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Im Zentrum des Dramas steht die gräfliche Familie Moor um die Rivalität zwischen Karl und Franz. Amalia steht zwischen den gegensätzlichen Brüdern. Daneben treten noch Figuren der Kirche auf und natürlich die Räuberbande, zu deren Hauptmann Karl im Laufe der Geschichte aufsteigt.
"Die Räuber" – Charaktere / Figuren
Charakterisierung – Karl von Moor
Er ist der Erstgeborene des Grafen Maximilian von Moor und deshalb seinem jüngeren Bruder Franz gegenüber begünstigt (Erbe, Liebe des Vaters).
Karl hat eine widerstrebende Haltung gegenüber gesellschaftlichen und auch geistlichen Institutionen – ihn charakterisiert vor allem der ausgeprägte Drang zur individuellen Freiheit.
In seiner Kritik an den weltlichen Verhältnissen sieht Karl die individuelle Selbstverwirklichung den gesellschaftlichen Konventionen untergeordnet; ein aktives Handeln bleibt jedoch zunächst aus, um diese „Missstände“ umzuwälzen.
Ihn plagt eine innerliche Zerrissenheit, da er einerseits für seine Überzeugungen eintreten, andererseits in die heimatliche Idylle und Sicherheit zurückkehren möchte.
Die innere Zerrissenheit begleitet den Charakter über das ganze Drama hinweg, da er immer wieder Reue für seine Taten zu zeigen scheint.
Die Abwendung des Vaters löst einen Wahnsinn in Karl aus. Er wandelt das persönliche Unrecht mit der Rolle des Räuberhauptmanns in gesellschaftliches Unrecht um und fühlt sich Ausgestoßener.
Dennoch handelt er oft arrogant und kurzsichtig in Bezug auf die Konsequenzen seiner Aktionen. Er wendet Gewalt an, um seine Ideale durchzusetzen und erkennt nicht, dass sein Handeln als Räuberhauptmann und vor allem die Machenschaften der anderen Räuber auch unschuldige Menschen treffen. Daher könnte man ihm eine gewisse Naivität zusprechen.
Im Charakter Karls zeigt sich auch eine Skrupellosigkeit, da er die böhmischen Soldaten für seine Zwecke instrumentalisiert, um die Treue seiner Untergebenen zu testen.
Das Verlangen nach Rache illustriert die Selbstlosigkeit Karls, da er – als er von der Intrige erfährt – zunächst keine Rachegefühle gegenüber seinem jüngeren Bruder hegt. Erst als ihm der Graf von Moor mitteilt, wie sehr er unter Franzens Behandlung gelitten habe, sieht sich Karl dazu gezwungen, für die Unterdrückten Rache an seinem Bruder auszuüben.
Im letzten Akt zeigt sich nochmals seine Kurzsichtigkeit und Naivität, als er glaubt, mit Amalia ein glückliches Leben führen zu können. Die Räuber müssen ihn an seinen Treueschwur erinnern und die Ermordung Amalias stellt die finale Konsequenz für seine Taten als Räuberhauptmann dar.
Karl hat zwar am Ende des Dramas eine Läuterung, bleibt aber durch sein Handeln und die Missachtung der daraus resultierenden Konsequenzen eine tragische Figur.
Charakterisierung – Franz von Moor
Franz Moor ist der jüngere Bruder Karls und tritt als Bösewicht im Drama auf.
Er fühlt sich ungerecht behandelt, da er als Zweitgeborener kein Anrecht auf das Erbe seines Vaters hat. Zusätzlich fühlt sich Franz hässlich, hat die Liebe seines Vaters nie erhalten und muss auch in Bezug auf seine Gefühle zu Amalia seinem älteren Bruder Karl den Vortritt lassen.
Durch die Benachteiligungen der Natur, Familie und Geliebten wird Franz insoweit verdorben, dass er seinen Verstand missbraucht und seine Gefühle zunächst missachtet.
