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"Die Räuber" Friedrich Schiller – Zusammenfassung
"Die Räuber" Inhalt I. Akt – Die Exposition
Im Folgenden wird der Inhalt des 1. Akts zusammengefasst und wichtige Schlüsselszenen mit Deutungsansätzen erläutert.
Erste Szene
- Franz Moor fälscht den Brief seines älteren Bruders Karl Moor, um den Vater zu täuschen.
- Karl soll in Leipzig unzählige Straftaten begannen haben, wodurch sich Graf Maximilian von Moor gezwungen sieht, seinen ältesten Sohn als pädagogische Maßnahme zu verstoßen.
- Er bittet Franz, ein Antwortschreiben an Karl aufzusetzen, das aber nicht zu hart klingen soll.
Franz Moor tritt an seinen Vater Maximilian, den Grafen von Moor, heran und erzählt von einem Brief aus Leipzig, den er von einem Freund seines älteren Bruders Karl Moor erhalten habe. In diesem schreibt der Kamerad, dass sich Karl in ernsten Schwierigkeiten befinde. Er habe 40.000 Dukaten Schulden angehäuft, die Tochter eines reichen Bankiers entjungfert, den Verlobten in einem Duell getötet und befinde sich nun auf der Flucht vor der Justiz – sogar ein Kopfgeld sei auf ihn ausgesetzt.
Der Graf von Moor ist von den Untaten Karls erschüttert und Franz redet weiter auf ihn ein, den ältesten Sohn zu verstoßen. Was der alte Moor jedoch nicht weiß: Franz hat die Nachricht vom angeblichen Freund aus Leipzig gefälscht und den echten, versöhnlichen Brief von Karl verschwinden lassen.
Der Graf von Moor bittet Franz, ein Antwortschreiben zu verfassen, in welchem er seinen ältesten Sohn verstößt und enterbt. Damit erhofft er sich eine Läuterung (Reue) von Karl und beabsichtigt, den Kontakt zu ihm wieder aufzunehmen, sobald dieser auf den rechten Weg zurückgekehrt ist. Daher ermahnt er Franz, den Brief nicht zu schroff und abweisend zu formulieren, was dieser jedoch ignoriert, da er das vollständige Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn herbeiführen möchte.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Beginn des Familienkonflikts:
Der Familienkonflikt wird in der ersten Szene durch eine Intrige des jüngsten Moor eröffnet.
Franz: „Lasst mich vorerst auf die Seite gehen und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist Euer Sohn; ich sollte seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder.“
Franz versucht, seinen Vater davon zu überzeugen, Karl zu verstoßen.
Franz: „Nun sagt mir einmal – Wenn Ihr diesen Sohn nicht den Euren nennen müsstet, Ihr wärt ein glücklicher Mann?“
Franz: „- da müsst ich ein erbärmlicher Stümper sein, wenn ich’s nicht einmal so weit gebracht hätte, einen Sohn vom Herzen des Vaters loszulösen, …“
Franzens Plan:
Franz Moor fühlt sich durch die Natur (hässliches Aussehen), gesellschaftlichen Bestimmungen (Zweitgeborener) und familiären Verhältnisse (fehlende Liebe des Vaters und Bevorzugung Karls) benachteiligt.
In der Machtergreifung sieht er die einzige Möglichkeit, sich gesellschaftlich durchzusetzen und Respekt zu erreichen.
Franz: „Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere Gesetze.“
Franz möchte sich für die erfahrenen Zurückweisungen und Benachteiligungen rächen und fasst daher einen Plan.
Franz: „Ich will alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt, dass ich nicht Herr bin. Herr muss ich sein, dass ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebenswürdigkeit gebricht.“
Der Plan scheint aufzugehen, da sich Graf Moor von seinem ältesten Sohn abwenden möchte.
Der alte Moor: „Ich will ihm schreiben, dass ich meine Hand von ihm wende“
Zweite Szene
- Karl Moor sitzt mit seinem Kumpel Spiegelberg in einer Kneipe und beschwert sich über die Gesellschaft – er sieht keinen Sinn in seinem Leben.
- Die restlichen Freunde tauchen auf und übergeben Karl den von Franz verfassten Brief, in dem sich sein Vater endgültig von ihm abwendet.
- Spiegelberg schlägt den anderen vor, eine Räuberbande zu gründen.
- Die Gruppe möchte Karl als ihren Hauptmann benennen, was dieser aus Frust gegenüber seinem Vater annimmt. Gemeinsam leisten sie einen Treueschwur bis in den Tod.
In einer Kneipe an den Grenzen Sachsens sitzt Karl Moor mit seinem Freund Spiegelberg zusammen und beschwert sich über das "schlappe Kastratenjahrhundert". Er möchte sich nicht den Gesetzen der Gesellschaft beugen und erkennt in seiner Weltsicht kein Ideal, dem er sich verschreiben kann.
Spiegelberg bietet ihm daraufhin an, sich an seiner Seite dem wilden Studentenleben anzuschließen, doch auch hier sieht Karl keinen Sinn. Er möchte viel lieber in sein Elternhaus zurückkehren und sich mit seiner Geliebten Amalia versöhnen. Dazu hatte er bereits einen Brief an den Grafen Moor geschickt, in dem er seinen Vater um Verzeihung bittet.
Nun kommen die übrigen Freunde von Karl (Schweizer, Grimm, Roller, Schufterle und Razmann) in der Kneipe an und überreichen ihm den vermeintlichen Brief seines Vaters. Nachdem Karl erfährt, dass Graf Maximilian von Moor ihn verstoßen hat und ihm unter keinen Umständen für seine Taten verzeihen wird, lässt er den Brief fallen und stürmt aus der Kneipe.
Die Freunde lesen den Brief und Spiegelberg nutzt die Gelegenheit, um die anderen von seinem Plan zu überzeugen, eine Räuberbande mit ihm als Kopf zu gründen und sich in den Böhmischen Wäldern niederzulassen. Nun kehrt Karl zurück und erklärt den anderen, dass für ihn eine Welt zusammengebrochen sei – er verteufelt die gesamte Menschheit und nimmt aufgewühlt das Angebot seiner Freunde an, Anführer der Räuberbande zu werden.
Er formuliert einen Eid, der die einzelnen Mitglieder bis an ihren Tod aneinanderbinden soll und die Freunde schwören Karl als Räuberhauptmann die Treue. Nur Spiegelberg hält sich heimlich zurück und ist verbittert darüber, dass ihn die Gruppe nicht zum Anführer gewählt hat.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls Weltschmerz / Klage an die Gesellschaft:
Karl Moor will sich nicht den Gesetzen der Gesellschaft beugen, da er der Meinung ist, dass sie ihn in seinem Tun und Handeln, aber auch in seinem Denken einschränken.
Moor: „Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schnecken-gang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus…“
Karl erkennt kein Ideal in seiner Weltsicht und ist deswegen perspektivlos.
Moor: „Pfui über das schlappe Kastratenjahrhundert, zu nichts nütze, als die Taten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Altertums mit Kommentationen zu schinden...“
Er ist eine innerlich zerrissene Person, da er einerseits frei handeln (im Sinne eine Adlerflugs), aber andererseits auch in die naturhafte Idylle seines Vaterhauses zurückkehren möchte.
