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Naturalismus Literatur – Definition
Der Begriff des Naturalismus in der Literatur stellt Folgendes dar:
Die Literaturepoche des Naturalismus umfasst den Zeitraum von 1880 bis 1900. Das Wort Naturalismus leitet sich vom lateinischen Wort natura ab, das übersetzt Natur bedeutet. Künstler*innen der Epoche verfolgen das Ziel, Gesellschaft und Wirklichkeit möglichst genau und realitätsgetreu abzubilden, auch gesellschaftliche Probleme werden dargestellt und kritisiert.
Naturalismus – Epoche in der Literatur (1880–1900)
Der Naturalismus verläuft parallel zur Literaturepoche des Realismus (1848 bis 1890). Der Unterschied zwischen den Epochen des Naturalismus und des Realismus zeigt sich in der Art und Weise, wie sie Wirklichkeit abbilden: Während Autor*innen des Realismus die Realität verschönt darstellen und die negativen Seiten des alltäglichen Lebens ausblenden, bilden Naturalist*innen die Realität in ihren Werken ungeschönt mit ihren gesellschaftlichen Problematiken und Missständen ab.
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Naturalismus – Historischer Hintergrund
Die Literaturepoche des Naturalismus wird einerseits durch die Armut eines Großteils der Bevölkerung und andererseits durch wissenschaftliche und technische Entwicklungen geprägt. Diese können in der Literatur des Naturalismus auch als Motive zum Einsatz kommen.
Naturalismus Zeitraum – Industrialisierung und Armut
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde stark von der Industrialisierung beeinflusst. Durch die Erfindung der Dampfmaschine wurde die Produktion von Gütern revolutioniert. Während auf dem Land viele Arbeitsplätze verloren gingen, entstanden in den Städten neue Arbeitsplätze. Auf der Suche nach Arbeit zogen Menschen daher massenweise vom Land in die Stadt. Es kam zur sogenannten Landflucht und Verstädterung, in deren Folge auf dem Land weniger Menschen lebten als in der Stadt.
Infolge des hohen Zuzugs in die Städte fand jedoch nicht jeder Suchende einen Arbeitsplatz: Die Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung nahm zu. Außerdem war der verfügbare Wohnraum begrenzt. Große Teile der Bevölkerung lebten in Armut. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren von körperlich anstrengender Arbeit, langen Arbeitstagen und einer geringen Bezahlung geprägt. Krankheiten breiteten sich aus, Alkoholismus, Prostitution und Kriminalität nahmen zu.
Diese sozialen Missstände, die mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert einhergingen, werden auch als soziale Frage bezeichnet.
Deterministisches Menschenbild
Neben der Erfindung der Dampfmaschine und der damit verbundenen Revolution in der Produktion von Gütern veränderte sich durch Einflüsse der Wissenschaft Ende des 19. Jahrhunderts auch das Menschenbild grundlegend. Der Mensch wurde als von äußeren Einflüssen determiniert, also als fremdbestimmt, aufgefasst. Insbesondere die Milieutheorie von Hippolyte Taine hatte großen Einfluss auf dieses Menschenbild.
Als Milieu bezeichnet man das soziale Umfeld und die Umgebung eines Menschen.
Die Milieutheorie geht davon aus, dass der Mensch durch die sozialen Verhältnisse, d. h. durch das Milieu, in das er hineingeboren wird, fremdbestimmt wird. Gemäß der Milieutheorie wird der Mensch, geprägt von äußeren Faktoren, wie die Vererbung von Genen und seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, in seiner Entwicklung und in seinen Entscheidungen stark beeinflusst und eingeschränkt.
Das Menschenbild der Naturalisten unterscheidet sich damit stark von der Auffassung der Realisten: Im Realismus wird dem Menschen ein freier Wille zugesprochen, der Mensch gilt also als autonomes, d. h. selbstständiges Wesen. Vertreter*innen des Naturalismus fassen den Menschen hingegen als von seiner Herkunft fremdbestimmt und abhängig auf.
Auch die Evolutionstheorie von Charles Darwin und die von Sigmund Freud entwickelte Psychoanalyse beeinflussten das Menschenbild nachhaltig.
Evolutionstheorie und Psychoanalyse
Charles Darwin geht in seiner Evolutionstheorie aus dem Jahr 1858/1859 unter anderem davon aus, dass die Evolution von Lebewesen auf einer natürlichen Selektion beruht. Natürliche Selektion meint, dass sich die am besten an die Umwelt angepassten Individuen gegen die weniger angepassten Individuen durchsetzen und erfolgreich fortpflanzen. Die genetischen Merkmale, die für den Reproduktionsvorteil verantwortlich sind, werden an die nächste Generation weitergegeben und sind in dieser in einer höheren Anzahl vorhanden als in der Elterngeneration.
