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"Faust" – Figurenkonstellation / Personen
Die Figurenkonstellation in "Faust" ist sehr stark von Gegensätzen geprägt, die Handlung rein fiktiv und zeitlich in der frühen Neuzeit einzuordnen.
Charakterisierung "Faust" – Charakter Heinrich Faust
Dr. Heinrich Faust ist ein humanistischer Gelehrter im Alter von ca. 50 – 60 Jahren. Über Jahrzehnte hinweg hat er sich in Studien mit der Philosophie, Religion, Medizin und Rechtswissenschaft befasst.
Er hat sowohl sein Alltagsleben als auch die Natur ignoriert und sich sein Leben lang nur der Wissenschaft gewidmet und in Büchern vergraben.
Der Charakter erlebt zu Beginn der Tragödie eine existenzielle Sinnkrise, da er durch seine Studien keine Erkenntnisse darüber erfahren konnte, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.
Er wendet sich der Natur zu, indem er das Zeichen des Makrokosmos studiert und anschließend den Erdgeist beschwört. Der Erdgeist distanziert sich aber vom Gelehrten und wirft ihn damit in eine noch tiefere Sinneskrise.
Faust ist innerlich zerrissen, in seiner Brust leben zwei Seelen – die eine möchte die körperliche Existenz bejahen, indem sie sich dem sinnlichen Leben hingibt, die andere Seele strebt nach einer geistigen Erleuchtung, möchte gottgleich sein.
Faust hat – ganz nach dem Leitmotiv der Stürmer und Dränger (Literaturepoche) – einen sehr starken Tatendrang, was in seiner Übersetzung des Johannes-Evangeliums deutlich wird, da er das „Wort“ (Am Anfang war das Wort) mit „Tat“ übersetzt.
Er glaubt nicht mehr daran, in seinem Leben Verwirklichung und Glückseligkeit zu finden, weshalb er sich in seiner Verzweiflung mit Mephisto verbündet. Gleichzeitig wendet er sich mit dem Teufelspakt von der Wissenschaft ab.
Bei ihrer ersten Station führt Mephisto Faust in eine Studentenkneipe. Hier möchte er ihm das einfache Leben eines Feierwütigen zeigen. Faust ist vom Saufgelage jedoch angewidert – Mephistos erster Versuch, Faust zu verführen, scheitert.
In der Hexenküche wird Faust durch Magie um 30 Jahre verjüngt und gleichzeitig sexuell stimuliert. Seine als Wissenschaftler unterdrückte Sexualität soll durch den Zaubertrank entfesselt werden.
Er verliebt sich in Margarete, ein schüchternes Mädchen von 14 Jahren und möchte sie so schnell wie möglich ins Bett bekommen. Dazu erpresst er sogar Mephisto und droht ihm, den gemeinsamen Pakt aufzulösen, sollte Mephisto ihm nicht helfen.
Faust findet jedoch keine wirkliche Erfüllung in der Liebe zu Gretchen. Er ist unfähig sich zu binden und es hat den Anschein, dass er nur auf ein kurzes Vergnügen mit ihr aus ist.
Für kurze Zeit erlebt Faust die von ihm erhoffte Symbiose mit der Natur (In der Szene Wald & Höhle), wird aber vom Teufel dazu gedrängt, seinem sexuellen Verlangen nach Gretchen nachzugehen.
In dieser Szene zeigt sich Fausts Egoismus, da er – obwohl er sich vollkommen im Klaren darüber ist, dass seine Verbindung zu Gretchen diese ins Unheil stürzen wird – trotzdem seine sexuellen Triebe mit ihr ausleben möchte.
Faust geht es nicht um seine Liebe zu Gretchen, sondern um das Liebesgefühl per se. Dazu nimmt er sogar in Kauf, dass Gretchens Mutter, ihr Bruder, das gemeinsame Kind und schließlich Gretchen selbst umkommen.
Sein schlechtes Gewissen treibt ihn am Ende zu dem Versuch, Gretchen aus dem Kerker zu befreien, doch er scheitert, da sich Gretchen von ihm distanziert und ihre Erlösung durch Gott findet.
Charakterisierung "Faust" – Mephisto
Der Teufel verkörpert das Böse und ist Fausts Gefährte. Er hat in der Tragödie die meisten Redeanteile.
