als real und was als fantastisch betrachten kann.
Das ist nicht nur auf den Inhalt zurückzuführen, sondern auch auf die Art und Weise, wie Hoffmann das Geschehene erzählt. Dabei wird mit der Rolle des Ich-Erzählers gespielt. Er ist mal auktorial (allwissend), mal scheint er den Eindruck zu vermitteln, getäuscht worden zu sein.
Der Ich-Erzähler, der im Anschluss an die drei Briefe auftritt, stellt das Erzählte zunächst in Frage (unter anderem hadert er damit, wie er die Geschichte über Nathanael beginnen soll). Der Leser wird mehr oder weniger mit seinen Rückschlüssen allein gelassen.
Es kommt immer mal wieder zu einem Perspektivwechsel und einer Veränderung des Erzählverhaltens. Der Erzähler bezieht sich nur noch auf die Innenwelt des Protagonisten Nathanael.
Dadurch erlebt der Leser nicht nur das Geschehene mit, sondern auch unmittelbar die Wahrnehmungen und Gedanken aus der Sicht der Figur. Dies führt zur Verwirrung des Lesers und ist ein erzählerischer Trick Hoffmanns.
An vielen Stellen kann man das Erzählverhalten als auktorial (allwissend) bezeichnen. Der Erzähler informiert über die Geschehnisse und beschreibt die Charakterisierungen und das Innenleben der Personen
Recht hatte aber Nathanael doch, als er seinem Freunde Lothar schrieb, dass des widerwärtigen Wetterglashändlers Coppola Gestalt recht feindlich in sein Leben getreten sei. Alle fühlten das, da Nathanael gleich in den ersten Tagen in seinem ganzen Wesen durchaus verändert sich zeigte.
Folglich muss der Leser das Geschilderte nicht hinterfragen. Jedoch kommt es in der Handlung oft zu einer Änderung im Erzählverhalten.
Oftmals nimmt der Erzähler gleichzeitig die Innenansicht der Figuren ein – er wird zum personalen Erzähler. Das hat jedoch zur Folge, dass der Leser den Schilderungen nicht vollkommen vertrauen kann und sich somit über den Wahrheitsgehalt nicht mehr sicher ist.
Und damit holte er immer mehr und mehr Brillen heraus, so, dass es auf dem ganzen Tisch seltsam zu flimmern und zu funkeln begann. Tausend Augen blckten und zuckten krampfhaft und starrten auf zum Nathanael; aber er konnte nicht wegschauen von dem Tisch, und immer mehr Brillen legte Coppola hin, und immer wilder und wilder sprangen flammende Blicke durcheinander und schossen ihre blutroten Strahlen in Nathanaels Brust.
Um dem Geschilderten Nachdruck zu verleihen und eine atmosphärische Stimmung zu erzeugen, werden sprachlich Wortwiederholungen und Ausrufe verwendet.
Da ergriff mich Coppelius, „kleine Bestie! – kleine Bestie!“
„Das ist Coppelius“, sagte meine Mutter erblassend. „Ja! – Es ist Coppelius“, wiederholte der Vater mit matter gebrochener Stimme.
Mit der Syntax versucht Hoffmann ebenfalls, Spannung zu erzeugen und die Atmosphäre dem Leser so nah wie möglich zu schildern. Die Änderungen der Satzstruktur (normale Satzstruktur wird auf einmal elliptisch) und des Tempus mitten im Satz sollen deutlich machen, dass in der Szene etwas Besonderes passiert.
Schon auf der Treppe, auf dem Flur, vernahm er ein wunderliches Getöse; es schien aus Spalanzanis Studierzimmer herauszuschallen. – Ein Stampfen – ein Klirren – ein Stoßen – Schlagen gegen die Tür, dazwischen Flüche und Verwünschungen. „Lass los – lass los – Infamer – Verruchter! ...“
Durch den Perspektivenwechsel ist der Leser sehr nah am Geschehen und erlebt die Dinge aus der Sicht des Protagonisten.
Der Sandmann, Klausuraufgabe: Charakterisierung
Analysieren Sie die Entwicklung des Protagonisten Nathanael in der Erzählung Der Sandmann. Warum kann der Student als sensible Künstlernatur bezeichnet werden?
Lösungsansätze
Bereits in früher Kindheit entwickelt Nathanael einen Hang zu Fantasie und Kreativität. Daher taucht er oft in die schauerlich literarischen Welten von Kobolden, Hexen und anderer fantastischer Kreaturen ein.
Er zeichnet als Kind die abscheulichsten Gestalten mit Kreide oder Kohle auf alle möglichen Unterlagen, wie Tische, Schränke und Wände.
