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Dies ist ein Zitat der französischen Malerin Marie Bracquemond (1840–1916). Sowohl sie als auch z. B. Vincent van Gogh waren künstlerische Vertreter des Impressionismus. Doch nicht nur in der Kunst existierte diese Strömung – auch in der Literatur lässt sich diese finden.
Impressionismus Literatur – Definition
Es gibt keine offizielle Definition, doch lässt sich der Impressionismus zeitlich zwischen 1890 und 1920 datieren. Er wird als eine umfassende Kunstepoche verstanden, die insbesondere die Malerei, die Fotografie und die Musik prägte. Neben diesen Gattungen der Kunst entstanden aber auch einige literarische Werke, die sich als „impressionistisch” beschreiben lassen.
Der Epoche des Impressionismus werden künstlerische Werke zugeordnet, die eine subjektive Wiedergabe von Momenteindrücken widerspiegeln. Die Künstler*innen, Interpret*innen und Autor*innen dieser Strömung erstrebten eine möglichst detaillierte Darstellung von persönlichen Eindrücken und betonten dabei die Flüchtigkeit des Augenblicks.
Subjektivität bedeutet, dass man alles aus einer persönlichen Perspektive heraus betrachtet. Bewusstsein, Wahrnehmung und damit einhergehende Urteile können abhängig von der eigenen Meinung und von den individuellen Empfindungen, Weltanschauungen sowie Erfahrungen sein. Sie unterscheiden sich von Individuum zu Individuum.
Impressionismus – Literaturepoche
Der Impressionismus (1840 - 1916) ist eine Kunstströmung der übergeordneten Epoche der Moderne. Die Moderne umfasst einen ähnlichen Zeitraum: Sie wird zwischen 1880 und 1920 verordnet. Innerhalb der Epoche entstanden verschiedene Strömungen, die sich teilweise stark voneinander unterschieden (z.B. Expressionismus, Dadaismus). Zu begründen ist dies damit, dass die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert eine Zeit des Umbruchs darstellte.
Der Kunstbegriff
Der Begriff des Impressionismus leitet sich vom lateinischen impressio ab, was übersetzt „Eindruck” bedeutet.
Das Leitmotiv des Impressionismus ist also die Wiedergabe von Eindrücken — von Impressionen.
Als Leitmotiv werden Inhalte und Gedanken verstanden, die wiederholt auftreten und den Charakter eines Werkes oder einer Epoche kennzeichnen.
Der Begriff stammt aus der bildenden Kunst. „Bildend” steht dabei nicht für die schulische Bildung, sondern für „gestaltend”. Es handelt sich also um visuell gestaltende Künste (z.B. Malerei, Fotografie). Abgeleitet ist der Begriff "Impressionismus" vom Titel eines Bildes des französischen Malers Claude Monet (1840–1926), das aus dem Jahr 1872 stammt.
Bereits zwei Jahre später (1884) etablierte sich der Begriff in der Kunstszene und wurde auch auf Literatur, Fotografie, Musik und Film übertragen. Bei der Wiedergabe von Impressionen tritt die Wirklichkeit in den Hintergrund. Die Schilderung der subjektiven Wahrnehmung ist wichtiger als die Schilderung der objektiven Wirklichkeit dieser Wahrnehmung.
Im Vordergrund stehen Gefühle, Gedanken, Sinneseindrücke und die damit verbundene Betonung des einzelnen Moments, der schnell wieder vorübergeht. Der Subjektivität wird also eine große Bedeutung zugeschrieben. Das äußert sich in der Literatur beispielsweise dadurch, dass das Lyrische Ich (also die Schilderung aus einer „Ich”-Perspektive) sehr präsent ist.
Die „Subjektivität des Ichs” geht auf die Theorie des Ichs (1885) vom österreichischen Physiker und Philosoph Ernst Mach (1838–1916) zurück. Ernst Mach beschreibt in seiner Theorie, dass sich die Gesamtheit des „Ichs” aus vielen verschiedenen Eigenschaften zusammensetzt. Das „Ich” ist ein Komplex aus Erinnerungen, Stimmungen und Gefühlen.