Mit seinem Charme und seinen rhetorischen Fähigkeiten nimmt er Einfluss auf die Menschen in der Geschichte.
Dabei nimmt Mephisto nicht selten fast schon komödiantische Züge an, da er viele Handlungen und Aussagen zynisch unterstreicht (manchmal sogar auf musikalische Art und Weise).
Mephisto verkörpert viele Rollen und tritt unter anderem als Intrigant, Zyniker, Richter, Kuppler und sogar als Gewissen auf. Dabei versucht er situationsbedingt auf Faust einzuwirken, um die vermeintliche Wette mit Gott zu gewinnen.
Er hat als Teufel eine sehr wichtige Funktion. Wie von Gott im Prolog beschrieben, stellt Mephisto eine Kraft dar, die im Gefüge der Welt seinen rechtmäßigen Platz hat. Somit ist er kein Gegenspieler der Menschheit, sondern eine treibende Kraft.
Dessen ist sich Mephisto bewusst, da er sich bei seiner Vorstellung als Teil jener Kraft beschreibt, die stets das Böse will und dabei das Gute schafft. Somit hat sein Einfluss auch einen positiven Effekt auf die Menschen, da durch Mephisto Wandel und Entwicklung im Menschen zu entstehen scheinen.
Mephisto ist nicht allmächtig. Seine Kräfte scheinen begrenzt. Bei seiner ersten Begegnung mit Faust wird er durch ein einfaches Pentagramm im Schach gehalten. So kann er auch nicht auf Gretchen einwirken, als Faust ihn darum bittet, sie mit ihm zu verkuppeln. Am Ende muss Faust sie sogar selbst befreien, Mephisto kann nur lediglich den Kerkermeister einschläfern und die Fluchtmöglichkeiten bereitstellen.
Für den Teufel sind die Menschen triebhafte Tiere, die leicht vom rechten Weg abzubringen sind. Daher schlägt er Gott auch die Wette vor, steht aber bereits zu Beginn der Tragödie als Verlierer fest.
Mephisto verkörpert die magische, aber auch sinnliche und triebhafte Welt. Er bewegt sich frei in den drei Sphären (Himmel/Hölle, Mensch und Magie), wobei er sich in der magischen Welt am wohlsten zu fühlen scheint, da er unter anderem als Herr der Hexen auftritt.
Seine Beziehung zum Protagonisten Faust ist sehr komplex, da er ihm einerseits als Untergebener dient, andererseits aber auch den Gelehrten ins Unglück stürzen möchte.
Man könnte Mephisto und Faust auch als zwei Seiten einer Medaille sehen, da der Teufel Fausts triebhafte und sinnliche Eigenschaften zu verkörpern scheint und somit als sein Alter Ego agiert.
Charakterisierung "Faust" – Margarete / Gretchen
Die 14-jährige Margarete bildet mit ihrer Schüchternheit und Gutmütigkeit, in ihrer kompletten Natur den Gegenpol zu Faust.
Die Beziehung zwischen den beiden ist sehr unkonventionell, da der innerlich zerrissene und stürmische Faust mit seinem Handeln das ruhige und einfache Leben des Mädchens komplett auf den Kopf stellt.
Margarete lebt mit ihrer Mutter in einfachen, bürgerlichen Verhältnissen und ist sehr religiös. Der Vater ist früh verstorben und hat Margarte und ihrer Mutter ein kleines Vermögen hinterlassen.
Margarete hatte eine kleinere Schwester, für die sie aufgrund der fehlenden Liebe der Mutter gesorgt hat. Dadurch musste sie schon früh Verantwortung übernehmen.
Der Tod ihrer kleinen Schwester hat Margarete sichtlich geprägt und ihr nach eigener Aussage den wahren Wert der Liebe beigebracht.
Der ältere Bruder Valentin ist als Soldat sehr stolz auf Margaretes Tugendhaftigkeit. Als er jedoch von der verstorbenen Mutter und der unehelichen Beziehung zu Faust erfährt, verstößt er Margarete und stempelt sie öffentlich als Hure ab.
Margarete ist keine selbstbewusste Person, da ihr Leben von der strenggläubigen Mutter kontrolliert wird. Das zeigt sich vor allem in der Reaktion auf das Schmuckkästchen. Dieses wird von der Mutter sofort an die Kirche übergeben.