Sigmund Freud geht in seiner Psychoanalyse davon aus, dass die Psyche des Menschen auf zum Teil unbewussten, psychischen Vorgängen beruht. Das einige Jahre später von Freud entwickelte Drei-Instanzen-Modell (1923) nimmt an, dass die Psyche des Menschen aus den drei Instanzen "Es" (Triebe und Bedürfnisse), "Ich" (Kontrollinstanz, Bewusstsein) und "Über-Ich" (Moral und Werte) besteht, die in ständigem Konflikt zueinander stehen.
Im Zuge dieser neuen wissenschaftlichen Perspektiven und Theorien stellten die Menschen das christliche Weltbild infrage und die christliche Religion verlor zunehmend an Bedeutung. Dieser Prozess wird auch als Säkularisierung bezeichnet.
Säkularisierung kommt vom lateinischen saeculum, was "Zeitalter" oder "Jahrhundert" bedeutet. Der Begriff beschreibt die Trennung von Kirche und Staat sowie die abnehmende Bedeutung von Religion im Alltag der Menschen.
Aufführungsverbote
Gesellschaftsschichten wie das Bildungsbürgertum waren empört über die expliziten und ungeschönten Beschreibungen der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse, die auch als Proletariat bezeichnet wird. Die Aufführung einiger literarischer Werke des Naturalismus wurde verboten.
Aufgrund dieser Aufführungsverbote sammelte sich 1889 in Berlin eine Gruppe von jungen naturalistischen Autor*innen, die den Theaterverein "Freie Bühne" gründeten, um den verbotenen Werken im Rahmen des Vereinslebens eine Bühne zu ermöglichen.
Indem der Verein geschlossene Veranstaltungen abhielt, an denen nur Vereinsmitglieder teilnehmen durften, war es möglich, die Aufführungsverbote zu umgehen. Zu den im Theaterverein der "Freien Bühne" erstmalig aufgeführten Werken gehört unter anderem auch das soziale Drama "Die Weber" von Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1892.
Das soziale Drama "Die Weber" ist das bekannteste Werk des deutschen Schriftstellers Gerhart Hauptmann, das das wahre Ereignis des Weberaufstands in Schlesien aus dem Jahr 1844 thematisiert. Aufgrund der sich durch die Industrialisierung verschlechternden Arbeits- und Lebensbedingungen protestierten 1844 schlesische Weber gegen die Fabrikanten.
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Naturalismus Literatur – Merkmale
Merkmale des Naturalismus finden sich vor allem in den Themen, die in der Literatur auftauchten. Vertreter*innen des Naturalismus fokussierten thematisch die durch die industrielle Revolution ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungen. Sie kritisieren den Kapitalismus und stellten sich gegen Besitzstreben, Scheinmoral und sogenanntes falsches Heldentum. Stattdessen legten sie den Fokus auf die Armut städtischer Elendsquartiere sowie gebrochene Existenzen. Durch diesen Fokus forderten die Naturalisten das soziale Mitgefühl mit den unteren Gesellschaftsschichten heraus.
Thematisierung des Hässlichen
Die Werke des Naturalismus beschäftigen sich thematisch mit allem sogenanntem "Hässlichen" des alltäglichen Lebens, wie Armut, Krankheit, Ausbeutung, gescheiterten Existenzen, Alkoholismus und Prostitution. Ziel der Naturalisten war es, die gesellschaftlichen Missstände, die durch die industrielle Revolution entstanden sind bzw. verschärft wurden, möglichst realitätsnah darzustellen und zu kritisieren. Zu den Schauorten naturalistischer Werke gehörten beispielsweise städtische Elendsviertel und Fabriken.
Die Rolle der Herkunft
Der Einfluss der Milieutheorie spiegelt sich auch in den Themen und Motiven des Naturalismus wider, insbesondere in der Wahl der Schauplätze. Jedes kleinste Detail der Schauorte wird beschrieben, um die Bedeutung der Herkunft bzw. des Milieus für die Entwicklung und das Handeln des Menschen hervorzuheben.