Moor: „Im Schatten meiner väterlichen Haine, in den Armen meiner Amalia lockt mich ein edler Vergnügen. Schon die vorige Woche hab ich meinem Vater um Vergebung geschrieben, hab ihm nicht den kleinsten Umstand verschwiegen, und wo Aufrichtigkeit ist, ist auch Mitleid und Hilfe.“
Die endgültige Abweisung durch den Vater versetzt Karl in einen wahnsinnigen Zustand.
Moor: „Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit, - Mörder, Räuber! – mit diesem Wort war das Gesetz unter meine Füße gerollt – Menschen haben Menschheit vor mir verborgen, da ich an Menschheit appellierte, weg dann von mir Sympathie und menschliche Schonung! – Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, dass mir jemals etwas teuer war!“
Karl Moor wird durch seine Freunde zu der Entscheidung geführt, Räuberhauptmann zu werden. Dies unterscheidet ihn grundlegend von seinem jüngeren Bruder, welchen die eigene berechnete Kalkulation ausmacht.
Dritte Szene
- Franz gesteht der Geliebten seines Bruders, Amalia, seine Liebe und zieht über Karl her.
- Amalia durchschaut das falsche Spiel und schickt Franz fort.
- Dieser zeigt sein wahres Gesicht und schwört Rache.
Im Schloss Moor versucht Franz, Amalia für sich zu gewinnen, indem er ihr seine Liebe gesteht und über den älteren Bruder herzieht. Er behauptet sogar, Karl habe den Diamantring, den Amalia ihm aus Liebe geschenkt hatte, für eine Prostituierte eingetauscht. Außerdem habe er Franz gesagt, er wolle sie für immer verlassen. Doch Amalia durchschaut Franzens Lügen und schickt ihn fort. Dieser zeigt sein wahres Gesicht, schwört Rache und lässt eine verzweifelte und traurige Amalia zurück.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Amalias Liebe zu Karl:
Amalia durchschaut das falsche Spiel und bleibt ihrer Liebe zu Karl treu.
Amalia: „Ha! Karl! Nun erkenn' ich dich wieder! Du bist noch ganz! ganz! alles war Lüge! – Weißt du nicht, Bösewicht, dass Karl unmöglich das werden kann?“;
Amalia: „O ich kenne dich, von itzt an kenn ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor die sollt‘ er um mich geweint haben? Vor dir? Ehe hätt er meinen Namen auf den Pranger geschrieben! Geh den Augenblick!“
Der jüngere Bruder scheitert bei ihr als Intrigant und seine Unterlegenheit gegenüber Karl wird nochmal deutlich gemacht.
Amalia folgt ihrem Herzen und bleibt als einzige Hauptfigur des Dramas rein.
"Die Räuber" Inhalt II. Akt – Die Steigerung
Im Folgenden wird der Inhalt des 2. Akts zusammengefasst und wichtige Schlüsselszenen mit Deutungsansätzen erläutert.
Erste Szene
- Franz überlegt, wie er den eigenen Vater umbringen und seinen älteren Bruder für immer loswerden könnte.
- Dafür manipuliert er den Diener Hermann, ihm bei seinem tückischen Plan zu helfen und verspricht ihm als Belohnung die Hand von Amalia.
In seinem Zimmer überlegt Franz, wie er den Grafen von Moor vom Thron stürzen könnte.Er ist sogar dazu bereit, seinen eigenen Vater zu vergiften, um alleiniger Herrscher zu werden. Der Hofdiener Hermann tritt auf und Franz hetzt ihn gegen seinen Bruder und den Grafen von Moor auf, indem er vorgibt, Karl hätte sich über dessen uneheliche Herkunft lustig gemacht.
Für Hermanns Hilfe gegen Karl und den alten Moor verspricht ihm Franz die Hand von Amalia. Dazu müsse er sich vor dem Grafen als Kamerad von Karl ausgeben und ihm die Botschaft überbringen, sein Erstgeborener sei verstorben. Nachdem er Hermann die gefälschten Beweise für den Tod seines Bruders übergibt und dieser die Szene verlässt, zeigt Franz wieder sein wahres Gesicht: Er hatte nie vor, auf Amalia zu verzichten.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Instrumentalisierung Hermanns
Franzens Entschluss, den eigenen Vater zu töten und den älteren Bruder aus dem Weg zu räumen, wird nochmal hervorgehoben.
Durch psychologische Manipulation schafft er es, den Diener Hermann auf seine Seite zu ziehen, um den eigenen Vater zu vergiften und seinen Bruder endgültig zu enterben. Dabei spielt er ein doppeltes Spiel, da er ihm vermeintlich die Hand von Amalia verspricht.
Franz: „wünschest du wirklich, ich wäre Herr? (…) Dann solltest du, ganz wie du da bist, mit Gold überzogen werden, und mit vier Pferden durch die Straßen dahinrasseln, wahrhaftig, das solltest du!“
Franz: „Wenn der Ochse den Kornwagen in die Scheune gezogen hat, so muss er mit Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd und keine Amalia“
Wie sein älterer Bruder möchte sich auch Franz Moor in seinem Streben nach der großen Tat von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Franz: „Soll sich mein hochfliegender Geist an den Schneckengang der Materie ketten lassen?“
Zweite Szene
- Amalia versucht, den alten Grafen von Moor über die Abwesenheit seines ältesten Sohnes hinwegzutrösten.
- Der Diener Hermann tritt verkleidet vor den Grafen und erzählt ihm von Karls Tod. Dabei zeigt er gefälschte Beweise, die diesen Umstand belegen sollen.
- Der Graf von Moor gibt sich die Schuld für Karls Tod und bricht zusammen – Franzens Plan scheint aufgegangen und er sieht sich daraufhin bereits als neuer Herrscher.
Amalia betrachtet den schlafenden Grafen von Moor und erkennt, dass sie ihm nicht die Schuld für Karls Abwesenheit geben kann. Der alte Moor träumt von seinem geliebten Sohn und ist verzweifelt, ihn nicht bei sich zu haben. Amalia versucht ihn zu trösten, als Franz und der verkleidete Hermann an den Grafen herantreten.
Hermann erzählt dem Grafen, er habe neben Karl im Krieg zwischen Österreich und Preußen gekämpft und diesen sterben sehen. Der Graf habe seinen Sohn in die Verzweiflung getrieben und nur deswegen sei Karl in den Krieg gezogen. Er übergibt dem alten Moor als Beweis das vermeintliche Schwert des Verstorbenen und, an Franz gerichtet, im Namen von Karl ein Portrait von Amalia, wodurch sein letzter Wille – die Übergabe Amalias in Franzens Obhut – klar werden soll.
Der Graf ist erschüttert und gibt sich die Schuld an Karls Tod. Amalia versucht ihn zwar zu trösten, doch Franz streut mit seinen Reden Salz in die Wunde des Alten, woraufhin dieser tot zusammenbricht. Schon sieht sich Franz als neuer Herrscher und hält freudig einen Monolog darüber, dass er als einziger Erbe des Throns wie ein Tyrann herrschen werde.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Hermanns Auftritt und die Kunde von Karls vermeintlichem Tod
Hermann tritt verkleidet vor den Grafen und übergibt gefälschte Beweise von Karls Tod. Das blutige Schwert soll dem alten Grafen Moor Schuldgefühle an Karls Tod auferlegen und das Portrait Karls letzten Willen – die Übergabe Amalias in Franzens Obhut – darstellen.