Nathanael wird als Kind durch die Figur des Sandmanns so verängstigt, dass er eine innere Anspannung entwickelt und seine Angstzustände ihn bis in sein Erwachsenenalter begleiten.
Zugleich ist er durch die Misshandlung des Advokaten Coppelius traumatisiert. Dieses Trauma scheint er verdrängen zu wollen, doch seine Ängste scheinen ihn von Zeit zu Zeit plötzlich zu übermannen und er verliert jegliche Autonomie über sein eigenes Leben.
Nathanael hat eine sehr sensible Natur – er ist sehr emotional, lässt sich sehr leicht erregen und hat einen starken Hang zur Fantasie und zur Imagination.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat scheint seine Beziehung zu Clara gut zu verlaufen. Nathanael verfällt aber immer schwereren Depressionen und ist mehr und mehr davon überzeugt, dass der Mensch nicht selbstbestimmend sei, sondern von dunklen Mächten gelenkt werden würde.
Er beleidigt Clara als leblosen Automaten, weil sie kein Verständnis für seine düsteren Gedichte zu zeigen scheint. Das folgt einer gewissen Ironie, da sich Nathanael im Laufe der Geschichte tatsächlich in einen leblosen Automaten verlieben wird.
Nach dem Konflikt mit Lothar scheint Nathanael geheilt. Die Entwicklung zu einem Esoteriker scheint aufgehalten und er verbringt glückliche Tage in seiner Heimat.
Als er an seinen Studienort zurückkehrt, wird Nathanael ein weiteres Mal vom Wetterglashändler Giuseppe Coppola aufgesucht.
Nach dem Kauf des Perspektivs kehrt Nathanael immer mehr in sich und projiziert seine Ideale und sich selbst – ohne es zu wissen – auf die Automatenpuppe Olimpia.
Mit der Zeit distanziert er sich immer weiter von der Gesellschaft und lebt seine Künstlernatur aus, indem er Olimpia seine schauerlichen Geschichten vorträgt. Da sie in Wahrheit eine Puppe ist, hört sie sich die Geschichten in Ruhe an.
Nathanael wird dadurch immer weiter in seinen Illusionen bestärkt – Warnungen von Außenstehenden lässt er nicht an sich ran.
Er möchte Olimpia sogar heiraten, entdeckt jedoch ihr wahres Wesen und verfällt, auch bedingt durch sein Kindheitstrauma, dem Wahnsinn.
Nach einer scheinbaren Besserung tritt dieser Wahnsinn auf dem Ratsturm in seiner vollen Kraft wieder zurück. Nathanael kann Realität und Fantasie nicht mehr auseinanderhalten und stürzt sich in den Tod.
Der Sandmann, Klausuraufgabe: Literaturepoche der Romantik
Warum nimmt der Sandmann eine Sonderstellung in der literarischen Strömung der Romantik ein? Gehen Sie auf Besonderheiten der literarischen Strömung ein und nennen Sie Aspekte, die den Autor und das Werk in die schwarze Romantik einordnen.
Lösungsansätze
Der Begriff des Romantischen (Literaturepoche der Romantik von ca. 1790 bis 1835) wurde damals zunächst negativ konnotiert – Kitsch und Schund wurden mit diesem Begriff verbunden. Erst mit der Zeit wandelte sich die Semantik (Wortbedeutung) des Romantischen hin zum Unheimlichen, Mythischen, Gefühlvollen und Wunderbaren.
Die literarische Strömung der Romantik ist dadurch sehr komplex zu verstehen. Es gibt auch zahlreiche Unterteilungen innerhalb der literarischen Strömung (Früh-, Hoch-, Spätromantik). Der Protagonist Nathanael ist aufgrund seinem Hang zum Fantastischen klar eine romantische Figur.
Die Ideale der Romantik lassen sich nur durch ihre Nähe zur Weimarer Klassik und zur Aufklärung verstehen. Die literarische Epoche der Romantik überschneidet sich mit der Klassik und viele romantische Dichter nahmen sich Johann Wolfgang von Goethe als Vorbild – seine Werke sprachen im Sturm und Drang das Naturgenie und die Ich-Zentriertheit an - dies lässt sich z.B. auch in Der Sandmann an Nathanaels sehr hohen Emotionalität erkennen.
Die Weimarer Klassik mit ihrer Forderung nach einem rationalen Umdenken und einem Ausgleich zwischen Vernunft und Naturgenie brachte die Romantiker dazu, ihre Ideale neu auszurichten.
Die Aufklärung diente den romantischen Künstlern als negative Vorlage. Hier forderte man die Vernunft als zentrale Instanz im Menschen, welche die Gefühle und die Emotionalität in den Hintergrund stellen sollte. Nur so war laut der Aufklärer ein autonomes und selbstbestimmendes Leben möglich – diese Ansätze lassen sich in der Figur der Clara erkennen, die Nathanaels Ängste zunächst als Hirngespinste abtut und ihm rät, stattdessen vernünftig zu sein.