Einfluss von Wissenschaft auf Kunst
Um ihrem Anspruch der Abbildung von Wirklichkeit gerecht zu werden, nutzen die Vertreter*innen des Naturalismus eine sachliche und wissenschaftliche Herangehensweise an ihre Werke. Den Einfluss der Wissenschaft auf die Kunst der Epoche lässt sich insbesondere an der von Arno Holz aufgestellten Formel "Kunst = Natur – X" erkennen, die in ihrem Aufbau an mathematische Formeln erinnert.
Genau wie die Wissenschaft sollen literarische Werke in der Epoche des Naturalismus objektive Darstellungen der Wirklichkeit sein. Subjektive Einflüsse wie Meinungen oder Interpretationen des Künstlers oder der Künstlerin sollen so gering wie möglich ausfallen, um eine unverfälschte Abbildung der Realität zu ermöglichen.
Naturalismus Literatur – Sprache
Um die Realität möglichst exakt abzubilden, nutzen die Vertreter*innen des Naturalismus in ihren Werken eine sehr einfache und alltägliche Sprache in Form von Umgangssprache und Dialekt. So verwendet beispielsweise Gerhart Hauptmann in seinem sozialen Drama "Die Weber" (1892) den schlesischen Dialekt, um sein Werk so realistisch wie möglich zu gestalten.
Ich sag' dersch ja. Bis ock nich einfältich. A wird ja gleich kommen. A bringt a scheenes Brotl mit und Kerndlkoffee. – Wenn ock wird Feierabend sein, da nimmt Mutter de Kartuffelschalen, die trägt se zum Pauer, und der gibbt er derfire a scheenes Neegl Puttermilch firsch Jungl.
Durch die Verwendung von Dialekten und Umgangssprache können auch Mitglieder bestimmter gesellschaftlicher Schichten charakterisiert und von anderen Gesellschaftsschichten unterschieden werden. In "Die Weber" (1892) hebt Hauptmann den Unterschied zwischen der Gruppe der Weber und der Gruppe der Fabrikanten hervor, indem die Fabrikanten im Gegensatz zu den Webern keinen Dialekt, sondern Standarddeutsch sprechen.
Noch ein Wort, und ich schicke zur Polizei – augenblicklich. – Ich fackle nicht lange. – Mit euch Jungens wird man doch noch fertig werden. Ich bin doch schon mit ganz andren Leuten fertig geworden.
Der Schreibstil der Epoche des Naturalismus ist von Satzbrüchen, Satzfragmenten und Pausen geprägt, die Bestandteil des Sekundenstils sind. Mit Hilfe des sogenannten Sekundenstils versuchen die Naturalist*innen jedes noch so kleine Detail und jede Wahrnehmung, darunter z. B. optische und akustische Eindrücke, zu beschreiben.
Sinneswahrnehmungen oder Bewegungen wurden "sekundengenau" geschildert, um die Alltagssprache realistisch abzubilden. Dadurch soll die Erzählzeit, also die Zeit, die Leser*innen benötigen, um ein Werk zu lesen, der erzählten Zeit entsprechen. Dabei ist die erzählte Zeit der Zeitraum, in dem die Handlung eines Werkes stattfindet. Wenn, wie beim Sekundenstil, erzählte Zeit und Erzählzeit übereinstimmen, wird von einer Zeitdeckung gesprochen.
In Gerhart Hauptmanns "Bahnwärter Thiel" (1888) stimmt die Erzählzeit mit der erzählten Zeit beispielsweise in folgendem Auszug überein:
Der Zug wurde sichtbar – er kam näher – in unzählbaren, sich überhastenden Stößen fauchte der Dampf aus dem schwarzen Maschinenschlote. Da: ein – zwei – drei milchweiße Dampfstrahlen quollen kerzengrade empor, und gleich darauf brachte die Luft den Pfiff der Maschine getragen. Dreimal hintereinander, kurz, grell, beängstigend. Sie bremsen, dachte Thiel, warum nur? Und wieder gellten die Notpfiffe schreiend, den Widerhall weckend, diesmal in langer, ununterbrochener Reihe.
In dem Beispiel wird die Einfahrt des Zugs detailgenau beschrieben, indem jede optische und jede akustische Wahrnehmung vom Erzähler wiedergegeben wird. Die Lesedauer entspricht der Dauer der Handlung. Der Sekundenstil erzeugt bei Leser*innen das Gefühl, unmittelbar Teil der beschriebenen Situation zu sein. Die beschriebene Handlung erscheint durch ihre Detailliertheit wie durch eine Filmkamera aufgezeichnet.