Historischer Kontext
Im ausgehenden 19. Jahrhundert und im beginnenden 20. Jahrhundert schritt die Industrialisierung immer weiter voran. Produkte wurden zunehmend von Maschinen hergestellt, Menschen fanden Arbeit in Fabriken. Der Agrarstaat entwickelte sich zu einem Industriestaat.
In einem Agrarstaat wird hauptsächlich Landwirtschaft, Waldwirtschaft und Fischerei betrieben. Diese Produktion dominiert und bestimmt die Wirtschaft eines solchen Staates.
Im Gegensatz dazu beruht die Wirtschaft eines Industriestaates überwiegend auf der industriellen Produktion von Gegenständen und Gütern.
Zu dieser Zeit wurden ebenfalls viele neue wissenschaftliche und technische Erkenntnisse gewonnen, beispielsweise im Bereich der Medizin.
In der Gesellschaft machte sich eine gewisse Überforderung durch die großen Veränderungen breit. Dazu gehörten auch neue Entwicklungen in der Außenpolitik: Der Erste Weltkrieg (1914–1918) brach aus.
Die Zukunft und das eigene Überleben schienen ungewiss, die Politik war so allgegenwärtig, dass sich einige Künstler*innen und Autor*innen in ihren Werken lieber den sinnlichen Momenteindrücken zuwandten.
Auch die neu empfundene Schnelllebigkeit, die die Menschen im Zuge der Modernisierung empfanden, mag dazu beigetragen haben, den einzelnen Augenblick zu betonen.
Die Jahrhundertwende kennzeichnete also einen Bruch mit alten Traditionen und Verhältnissen. Die fortschreitende Modernisierung spiegelte sich auch im Selbstverständnis des Menschen wider: In diesem gewannen zunehmend die Individualität und die Selbstständigkeit an Bedeutung.
Die Abgrenzung zu anderen Strömungen
Angesichts dieser Umstände kann der Impressionismus auch als Reaktion auf den Naturalismus und als Übergang zum Symbolismus verstanden werden.
Abgrenzung zum Naturalismus
Der Naturalismus war eine Kunst- und Literaturströmung zwischen 1880 und 1900. Charakteristisch für Werke des Naturalismus ist der Versuch, die „Wirklichkeit” zu enttarnen. Es sollte also der Zustand des Menschen und der Realität erklärt werden.
So beschäftigten sich Künstler*innen, Interpret*innen, Autor*innen und Dichter*innen mit:
- der Frage „Was macht den Menschen zu dem, was er ist, tut und denkt?”
- der Stellung des Menschen innerhalb des Industriezeitalters
- der politischen und sozialen Realität, sowie mit Naturwissenschaft und Technik
- dem autoritären Obrigkeitsstaat und der Hörigkeit der Bürger
- sozialen Missständen (explizit mit denen der Arbeiterklasse)
Ein „autoritärer Obrigkeitsstaat” basiert auf einer antidemokratischen politischen Ordnung, in der der Herrschende, der Staat und seine Beamten über dem Volk stehen. Die politische Beteiligungsmöglichkeit des Volkes wird dadurch eingeschränkt.
Dem Versuch einer möglichst realistischen Darstellung folgend, entstand im Naturalismus der sogenannte Sekundenstil.
Der Sekundenstil ist eine Technik, mit der eine Übereinstimmung von Erzählzeit und erzählter Zeit (Zeitdeckung) ermöglicht werden sollte. Die Erzählzeit umfasst die Zeitspanne, die zum Erzählen einer Geschichte benötigt wird. Die erzählte Zeit hingegen beschreibt den Zeitraum, in dem die Geschichte stattfindet (also von ihrem Beginn zu ihrem Ende).
Dabei wurden im Impressionismus Sinneswahrnehmungen oder Bewegungen „sekundengenau” geschildert.
Um mehr über den "Naturalismus" zu erfahren, schau Dir gerne die Erklärung dazu an!