Franz leidet zwar unter Minderwertigkeitskomplexen, beweist aber rhetorisches Talent und vor allem psychologische Kriegsführung.
Wie sein Bruder zeigt auch er Skrupellosigkeit bei seinem Bestreben nach Freiheit: er schreckt nicht einmal vor dem Vater- und Brudermord zurück.
Seine rein materialistische Weltanschauung veranlasst ihn dazu, sein Wissen und seine Talente als Waffe zu verwenden, um sich an den Personen, durch die er Ungerechtigkeiten erfahren hat, zu rächen.
Franz rechtfertigt seine Handlungen mit der Macht des Stärkeren und folgt damit dem darwinistischen Prinzip. Er sieht seine Mitmenschen, Moralvorstellungen und gesellschaftliche Normen als Werkzeuge zur Herrschaft.
In einigen Szenen sieht sich Franz mit der wahrhaftigen und reinen Liebe – in Form von Amalias Gefühlen Karl gegenüber –konfrontiert. Diese Liebe versucht Franz durch Intrigen und Gewaltausbrüche zu unterdrücken, muss sich aber durch die Abweisung Amalias letzten Endes geschlagen geben.
Im letzten Akt des Dramas wird Franz von Gewissensbissen geplagt. Dies zeigt sich in Form von Wahnvorstellungen und Träumen vom Jüngsten Gericht. Die Boshaftigkeit seiner Handlungen und die Angst vor der göttlichen Strafe bezwingen seinen Verstand und lassen ihn kurzzeitig an eine religiöse Ordnung glauben.
Jedoch scheitert Franz durch seine Diskreditierung des christlichen Glaubens und findet keine Erlösung. Als letzte Handlung begeht er Selbstmord.
Charakterisierung – Amalia von Edelreich
Amalia zeichnet sich vor allem durch ihre ungebrochene Liebe zu Karl aus. Sie ist ihm treu und sogar dazu bereit, für ihn zu sterben.
Als Einzige fällt sie nicht auf die Intrigen von Franz Moor herein und bleibt somit in ihrem Charakter rein.
Sie zeigt Willensstärke, Selbstbewusstsein und auch Kampfeslust, als sie Franz Moor im dritten Akt mit dem Degen davonjagt.
Amalia ist auch eine großzügige und liebevolle Person, da sie dem alten Moor für seine Abwendung von Karl verzeiht und auf ein Wiedersehen mit ihrem Liebsten im Jenseits hofft.
Sie erliegt den Täuschungen Hermanns lediglich, weil dieser von Karls Treue bis in den Tod hinaus erzählt.
Zum Grafen von Brand fühlt sich Amalia hingezogen, ohne zu erkennen, dass es sich um ihren totgeglaubten Geliebten handelt. Hier bleibt sie trotzdem Karl treu und unterdrückt die aufkommenden Gefühle gegenüber dem Grafen.
Als sie im letzten Akt erkennt, dass Karl aufgrund des Treueschwurs an die Räuber gebunden ist, sucht sie Erlösung im Tod, da ihre Vereinigung mit Karl nur noch im Jenseits stattfinden kann.
Charakterisierung – Graf Maximilian von Moor
Der alte Graf wird als ungerecht und willensschwach dargestellt.
Von beiden Söhnen hat er nur dem älteren seine Vaterliebe zukommen lassen. Dadurch trägt er eine erhebliche Schuld an der Entwicklung Franzens.
Er nimmt eine passive Rolle ein, da er die Aussagen über Karl einfach annimmt, ohne diese zu prüfen. Damit fällt er vollkommen auf die Intrige seines jüngsten Sohnes rein.
Der Vater wird von Schicksalsschlägen heimgesucht, ohne aktiv etwas dagegen zu tun. Diese schwächen ihn derartig, dass er im letzten Akt durch die Offenbarung Karls als Räuberhauptmann stirbt.
Charakterisierung – Moritz Spiegelberg
Spiegelberg gibt die Idee zur Gründung der Räuberbande und ist innerhalb der Räuberhandlung Karls Gegenspieler. Er ist Jude und im Gegensatz zu Karl einfacher Herkunft.