Außerdem äußert sich der Sekundenstil beispielsweise durch die Verwendung von Dialekten und Umgangssprache, Stottern, Interjektionen (Ausrufen), Sprechpausen und unvollständigen Sätzen, die ebenfalls zu einer realistischen Abbildung der Wirklichkeit beitragen.
Thiel trat vor, um die Strecke überschauen zu können. Mechanisch zog er die rote Fahne aus dem Futteral und hielt sie gerade vor sich hin über die Geleise. – Jesus Christus! war er blind gewesen? »Jesus Christus – o Jesus, Jesus, Jesus Christus! was war das? Dort! – dort zwischen den Schienen … Ha–alt!« schrie der Wärter aus Leibeskräften. Zu spät.
In diesem Beispiel fallen das Stottern der Figur des Thiels sowie seine Ausrufe und seine unvollständigen Sätze auf.
Naturalismus – Literarische Gattungen
In der Epoche des Naturalismus stellt die Dramatik die wichtigste literarische Gattung dar. Lyrik und Epik spielen eine weniger wichtige Rolle für die Vertreter*innen der Epoche.
Naturalismus – Dramatik
Die Dramatik stellt im Naturalismus die wichtigste literarische Gattung dar und das sozialkritische Drama die wichtigste Form der Dramatik. Die Autor*innen der Epoche wählen einen engen Wirklichkeitsausschnitt, um die Realität detailgenau darstellen zu können. Sie konzentrieren sich auf wenige Figuren, deren Charaktere sie detailliert ausarbeiteten, und auf einen analytischen Handlungsaufbau.
Durch Dialekte und Umgangssprache konnte neben der Abbildung von Realität auch die Zugehörigkeit zu bestimmten Gesellschaftsschichten dargestellt werden.
Zahlreiche und detaillierte Regieanweisungen sind in Dramen des Naturalismus besonders auffällig, wie beispielsweise in folgendem Beispiel aus dem Drama "Die Weber" von Gerhart Hauptmann (1892) zu sehen ist.
"Nu?" Als Bäcker sich noch immer nicht entfernt, ungeduldig. "Soll ich nun nachhelfen?"
Unter den dichtgedrängten Webern ist eine Bewegung entstanden. Jemand stößt einen langen, tiefen Seufzer aus. Darauf geschieht ein Fall. Alles Interesse wendet sich dem neuen Ereignis zu.
Durch die Menge an Regieanweisungen wurden naturalistische Dramen stark kritisiert, da die Regieanweisungen dem Drama epische Züge verliehen. Das naturalistische Drama stellt somit eine Mischform von Dramatik und Epik dar.
Naturalismus – Lyrik
Die Lyrik im Naturalismus behandelt häufig die Themen Großstadt, Technik und soziales Elend. Vertreter*innen des Naturalismus lehnten traditionelle Formen der Lyrik ab und verzichteten in ihren Gedichten auf Reimschema und Metrum.
Arno Holz benutzte für seine lyrischen Werke häufig den Sekundenstil. Der Sekundenstil spiegelt sich beispielsweise in dem folgenden Auszug aus seinem Gedicht "Rote Dächer" wider. "Rote Dächer" wurde 1898/1899 in Holz' Lyrikzyklus "Phantasus" veröffentlicht.
Aus den Schornsteinen, hier und da, Rauch,oben, hoch, in sonniger Luft, ab und zu Tauben.Es ist Nachmittag.Aus Mohdrickers Gartern her gackert eine Henne,die ganze Stadt riecht nach Kaffee.
In dem Auszug ist ebenfalls zu erkennen, dass Holz sprachliche Musikalität, Reim und Strophe ablehnte: Das Gedicht verfügt über kein bestimmtes Versmaß und keinen Reim. Stattdessen konzentrierte sich Holz nur auf den Rhythmus. Seine rhythmische Prosalyrik beeinflusste auch den Symbolismus und den Expressionismus.
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Naturalismus – Epik
In der Epik werden kleine epische Formate bevorzugt, dazu gehört beispielsweise die Novelle. Thematisch werden in epischen Werken ebenfalls sozialkritische Themen aufgegriffen und psychologische Einzelheiten berücksichtigt. Auch hier ist der Sekundenstil ein wichtiges Stilmittel, da es den Naturalisten dadurch möglich ist, die Realität im Detail zu erklären.
Eine Novelle ist ein klar strukturierter und geradliniger epischer Text mit erkennbarem Höhe und Wendepunkt, der einen zentralen Konflikt thematisiert.