Der Sekundenstil und die damit verbundene Hinwendung zur Detailtreue wurden auch im Impressionismus wieder aufgegriffen. Die möglichst objektive, realitätsnahe Ebene der Kritik an sozialen und politischen Verhältnissen entfiel im Impressionismus. Stattdessen wurde der Fokus auf die Individualität und Subjektivität gerichtet.
Das bedeutet aber nicht, dass Künstler*innen und Schreiber*innen des Impressionismus diesen nicht als „realitätsnah” empfanden. Sie definierten die Realität lediglich anders als ihre Vorgänger des Naturalismus. Eine „Wirklichkeitsnähe” im Impressionismus folgte der Überzeugung, dass sich die Wirklichkeit primär im Inneren des Individuums abspielte, folglich durch seine subjektiven (Sinnes-)Eindrücke entstand.
Abgrenzung zum Symbolismus
Gegen jeglichen Geist der Wirklichkeit und der Rationalität richtete sich die Literatur in der Strömung des Symbolismus.
Beim Symbolismus handelt es sich um eine künstlerische und literarische Strömung zum Ende des 19. Jahrhunderts, die von Frankreich ausging. Der Symbolismus beschäftigt sich überwiegend mit Motiven des Traums und der Vision. Diese Motive und Empfindungen sind nicht an die materialistische (reale, sichtbare) Welt gebunden.
Insofern teilten Impressionismus und Symbolismus das Bestreben, Sinneseindrücke und Gefühle hervorzuheben. Das zusätzliche Merkmal des Impressionismus, auch die Flüchtigkeit des Augenblicks zu unterstreichen, traf auf den Symbolismus nicht mehr umfassend zu. Auch der Bezug zur Realität schwand.
Symbolismus und Impressionismus lassen sich jedoch beide der Sammelbezeichnung "Fin-de-siècle" zuordnen.
Fin-de-siècle (1870–1910) ist ein französischer Sammelbegriff und bedeutet übersetzt „Ende eines Jahrhunderts”. Er umfasst die Literaturströmungen, die sich gegen den Naturalismus richteten.
Abgrenzung zum Expressionismus
Die Kunst- und Literaturströmung des Expressionismus verlief teilweise parallel zum Impressionismus. Auch die Expressionist*innen verzichteten auf eine objektive, rationale Darstellung der Realität.
Im Gegensatz zum Impressionismus bevorzugten Künstler*innen und Schreiber*innen negative Thematiken, wie Krankheit, Verfall, Tod und Elend. Der Ästhetizismus war ein wichtiges Element des Impressionismus.
Unter Ästhetizismus versteht man das vorrangig ästhetische, also stil- und kunstvolle Erleben der Welt. Dies tritt oft in Verbindung mit Weltflucht und der Wahrnehmung des „schönen Scheins” auf.
Expressionistische Kunst und Literatur hingegen beschäftigt sich vorwiegend mit der „Ästhetik des Hässlichen”. Das bedeutet, dass man sich vorwiegend schockierender, grotesker Motive und Schilderungen bediente.
Um mehr über das Thema zu erfahren, schau Dir gerne den Artikel zu "Expressionismus" an!
Impressionismus Literatur – Merkmale
Im Gegensatz zu dem eher politischen und sozialkritischen Naturalismus, widmen sich die Impressionist*innen gänzlich anderen Themen. In Malerei sowie Literatur geht es stets um den einzelnen Moment. Dieser wird in Form verschiedenster Themen und Motive aufgegriffen.
Themen und Motive
Ein Leitmotiv impressionistischer Kunst ist der Ästhetizismus. Die detailgetreue Schilderung der Umwelt, der Natur – also alles, was Sinneseindrücke erzeugt – wird zum Gegenstand der Strömung. Beispielsweise entstanden in der bildenden Kunst zu dieser Zeit viele Gemälde von Landschaften und Sonnenuntergängen. Wesentlich ist die ästhetische Darstellung des Lebens, nicht der Realität.