Hermann: „Nimm dies Schwert, röchelte er [Karl], du wirst’s meinem alten Vater überliefern, das Blut seines Sohnes klebt daran, er ist gerochen, er mag sich weiden. Sag ihm, sein Fluch hätte mich gejagt in Kampf und Tod, ich sei gefallen in Verzweiflung!“
Hermann: „Hier ist das Schwert, und hier ist auch ein Porträt, das er zu gleicher Zeit aus dem Busen zog! Es gleicht diesem Fräulein auf ein Haar. Die soll mein Bruder Franz, sagte er, – ich weiß nicht, was er damit sagen wollte.“
Amalia reagiert nicht wie geplant, da sie erschüttert wegrennt. Hermann kommen erste Zweifel an der Intrige.
Hermann: (Leise zu Franz.) Warum habt Ihr auch das gemacht, Junker? (Geht schnell ab.)
Der alte Graf Moor bricht aufgrund seiner Schuldgefühle tot zusammen, wodurch Franzens Plan erfolgreich zu sein scheint.
Der alte Moor: „Das ist der Tod! – Schwarz – schwimmt – vor meinen – Augen – ich bitt dich – ruf dem Pastor – dass er mir – das Abendmahl reiche – Wo ist – mein Sohn Franz? (…) Und das all – all – von zwei Kindern voll Hoffnung – du hast sie – gegeben – hast sie – genommen - - dein Name sei - -“
Der Weg für Franz als tyrannischer Herrscher scheint nun frei.
Franz: „Meine Augenbrauen sollen über euch herhangen wie Gewitterwolken, mein herrischer Name schweben wie ein drohender Komet über diesen Gebirgen, meine Stirne soll euer Wetterglas sein! (...) Ich will euch die zackigte Sporen ins Fleisch hauen, und die scharfe Geißel versuchen. (…) in diese Liverei will ich euch kleiden!“
Dritte Szene
- Spiegelberg kehrt zum Lager der Räuber in den Böhmischen Wäldern zurück und prahlt mit seinen Gräueltaten, die im Gegensatz zur Robin Hood-Attitüde von Karl Moor als Räuberhauptmann stehen.
- Der Räuber Schwarz berichtet der Truppe, dass Roller gefangen genommen und zum Tode verurteilt wurde.
- Karl hat seinen Freund aber bereits befreit und dabei die Stadt, in der Roller gefangen gehalten wurde, in Brand gesteckt. Dabei sind jedoch viele Unschuldige ums Leben gekommen und Karl kommen erste Zweifel an seiner Berufung als Räuberhauptmann.
- Die Räuber werden von Soldaten umzingelt und ein Geistlicher versucht sie zu überreden, sich den Soldaten zu stellen, oder wenigstens ihren Hauptmann auszuliefern.
- Die Räuber lehnen das Angebot ab und ziehen gemeinsam mit Karl gegen die Soldaten in den Kampf.
Unterdessen lebt Karl mit seiner Räuberbande in den Böhmischen Wäldern. Spiegelberg stößt gerade wieder mit neuen Rekruten zum Haufen hinzu und prahlt mit den Gräueltaten, die er während seiner Abwesenheit begangen hat. Razmann dagegen schwärmt von seinem Hauptmann in den höchsten Tönen. Karl sei ein ehrenhafter Räuber, der für Gerechtigkeit sorge und seine Beute an Hilfsbedürftige verschenke.
Dies scheint Spiegelberg einzuschüchtern und er bittet Razmann darum, Karl nichts von seinen grausamen Verbrechen zu erzählen. Plötzlich stürmt der Räuber Schwarz herbei und berichtet, dass Roller vor einiger Zeit verhaftet und nun zum Tode verurteilt sei. Während die Räuber darüber diskutieren, werden sie von Roller, Karl als Räuber Moor und dem restlichen Räubertrupp überrascht. Schweizer erzählt, dass Karl und sein Gefolge während der Befreiung Rollers die nahegelegene Stadt in Brand gesetzt haben.
Bei dieser Aktion seien jedoch viele Unschuldige ums Leben gekommen, was Karl zutiefst schockiert. In seiner Reue möchte Karl fliehen, doch etliche böhmische Soldaten konnten die Spuren der Bande bis in die Wälder zurückverfolgen und haben die Räuber bereits umzingelt. Es stellt sich heraus, dass Karl seinem Gefolge absichtlich diese Falle gestellt hat, um ihre Treue zu testen.
Ein Geistlicher der Kirche tritt zu den Räubern hinzu, um mit ihnen zu verhandeln. Karl nutzt diese Gelegenheit, um seine Taten vor dem Pater zu rechtfertigen. Er habe für Gerechtigkeit gesorgt und nur die Reichen, die in seinen Augen verdorben sind, bestohlen. Der Pater wendet sich daraufhin zur restlichen Bande und bietet jedem Einzelnen völlige Immunität an, wenn sie ihren Hauptmann an das Gesetz ausliefern. Die Räuber lehnen das Angebot jedoch ab und liefern Karl damit den ultimativen Beweis ihrer Treue. Der Hauptmann ist darüber erfreut und gemeinsam ziehen sie gegen die Soldaten in den Kampf.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls Leben als Räuber
Spiegelberg sieht seine Berufung als Räuber darin, die grausamsten Verbrechen zu begehen. Dabei steht er im direkten Kontrast zum Räuber Moor, der für Gerechtigkeit sorgen möchte. Für Spiegelberg gilt nur der Selbstzweck und die Freude an der Gewalt. Karl erscheint als der "edle" Räuber.
Spiegelberg: „Itzt pfeif ich, und meine Kerls draußen fangen an zu stürmen und zu hasselieren, als käm der Jüngste Tag, und hinein mit bestialischem Gepolter in die Zellen der Schwestern!“
Razmann: „Er [Karl] mordet nicht um des Raubes willen wie wir – nach dem Geld schien er nicht mehr zu fragen, sobald er’s vollauf haben konnte, und selbst sein Drittteil an der Beute, das ihn von Rechts wegen trifft, verschenkt er an Waisenkinder, oder lässt damit arme ungen von Hoffnung studieren.“
Karl ist schockiert, als er erfährt, dass Unschuldige bei der Befreiung Rollers ihr Leben lassen mussten. Es kommen ihm Zweifel an seinem Leben als Räuberhauptmann und er versucht, seine Taten zu rechtfertigen, indem er sie mit Gottes Werk gleichsetzt. Er selbst scheint davon aber nicht ganz überzeugt zu sein.