An vielen Stellen des Werks "Bahnwärter Thiel" von Gerhart Hauptmann (1888) ist der Sekundenstil zu finden, so auch im folgenden Ausschnitt:
Sie war kreidebleich vor Zorn; ihre Lippen zuckten bösartig; sie hatte die Rechte erhoben, senkte sie und griff nach dem Milchtopf, aus dem sie ein Kinderfläschchen voll zu füllen versuchte. Sie ließ jedoch diese Arbeit, da der größte Teil der Milch über den Flaschenhals auf den Tisch rann, halb verrichtet, griff vollkommen fassungslos vor Erregung bald nach diesem, bald nach jenem Gegenstand, ohne ihn länger als einige Augenblicke festhalten zu können ... .
Nicht nur die Handlung, sondern auch die Mimik wird detailgenau beschrieben, wodurch bei Leser*innen ein bildlicher Eindruck des Geschehens erzeugt wird, der einer Aufnahme durch eine Filmkamera ähnelt.
Literatur des Naturalismus – Autoren / Vertreter
Zu den wichtigsten Autoren und Vertretern der Literaturepoche des Naturalismus gehören:
- Arno Holz (1857–1928)
- Gerhart Hauptmann (1862–1946)
- Johannes Schlaf (1862–1941)
- Karl Schönherr (1867–1943)
Naturalismus Literatur – Werke
Zu den wichtigsten Werken der Literaturepoche gehören unter anderem:
- "Das Buch der Zeit" (1886) von Arno Holz
- "Bahnwärter Thiel" (1888) von Gerhart Hauptmann
- "Papa Hamlet" (1889) von Arno Holz und Johannes Schlaf
- "Die Weber" (1892) von Gerhart Hauptmann
Naturalismus - Das Wichtigste
- Die Literaturepoche des Naturalismus umfasst den Zeitraum von 1880 bis 1900.
- Historische Hintergründe der Epoche bilden die Industrialisierung und die damit verbundenen schlechten Lebensverhältnisse der Arbeiter*innen sowie die Milieutheorie von Hippolyte Taine.
- Die Milieutheorie geht davon aus, dass der Mensch von äußeren Umständen, wie Vererbung, Milieu und historischen Umständen fremdbestimmt ist.
- Der Naturalismus stellte eine Radikalisierung des Realismus dar: Naturalist*innen stellten soziales Elend ungeschönt und realitätsgetreu dar und kritisierten soziale Verhältnisse.
- Die Formel der Naturalist*innen lautete Kunst = Natur - X, d. h. die Kunst sollte der Realität möglichst genau entsprechen und alle subjektiven Einflüsse durch den oder die Autor*in (Faktor X) sollten so klein wie möglich gehalten werden.
- Themen und Motive in literarischen Werken des Naturalismus sind unter anderem familiäre Probleme unterer Gesellschaftsschichten, Doppelmoral und Kriminalität.
- Während der Literaturepoche des Naturalismus stellte das Drama die bedeutendste literarische Gattung und das sozialkritische Drama die bedeutendste Form des Dramas dar.
- Die Werke der Epoche lassen sich durch präzise Beobachtungen, den Sekundenstil und eine natürliche Sprache (Dialekt und Umgangssprache) charakterisieren.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Naturalismus Literatur
Wann war der Naturalismus?
Der Naturalismus umfasst die Jahre 1880 bis 1900 und verlief parallel zur Literaturepoche des Realismus (1848 bis 1890).
Was war das Ziel der Literatur im Naturalismus?
Das Ziel der Literatur im Naturalismus war, die Gesellschaft und Wirklichkeit möglichst genau und realitätsgetreu abzubilden. Im Zuge dieser Wirklichkeitsdarstellung wurden auch gesellschaftliche Probleme kritisiert.
Was macht den Naturalismus aus?
Den Naturalismus macht sein Streben nach einer ungeschönten und realistischen Abbildung von Wirklichkeit aus. Dazu gehört auch die Thematisierung des Hässlichen, wie Armut, Krankheit und Elend. Dabei soll die Subjektivität der Vertreter*innen des Naturalismus ihre Werke so wenig wie möglich beeinflussen. Vertreter*innen des Naturalismus üben Kritik an sozialen Missständen und lenken ihren Fokus auf die Probleme des Proletariats.
Welche Themen wählten die Schriftsteller des Naturalismus für ihre Werke?
Schriftsteller des Naturalismus wählten für ihre Werke die eher hässlichen Aspekte der Wirklichkeit wie Armut und Krankheit aus. Zudem thematisierten sie das Elend der Arbeiter*innen und kritisierten soziale Missstände.
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