Die Themen sind unpolitisch: Die Künstler*innen beschäftigten sich primär mit den Themen Liebe, Kunst, Leben, Schmerzen und Tod, die aus der subjektiven Perspektive betrachtet werden. Auch wurde das Leben in Scheinwelten und in der Ästhetik beschrieben sowie eine Flucht aus der Realität erstrebt. Man versuchte, weiter in das subjektive Bewusstsein vorzudringen, d.h. emotionale und psychologische Prozesse zu verarbeiten.
Die starke Beschäftigung mit der Ästhetik und der Natur kann als Reaktion auf die Industrialisierung verstanden werden, um den industriellen Fabriken und Maschinen zu entfliehen.
Impressionismus – Sprachliche Gestaltung
„Impressionismus” leitet sich vom lateinischen Wort für „Eindruck” ab. Genau darum geht es in der Literatur: die sprachliche Gestaltung augenblicklicher Empfindungen.
Auf literarischer Ebene lassen sich Parallelen zur Malerei erkennen: Farben, sowie Licht und Schatten (z.B. das Funkeln von Gegenständen, das Glitzern im Sonnenstrahl) werden detailliert beschrieben und/oder mittels rhetorischer Stilmittel dargestellt.
Rhetorische Stilmittel sind sprachliche Ausdrucksmittel, die bei den Leser*innen eine bestimmte Wirkung erzielen sollen. Sie können einzelne Wörter betonen oder ganze Aussagen hervorheben, einen Widerspruch intensivieren oder das Beschriebene dramatisieren.
Die Erklärung zum Thema „Rhetorische Stilmittel” gibt Dir einen Überblick über die einzelnen Stilmittel und ihre Funktion bzw. Wirkung.
Rhetorische Stilmittel
Häufig verwendete Stilmittel in impressionistischen Werken findest Du im Folgenden.
Die Synästhesie
Unter dem Begriff Synästhesie versteht man die Vermischung von zwei oder mehreren Sinneseindrücken.
„Golden weh'n die Töne nieder”
(Clemens Brentano, 1802, Abendständchen)
Hier wird ein visueller Eindruck („golden”) mit einem auditiven (die Töne) und einem taktilen Sinn (Wind) verknüpft (taktiler Sinn = Wahrnehmung über die Haut).
Die Onomatopoesie
Das Stilmittel Onomatopoesie bezeichnet die Wiedergabe eines akustischen Eindrucks, also eine Lautnachahmung. Man nennt die Onomatopoesie auch „Lautmalerei”.
„So heult es verworren, und ächzet und girrt,
und brauset und und sauset und krächzt und klirrt.”
(Heinrich Heine, 1827, Buch der Lieder)
Die Metapher
Metaphern sind sprachliche Bilder. Der eigentliche Ausdruck wird durch einen bildhaften ersetzt.
„Man sucht die Nadel im Heuhaufen.”
Das Sprichwort ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern veranschaulicht bildlich, wie schwierig eine bestimmte Tätigkeit ist. Eine Nadel in einem Haufen Heu zu finden, ist beinahe unmöglich oder würde zumindest sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Der Neologismus
Als Neologismus wird die Neubildung von Begriffen bezeichnet. Das bedeutet, dass Wörter zu neuen Wörtern zusammengesetzt werden, die so nicht existieren.
„Nur manchmal schiebt der Vorhang des Großstadtnebels sich langsam auf”
(Isabel Magritz, 2009, Heimatlos)
„Großstadtnebel” ist ein Neologismus, der hier dazu dient, die graue, düstere Atmosphäre der Großstadt zu intensivieren.
Erzählformen
Um die Sinnes- und Gefühlseindrücke schriftlich zu illustrieren, bedienen sich Autor*innen und Dichter*innen des Impressionismus der Ich-Perspektive. Der Gegenstand wird subjektiv geschildert.
Wie oben aufgeführt, wird dabei der Sekundenstil zu einem nützlichen Mittel. Durch die Deckungsgleichheit von erzählter Zeit und Erzählzeit können sich die Leser*innen in die vermittelten Impressionen hineinversetzen. Zudem können diese detaillierter beschrieben werden.
Gedanken des Lyrischen Ichs werden in Form eines inneren Monologs dargestellt.