Nathanael bildet mit seiner Selbstbezogenheit und steigenden Entfremdung den Gegenpol zu Clara und wird zur tragischen Figur in der Geschichte. Durch E.T.A. Hoffmanns hier dargestellte Kritik an der Romantik kann der Autor weder eindeutig zum aufklärerischen noch zum romantischen Block zugeordnet werden.
Der Sandmann nimmt damit im Kontext der literarischen Epoche der Romantik eine Sonderstellung ein.
Der Protagonist verfällt dem Wahnsinn, da er durch die Figurenkonstellation Coppelius/Coppola seine Autonomie einbüßt. Am Ende ist seine Wandlung so radikal, dass er von wahnsinnige Assoziationen geplagt wird und keine andere Möglichkeit mehr sieht, als sich vom Turm zu stürzen. Es ist dem Leser nicht klar, ob hier psychische Traumata oder wirklich der Einfluss dunkler Mächte auf den Helden einwirken.
Vor allem dunkle Mächte, das Unheimliche und Unerklärbare bilden die zentrale Faszination der Schwarzen Romantik (Unterströmung der Romantik). Hoffmann gilt als Begründer dieser literarischen Strömung in Deutschland. Das Unbewusste und seine Bedeutung als treibende Kraft hinter dem Menschen ist zu dieser Zeit noch vor den Erkenntnissen des Psychologen und Arztes Sigmund Freud eine Faszination für die Leser.
Die gesamte Erzählung hat eine starke psychoanalytische Komponente, wodurch sie noch heute sehr aktuell ist. Das Innere des Menschen beeinflusst seine Handlungen in der realen Welt – dies steht in der Epoche der Romantik als Kontrast zu den Idealen der Aufklärung, in denen die Vernunft den Menschen leiten und das innere Leben, die Seele und damit auch das Triebhafte in den Hintergrund stellten soll.
Doch Hoffmann kritisiert sowohl die Ideale der Romantik als auch die Motive des Sturm und Drang. Denn er bricht mit den Traditionen des Naturgenies und der einsamen Künstlernatur, indem er sie kritisch darstellt. Der Protagonist findet keine wahre Liebe – zeitgleich distanziert er sich sozial von der Gesellschaft und die Gesellschaft von ihm. Der Leser ahnt bereits in der Mitte der Erzählung, dass Nathanael am Ende ein schreckliches, vernichtendes Schicksal bevorsteht.
Die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung des künstlerischen (und genialen) Dichters wandelt sich hier – entgegen der Epoche des Sturm und Drang – drastisch ins Negative. Sie ist nicht mehr bewundernswertes Ziel, sondern kann das menschliche Individuum zerstören.
Damit warnt Hoffmann fast schon pädagogisch seine Leser davor, sich nicht absolut mit der isolierten und sensiblen Künstlernatur auseinanderzusetzen, sondern gleichzeitig auch die gesellschaftlichen und sozialen Konventionen zu achten.
Der Sandmann, Klausuraufgabe: Das Augenmotiv
Sind Ihrer Meinung nach der Advokat Coppelius/ Der Sandmann und der Wetterglashändler Giuseppe Coppola ein und dieselbe Person? Gehen Sie bei Ihrer Analyse insbesondere auf das Augenmotiv ein.
Lösungsansätze
Einen zentralen Aspekt der Geschichte bildet die Frage, ob es sich bei Coppelius und Coppola um ein und dieselbe Person handelt.
Zu Beginn der Handlung schreibt Nathanael an Lothar darüber, in dem Wetterglashändler Giuseppe Coppola den grässlichen Advokaten Coppelius wiedererkannt zu haben, der Nathanael ein schweres Kindheitstrauma zugefügt hatte und für den Tod des Vaters verantwortlich ist.
Seine Verlobte Clara schafft es durch ihr Wirken und Zusprechen – es handle sich nur um Hirngespinste – Nathanael wieder zu stabilisieren und ihn zu beruhigen. Als er jedoch das verzerrende Perspektiv des Wetterglashändlers erwirbt, wird Nathanael rückfällig, da er sich durch die Betrachtung der Automatenpuppe Olimpia und der daraus folgenden Projektion seiner Selbst entgegen den Warnungen der Gesellschaft isoliert.
Somit verfällt er folglich dem Wahnsinn, als er rausfindet, dass seine Muse und scheinbar der einzige Mensch, der dazu in der Lage ist, seine sensible Künstlernatur zu verstehen, nur ein seelenloser Automat ist.