Spiegelberg hat einen niederträchtigen und äußerst gewalttätigen Charakter – er begeht seine Verbrechen aus Mordlust und prahlt mit ihnen.
Damit hebt er die positiven Aspekte des Räubers Karl Moor hervor, da dieser mit seinen Taten und Handlungen im Gegensatz zu Spiegelberg für Gerechtigkeit sorgt.
Er ist in seiner Verschlagenheit und Gerissenheit Franz Moor ähnlich.
Da er nicht als Räuberhauptmann bestimmt wurde, begeht Spiegelberg seine Taten aus Neid und Wut.
Sein Mordanschlag an Karl, welchen er zusammen mit Razmann vollziehen möchte, scheitert letzten Endes und Spiegelberg wird vom treuen Schweizer erstochen.
Charakterisierung – Kosinsky
Kosinsky ist wie Karl von adeliger Herkunft und ist schon in jungen Jahren das Erbe seine Vaters angetreten.
Er fällt auf eine Intrige des Ministers seines Landesfürsten ein, wodurch seine bürgerliche Geliebte Amalia Mätresse des Landesfürsten wird. Zusätzlich verliert er in der Folge alle seine materiellen Güter und wird sogar seiner Heimat verwiesen.
Deshalb führt er ein Leben als Söldner und Abenteurer, als er sich der Gruppe der Räuber anschließen möchte. Kosinsky ist fasziniert von der Robin Hood-ähnlichen Figur des Karl Moor, der mit seiner Räuberbande für die Freiheit kämpft.
Sein Schicksal erinnert Karl an sein eigenes, wodurch die Handlung einen Wendepunkt erreicht: Karl verspürt Heimweh und beschließt, nach Franken zum väterlichen Schloss zurückzukehren.
Er wird sogar zu einem engen Vertrauten, der Karl als Einziger zum Schloss begleiten darf.
Charakterisierung – Daniel
Daniel ist ein alter Diener und steht seit über 40 Jahren im Dienste der Moors.
Dadurch hat er eine sozial niedrigere Stellung inne, hat aber Karl miterzogen, als dieser ein kleiner Junge war. Die Verbindung zwischen den beiden scheint sehr eng zu sein, da Karl sogar versprochen hatte, Daniel zu seinem Verwalter zu machen.
Er lebt ein tugendhaftes und gottesfürchtiges Leben und schöpft seine Kraft aus seinem christlichen Glauben.
Dies zeigt sich darin, dass er trotz seiner unterwürfigen Stellung als Diener die Mordpläne von Franz nicht umsetzen möchte, da sie gegen seine Moralvorstellungen gehen. Im letzten Akt möchte er deswegen sogar aus dem Schloss Moor fliehen.
Seine wichtigste Rolle nimmt er ein, als er Karl über die Intrigen Franzens aufklärt.
Charakterisierung – Hermann
Er ist das uneheliche Kind eines Adeligen und einer Bürgerlichen, was ihm eine Außenseiterrolle zuschreibt, da er auch ein elendes Leben zu führen scheint.
Er begehrt Amalia und wurde von ihr vor dem Einsetzen der Haupthandlung bereits abgewiesen.
Durch diese Umstände fühlt er sich minderwertig und verfällt Franzens Intrige, indem er für angebliche Beleidigungen Rache am alten Grafen von Moor und Karl üben möchte.
Nach seiner Täuschung kommen ihm Zweifel an seinem Tun und er gesteht – von Schuldgefühlen geplagt – Amalia, dass Karl und sein Vater noch am Leben seien.
Charakterisierung – Pater und Pastor Moser
Beide Figuren treten als Vertreter der Kirche im Drama auf. Der Pater erscheint in den Böhmischen Wäldern, um die Räuber zur Aufgabe zu bewegen. Pastor Moser wird von Franz im letzten Akt gerufen, um ihn von seinen Todesängsten zu beruhigen. Dabei stehen beide Geistlichen in ihrer Funktion im Kontrast zueinander.