Der innere Monolog ist ein Selbstgespräch, das in Gedanken eines Charakters stattfindet. Während Leser*innen so Einsicht in die Gefühle und Gedanken des Charakters erhalten, bleibt der innere Monolog den anderen Charakteren des Werkes verborgen.
Auch die erlebte Rede gehört zum impressionistischen Stil.
Die erlebte Rede ist eine Mischform aus Selbstgespräch und Bericht, um Gedanken wiederzugeben. Sie steht zwischen der indirekten und der erlebten Rede. Die Gedanken und Wahrnehmungen des Charakters werden im Indikativ der dritten Person ausgedrückt.
Direkte Rede: Er fragte zweifelnd: „Wird sie meine Entschuldigung annehmen?”
Indirekte Rede: Er fragte sich zweifelnd, ob sie seine Entschuldigung annehme.
Erlebte Rede: Ob sie seinen Vorschlag annimmt?
Impressionismus Literatur – Formen
Vertreter*innen des Impressionismus waren bestrebt, den Moment und die Flüchtigkeit des Augenblicks hervorzuheben. So liegt es nahe, dass auch ihre Werke von einer gewissen Kürze geprägt waren.
Kurzformen, wie beispielsweise Novellen, Skizzen, Einakter und Tagebucheinträge wurden bevorzugt.
Literarische Werke werden üblicherweise in drei Gattungen unterteilt: Lyrik, Epik und Dramatik.
Die Gattung der Lyrik kennzeichnet sich dadurch, dass sich bei der Darstellung und Vermittlung eines bestimmten Gegenstands (z.B. Erlebnisse, Gefühle, Gedanken) formaler Mittel wie Reimen und Rhythmen bedient wird. Zur Lyrik gehören z. B. Gedichte, Balladen, Lieder oder Elfchen.
Die Literatur der Epik wird von einem Erzähler vorgetragen bzw. vermittelt. Es handelt sich hierbei um erzählende Literatur, wie Romane, Kurzgeschichten, Märchen und Fabeln.
Dramatische Literatur wird in Szenen und Akten verfasst und ist dafür ausgelegt, auf einer Bühne gespielt zu werden. Ein Drama ist in der Form eines Dialogs geschrieben. Die Gedanken der einzelnen Charaktere können als Monolog dargestellt werden.
Impressionismus – Lyrik
Der deutschen Lyrik des Impressionismus gingen französische Vorläufer voraus, beispielsweise die beiden Lyriker Charles Baudelaire (1821 – 1867) und Arthur Rimbaud (1854–1891). Besonders in der Lyrik fanden die zuvor erwähnten Stilmittel (Synästhesie, Onomatopoesie, Metaphern und Neologismen) ihre Verwendung.
Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beten ruht –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.
(Detlev von Liliencron, 1985, Schöne Junitage)
In diesem Auszug aus einem zeitgenössischen Gedicht sind einige Neologismen zu finden, z. B. sonnengrün, sonnenweiß, sonnenstill und Morgenfriede. Außerdem wird die Verwendung von Licht (hier die Sonne), Schatten und Farben als Merkmal des Impressionismus deutlich.
Die letzte Strophe dieses Auszugs enthält zudem eine sogenannte wortbildende Onomatopoesie (singen).
Die wortbildende Onomatopoesie ist eine Form der Lautmalerei. Es werden Wörter genutzt, die an den Klang des Gemeinten erinnern beziehungsweise es onomatopoetisch nachbilden.
Die Wellen rauschen, im Hintergrund bellen die Hunde. → „Bellen” und „rauschen” sind wortbildende onomatopoetische Wörter.
Zu erkennen ist, wie ein kurzer Moment an einem idyllischen Ort in der Natur sehr detailliert und sinnlich beschrieben wird. Dafür wurden viele Adjektive verwendet.
Impressionismus – Epik
Um die Impressionen möglichst zeitdeckend zu Papier zu bringen, wurden kurze Prosatexte wie die Novelle und die Skizze bevorzugt.
Der Begriff „Prosa” bezeichnet eine Form der Sprache, die nicht an Reime, Rhythmen oder Verse gebunden ist. Die Prosa wird der Gattung Epik untergeordnet.
