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"Woyzeck" – Sprache und Aufbau
Georg Büchner wendet sich mit seinem Werk "Woyzeck" von der aristotelischen Dramentheorie bzw. dem Regeldrama ab. Die Einheiten von Raum und Handlung werden nicht eingehalten. Auch die Ständeklausel findet hier keine Verwendung. Lediglich der Zeitraum der Tragödie ist an das aristotelische Vorbild angelehnt – sie erstreckt sich über drei Tage.
Das Regeldrama
Die klassische – aristotelische – Dramenlehre des griechischen Philosophen Aristoteles wird auch als Regeldrama bezeichnet. Es hat einen geschlossenen Aufbau, wobei die Einheiten der Zeit, des Raums und der Handlung gegeben sein müssen.
In "Woyzeck" finden viele Ortswechsel innerhalb der Geschichte statt. Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge. Die handelnden Personen sind nicht dem Adel zuzuordnen (die Menschen kommen sogar eher aus der bürgerlichen Unterschicht) und es treten viele Nebencharaktere auf.
Im Drama gibt es keine Einteilung in fünf Akte. Die Szenenfolge entspricht keiner festen Struktur, wobei der Fokus zumeist auf Woyzeck liegt. Damit folgt die Handlung einem Stationendrama. Die einzelnen Stationen (Szenen) symbolisieren im übertragenen Sinn die innere Entwicklung Woyzecks.
Das Originalmanuskript Büchners ist zum Teil nicht mehr rekonstruierbar gewesen, weswegen die Szenenfolge teilweise zufällig wirkt.
Es gibt keine stilisierte Theatersprache; so sprechen die handelnden Personen teils umgangssprachlich und bedienen sich ihrer Stände-/Berufssprache. Anhand der Sprache der Person ist deren soziale Zugehörigkeit und ihr inneres Befinden (Wut, Hass oder Lust) abzulesen. An Woyzecks Sprache lässt sich zum Beispiel erkennen, dass er ungebildet ist, wobei er nur aus der Bibel zitieren kann. Doch auch Marie bedient sich der Bibel.
Die zentralen Themen sind dunkle Vorausdeutungen (Vision des Jüngsten Gerichts) sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld (Marie als Sünderin). Die Zitate sind somit das Ausdrucksmittel der einfachen Menschen. Des Weiteren bedienen sich die Personen der sozialen Unterschicht sehr oft nichtsprachlicher Formen.
Da sie nur einen begrenzten sprachlichen Wortschatz besitzen, ist die Gestik und Mimik sehr wichtig (Starren, Stampfen, Aufregen, Laute und Ausrufe). Die Dialoge im Stück können als windschief bezeichnet werden. D. h. es handelt sich nicht um Konversationen im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um Monologe der handelnden Personen.
Diese äußern sich in Form von Liedern und Märchen (Märchen werden zum Teil auch in ihrer Funktion umgekehrt – so zum Beispiel die Geschichte der Großmutter, die an "Sterntaler" angelehnt ist). Die Personen versuchen, in Dialogen zu sprechen, treffen aber durch ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen sozialen Schichten auf gegenseitiges Unverständnis, weswegen es zu keinem Dialog kommen kann.
"Woyzeck" – Stilmittel im Dramenfragment
Auch sprachliche Stilmittel finden in "Woyzeck" Verwendung. Welche das sind, erfährst Du im Folgenden.
Alliterationen
zwei oder mehr Wörter mit denselben Anfangsbuchstaben werden kurz hintereinander verwendet | "hohl, hörst du? Alles hohl da unten." |
Ellipsen
verkürzte, grammatikalisch unvollständige Sätze | "den Steif da über das Gras hin" |
Prolepsen
Vorausdeutungen | "Sie hatte rote Sock" |
Jargon
Umgangssprache | "Weibsbild", "Sapperment" |
Oxymoron
Formulierung aus zwei gegensätzlichen Begriffen | "viehische Vernunft", "Die Hölle ist kalt", "Süd-Nord" |
Parallelismus
Sätze, oder Teilsätze, die aufeinanderfolgen, weisen dieselbe syntaktische Struktur auf | "hinter mir, unter mir." |
Tautologie
sinngleiche Wörter derselben Wortart werden zusammen verwendet | "Moral das ist wenn man moralisch ist." |
Woyzeck Sprache - Das Wichtigste
- Hinsichtlich des Aufbaus kann das Dramenfragment als offenes Drama bezeichnet werden.
- Die Einheiten von Raum und Handlung werden nicht eingehalten. Die Ständeklausel findet hier keine Verwendung. Lediglich der Zeitraum der Tragödie ist an das aristotelische Vorbild angelehnt – sie erstreckt sich über drei Tage.
- Im Drama gibt es keine Einteilung in fünf Akte. Die Szenenfolge entspricht keiner festen Struktur, wobei der Fokus zumeist auf Woyzeck liegt. Damit folgt die Handlung einem Stationendrama.
- Hinsichtlich der Sprache im Drama gibt keine stilisierte Theatersprache; so sprechen die handelnden Personen teils umgangssprachlich und bedienen sich ihrer Stände-/Berufssprache.
- Die zentralen Themen sind dunkle Vorausdeutungen (Vision des Jüngsten Gerichts) sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld (Marie als Sünderin).
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