Aber auch ihre Freundinnen kontrollieren Margarete, da sie jeden Fehltritt hemmungslos verurteilen und kein Mitgefühl zeigen. So machen sie sich über nicht verheiratete, schwangere Frauen lustig.
Fausts Faszination mit Margarete kommt dadurch, dass sie mit ihrer Einfachheit, Frömmigkeit und Kleinbürgerlichkeit genau das Gegenteil zu seiner wissenschaftlichen Weltansicht als Gelehrter repräsentiert.
Margarete erwünscht sich durch ihre Beziehung zu Faust sozialen Aufstieg und ein besseres Leben, da er ihr bei der ersten Begegnung wie ein Edelmann erscheint. Als er sie mit „Fräulein“ begrüßt, ist Gretchen peinlich berührt, da sie in ihrem Stand als kleinbürgerliches Mädchen eigentlich nicht mit einer adeligen Anrede begrüßt werden sollte.
Um ihre Gedanken bezüglich Faust zu ordnen, vertraut sie sich statt ihrer Mutter der Nachbarin Marthe an.
Gretchen gibt sich vollkommen der Liebe zu Faust hin. Anfangs noch unsicher, nehmen ihre Gefühle sehr leidenschaftliche Züge an, sodass sie bereit ist, für ihre Liebe zu ihm Alles zu opfern.
Faust nimmt Gretchen nicht ernst, da er sich über sie stellt und sie auch nur ein einziges Mal in der Tragödie mit Namen anspricht.
Ihren inneren Konflikt – ihre Gefühle zu Faust und die soziale Erniedrigung durch ihr Umfeld – muss sie komplett allein bewältigen, was sie immer mehr in den Wahnsinn treibt. Dieser Wahnsinn wird durch den Bösen Geist in der Dom-Szene verkörpert. Dieser beschuldigt sie des Mutter- und Brudertods und verurteilt sie auf harte Weise.
Die öffentliche Ausgrenzung und der steigende Wahnsinn gipfeln im Kindermord des Neugeborenen – Gretchen wird infolgedessen von der Justiz zum Tode verurteilt.
In einem klaren Moment wird sie sich ihrer Schuld bewusst und übergibt sich selbst der Gnade Gottes. Dadurch findet sie am Ende der Tragödie Erlösung.
Charakterisierung "Faust" – Nebenfiguren
Neben den zuletzt genannten drei Hauptpersonen in "Faust" gibt es auch Nebenfiguren, die eine Rolle im Verlauf der Geschichte spielen.
Charakterisierung "Faust" – Wagner
Der studentische Gehilfe ist Faust untergeben und verkörpert dessen wissenschaftliches Weltbild.
Faust sieht Wagner als weniger gebildeten und intellektuellen Menschen an, während Wagner selbst Faust von ganzem Herzen bewundert.
Dabei versucht er so viel wie möglich von seinem Meister zu lernen und hat keine Skrupel, Faust mitten in der Nacht und während des Osterspaziergangs mit seinen Fragen zu belästigen.
Wagner ist ein sehr zielstrebiger und fleißiger Student, denn er möchte gerne alles wissen und studiert dafür rund um die Uhr seine akademischen Bücher.
Er glaubt fest an die Weiterentwicklung der Wissenschaft und scheint dem Forscher als Profession keinerlei Verantwortung für mögliche negative Folgen zuzusprechen.
Seine Charakterzüge sind gelassen und umsichtig. Dies zeigt sich vor allem durch seine nüchterne Reaktion auf Fausts Sinneskrise sowie seinem eigenen Genuss, denn er verspürt, während er sich langsam Wissen durch das Lesen seiner Büchern anzueignen.
Wagner verachtet die einfachen Menschen und distanziert sich vor dem von ihm bezeichneten triebhaften Verhalten der Bürger während des Osterspaziergangs.
Charakterisierung "Faust" – Marthe Schwertlein
Marthe ist Margaretes Nachbarin und gleichzeitig auch ihre Vertraute.
Sie wurde von ihrem Mann verlassen und tritt im Gegensatz zu Margarete sehr selbstbewusst auf.