Die Familie schafft es jedoch wieder, ihn zurückzuholen und positiv auf ihn einzuwirken. Der Leser hat nun die Hoffnung, dass sich Nathanael psychisch stabilisiert hat und ihm ein Happy End mit seiner Geliebten Clara bevorsteht.
Hoffmann beendet die Erzählung an dieser Stelle nicht, sondern lässt den Protagonisten rückfällig werden – sein Tod ist die einzige logische Konsequenz.
Es lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten, ob es sich bei Coppola und Coppelius um dieselbe Person handelt. Dafür sorgt auch der Ich-Erzähler, auf den sich der Leser eigentlich komplett verlassen müsste. Er tritt zwar auktorial auf, schafft es aber nicht, eine eindeutige Trennung zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Realität und Fantasie herzustellen.
Der Protagonist verfällt dem Wahnsinn, da er durch die Figurenkonstellation Coppelius/Coppola seine Autonomie einbüßt. Am Ende ist seine Wandlung so radikal, dass er von wahnsinnige Assoziationen geplagt wird und keine andere Möglichkeit mehr sieht, als sich vom Turm zu stürzen. Es ist dem Leser nicht klar, ob hier psychische Traumata oder wirklich der Einfluss dunkler Mächte auf den Helden einwirken.
Die gemeinsame Arbeit des Advokaten Coppelius und Nathanaels Vaters hat eine ganz besondere Wirkung auf den jungen Nathanael. Denn er ist als Augenzeuge der alchemistischen Experimente wie festgezaubert, was ein zentrales Motiv (Autonomierverlust) in Hoffmanns Werk darstellt. Dieser seelische Zustand sorgt dafür, dass Nathanael keine Kontrolle mehr über seine Handlungen hat.
Er merkt zudem, dass sein Vater beim Experimentieren immer mehr Coppelius ähnelt, was in ihm eine gesteigerte Angst auslöst. Durch den unheimlichen Ausruf nach den Augen stürzt Nathanael aus seinem Versteck und wird dadurch entdeckt.
Ab diesem Moment verläuft die Erzählung auf einer fantastischen Ebene – sie scheint für den Leser nicht mehr rational. Coppelius packt den Jungen, wirft ihn auf den Herd und droht ihm damit, die Augen zu entfernen und ihm mit heißer Glut die Augenhöhlen zu verbrennen.
Die Augen sind nicht nur Organe, sondern symbolisieren in der Erzählung zugleich das zentrale Motiv der Epoche der Aufklärung – sie stehen für Vernunft und Rationalität. Der Verlust dieser Fähigkeiten ist fatal. Als der Advokat auch noch die Hände und Füße des Jungen abschraubt, nur um sie beim Jungen an anderer Stelle wieder einzusetzen, wird dem Leser klar, dass Nathanael hier seinen Wahnvorstellungen erliegt.
Die gesamte Erzählung hat eine starke psychoanalytische Komponente, wodurch sie noch heute sehr aktuell ist. Das Innere des Menschen beeinflusst seine Handlungen in der realen Welt – dies steht in der Epoche der Romantik als Kontrast zu den Idealen der Aufklärung, in denen die Vernunft den Menschen leiten und das innere Leben, die Seele und damit auch das Triebhafte in den Hintergrund stellten soll.
Das frühkindliche Trauma Nathanaels hat einen gewissen Grundreiz erzeugt, der in der späteren Künstlernatur des Studenten nur schlummert. Seine Affinität zu fantastischen Geschichten, welche er sich in seiner Kindheit aneignet, bestärkt diese sensible Künstlernatur und seinen Hang zum Mythischen. Zwar scheint Nathanael am Ende zunächst genesen, aber in Wirklichkeit hat er seinen Wahnsinn nur unterdrückt.
Claras Bemerkung über einen seltsamen, grauen Busch reicht aus, um Nathanaels Fantasie anzukurbeln. Er assoziiert mit dem scheinbar harmlosen Busch den Advokaten Coppelius, welcher in seiner Kindheit die Familie immer wieder besuchte und dabei seinen aschgrauen Rock trug. Diese eher unauffällige Gemeinsamkeit ist der Auslöser, der das Fass in Nathanaels Psyche zum Überlaufen bringt.
Die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung des künstlerischen (und genialen) Dichters wandelt sich hier – entgegen der Epoche des Sturm und Drang – drastisch ins Negative. Sie ist nicht mehr bewundernswertes Ziel, sondern kann das menschliche Individuum zerstören.
Damit warnt Hoffmann fast schon pädagogisch seine Leser davor, sich nicht absolut mit der isolierten und sensiblen Künstlernatur auseinanderzusetzen, sondern gleichzeitig auch die gesellschaftlichen und sozialen Konventionen zu achten.
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