Novelle (um lateinischen novus = neu) ist eine kurze Erzählung, der Text geht dabei selten über 100 Seiten hinaus. Sie handelt von einem Ereignis mit zentralem Konflikt. Ursprünglich bezeichnete der Begriff zunächst eine „kleine Neuigkeit”.
Ein Beispiel für eine impressionistische Novelle ist „Leutnant Gustl”, veröffentlicht im Jahr 1901. Geschrieben wurde die Novelle vom österreichischen Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler (1862–1931).
Das Werk besteht fast ausschließlich aus einem inneren Monolog. Diese Eigenschaft stellt eine Neuheit der literarischen Moderne dar. Die Novelle handelt von einem jungen Leutnant, der mit Ängsten, Neurosen und Zwängen (Obsessionen) zu kämpfen hat. Es geht also um Gefühle und Laster, die aus einer subjektiven Perspektive des Protagonisten dargestellt werden.
Ein Einfall war da, die Gestalt tritt hinzu, die dazu dient, den Einfall zu illustrieren, und der Einfall tritt im Laufe der Überlegung, eventuell erst im Laufe der Arbeit hinter der Gestalt zurück.
(Arthur Schnitzler , 1931, Zur Physiologie des Schaffens)
Neben Novellen waren auch Skizzen unter den Schreibenden des Impressionismus beliebt.
Eine Skizze ist im literarischen Sinne eine vorläufige Erstfassung, ein Erstentwurf. Dabei wird der kurze Text sowohl formal als auch stilistisch nur wenig ausgearbeitet.
In eben solchen kurzen Novellen werden spontane Einfälle und Ideen aus dem Moment heraus zu Papier gebracht.
Auch Texte in Form von Tagebucheinträgen wurden genutzt, um subjektive Eindrücke eines vergänglichen Moments festzuhalten. So konnten vor allem emotionale und psychologische Prozesse geschildert werden.
Deutlich wird dies beispielsweise in dem Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge”, der von dem österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke geschrieben und 1908 veröffentlicht wurde. Der Roman setzt sich aus 71 Tagebucheinträgen des Protagonisten Brigge zusammen.
Die Handlung des Werkes ist nicht kontinuierlich, sondern ergibt sich aus kurzen, flüchtigen Aufzeichnungen. Das Werk verfolgt die Absicht (Intention), Brigges Impressionen und innere Konflikte darzustellen. Folglich gibt es keinen typischen Erzähler.
Impressionismus – Dramatik
Zur Jahrhundertwende entstand der Begriff „Dramolett” für kurze dramatische Stücke. In der impressionistischen Literatur bezog sich die Bezeichnung überwiegend auf Einakter.
Ein Einakter ist ein Bühnenstück, das nur aus einem einzigen Akt besteht. Der Zeitumfang ist dabei vergleichsweise gering.
Einakter betonten den Moment und dessen Flüchtigkeit. Ein Beispiel für impressionistische Dramolette ist „Der Tod des Tizian” des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal (1874–1929). Das Stück wurde 1892 erstmals veröffentlicht und fast zehn Jahre später (1901) in München uraufgeführt.
„Der Tod des Tizian” besteht aus nur 347 Versen. Das Dramolette handelt von den Schüler*innen des Malers Tizian, die sich um seinen Gesundheitszustand sorgen. Gianino, ein hübscher Junge, berichtet von einer nächtlichen Erfahrung: Er sei von der Natur gerufen worden und konnte diese uneingeschränkt sinnlich wahrnehmen. Ebenfalls diskutieren die Schüler*innen über die fehlende Schönheit der Stadt.
In dem Werk wird also der Ästhetizismus, die Kunst, die sinnliche Wahrnehmung (Gianinos Erfahrung) sowie die Natur betont. Tizians bevorstehender Tod ist ein präsentes Thema. Hofmannthals Dramolette greift also charakteristische Themen des Impressionismus auf.