Moor: „Höre sie nicht, Rächer im Himmel! – Was kann ich dafür? Was kannst du dafür, wenn deine Pestilenz, deine Teurung, deine Wasserlfuten, den Gerechten mit dem Bösewicht auffressen? Wer kann der Flamme befehlen, dass sie nicht auch durch die gesegneten Saaten wüte, wenn sie das Genist der Hornissel zerstören soll? (…) geh, geh! Du bist der Mann nicht, das Rachschwert der obern Tribunale zu regieren, du erlagst bei dem ersten Griff – hier entsag ich dem frechen Plan, gehe, mich in irgendeine Kluft der Erde zu verkriechen, wo der Tag vor meiner Schande zurücktritt.“
Karls Kritik an der Obrigkeit
Vor dem auftretenden Pater versucht Räuber Moor nochmals seine Taten zu rechtfertigen, indem er seinen Gerechtigkeitssinn hervorhebt.
Moor: „(…) Ich bin kein Dieb, der sich mit Schlaf und Mitternacht verschwört, und auf der Leiter groß und herrisch tut (…) Sag ihnen, mein Handwerk ist Wiedervergeltung – Rache ist mein Gewerbe.“
Karl geht sogar so weit, die Kirche selbst und ihre Anhänger als scheinheilige Unmenschen zu bezeichnen, die zwar Liebe und Vergebung predigen, selbst aber Verbrechen begehen.
Moor: „Da donnern sie Sanftmut und Duldung aus ihren Wolken, und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer wie einem feuerarmigen Moloch – predigen Liebe des Nächsten, und fluchen den achtzigjährigen Blinden von ihren Türen hinweg; - stürmen wider den Geiz und haben Peru um goldner Spangen willen entvölkert und die Heiden wie Zugvieh vor ihre Wagen gespannt – (…)“
Sein Schicksal ist nun zu sehr mit dem der Räuber verwickelt. Karl distanziert sich zwar von den Räubern, ihm wird aber bewusst, dass er selbst überschätzt gehandelt hat. Seine Bande kann er nicht im Stich lassen.
Moor: Oh glaubt das nicht! – Ihr seid nicht Moor! Ihr seid heillose Diebe! Elende Werkzeuge meiner größeren Pläne, wie der Strick verächtlich in der Hand des Henkers! Diebe können nicht fallen, wie Helden fallen.“
Moor: „Itzt sind wir frei – Kameraden! Ich fühle eine Armee in meiner Faust – Tod oder Freiheit!“
"Die Räuber" Inhalt III. Akt – Der Höhe- und Wendepunkt
Im Folgenden wird der Inhalt des 3. Akts zusammengefasst und wichtige Schlüsselszenen mit Deutungsansätzen erläutert.
Erste Szene
- Franz versucht ein weiteres Mal, Amalia für sich zu gewinnen, wobei er nicht davor zurückschreckt, ihr zu drohen und sogar Gewalt anzuwenden.
- Amalia schafft es, Franz mit seinem Degen davonzujagen.
- Hermann tritt an sie heran und erzählt ihr, dass sowohl Karl als auch der Graf von Moor am Leben sind.
Im Garten des Schloss Moor singt Amalia über ihre Liebe zu Karl, als Franz hinzukommt und als neuer Herrscher abermals um ihre Hand anhält. Sie weist ihn zurück, woraufhin er damit droht, sie in ein Kloster zu sperren. Amalia nimmt den Vorschlag dankend an und schafft es sogar nach einem kurzen Handgemenge, Franz den Degen zu entreißen und ihn damit fortzujagen.
Nun tritt Hermann schüchtern herein und bittet sie um Vergebung. Sein schlechtes Gewissen habe ihn dazu bewogen, ihr die Wahrheit zu verraten und er berichtet davon, dass sowohl Karl als auch der alte Graf von Moor noch am Leben sind. Amalia ist wie vom Donner gerührt.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Franzens endgültige Zurückweisung durch Amalia
Da er Amalia nicht davon überzeugen kann, seine Frau zu werden, schreckt Franz selbst vor Drohungen nicht zurück und versucht sogar, Amalia zu vergewaltigen. Dies unterstreicht seine Aussage in der ersten Szene des ersten Akts.
Franz: „Noch weiß ich Mittel, die den Stolz eines einbildischen Starrkopfs so hübsch niederbeugen können – Kloster und Mauern!“
Franz: „(…) an den Haaren will ich dich in die Kapelle schleifen, den Degen in der Hand, dir den ehelichen Schwur aus der Seele pressen, dein jungfräuliches Bette mit Sturm ersteigen, und deine stolze Scham mit noch größerem Stolze besiegen.“
Amalias ungebrochene Treue zu Karl wird nochmal deutlich.
Amalia: „(…) und in Kloster und Mauren mit deinem Basiliskenanblick auf ewig verschont, und Muße genug, an Karl zu denken, zu hangen.“
Zweite Szene
- Karl zeigt Reue am Leben als Räuberhauptmann und erinnert sich an seine glückliche Kindheit zurück.
- Durch den anstrengenden Kampf und den Verlust seines Freundes Roller sieht sich Karl dazu gezwungen, den Treueschwur an die Räubertruppe zu wiederholen.
- Der junge Kosinsky möchte sich den Räubern anschließen und erzählt Karl von seinem traurigen Schicksal.
- Durch Kosinskys Schicksal bewegt und an seine Geliebte Amalia erinnert, möchte Karl sehnsüchtig in seine Heimat zurückkehren.
Karl lagert mit seinen Räubern in einer Gegend an der Donau und verfällt beim Anblick der schönen Landschaft in tiefe Melancholie. Das Räuberleben bringt in seinen Augen keine Glückseligkeit und ist eine reine Illusion. Der Hauptmann erinnert sich an seine Kindheit und verschreckt mit seinem Verhalten zunächst die anderen Räuber.
Er trauert um seinen Freund Roller, der in der Schlacht mit den böhmischen Soldaten sein Leben lassen musste. Er war als Einziger auf der Seite der Räuber gefallen, die Gegenseite musste dagegen heftige Verluste erleiden und als Karl erfährt, dass sie insgesamt dreihundert Soldaten niedergestreckt haben, schwört er seinen Gefolgsleuten im Wahn nochmals die ewige Treue.
Der junge Kosinsky tritt an die Räuber heran und möchte sich ihnen anschließen. Karl will ihn aber zunächst von diesem Gedanken abbringen. Kosinsky offenbart ihm daraufhin seine Beweggründe – durch eine Intrige des Ministers habe er seine Geliebte, die zufällig auch Amalia heiße, an den Fürsten verloren. Die Geschichte löst in Karl die Sehnsucht nach seiner eigenen Amalia aus, wodurch er Kosinsky in die Bande aufnimmt und mit den Räubern zurück nach Franken aufbricht.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls Sehnsucht und der Wendepunkt in seinem Leben als Räuberhauptmann
Karl sieht in seinem Leben als Räuberhauptmann nichts als eine Illusion. Seine Pläne scheinen fehlgeschlagen.
Moor: „(…) – Bruder – ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen, und ihre Riesenprojekte, ihre Götterplane und ihre Mäusegeschäfte, das wunderseltsame Wettrennen nach Glückseligkeit; dieser dem Schwung seines Rosses anvertraut – ein anderer der Nase seines Esels – ein Dritter seinen eigenen Beinen; dieses bunte Lotto des Lebens, worein so mancher seine Unschuld, und – seinen Himmel setzt, einen Treffer zu haschen, und – Nullen sind der Auszug – am Ende war kein Treffer darin. Es ist ein Schauspiel, Bruder…“
Die Erkenntnis stellt einen wichtigen Punkt im Drama dar, da sich Karl seines Schicksals bewusst wird. Die Rückkehr in sein altes Leben ist nicht mehr möglich und somit bindet sich Karl endgültig an die Räuber, indem er seinen Schwur erneuert.