Marthe wird von Mephisto als Kupplerin eingesetzt, um Gretchen und Faust zusammenzuführen. Dabei wird sie ohne ihr Wissen Teil eines diabolischen Plans.
Als Gretchen ihr vom Schmuckkästchen erzählt, rät Marthe ihr, es vor der Mutter zu verbergen und heimlich nur bei ihr zu tragen. Marthe findet an diesem Plan offensichtlich großen Gefallen.
Sie hat keine wirklichen moralischen Maßstäbe, denn sie flirtet mit Mephisto direkt, nachdem dieser ihr die Nachricht vom verstorbenen Ehemann überbracht hat.
Marthe ist in ihrem Streben nach einem neuen Liebesabenteuer aus und setzt sehr offensiv alles daran, Mephisto für sich zu gewinnen. Dadurch tritt sie sehr abgeklärt und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht auf.
Charakterisierung "Faust" – Valentin
Der ältere Bruder von Margarete ist von Beruf her Soldat und verkörpert in seiner Ansicht eine sehr sexistische Figur.
Da er das einzige männliche Familienmitglied ist, hat er eine gewisse Schutzfunktion gegenüber seiner jüngeren Schwester inne.
Valentin ist eine sehr egoistische und selbstgefällige Person, da ihn Gretchens uneheliche Beziehung zu Faust nicht mit Sorge, sondern Empörung und Schande erfüllen. Er ist sehr auf sein Image fokussiert, was auch dadurch verdeutlicht wird, dass er anscheinend dauernd vor seinen Freunden und Kollegen mit ihrer Tugendhaftigkeit geprahlt hatte.
Um den Liebhaber Gretchens zu strafen, postiert er sich nachts vor ihrer Haustür. Hier geht er sehr heimtückisch vor und schreckt für das Aufrechterhalten seines sauberen Images auch vor Mord nicht zurück.
In seinen letzten Atemzügen ruft er viele Bürger herbei, um seine Schwester aus Rache als Hure vor aller Augen abzustempeln. Er beschimpft und verflucht sie auf Übelste, was in sehr erbarmungslos erscheinen lässt.
Für Valentin ist sein Stolz als Soldat die wohl wichtigste Charaktereinstellung, da er sogar kurz vor seinem Tod darauf pocht, als braver Soldat zu sterben.
"Charakterisierung "Faust" – Der Herr
Der personifizierte Universalschöpfer steht als Inbegriff des Guten über der ganzen Schöpfung.
Die Engel verehren seine Schöpfungen, nur Mephisto sieht darin Negatives. Dabei ist Gott Mephisto nicht feindlich gestimmt, sondern erachtet ihn als wertvolle und nötige Kraft im allgemeinen Weltgeschehen.
Er ist von Faust als Prüfstein für das ganze Menschengeschlecht überzeugt und stellt ihn damit auf eine Stufe mit biblischen Figuren wie Noah und Moses.
Gott sagt den Ausgang der Tragödie – Mephistos Scheitern – voraus.
Faust Charaktere - Das Wichtigste
- Der Gelehrte Dr. Heinrich Faust erlebt zu Beginn der Tragödie eine existenzielle Sinnkrise, da er durch seine Studien keine Erkenntnisse darüber erfahren konnte, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.
- Der Charakter ist innerlich zerrissen, in seiner Brust leben zwei Seelen – die eine möchte die körperliche Existenz bejahen, indem sie sich dem sinnlichen Leben hingibt, die andere Seele strebt nach einer geistigen Erleuchtung, möchte gottgleich sein.
- Mephisto verkörpert das Böse und ist Fausts Gefährte. Er hat in der Tragödie die meisten Redeanteile.
- Er hat als Teufel eine sehr wichtige Funktion. Wie von Gott im Prolog beschrieben, stellt Mephisto eine Kraft dar, die im Gefüge der Welt seinen rechtmäßigen Platz hat.
- Die 14-jährige Margarete bildet mit ihrer Schüchternheit und Gutmütigkeit, in ihrer kompletten Natur den Gegenpol zu Faust.
- Ihren inneren Konflikt – ihre Gefühle zu Faust und die soziale Erniedrigung durch ihr Umfeld – muss sie komplett allein bewältigen, was sie immer mehr in den Wahnsinn treibt.
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