Impressionismus – Vertreter
Zu den bekanntesten deutschsprachigen Vertretern impressionistischer Literatur zählen:
- Detlev von Liliencron (1844–1909)
- Arthur Schnitzer (1862–1931)
- Rainer Maria Rilke (1875–1926)
- Stefan Zweig (1881–1942)
- Thomas Mann (1875–1955)
- Hugo von Hofmannsthal (1874–1929)
Den deutschen Lyrikern des Impressionismus gingen französische Dichter*innen voraus. In Frankreich wurde die Strömung des Impressionismus besonders geprägt von:
- Charles Baudelaire (1821–1867)
- Arthur Rimbaud (1854–1891)
- Paul Verlaine (1844–1896)
- Marcel Proust (1871–1922)
- Stéphane Mallarmé (1842–1898)
Impressionismus – Werke
Wichtige Werke der Epoche sind beispielsweise:
- Die Novelle „Leutnant Gustl” von Arthur Schnitzer (1901)
- Das Drama „Jedermann” von Hugo von Hofmannsthal (1911)
- Die Novelle „Tod in Venedig” von Thomas Mann (1911)
- Die Novelle „Fräulein Else” von Arthur Schnitzer (1924)
- Die Novelle „Angst” von Stefan Zweig (1920)
- Das Drama „Elektra” von Hugo von Hofmannsthal (1908)
- Das Drama „Der Tod des Tizian” von Hugo von Hofmannsthal (1901)
- Der Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge” von Rainer Maria Rilke (1908)
Impressionismus Literatur - Das Wichtigste
- Die Literaturströmung des Impressionismus wird zwischen 1890 und 1920 datiert. Sie unterliegt somit der umfassenden Epoche Moderne.
- Impressionist*innen beschäftigten sich mit der subjektiven Schilderung von Momenteindrücken, seelischer Stimmung und der Flüchtigkeit des Augenblicks.
- Die Zeit des Impressionismus ging mit vielen Umbrüchen einher, u.a. eine fortschreitende Industrialisierung und Modernisierung sowie der Erste Weltkrieg.
- Der Impressionismus kann als Reaktion auf den Naturalismus und als Übergang zum Symbolismus verstanden werden.
- unpolitische Themen: Ästhetik, Leben in Scheinwelten, Natur, Liebe, Kunst, Schmerzen, Tod
- Häufig genutzte Stilmittel: Synästhesie, Onomatopoesie, Metaphern, Neologismen
- Detaillierte Beschreibungen des Moments, u.a. mittels Schilderung von Licht, Schatten und Farben.
- Charakteristisch für die Literatur sind die Ich-Perspektive, die erlebte Rede und der innere Monolog.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Impressionismus Literatur
Was sind die Merkmale des Impressionismus?
Im Impressionismus widmete man sich primär der subjektiven Wiedergabe von augenblicklichen Sinneseindrücken, Gefühlen und Gedanken. Die Themen waren unpolitisch. Charakteristisch für impressionistische Literatur sind das Erzählen aus der Ich-Perspektive, sowie die Verwendung von inneren Monologen. In der Lyrik wurden insbesondere Synästhesien, Onomatopoesien, Metaphern und Neologismen verwendet.
In welcher Zeitperiode gab es den Impressionismus?
Die Literaturströmung des Impressionismus erstrecke sich in etwa von 1890 bis 1920. Damit gehört der Impressionismus der übergeordneten Epoche der Moderne an.
Ist der Impressionismus eine Epoche?
Der Impressionismus ist eine Kunst- und Literaturepoche. Da der Impressionismus aber der Epoche Moderne untergeordnet wird, kann er auch als Literaturströmung verstanden werden.
Was ist der Unterschied zwischen Impressionismus und Expressionismus?
Die Themen des Expressionismus waren im Vergleich zum Impressionismus düsterer. Auch im Impressionismus beschäftigte man sich mit Schmerz und Leid, betone jedoch auch die Schönheit des Augenblicks oder der Natur. Während der Impressionismus vom Ästhetizismus geprägt wurde, beschäftigte sich expressionistische Kunst und Literatur mit der „Ästhetik des Hässlichen”.
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