Moor: „Und ich so hässlich auf dieser schönen Welt – und ich ein Ungeheuer auf dieser herrlichen Erde. (…) Meine Unschuld! Meine Unschuld! – Seht! Es ist alles hinausgegangen, sich im friedlichen Strahl des Frühlings zu sonnen – warum ich allein die Hölle saugen aus den Freuden des Himmels? (…) Ich allein der Verstoßene, ich allein ausgemustert aus den Reihen der Reinen – mir nicht der süße Name Kind – nimmer mir der Geliebten schmachtender Blick (…) Umlagert von Mördern – von Nattern umzischt – angeschmiedet an das Laster mit eiserner Banden – hinausschwindelnd ins Grab des Verderbens auf des Lasters schwankendem Rohr…“
Karl: „Hier heb ich meinen Dolch auf! So wahr meine Seele lebt! Ich will euch niemals verlassen. (…) Bei den Gebeinen meines Rollers! Ich will euch niemals verlassen.
Der Wendepunkt tritt mit der Figur des Kosinsky ein, der Karl sein Schicksal offenbart. In diesem erkennt Karl Parallelen zu seinem eigenen Leben und trifft die Entscheidung, in seine Heimat zurückzukehren. Scheint ein positiver Ausgang doch noch möglich?
Moor: „Ich muss sie sehen. – Auf! Rafft zusammen – du bleibst, Kosinsky – packt eilig zusammen! (…) sie weint, sie vertrauert ihr Leben. Auf! Hurtig! Alle! Nach Franken! In acht Tagen müssen wir dort sein.“
"Die Räuber" Inhalt IV. Akt – das retardierende Moment (Peripetie)
In diesem Abschnitt wird der Inhalt des 4. Akts zusammengefasst und wichtige Schlüsselszenen mit Deutungsansätzen erläutert.
Erste Szene
- Karl erreicht das Moorische Schloss und möchte seine Identität verbergen, indem er sich als Graf von Brand ausgibt.
- Nach kurzen Bedenken entscheidet sich Karl dazu, das Schloss zu betreten.
Karl erreicht mit seinen Räubern die ländliche Gegend um das Moorische Schloss. Er möchte sich als Graf von Brand aus Mecklenburg und Kosinsky als seinen Reitknecht ausgeben und so vor seinen Vater treten. Doch zunächst verweilt er mit Erinnerungen an seine glückliche Kindheit vor dem Schloss. Seine Gefühle scheinen ihn zu übermannen, sodass er kurz gewillt ist, umzukehren, doch Karl fasst sich ein Herz und betritt das Schloss.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls innere Zerrissenheit
Karl möchte seine Identität verschleiern, da er sich selbst noch nicht sicher ist, wie er Franz konfrontieren könnte. Eine Aussprache mit Amalia möchte er noch hinauszögern. Er ist hin- und hergerissen zwischen der heilen Welt seiner Kindheit und seinem Leben als Räuber, welches ihm eine Rückkehr unmöglich macht.
Moor: „(…) einst saht ihr den Knaben Karl, und der Knabe Karl war ein glücklicher Knabe – itzt saht ihr den Mann, und er war in Verzweiflung. (…) Nein! sehen muss ich sie – muss ich ihn – es soll mich zermalmen! (…) Wie wird mir? Was ist das, Moor? Sei ein Mann! - - Todesschauer – Schreckenahndung - -“
Zweite Szene
- In der Ahnengalerie im Schloss Moor erkennt Karl nach einem Gespräch mit Amalia, dass sie immer noch Gefühle für ihn hegt.
- Währenddessen erkennt Franz im Grafen von Brand seinen älteren Bruder und befiehlt dem alten, gottesfürchtigen Diener Daniel, Karl zu vergiften.
- Franz sieht nun kein Zurück mehr in seinem Handeln.
In der Ahnengalerie sucht Karl, begleitet von Amalia, das Bildnis seines Vaters auf. Als er es endlich erblickt, wird der Räuberhauptmann kurz von seinen Gefühlen übermannt und muss sich die Tränen aus dem Gesicht wischen. Seiner Gastgeberin, die ihn nicht wiedererkennt, hatte er angegeben, den Grafen von Moor zuletzt vor achtzehn Jahren gesehen zu haben.
Als er Amalia auf sein eigenes Bildnis daneben anspricht, wird auch sie von ihren Gefühlen überfordert und rennt weg. Das beweist Karl, dass sie immer noch Gefühle für ihn hat und er geht, sich selbst des Vatermordes beschuldigend, davon.
Zwischenzeitlich schöpft Franz ersten Verdacht über die wahre Identität des Grafen von Brand, da ihn Amalias‘ Entzücken über den Besucher misstrauisch werden lässt.
Als er dann – in Gedanken versunken – vor einem Bildnis Karls steht, trifft ihn die Erkenntnis und er durchschaut den Grafen als seinen älteren Bruder. Da er sowieso schon gesündigt hat, beschließt Franz, sein Komplott zu Ende zu führen und Karl aus dem Weg zu räumen. Der paranoide Herrscher ruft den alten Diener Daniel zu sich und wirft ihm zunächst vor, sich gemeinsam mit dem Grafen von Brand gegen ihn verschworen zu haben.
So soll Daniel ihn auf Geheißen seines älteren Bruders vergiften. Daniel ist sichtlich verstört und streitet jegliche Verschwörung ab, woraufhin Franz seinen Diener erpresst und von ihm fordert, den Fremden zu vergiften. Der christliche Daniel fürchtet zunächst um seine Seele, entschließt sich aber, die Tat am nächsten Tag zu vollziehen. Wieder allein, denkt Franz über seine Situation nach und fühlt sich durch seine egoistische und lebensverneinende Natur noch mehr dazu bewegt, den eigenen Bruder zu töten.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Franzens Paranoia und Nihilismus
Durch die Rückkehr Karls sieht sich Franz Moor dazu gezwungen, zu handeln. Er ist durch seinen älteren Bruder zunächst verunsichert, beschließt aber dennoch, zum Vatermord zusätzlich einen Brudermord zu begehen.
Franz: „Es ist Karl! (…) Er ist’s – Tod und Verdammnis! (…) Bin ich doch ohnehin schon bis an die Ohren in Todsünden gewatet, dass es Unsinn wäre, zurückzuschwimmen, wenn das Ufer schon so weit hinten liegt – Ans Umkehren ist doch nicht mehr zu gedenken – Die Gnade selbst würde an den Bettelstab gebracht, und die unendliche Erbarmung bankrott werden, wenn sie für meine Schulden all gutsagen wollte…“
Franz: „(…) Er soll sterben! – Der ist ein Stümper, der sein Werk nur auf die Hälfte bringt, und dann weggeht, und müßig zugafft, wie es weiter damit werden wird.“
Franzens Charakter bekommt erste "Risse", da deutlich wird, dass er nicht mehr seine kalkulierte, kalte Haltung aufrechterhalten kann. In seiner Paranoia verdächtigt er zunächst den Diener Daniel, ihn vergiften zu wollen.