Der Pater
Der Pater ist zwar ein Vertreter der Kirche, wird aber von der Obrigkeit geschickt, um mit den Räubern zu verhandeln. Damit repräsentiert er einen Teil der Kirche, der mit den Mächtigen in der Gesellschaft zusammenarbeitet.
Karl Moor als Räuberhauptmann lässt sich nicht unter Druck setzen und schafft es, dem Pater die eigenen Verfehlungen der Kirche vor Augen zu führen und diesen damit mundtot zu machen. Damit erweisen sich die Räuber dem Pater moralisch überlegen.
Pastor Moser
Pastor Moser dagegen dient nur Gott und leistet Franz Moor trotz seiner Kritik an dessen Machenschaften seelischen Beistand.
Er widerlegt dessen materialistische Weltanschauung und macht Franz deutlich, dass alle Taten vor Gott zu verantworten sind.
Charakterisierung – Die Räuberbande
Neben Karl, Spiegelberg und Kosinsky besteht die Räuberbande am Anfang noch aus Razmann, Grimm, Schufterle, Roller, Schwarz und Schweizer.
Im Personenverzeichnis werden sie als „Libertiner“ aufgeführt. Dies meint so viel wie „Freigelassene“ und bezog sich im alten Rom auf Juden, die nach ihrer Gefangennahme wieder freigelassen wurden. Mit dem Begriff, der sich aus dem lateinischen liber = frei abwandelt, sind also Andersdenkende, beziehungsweise freidenkende Menschen gemeint.
Daraus lässt sich auch schließen, dass sie bereits vor der Gründung der Räuberbande mit dem Gesetz aneinandergeraten sind.
Die Sprache der Kumpanen ist auch eher gehoben, weswegen die Gründungsmitglieder der Oberschicht zuzuordnen sind.
Durch die später hinzukommenden Räuber wächst die Bande schnell. Spiegelberg scheint „jegliches Gesindel“ zu rekrutieren, wohingegen Karl auch „edle“ Männer mit seinen Freiheitsbestrebungen verführt.
Vor allem sind Schweizer und Roller aus der Gruppe hervorzuheben, da beide ein sehr enges Verhältnis zu Karl haben. Für Roller ist Karl bereit, eine ganze Stadt in Brand zu setzen und durch seinen späteren Tod leistet er erneut den Treueschwur und besiegelt damit endgültig sein Schicksal.
Schweizer rettet Karl mehrmals das Leben, ermordet Spiegelberg und lässt sich als Racheengel gegen Franz einsetzen. Dabei geht seine Treue so weit, dass er sogar Selbstmord begeht, als er den Auftrag, Franz lebend zu ergreifen, nicht zu Ende führen kann.
Für Karl sind die Räuber zunächst ein Mittel zum Zweck. Durch sie möchte er für Gerechtigkeit kämpfen, doch außer Kosinsky scheint niemand seine Ideale zu teilen. Karl ist zwar der Anführer, wirkt aber als Außenseiter innerhalb der Räuberbande.
Sie sind es auch, die durch ihren verkommenen Charakter am Ende des Dramas auf den Treueschwur beharren und damit einen tragischen Ausgang der Geliebten Karl und Amalia herbeiführen.
Figuren - Das Wichtigste
Schiller wollte die Randgruppe der Räuber in seinem gleichnamigen Werk beleuchten. Daher bilden sie die wichtigste Personengruppe.
Es treten aber auch Einzelpersonen auf, welche tragende Rollen innehaben.
So ist zum Beispiel Franz Moor der Bösewicht. Aber auch Graf Maximilian von Moor und Amalia von Edelreich sind wichtige Charaktere für die Entwicklung des zentralen Bruderkonflikts zwischen Karl und Franz Moor.
Die Hauptpersonen sind bewusst als gegensätzliche Charaktere angelegt, durch die das dialektische Prinzip des Schauspiels dargestellt werden soll.
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