Franz: „Ich will dich würgen, dass du blau wirst, eisgrauer Lügner du! Nichts? Und was staket ihr denn so beisammen? Er [Graf von Brand] und du und Amalia? Und was flüstertet ihr immer zusammen? Heraus damit! Was für Geheimnisse, was für Geheimnisse hat er dir anvertraut? (…) Willst du es leugnen? Was für Kabalen habt ihr angezettelt, mich aus dem Weg zu räumen?“
In seinem Monolog versucht Franz nochmals, seine bisherigen Taten zu rechtfertigen, indem er in allem Seienden die völlige Sinnlosigkeit sieht. Für ihn zählt nur der eigene Vorteil.
Franz: „Es kommt alles nur darauf an, wie man davon denkt, und der ist ein Narr, der wider seine Vorteile denkt! (…) der Mensch entstehet aus Morast, und watet eine Weile im Morast, und macht Morast, und gärt wieder zusammen in Morast, bis er zuletzt an den Schuhsohlen seines Urenkels unflätig anklebt. Das ist das Ende vom Lied – der morastige Zirkel der menschlichen Bestimmung, und somit – glückliche Reise, Herr Bruder!“
Dritte Szene
- Der Diener Daniel trifft auf den Grafen von Brand und erkennt in ihm Karl Moor wieder.
- Er beichtet ihm die Intrige von Franz, wodurch Karl zwar erschüttert ist, sich jedoch nicht am eigenen Bruder rächen möchte.
- Karl befiehlt Kosinsky, die Pferde zu satteln, möchte selbst aber noch ein letztes Mal Abschied von Amalia nehmen.
In einem anderen Zimmer des Schlosses trifft der Graf von Brand auf Daniel, der in ihm Karl und damit den rechtmäßigen Erben des Throns wiedererkennt. Sofort beichtet ihm Daniel von Franzens Intrigen und des geplanten Mordanschlags. Karl ist von dieser Information erschüttert, möchte sich jedoch nicht an seinem Bruder rächen.
Als dann Kosinsky auftaucht, befiehlt er diesem, die Pferde zu satteln, da er das Schloss schnellstmöglich wieder verlassen möchte. Vorher will Karl aber ein letztes Mal Abschied von seiner Geliebten Amalia nehmen.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Hinauszögerung der Katastrophe
Trotz der Aufdeckung von Franzens Intrige durch den Diener Daniel, sinnt Karl noch nicht auf Rache und möchte aus dem Schloss fliehen.
Moor: „Betrogen, betrogen! (…) Nicht ein Gedanke von Fluch in seinem Herzen – oh Bösewicht! unbegreiflicher, schleichender, abscheulicher Bösewicht! (…) Ich fliehe aus diesen Mauren. (…) Du hast mich zum Elendesten auf Erden gemacht, ich habe dich niemals beleidigt, es war nicht brüderlich gehandelt – Ernte die Früchte deiner Untat in Ruhe, meine Gegenwart soll dir den Genuss nicht länger vergällen…“
Vierte Szene
- Graf Brand trifft Amalia im Garten an und versucht, ihre wahren Gefühle zu Karl zu erkunden.
- Amalia erkennt im Grafen immer noch nicht ihren tot geglaubten Geliebten und verherrlicht Karl.
- Der Graf ist gerührt und erzählt wiederum von seiner Geliebten, die für ihn aber unerreichbar ist, da er zu schreckliche Verbrechen begannen hat.
- Amalia ist davon überzeugt, dass ihr Karl solche Taten niemals begehen könnte, was den Grafen so verstört, dass er aus dem Garten flieht.
Amalia befindet sich weinend im Garten, als der Graf von Brand zu ihr hereintritt. Sie schreckt aus ihren Gedanken hervor und erkennt in dem Fremden immer noch nicht ihren verloren geglaubten Karl. In dem Gespräch der beiden versucht Karl, Amalias Gefühle zu erkunden, indem er indirekt nach seiner Person fragt.
Amalia verherrlicht ihren totgeglaubten Karl und versichert dem Grafen, dass sich die beiden im Jenseits wiedersehen werden. Daraufhin offenbart ihr der Graf von Brand, dass auch er eine Geliebte namens Amalia hätte, mit der er aber aufgrund seiner schrecklichen Taten niemals zusammen sein könnte.
Zu seinem Entsetzen entgegnet ihm Amalia, ihr Karl könne niemals solche Taten begehen und fröhlich stimmt sie das Hektorlied an. Karl entnimmt ihr daraufhin die Laute (Instrument), singt einen Vers und flieht aus dem Garten.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls und Amalias Zukunft
Im Garten erkennt Amalia im Grafen von Brand zwar noch nicht ihren totgeglaubten Geliebten, fühlt sich aber dennoch zu dem Unbekannten hingezogen. Amalia idealisiert Karl und bezeugt ihre unsterbliche Liebe zu ihm.
Amalia: „(…) aber die Seelen versetzen sich aus dem staubigten Kerker, und treffen sich im Paradiese der Liebe…“
Durch Amalias Heroisierung seines Charakters wird Karl klar, dass es für die beiden keine Zukunft geben kann.
Moor: „(…) wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuss einen Mord aufzählen könnte? Wehe meiner Amalia! Sie ist ein unglückliches Mädchen.“
Amalia: „Nicht eine Fliege konnt er [Karl] leiden sehen – Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist“
Fünfte Szene
- In einem nahe gelegenen Wald versucht Spiegelberg, Razmann davon zu überzeugen, sich gegen Karl zu verschwören.
- Schweizer belauscht die beiden und ersticht daraufhin Spiegelberg mit einem Messer.
- Karl kehrt zu den Räubern zurück und wird sich durch Spiegelbergs Tod seinem eigenen Schicksal und seiner Sterblichkeit bewusst.
- Kurzzeitig möchte er sich sogar das Leben nehmen, entscheidet sich aber im letzten Moment dagegen.
- Karl ertappt Hermann dabei, wie er einem Gefangenen in der Nacht Essen und Trinken schmuggeln möchte – er beschließt, den Gefangenen zu befreien.
- In diesem erkennt Karl seinen eigenen Vater, gibt sich jedoch nicht zu erkennen und nachdem der alte Moor dem Räuberhauptmann von Franzens Taten berichtet hat, fasst Karl den Entschluss, sich doch an seinem Bruder zu rächen.
In einem nahe gelegenen Wald nächtigen die Räuber um die Trümmer eines alten, verfallenen Schlosses und singen gemeinsam ein Lied, in dem sie ihre Verbundenheit und ihren Zusammenhalt ausdrücken. Der Hauptmann ist noch nicht zurück, was die Räuber leicht verunsichert und Spiegelberg nutzt die Gunst der Stunde, um Razmann davon zu überzeugen, sich mit ihm gegen Karl zu verschwören.
Der treue Schweizer, der die beiden belauscht hatte, stürzt sich daraufhin auf Spiegelberg und ersticht diesen mit einem Messer. Als er Razmann verjagen möchte, wird die Bande durch die zurückgekehrten Karl und Kosinsky überrascht.
Als Schweizer den Hauptmann an die Leiche Spiegelbergs führt, erkennt dieser im Tod seines ehemaligen Freundes das eigene Schicksal wieder und verlangt nach seiner Laute. Nachdem die übrigen Räuber aufgrund ihrer Müdigkeit eingeschlafen sind, spielt Karl das Heldenlied von Brutus und Cäsar.
Karl verfällt wieder in tiefe Melancholie und denkt sogar darüber nach, sich das eigene Leben zu nehmen, da es ihm nun vollkommen sinnlos erscheint. Im letzten Moment besinnt er sich jedoch darauf, keine Furcht vor einem qualvollen Leben zu haben und wirft die Pistole weg.
In der Nacht tritt auf einmal Hermann durch den Wald, der einem im Verlies eingesperrten Gefangenen Essen und Trinken bringt. Karl stellt ihn zur Rede und öffnet das Verlies, um den Gefangenen zu befreien. Schockiert und entsetzt erkennt er die Stimme seines Vaters, gibt sich diesem jedoch nicht zu erkennen.
Der alte Moor berichtet von den Intrigen und Taten seines jüngsten Sohnes und Karl ist daraufhin entschlossen, seinen jüngeren Bruder zur Rechenschaft zu ziehen. Er weckt die Bande mit einem Pistolenschuss und schickt Schweizer mit einigen anderen Räubern zum Schloss, um Franz lebendig gefangen zu nehmen. Den übrigen Räubern befiehlt er, sich im Wald zu zerstreuen.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Karls Racheschwur
Karl sieht sein Ende voraus und ist sogar dazu bereit, sein eigenes Leben zu beenden, da er keinen anderen Ausweg erkennt – er zweifelt an einem Leben nach dem Tod und glaubt, dass er durch Selbstmord seinem Schicksal gegenübertreten kann.
Moor: „(…) Glaubt ihr, ich werde zittern? Geister meiner Erwürgten! ich werde nicht zittern! (Heftig zitternd.) (…) (Er setzt die Pistole an) Zeit und Ewigkeit – gekettet aneinander durch ein einzig Moment! Grauser Schlüssel, der das Gefängnis des Lebens hinter mir schließt, und vor mir aufriegelt die Behausung der ewigen Nacht – sage mir – o sage mir – wohin – wohin wirst du mich führen? – Fremdes, nie umsegeltes Land! (…) Sei, wie du willt, namenloses Jenseits – bleibt mir nur dieses mein Selbst getreu – Sei wie du willst, wenn ich nur mich selbst mit hinübernehme. (…) Ich bin mein Himmel und meine Hölle.“
Durch die Zusammenkunft mit dem Vater und dessen Erzählung erkennt Karl sein Schicksal in der Rache an seinem jüngeren Bruder.
Moor: „der Sohn hat den Vater tausendmal gerädert, gespießt, gefoltert, geschunden! die Worte sind mir zu menschlich (…) Rache, Rache, Rache dir! So zerreiß ich von nun an auf ewig das brüderliche Band! (…) Hier knie ich – hier streck ich empor die drei Finger in die Schauer der Nacht (…) schwör ich, das Licht des Tages nicht mehr zu grüßen, bis des Vatermörders Blut, vor diesem Steine verschüttet, gegen die Sonne dampft.“
V. Akt – Die Katastrophe
Im Folgenden wird der Inhalt des 5. Akts zusammengefasst und wichtige Schlüsselszenen mit Deutungsansätzen erläutert.
Erste Szene
- Franz Moor wird von Visionen des jüngsten Gerichts geplagt und lässt den alten Diener Daniel einen Pastor rufen.
- Pastor Moser tritt auf und nachdem Franz ihm seine Taten gebeichtet hat, verurteilt dieser ihn aufs Schärfste – somit kann Franz keine Vergebung finden.
- Der verzweifelte Franz fordert von seinem Diener Daniel auf, für seine Seele zu beten.
- In der Zwischenzeit stürmen die Räuber Schweizer und Grimm das Moorische Schloss und setzen es in Brand.
- Im Wahn erhängt sich Franz selbst und als Schweizer den Leichnam entdeckt und erkennt, dass er Franz nicht – wie von seinem Hauptmann gefordert – lebend zurückbringen kann, erschießt er sich auf der Stelle.
Da der Diener Daniel es nicht über sein Herz bringen konnte, Karl Moor zu vergiften, verabschiedet er sich in finsterer Nacht von seinem Umfeld. Plötzlich stürzt Franz Moor vollkommen außer sich in den Raum und erklärt dem verängstigten Diener, er werde von Visionen des Jüngsten Gerichts geplagt und selbst die Geister der Toten hätten sich gegen ihn verschworen. In seiner Panik tut Franz diese Einbildungen zunächst als Fieberträume ab, lässt aber unverzüglich einen Pastor zu sich rufen.
Pastor Moser tritt auf und Franz versucht in einem Gespräch mit dem religiösen Vertreter, seine Handlungen zu rechtfertigen. Dabei verurteilt der Pastor, trotz anfangs spöttischer Kommentare vonseiten Franzens, die verwerflichen Taten aufs Schärfste und verurteilt den Herrscher aufgrund seiner Verbrechen zum Tode. Dem Materialisten Franz wird klargemacht, dass er zwar versuchen kann, andere Menschen zu unterdrücken, Gott ihn aber dennoch als oberster Richter verurteilen wird.
In seiner Verzweiflung fordert Franz von Daniel, für seine Seele zu beten, da er selbst kein gottesfürchtiger Mann sei. In der Zwischenzeit stürmen die Räuber Schweizer und Grimm das Moorische Schloss und setzen es in Brand. Von Flammen umringt, verlangt Franz von Daniel, ihn mit einem Degen zu erstechen. Als sich der Diener weigert und ängstlich flieht, reißt sich Franz im Wahn seine goldene Hutschnur ab und erdrosselt sich damit.
Als Schweizer den Leichnam des Tyrannen erblickt und erkennt, dass er seine Mission nicht zu Ende bringen kann, erschießt er sich an Ort und Stelle mit seiner Waffe.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Ende der Franz-Handlung
Franzens Wahnvorstellungen und der Traum vom Jüngsten Gericht zeigen ihm seine Sünden auf, wodurch er Zweifel an seiner Weltanschauung bekommt.
Franz: „Verraten! Verraten! Geister ausgespien aus Gräbern – Losgerüttelt das Totenreich aus dem ewigen Schlaf brüllt wider mich Mörder! Mörder!“
Franz: „(…) Dieser Spiegel ist Wahrheit; Heuchelei und Larven bestehen nicht (…) Da trat hervor ein Dritter, der hatte in seiner Hand eine eherne Waage (…) zuletzt kam ein alter Mann [Franz] schwer gebeuget von Gram, angebissen den Arm von wütendem Hunger, aller Augen wandten sich scheu vor dem Mann, ich kannte den Mann, er schnitt eine Locke von seinem silbernen Haupthaar, warf sie hinein in die Schale der Süden, und siehe, sie sank, sank plötzlich zum Abgrund…“
Franz: „wer raunte mir das ein? Rächet denn droben über den Sternen einer? – Nein, nein! – Ja, ja! Fürchterlich zischelt’s um mich (…) Entgegengehen dem Rächer über den Sternen diese Nacht noch! Nein! (…) Warum schaudert mir’s so durch die Knochen? Sterben! warum packt mich das Wort so? ...“
Im Streitgespräch mit Pater Moser wird Franz von diesem verurteilt und erkennt, dass sein schlechtes Tun und Handeln von Gott gerichtet werden. Dennoch wendet er sich bewusst vom Glauben ab, zeigt keine Reue und bleibt somit durch seinen Selbstmord eine tragische Figur.
Franz: „Ich will mir einen Spaß machen, mich mit Pfaffen herumzubeißen. Mit dem leeren Schrecken wirst du meinen Mut nicht entmannen. Ich weiß wohl, dass derjenige auf Ewigkeit hofft, der hier zu kurz gekommen ist (…) Siehe da! Das ist eure unsterbliche Seele!“
Moser: „Das ist die Philosophie Eurer Verzweiflung. Aber Euer eigenes Herz, das bei diesen Beweisen ängstlich bebend wider Eure Rippen schlägt, straft Euch Lügen. (…) Ihr habt Euch betrogen.“
Franz: „Ich kann nicht beten – hier hier! (auf Brust und Stirn schlagend) alles so öd – so verdorret. (Steht auf.) Nein ich will auch nicht beten – diesen Sieg soll der Himmel nicht haben, diesen Spott mir nicht antun die Hölle - “
Zweite Szene
- Karl erfährt vom alten Grafen Moor, wie sehr dieser seinen ältesten Sohn geliebt hat – dadurch verliert er jegliche Rachegedanken gegenüber seinem jüngeren Bruder.
- Als er von Franzens Tod erfährt, fühlt sich Karl erlöst.
- Die Räuber führen Amalia vor ihren Hauptmann, in dem sie endlich ihren Geliebten Karl wiedererkennt.
- Karl gibt sich seinem Vater zu erkennen, woraufhin dieser schockiert stirbt.
- Die Räuber fordern von ihrem Hauptmann, seinem Schwur treu zu bleiben und ihnen seine Geliebte zu opfern. Obwohl sich Karl zunächst weigert, sieht er sich gezwungen, dem Wunsch der Gruppe nachzukommen.
- Nach der Tat sieht er sein Leben komplett verwirkt, kehrt den Räubern den Rücken und liefert sich selbst einem Tagelöhner aus, da auf seinem Kopf viel Geld ausgesetzt ist.
Im nahe gelegenen Wald in den Ruinen eines alten Schlosses warten Karl und die Räuber auf die Rückkehr von Schweizer und dem gefangenen genommenen Franz. Der alte Graf Maximilian von Moor, immer noch unwissend über die wahre Identität des Räuberhauptmanns, möchte sich bei diesem für die Taten seines jüngsten Sohnes entschuldigen.
Karl erfährt außerdem, wie sehr ihn sein Vater geliebt hat und mit welchen Schuldgefühlen er seit seinem vermeintlichem Tod zu kämpfen hat. Er verliert dadurch jegliche Gedanken an Rache, als die restlichen Räuber von Schloss Moor zurückkehren und dem Hauptmann von Schweizers und Franzens Tod berichten.
Karl glaubt nun, dadurch die Erlösung gefunden zu haben, da alles überstanden sei. Doch nun treten neue Räuber zum Schauplatz hinzu und führen Amalia vor den Räuberhauptmann. Sie erkennt in ihm sofort ihren geliebten Karl wieder und fällt ihm um den Hals. Dieser ist dadurch ganz aufgelöst und gibt sich dem alten Moor als Retter und Sohn, aber auch als Räuberhauptmann und damit zugleich Mörder zu erkennen. Der Graf kann diesen Schock nicht verkraften und stirbt auf der Stelle.
Amalia möchte aber dennoch bei Karl bleiben und ist gewillt, ihm alle seine Taten zu verzeihen. Doch der Glücksmoment der Beiden ist von kurzer Dauer. Die Räuber treten hervor und berufen sich auf den geschworenen Treueeid der Bande. Als Gegenleistung für ihre verstorbenen Brüder fordern sie von Karl, dass er ihnen Amalia opfert. Diese möchte nicht ohne ihren Geliebten leben und fordert von ihm, sie zu erschießen.
Karl weigert sich aber zunächst, doch als ein anderer Räuber die Tat vollführen möchte, ermordet er verzweifelt Amalia. Dadurch ist sein Leben nun vollkommen verwirkt und Karl erkennt, dass sein ganzes Handeln als Räuberhauptmann vollkommen sinnlos war, da er die Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrechterhalten wollte. Er sagt sich von seiner Bande ab und entschließt sich dazu, der Justiz zu stellen.
Die Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt ist, möchte er einem armen Tagelöhner mit elf Kindern geben.
Schlüsselszenen und Deutungsansätze
Die Katastrophe der Familie Moor
Durch den Segen des alten Moor und die Nachricht über Franzens Tod scheint Karl nun die Erlösung gefunden zu haben.
Der alte Moor: „(…) mein Karl! Wenn du um mich schwebst im Gewand des Friedens. Vergib mir. Oh vergib mir! (…) Denk es sei Vaterkuss [zu Räuber Moor], so will ich denken, ich küsse meine Sohn – Du kannst auch weinen?
Moor: „(froh emporhüpfend). Habe Dank, Lenker der Dinge – Umarmet mich, meine Kinder – Erbarmung sei von nun an die Losung – Nun wär auch das überstanden – Alles überstanden“.
In Amalia sieht Karl seine Errettung, jedoch fordern die Räuber ihr Opfer durch den Treueschwur, den Karl als Hauptmann geleistet hat.
Moor: „(aufblühend in ekstatischer Wonne). Sie vergibt mir, sie liebt mich! Rein bin ich ie der Äther des Himmels, sie liebt mich. Weinenden Dank dir, Erbarmer im Himmel! ...“
Die Räuber: „…du bist unser! Mit unserem Herzblut haben wir dich zum Leibeigenen angekauft, usner bist du, und wenn der Erzengel Michael mit dem Moloch ins Handgemeng kommen sollte! – Marsch mit uns, Opfer um Opfer! Amalia für die Bande!"
Mit Amalias‘ Opfer hat sich Karl von den Räubern befreit, sieht aber sein Leben als endgültig verwirkt. Er wird jedoch bis zu einem gewissen Grad geläutert, da er erkennt, dass er sich nicht über die menschengemachte und göttliche Ordnung stellen kann.
Räuber Moor: „(…) ich hab euch einen Engel geschlachtet. (…) Wir wollen ewig niemals gemeine Sache machen. (…) da steh ich am Rand eines entsetzlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähnklappern und Heulen, dass zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrund richten würden. Gnade – Gnade dem Knaben, der Dir vorgreifen wollte – Dein eigen allein ist die Rache.“
Räuber Moor: „Nicht, als ob ich zweifelte, sie werde mich zeitig genug finden, wenn die obere Mächte es so wollen. (…) Was soll ich gleich einem Diebe ein Leben länger verheimlichen, das mir schon lang im Rat der himmlischen Wächter genommen ist?“
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